JAHRESBERICHT 2010 - Deutsche Kinderhilfe
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KINDER UND TEILHABE<br />
KINDERARMUT<br />
Mit der Debatte über die SGB II (“Hartz-IV“) - Reform<br />
war das Thema Kinderarmut auch in diesem Jahr ein<br />
Dauerthema und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Kinderhilfe</strong> hat in Stellungnahmen<br />
und bei Veranstaltungen ihr ganzheitliches<br />
und vorsorgendes Konzept zur Bekämpfung der<br />
Kinderarmut engagiert vertreten. Mit dem Kompromiss<br />
von Bund und Ländern ist neben der Anpassung der<br />
Regelsätze auch ein Bildungspaket für 2,5 Millionen betroffene<br />
Kinder in Höhe von 1,6 Milliarden Euro zum 1.<br />
Januar 2011 in Kraft getreten. Das ist ein wichtiger Einstieg<br />
in die strukturelle Förderung benachteiligter Kinder,<br />
die von der Grundsicherung ihrer Eltern leben müssen.<br />
Die Forderungen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Kinderhilfe</strong>, mehr Teilhabe<br />
und Bildungschancen für Kinder über Bildungsgutscheine<br />
zu ermöglichen und entsprechende Angebote<br />
in den Kommunen zu organisieren, wurden<br />
dabei berücksichtigt. Armut und Benachteiligung wurden<br />
in Deutschland zu lange nur verwaltet und durch<br />
Fehlanreize der Transferleistungs- und Bildungssysteme<br />
verfestigt. Nun setzt sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Kinderhilfe</strong> für<br />
eine zügige und wirksame Umsetzung der neuen Instrumente<br />
im Interesse der Kinder ein.<br />
Im Fokus der Öffentlichkeit stand in Jahr <strong>2010</strong> wieder<br />
die Höhe der Geldleistungen und nicht die Frage, wie in<br />
den Kommunen mit Kitas, Schulen, Gesundheitsdiens-<br />
DEUTSCHE KINDERHILFE<br />
ten und Jugendhilfe schnell, fl ächendeckend und<br />
effektiv Beratungs- und Angebotsstrukturen verbessert<br />
werden können, die die soziale Benachteiligung<br />
nachhaltig abbauen und die Defi zite bei der Sorgeund<br />
Erziehungskompetenz der Eltern beseitigen.<br />
Die Lösungen dieser Probleme dürfen nicht wie bisher<br />
am Streit über Zuständigkeiten, Qualitätsstandards und<br />
an der fehlenden bzw. mangelhaft ressortübergreifenden<br />
Zusammenarbeit scheitern. Die Erkenntnisse über<br />
Ursachen, Folgen und notwendige Maßnahmen gegen<br />
Kinderarmut sind mittlerweile allgemein verbreitet.<br />
Es fehlt jedoch häufi g der politische, professionelle und<br />
bürgergesellschaftliche Wille, die Defi zite zu beseitigen<br />
und die gesellschaftlichen Ressourcen und öffentlichen<br />
Mittel effektiv einzusetzen. Daran haben auch<br />
die Kinder- und Bildungsgipfel der Bundesregierung<br />
wenig geändert. Besonders bei der Förderung der Integration<br />
von Kindern aus Migrantenfamilien und bei<br />
der Inklusion von Kindern mit Behinderungen hat der<br />
Staat versagt. Die sozialen, demografi schen und wirtschaftlichen<br />
Folgen, wie zum Beispiel der Fachkräftemangel<br />
bei gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit mangels<br />
Qualifi kation, die Erosion der öffentlichen Kassen und<br />
der sozialen Sicherungssysteme, die Zunahme von<br />
Sucht- und anderen psychosomatischen Erkrankungen,<br />
Jugendkriminalität, Gewalt und drohende Al-