Generation MINI - Kohl
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EVENT<br />
Rallye<br />
Fieber<br />
Die „Grünmetropole-Classic 2008”<br />
Eine Rallye ist nur etwas für hartgesottene Männer und Frauen - denkt man. Wie eine<br />
Oldtimer-Tour aber auch ohne Blut, Schweiß und Tränen zu einem triumphalen Erlebnis werden<br />
kann, beschreibt unser Autor in einem sentimentaler Reisebericht mit etwas wehmütigem Blick<br />
zurück in die eigene automobile Vergangenheit.<br />
26<br />
W<br />
ir fahren Rallye! Zum ersten<br />
Mal und bin schon jetzt nervös,<br />
obwohl es zuerst nur zur<br />
technischen Abnahme nach<br />
Stolberg geht. Der weiße BMW<br />
1600-2, der zum 40-jährigen<br />
Jubiläum mit den Unterschriften und Zeichnungen<br />
aller Mitarbeiter der KOHL GRUPPE verziert<br />
wurde, wartet auf dem Parkplatz auf mich.<br />
Ich lege meine Hand um den massiven, verchromten<br />
Türgriff und sofort überkommt mich<br />
ein schwer zu beschreibendes Glücksgefühl. Es<br />
ist ein bisschen so, als würde man nach Hause<br />
kommen. Endlich, denke ich, als die Tür mit dem<br />
mir so vertrauten mechanischen Klacken aufspringt.<br />
Der typische Geruch eines alten BMW<br />
weht mir um die Nase und ich spüre dieses Gefühl<br />
der Vertrautheit, wie man es von einem<br />
alten Freund kennt, den man nach Jahren wieder<br />
trifft. Ich lasse mich langsam hinter das schöne<br />
Sportlenkrad gleiten. Meine Hände streichen<br />
über das Armaturenbrett und berühren die<br />
KOHLIBRI N° 48 | SOMMER 2008<br />
filigranen Hebel für Fernlicht und Blinker. Letzterer<br />
befindet sich bei den ganz frühen Modellen<br />
der Baureihe auf der aus heutiger Sicht ungewöhnlichen<br />
rechten Seite des Lenkrades und<br />
tauche ein in meine eigene automobile Vergangenheit.<br />
Alles begann vor 15 Jahren mit einem taigagrünen<br />
2002 L von 1974. Diese Autos sind es,<br />
die unter den vielen, die ich besaß, ihren Platz<br />
in meinem Herzen gefunden haben und die<br />
Initialzündung für meine bis heute andauernde<br />
Leidenschaft für die Marke BMW sind. Aber<br />
zurück ins Hier und Jetzt: Ich drehe den<br />
Zündschlüssel und der 1600-2 erwacht zum<br />
Leben. Meine Füße betätigen die stehenden<br />
Pedale und ich fahre los. Sofort ist sie da, die<br />
Geräuschkulisse, wie sie nur dieser BMW produziert<br />
- ein eigentümlicher Gesang aus diversen<br />
mechanischen Geräuschen. Sofort kommen<br />
wieder Erinnerungen hoch. Er war der spaßigste<br />
und wurde von allen nur liebevoll „die Sau“<br />
genannt. Unter seiner Haube grölte „Familie<br />
Weber“* ihre schönsten Trinklieder in die Welt<br />
hinaus, während am Heck die zeitgenössische<br />
Supersprint-Sportauspuffanlage die Verbrennungssymphonie<br />
donnerte.<br />
Ich genieße jeden der folgenden Kilometer meiner<br />
Fahrt. Der Nullzwo ist für mich bis heute<br />
das schönste Auto überhaupt, und es juckt sofort<br />
wieder in den Fingern, denn die alte Schrauber-<br />
Seele wird wach und lechzt nach ölig verschmutzten<br />
Fingern und dem längst ausgestorbenen<br />
Geruch von verbleitem Benzin.<br />
Die technische Abnahme meistert das betagte<br />
Fahrzeug ohne Beanstandungen. Das macht<br />
Mut, denn am folgenden Tag werde ich zusammen<br />
mit meiner Frau Claudia zu unserer ersten<br />
echten Rallye aufbrechen.<br />
* gemeint ist die zu Tuningzwecken in der Vergaser-Ära der<br />
60iger, 70iger und 80iger Jahre verbaute 4-fach-Weber-<br />
Vergaseranlage