Umbruch 2002 - Techumania San Gallensis

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Umbruch 2002
haft alle ihre inwendigen Vorschriften beachtet.
Darum ist meine Hose nach wie vor
nicht nur sauber, sondern flick- und fleckenlos
rein. Bitte nicht bügeln! Nur nicht
schleudern! Niemals chemisch reinigen. Nie
über 40 Grad. Und vor allem eben: «Wash
separately!»
Meine Umsicht hat mir auch schon Kritik
eingetragen. Eine Nachbarin, die an meinem
Waschtag «mal schnell eine Maschine
einschieben» wollte, nahm mein freundliches,
aber bestimmtes Nein zum Anlass,
um meine Waschhaltung prinzipiell
in Frage zu stellen. Sie finde
es einen ökologischen
Wahnsinn, sagte sie, dass ich
jedes T-Shirt einzeln durch das
Sportprogramm jage. Volle 28
Minuten für diese synthetischen
Fetzen, das sei ein Hohn, sagte
sie. «Und dann womöglich auch
noch vorwaschen!»
Ich war natürlich sprachlos. Da
steckt diese praktisch fremde
Frau (Wegmüller heisst sie)
doch ihre glänzende Nase einfach
in meine intime Waschsphäre! Nennt
mich einen Umweltschädling! Während sie
selber unsere Gemeinschaftsmaschine
heimlich auskocht! Leer und mit über 100
Grad! Nur aus Angst, ihre fluoreszierenden
Polyäthylen-Dessous könnten Fussballer-
Fusspilz kriegen. Und dann foltert sie ihre
Wäsche mit diesen mörderischen Mega-
Perlen. Und zuletzt zerlegt sie unsere original
Zuger Adora noch in ihre Einzelteile, von
der Flüssigwaschmittelschublade bis zum
Flausenauffangsieb: Alle Ingredienzien
melden sich ostentativ zur Inspektion bereit.
Und zum wieder Zusammenbasteln. Und
zwei Stunden später geht's dann ans Bodenaufwischen.
Weil man beim Rückbau
der Adora jedes Mal mindestens einen super
sauberen, aber eben offenen Schleusendeckel
übersieht.
die lustige Seite
So kann natürlich auch ein Sportwäsche-
Profi aus dem Konzept geraten. Etwa letzten
Februar. Die Skisaison war noch in vollem
Gang, und gleichzeitig haben wir mit
dem FC schon wieder draussen trainiert.
Resultat: Berge von schweisselnder Sportwäsche,
bis zur Unkenntlichkeit verdreckt.
Da konntest du den Regentrainer Kappa
Pro (30 Grad, «Do not soak») kaum mehr
vom Biker-Dress Löffler Transtex («Do not
wring», «Keep away from fire») unterscheiden.
Kam erschwerend hinzu: wenig Zeit,
weil gestern noch Volkslanglauf in Einsiedeln,
morgen aber schon wieder Unihockey
in Engstringen. Und wer lässt
dich ausserhalb des Turnus
auch nur für eine ultrakurze
Sportwäsche an die Adora ran?
Sicher nicht die Wegmüller.
Also hast du bald darauf einen
Superstress und verlierst mit
den Nerven die Übersicht. Wirfst
an deinem Waschtag einfach
Kraut und Rüben in die Trommel:
dein Lieblingsveloleibchen
Oliver Viscosuisse (nur Handwäsche)
und den Helly-Hansen-
Pulli (40 Grad, «Avoid drying in
sunlight»), deine blutigen Schienbeinschoner
(«Dry cleaning only») und die warme,
wenn auch schon leicht geschrumpfte Fischer-Mütze
... Ich kann nicht mehr genau
sagen, wann, wie und warum. Aber plötzlich
sah ich überall nur noch Buntwäsche.
Drückte reflexartig auf die 6o-Grad-Taste.
Starrte 92 Minuten lang in den Strudel hinein.
Mit Vorwaschen.
Tja, Niederlagen gehören eben zum Wettkampfsport.
Und viel wäre wohl gar nicht
passiert, wenn mir nicht auch noch meine
alte Schweizer Fahne in die vereinigte
Sportwäsche geraten wäre. Solider Stoff
zwar, aber halt doch knallrotes Baumwollgemisch:
«Laver à l'eau», «Ne pas laisser
tremper», «Ne pas tordre». Ganz zu
Techumania San Gallensis