Musikpädagogin Petra Paul - Kolpingkapelle Mering
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Musikantenbladl Lexikon<br />
Fortsetzung der Ausgabe Herbst 2008 (Das Schlagzeug)<br />
Schlaginstrumentarium<br />
Die einzelnen Instrumente des Schlagzeug-Sets zählen entweder zu den Idiophonen<br />
(„Selbstklinger“) oder zu den Membranophonen („Fellklinger“). Die Auswahl der<br />
Instrumente hängt vom musikalischen Kontext, der Stilistik und den Vorstellungen<br />
des Schlagzeugers ab. Die Größen der Trommeln und Becken werden in Zoll (Inch,<br />
1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Fast immer wird als Grundlage des Schlagzeugs eine<br />
Kombination aus folgenden Instrumenten verwendet.<br />
Kleine Trommel<br />
Die Kleine Trommel, auch „Snare-Drum“ genannt (von engl. snare = Schnarrsaite),<br />
mittig vor dem Spieler platziert, ist das Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie kommt<br />
aus der europäischen Militärmusik und hat sich aus verschiedenen Formen von<br />
Marsch- und Rührtrommeln entwickelt. Sie besitzt einen Kessel aus mehreren Holzlagen<br />
(meist 6 bis 10 Lagen) oder Metall, der auf beiden Seiten mit Fellen bespannt<br />
ist. Das obere Schlagfell ist meist leicht aufgeraut und weiß oder hellgrau beschichtet;<br />
das Fell auf der Unterseite ist ein glattes und deutlich dünneres Resonanzfell.<br />
Ursprünglich wurden echte Tierhäute eingesetzt, heute kommen fast ausschließlich<br />
industriell gefertigte Produkte aus Kunststoffen mit Metallreifen zum Einsatz.<br />
Ihren charakteristischen Klang erhält die kleine Trommel durch eine Reihe parallel<br />
gespannter Drähte (Schnarrteppich oder Snareteppich), die von einer Seite der<br />
Trommel zur anderen, gespannt sind. Der Schnarrteppich wird bei jedem Schlag<br />
in Schwingung versetzt und schlägt zurück auf das Resonanzfell, wodurch er den<br />
typischen Klang der Schnarrtrommel verursacht und bei Wirbeln einen dichten und<br />
vollen Klang entstehen lässt. Bei einem Einzelschlag eines Trommelstocks entsteht<br />
das Geräusch aus einer Kombination zweier Vorgänge: Dem Aufschlag des Stocks<br />
auf dem Schlagfell und dem dadurch ausgelösten Rückschlag des Schnarrteppiches<br />
auf das Resonanzfell. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Schnarrabhebung)<br />
kann der Schnarrteppich vom Fell abgehoben werden, wodurch er seinen Effekt verliert.<br />
Die Spannung des Schnarrteppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren,<br />
was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht.<br />
Der Felldurchmesser beträgt meist 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind 5 oder 6,5 Zoll.<br />
Mittlerweile gibt es zudem Piccolotrommeln mit nur 8 oder 10 Zoll Durchmesser<br />
oder relativ flachen Kesseln, die häufig als zusätzliches Instrument (Side-Snare) eingesetzt<br />
werden.<br />
Große Trommel<br />
Die große Trommel (Bassdrum) ist das zweite Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie<br />
besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage<br />
ruht und durch zwei (beim Transport einklappbare) Beine am vorderen Ende in<br />
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seiner Position gehalten wird. Die große Trommel wird mit Hilfe einer sogenannten<br />
Fußmaschine bedient, die an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung<br />
am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von zwei<br />
großen Trommeln kann ein Doppelpedal genutzt werden, das durch mechanische<br />
Übertragung das Spielen mit beiden Füßen auf nur einer Trommel ermöglicht.<br />
Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit Löchern versehen, um den Nachhall<br />
der Trommel zu vermindern und eine direkte Abnahme des Klanges durch ein<br />
Mikrofon in der Trommel möglich zu machen. Darüber hinaus werden häufig Kissen<br />
oder Decken in die Trommel gelegt, um sie zu dämpfen.<br />
In der Anfangszeit des Schlagzeuges waren die großen Trommeln mit einem<br />
Durchmesser von 28 oder 30 Zoll sehr groß, ehe sich allmählich kleinere Größen<br />
durchsetzten. Lange Zeit war ein Kessel mit 14 Zoll Tiefe und 22 Zoll Durchmesser<br />
Standard, heutzutage werden 16 oder 18 Zoll tiefe Trommeln bevorzugt. Je nach<br />
Stilrichtung werden modernere Schlagzeuge mit unterschiedlich großen Bassdrums<br />
von 16 bis zu 26 Zoll Felldurchmesser ausgestattet.<br />
Als Bass-Drum-Rosette wird die Befestigungsschelle bezeichnet, die zur Montage<br />
von Becken und Toms auf der Trommel benötigt wird. Bei manchen Schlagzeugen<br />
ist die Bassdrum manchmal ungebohrt, also ohne Rosette. Dies erlaubt der Trommel<br />
freier zu schwingen und erzeugt somit einen besseren Klang.<br />
Tom Toms<br />
Tom Toms sind meist beidseitig mit Fellen bespannte Trommeln mit Durchmessern<br />
zwischen 6 und 18 Zoll. Je nach Art der Aufhängung und Aufstellung bezeichnet<br />
man die Trommeln als Hänge-Toms (engl. „rack toms“), die ein Stativ oder eine<br />
Halterung auf der Bass-Drum benötigen, oder als Stand-Toms (engl. „floor toms“),<br />
die auf eigenen, am Kessel montierten Beinen stehen. Bei hochwertigen Toms ist die<br />
Halterung zur besseren Klangentfaltung so ausgestaltet, dass der Kessel nach dem<br />
Schlag frei auszuschwingen kann (Freischwingsystem).<br />
Das Verhältnis vom Kesseldurchmesser zur Kesseltiefe ist sehr unterschiedlich; Stand-<br />
Toms sind häufig tiefer als Hänge-Toms gleichen Durchmessers. Eine Sonderstellung<br />
nehmen die sogenannten Roto-Toms ein: Sie bestehen nur aus einem flachen<br />
Metallrahmen, auf den das Schlagfell gespannt ist; einen Kessel gibt es nicht. Eine<br />
Schraubkonstruktion macht es möglich, während des Spiels die Fellspannung zu<br />
verändern (einfach durch Drehung des Rahmens) und so ein Glissando zu erzeugen.<br />
Roto-Toms waren vor allem in den 1980er Jahren verbreitet.<br />
Die Anzahl der Toms in einem Drum-Set ist stark abhängig von der jeweiligen Musikrichtung.<br />
Während in der Popularmusik und im klassischen Jazz oft nur zwei oder<br />
drei Toms verwendet werden, nutzen Schlagzeuger im Jazz-Rock und im Heavy<br />
Metal bis zu acht Toms. Dies variiert jedoch stark von Schlagzeuger zu Schlagzeuger.<br />
Die meisten Standard-Sets werden mit drei Toms ausgeliefert: zwei Hänge-Toms (10<br />
bis 13 Zoll) und einer Stand-Tom (14 bis 16 Zoll).<br />
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