Wissenschaftliche Leitung
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Abstractband zum Symposium<br />
„Perkutane<br />
endoskopische<br />
Gastrostomie (PEG)<br />
in der Pädiatrie”<br />
13. Februar 1998,<br />
Kongreßzentrum Heinrich-Lades-Halle,<br />
Erlangen<br />
<strong>Wissenschaftliche</strong> <strong>Leitung</strong>:<br />
Priv.-Doz. Dr. med. R. Behrens<br />
Abt. Pädiatrische Gastroenterologie<br />
Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche<br />
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Veranstalter:<br />
Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche<br />
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Direktor: Prof. Dr. Klemens Stehr
INHALT<br />
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
Grußwort von Dr. Siegfried Balleis 3<br />
Vorwort 4<br />
Vorsitzende und Referenten 5<br />
Abstracts<br />
Die perkutane endoskopische Gastrostomie bei Kindern mit kongenitalen Herzfehlern<br />
G. Hofner, R. Behrens 6<br />
Indikation der PEG:<br />
Chronische Niereninsuffizienz<br />
T. Lang 7<br />
Indikation zur PEG bei Patienten mit Tetraspastik<br />
S. Lütjen, R. Funke, S. Stecher, E. Stubner 8<br />
Perkutane endoskopische Gastrostomie bei Mukoviszidose (CF)<br />
K.-M. Keller 10<br />
Weitere Indikationen für die PEG<br />
R. Behrens 12<br />
Anlage einer PEG<br />
H. Muschweck 13<br />
Gastrale versus intestinale PEG<br />
R. Behrens 14<br />
PEG und gastroösophagealer Reflux<br />
T. Lang 15<br />
Erfahrungen mit dem Button<br />
R. Schubert 16<br />
Komplikationen bei der perkutanen endoskopischen Gastrostomie<br />
R. Behrens 18<br />
2
Grußwort des<br />
Oberbürgermeisters der Stadt Erlangen,<br />
Dr. Siegfried Balleis<br />
GRUSSWORT<br />
Im Auftrag der Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />
führt die Pfrimmer Nutricia GmbH am 13. Februar 1998 ein Symposium zum Thema „Perkutane endoskopische<br />
Gastrostomie in der Pädiatrie” durch. Dazu heiße ich in der Gesundheitsstadt Erlangen alle Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer herzlich willkommen.<br />
Ich freue mich sehr über die positive Resonanz, die diese Tagung in unserer Heinrich-Lades-Halle gefunden hat,<br />
stellt sie doch ein attraktives Forum zum Austausch und zur Diskussion von Konsequenzen und Entwicklungschancen<br />
dar, die sich durch die Forschungsarbeit eröffnen. Gleichzeitig ist die Veranstaltung ein wichtiger Beitrag zum Profil<br />
Erlangens als Bundeshauptstadt für medizinische Forschung, Produktion und Dienstleistung. Und sie ist ein Beleg<br />
für die gute Arbeit, die nicht zuletzt an der Kinderklinik der Friedrich-Alexander-Universität von Professor Klemens<br />
Stehr, Privatdozent Rolf Behrens und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet wird.<br />
Mir als interessiertem Laien scheint es dabei besonders wertvoll und hilfreich, daß das Symposium neben Fachleuten<br />
aus Kinderkliniken oder Krankenhäusern mit entsprechenden Fachabteilungen sowie niedergelassenen Fachärzten<br />
auch Vertreterinnen und Vertreter von Pflegeheimen und Kinderselbsthilfegruppen zusammenbringt. Informationen<br />
aus erster Hand und ein intensiver Dialog mit den Fachmedizinern ist die Grundlage für eine enge und zugleich<br />
kompetente Zusammenarbeit und für ein effektives Engagement in den genannten Betreuungseinrichtungen.<br />
Die Stadt Erlangen möchte gerne ihren Teil dazu beitragen, diesen Dialog zu fördern. Ich danke deshalb den<br />
Organisatoren und Verantwortlichen des Symposiums für ihre Vorarbeit. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
wünsche ich informative Vorträge, gute Gespräche und für die Zukunft weiterhin viel Erfolg.<br />
Dr. Siegfried Balleis<br />
Oberbürgermeister<br />
3
4<br />
VORWORT<br />
Vorwort<br />
Seit der Entwicklung der perkutanen endoskopisch-kontrollierten Gastrostomie (PEG) 1980 durch den Kinderchirurgen<br />
Gauderer hat sich die enterale Sondenernährung ganz erheblich vereinfacht. Die Methode gilt als sicher und ist<br />
im Vergleich zur nasogastralen/duodenalen Sondentechnik für den Patienten und seine Familie außerordentlich<br />
komfortabel. Die Indikationen umfassen hauptsächlich Patienten mit chronischen zentralnervösen Erkrankungen,<br />
betreffen grundsätzlich aber alle Patienten, die einer dauerhaften Sondenernährung bedürfen.<br />
Während die PEG in der Behandlung erwachsener Patienten mittlerweile weiteste Verbreitung gefunden hat und<br />
zu einem Routineeingriff wurde, bestehen in der Pädiatrie noch immer unberechtigte Ressentiments oder Unwissen<br />
um Methodik und Handhabung. Auf diese Weise wird zahlreichen pädiatrischen Patienten eine segensreiche<br />
Entwicklung vorenthalten.<br />
Die Veranstaltung soll dazu dienen, über das breite Spektrum der Indikationen, die Durchführung und Handhabung<br />
der PEG zu berichten. Hierzu referieren zahlreiche Spezialisten über ihre Erfahrungen mit der PEG bei Kindern und<br />
Jugendlichen.<br />
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Kurzfassungen der Vorträge.<br />
Priv.-Doz. Dr. med Rolf Behrens
Hr. Priv.-Doz. Dr. med. R. Behrens<br />
Pädiatrische Gastroenterologie<br />
Universitätsklinik mit Poliklinik<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
Loschgestraße 15, 91054 Erlangen<br />
Hr. Dr. med. G. Hofner<br />
Kinderklinik, Klinikum Bayreuth<br />
Preuschwitzer-Straße 101<br />
95440 Bayreuth<br />
Hr. Priv.-Doz. Dr. med. K.-M. Keller<br />
Pädiatrische Gastroenterologie<br />
Universitätskinderklinik<br />
Adenauer-Allee 119<br />
53113 Bonn<br />
Hr. Dr. Michael Kliem<br />
Pfrimmer Nutricia GmbH<br />
Am Weichselgarten 23<br />
91058 Erlangen<br />
Hr. Dr. med. Th. Lang<br />
Pädiatrische Gastroenterologie<br />
Universitätsklinik mit Poliklinik<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
Loschgestraße 15, 91054 Erlangen<br />
VORSITZENDE UND REFERENTEN<br />
Fr. OÄ Dr. med. S. Lütjen<br />
Neuropädiatrie<br />
Behandlungszentrum Vogtareuth<br />
Krankenhausstraße 20<br />
83569 Vogtareuth<br />
Hr. CA. Dr. med. H. Muschweck<br />
Kreiskrankenhaus<br />
Neumarkter Straße 6<br />
90518 Altdorf<br />
Hr. Pfarrer G. Roos<br />
Bundesverband behinderter<br />
Pflegekinder e.V.<br />
Sonnenweg 5<br />
56357 Dornholzhausen<br />
Hr. R. Schubert<br />
Kinderheim Mellendorf<br />
Zedernweg 4<br />
30900 Wedemark<br />
5
6<br />
ABSTRACTS<br />
Die perkutane endoskopische Gastrostomie<br />
bei Kindern mit kongenitalen Herzfehlern<br />
G. Hofner, R. Behrens<br />
Kinder mit angeborenen Herzfehlern zeigen häufig<br />
Gedeihstörungen unterschiedlichen Ausmaßes. Hierfür<br />
sind nicht nur hämodynamische Faktoren, sondern vor<br />
allem ein Ungleichgewicht von erhöhtem Energiebedarf<br />
und verminderter Energiebereitstellung verantwortlich.<br />
Als Ursachen werden eine erniedrigte Kalorienzufuhr<br />
(ca. 65% verglichen mit gesunden Altersgenossen),<br />
eine verminderte intestinale Substratresorption sowie<br />
ein enteraler Verlust von Kalorien gesehen. Um eine<br />
ausreichende Energiezufuhr zu erreichen, ist bei Kindern<br />
mit angeborenen Herzfehlern deshalb häufig eine<br />
Sondenernährung notwendig.<br />
Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) wurde<br />
bereits bei Mukoviszidose, chronischen Nierenerkrankungen<br />
oder malignen Prozessen zur Zusatzalimentation<br />
erfolgreich angewandt. Über ihren Einsatz<br />
bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern wurde bislang<br />
kaum berichtet.<br />
Patienten und Methode: In der Klinik für Kinder und<br />
Jugendliche der Universität Erlangen wurde von März<br />
1993 bis November 1997 bei 15 Kindern (10 Mädchen,<br />
5 Jungen) mit kongenitalen Herzfehlern und Gedeihstörung<br />
im Alter von 2,5 bis 19 Monaten (Median 4,5<br />
Monate) eine PEG-Sonde angelegt. Die Sondenplazierung<br />
erfolgte in allen Fällen unter medikamentöser<br />
Kurznarkose mit Midazolam und Etomidat mittels der<br />
Fadendurchzugsmethode.<br />
Bei den Vitien handelte es sich in 10 Fällen um komplexe<br />
kongenitale Herzfehler (kompletter AV-Kanal (n = 2),<br />
komplexe Koarktationssyndrome mit VSD und ASD<br />
(n = 2), TGA, Single ventricle mit TGA, Trikuspidalatresie,<br />
Pulmonalatresie mit VSD, Fallot'sche Tetralogie mit<br />
ASD, partielle Lungenvenenfehleinmündung (jeweils<br />
n = 1)). In weiteren Fällen bestanden große Septumdefekte<br />
auf Vorhof- und Ventrikelebene (n = 3), eine<br />
Aortenisthmusstenose (n = 1) sowie ein großer<br />
persistierender Ductus arteriosus (n = 1). Bei zwei<br />
Kindern war bereits vor PEG-Anlage eine operative<br />
Korrektur des Herzfehlers durchgeführt worden.<br />
Bei 9 Kindern lag das Gewicht bei PEG-Anlage unterhalb<br />
-3,0 SD, bei weiteren 4 Kindern unterhalb -2,0 SD, bei<br />
den übrigen 2 Kindern unterhalb -1,5 SD. Beurteilt<br />
wurden Gewichtszunahme und Komplikationen.<br />
Ergebnisse: Die Sondenplazierung gelang in allen<br />
Fällen problemlos. In einem Fall machte ein Sättigungsabfall<br />
während der medikamentösen Kurznarkose eine<br />
kurzzeitige Maskenbeatmung notwendig. Im Verlauf<br />
der Ernährung via PEG-Sonde traten vereinzelt Hautirritationen<br />
und bei 3 Patienten technische Komplikationen<br />
(Diskonnektion der inneren Halteplatte<br />
(n = 2), Sondendefekt) auf. Bei einem Kind machte<br />
rezidivierendes Erbrechen eine duodenale Plazierung<br />
der Sonde notwendig. 9 von 11 Kindern, die über<br />
wenigstens 6 Wochen nachbeobachtet werden<br />
konnten, zeigten eine deutliche Verbesserung des<br />
Körpergewichtes. Bei einem der beiden anderen<br />
Patienten ist es trotz einer Verschlechterung der<br />
hämodynamischen Situation zu keiner weiteren<br />
Verschlechterung der Ernährungssituation gekommen.<br />
Dieses Kind starb ebenso wie zwei andere an den<br />
Folgen der Grunderkrankung. Bei 5 Kindern konnte<br />
die PEG-Sonde nach 2,5 bis 23 Monaten Liegezeit<br />
(Median 8 Monate) entfernt werden, da ausreichende<br />
orale Ernährung gewährleistet war. Bei 2 dieser 5 Kinder<br />
war inzwischen eine herzchirurgische Korrekturoperation<br />
durchgeführt worden, bei 1 Kind war eine solche bereits<br />
vor PEG-Anlage erfolgt.<br />
Schlußfolgerungen: Nach unserer Erfahrung ist die<br />
PEG-Sonde eine sichere und effektive Methode zur<br />
Ernährung von kinderkardiologischen Patienten mit<br />
anhaltender Trinkschwäche. Mit der Ausnahme einer<br />
bei Sättigungsabfall notwendigen kurzzeitigen Maskenbeatmung<br />
in einem Fall gelang die PEG-Anlage unter<br />
medikamentöser Kurznarkose auch bei Kindern mit<br />
Zyanose problemlos. Die Ernährung via PEG-Sonde<br />
führte in allen Fällen zu einer Entspannung der<br />
Ernährungsproblematik bei den kinderkardiologischen<br />
Patienten und ihren Eltern. Objektivierbar war dabei<br />
eine Verbesserung des Körpergewichtes bei 82% der<br />
nachbeobachteten Kinder. Gutes Gedeihen wird als<br />
wesentliches Kriterium für das Ergebnis von herzchirurgischen<br />
Korrekturoperationen gesehen. Umgekehrt<br />
zeigte sich bei 2 Kindern, daß nach vollständiger<br />
Korrekturoperation eine PEG-Sondenernährung nicht<br />
mehr notwendig war. Bei Kindern mit kongenitalen<br />
Herzfehlern und Gedeihstörung sollte deshalb gerade<br />
in der Phase der Stabilisierung vor herzchirurgischer<br />
Korrektur an die Möglichkeit einer Zusatzalimentation<br />
via PEG-Sonde gedacht werden.
Indikation der PEG:<br />
Chronische Niereninsuffizienz<br />
T. Lang<br />
Chronisch niereninsuffiziente Patienten bieten eine<br />
Reihe von Ernährungsproblemen, die in der Pädiatrie<br />
eine noch größere Rolle als bei Erwachsenen spielen.<br />
Es soll nicht nur eine Erhaltung des Status quo erreicht<br />
werden, sondern ausreichend Energie für die Gewichtszunahme<br />
und das Wachstum zur Verfügung gestellt<br />
werden. Zudem haben niereninsuffiziente Patienten<br />
grundsätzlich einen höheren Kalorienbedarf als ein<br />
vergleichbares Kollektiv Gesunder.<br />
Die orale Nahrungszufuhr ist häufig erschwert, da die<br />
Patienten durch die Niereninsuffizienz und dem damit<br />
verbundenen Anstieg der harnpflichtigen Substanzen<br />
unter starker Übelkeit und Erbrechen leiden. Dies führt<br />
insbesondere im Säuglings- und Kleinkindesalter zur<br />
Malnutrition. Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet die<br />
orale Gabe der Medikamente, die schlecht schmecken<br />
und daher oft verweigert oder erbrochen werden.<br />
Erbrechen kann auch durch die fast immer notwendigen<br />
hyperosmolaren Elektrolytlösungen (z.B. NaCl 5,85%)<br />
und Natriumbicarbonat ausgelöst werden.<br />
Bei terminaler Niereninsuffizienz ist im frühen Kindesalter<br />
in der Regel eine Peritonealdialyse erforderlich. Hier<br />
kommt es zu uncharakteristischen abdominellen<br />
Problemen durch die intraperitoneale Dialyseflüssigkeit<br />
oder den Tenckhoff-Katheter. Außerdem führt der<br />
Verlust von Aminosäuren und Proteinen über das<br />
Dialysat zu einem katabolen Zustand.<br />
Aus diesem Grunde ist die Effizienz einer hochkalorischen<br />
Ernährung bei Patienten mit chronischem<br />
Nierenversagen unbestritten. Dies kann bei Säuglingen<br />
und Kleinkindern über eine ausschließlich orale<br />
Ernährung oft nicht erreicht werden. Daher wird häufig<br />
eine enterale Zusatzernährung über nasogastrale Sonden<br />
empfohlen, die zu weiteren Problemen wie Irritation<br />
im Nasen-Rachen-Raum mit Zunahme des Erbrechens<br />
führen können.<br />
So besteht auch bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz,<br />
die länger einer Ernährungssonde bedürfen,<br />
die Indikation zur perkutanen endoskopischen<br />
Gastrostomie. Bei massivem Erbrechen ist dabei die<br />
Ernährung über eine duodenale PEG oder eine direkte<br />
endoskopische Jejunostomie möglich.<br />
Komplikationen sind der perkutanen endoskopischen<br />
Gastrostomie allgemein. Zu beachten ist jedoch, daß<br />
der Eingriff vor Beginn einer Peritonealdialyse erfolgen<br />
sollte. Andernfalls besteht ein hohes Peritonitisrisiko<br />
mit Tenckhoff-Katheterinfektion durch Keimeintritt<br />
über den Stichkanal.<br />
ABSTRACTS<br />
Wir berichten über 6 Patienten im Alter von 3 bis 13<br />
Monaten, die aufgrund einer notwendigen Zusatzernährung<br />
bei chronischer Niereninsuffizienz mit einer<br />
perkutanen endoskopischen Gastrostomie versorgt<br />
vvurden.<br />
Einmal konnte die PEG erst unter Peritonealdialyse<br />
plaziert werden. Hierbei kam es zu einer schweren<br />
Pilzperitonitis, die jedoch mit konservativer Therapie<br />
beherrschbar war.<br />
Bei allen Patienten war die Ernährung durch die<br />
Plazierung der PEG wesentlich erleichtert. Auch die<br />
notwendige Medikamentengabe bzw. Elektrolytsubstitution<br />
konnte über die PEG erfolgen. Allerdings<br />
kam es nur bei einem Patienten zu einer signifikanten<br />
Gewichtszunahme (Gewicht zum Zeitpunkt der PEG<br />
auf der 10. später auf der 25. Perzentile). Dies konnte<br />
nur durch konsequentes Steigern der Kalorienzufuhr<br />
über die PEG erreicht werden (innerhalb eines Monats<br />
von zuerst 78 kcal/kgKG/24h auf 132 kcal/kgKG/24h).<br />
Ein Patient wird seit der Anlage der perkutanen<br />
endoskopischen Gastrostomie in einer auswärtigen<br />
Klinik weiterbetreut, so daß wir die weitere Entwickung<br />
nicht beurteilen können. Bei vier Patienten hatte die<br />
Ernährung über die PEG keinen positiven Effekt auf<br />
den Gewichtsverlauf. Dies lag bei allen Patienten an<br />
einer ungenügenden Kalorienzufuhr (entweder von<br />
Seiten der Eltern oder auf Grund der nephrologischen<br />
Erkrankung) zwischen 40 und 115 kcal/kgKG/24h.<br />
Die kalorisch ausreichende Ernährung ist bei Patienten<br />
mit chronischer Niereninsuffizienz also ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Therapie. Ein adäquates Wachstum und<br />
Gedeihen der pädiatrischen Patienten ist nur durch<br />
eine extrem hochkalorische Ernährung – in der Regel<br />
über eine Sonde – zu erreichen. Nach unserer Erfahrung<br />
ist die perkutane endoskopische Gastrostomie auch<br />
für Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz eine<br />
effektive und sichere Methode, um eine ausreichende<br />
Kalorienzufuhr zu gewährleisten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
1. Canepa A, Perfumo F, Carrea A, Menoni S, Trivelli A, Delucchi P, Gusmano<br />
R. Nutritional status in children receiving chronic peritoneal dialysis. Perit Dial<br />
Int 1996; 16 (Suppl 1): 526-531<br />
2. Claris-Appiani A, Ardissino GL, Dacco V, Funari C, Terzi F. Catch-up growth<br />
in children with chronic renal failure treated with long-term enteral nutrition.<br />
J Parenter Enter Nutr 1995; 19: 175-178<br />
3. Dabbagh S, Fassinger N, Clement K, Fleischmann LE. The effect of aggressive<br />
nutrition on infection razes in patients maintained on peritoneal dialysis. Adv<br />
Perit Dial 1991; 7: 161-164<br />
4. Kuizon BD, Nelson PA, Salusky IB. Tube feeding in children with end-stage<br />
renal disease. Miner Electrolyte Metab 1997; 23: 306-310<br />
5. Watson AR, Coleman JE, Taylor EA. Gastrostomy buttons for feeding<br />
childrens on continuous cycling peritoneal dialysis. Adv Perit Dial 1992; 8:<br />
391-395<br />
6. Wood EG, Bunchman TE, Khurana R, Fleming SS, Lynch RE. Complications<br />
of nasogastric and gastrostomy tube feedings in children with end stage renal<br />
disease. Adv Perit Dial 1990; 6: 262-264<br />
7
8<br />
ABSTRACTS<br />
Indikation zur PEG bei Patienten mit Tetraspastik<br />
S. Lütjen, R. Funke, S. Stecher, E. Stubner<br />
Die Ernährung stellt ein typisches Problem in der<br />
Versorgung des neurologisch kranken Kindes dar.<br />
Ursache hierfür sind zentrale Schluckstörungen, meist<br />
durch Läsionen des Großhirns oder des Hirnstammes<br />
hervorgerufen. Es handelt sich oft um mehrfach<br />
behinderte Kinder mit Tetraspastik, die in ihren Sinnessystemen<br />
eingeschränkt sind und das Essen weder<br />
sehen, riechen noch schmecken können. Durch die<br />
schwere Tetraspastik können die Patienten oft nur in<br />
eine unzureichende Ausgangsposition zum Essen<br />
gebracht werden. Zudem sind sie nicht in der Lage,<br />
sich die Nahrung selbständig zuzuführen. Häufiges<br />
Verschlucken führt zu einem Angstgefühl, wodurch<br />
der Muskeltonus steigt. Nicht selten verbringen die<br />
Eltern Stunden mit dem Füttern ihres Kindes. Dennoch<br />
sind die Nahrungsmenge und die Flüssigkeitsmenge<br />
oft unzureichend. Treten schließlich Komplikationen<br />
wie Aspiration, Mangelernährung oder Dehydratation<br />
auf, sollte die Indikation zur Sondenernährung gestellt<br />
werden. Im Verlauf kann dann individuell für jeden<br />
Patienten in einem Team aus Ärzten, Pflegekräften,<br />
Therapeuten und Eltern die Entscheidung für eine PEG<br />
getroffen werden.<br />
Ein Großteil der Patienten unserer Neuropädiatrischen<br />
Abteilung weist schwere zentrale Schädigungen auf.<br />
Durchschnittlich haben 30% wegen neurologischer<br />
Schluckstörungen eine Magensonde, davon ca. 1/3<br />
eine PEG.<br />
In den letzten 10 Jahren wurden 55 Kinder mit PEG<br />
behandelt. Es waren überwiegend Kinder nach schwerer<br />
Hypoxie oder Schädel-Hirn-Trauma.<br />
Die Kinder, die zu häufigem Erbrechen neigten, wurden<br />
mit einer zweischenkeligen PEG mit Duodenalsonde<br />
versorgt (Tab. 1).<br />
Tab. 1 PEG-Verlauf<br />
PEG mit<br />
gastrale Duodenal-<br />
PEG sonde PEG ex verstorben<br />
Hypoxie<br />
28<br />
19 9 3 7<br />
SHT<br />
12<br />
7 5 3 2<br />
andere<br />
15<br />
5 10 1 3<br />
Summe 55 31 (56%) 24 (44%) 7 (13%) 12 (22%)<br />
Schwere Komplikationen waren selten. Einmal trat eine<br />
Magenperforation beim Legen der PEG auf. Einmal<br />
sahen wir eine beginnende Peritonitis, nachdem die<br />
Halteplatte sehr früh gelöst wurde. Nebenwirkungen<br />
wie leichte Entzündungen im Wundbereich sind<br />
hingegen häufig. Bei Kindern mit starker Tetraspastik<br />
und rezidivierendem Erbrechen kam es häufiger zu<br />
Dislokation des Duodenalschenkels<br />
Tab. 2 Aufgetretene Komplikationen<br />
bei 55 Patienten mit PEG<br />
Leichte Entzündungen im Wundbereich 21<br />
Dislokation des Duodenalschenkels 10<br />
Bildung von Granulationsgewebe 3<br />
Adapterfehler 2<br />
Fistel 1<br />
Polyp 1<br />
Magenperforation 1<br />
Peritonitis 1<br />
Trotz der beschriebenen Komplikationen sehen wir die<br />
Indikation zur PEG bei einem tetraspastischen Kind mit<br />
neurologischen Schluckstörungen häufig gegeben.<br />
Vorteile sind:<br />
1. Eine optimale Ernährung des Kindes wird ermöglicht<br />
und dadurch werden Untergewicht, Mangelernährung<br />
und Dehydratation vermindert.<br />
2. Das Aspirationsrisiko wird gesenkt und damit<br />
rezidivierende Bronchitiden und Pneumonien<br />
vermieden.<br />
3. Die orale Füttersituation wird durch partielle enterale<br />
Ernährung entspannt.<br />
3.1 Die Eltern können auf die Bedürfnisse des Kindes<br />
besser eingehen und stehen nicht mehr unter dem<br />
Druck, eine bestimmte Nahrungsmenge einflößen<br />
zu müssen. Sie haben mehr Zeit für andere<br />
Aktivitäten.<br />
3.2 Das Kind erlebt die Essenssituation als eine selbstbestimmte<br />
Alltagshandlung. Es kann die Bereitschaft<br />
dazu, Anfang und Ende durch verschiedene Signale<br />
bestimmen.<br />
4. Schleimhautverletzungen durch wiederholtes<br />
Sondenlegen werden vermieden und durch den<br />
reduzierten Reiz im Nasen-Rachen-Raum die<br />
Therapie der Logopäden erleichtert.<br />
5. Die Behinderung steht dem Kind nicht „ins Gesicht<br />
geschrieben”.
Die meisten Eltern zeigten sich im nachhinein zufrieden<br />
über die PEG. Es gab aber auch Eltern, die nach dem<br />
Tod ihres Kindes beklagten, daß der Leidensweg<br />
verlängert worden sei. Die Lebenserwartung der<br />
schwerbehinderten Kinder wird durch eine optimale<br />
Ernährung und Vermeidung von Aspirationen sicherlich<br />
verlängert. Dieser Aspekt sollte aus ethischen Gründen<br />
mit bedacht werden.<br />
Wir stehen mit der Entscheidung für eine PEG also im<br />
folgenden Spannungsfeld zwischen<br />
1. den Eltern, die oft in bewundernswerter Weise<br />
ihr Kind versorgen und primär das Bedürfnis haben,<br />
zu füttern<br />
2. dem Pflegepersonal, das die erhebliche pflegerische<br />
Erleichterung erfährt, die auch durch den Einsatz<br />
von Nahrungspumpen entsteht<br />
3. den Sondenherstellern, die große Mengen neuer<br />
Produkte auf den Markt bringen<br />
4. den eigenen ethischen Überzeugungen.<br />
In diesem Spannungsfeld sollte die Entscheidung zur<br />
PEG das Wohlbefinden des Kindes und eine<br />
Erleichterung seiner Lebenssituation ausschlaggebend<br />
sein.<br />
ABSTRACTS<br />
9
10<br />
ABSTRACTS<br />
Perkutane endoskopische Gastrostomie<br />
bei Mukoviszidose (CF)<br />
K.-M. Keller<br />
Die Mukoviszidose oder cystische Fibrose (CF) ist die<br />
häufigste autosomal rezessive Erbkrankheit der<br />
weißen Rasse. Durch verschiedene Mutationen im CFTR-<br />
Gen ist in den exkretorischen Drüsen der Chloridionentransport<br />
gestört. Daraus resultiert eine hohe Salzausscheidung<br />
in den Schweißdrüsen, die man sich<br />
diagnostisch zunutze macht (Schweißiontophorese).<br />
Es gibt keine zweite Erkrankung, die so viele Organsysteme<br />
betrifft: Zu zähes Sekret bewirkt einen Mangel<br />
an Verdauungssekreten aus dem Pankreas, das narbigzystisch<br />
umgebaut wird. In bis zu 20% der Patienten<br />
kommt im Verlauf der Krankheit auch eine Störung<br />
des Inselzellapparates hinzu (Diabetes mellitus). Die<br />
Leber kann durch zähe Galle zirrhotisch umgebaut<br />
werden, Gallensteine sind häufig. Zäher Schleim auf<br />
der Darmschleimhaut behindert die Nährstoffaufnahme<br />
und kann Darmverschlüsse zur Folgen haben (distales<br />
intestinales Obstruktionssyndrom; DIOS). Prognostisch<br />
entscheidend sind Infektionen der Atemwege und der<br />
Umbau der Lunge durch Sekretverstopfung, Bronchialerweiterungen<br />
(Bronchiektasien) und zunehmende<br />
Zerstörung der Lunge durch bakterielle Infektionen.<br />
Männer sind infertil (zähes Prostatasekret), Frauen<br />
haben eine reduzierte Fertilität (Cervixschleimpfropf).<br />
In den letzten Jahren hat sich die Prognose der CF<br />
entscheidend verbessert, so daß die mittlere Überlebenszeit<br />
jetzt bei über 30, in Dänemark sogar über 40 Jahre<br />
liegt. Hauptfaktoren sind:<br />
1. Intensivierte Physiotherapie<br />
2. Aggressive Therapie mit verbesserten Antibiotika<br />
3. Einsatz mikroverkapselter Pankreasenzympräparate<br />
4. Intensivierte Ernährungsberatung/Ernährungstherapie<br />
Der Stellenwert der Ernährung für die CF ist eindrucksvoll<br />
belegt durch den Vergleich zweier großer<br />
CF-Ambulanzen. Im Gegensatz zu CF-Patienten aus<br />
Boston waren die Patienten aus Toronto stets zu<br />
höherem Fettverzehr angehalten worden und wiesen<br />
im Schnitt ein um 6 kg höheres Gewicht und eine<br />
durchschnittlich 9 Jahre höhere Lebenserwartung auf.<br />
Die Ursache der Malnutrition bei CF ist eine negative<br />
Energiebilanz durch erhöhten Nährstoffbedarf und<br />
verminderter Nahrungszufuhr. Ähnlich wie beim<br />
„wasting”, der starken Gewichtsabnahme bei HIVinfizierten<br />
Patienten, spielt eine langfristig ungenügende<br />
Energieaufnahme die entscheidende Rolle für die<br />
Malnutrition der CF-Patienten.<br />
Zunehmende Unterernährung geht mit einer<br />
progredienten Verschlechterung der Lungenfunktion<br />
und mit einer ungünstigen Lebenserwartung einher.<br />
Entsprechend wichtig ist neben den übrigen<br />
Therapiemaßnahmen (Physiotherapie, Inhalationen;<br />
Antibiotika etc.) die regelmäßige individuelle<br />
Ernährungsanalyse und -beratung. Die Ernährung<br />
sollte nach den allgemeinen Grundsätzen erfolgen,<br />
aber besonders kalorienreich und deshalb zur<br />
Verbesserung der Energiedichte fettreich und zur<br />
Deckung der Salzverluste im Schweiß salzreich sein.<br />
Diese beiden Beratungsinhalte stehen im Gegensatz<br />
zu den allgemeinen Empfehlungen und zum generellen<br />
Geschmacksempfinden und sind entsprechend schwer<br />
durchzusetzen.<br />
Anthropometrische Messungen wie Länge, Gewicht,<br />
Oberarmumfang und Fettfaltendicke sind wichtige<br />
Parameter für die Ernährungstherapie. Aus den altersspezifischen<br />
Perzentilenkurven wird das Gewicht als<br />
% des Idealgewichts für die erreichte Körperlänge<br />
(Längensollgewicht) errechnet. 90 - 110% sind<br />
normal, < 85% leicht unterernährt, < 80% mäßig und<br />
< 75% schwer unterernährt. Aus diesen Messungen<br />
kann ein Ernährungsstufenprogramm abgeleitet<br />
werden.<br />
Indikationen für eine PEG bei CF:<br />
Bei einem Längensollgewicht < 85%, einem Gewicht<br />
< 3% oder einem Perzentilenkreuzen, einer ungenügenden<br />
oralen Kalorienzufuhr trotz intensiver<br />
Ernährungsberatung und -therapie sollte frühzeitig mit<br />
dem Patienten und seiner Familie über die Möglichkeit<br />
einer PEG gesprochen werden. Eine Anlage sollte dann<br />
erst erfolgen, wenn der Patient und seine Familie von<br />
dieser Methode überzeugt – nicht überredet! – worden<br />
ist, und das CF-Team diese Therapie befürwortet.<br />
1991 wurde aus den USA berichtet, daß bei 2,8% der<br />
8775 CF-Patienten aus 156 CF-Zentren eine Nahrungssupplementierung<br />
über Gastrostomien (PEG) durchgeführt<br />
wurde. Es sind einige Studien über günstige<br />
Effekte der PEG bei CF hinsichtlich der Verbesserung<br />
des Ernährungszustandes und auch der Lungenfunktion<br />
vorgelegt worden (Levy, 1985; Boland, 1986; Dalzell,<br />
1992; Steinkamp, 1994). Der größte Gewichtszuwachs<br />
war innerhalb der ersten 3 Monate zu verzeichnen.
Meist wurde etwa ein Drittel des Kalorienbedarfs<br />
nächtlich über eine Ernährungspumpe zugeführt.<br />
Hochmolekulare polymere Nahrungen (nährstoffdefiniert)<br />
bedürfen einer Pankreasenzymsubstitution,<br />
die unmittelbar vor dem Ernährungsbeginn durchgeführt<br />
wird. In der Frage einer Enzymsubstituion bei<br />
Oligopeptidformulae gibt es unterschiedliche Ansichten.<br />
Zu beachten ist bei nächtlicher Supplementierung<br />
und eingeschränkter Lungenfunktion der CF-Patienten,<br />
daß eine unerwünschte C0 2 -Retention infolge zu<br />
hoher Kohlenhydratbelastung entstehen kann. So<br />
sollten Nahrungen mit 20% der Energie aus Protein<br />
und 35 - 40% aus Fetten angewandt werden, um<br />
dieses Risiko zu minimieren.<br />
Ferner muß der Glukose-Stoffwechsel überwacht<br />
werden, um unerwünschte diabetische Stoffwechsellagen<br />
und unnötige Energieverluste über eine nächtliche<br />
Glukosurie zu vermeiden. Eventuelle Hyperglykämien<br />
müssen mit oralen Antidiabetika oder Insulingaben<br />
abgefangen werden.<br />
Probleme in der Akzeptanz einer PEG können entstehen,<br />
wenn Patienten bzw. Familien mehr überredet als<br />
überzeugt wurden. Gelegentlich können Sodbrennen,<br />
saures Aufstoßen und morgendliches Völlegefühl und<br />
Übelkeit hinzukommen, was meist auf Prokinetika gut<br />
anspricht. Einige Patienten vermindern leider mit der<br />
Zeit ihre normale orale Ernährung. Nach eigenen<br />
Erfahrungen müssen auch psychisch bedingte<br />
Ernährungsstörungen seit frühester Kindheit bedacht<br />
werden, welche sich ohne begleitende psychosomatische<br />
Therapie durch eine Ernährung über PEG<br />
verstärken können. Bei einer Minderheit der über PEG<br />
ernährten CF-Patienten kann ein Aufholwachstum nicht<br />
erreicht werden.<br />
Schlußfolgerungen:<br />
ABSTRACTS<br />
Insgesamt gesehen ist die PEG bei unterernährten CF-<br />
Patienten ein probates Verfahren zur kurz- und langfristig<br />
anhaltenden Rehabilitation einer Fehlernährung.<br />
Dadurch ist es vielfach auch möglich, die rasante<br />
Verschlechterung der Lungenfunktion bei Malnutrition<br />
auf ein bei CF übliches Maß abzubremsen. Die Indikation<br />
für die Anlage einer PEG sollte frühzeitig gestellt werden,<br />
wenn konservative Maßnahmen nicht zur Verbesserung<br />
des Ernährungszustandes führen. Regelmäßige<br />
Ernährungsberatung im Team und frühzeitige Intervention<br />
mit Nahrungsanreicherung (Maltodextrin, Öl)<br />
und Nahrungssupplementen auf oralem Weg kann<br />
aber bei den meisten CF-Patienten hilfreich sein, eine<br />
schwere Malnutrition zu verhindern.<br />
11
12<br />
ABSTRACTS<br />
Weitere Indikationen für die PEG<br />
R. Behrens<br />
In unserem Kollektiv von 192 Patienten sind 43 Patienten<br />
enthalten, die keiner der bisher genannten Indikationen<br />
entsprechen.<br />
Im Einzelnen handelt es sich um Patienten mit organisch<br />
nicht erklärbarer Nahrungsverweigerung, Dauersondenbedürftigkeit<br />
bei einer bestehenden Grunderkrankung,<br />
Tumorerkrankung mit Beeinträchtigung des<br />
Schluckvorganges und eine kleine Gruppe von Patienten,<br />
die aufgrund eines Stoffwechseldefektes einer<br />
besonderen Diät bedürfen, die jedoch aus geschmacklichen<br />
oder Volumen-Gründen abgelehnt werden.<br />
Tab. 1<br />
Nahrungsverweigerung<br />
ohne erkennbare Grunderkrankung 6<br />
mit erkennbarer Grunderkrankung 17<br />
Tumorleiden 13<br />
Stoffwechseldefekt 7<br />
Das Alter der Patienten lag durchschnittlich bei 8,4<br />
Jahren, im Median bei 3,5 Jahren. Der jüngste Patient<br />
war knapp 4 Wochen alt, als bei ihm durch eine PEG<br />
versucht wurde, einen angeborenen Magenvolvulus<br />
zu beheben.<br />
Entsprechend verteilt sich das Körpergewicht:<br />
durchschnittlich 20 kg, Median 11 kg, minimal 3,4 kg.<br />
In dem genannten Kollektiv sind 2 Patienten mit<br />
chronischem Erbrechen unklarer Genese und einem<br />
massiven gastroösophagealen Reflux bei operierter<br />
Ösophagusatresie enthalten, die mit einer duodenalen<br />
PEG versorgt wurden. Ein weiterer Patient mit operierter<br />
Ösophagusatresie und massivem Reflux trotz duodenaler<br />
Sonde erhielt eine direkte endoskopische Jejunostomie<br />
(hierüber wird später berichtet).<br />
Bei einem Patienten kam es zu einem symptomatischen<br />
Pneumoperitoneum. Auch hierüber wird später<br />
berichtet.<br />
Mit Ausnahme der beiden Patienten mit cystischer<br />
Fibrose, die im Rahmen ihrer Grunderkrankung starben,<br />
profitierten alle übrigen Patienten von der PEG. Die<br />
meisten PEG's konnten später wieder entfernt werden,<br />
da die Patienten keine Sondennahrung mehr benötigten.<br />
Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß die<br />
Indikationsliste über die bekannten Gründe für eine<br />
PEG hinaus sicher noch um zahlreiche Indikationen<br />
erweiterbar ist.
Anlage einer PEG<br />
H. Muschweck<br />
Die enterale Ernährung eines Patienten ist die<br />
physiologische Form, Flüssigkeit und Nahrung<br />
aufzunehmen. Die perkutane endoskopische<br />
Gastrostomie (PEG) hat sich wegen der geringen<br />
Beeinträchtigung, der guten Handhabbarkeit und der<br />
einfachen Anlage in den letzten Jahren durchgesetzt,<br />
falls eine orale Nahrungszufuhr nicht mehr möglich ist.<br />
Bei jedem Patienten der gastroskopiert werden kann<br />
und keine massive Gerinnungsstörung hat, kann eine<br />
PEG angelegt werden. Eine Narkosefähigkeit muß bei<br />
der kurzen Untersuchungsdauer nicht gegeben sein.<br />
In der Regel genügt eine Sedierung mit 5 mg Diazepam;<br />
40 mg Buscopan sollten zur Reduzierung der Magenperistaltik<br />
zusätzlich verabreicht werden.<br />
Die am häufigsten angewandte Applikationstechnik<br />
ist die Fadendurchzugsmethode. Hierbei wird in<br />
Anschluß an eine Gastroskopie zur Inspektion des<br />
oberen Verdauungstraktes und zum Ausschluß einer<br />
Magen- oder duodenalen Läsion der Patient auf den<br />
Rücken gedreht und die abdominelle Punktionsstelle<br />
durch Diaphanoskopie und Fingerdruck festgelegt.<br />
ABSTRACTS<br />
Nach einer großflächigen Desinfektion und<br />
Lokalanästhesie erfolgt die Stichinzision mit dem Skalpell<br />
und die Punktion mit der Kanüle, durch die der<br />
Führungsfaden eingeführt wird. Dieser wird mittels<br />
Endoskop im Mageninneren gefaßt und durch den<br />
Mund ausgeführt. Nach Verknotung mit der PEG-Sonde<br />
erfolgt der Durchzug retrograd durch Mund, Speiseröhre,<br />
Magen und die Bauchdecke. Die innere Halteplatte<br />
drückt die Magenvorderwand gegen die Bauchwand.<br />
Von außen fixiert eine weitere Halteplatte den<br />
Katheter.<br />
Nach trockenem Verband, der anfangs täglich<br />
gewechselt und die Einstichstelle kurzfristig kontrolliert<br />
wird, kann die Ernährung über die Sonde nach 24<br />
Stunden begonnen werden.<br />
13
14<br />
ABSTRACTS<br />
Gastrale versus intestinale PEG<br />
R. Behrens<br />
Gegenüber der weitaus gebräuchlicheren gastralen<br />
PEG besitzt die intestinale Plazierungsform einige<br />
Besonderheiten.<br />
Die Indikation besteht bei gestörter Magenentleerung<br />
und/oder einem komplizierten gastroösophagealen<br />
Reflux. Dies ist der Fall, wenn der Reflux medikamentös<br />
nicht behandelbar ist oder eine Fistel/Perforation in das<br />
Mediastinum besteht, wie dies gelegentlich bei Patienten<br />
mit operierter Ösophagusatresie vorkommen kann. So<br />
macht der Anteil intestinaler PEG's auch nur 15% von<br />
192 PEG-Patienten im eigenen Kollektiv aus. Die<br />
Erkrankungen bei intestinaler PEG setzen sich nicht nur<br />
aus den von der gastralen PEG her bekannten<br />
neurologischen Störungen zusammen, sondern<br />
umfassen auch terminale Niereninsuffizienz, chronische<br />
Peritonealdialyse, fortgeschrittenes Tumorleiden,<br />
kongenitale Herzfehler und operierte Ösophagusatresie.<br />
Auch hinsichtlich der Durchführung bestehen<br />
Unterschiede. Der Zeitaufwand liegt dreimal höher als<br />
bei der gastralen PEG. Häufig ist es nicht möglich, den<br />
duodenalen Sondenteil spannungsfrei im Duodenum<br />
zu plazieren, so daß es immer wieder zum Zurückschnalzen<br />
des intestinalen Schenkels kommt.<br />
Gelegentlich ist eine intestinale Plazierung gänzlich<br />
unmöglich (s. unten).<br />
Nach der erfolgreichen Plazierung sind weitere<br />
Besonderheiten zu beachten. Zunächst muß mittels<br />
Gabe von Kontrastmittel geprüft werden, ob die<br />
Sondenspitze tatsächlich am erwünschten Punkt liegt<br />
(normalerweise ist dies das Treitz'sche Band oder obere<br />
Jejunum). Dabei ist auch auf einen Kontrastmittelreflux<br />
in den Magen zu achten, da in diesem Fall das<br />
eigentliche Ziel der intestinalen Plazierung, nämlich<br />
einen gastroösophagealen Reflux zu verhindern, verfehlt<br />
wird. Ferner ist zu Beginn der Ernährung zu berücksichtigen,<br />
daß die Nahrungsapplikation konstant und<br />
einschleichend erfolgen muß, um kein Dumpingsyndrom<br />
auszulösen.<br />
Schließlich muß auch nach erfolgreicher Plazierung<br />
einer duodenalen PEG mit weiteren Komplikationen<br />
gerechnet werden. Diese bestehen aus Okklusion,<br />
bedingt durch den zwangsläufig geringeren<br />
Sondendurchmesser, und aus einer Dislokation zurück<br />
in den Magen, gelegentlich sogar in den Ösophagus.<br />
Dies kann nicht nur das eigentliche Behandlungsziel<br />
zunichte machen, sondern ein erhöhtes Aspirationsrisiko<br />
darstellen. Insgesamt sind die genannten Komplikationen<br />
ca. fünfmal häufiger als bei der gastralen PEG.<br />
Hieraus ist der Schluß zu ziehen, daß die Indikation für<br />
eine intestinale PEG besonders sorgfältig zu stellen ist.<br />
Andererseits muß aber auch berücksichtigt werden,<br />
daß für einige Patienten die intestinale Plazierung<br />
tatsächlich unabdingbar ist.<br />
Eine Neuerung stellt die direkte endoskopische<br />
Jejunostomie (PEJ) dar. Hierzu liegen aus der Pädiatrie<br />
kaum Erfahrungen vor. Sie kann dann sinnvoll sein,<br />
wenn eine duodenale PEG erforderlich, aber z. B. durch<br />
ständige Dislokation nicht möglich ist (s. oben). Somit<br />
bleibt dieses neue Verfahren einzelnen Patienten<br />
vorbehalten und sollte zumindest in der Anfangszeit<br />
auch nur in Operationsbereitschaft durchgeführt<br />
werden. In unserem Kollektiv wurden 5 Patienten mit<br />
einer PEJ versorgt, da bei ihnen eine duodenale<br />
Plazierung jeweils unmöglich war. Während dies anfangs<br />
größere Kinder betraf, wurde die PEJ zuletzt auch bei<br />
einem 4 kg schweren Säugling mit operierter<br />
Ösophagusatresie notwendig und erfolgreich durchgeführt.<br />
Die Untersuchung selbst ist methodisch anspruchsvoll,<br />
muß doch meist weit in das Jejunum vorgespiegelt<br />
werden, um die obligate Diaphanie zu erreichen. Die<br />
innere Halteplatte muß (anders als bei Positionierung<br />
im Magen) gegebenenfalls verkleinert werden. Als<br />
Kanüle hat sich ein 18 er Abbocath bewährt, da sich<br />
die konventionellen Kanülen als zu riskant erwiesen<br />
haben. Ist die Plazierung einmal gelungen, muß dagegen<br />
(anders als bei den übrigen intestinalen PEG's) in der<br />
Regel nicht mit weiteren Komplikationen gerechnet<br />
werden. Lediglich der Nahrungsaufbau hat ebenso<br />
behutsam wie bei der intestinalen PEG zu erfolgen.<br />
Entgegen der wenigen Berichte über die PEJ bei<br />
erwachsenen Patienten ist nach unseren Erfahrungen<br />
der Nutzen für sorgsam ausgewählte Patienten<br />
unumstritten.
PEG und gastroösophagealer Reflux<br />
T. Lang<br />
Die perkutane endoskopische Gastrostomie ist ein auch<br />
in der Pädiatrie etabliertes Verfahren für die enterale<br />
Sondenernährung. Unklar ist bisher, inwieweit durch<br />
die Plazierung einer perkutanen endoskopischen<br />
Gastrostomie ein gastroösophagealer Reflux neu<br />
auftreten oder sich verschlechtern kann. Die Beurteilung<br />
wird zusätzlich erschwert, da es sich meist um Patienten<br />
mit neurologischen Problemen und Tetraspastik handelt,<br />
die ohnehin ein deutlich erhöhtes Risiko für einen<br />
gastroösophagealen Reflux aufweisen. Das Symptom<br />
„Erbrechen” ist in diesen Fällen diagnostisch nicht<br />
weiterführend.<br />
Wir berichten über 72 Patienten im Alter von 0,08 bis<br />
25,4 Jahren, die mit einer perkutanen endoskopischen<br />
Gastrostomie versorgt wurden. Indikationen waren<br />
meist zentralnervöse Erkrankungen, aber auch Zusatzernährung,<br />
wie z.B. bei Patienten mit angeborenen<br />
Herzfehlern, oder die Ernährung mit Spezialnahrungen.<br />
Bei 36 Patienten konnte prospektiv eine 24h-pH-Metrie<br />
vor und nach dem Plazieren der PEG durchgeführt<br />
werden. Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengestellt.<br />
vorher nachher Summe<br />
o.p.B. o.p.B. 20/36<br />
pathologisch o.p.B. 7/36<br />
pathologisch pathologisch 3/36<br />
o.p.B. pathologisch 6/36<br />
Weitere 36 Patienten wurden nur retrospektiv untersucht,<br />
33 x durch eine Ösophago-Gastro-<br />
Duodenoskopie, 3 x mittels einer 24h-pH-Metrie. Bei<br />
34/36 Patienten fand sich ein Normalbefund, nur 2/36<br />
Patienten fielen durch eine Ösophagitis bzw. einen<br />
Reflux auf.<br />
Insgesamt wurde bei 8 von 72 Patienten ein gastroösophagealer<br />
Reflux bzw. eine Refluxösophagitis<br />
diagnostiziert (11%).<br />
ABSTRACTS<br />
Berücksichtigt man nun, daß bei den meisten Patienten<br />
eine zentralnervöse Schluckstörung besteht, die an sich<br />
ein erhöhtes Risiko für einen gastroösophagealen Reflux<br />
aufweist, so kann man nicht davon ausgehen, daß<br />
durch die perkutane endoskopische Gastrostomie das<br />
Risiko eines gastroösophagealen Refluxes erhöht wird.<br />
Unseres Erachtens besteht damit kein Grund, die PEG<br />
prophylaktisch mit einer chirurgischen Antireflux-Plastik<br />
(Fundoplikatio) zu kombinieren, zumal wirksame<br />
medikamentöse Therapieformen (z.B. Cisaprid,<br />
Omeprazol) zur Verfiigung stehen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
1. Coben RM, Weintraub A, DiMarino AJ, Cohen S. Gastroesophageal<br />
reflux during gastrostomy feeding. Gastroenterology 1994;<br />
106: 13-18<br />
2. DiAbriola GF, Lucchetti MC, Capitanucci ML, Nappo S,<br />
Dall'Oglio L, Rivosecchi M. Nutritional stomas in children –<br />
experience with an antireflux percutaneous endoscopic<br />
gastrostomy: the right percutaneous endoscopic gastrostomy.<br />
Transplant Proc 1994; 26: 1468-1469<br />
3. Grunow JE, Al-Hafidh A-S, Tunnel P. Gastroesophageal reflux<br />
following percutaneous endoscopic gastrostomy in children.<br />
J Pediatr Surg 1989; 24: 42-45<br />
4. Gustafsson PM, Tibbling L. Gastro-esophageal reflux and<br />
esophageal dysfunction in children and adolescents with brain<br />
damage. Acta Paediatr 1994; 83: 1081-1085<br />
5. Heine RG, Reddihough DS, Catto-Smith AG. Gastro-esophageal<br />
reflux and feeding problems after gastrostomy in children with<br />
severe neurological impairment. Dev Med Child Neurol 1995;<br />
37: 320-329<br />
6. Jolley SG, Tunnel WP, Hoelzer DJ, Thomas S, Smith EI. Lower<br />
esophageal pressure changes with tube gastrostomy: a causative<br />
factor of gastroesophageal reflux in children?<br />
J Pediatr Surg 1986; 21: 624-627<br />
7. Langer JC, Wesson DE, Ein SH, Filler RM, Shandling B, Superina<br />
R, Papa M. Feeding gastrostomy in neurologically impaired<br />
children: is an antireflux procedure necessary?<br />
J Pediatr Gastroenterol Nutr 1988; 7: 837- 841<br />
15
16<br />
ABSTRACTS<br />
Erfahrungen mit dem Button<br />
R. Schubert<br />
I. Einführung:<br />
Wir berichten über unsere langjährige Erfahrung mit<br />
der sekundären Button-Versorgung bei primärer Anlage<br />
einer PEG. In unserer Einrichtung betreuen wir schwerst<br />
mehrfach-behinderte Kinder und Jugendliche.<br />
Vorherrschend sind Krankheitsbilder bei peripostnatalen-<br />
Asphyxiesyndromen, im Mutterleib erworbene<br />
Erkrankungen unklarer Genese, Chromosomen-<br />
Aberrationen, Ertrinkungsunfälle und ähnliche<br />
Behinderungen.<br />
Bei vielen der Betreuten liegt ein nahezu apallisches<br />
Syndrom vor. Begleitende Schluckstörungen, -lähmungen<br />
(Bulbärparalyse, Pseudobulbärparalyse, Hirnstammsyndrome)<br />
machen eine orale Nahrungsaufnahme fast<br />
unmöglich. Die Gefahr der Aspiration ist sehr groß. Im<br />
übrigen zeigt sich bei der oralen Nahrungsaufnahme,<br />
daß beide Seiten, nämlich das Kind als auch der Betreuer,<br />
erhebliche Probleme durchleiden müssen. So wird trotz<br />
großem Bemühen das Ernähren zu einem großen<br />
Problem. Weder ist eine kalorisch ausreichende<br />
Ernährung noch eine adäquate Flüssigkeitszufuhr<br />
gewährleistet.<br />
Bisher wurden zum Ausgleich der nicht verabfolgten<br />
oralen Nahrung nasogastrale Ernährungssonden gelegt.<br />
Diese haben den großen Nachteil, den Patienten zu<br />
stigmatisieren, das Atemlumen zu verringern und den<br />
Cardiaschluß nicht vollständig zu machen, so daß es<br />
immer wieder zu ösophagealen Refluxen kommen<br />
kann, und damit die erhöhte Gefahr einer<br />
Aspirationspneumonie gegeben ist. Das Fremdkörpergefühl<br />
einer naogastrischen Sonde ist sehr stark<br />
ausgeprägt, was dazu führt, daß sich die Kinder die<br />
Sonde oft „selbst” entfernen.<br />
So haben wir uns vor einigen Jahren entschieden, auf<br />
eine Ernährungsform mittels PEG umzustellen. Die PEG<br />
ermöglicht es uns, die Kinder adäquat zu ernähren und<br />
eine bilanzierte Flüssigkeitszufuhr zu gewährleisten.<br />
Damit hat sich die Lebensqualität dieser Menschen<br />
entscheidend verbessert. Außerdem ist zu beobachten,<br />
daß sich die Resorption verordneter Antiepileptika-<br />
Antikonvulsiva durch die Ernährungsform verbessert<br />
hat.<br />
II. PEG vs. Button:<br />
Etwa 6 Wochen nach der initialen PEG-Plazierung<br />
ersetzen wir bei allen unseren Patienten die PEG durch<br />
einen „Button”.<br />
Die PEG-Sonde hat gegenüber dem Button einige<br />
Nachteile:<br />
• Bei bestimmten Medikamenten (Retardmedikamente)<br />
verstopfen sie sehr leicht.<br />
• Im übrigen ist die starre Verbindung zwischen dem<br />
gastralen Anteil und der über der Bauchdecke<br />
liegenden Zuleitung ein Hindernis bei der Pflege und<br />
Betreuung.<br />
Der Button bietet den Vorteil, die Zuleitung zu entfernen,<br />
und damit die Pflege zu erleichtern (Baden, Bekleidung,<br />
Rollstuhlversorgung). Im täglichen Umgang wird die<br />
Förderung und Betreuung der Kinder wesentlich<br />
verbessert, da ein deutliches Maß an Sicherheit für<br />
Betreuer und Patient gegeben ist.<br />
III. Ersatz einer PEG durch einen Button:<br />
Nach vorheriger 24 Std.-ph-Metrie erfolgt die Primäranlage<br />
der PEG in der typischen Methode, jedoch mit<br />
dem Unterschied, daß um die innere Halteplatte der<br />
PEG ein Kunststoffaden fixiert wird, welcher durch den<br />
Ösophagus und durch die Nase hinausgeleitet wird.<br />
Dieser Faden wird auf der Wange mit einem Pflaster<br />
fixiert. Nach endgültiger Kanalisierung des Stomas<br />
(ca. 6 Wochen) wird die PEG durch einen Button ersetzt.<br />
Vorgehensweise: Der Rückholfaden wird mit der Magill-<br />
Zange zurück von der Nase in die Mundhöhle nach<br />
außen gebracht. Die äußere Halteplatte der PEG-Sonde<br />
wird entfernt. Der Zuleitungsschlauch der PEG-Sonde<br />
wird mit einer Kocher-Klemme festgehalten.<br />
Etwa 2 cm hinter der Kocher-Klemme wird der<br />
Zuleitungsschlauch abgeschnitten. Nun wird in das<br />
innere Lumen des Zuleitungsschlauches ein Bougie<br />
eingeführt. An dem aus dem Mund herausragendem<br />
Faden wird gezogen. Mit dem Bougie wird die innere<br />
Halteplatte der PEG unter gleichzeitigem leichten Zug<br />
durch den Ösophagus und zum Munde herausgebracht.<br />
Damit erübrigt sich eine erneute Gastroskopie, um die<br />
innere Halteplatte zu entfernen. Das Stoma wird, zur<br />
Anlage des vorbereiteten Buttons (Längenmessung),<br />
auf ein Maß CH. 18 bougiert. Der Button wird plaziert.
IV Erfahrungen mit dem Button:<br />
Es hat sich gezeigt, daß die Größe des Button nicht zu<br />
klein gewählt werden darf. Wir bevorzugen CH 18<br />
(1 CH = 0,33 mm).<br />
Zunächst legten wir Streckbuttons ein. Die Refluxklappen<br />
dieser Streckbuttons waren ungenügend, so daß<br />
Nahrung aus dem Magen sehr schnell zurückfloß. Ein<br />
weiteres Problem stellte die Entfernung des Buttons<br />
mit dem Obturator da. Es war alles in allem eine<br />
unbefriedigende Versorgung.<br />
Zwischenzeitlich werden von der Industrie Ballon-<br />
Buttons angeboten. Diese bieten den Vorteil einer<br />
wesentlich einfacheren Plazierung, die nicht nur unserem<br />
Pflegepersonal, sondern auch ambulanten Patienten<br />
zugute kommt. So kann nach kurzer Zeit den Eltern<br />
die Neuplazierung eines Buttons gezeigt werden. Bisher<br />
hat es noch keine Schwierigkeiten gegeben.<br />
Die Verweildauer der Ballon-Buttons ist sehr unterschiedlich.<br />
So haben wir statistisch eine Verweildauer<br />
bis zur Perforation des Ballons von 6 Monaten. Die<br />
hohe Verträglichkeit und das relativ seltene, einfache<br />
Wechseln des Ballon-Buttons ist für Patienten und<br />
Personal gleichermaßen ein hoher Gewinn und zudem<br />
ein kostengünstiges Verfahren.<br />
Die Applikation des Zuleitungsschlauches auf den<br />
liegenden Button ist simpel. Sie wird von allen<br />
Mitarbeitern/innen nach kurzer Einführung beherrscht.<br />
Ebenso treten keine Komplikationen auf, wenn Patienten<br />
mittels Ernährungspumpe ernährt werden.<br />
V. Zusammenfassung:<br />
ABSTRACTS<br />
Seitdem unsere Patienten/Kinder über einen Ernährungsbutton<br />
versorgt werden, hat sich die Gewichtssituation<br />
positiv verändert. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />
ist nun gewährleistet. Ebenso ist eine kontinuierliche<br />
Ernährung möglich, damit verbunden eine erhebliche<br />
Abnahme des ösophagealen Refluxes und wiederholten<br />
Erbrechens.<br />
Der Ernährungsbutton bietet einen wesentlichen Vorteil<br />
in der alltäglichen Pflege (Körperhygiene, Bekleidung,<br />
Rollstuhlversorgung).<br />
Die Mitarbeiter/innen erleben einen streßfreien Umgang<br />
mit ihren Patienten, indem sie nicht ständig damit<br />
beschäftigt sind, für eine für sie und die Patienten<br />
belastende orale Ernährungssituation zu sorgen.<br />
Damit haben die Mitarbeiter/innen ein wesentliches<br />
Mehr an Zeit, sich der eigentlichen heilpädagogischen<br />
Förderung zu widmen.<br />
Der Ernährungsbutton bietet dem Patienten ebenfalls<br />
den Vorteil einer freieren Bewegung, z.B. bei der<br />
Krankengymnastik. Im Gegensatz zu dem doch recht<br />
aufwendigen Wechseln einer PEG-Sonde ist der Wechsel<br />
eines Buttons für den Patienten wesentlich einfacher<br />
und weniger belastend.<br />
Durch die relativ lange Verweildauer des Ballon-Buttons<br />
(durchschnittlich 201 Tage/Kosten ca. 350,– DM),<br />
entstehen den Sozialversicherungsträgern weniger<br />
Kosten. Die max. Verweildauer einer nasogastralen<br />
Ernährungssonde liegt bei ca. 8 Tagen/Kosten ca.<br />
25,– DM). Die kurze Verweildauer ist darin begründet,<br />
daß durch manipulative Handlungen des Patienten<br />
selber, als auch bei der Pflege die Sonde entfernt wird.<br />
Alles in allem bietet die Ballon-Button-Methode den<br />
Patienten ein sorgenfreieres, erträglicheres, auf ihre<br />
Menschenwürde abgestimmtes Leben.<br />
17
18<br />
ABSTRACTS<br />
Komplikationen bei der<br />
perkutanen endoskopischen Gastrostomie<br />
R. Behrens<br />
Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) hat<br />
sich seit der Entwicklung 1980 in der Ernährung<br />
dauerhaft Sonden-bedürftiger Patienten bewährt. Als<br />
invasive Maßnahme mit einem gewissen Komplikationsrisiko<br />
behaftet, muß sie sich theoretisch am bisherigen<br />
Standard messen lassen. Ein direkter Vergleich ist jedoch<br />
nicht möglich, da über nasogastrale/-duodenale Sonden<br />
keine Nebenwirkungsstudien vorliegen.<br />
So kann im folgenden nur einseitig über Komplikationen<br />
bei der PEG berichtet werden.<br />
Grundsätzlich sind drei Problemkreise zu unterscheiden:<br />
1. Ieichte, 2. schwere und 3. technische Komplikationen.<br />
Im folgenden sind die wichtigsten Komplikationen<br />
aufgelistet.<br />
• Leichte klinische Komplikationen<br />
Hautemphysem, asymptomatisches<br />
Pneumoperitoneum, Hämatom, Dislokationen<br />
duodenaler oder jejunaler Schenkel zurück in den<br />
Magen oder Ösophagus.<br />
• Schwere klinische Komplikationen<br />
Perforation oder symptomatisches<br />
Pneumoperitoneum mit/ohne Peritonitis, Darm-Haut-<br />
Fisteln, lokale Abszeßbildung, grundsätzlich alle<br />
Komplikationen, die einer intravenösen Therapie<br />
oder eines chirurgischen Eingriffes bedürfen.<br />
• Technische Komplikationen<br />
Abriß der inneren Halteplatte, Okklusion der Sonde<br />
durch Nahrung oder Medikamente, Materialermüdung<br />
mit Leckage oder Brüchigkeit.<br />
Während über klinische Komplikationen zahlreiche<br />
Berichte vorliegen, sind Angaben zu technischen<br />
Problemen sehr viel seltener und stammen vorwiegend<br />
aus dem erwachsenen Bereich.<br />
Leichte und schwere Komplikationen treten mit einer<br />
Häufigkeit von knapp 10 bzw. 1,5 Prozent auf<br />
(Metaanalyse bei 3030 erwachsenen Patienten, 1 - 8).<br />
Die Angaben aus der Pädiatrie sind für leichte Komplikationen<br />
vergleichbar, liegen bei schwerwiegenden<br />
Komplikationen jedoch mit 5,5 % deutlich höher<br />
(Metaanalyse bei allerdings nur 181 pädiatrischen<br />
Patienten, 1, 9, 10). AnläBlich eines internationalen<br />
Kongresses wurden kürzlich sogar Komplikationsraten<br />
von bis zu 100 % berichtet.<br />
In unserer Arbeitsgruppe wurden seit 1989 192<br />
Patienten mit einer PEG versorgt. Das Körpergewicht<br />
lag zwischen 3,1 und 66 kg. Die heterogenen<br />
Grunderkrankungen umfaßten zahlreiche Risikopatienten<br />
(Säuglinge mit komplexen, inoperablen<br />
angeborenen Herzfehlern, ehemalige extrem unreife<br />
Frühgeborene in ausgesprochen labilem Status und<br />
neurologische Patienten mit zentralen Atemregulationsstörungen).<br />
Trotz der Kumulation von Hochrisikopatienten<br />
traten nur bei 8 Patienten leichte und nur<br />
bei 5 Patienten schwere klinische Komplikationen auf<br />
(Tab. 1):<br />
Tab. 1<br />
Leichte Komplikationen<br />
Dislokation 3 x<br />
asymptomatisches Pneumoperitoneum 2 x<br />
Hautemphysem, Bauchdeckenhämatom,<br />
tranhepat. Punktion jeweils 1 x<br />
Schwere Komplikationen<br />
symptomatisches Pneumoperitoneum 2 x<br />
Antibiotika-bedürftige Infektion 3 x<br />
Die Mortalität, in der Literatur jeweils für erwachsene<br />
und pädiatrische Patienten mit 0,7 und 0,6% angegeben,<br />
betrug erfreulicherweise 0%.<br />
Technische Komplikationen dagegen traten häufiger<br />
auf als bislang berichtet: 11% gegenüber knapp 5<br />
bzw. 2,3 %. Hierbei ist jedoch zu vermuten, daß die<br />
Erfassung technischer Probleme sehr viel unzuverlässiger<br />
erfolgt als die der klinischen Komplikationen.<br />
Einzelheiten sind Tab. 2 zu entnehmen.<br />
Tab. 2<br />
Abriß der inneren Halteplatte 8 x<br />
Leckage 5 x<br />
Okklusion 5 x<br />
Einwachsen d. inn. Halteplatte 3 x
Abriß und Leckage sind mittlerweile durch bessere<br />
Klebeverbindungen und Materialverbesserungen<br />
seltener geworden. Okklusionen traten nicht mehr auf,<br />
seitdem wir auch bei kleinen Säuglingen ausschließlich<br />
großlumige PEG-Sonden verwenden. Das Einwachsen<br />
der inneren Halteplatte ist ein ebenfalls vermeidbarer<br />
Pflegefehler.<br />
Insgesamt sind rückblickend wohl nur 8 der 34<br />
Komplikationen unvermeidlich, so daß eine kumulative<br />
Komplikationsrate von 4% besteht.<br />
Angesichts des Nutzens, den alle Patienten von der<br />
PEG haben bzw. hatten, bleibt die Empfehlung dieser<br />
neuen Sondentechnik in der Hand des Erfahrenen<br />
unumschränkt bestehen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
1. Ponsky JL et al. Percutaneous endoscopic gastrostomy. review<br />
of 150 cases. Arch Surg 1983; 118: 913 - 4.<br />
2. Keymling M. Perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie.<br />
Z. Gastroenterol 1989; 27 (Suppl. 2): 65 - 8.<br />
3. Hull MA et al. Audit outcome of long-term enteral nutrition<br />
by percutaneous endoscopic gastrostomy. Lancet 1993; 341:<br />
869 - 72.<br />
4. Meier R et al.. Die perkutane endoskopische Gastrostomie in<br />
der Langzeiternährung. Schweiz Med Wochenschr 1994; 124:<br />
655 - 9.<br />
5. Wenk A. et al. Komplikationen der perkutanen endoskopisch<br />
kontrollierten Gastrostomie (PEG) – Erfahrungsbericht über 180<br />
Patienten. Verdauungskrankh 1994; 12: 61 - 6.<br />
6. Gossner L et al. Risiken der perkutanen endoskopischen<br />
Gastrostomie. Dtsch Med Wochenschr 1995; 120: 1768 - 72.<br />
7. Küpper J, Miller B. Schwere Komplikationen bei perkutaner<br />
endoskopischer Gastrostomie. Chir Gastroenterol 1995;<br />
11: 166 -70.<br />
8. Richter G. et al. Percutaneous endoscopic gastrostomy on 1000<br />
consecutive patients - An effective nutritional procedure with<br />
a low complication rate. 1995 Pers. Mitteilung.<br />
9. Coughlin JP et al. Percutaneous endoscopic gastrostomy in<br />
children under 1 year of age: indications, complications, and<br />
outcome. Pediatr Surg Int 1991; 6: 88 - 91.<br />
10. Davidson PM et al. Technique and complications of percutaneous<br />
endoscopic gastrostomy in children. Aus N Z J Surg 1995; 65:<br />
194 - 6.<br />
ABSTRACTS<br />
19