Karlheinz Gerlach Die friderizianische Armee und die Freimaurerei ...

Logenarchive gelangten in Krieg und Nachkrieg nach Auslagerung, Verbringung in die UdSSR
und Übergabe an die DDR Anfang der neunziger Jahre in das Geheime Staatsarchiv Preußischer
Kulturbesitz, Berlin-Dahlem. 5 Die Archivalien umfassten anfänglich 1400 lfd. Meter (150 000
Akteneinheiten). Die Altpreußischen Logen als Eigentümer schlossen Depositalverträge mit dem
Geheimen Staatsarchiv, wonach ihre Bestände in dessen Obhut blieben. Verglichen mit dem
Geheimen Staatsarchiv besitzen andere deutsche und ausländische Archive nur wenige Akten zu
den brandenburg-preußischen Logen. Die gleichfalls Mitte der dreißiger Jahre beschlagnahmten
alten und reichen Logenbibliotheken stehen zum Teil in der Masonischen Abteilung der
Universitätsbibliothek Poznań in Schloss Ciążeń. 6 Die bedeutendste masonische Bibliothek in
Deutschland besitzt das Freimaurer Museum Bayreuth. 7
Die Öffnung der Logenarchive, für deren Nutzung indes eine Erlaubnis der Großloge
erforderlich ist, bahnte Anfang der neunziger Jahre den Weg zu einer unabhängigen Forschung. 8
Ist schon die Geschichte der Freimaurerlogen in Deutschland nur teilweise aufgearbeitet, trifft
das noch mehr auf den Gegenstand dieses Aufsatzes zu. Freimaurerische Autoren befassten sich
mit der Militärthematik lediglich im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen und den
Feldlogen. 9 Über die Freimaurer in der preußischen Armee ist wenig bekannt. Zu der Feststellung
Versuch einer Standortbestimmung. Hrsg. Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“
im Verband der Vereinigten Großlogen von Deutschland Bruderschaft der Freimaurer.
Schriftleitung und Zusammenstellung: Werner Schwartz, GNML „3WK“, Berlin 2002, 3 Bde.
5 Renate Endler, Die Freimaurerbestände im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz,
Abteilung Merseburg, in: Aufklärung und Geheimgesellschaften. Freimaurer, Illuminaten und
Rosenkreuzer. Ideologie, Struktur und Wirkungen. Internationale Tagung 22./23. Mai 1992 an
der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Hrsg. Helmut Reinalter, Bayreuth 1992, S. 103-107;
Renate Endler/Elisabeth Schwarze-Neuß, Die Freimaurerbestände im Geheimen Staatsarchiv
Preußischer Kulturbesitz. Bd. I Großlogen und Protektor, Freimaurerische Stiftungen und
Vereinigungen, Bd. II Tochterlogen, Frankfurt/Main 1996 (= Schriftenr. der Internationalen
Forschungsstelle „Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850“, Hrsg. Helmut
Reinalter, Bd. 22); Kornelia Lange, Die Freimaurerarchivalien im Geheimen Staatsarchiv
Preußischer Kulturbesitz, in: Aus der Arbeit des Geheimen Staatsarchivs Preußischer
Kulturbesitz, Hrsg. Jürgen Kloosterhuis, Berlin 1996, S. 263-271 (= Veröffentlichungen aus den
Archiven Preußischer Kulturbesitz. Arbeitsberichte, Bd. 1); Renate Endler, Die Bearbeitung der
Freimaurerbestände im ehemaligen Zentralen Staatsarchiv, Abt. Merseburg, in: Europa in der
Frühen Neuzeit. Festschrift für Günter Mühlpfordt. Hrsg. Erich Donnert, Bd. 4,
Weimar/Köln/Wien 1997, S. 509-520; Karlheinz Gerlach, Die Freimaurerakten des 18.
Jahrhunderts. Eine unbekannte Quelle der Personen- und Familiengeschichte in Brandenburg-
Preußen, in: Herold-Jahrbuch. Neue Folge, 3. Bd., 1998, S. 9-26; Helmut Reinalter (Hrsg.), Die
deutschen und österreichischen Freimaurerbestände im Deutschen Sonderarchiv in Moskau
(heute Aufbewahrungszentrum der historisch-dokumentatorischen Kollektionen, Frankfurt am
Main/Berlin/Bern 2002 (= Schriften der internationalen Forschungsstelle „Demokratische
Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850“, Bd. 33. Hrsg. Helmut Reinalter).
6 Andrzej Karpowicz, Die Freimaurersammlung in der Universitätsbibliothek Posen, in: Quatuor
Coronati Jahrbuch, Bd. 30 (1993), S. 111-115; ders., Katalog druków współczesnych w zbiorach
masońskich biblioteki uniwersyteckiej w Poznaniu. Ed. Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w
Poznaniu. Prace Biblioteki Uniwersyteckiej, Nr 23, Nîmes/Poznań 2000.
7 Schneider, Deutsche Freimaurer Bibliothek (wie Fn 1).
8 Eine Ausnahme bildete Gerhard Steiner, Freimaurer und Rosenkreuzer – Georg Forsters Weg
durch Geheimbünde. Neue Forschungsergebnisse auf Grund bisher unbekannter Archivalien,
Berlin 1985, also der damals archivalisch erst teilweise erschlossenen Freimaurerbestände im
Zentralen Staatsarchiv der DDR, Abteilung Merseburg.
9 Carl Schulze, Preußische Feld-Logen, in: Zirkelkorrespondenz, 9. Jg. (1880), S. 324-339; Erich
Taute, Gebhard Leberecht von Blücher. Der Held der Befreiungskriege. Eine Skizze, Ulm 1882;