Musikpädagogin Petra Paul - Kolpingkapelle Mering
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Wertungsspiele am 04.04.2009 in Friedberg<br />
Zu Beginn der Osterferien stand für zwei unserer Orchester mit den Wertungsspielen<br />
in Friedberg ein musikalischer Prüfstein an. Bei solchen Veranstaltungen treten<br />
Musikgruppen in verschiedenen Kategorien, die nach Schwierigkeitsgrad geordnet<br />
sind, an und werden von einer dreiköpfigen Jury nach dem Vortrag zweier Stücke<br />
bewertet. Die Juroren verteilen Punkte für zehn verschiedene Kriterien, aus denen<br />
dann eine Durchschnittspunktzahl berechnet wird. Anhand dieser Punktzahl werden<br />
dann Noten verteilt.<br />
Das Nachwuchsorchester trat mit seinem Dirigenten Andreas Bolleininger in der<br />
zweitniedrigsten Stufe, der Unterstufe, an. Dort dürfen von den Orchestern zwei<br />
Stücke nach freier Wahl gespielt werden. Andy wählte „Open up!“ von Rolf Rudin<br />
und „Cinderella“ von Kees Vlak. Beide Stücke waren schon zwei Wochen zuvor im<br />
Frühjahrskonzert erfolgreich aufgeführt worden und in den beiden dazwischenliegenden<br />
Proben hatten sie noch<br />
den letzten „Feinschliff“ für<br />
die kritischen Ohren der Wertungsrichter<br />
erhalten. Drei der<br />
Nachwuchsmusiker hatten vor<br />
einigen Jahren mit dem damaligen<br />
Dirigenten Ingo Kürten<br />
schon einmal ein Wertungsspiel<br />
absolviert, aber der Großteil<br />
betrat Neuland. Auch für den<br />
musikalischen Leiter war es das<br />
erste Wertungsspiel am Dirigentenpult. Und so war die Aufregung beim Treff an der<br />
Stadthalle in Friedberg zu spüren. Aber bevor es in der Halle zur Sache gehen sollte,<br />
war zunächst noch gemeinsames Einspielen in einem Klassenzimmer der benachbarten<br />
Grundschule angesagt. Dort lockerte sich die Anspannung nach und nach<br />
mit jedem Ton, der aus den Instrumenten erklang. Im Anschluss konnten wir in der<br />
Halle noch einige Stellen der Stücke kurz anspielen, um uns mit der ungewohnten<br />
Akustik vertraut zu machen.<br />
Eine ganze Menge Eltern und auch einige Musiker aus dem A-Orchester saßen im<br />
Publikum und drückten die Daumen. Dann ging es los: Mit voller Konzentration<br />
spielten wir uns Ton um Ton durch die Werke und die Viertelstunde, die der Vortrag<br />
dauerte, verging wie im Fluge. Anschließend folgte die Berwertung der Juroren.<br />
Wie beim Eislauf vergaben sie mit Kleinen Täfelchen die Einzelbepunktungen für<br />
Kriterien wie „Rhythmik und Zusammenspiel“ oder „Dynamik und Klangausgleich“.<br />
Die Höchstpunktzahl zehn wurde auch einige Male gezogen und jedesmal war die<br />
Freude bei den jungen Musikern groß. Als dann das Gesamtergebnis von 90 Punkten<br />
bekanntgegeben wurde, waren strahlende Gesichter im Nachwuchsorchester zu<br />
sehen. Damit wurde das Prädikat „mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“ erreicht<br />
und sogar nur um einen Punkt der „ausgezeichnete Erfolg verpasst“!<br />
16<br />
Im Beratungsgespräch von Andy mit Jurymitglied Georg Bernet wurde dem Ochster<br />
ein großes Lob für den konzentrierten Vortrag zugesprochen und auch einige Verbesserungsvorschläge<br />
gemacht. So waren alle Beteiligten mehr als zufrieden und die<br />
verdienten Osterferien konnten beginnen!<br />
Doch vorher war als letztes Orchester des Tages noch das A-Orchester der <strong>Kolpingkapelle</strong><br />
mit Philipp Kufner am Dirigentenpult an der Reihe. In der schwierigsten<br />
Kategorie, der Höchststufe muss ein Stück verpflichtend gespielt werden und ein<br />
weiteres ist frei wählbar.<br />
So waren auch hier in einigen schweißtreibenden Proben die beiden Werke „Juana<br />
de Arco“ von Ferrer Ferran und die zweite Suite von Alfred Reed einstudiert beziehungsweise<br />
wieder<br />
aufgefrischt worden.<br />
Weil hier alle Musiker<br />
alte Hasen sind<br />
und schon Wertungsspielebestritten<br />
haben, herrschte<br />
statt Aufregung eher<br />
Vorfreude, dass wir<br />
zeigen konnten, was<br />
wir geprobt haben.<br />
Nach dem selben<br />
Einspielprozedere wie beim Nachwuchsorchester saßen wir dann um 18:20 Uhr<br />
spielbereit auf den Plätzen. Viele Musiker aus zuvor angetretenen Kapellen, einige<br />
Dirigenten und jede Menge Freunde der <strong>Kolpingkapelle</strong> saßen unter der 150 Zuhöreren.<br />
Sie hörten einen sehr konzentrierten Vortrag, in dem zwar einige Kleinigkeiten<br />
schiefgingen, der aber uns und das Publikum zufriedenstellte und auch aufgrund der<br />
unter Tags verteilten hohen Punktzahlen an andere Orchester auf eine gute Wertung<br />
hoffen ließ. Doch das hatten wir die Rechnung ohne die Juroren gemacht. Wir wurden<br />
sehr kritisch bewertet und erhielten schlußendlich mit 84 Punkten das Prädikat<br />
„mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“.<br />
Das Prädikat stellte uns zufrieden und war auch in etwa so zu erwarten, aber über<br />
die verhältnismäßig niedrige Punktzahl waren wir dann doch erstaunt und warteten<br />
in einer Mischung aus Enttäuschung und Spannung darauf, was Philipp uns aus<br />
dem Beratungsgespräch mit dem vorsitzenden Wertungsrichter berichten würde. Als<br />
wir dann hörten, dass in den Augen der Juroren in der Höchststufe keine Fehler<br />
passieren dürfen und dort perfekt musiziert werden müsse, trauten wir unseren Ohren<br />
kaum. Die Höchststufe definiert sich eigentlich über den Schwierigkeitsgrad der<br />
Stücke und nicht über die Anzahl der Fehler, die passieren dürfen. Aus langjähriger<br />
Erfahrung in zahlreichen Musikgruppen unterschiedlicher Leistungsstufen kann ich<br />
sagen: Fehlerfreies Musikspielen ist nirgends möglich. Auch nicht mit professionellen<br />
Musikern.