Karlheinz Gerlach Die friderizianische Armee und die Freimaurerei ...

von Karl Demeter im Jahre 1965, dass „zahllose Generäle und sonstige hohe Offiziere des 18.
und 19. Jahrhunderts“ den Logen angehört hätten 10 , ließ sich bisher nichts hinzufügen.
Der Autor greift in dem vorliegenden Aufsatz den militärischen Aspekt im Zusammenhang
seiner umfassenden gesellschaftsgeschichtlichen Untersuchung „Freimaurer im Alten Preußen
1738-1806“ auf. 11 Untersucht werden diejenigen altpreußischen Logen, die bis 1793/1795, bis
zum Frieden von Basel (ohne Ansbach-Bayreuth und Neuchâtel) und bis zur Dritten Polnischen
Teilung (ohne Süd- und Neu-Ostpreußen) zum preußischen Staatsgebiet gehörten. Die Eckdaten
sind die Aufnahme Friedrichs II. in den Freimaurerbund 1738 und der Zusammenbruch des
friderizianischen Preußens 1806 bei Jena und Auerstedt.
Die sozialgeschichtliche und prosopographische Untersuchung stützt sich auf die erstmals
durchgesehenen Logenarchivalien wie Gründungsakten, Versammlungsprotokolle, Matrikel und
Jahresmitgliederlisten, die Akten der Repräsentanten, die Korrespondenz, in die Aktenbände
eingebundene, meist unikale Druckschriften (Jubiläumsschriften, Logenreden, Gedichte) und die
Rituale (Vorschriften für die Versammlungen der verschiedenen Grade, für Feiern, Fest- und
Trauerlogen, für die Logenbeamten).
Geschichte der Freimaurerei im Alten Preußen
Die Freimaurerei ist ein Geschöpf der Englischen Revolution des 17. Jahrhunderts. 12 Ihre
philosophischen und politischen Grundlagen waren die Frühaufklärung und die parlamentarische
Monarchie, organisatorisch folgte sie den alten Steinmetzinnungen (lodges) und deren
Terminologie und Brauchtum. Die Freimaurer – Angehörige des Bürgertums und des Neuen
Adels – wollten religiösen Streit und Politik aus den Logen heraushalten, religiöse Toleranz,
Wilhelm Wald, Feldmarschall v. Blücher, General v. Scharnhorst und General v. Belling in ihren
Beziehungen zur Großen Landesloge, in: Zirkelkorrespondenz, 37. Jg. (1908), S. 194-198;
Schreiber, Claudius Franz Joseph Le Bauld de Nans. Ein Maurerleben, in: Am rauhen Stein, 10.
Jg. (1913), S. 151-157; Wilhelm Wald, Zum Andenken an den früheren Ordensmeister Levin v.
Geusau, in: Zirkelkorrespondenz, 37. Jg. (1908), S. 519-521; Wilhelm Wald, Zum ehrenden
Andenken an den gew. Landes-Großmeister Br. Karl Alexander (seit 1786 Graf) v. d. Goltz, in:
Zirkelkorrespondenz, 47. Jg. (1918), S. 409-411. Der Vf. publizierte im Bundesblatt in der Reihe
„Freimaurer im friderizianischen Preußen“ die Biographien von Leopold Herzog von
Braunschweig (1752-1785), 94. Jg. (1996), H. 2, S. 13-18, Ewald Christian von Kleist (1715-1759),
94. Jg. (1996), H. 3, S. 25-29, Louis Auguste de Guionneau (1749-1829), 95. Jg. (1997), H. 3; S.
29-33.
10 Karl Demeter, Das Deutsche Offizierskorps in Gesellschaft und Staat 1650-1945, 4., überarb.
u. erweit. Aufl. Frankfurt am Main 1965, S. 216.
11 Der erste Band der dreiteiligen Geschichte erscheint voraussichtlich Innsbruck 2005 unter dem
Titel „Die Freimaurer im Alten Preußen. 1738-1806. Die mittleren und westlichen Provinzen“,
behandelt also die Kur- und Neumark Brandenburg, Magdeburg-Halberstadt, Westfalen und
Ostfriesland. Die folgenden beiden Bände umfassen Berlin, Pommern, West- und Ostpreußen
sowie Schlesien.
12 Vgl. die in Fn 1 genannte Literatur. Außerdem Reinhart Koselleck, Kritik und Krise. Eine
Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt, Freiburg/München 1959; Helmut Reinalter, Die
Freimaurer, München 2000 (= C. H. Beck Wissen in der Beck’schen Reihe, 2133); ders.,
Handbuch der freimaurerischen Grundbegriffe, Innsbruck/Wien/München/ Bozen 2002 (=
Quellen und Darstellungen zur europäischen Freimaurerei, Bd. 1); Monika Neugebauer-Wölk,
Esoterische Bünde und Bürgerliche Gesellschaft. Entwicklungslinien zur modernen Welt im
Geheimbundwesen des 18. Jahrhunderts, Göttingen 1995 (= Kleine Schriften zur Aufklärung, 18.
Hrsg. Lessing-Akademie Wolfenbüttel); Geheime Gesellschaft. Weimar und die deutsche
Freimaurerei. Katalog zur Ausstellung der Stiftung Weimarer Klassik im Schiller-Museum
Weimar 21. Juni bis 31. Dezember 2002. Hrsg. Joachim Berger/Klaus-Jürgen Grün,
München/Wien 2002.