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Abbildung der Leitfähigkeitsstruktur von Brennstoffzellen ...

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<strong>Abbildung</strong> <strong>der</strong> <strong>Leitfähigkeitsstruktur</strong> <strong>von</strong> <strong>Brennstoffzellen</strong>-Membranen mit höchster Auflösung<br />

Renate Hiesgen, Hochschule Esslingen, Fakultät Grundlagen, Institut für <strong>Brennstoffzellen</strong>technik<br />

(IBZ), Elena Aleksandrova, Emil Roduner, Universität Stuttgart, Institut für Physikalische<br />

Chemie<br />

Zur Weiterentwicklung <strong>von</strong> Materialien für Komponenten in <strong>der</strong> Brennstoffzelle erlangt die Analyse <strong>der</strong> mikroskopischen<br />

strukturellen sowie physikalischen und chemischen Eigenschaften eine zunehmende Bedeutung. Die Hochschule Esslingen<br />

hat in Kooperation mit <strong>der</strong> Universität Stuttgart im Rahmen einer Promotionsarbeit eine Methode entwickelt, mit <strong>der</strong> die<br />

Ionen leitenden Bereiche einer Polymer-Elektrolyt-Membran wie sie z. B. in einer Brennstoffzelle eingesetzt wird, mit einer<br />

Auflösung <strong>von</strong> ca. 10 nm abgebildet und analysiert werden können.<br />

<strong>Brennstoffzellen</strong><br />

Seit die Erdölpreise ständig auf neue<br />

Rekordhöhen steigen spüren wir alle,<br />

dass die Ressource Energie knapper<br />

wird. Da unsere technisierte Welt auf<br />

die Verfügbarkeit <strong>von</strong> Energie angewiesen<br />

ist, wird die Suche nach energieeffizienteren<br />

Technologien und die<br />

Entwicklung neuer, <strong>von</strong> fossilen Energieträgern<br />

unabhängiger, Technologien,<br />

immer dringen<strong>der</strong>. Eine energieeffiziente<br />

Möglichkeit zur Wandlung <strong>von</strong><br />

chemischer Energie in elektrische Energie<br />

ist die Brennstoffzelle. Sie wurde<br />

schon 1839 <strong>von</strong> W. R. Grove erfunden,<br />

wird aber abgesehen <strong>von</strong> Nischenanwendungen<br />

erst in den letzten Jahren<br />

auch für einen breiten Markt weiterentwickelt.<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> <strong>Brennstoffzellen</strong><br />

wird für die Anwendung in<br />

Fahrzeugen in Kombination mit Elektromotoren,<br />

in stationären Anlagen zur<br />

Erzeugung elektrischer Energie o<strong>der</strong> für<br />

den transportablen Einsatz als Batterieersatz<br />

verfolgt.<br />

Prinzip <strong>der</strong> Brennstoffzelle<br />

<strong>Brennstoffzellen</strong> wandeln chemische<br />

Energie, die z. B. in Wasserstoff o<strong>der</strong><br />

Methanol steckt, direkt in elektrische<br />

Energie um. Dabei wird <strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />

nicht wie bei einer Wärme-Kraft-<br />

Maschine durch den Carnot-Prozess<br />

bestimmt, son<strong>der</strong>n liegt in vielen Fällen<br />

höher. Es gibt verschiedene Typen<br />

<strong>von</strong> <strong>Brennstoffzellen</strong>, die sich durch<br />

die die Betriebstemperatur und damit<br />

auch durch die verwendeten Materialien,<br />

insbeson<strong>der</strong>e auch des Ionenleiters,<br />

deutlich unterscheiden. Das<br />

Funktionsprinzip ist aber immer gleich<br />

und soll hier an Hand einer Wasserstoff<br />

(H 2 )-/Sauerstoff (O 2 )-Brennstoffzelle erklärt<br />

werden (Abb. 1).<br />

Eine H 2 /O 2 -Brennstoffzelle besteht<br />

aus zwei Kammern, die mit Wasserstoff<br />

bzw. Sauerstoff o<strong>der</strong> Luft gefüllt sind.<br />

Die beiden Gasräume werden durch<br />

einen Ionen leitenden Elektrolyten,<br />

<strong>der</strong> keine Leitfähigkeit für Elektronen<br />

besitzt, getrennt. Diese Elektrolytmembran<br />

ist auf beiden Seiten mit einer<br />

Elektrode beschichtet. Auf <strong>der</strong> Wasserstoffseite<br />

findet an <strong>der</strong> Grenzfläche<br />

Elektrode/Membran eine so genannte<br />

elektrochemische Reaktion statt. Dadurch<br />

wird <strong>der</strong> Wasserstoff in Elektronen<br />

und Protonen (Wasserstoffionen)<br />

zerlegt. Diese Reaktion findet an den<br />

zugesetzten Katalysator-Nanopartikeln,<br />

die aus Platin o<strong>der</strong> platinhaltigen<br />

Metallen bestehen, statt. Die Protonen<br />

wan<strong>der</strong>n durch die Membran zur an<strong>der</strong>en<br />

Seite, die Elektronen wan<strong>der</strong>n<br />

durch den Draht zur an<strong>der</strong>en Seite und<br />

können dort Nutzarbeit verrichten. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite findet eine komplementäre<br />

elektrochemische Reaktion<br />

statt, hier wird aus den ankommenden<br />

Protonen, den Elektronen und den dort<br />

vorhandenen Sauerstoffionen Wasser<br />

erzeugt.<br />

Abb. 1: Funktionsprinzip einer H 2 /O 2 -Brennstoffzelle:<br />

Die H 2 -Moleküle werden an <strong>der</strong><br />

Grenzfläche Elektrode/Elektrolyt elektrochemisch<br />

in Protonen (H + -Ionen) und Elektronen<br />

zerlegt (Potential: 0 V vs. NHE). Die<br />

Protonen können durch den Elektrolyten<br />

zur Sauerstoffseite wan<strong>der</strong>n, die Elektronen<br />

fliessen durch den äusseren Stromkreis dorthin.<br />

Auf <strong>der</strong> Sauerstoffseite nehmen die O 2 -<br />

Moleküle ein Elektron auf (Potential:1,2<br />

V vs. NHE), die O 2 - -Ionen verbinden sich<br />

mit den ankommenden Protonen zu Wasser.<br />

Zwischen den Elektroden entsteht eine<br />

nutzbare Spannung <strong>von</strong> (maximal) 1,2 V.<br />

Für die Anwendung als Kraftwerk<br />

sind vor allem Hochtemperaturbrennstoffzellen<br />

geeignet (SOFC), die bei<br />

Temperaturen <strong>von</strong> 800°C bis 1000°C<br />

arbeiten und aus keramischen Materialien<br />

bestehen. In den so genannten<br />

Polymer-Elektrolyt-<strong>Brennstoffzellen</strong><br />

(PEMFC), die bei Temperaturen um die<br />

80°C betrieben werden, besteht <strong>der</strong><br />

Elektrolyt aus einem Ionen leitenden<br />

Polymer, in den meisten Anwendungen<br />

wird Nafion (Dupont) benutzt.<br />

Nafion<br />

Prof. Dr. R. Hiesgen (rechts),<br />

Dipl. Chem. E. Aleksandrova<br />

Bei Nafion (Dupont) handelt es sich<br />

um ein perfluoriertes Polymergrundge-<br />

- + rüst, an das SO -Ionen und H -Gegen-<br />

3<br />

ionen gebunden sind. Dadurch erhält<br />

das Polymer Wasser liebende (hydrophile)<br />

und Wasser abweisende (hydrophobe)<br />

Bereiche. Bei <strong>der</strong> Herstellung<br />

lagern sich die hydrophilen Bereiche<br />

zusammen und bilden ein Netzwerk,<br />

das man sich ähnlich wie einen<br />

Schwamm vorstellen kann (Abb. 2).<br />

Die hydrophoben Teflonketten dienen<br />

<strong>der</strong> Stabilität. Diese hydrophilen Bereiche<br />

sind Protonen leitend, besitzen<br />

aber keine Leitfähigkeit für Elektronen.<br />

Wichtig für eine hohe Effizienz <strong>der</strong><br />

Brennstoffzelle ist eine große Leitfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Nafionmembran. Außerdem<br />

muss sie für die Zeitdauer <strong>der</strong> vorgesehenen<br />

Anwendung (mindestens 3000<br />

Betriebsstunden) alterungsbeständig<br />

gegen eine chemische Zersetzung sein.<br />

Alterungsprozesse werden u. a. durch<br />

Inhomogenitäten <strong>der</strong> Membran, die<br />

horizonte 31 / Dezember 2007 - 3 -


Abb. 2: Schema <strong>der</strong> Messanordnung: die Nafionmembran<br />

als Protonen leiten<strong>der</strong> Elektrolyt ist auf <strong>der</strong> Unterseite mit<br />

einer Elektrode beschichtet, die AFM-Spitze fungiert als<br />

Nanoelektrode auf <strong>der</strong> Oberseite. Der Protonenstrom<br />

durch die Membran wird gemessen<br />

hohe lokale Stromdichten zur Folge<br />

haben können, beschleunigt. Auch<br />

ein mangelhafter Kontakt zwischen<br />

Ionen leitfähigen Bereichen und Katalysatorpartikeln<br />

kann eine vermin<strong>der</strong>te<br />

Effizienz bedeuten. Da an <strong>der</strong> Membrangrenzfläche<br />

die entscheidenden<br />

elektrochemischen Prozesse stattfinden,<br />

wird schon seit längerer Zeit versucht,<br />

die mikroskopische Struktur <strong>der</strong><br />

Nafiongrenzflächen aufzuklären. Die<br />

Morphologie <strong>von</strong> Nafion ist durch makroskopische<br />

Verfahren wie Röntgen-<br />

Kleinwinkel- o<strong>der</strong> Neutronenstreuung<br />

gut untersucht worden. Dadurch sind<br />

die mittleren Strukturgrößen bekannt:<br />

in <strong>der</strong> Membran bilden sich Ionencluster<br />

aus Sulfonsäureionen, die eine<br />

mittlere Größe <strong>von</strong> ca. 4 nm besitzen<br />

und untereinan<strong>der</strong> durch ca. 1 nm große<br />

Kanäle verbunden sind [1]. Erst in<br />

jüngerer Zeit wurden direkt abbildende<br />

Verfahren auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Rasterkraftmikroskopie<br />

eingesetzt. Erste Versuche,<br />

die Ionenleitfähigkeit mittels ortsaufgelöster<br />

Impedanzspektroskopie zu messen,<br />

haben nur eine Ortsauflösung <strong>von</strong><br />

ca. 100 nm erreicht [2]. In jüngster Zeit<br />

gibt es weitere Arbeitgruppen, die ähnliche<br />

Messungen wie hier vorgestellt<br />

durchgeführt haben [3,4].<br />

Rasterkraftmikroskopie im Kontakt-<br />

Mode<br />

Das Messsystem des Rasterkraftmikroskopes<br />

(engl. Atomic Forced Microscope,<br />

AFM) besteht aus einem wenige<br />

Mikrometer langen Fe<strong>der</strong>balken, <strong>der</strong><br />

am Ende eine scharfe Spitze (Sonde)<br />

besitzt, die aus Silicium o<strong>der</strong> Siliciumnitrid<br />

besteht. Mit dieser Sonde wird<br />

die Oberfläche abgetastet. Der Krümmungsradius<br />

<strong>der</strong> Spitze beträgt ungefähr<br />

10 nm. Wird diese Spitze in die<br />

Nähe <strong>der</strong> Probenoberfläche gebracht,<br />

gibt es eine Verbiegung des Fe<strong>der</strong>balkens<br />

durch Kräfte zwischen Probe und<br />

Sonde, die in erster Näherung durch<br />

Hookes Gesetz beschrieben werden<br />

- 4 -<br />

kann. Die Verbiegung<br />

des Fe<strong>der</strong>balkens wird<br />

optisch durch die Wan<strong>der</strong>ung<br />

eines <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Rückseite <strong>der</strong> Spitze reflektierten<br />

Laserstrahles,<br />

<strong>der</strong> auf eine zweigeteilte<br />

Fotodiode fällt, gemessen.<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Probe<br />

wird so geregelt, dass<br />

die Verbiegung und damit<br />

die Kraft, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>balken<br />

auf die Oberfläche<br />

drückt, konstant<br />

bleibt. Dies geschieht<br />

durch die Bewegung <strong>der</strong><br />

Probe mittels piezokeramischer Elemente,<br />

die eine Bewegung in x, y, und<br />

z-Richtung ermöglichen. Die Probe<br />

folgt dem Oberflächenprofil und beim<br />

Abscannen <strong>der</strong> Probenoberfläche kann<br />

so die Topographie einer Fläche gemessen<br />

werden. Zur simultanen Messung<br />

des Stromes wird eine leitfähige<br />

AFM-Spitze benötigt.<br />

Messmethode und Aufbau mit dem<br />

Rasterkraftmikroskop<br />

Die neu entwickelte Messmethode<br />

basiert auf einem Rasterkraftmikro-<br />

skop, das mit einer leitfähigen platinbeschichteten<br />

Messspitze ausgerüstet<br />

ist. Das Messprinzip ist in Abb. 2 dargestellt:<br />

zur Messung wird eine nur<br />

einseitig mit einer Elektrode beschichtete<br />

Nafion 112 Elektrolyt-Membran<br />

verwendet. Die Elektrode besteht aus<br />

einer Mischung <strong>von</strong> Platinkatalysatorteilchen<br />

und Nafion und liegt zur<br />

Kontaktierung auf einem Platinblech<br />

auf. Auf <strong>der</strong> unbeschichteten oberen<br />

Membranseite dient die AFM-Spitze<br />

als Nanoelektrode. Beim Anlegen einer<br />

genügend großen Spannung wird<br />

an <strong>der</strong> unteren Elektrode Wasser unter<br />

Sauerstoffentwicklung oxidiert. Dabei<br />

entstehen Protonen, die durch die Polymer-Elektrolyt-Membran<br />

zur an<strong>der</strong>en<br />

Seite wan<strong>der</strong>n. Dieser Strom durch die<br />

Membran kann nur fließen, wenn eine<br />

Ionen leitende Verbindung zur an<strong>der</strong>en<br />

Membranseite existiert. Dort ist zunächst<br />

keine Elektrode vorhanden, an<br />

<strong>der</strong> die Protonen wie<strong>der</strong> reagieren können.<br />

Erst wenn die als Kathode fungierende<br />

AFM-Spitze diesen Bereich kontaktiert,<br />

können die Protonen mit dem<br />

Sauerstoff <strong>der</strong> Umgebung wie<strong>der</strong> zu<br />

Wasser reagieren. In diesem Fall fließt<br />

ein Strom durch die Spitze und kann<br />

gemessen werden. Eine solche Reaktion<br />

kann daher nur stattfinden, wenn<br />

Abb. 3: Experimenteller Aufbau: Die linke Seite zeigt das Rasterkraftmikroskop in <strong>der</strong> Klimakammer,<br />

rechts ist die messbereite Flüssigkeitszelle zu sehen<br />

Abb. 4: Vergleich <strong>der</strong> simultan aufgenommenen Oberflächentopografie (linke Seite) und<br />

<strong>der</strong> Stromverteilung auf einer Nafion 112-Membran. Es ist keine Korrelation zwischen<br />

Stromverteilung und Struktur feststellbar<br />

horizonte 31/ Dezember 2007


In <strong>der</strong> Druckversion mit Annonce <strong>von</strong><br />

Firma Bosch belegt.<br />

horizonte 31 / Dezember 2007 - -


Abb. : Stromverteilung auf einer Nafion 112 Membran bei 48 % Feuchtigkeit, es sind<br />

große nicht leitende Bereiche erkennbar, das Linienprofil zeigt einen Schnitt durch das<br />

Strombild entlang <strong>der</strong> markierten Linie, zwischen den leitfähigen Kanälen sinkt <strong>der</strong> Strom<br />

auf Null<br />

sich die Spitze auf einem ionenleitfähigen<br />

Bereich <strong>der</strong> Oberfläche befindet,<br />

<strong>der</strong> durch das Netzwerk Kontakt zur<br />

an<strong>der</strong>en Elektrode hat. Befindet sich<br />

die Spitze über einem <strong>der</strong> hydrophoben,<br />

nicht leitfähigen Bereiche findet<br />

kein Stromfluss statt.<br />

Die Eigenschaften <strong>der</strong> Nafionmembran<br />

hängen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit<br />

ab. Daher befindet sich <strong>der</strong> AFM-Messkopf<br />

mit <strong>der</strong> Probe in einer Klimakammer<br />

mit konstanter Luftfeuchtigkeit.<br />

Für die Experimente wird ein kommerzielles<br />

AFM benutzt, das mit einer<br />

Flüssigkeitszelle und einer internen<br />

Spannungsquelle ausgestattet ist (Abb.<br />

3). Der Strom durch die AFM-Spitze<br />

wird extern über einen selbstgebauten<br />

Strom-Spannungsverstärker gemessen<br />

und über einen freien Eingangskanal<br />

des Gerätes zusammen mit den gleichzeitig<br />

gemessenen Topographiedaten<br />

durch den Computer aufgezeichnet.<br />

Alle Experimente wurden an Nafion<br />

112-Membranen durchgeführt, die mittels<br />

Trockensprühverfahren im Institut<br />

für Technische Thermodynamik, DLR,<br />

Stuttgart, einseitig mit kommerziellem<br />

Pt-Katalysator (1.0 mg cm –2 ) beschichtet<br />

worden sind.<br />

Analyse <strong>der</strong> Ionen leitenden Bereiche<br />

Die Topographiemessungen zeigen<br />

eine für Kunststoffe typische leicht<br />

gewellte Oberfläche. Wie in Abb. 4<br />

deutlich wird ist keinerlei Korrelation<br />

<strong>der</strong> Strombil<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Oberfläche ersichtlich.<br />

Dies ist nicht überraschend,<br />

da die Morphologie stark durch das<br />

Herstellungsverfahren <strong>der</strong> Membran<br />

geprägt wird und nicht durch ihre mikroskopische<br />

Struktur. Bei 2 % Luftfeuchtigkeit<br />

sieht die Stromverteilung<br />

sehr inhomogen aus, es gibt sehr große<br />

- 6 -<br />

Bereiche, in denen kein Strom fließt<br />

und an<strong>der</strong>e Bereiche, in denen eine<br />

Vielzahl <strong>von</strong> kleinen und auch größeren<br />

leitfähigen Flächen zu erkennen ist.<br />

Diese leitfähigen Bereiche o<strong>der</strong> Kanäle<br />

sind Stellen, an denen das Protonen<br />

leitfähige Netzwerk an die Membranoberfläche<br />

tritt und eine Protonenleitung<br />

durch die Membran stattfinden<br />

kann. Zwischen diesen Bereichen sinkt<br />

<strong>der</strong> Strom praktisch auf Null, was bedeutet,<br />

dass sich auf den übrigen, z. Teil<br />

hydrophoben, Flächen kein Wasserfilm<br />

befindet, <strong>der</strong> eine Querleitfähigkeit<br />

zwischen zwei leitenden Bereichen<br />

verursachen könnte. Dies ist in dem Linienprofil<br />

in Abb. , das einen Schnitt<br />

durch das Strombild <strong>der</strong> Abb. zeigt,<br />

deutlich sichtbar. Die kleinsten Bereiche<br />

o<strong>der</strong> Kanäle haben im Bild einen<br />

Durchmesser <strong>von</strong> ca. 10 nm. Da dies<br />

<strong>der</strong> Kontaktfläche <strong>der</strong> AFM-Spitze entspricht<br />

und die Auflösung somit durch<br />

die Größe <strong>der</strong> AFM-Spitze bestimmt<br />

ist, gibt es möglicherweise noch kleinere<br />

leitfähige Kanäle. Tunnelmikroskopische<br />

Bil<strong>der</strong> <strong>von</strong> Nafion zeigen<br />

einen Durchmesser <strong>von</strong> ungefähr 1 nm<br />

für eine Sulfonsäuregruppe [ ]. Durch<br />

den molekularen Aufbau des Nafion ist<br />

zu erwarten, dass <strong>der</strong> mittlere Abstand<br />

zwischen zwei Sulfonsäuregruppen<br />

ca. 3 nm beträgt. Es ist daher unwahrscheinlich,<br />

dass in den Bereichen, in<br />

denen kein Strom fließt, keine Protonen<br />

leitenden Bereiche vorhanden<br />

sind. Modelle über das Verhalten <strong>von</strong><br />

Nafion sowie auch Vergleiche <strong>von</strong><br />

Messungen bei unterschiedlicher Luftfeuchte<br />

deuten darauf hin, dass es je<br />

nach Feuchtgehalt <strong>der</strong> Membran Kanäle<br />

gibt, die nicht mit Wasser gefüllt sind<br />

und daher keine Ionenleitung zeigen,<br />

die sich aber bei steigendem Wassergehalt<br />

füllen und dann ebenfalls leitfähig<br />

werden. Durch Interpolation <strong>der</strong><br />

bisherigen Ergebnisse zeigt sich, dass<br />

die hier gemessene leitfähige Fläche<br />

bei einer Feuchtigkeit <strong>von</strong> unter 30 %<br />

verschwindend klein wird. Die mittlere<br />

Leitfähigkeit, die aus den hoch aufgelösten<br />

Strombil<strong>der</strong>n berechnet werden<br />

kann, stimmt mit Vergleichsdaten aus<br />

makroskopischen Leitfähigkeitsmessungen<br />

überein [6,7]. Einen ähnlichen<br />

Effekt erhält man auch durch Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> angelegten Spannung, da ein<br />

Stromfluss immer auch mit einem Wassertransport<br />

verbunden ist, sind auch<br />

bei höherer Spannung mehr leitfähige<br />

Kanäle vorhanden (Abb. 6).<br />

Die signifikante Inhomogenität <strong>der</strong><br />

Leitfähigkeit, die offenbar auch bei<br />

höheren Feuchtigkeitsgehalten nicht<br />

verschwindet, kann im Betrieb <strong>der</strong><br />

Brennstoffzelle zu lokal erhöhten Strömen<br />

und damit verbundener Erwärmung<br />

sowie einer erhöhten Alterung<br />

<strong>der</strong> Membran führen. Die Existenz <strong>von</strong><br />

Bereichen ohne signifikante Leitfähigkeit<br />

kann bedeuten, dass teure Edelmetallkatalysatorpartikel<br />

hier inaktiv sind<br />

und nicht zum Strom beitragen können.<br />

AFM-Messungen an verän<strong>der</strong>ten<br />

o<strong>der</strong> neuartigen Membranmaterialien<br />

können somit direkt zur Entwicklung<br />

<strong>von</strong> effizienteren <strong>Brennstoffzellen</strong> beitragen.<br />

Sie liefern aber auch Daten für<br />

verbesserte Simulationsmodelle.<br />

Abb. 6: Messungen <strong>der</strong> ionisch leitfähigen Bereiche auf Nafion 112 bei einer Feuchtigkeit<br />

<strong>von</strong> 48% und einer an die AFM-Spitze angelegten Spannung <strong>von</strong> a) – b) +0.9 V; c) +1.2 V.<br />

horizonte 31/ Dezember 2007


För<strong>der</strong>ung und Kooperationen<br />

Die Arbeiten sind Teil <strong>der</strong> laufenden<br />

Promotionsarbeit <strong>von</strong> Dipl. Chem. Elena<br />

Aleksandrova, die seit 200 Doktorandin<br />

im Institut für Physikalische<br />

Chemie <strong>der</strong> Universität Stuttgart ist,<br />

das <strong>von</strong> Prof. Dr. Emil Roduner geleitet<br />

wird. Die Entwicklung <strong>der</strong> Messmethode<br />

und die Arbeiten werden im Labor<br />

für Rastersondenmikroskopie <strong>der</strong><br />

Hochschule Esslingen durchgeführt.<br />

Es besteht eine enge Kooperation mit<br />

Prof. Dr. K. Andreas Friedrich, Institut<br />

für Technische Thermodynamik (ITT)<br />

des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) in Stuttgart, <strong>der</strong> die<br />

präparierten und mit Elektroden beschichteten<br />

Membranen zur Verfügung<br />

stellt. Eine langjährige Kooperation<br />

besteht mit Prof. Dr. Dieter Meissner<br />

(Fachhochschule Wels und Linzer Institut<br />

für Organische Solarzellen, Johannes-Kepler-Universität<br />

Linz, Österreich).<br />

Diese Arbeiten sind eine Weiterentwicklung<br />

des Projektes, dass in<br />

unserem letzten horizonte-Artikel dargestellt<br />

worden ist. Damals war das<br />

Thema die simultane Messung <strong>von</strong> Topografie<br />

und Fotostrom auf Halbleitern<br />

In <strong>der</strong> Druckversion mit Annonce <strong>von</strong><br />

Firma Brückner Trockentechnik GmbH<br />

belegt.<br />

sowie die Entwicklung einer Messmethode<br />

zur nanometrischen Analyse <strong>der</strong><br />

Sauerstoffreduktion an Katalysatorpartikeln<br />

für <strong>Brennstoffzellen</strong>elektroden.<br />

Dazu wurde ein Rastertunnelmikroskop<br />

eingesetzt, das mittlerweile durch<br />

ein Rasterkraftmikroskop mit leitfähiger<br />

Spitze ersetzt worden ist.<br />

Preise und Auszeichnungen<br />

Das hier vorgestellte Projekt hat bereits<br />

einige Auszeichnungen erhalten.<br />

Elena Aleksandrova hat auf <strong>der</strong> Tagung<br />

“10th Ulm Electrochemical Talks” im<br />

Juni 2006 den Posterpreis erhalten. Mit<br />

ihrem Vortrag im Frühjahr 2007 konnte<br />

sie auch einen Preis im europäischen<br />

Wettbewerb „DSM Science & Technology<br />

Awards 2007“ erlangen.<br />

Auf <strong>der</strong> f-cell 2007-Tagung in Stuttgart<br />

wurden die Universität Stuttgart<br />

und die Hochschule Esslingen für das<br />

Projekt mit einem Son<strong>der</strong>preis „f-cell<br />

award“ für studentische Projekte ausgezeichnet.<br />

Für die Weiterführung <strong>der</strong> Forschungsarbeiten<br />

wurde ein gemeinsamer<br />

DFG-Antrag gestellt.<br />

Literatur<br />

[1] T. D. Gierke, G. E. Munn, F. C.<br />

Wilson, J. Polym. Sci., Polym. Phys.<br />

1981, 19, 1687.<br />

[2] R. O’Hayre, M. Lee and F. B. Prinz,<br />

J. Appl. Phys. 2004, 9 , 8382.<br />

[3] D. A. Bussian, J. R. O’Dea, Horia<br />

Metiu, S. K. Buratto, Nanoletters,<br />

2007, 7, 227-232.<br />

[4] X. Xie, O. Kwon, Da-Ming Zhu, T.<br />

V. Nguyen and G. Liu, J. Phys. Chem.<br />

B, 2007, 111, 6134-6140.<br />

[ ] R. Hiesgen, D. Eberhard, E. Aleksandrova,<br />

K. A. Friedrich, Fuel Cells,<br />

2006, 6, 42<br />

[6]E. Aleksandrova, R. Hiesgen, K. A.<br />

Friedrich, E. Roduner, Chem. Phys.<br />

Chem., 2007, 8, 19- 22.<br />

[7]E. Aleksandrova, R. Hiesgen, K. A.<br />

Friedrich, E. Roduner, Phys. Chem.<br />

Chem. Phys., 2007, 9, 273 .<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Renate Hiesgen, Hochschule<br />

Esslingen, Fakultät Grundlagen, Kanalstr.<br />

33, 73728 Esslingen, Tel.: (0711)<br />

397-3414, E-Mail: renate.hiesgen@hsesslingen.de<br />

horizonte 31 / Dezember 2007 - 7 -

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