Hansa - baugenossenschaft hansa eg
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Die Chronik zum 75 jährigen Bestehen<br />
unserer Genossenschaft<br />
Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
– Wohnungsunternehmen –
Die Zukunft soll man nicht<br />
voraussehen wollen,<br />
sondern möglich machen.<br />
Antoine de Saint-Exupéry<br />
(1900-1944)<br />
Französischer Schriftsteller und Fli<strong>eg</strong>er
Die Chronik unserer Genossenschaft<br />
75 Jahre Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
Vorworte<br />
Grußworte<br />
Die Mitglieder des Vorstandes, des Aufsichtsrates und die Mitarbeiter<br />
Die 20er und 30er Jahre – Wohnen in Kiel<br />
1933 bis 1945 – der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkri<strong>eg</strong><br />
1945 bis 1959 und das erste Jahrzehnt der Bundesrepublik Deutschland<br />
1960 bis 1990 – das Wirtschaftswunder und die wirtschaftliche Konsolidierung<br />
1990 bis zur Jahrtausendwende<br />
Die ersten Jahre im 21. Jahrhundert<br />
Die Zukunft der Baugenossenschaft »HANSA« – ein Ausblick<br />
Einige Geschäftszahlen<br />
Impressum<br />
Inhalt<br />
4<br />
6<br />
8<br />
12<br />
16<br />
18<br />
30<br />
35<br />
42<br />
45<br />
50<br />
52<br />
56
75 Jahre Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
Am 14. Dezember 2011 besteht die Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G. 75 Jahre.<br />
4<br />
75 Jahre einer in den ersten Jahren wechselvollen,<br />
aber dann kontinuierlich positiven Entwicklung zu<br />
einem kleineren aber wirtschaftlich gesunden und<br />
am Kieler Wohnungsmarkt gut etablierten Wohnungsunternehmen<br />
sind vergangen.<br />
Viele Menschen haben die Wohnungen in den<br />
75 Jahren bezogen. Manche haben sehr gerne in<br />
der Genossenschaft gewohnt und sich für die<br />
schöne Zeit dort bedankt. Einige mieteten die<br />
Wohnung als vorübergehende lebensnotwendige<br />
Unterkunft und sind schnell wieder ausgezogen.<br />
Aber es sind auch Menschen der<br />
Baugenossenschaft ein Leben lang treu geblieben,<br />
weil sie „ihre“ Wohnung und „ihr“ Umfeld<br />
auch als „ihr“ Zuhause gesehen haben oder<br />
sehen. Ein Zuhause, gemütlich eingerichtet nach<br />
dem eigenen Geschmack in einem angenehmen<br />
Wohnumfeld und mit menschlichem Kontakt zu<br />
netten Nachbarn in einem lebhaften und liebenswürdigen<br />
Stadtquartier.<br />
Die Menschen standen und stehen immer im<br />
Mittelpunkt der Baugenossenschaft. Es war und<br />
ist von jeher das Bestreben der Gremien der<br />
Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>«, dass sich die Menschen<br />
in der Baugenossenschaft wohl fühlen<br />
und wahr genommen werden mit ihren berechtigten<br />
Bedürfnissen, mit ihren Wünschen und mit<br />
ihren Problemen. Ziel war es nie, den Jahresgewinn<br />
zu optimieren. Das moderne Wort vom<br />
Share-Holder-Value ist jederzeit ein Fremdwort<br />
für unsere Genossenschaft gewesen.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Wie verlief der W<strong>eg</strong> von damals bis heute?<br />
Als Folge der Industrialisierung war preiswerter<br />
Wohnraum in der Stadt Kiel - wie in allen größeren<br />
Städten - Mangelware. In dieser Zeit entschlossen<br />
sich zwölf Männer eine Baugenossenschaft in Kiel<br />
zu gründen. Das Gründungsdatum war der 14.<br />
Dezember 1936. Nach dem Kauf eines Grundstücks<br />
und der Klärung der finanziellen, bautechnischen<br />
und baurechtlichen Fragestellungen<br />
wurden im Jahr 1937 die ersten 206 Wohnungen<br />
im Bereich Alsenstraße/<strong>Hansa</strong>straße/Knooper<br />
W<strong>eg</strong> gebaut und im wesentlichen 1938 bezogen.<br />
In der Nachkri<strong>eg</strong>szeit wurden zunächst die zerstörten<br />
Wohnbauten wieder aufgebaut. In den<br />
50er, 60er und 70er Jahren wurden dann weitere<br />
Wohnungen – zuletzt auch in den Kieler Stadtteilen<br />
Suchsdorf, Projensdorf und Hassee errichtet.<br />
Weil danach auf eine weitere Neubautätigkeit ver-<br />
zichtet wurde, besteht die Baugenossenschaft<br />
auch heute noch aus 12 Wirtschaftseinheiten mit<br />
insgesamt 475 Wohnungen. Man beschränkte sich<br />
fortan aber nicht nur auf die Verwaltung und Werterhaltung<br />
des Wohnungsbestandes, sondern trug<br />
auch den neueren technischen Entwicklungen<br />
Rechnung. Zu denken ist hierbei beispielsweise an<br />
den Einbau leistungsfähiger elektrischer Steigeleitungen<br />
und von Fenstern mit wärmedämmenden<br />
Thermopane-Scheiben sowie die Umstellung der<br />
Kohleheizung auf eine Fernwärmeversorgung.<br />
Im Ergebnis befand sich der Wohnungsbestand<br />
immer in einem Zustand guter Vermietbarkeit.<br />
Ausdruck dieser guten Vermietbarkeit ist der über
all die Jahre geringe Mietausfall durch Wohnungs-<br />
leerstände. Die Wohnungen waren und sind über<br />
all die Jahre immer sehr gefragt.<br />
Mitte der 90er Jahre waren die Wohnungen dann<br />
„in die Jahre gekommen“ und es b<strong>eg</strong>ann zunächst<br />
die Zeit der umfangreichen Modernisierung der<br />
ältesten Wohnungen mit dem Ziel, die Wohnungen<br />
den gesti<strong>eg</strong>enen Ansprüchen der Menschen<br />
entsprechend vermietbar zu halten. Nach dem<br />
Jahrtausendwechsel wurde die Modernisierungstätigkeit<br />
dann auf die Gebäudeaußenteile ausgedehnt,<br />
um damit den immer höheren Energiekosten<br />
und der aufkommenden Diskussion<br />
über die Auswirkungen auf den Klimawandel<br />
verstärkt Rechnung zu tragen.<br />
Da dieses Modernisierungsprogramm den gesam-<br />
ten Wohnungsbestand umfassen soll und mit<br />
erheblichen Kosten verbunden ist, kann die<br />
Umsetzung dieses Programms nur über einem<br />
Zeitraum von mehreren Jahren erfolgen und wird<br />
sich deshalb wohl bis etwa 2020 erstrecken.<br />
Der Vorstand der Baugenossenschaft sieht seine<br />
vornehmliche Aufgabe auch weiter darin, die<br />
Werthaltigkeit der Wohnungen und Gebäude zu<br />
erhalten und im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten<br />
noch zu verbessern. Nur hierdurch<br />
kann allen Mitgliedern auch zukünftig attraktiver<br />
Wohnraum zu angemessenen Mietpreisen angeboten<br />
und die Existenz der Baugenossenschaft<br />
»<strong>Hansa</strong>« für die Zukunft gesichert werden.<br />
Hierbei sollen soziale Aspekte und der ursprüngliche<br />
Genossenschaftsgedanke der Gemeinnützigkeit<br />
nicht in den Hintergrund treten, sondern<br />
weiter aktiv gelebt werden. Die Baugenossenschaft<br />
»<strong>Hansa</strong>« e. G. ist gut aufgestellt und befindet<br />
sich auf einem guten W<strong>eg</strong>.<br />
Wir werden daran arbeiten, dass das so bleibt.<br />
Das Bürogebäude der <strong>Hansa</strong><br />
in den 60er Jahren...<br />
... im Winter 2010<br />
...im Sommer 2010<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
5
Vorwort<br />
6<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Heinz-Willi Krüger<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
Am 14. Dezember 2011 besteht die Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G. in Kiel<br />
75 Jahre – ein guter Zeitpunkt für einen würdigenden Rückblick und einen in<br />
die Zukunft gerichteten Ausblick. Aus kleinen Anfängen mit zwölf Gründungsmit-<br />
gliedern entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte die Baugenossenschaft stetig zu<br />
einer Genossenschaft mittlerer Größe mit heute 629 Mitgliedern.<br />
Ungeachtet der Schwierigkeiten während der Gründungszeit und der schrecklichen<br />
Folgen des 2. Weltkri<strong>eg</strong>es können wir heute stolz auf die in 75 Jahren geleistete<br />
Arbeit zurückblicken. Dank der auf genossenschaftlichen Prinzipien beruhenden<br />
gemeinschaftlichen Anstrengungen ist es stets gelungen, zum Wohle der Mitglieder<br />
den Satzungsauftrag zu erfüllen und Wohnraum zu schaffen und stets wohnenswert<br />
zu erhalten. Die Aufgaben wurden hervorragend bewältigt, mit Sorgfalt<br />
und Verantwortungsbewusstsein. Auch in der Zukunft werden wir die genossenschaftlichen<br />
Ziele und Grundsätze auf der Grundlage einer soliden und umsichtigen<br />
Finanzwirtschaft im Interesse unserer Mitglieder weiterführen. 75 Jahre voller<br />
Veränderungen und einem gewaltigen technischen Fortschritt konnten wir erfolgreich<br />
bestehen. Dies gibt uns die nötige Zuversicht, Motivation und das Selbstvertrauen<br />
für unser weiteres Schaffen.<br />
Die vorli<strong>eg</strong>ende Chronik versucht unter Berücksichtigung geschichtlicher Daten<br />
einen Bogen zu spannen von den Anfängen der Baugenossenschaft bis zur heutigen<br />
Zeit. Allen Lesern wünschen wir beim Lesen der Chronik viel Freude.
Inken Napp<br />
Vorsitzende des Aufsichtsrates<br />
der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
Seinerzeit empfahl mir meine Großmutter, Mitglied in der »<strong>Hansa</strong>« zu werden. Sie<br />
wohnte schon viele Jahre in unserer Genossenschaft und dieses aus vollster<br />
Überzeugung. Seit nun über 20 Jahren bin auch ich Mitglied der Baugenossenschaft<br />
»<strong>Hansa</strong>« und kann aus ganzem Herzen sagen: Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e.G. – hier<br />
wohne ich gerne!<br />
Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht am 14. Dezember 1936 12 beherzte<br />
Männer die Grundlagen zur 75-jährigen Erfolgsgeschichte der Baugenossenschaft<br />
»<strong>Hansa</strong>« gel<strong>eg</strong>t hätten – ihnen gebührt alle Hochachtung. Wir danken ausdrücklich<br />
denjenigen Baugenossinnen und Baugenossen, die sich auch in den schweren Zeiten<br />
der Kri<strong>eg</strong>sjahre, Vertreibung und Wohnungsnot, zum Wohle unserer »<strong>Hansa</strong>«<br />
ehrenamtlich engagiert haben. Es ist eine Freude zu sehen, wie auch heute noch<br />
Verantwortung für unsere Genossenschaft von den Mitgliedern gelebt wird. Ein<br />
r<strong>eg</strong>es Interesse an der Mitgliederversammlung, Verschönerung der Grünanlagen,<br />
Schneeräumung und Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Hausgemeinschaften sind<br />
hierfür beispielhaft zu nennen.<br />
Ein verantwortungsvolles, umsichtiges und vom genossenschaftlichen Gedanken<br />
geprägtes Handeln und Verhalten aller sichert uns auch in der Zukunft die Vorteile<br />
die unsere »<strong>Hansa</strong>« bieten kann. Unser Ziel ist die Erhaltung von erschwinglichem<br />
und qualitativ hochwertigem Wohnraum, verbunden mit den Mitbestimmungsrechten<br />
und Pflichten jedes einzelnen Baugenossen.<br />
Dafür steht der Aufsichtsrat der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e.G.<br />
Vorwort<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
7
Grußwort<br />
8<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Dr. Joachim W<strong>eg</strong>e<br />
Verbandsdirektor<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />
in Hamburg<br />
Das Jahr 1936 war reich an Ereignissen – wichtigen und weniger wichtigen. Das<br />
Dampfschiff „Queen Mary“ startete von Southampton aus zu seiner Jungfernfahrt<br />
nach New York City. Ebenso auf Jungfernfahrt ging das Luftschiff „Graf Hindenburg“,<br />
das gut ein Jahr später bei einem missglückten Landemanöver im<br />
amerikanischen Lakehurst in Flammen aufging. Deutschland kündigte die nach<br />
Ende des 1. Weltkri<strong>eg</strong>es zur Friedenssicherung mit den Si<strong>eg</strong>ermächten geschlossenen<br />
Verträge von Locarno. In der Folge besetzte die Wehrmacht das entmilitarisierte<br />
Rheinland. Um von ihren militaristischen Bestrebungen abzulenken,<br />
missbrauchten die Nationalsozialisten die XI. Olympischen Spiele für ihre Propaganda.<br />
Austragungsort für die S<strong>eg</strong>elwettbewerbe war die Kieler Innenförde. Die darauf<br />
folgenden schlimmen Ereignisse sind Teil der Geschichte.<br />
In diese schwierige Zeit fällt die Gründung der BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Nachdem im Jahr 1900 die Einwohnerzahl der Stadt Kiel die Grenze von 100.000<br />
überschritten hatte und sich im darauf folgenden Jahrzehnt die Bevölkerung verdoppelte,<br />
herrschte in Kiel ein eklatanter Mangel an Wohnraum. Die Wohnverhältnisse<br />
waren oft katastrophal und Abhilfe kaum in Sicht. Vor allem w<strong>eg</strong>en der<br />
Werftenindustrie, Kiel war Kri<strong>eg</strong>shafen, kletterte bis 1942 die Bevölkerungszahl auf<br />
über 300.000.<br />
Zu Linderung der Wohnungsnot griffen viele zur Selbsthilfe. In der Tradition von<br />
Peter Christian Hansen, auf dessen Initiative 1878 in Flensburg die erste Baugenossenschaft<br />
Schleswig-Holsteins entstand, gründeten 12 Männer um den Kieler Archi-
tekten Fritz Kröger am 14. Dezember 1936 die BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E. G.<br />
Unmittelbar danach wurde mit dem Bau der ersten 206 Wohnungen auf dem<br />
Westufer im Zentrum Kiels b<strong>eg</strong>onnen. Im Laufe der Jahre kamen weitere Wohnungen<br />
in den Kieler Stadtteilen Suchsdorf, Projensdorf und Hassee hinzu. Mittlerweile<br />
zählt die Genossenschaft über 600 Mitglieder, die in den mittlerweile 475 Wohnungen<br />
ein gutes, sicheres und bezahlbares Zuhause gefunden haben.<br />
Heute ist die BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E. G. als kleines aber feines Woh-<br />
nungsunternehmen aus der Stadt Kiel nicht mehr w<strong>eg</strong>zudenken. Sie ist ein leben-<br />
diges Beispiel dafür, dass die alte genossenschaftliche Idee der Selbsthilfe und<br />
Selbstverwaltung nach wie vor hoch aktuell ist. Bei Wahrung der Grundwerte aus<br />
den Tagen ihrer Gründung gelingt es der Baugenossenschaft auch im 75. Jahr ihres<br />
Bestehens, passende Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden.<br />
So verfolgt die »HANSA« vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung<br />
und dem Klimawandel ein ambitioniertes Modernisierungsprogramm für den<br />
gesamten Wohnungsbestand. Getreu dem Motto: „Nur zufriedene Mieter schaffen<br />
ein angenehmes Wohnklima in den Wohnquartieren“, investiert die »HANSA« in die<br />
Schaffung eines modernen und nachfrag<strong>eg</strong>erechten Wohnungsangebotes.<br />
Die BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E. G. reiht sich damit ein in die gute Tradition<br />
der erfolgreich und sozial verantwortlich tätigen Wohnungs<strong>baugenossenschaft</strong>en<br />
in Schleswig-Holstein, deren guter Ruf über die Landesgrenzen hinaus reicht. Als<br />
Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, der auf Betreiben<br />
von Peter Christian Hansen im Jahr 1900 in Kiel g<strong>eg</strong>ründet wurde, gratuliere ich der<br />
Baugenossenschaft sehr herzlich zu ihrem Jubiläum und bedanke mich zugleich<br />
für die in 75 Jahren zum Wohl und Nutzen der Mitglieder geleistete Arbeit. Für die<br />
zukünftige Arbeit wünsche ich weiterhin alles Gute und viel Erfolg.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
9
Grußwort des Ministerpräsidenten<br />
10<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Peter Harry Carstensen<br />
Ministerpräsident<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
In Deutschland haben Baugenossenschaften Tradition. Die ältesten unter ihnen<br />
stammen noch aus der Frühzeit des Genossenschaftsgedankens und sind über<br />
100 Jahre alt. Auch die HANSA eG in Kiel kann auf ein 75-jähriges Bestehen zurückblicken.<br />
Zu diesem Jubiläum gratuliere ich der Baugenossenschaft herzlich.<br />
Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik stehen in den kommenden Jahren vor<br />
großen Herausforderungen. Da ist zum einen der demografische Wandel. Bei sinkender<br />
Einwohnerzahl in Schleswig-Holstein wird sich zugleich die Altersstruktur<br />
verschieben. Eine älter werdende Bevölkerung entwickelt andere Präferenzen und<br />
Anforderungen an Wohnstandorte, zudem wird der Bedarf an altersgerechten<br />
Wohnungen wachsen. Viele Wohnungen sind derzeit noch nicht ausreichend an<br />
die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung angepasst.<br />
Trotz des Einwohnerrückgangs wird es 2025 in Schleswig-Holstein voraussichtlich<br />
fast 43.000 Haushalte mehr geben, die eine Wohnung brauchen. Weitere zentrale<br />
Herausforderungen werden der Klimaschutz und die Energieeinsparung sein.<br />
Die HANSA eG geht hier mit ihren Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen<br />
beispielhaft voran.<br />
Für die Zukunft wünsche ich den Verantwortlichen, den Mitarbeiterinnen und Mit-<br />
arbeitern und den Mitgliedern der HANSA eG alles Gute und viel Erfolg.
Grüße der Landeshauptstadt Kiel<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, verehrte Damen und Herren,<br />
Cathy Kietzer und Torsten Albig<br />
eine starke Bürgergesellschaft braucht starken Wohnraum. Daran hat sich in den vergange-<br />
nen Jahrzehnten nichts geändert. Was sich aber geändert hat, sind die wohnwirtschaftli-<br />
chen und wohnpolitischen Rahmenbedingungen sowie die Wohnvorstellungen der<br />
Menschen. Barrierearmes Bauen oder Umbauen, energetische Sanierung, Einführung des<br />
Energieausweises sind nur einige Stichworte aus der jüngeren Zeit.<br />
Im Namen der Landeshauptstadt Kiel gratulieren wir der Baugenossenschaft <strong>Hansa</strong> e.G.<br />
herzlich zu ihrem Jubiläum. Am 14. Dezember 1936 g<strong>eg</strong>ründet, besteht sie seit nunmehr<br />
75 Jahren am Kieler Wohnungsmarkt. Sie hat damit bereits vielen Menschen ein Zuhause in<br />
unserer Stadt g<strong>eg</strong>eben oder als Unternehmen einen Arbeitsplatz. Hierfür möchten wir uns<br />
im Namen der Landeshauptstadt Kiel herzlich bedanken.<br />
Im Zweiten Weltkri<strong>eg</strong> wurde unsere Stadt schwer zerstört. Ein Relief mit dem Titel „Bürger<br />
bauen eine neue Stadt“ im Rathaus – das in diesem Jahr übrigens mit „100 Jahre Rathaus“<br />
wie die Baugenossenschaft <strong>Hansa</strong> e.G. jubiliert – erinnert heute an die Aufbauleistung der<br />
Kielerinnen und Kieler. Auch die Baugenossenschaft <strong>Hansa</strong> e.G. hatte hieran ihren Anteil: Sie<br />
hat ihre zerstörten Häuser wiedererrichtet und neue Wohnungen gebaut. Umso mehr<br />
wünschen wir der Baugenossenschaft <strong>Hansa</strong> e.G. und ihren Mitgliedern alles Gute für die<br />
Zukunft! Herzlichst<br />
Ihre<br />
Cathy Kietzer Torsten Albig<br />
Stadtpräsidentin Oberbürgermeister<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
11
Vorstand und Aufsichtsrat in 2011<br />
12<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Der Vorstand<br />
Peter König<br />
Heinz-Willi Krüger<br />
Heiko Frisch<br />
Der Aufsichtsrat<br />
Inken Napp – Vorsitz –<br />
Matthias Rieck – stellv. Vorsitz –<br />
Jörg Stefan Berg<br />
Joseph David<br />
Tanja Hein-Henningsen<br />
Hans-Peter Kühl<br />
Kurt Ohmsen<br />
Heinrich Schrenke<br />
Christina Svensson
Als kleine Genossenschaft verfügt die Baugenossenschaft auch heute noch über wenig Personal.<br />
Neben zwei Haushandwerkern ist eine Sekretärin in der Baugenossenschaft tätig. Dazu werden noch<br />
einige Hauswarte beschäftigt.<br />
Alle Mitarbeiter arbeiten mit viel Fachkompetenz und Engagement zeitnah anstehende Aufgaben ab.<br />
Sie haben einen sehr engen Kontakt zur Mieterschaft und stets ein offenes Ohr für alle anstehenden<br />
Fragen und Probleme aus der Vermietung. Sie tragen wesentlich zum Erfolg und zum guten Ruf unserer<br />
Baugenossenschaft bei.<br />
Ihnen gebührt Dank für die geleistete Arbeit!<br />
Die Mitarbeiter<br />
Jürgen Kapries, Hausmeister<br />
Monika Karschau, Sekretariat<br />
Sven Schümann, der neue<br />
Hausmeister für den am 30.4.2011 in<br />
Ruhestand g<strong>eg</strong>angenen<br />
Uwe Mohr<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
13
Der Vorstand seit 1936<br />
1936 Gustav Herrmann, Ludwig Bachelin, Helmuth Starke<br />
1937 Ludwig Bachelin, Friedrich Jürgens, Eskert-Theodor Bakker<br />
1938 Max Mumm, Eskert-Theodor Bakker, Otto Geserich<br />
1939 Max Mumm, Eskert-Theodor Bakker, Hans Schumann<br />
1940 Max Mumm, Eskert-Theodor Bakker*, Reiner Carstens*, Hans Schumann<br />
1941 Eskert-Theodor Bakker, Max Mumm, Hans Schumann, Reiner Carstens*<br />
1942 Eskert-Theodor Bakker, Friedrich Klünder, Max Mumm<br />
1943 Max Mumm, Willi Fischer, Richard Baasch<br />
1944 Friedrich Klünder, Luise Mumm, Oskar Jacoby<br />
1945 Max Mumm, Friedrich Growitsch, Oskar Jacoby<br />
1946 Max Mumm, Friedrich Growitsch, Otto Geserich<br />
1947 - 1959 Otto Geserich, Bruno Schwenn, Joachim Seemann<br />
1960 - 1962 Otto Geserich, Bruno Schwenn, Arthur Nord<br />
1963 Otto Geserich, Bruno Schwenn, Jacob Schmitt<br />
1964 - 1967 Bruno Schwenn, Jacob Schmitt, Paul Lasch<br />
1968 - 1970 Bruno Schwenn, Jacob Schmitt, Artur Klann<br />
1971 - 1979 Bruno Schwenn, Hans Werner-Vogt, Marten Egge<br />
1980 Bruno Schwenn, Marten Egge, Heinz-Willi Krüger<br />
1981 - 1985 Hans-Werner Vogt, Heinz-Willi Krüger, Harald Hansen<br />
1986 Hans-Werner Vogt, Heinz-Willi Krüger, Dieter Riensberg<br />
1987 Hans-Werner Vogt, Heinz-Willi Krüger, Rolf Schäfer<br />
1988 - 1995 Heinz-Willi Krüger, Rolf Schäfer, Olaf Diener<br />
1996 - 1999 Heinz-Willi Krüger, Olaf Diener, Otto Hein<br />
2000 Heinz-Willi Krüger, Otto Hein, Heiko Frisch<br />
seit 2001 Heinz-Willi Krüger, Heiko Frisch, Peter König<br />
Langjährige Mitglieder des Vorstandes:<br />
1947 - 1963 (16 Jahre) Otto Geserich<br />
1947 - 1980 (33 Jahre) Bruno Schwenn<br />
1947 - 1959 (12 Jahre) Joachim Seemann<br />
1971 - 1986 (15 Jahre) Hans Werner Vogt<br />
1988 - 1999 (11 Jahre) Olaf Diener<br />
1980 - (bisher 31 Jahre) Heinz-Willi Krüger<br />
2000 - (bisher 11 Jahre) Heiko Frisch<br />
2001 - (bisher 10 Jahre) Peter König<br />
14 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
*Tätigkeit ruht w<strong>eg</strong>en Einberufung zur Wehrmacht
Hans Raffel Heinrich Riemann Karl Bachor Arno Delfs<br />
Hans Schumann Hermann Böhl Jürgen Christensen Gustav Hahn<br />
Ernst Riedel Friedrich Klünder Alexander Richter Friedrich Growitsch<br />
Emil Stein Herbert Meinke Richard Baasch Willy Schäfer<br />
Paul Lasch Kurt Niebur Willi Fischer Johannes Hiemers<br />
Friedrich Böttcher Kurt Petersen Florian Kochanski Otto Geserich<br />
Georg Bleinagel Alfred Duncker Erich Wendt Wienand Cosmann<br />
Max Mumm Jacob Nikaes Georg Jung Anna Nöhren<br />
Alfred Thiel Karl Düllberg Karl Schmidt Bernhard Leipold<br />
Bruno Schmid Heinz Krüger Jutta Seyboth Kurt Dettmann<br />
Herbert Janssen Jacob Schmitt Arthur Nord Willi Buchmann<br />
Günther Oberschmidt Heinz Petersen Marga Renner Gustav Becker<br />
Marten Egge Günther Müller Harald Hansen Hans Werner Vogt<br />
Heinz Wiese Heinz Klaus Helmut Holst Jürgen Kähler<br />
Uwe Lippert Rolf Wewer Günter Brumm Hans-Peter Kühl<br />
Dieter Sonntag Rolf Schäfer Peter König Harald Kummetat<br />
Kurt Ohmsen Wolfgang Luhm Otto Hein Kai Stender<br />
Hans-Werner Heuer Inken Napp Heiko Frisch Christina Svensson<br />
Heinrich Schrenke Joachim Stückler Ingrid Weimar Joseph David<br />
Matthias Rieck Tanja Hein-Henningsen Jörg Stefan Berg<br />
Im Jahr 1992 wurde erstmalig eine Aufsichtsratvorsitzende gewählt. Waren in früheren Jahren nur<br />
dreimal für kurze Zeit Frauen im Aufsichtsrat tätig, ist heute der aus neun Mitgliedern bestehende<br />
Aufsichtsrat schon langjährig mit drei weiblichen Aufsichträten besetzt.<br />
Die Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« wurde in den gesamten 75 Jahren stets von Menschen im Vor-<br />
stand und Aufsichtsrat geführt, die sich mit großem Engagement, viel Sachverstand und sozialer<br />
Kompetenz der Idee des Genossenschaftswesens verpflichtet fühlten. Der Vorstand der ersten<br />
Stunde bestand aus den Herren Gustav Herrmann, Ludwig Bachelin und Helmuth Starke. Der<br />
Aufsichtsrat der ersten Stunde bestand aus den Herren Krafft Breining, Heinrich Beeck und Detlef<br />
Hansen. Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates waren teilweise über Jahrzehnte ehrenamtlich<br />
oder nebenberuflich tätig und haben damit wesentlich zur Entwicklung der Baugenossenschaft<br />
beigetragen.<br />
Sie haben sich um die Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« verdient gemacht.<br />
Der Aufsichtsrat seit 1936<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
15
Die 20er und 30er Jahre – Wohnen in Kiel<br />
16 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Die durch die Industrialisierung ausgelöste<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen in den Städten<br />
führte zu einer Wanderungsbew<strong>eg</strong>ung der<br />
arbeitenden Bevölkerung vom Land in die Städte<br />
und zur Bildung einer neuen gesellschaftlichen<br />
Klasse: der städtischen Arbeiterschaft. Verbunden<br />
hiermit war die notwendige Schaffung von<br />
neuem Wohnraum in den Städten, da die Nähe<br />
zu den Arbeitsstätten w<strong>eg</strong>en nicht vorhandener<br />
Massenbeförderungsmittel im Nahbereich ein<br />
„Pendeln“, wie wir es heute kennen, unmöglich<br />
machte. Da diese Entwicklung sehr dynamisch<br />
war und die Städte schnell wuchsen, herrschte<br />
akute Wohnungsnot. In den geschaffenen Wohnstätten<br />
lebten dabei die Menschen vor 75 Jahren<br />
unter ganz anderen – im Vergleich zu heute deutlich<br />
schlechteren – Lebensbedingungen. Viele<br />
Annehmlichkeiten, die für uns heute selbstverständlich<br />
sind, waren damals noch nicht einmal in<br />
Ansätzen vorhanden.<br />
Die Hauptprobleme waren neben der schlechten<br />
Beleuchtung der Wohnungen die Durchlüftung<br />
und die sehr mangelhafte Beheizung der Woh-
nungen. Wärmeisolierung war damals noch ein<br />
Fremdwort. Auch die sanitären Verhältnisse mit<br />
einem „Plumps-Klo“ auf dem Hinterhof steckten<br />
erst in den Anfängen. Die Sterblichkeitsziffer war<br />
hoch und die Volkskrankheiten wie Tuberkulose<br />
und Rachitis grassierten.<br />
Erst mit der Weimarer Republik b<strong>eg</strong>ann der Staat<br />
sich ernsthaft mit dem Problem der Wohnungsnot<br />
in den Städten zu beschäftigen. Im Artikel 155<br />
der neuen Verfassung wurde festgeschrieben,<br />
dass „jedem Deutschen eine gesunde Wohnung<br />
und allen deutschen Familien eine ihren Bedürfnissen<br />
entsprechende Wohn- und Wirtschaftsheimstätte<br />
zu sichern“ ist.<br />
Doch die Maßnahmen reichten bei weitem nicht<br />
aus und sind mit einer heute bestehenden staatlichen<br />
Wohnungsbauförderung überhaupt nicht<br />
zu vergleichen. Auf Grund dieser unzureichenden<br />
staatlichen Unterstützung waren die Menschen<br />
oft auf sich alleine gestellt und b<strong>eg</strong>annen<br />
aus der Not heraus zunehmend Eigeninitiative zu<br />
entwickeln.<br />
Blick vom Rathausturm auf<br />
den Martensdamm<br />
Quelle: Stadtarchiv der<br />
Landeshauptstadt Kiel<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
17
1933 bis 1945 –<br />
der Nationalsozialismus<br />
und der Zweite Weltkri<strong>eg</strong><br />
18 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Die Ernennung Adolf Hitlers am 30. Januar<br />
1933 durch Reichspräsident Paul von Hindenburg<br />
zum Reichskanzler markierte das Ende<br />
der Weimarer Republik und den B<strong>eg</strong>inn der Diktatur<br />
des Nationalsozialismus. Von Hindenburg<br />
löste den Reichstag auf. Grundrechte wurden<br />
eingeschränkt. Im April 1933 b<strong>eg</strong>ann der Boykott<br />
jüdischer Geschäfte und die Entfernung jüdischer<br />
Beamter aus dem Staatsdienst. 1934 wurde<br />
die Justiz gleichgeschaltet. 1935 wurde das Saarland<br />
nach einer Volksabstimmung wieder ins<br />
Deutsche Reich int<strong>eg</strong>riert. 1936 marschierte die<br />
Reichswehr in das entmilitarisierte Rheinland ein.<br />
1938 erwirkte Hitler den Anschluss Österreichs an<br />
das Deutsche Reich.<br />
Am 1. September 1939 b<strong>eg</strong>ann mit dem Ein-<br />
marsch in Polen der 2. Weltkri<strong>eg</strong> und endete erst<br />
mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen<br />
Wehrmacht am 8. Mai 1945. Er forderte<br />
insgesamt etwa 60 Millionen Tote.<br />
In diesem politischen Umfeld taten sich auf Anre-<br />
gung des Kieler Architekten Fritz Kröger zwölf<br />
Männer in der Absicht zusammen, im eigenen<br />
Interesse und zum Wohle anderer Menschen<br />
Abhilfe für die schlechte Wohnraumversorgung<br />
in Kiel zu schaffen und gründeten – wir können<br />
heute nur mutmaßen wie schwierig der W<strong>eg</strong> bis<br />
zur Gründung war – am 14. Dezember 1936 die<br />
Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>«.<br />
Am 24. Dezember 1936 erfolgte unter der Nr. 230 die<br />
Eintragung im Genossenschaftsr<strong>eg</strong>ister von Kiel.<br />
Liste der Gründungsmitglieder aus dem<br />
Mitgliederbuch von 1936
Protokoll der ersten Generalversammlung<br />
vom 30. Dezember 1936<br />
aus dem Protokollbuch der jährlichen<br />
Generalversammlung (Mitgliederversammlung)<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
19
Der Alsen-Sportplatz – Baugrund für die ersten 206 Wohnungen<br />
20<br />
Hier verläuft die große Alsenstraße Hier verläuft die heutige <strong>Hansa</strong>straße<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Die Denkschrift zum Richtfest<br />
am 30. September 1937<br />
Die Denkschrift umfasst mehrere<br />
Seiten. Enthalten sind<br />
Liedertexte, die während des<br />
Richtfestes gesungen wurden.<br />
*
Dieses Gebäude existier t auch heute noch.<br />
*<br />
Lageplan *<br />
Am linken Rand des Lageplans<br />
verläuft die heutige <strong>Hansa</strong>straße.<br />
Das auf dem obigen Bild erkennbare<br />
Wohnhaus ist im Lageplan<br />
kenntlich gemacht<br />
Am oberen Bildrand<br />
verläuft die heutige<br />
<strong>Hansa</strong>straße. Links vom<br />
Sportplatz verläuft die<br />
große Alsenstraße<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
21
Die Gründungsmitglieder der<br />
Baugenossenschaf t »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
waren:<br />
22 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
1. Gustav Herrmann, Schneider<br />
2. Karl Urhammer, Rentner<br />
3. Ludwig Bachelin, Ingenieur<br />
4. Helmut Starke, Verw. Angestellter<br />
5. Ernst Riedel, Dekorateur<br />
6. Heinrich Beeck, Amtsgehilfe<br />
7. Krafft Breining, Ingenieur<br />
8. Hermann Quidnovski, Monteur<br />
9. Detlef Hansen, Techn. Angestellter<br />
10. Arno Delfs, Bankbeamter<br />
11. Karl-Heinrich Lorenz, Ingenieur<br />
12. Hans Rix, Kaufmann<br />
Ehrung von langjährigen Mitgliedern unserer Baugenossenschaft<br />
anläßlich des 50sten Bestehens der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
(v. l.) Ernst Riedel, Nicolaus Nielsen, Herrmann Quidnovski
Grundsteinl<strong>eg</strong>ung<br />
18. Mai 1937<br />
Bericht über die Grundsteinl<strong>eg</strong>ung in der Zeitung<br />
“Kieler Neueste Nachrichten“<br />
Benachrichtigung des Mitgliedes Nicolaus Nielsen<br />
durch das Amtsgericht Kiel im Jahr 1937<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
23
24<br />
Schon bei der Gründung der Baugenossenschaft<br />
war ein Projekt mit 206 Wohnungen<br />
(2- und 2 1/2 Zimmerwohnungen) in der Planung.<br />
Gebaut wurde dann auf einem im Jahr 1937 von<br />
einem Sportverein für 200.000 Reichsmark erworbenen<br />
Grundstück – dem damals so genannten<br />
„Alsen-Sportplatz“. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme<br />
betrugen 1.290.000 Reichsmark. Trotz<br />
des Mangels an Arbeitskräften wurden in den<br />
Jahren 1937/38 innerhalb eines Jahres 29 Häuser<br />
mit 206 Wohnungen fertig gestellt. Mit den Aufwendungen<br />
der Mitglieder der damaligen Zeit als<br />
Geschäftsguthaben (800 Reichsmark pro Mitglied)<br />
wurde ein Achtel der Gesamtkosten<br />
gedeckt.<br />
Mit der Fertigstellung des Dachstuhls des 29.<br />
Hauses wurde am 30. September 1937 Richtfest<br />
gefeiert. Es wurde an sechs verschiedenen<br />
Tischen mit den Bauherren (den Mitgliedern der<br />
neu g<strong>eg</strong>ründeten Baugenossenschaft) und den<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Bauhandwerkern der Richtschmaus eingenommen.<br />
Während der Richtschmaus für die Bauhandwerker<br />
kostenfrei war, mussten die<br />
Bauherren (Mitglieder) das Essen mit 1,50 Reichsmark<br />
aus eigener Tasche bezahlen.<br />
Beim Erstbezug der Wohnungen<br />
im Jahr1938 betrug<br />
beispielsweise die Bruttokaltmiete<br />
für eine Wohnung im<br />
Knooper W<strong>eg</strong> 34,60 Reichsmark.<br />
Der erste Geschäftsbericht über das Geschäftsjahr<br />
1937 bestand aus zwei Seiten, da die ersten<br />
Wohnungen erst kurz vor Jahresb<strong>eg</strong>inn 1938<br />
bezogen wurden und genügte den Anforderungen<br />
der Generalversammlung und des Prüfungsverbandes<br />
damals völlig. Eine Gewinn- und<br />
Verlustrechnung musste noch nicht aufgestellt<br />
werden. Die Bilanz enthielt lediglich eine<br />
Vermögensabrechnung.
Die wichtigsten Daten der Gründungszeit:<br />
• 14. Dezember 1936: Gründung der Baugenossenschaft<br />
»<strong>Hansa</strong>«<br />
• 24. Dezember 1936: Eintragung der Genossenschaft<br />
ins Genossenschaftsr<strong>eg</strong>ister Kiel<br />
• 25. Januar 1937: 1. Vorstandssitzung mit<br />
Beschluss zur Aufnahme weiterer 126 Mitglieder<br />
in die Baugenossenschaft<br />
• 1. Februar 1937: Annahme des Kaufvertrages<br />
des Kieler Männer Turnvereins<br />
• 15. März 1937: Gerichtliche Auflassung der<br />
Grundstücke<br />
• 14. April 1937: Antragstellung auf Übernahme<br />
der Reichsbürgschaft<br />
• 18. Mai 1937: Grundsteinl<strong>eg</strong>ung<br />
• 17. Juni 1937: Vorbescheid zur Reichsbürgschaft<br />
• 30. Juni - 3. Juli 1937: Verbandsprüfung<br />
• 28. September 1937: Generalversammlung<br />
• 30. September 1937: Richtfest<br />
Bericht über das Richtfest in der Zeitung<br />
”Kieler Neueste Nachrichten”<br />
Die ersten Schritte der neu g<strong>eg</strong>ründeten Baugenossenschaft<br />
waren getan. Die Baugenossenschaft<br />
war g<strong>eg</strong>ründet und verfügte Anfang 1938<br />
über den ersten vermieteten Wohnraum.<br />
Der Vorstand konnte damit im Jahr 1938 nach<br />
Ende der Hauptbauzeit seine ger<strong>eg</strong>elte Tätigkeit<br />
im Rahmen der Wohnungsvermietung<br />
aufnehmen.<br />
Richtfest<br />
30. September 1937<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
25
26<br />
<strong>Hansa</strong>straße/Hofseite 1943, das kleine Bild entstand vom gleichen Standort in 2004<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.
Kaum zwei Jahre nach Gründung der Genossenschaft<br />
und Bezug der neuen Wohnungen<br />
b<strong>eg</strong>ann der zweite Weltkri<strong>eg</strong>. Der einsetzende<br />
Bombenkri<strong>eg</strong> g<strong>eg</strong>en Deutschlands Städte machte<br />
auch vor Kiel als Reichsmarinehafen nicht halt.<br />
Im G<strong>eg</strong>enteil, Kiel wurde sehr stark bombardiert,<br />
mit der Konsequenz, dass ein Altstadtkern heute<br />
nur noch in kleinen Resten besteht. So fielen auch<br />
10 Häuser mit 57 Wohnungen der Baugenossenschaft<br />
den Bombenangriffen zum Opfer. Weitere<br />
drei Häuser erlitten erhebliche Schäden. Die Schadensquote<br />
betrug damit 41 Prozent des Wohnungsbestandes.<br />
Über die Zahl der Menschenopfer<br />
li<strong>eg</strong>en dag<strong>eg</strong>en keine Daten vor.<br />
Auch sonst zeigte der Kri<strong>eg</strong> in anderen Lebensbe-<br />
reichen seine Auswirkungen.<br />
So hieß es im Jahr 1942 im Protokoll der Vor-<br />
stands- und Aufsichtsratsitzung vom 2. Juli 1942:<br />
„Aus Gründen der kri<strong>eg</strong>sbedingten Papierersparnis<br />
wird die Einladung zur Generalversammlung<br />
durch Aushang in jedem Haus bekannt<br />
g<strong>eg</strong>eben.“<br />
Konnte noch im Kri<strong>eg</strong>sjahr 1942 laut Geschäftsbe-<br />
richt für das Geschäftsjahr 1942 die Geschäftsfüh-<br />
rung ohne nennenswerte Schwierigkeiten<br />
durchgeführt werden, heißt es in einem Schreiben<br />
des Vorstands vom 26. September 1944:<br />
„Infolge Einberufungen und Evakuierungen ist<br />
kein Vorstand mehr vorhanden; der Aufsichtsrat<br />
besteht nur noch aus zwei Mitgliedern. Es ist uns<br />
unmöglich innerhalb der Genossenschaft einen<br />
neuen Vorstand zu finden, da fast keine Mitglieder<br />
mehr hier sind. Die Einberufung einer Generalversammlung<br />
wäre zwecklos.“ Auch im Jahr<br />
1945 fand kri<strong>eg</strong>sbedingt dann keine Mitgliederversammlung<br />
statt.<br />
Dennoch konnte bei allen Schwierigkeiten not-<br />
dürftig die Geschäftstätigkeit auf recht erhalten<br />
werden, insbesondere auch weil in dieser Zeit der<br />
Vorstand in r<strong>eg</strong>elmäßigem Kontakt mit dem<br />
damaligen Verband in Hamburg stand.<br />
1941, Alsenstraße 28<br />
1945, Alsenstraße 8<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
27
Gespräch mit einer Zeitzeugin<br />
28 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Wir hatten im Herbst 2010 die Gel<strong>eg</strong>enheit, ein<br />
Gespräch mit einer Mieterin der Baugenossenschaft<br />
der ersten Stunde zusammen mit ihrem<br />
Sohn zu führen. Frau Grete Ohlsen – im Jahr<br />
1915 geboren – wohnte zusammen mit ihrem<br />
Mann seit dem 1. Februar 1938 in einer Wohnung<br />
der Baugenossenschaft. Ihr Mann trat am<br />
18. Februar 1937 in die Genossenschaft ein und<br />
Frau Ohlsen setzte nach dem Tod ihres Mannes<br />
die Mitgliedschaft fort. Und auch ihr Sohn –<br />
eingetreten in die Baugenossenschaft im Mai<br />
1962 – hat bis heute der Baugenossenschaft<br />
die Treue gehalten und wohnt in einer Baugenossenschaftswohnung<br />
in Suchsdorf. Den<br />
Gesprächsinhalt haben wir in den folgenden<br />
Text einfließen lassen. Im März 2011 ist Frau<br />
Grete Ohlsen verstorben.<br />
Beim Einzug in die neue Wohnung am 1. Februar<br />
1938 sollte eigentlich die Versorgung mit Gas, Wasser<br />
und Strom g<strong>eg</strong>eben sein, aber das war nicht so. Da<br />
diese Grundversorgung erst an einem der nächsten<br />
Tage sichergestellt werden konnte, Wasser aber<br />
lebensnotwendig war, behalf man sich damit, aus<br />
einem schon angeschlossenen Haus Wasser zu holen.<br />
Den Rüffel, den Frau Ohlsen hierfür erhielt: „Was<br />
machen Sie denn hier“, war so nachhaltig, dass die<br />
Erinnerung daran auch über 70 Jahre später nicht<br />
verblasst ist. Der Knooper W<strong>eg</strong> war damals noch<br />
nicht so breit wie heute – erst wesentlich später kaufte<br />
die Stadt Kiel der Baugenossenschaft Grundstücksteile<br />
zur Straßenverbreiterung ab – und war mit<br />
Kopfsteinpflaster bel<strong>eg</strong>t. Das Verkehrsaufkommen<br />
war zudem noch sehr gering. Die Gehw<strong>eg</strong>e waren<br />
natürlich auch noch nicht gepflastert, sondern Kiesoder<br />
Schotterw<strong>eg</strong>e.<br />
Durch einen Kachelofen im Wohnzimmer wurden<br />
das Wohnzimmer und indirekt das Schlafzimmer<br />
beheizt. Das geschah durch ein mit einem Rost<br />
abgedecktes Loch in der Wand. Die für den Kachelofen<br />
erforderlichen Kohlen musste jeder Mieter für<br />
sich kaufen und einlagern. Jeder hatte dafür in seinem<br />
Keller eine Kohlenecke. Der anstrengende Beruf<br />
des Kohlenträgers sicherte damals manchem Bürger<br />
eine gute wirtschaftliche Existenz. Das Nachbarschaftsverhältnis<br />
war damals sehr gut – vielleicht<br />
auch b<strong>eg</strong>ünstigt durch die Nöte des täglichen Lebens,<br />
die jeden betrafen. In Notsituationen stehen Menschen<br />
ja oft für einander ein.<br />
1939 wurden Blumenkästen mit Blumenerde für die<br />
Balkone an die Mieter verteilt, in der Hoffnung, dass<br />
möglichst viele Mieter durch eine Bepflanzung zur<br />
Verschönerung der Wohnanlage beitragen.<br />
Kinderlärm herrschte sowohl auf der Straße als auch<br />
auf den Höfen viel mehr als heute, lebten in den<br />
Wohnungen doch viele junge Familien mit Kindern.<br />
Die einfach verglasten Fenster wurden damals nach<br />
außen geöffnet und die Ball spielenden Kinder hatten<br />
oft ihre liebe Not, hier Glasschäden zu<br />
vermeiden.<br />
In den Kri<strong>eg</strong>sjahren schlugen brennende Brandbom-<br />
ben durch die Etagen bis in den 2. Stock der Häuser<br />
durch und wurden dann – sofern Mieter anwesend<br />
waren – durch die Fenster auf den Hof oder die Straße<br />
geworfen. Auch auf dem Dachboden li<strong>eg</strong>ende
Brandbomben wurden – wenn möglich – schnell<br />
unschädlich gemacht. Schutt von beschädigten<br />
Gebäuden fand sich in vielen Wohnungen selbst auf<br />
den Betten wieder. Die ausgebombten Hausruinen<br />
waren natürlich „schöne“ aber auch sehr gefährliche<br />
Spielplätze für die Kinder. In Unkenntnis der Gefährlichkeit<br />
wurde mit gefundener Munition herumhantiert,<br />
um an das Schwarzpulver zu gelangen und um<br />
es dann mit einem Brennglas zu entzünden. Im<br />
Ergebnis ergab sich so manches geschwärzte Kindergesicht.<br />
Der Bombenschutt auf den Straßen<br />
wurde nach der Erinnerung immer wieder zügig<br />
entfernt, so dass das öffentliche Leben nicht zu sehr<br />
und länger als notwendig beeinträchtigt wurde.<br />
Auch die Schule von Herrn Ohlsen im Bereich<br />
zwischen Gutenbergstraße und Hebbelstraße<br />
war eines Tages nur noch ein Trümmerhaufen<br />
– für Kinder, die die Tragweite noch nicht<br />
abschätzen konnten, sicher sehr willkommen – fiel<br />
doch zunächst erst einmal der Schulunterricht aus.<br />
Noch heute geht Frau Ohlsen ein Schauer über den<br />
Rücken, wenn sie eine Feuersirene oder Menschen in<br />
Verzweiflung rufen hört, da hierdurch die Erinnerung<br />
an die Kri<strong>eg</strong>szeit immer wieder auflebt.<br />
In dem interessanten Gespräch wurde beson-<br />
ders über eine Zeit gesprochen, die schon weit<br />
zurück li<strong>eg</strong>t und die viele nicht erlebt haben.<br />
Aber es wurde deutlich, wie beschwerlich die<br />
Anfänge der Genossenschaft für die Mieter<br />
waren und wie viel sich im Laufe der Zeit verändert<br />
hat. Deutlich wurde aber auch, dass man<br />
sich in der Genossenschaft auch damals schon<br />
gut aufgehoben gefühlt hat.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
29
1945 bis 1959 und das erste Jahrzehnt<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
30<br />
Knooper W<strong>eg</strong> 121–129<br />
Nach dem Ende des 2. Weltkri<strong>eg</strong>s b<strong>eg</strong>ann mit<br />
dem Marshallplan der Wiederaufbau<br />
Deutschlands. Am 20. Juni 1948 fand auf Betreiben<br />
der westlichen Alliierten eine Währungsreform mit<br />
der Einführung der Deutschen Mark statt.<br />
Auf die Einführung der Deutsche Mark auch in<br />
West-Berlin reagierten die Sowjets mit einer fast<br />
einjährigen Blockade Berlins. Auf der sogen.<br />
Rittersturz-Konferenz im Juli 1948 wurde die<br />
Gründung der Bundesrepublik Deutschland<br />
beschlossen und am 23. Mai 1949 erfolgte die<br />
Verkündung des Grundgesetzes. Damit war die<br />
Bundesrepublik Deutschland g<strong>eg</strong>ründet. Mit der<br />
Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurde<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
die Deutsche Teilung für 41 Jahre manifestiert.<br />
Am 14. August 1949 fanden die ersten Wahlen<br />
zum Deutschen Bundestag statt. Die CDU/CSU<br />
wurde stärkste Fraktion und Konrad Adenauer<br />
zum Bundeskanzler und Theodor Heuss zum<br />
Bundespräsidenten gewählt. In der Folge schuf<br />
die R<strong>eg</strong>ierung Adenauer die politischen Rahmenbedingungen<br />
für das Wirtschaftswunder der<br />
Bundesrepublik. 1955 kehrten die letzten Kri<strong>eg</strong>sgefangenen<br />
aus der Sowjetunion heim. Ebenfalls<br />
1955 trat der Deutschlandvertrag in Kraft, der das<br />
Besatzungsstatut beendete. 1957 wurde das Saarland<br />
wieder Teil der Bundesrepublik. 1959 wurde<br />
Heinrich Lübke Nachfolger von Theodor Heuss<br />
als Bundespräsident.
Für die Baugenossenschaft „<strong>Hansa</strong>“ b<strong>eg</strong>ann nach<br />
dem Ende des 2. Weltkri<strong>eg</strong>s die Zeit des Aufräumens<br />
und des Wiederaufbaus. Eine positive<br />
Grundstimmung gewann bei den Menschen wieder<br />
Raum und es galt viele Dinge wieder anzupacken.<br />
Überall waren die Kri<strong>eg</strong>sschäden zu sehen<br />
und es war klar, dass die Zeit des Wiederaufbaus<br />
Jahrzehnte dauern würde. Schwer war diese Zeit<br />
auch, weil die meisten Familien Angehörige durch<br />
den Kri<strong>eg</strong> verloren hatten und das Fehlen vieler<br />
Männer, die als Soldaten im Kri<strong>eg</strong> ihr Leben verloren<br />
hatten, machte sich deutlich bemerkbar. Die<br />
durch Bombentreffer zerstörten 57 Wohnungen<br />
der Baugenossenschaft wurden nach und nach<br />
wieder hergestellt und konnten ohne Schwierig-<br />
keiten sofort vermietet werden, herrschte doch<br />
auf Grund der Kri<strong>eg</strong>sschäden allgemein eine<br />
große Wohnungsnot. Die 57 Wohnungen wurden<br />
vordringlich den ausgebombten Mitgliedern und<br />
den Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten<br />
zur Verfügung gestellt, die zum großen<br />
Teil überall im Westteil Deutschlands – auf dem<br />
Land und in den Städten – bei aufnahmebereiten<br />
Bürgern unterkommen mussten und in sehr<br />
beengten Verhältnissen lebten. Die Baugenossenschaft<br />
wurde deshalb von den Behörden als<br />
„Geschädigtengemeinschaft“ anerkannt.<br />
Mit Wirkung vom 1. Juli 1948 erlangte die Bauge-<br />
nossenschaft den Status der „Gemeinnützigkeit“<br />
Alsenstraße / Ecke Knooper W<strong>eg</strong><br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
31
1945 bis 1959 und das erste Jahrzehnt der<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
32<br />
Lindenstraße 8 und 11<br />
und dokumentierte damit ihre Ausrichtung auf<br />
gemeinnützige Zwecke:<br />
„Gemeinnützigkeit ist ein Handeln,<br />
dass darauf abzielt, das<br />
allgemeine Wohl zu fördern“.<br />
Mit der Währungsreform im Jahr 1948 ging dann<br />
die Reichsmark unter und es erfolgte die Einführung<br />
der Deutschen Mark. Die Schlussbilanz am<br />
20. Juni 1948 der Baugenossenschaft „<strong>Hansa</strong>“<br />
belief sich auf 1.505.284,31 Reichsmark. Die Bilanzsumme<br />
der Eröffnungsbilanz vom 21. Juni 1948<br />
betrug dann 538.494,65 Deutsche Mark. Damit<br />
entsprachen 2,795 Reichsmark (gerundet) einer<br />
Deutschen Mark. Eine neue Zeitrechnung hatte<br />
b<strong>eg</strong>onnen und der Grundstein für das sogenannte<br />
spätere deutsche Wirtschaftswunder war mit<br />
der Einführung der Deutschen Mark gel<strong>eg</strong>t.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Nach dem Wiederaufbau der zerstörten 57 Wohnungen<br />
erwarb die Baugenossenschaft in den<br />
50er Jahren im Stadtgebiet von Kiel zunächst<br />
Grundstücke in unmittelbarer Umgebung des Altbestands<br />
in der Alsenstraße. In dieser späten Nachkri<strong>eg</strong>szeit<br />
war die Baugenossenschaft besonders<br />
aktiv bei der Schaffung neuen Wohnraums in Kiel.<br />
Die immer noch hohe Nachfrage nach intaktem<br />
Wohnraum und das stärkere Aufleben wirtschaftlicher<br />
und finanzieller Möglichkeiten eines sich<br />
wieder normalisierenden Staatswesens ermöglichten<br />
diese Aktivitäten und schufen einen deutlichen<br />
Bestandszuwachs an Wohnungen bei der Genossenschaft.<br />
So wurden Grundstücke in der Schau-
enburger Straße, in der Lindenstraße, im<br />
Knooper W<strong>eg</strong> und in der <strong>Hansa</strong>straße<br />
gekauft und in den 50er Jahren mit Wohnungen<br />
bebaut.<br />
Im Jahr 1952 wurden 14 Wohnungen in<br />
der Lindenstraße 8 und 18 Wohnungen<br />
in der Schauenburger Straße 61–63<br />
bezugsfertig. Im Jahr 1953 folgte mit 16<br />
Wohnungen die Schauenburger Straße<br />
57–59 und im Jahr 1955 die Lindenstraße<br />
11 mit 10 Wohnungen. Der Knooper W<strong>eg</strong><br />
121–129 wurde ebenfalls in den Jahren<br />
1955 und 1956 mit zusammen 56 Wohnungen<br />
bebaut. 1959 wurde als letzte<br />
neue Wohneinheit die <strong>Hansa</strong>straße 54/56<br />
mit 15 Wohnungen bezugsfertig.<br />
Alle Wohnungen wurden mit öffentli-<br />
chen Mitteln gefördert und unterlagen<br />
damit einer Bel<strong>eg</strong>ungsbindung (Vermietung<br />
nur g<strong>eg</strong>en Vorlage eines Wohnberechtigungsscheins)<br />
und einer Mietpreisb<strong>eg</strong>renzung<br />
(Kostenmiete). Sie konnten<br />
zu diesen Konditionen gut am Kieler<br />
Wohnungsmarkt platziert werden.<br />
Der Wohnungsbestand war durch diese<br />
Bautätigkeit im Innenstadtbereich abgerundet<br />
worden und ermöglichte damals<br />
wie heute eine zeitnahe Betreuung der<br />
Mieter bei Reparaturen und eine kostengünstige<br />
Bewirtschaftung des Gebäudeund<br />
Wohnungsbestands.<br />
Schauenburger Straße 57–63<br />
<strong>Hansa</strong>straße 54/56<br />
Knooper W<strong>eg</strong> Ecke Alsenstraße 2<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
33
Die Alsenstraße als Kind erlebt<br />
Alsenstraße 24-30 (rechts)<br />
und 32-38 (links)<br />
In der Mitte das Bürogebäude<br />
der Baugenossenschaft<br />
34<br />
Heinz-Willi Krüger<br />
aufgewachsen in der<br />
Alsenstraße 26,<br />
heute im Vorstand der<br />
Baugenossenschaft<br />
Wer heute in den Wohnbereichen der Innenstadt<br />
nach 16:00 Uhr einen Parkplatz sucht, sucht oft vergeblich.<br />
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts war<br />
das noch ganz anders. Parkplätze gab es noch unb<strong>eg</strong>renzt,<br />
denn Autos waren noch sehr selten zu sehen.<br />
Die Straße gehörte noch uns Kindern zum Spielen. So<br />
wurde im Winter bei Schnee und Eis in den kleinen<br />
Alsenstraßen kräftig Schlitten gefahren und „gehackert“<br />
(auf Eisbahnen mit Anlauf gerutscht). Aber den<br />
Winterfreuden standen auch unangenehme Pflichten<br />
g<strong>eg</strong>enüber, musste doch fast täglich Kohle für die<br />
Zentralheizung aus dem Keller geholt oder die Asche<br />
zum Aschkasten gebracht werden. Im Sommer<br />
waren dann die großen Höfe ideal zum Spielen. Verstecken<br />
wurde gespielt, mit bunten Stein- oder Glasmurmeln<br />
„gepickert“ und die Sandkisten waren von<br />
den vielen Kindern belagert. Es war an den Tagen<br />
durch das Kindergeschrei immer laut auf<br />
den Höfen, das Wohnquartier lebte. Natürlich<br />
wurde auf den Höfen auch Fußball<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
gespielt, auch wenn es verboten war. Eines Tages war<br />
es dann soweit. Wir spielten mal wieder Fußball auf<br />
einem der Höfe zwischen den beiden kleinen Alsenstraßen,<br />
als plötzlich ein älterer Mieter auf dem Hof<br />
erschien und die Herausgabe des Fußballes verlangte.<br />
Fairerweise muss man sagen, dass er bereits vorher<br />
von seinem Balkon aus auf das Verbot, Fußball<br />
zu spielen, hingewiesen hatte. Ich war damals etwa<br />
acht bis zehn Jahre alt und mein Fußball war mir<br />
absolut heilig. Eine Herausgabe war also völlig abw<strong>eg</strong>ig.<br />
Da der Mieter bedrohlich näher kam, schnappte<br />
ich mir meinen Ball und lief los. Da dem Mieter seine<br />
Forderung nach Herausgabe des Balles offenbar<br />
ernst war, folgte er mir. So lief ich dann vom Hof in<br />
die kleine Alsenstraße und über die große Alsenstraße<br />
gefolgt von dem älteren Herrn nach Hause. Da es<br />
zum Glück noch keine durch eine Türsprechanlage<br />
verschlossene Hauseingangstür gab und meine Mutter<br />
auch zu Hause war, konnte ich mich mit viel<br />
Herzklopfen in die Arme meiner Mutter retten.
1960 bis 1990 – das Wir tschaf tswunder und<br />
die wirtschaftliche Konsolidierung<br />
in der Bundesrepublik<br />
Hunderttausende von Menschen kamen bis<br />
zum Mauerbau im Jahr 1961 aus der DDR<br />
in den Westen Deutschlands. Im Zuge des Aufbaus<br />
und der Vollbeschäftigung wurden zunehmend<br />
Gastarbeiter aus Südeuropa angeworben.<br />
Im Januar 1963 wurde mit dem „Elysee-Vertrag“<br />
die Aussöhnung mit Frankreich besi<strong>eg</strong>elt. Am 15.<br />
Oktober 1963 trat Adenauer als Bundeskanzler<br />
zurück. Von 1963 bis 1966 war Ludwig Erhard<br />
Bundeskanzler. Es folgte Kurt Georg Kiesinger mit<br />
Willy Brandt als Vizekanzler. 1968 wurden die<br />
Notstandsgesetze beschlossen, die u. a. in der<br />
Folge zu den Unruhen der sogen. 68er-Generation<br />
führte. Weitere Schlagworte dieser Zeit waren<br />
die „Flower-Power“- und die „Hippi“- Bew<strong>eg</strong>ung.<br />
Im März 1969 wurde Gustav Heinemann Bundes-<br />
präsident. Mit der R<strong>eg</strong>ierungsübernahme durch<br />
die Koalition von SPD und FDP erfolgte mit der<br />
neuen Ostpolitik eine Annäherung an die Staaten<br />
des Ostblocks und das Erfurter Gipfeltreffen von<br />
Willy Brandt und Willi Stoph im März 1970 stellte<br />
den B<strong>eg</strong>inn der Annäherung zwischen der Bundesrepublik<br />
Deutschland und der DDR dar. Mit<br />
dem Warschauer Vertrag verzichtete die Bundesrepublik<br />
auf die Gebiete östlich der Oder. Mit der<br />
Ölkrise vom Herbst 1973 endete die Zeit des<br />
Wirtschaftswunders. Nach dem Rücktritt Willy<br />
Brandts wurde Helmut Schmidt 1974 Bundeskanzler.<br />
Walter Scheel wurde Bundespräsident,<br />
1979 löste Karl Carstens Walter Scheel ab. Nach<br />
dem Bruch der SPD/FDP- Koalition wurde Helmut<br />
Kohl am 1. Oktober 1982 Bundeskanzler. 1984<br />
wurde Richard von Weizsäcker Bundespräsident.<br />
Das Privatfernsehen startete im gleichen Jahr. Im<br />
September 1987 besuchte Erich Honecker als<br />
DDR-Staats- und Parteichef die Bundesrepublik.<br />
Das überragende Ereignis der deutschen<br />
Geschichte war die Wiedervereinigung Deutschlands<br />
1989/1990.<br />
Die Zeit ab 1960 verlief auch<br />
für die Baugenossenschaf t<br />
sehr spannend.<br />
Nach einer Phase des Wiederaufbaus der zehn im<br />
Kri<strong>eg</strong> zerstörten Häuser in den Jahren 1949 bis<br />
1951 und ersten Neubauten im Innenstadtbereich<br />
in den 50er Jahren wurde die Neubautätigkeit<br />
in den 60er und 70er Jahren von der<br />
Baugenossenschaft fortgesetzt. Als Folge des<br />
2. Weltkri<strong>eg</strong>s bestand, bedingt durch die Schäden<br />
der Bombenangriffe und durch die notwendige<br />
Aufnahme der Vertriebenen aus den ehemals<br />
deutschen Ostgebieten, auch insbesondere in<br />
den 50er und 60er Jahren, noch eine überaus<br />
große Wohnungsnot.<br />
Es entstanden daher in diesen Jahren in den<br />
meisten Städten, so auch in Kiel, neue Stadtteile.<br />
Auf den früher landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />
zwischen Suchsdorf und der Wik, südlich<br />
des Kanals, wurde ein Wohngebiet für über 10.000<br />
Einwohner erschlossen: Steenbek-Projensdorf.<br />
Unsere Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« beteiligte<br />
sich mit dem Bau einer vier- und einer dreigeschossigen<br />
Wohnanlage für Bedienstete der<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
35
36<br />
Steenbeker W<strong>eg</strong> 44-46<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
damaligen Deut-<br />
schen Bundespost an<br />
der Schaffung eines<br />
neuen Stadtteils. Einen<br />
Teil der erforderlichen<br />
Darlehen stellte die<br />
Deutsche Bundespost<br />
zu günstigen Konditio-<br />
nen zur Verfügung und<br />
erwarb dadurch ein auch<br />
heute noch bestehendes<br />
Nutzungsrecht.<br />
Am 1. April 1964, einem<br />
schneereichen Tag, war es<br />
soweit, dass die ersten Bau-<br />
genossen ihre Wohnungen<br />
am zukünftigen Charles-Ross-Ring bezogen.<br />
Die Infrastruktur ließ zunächst sehr zu wünschen<br />
übrig, bis die Versorgung der neuen Einwohner<br />
mit den nötigen Einrichtungen, wie Geschäften,<br />
Arztpraxen oder einem Postamt gewährleistet<br />
war. Selbst Gehw<strong>eg</strong>e und Straßen waren lediglich<br />
in ihrer Anlage erkennbar. Die Trasse des Steenbeker<br />
W<strong>eg</strong>es endete unfertig an den Wirtschaftsw<strong>eg</strong>en<br />
Torfende und Torfmoorkamp. Die<br />
Projensdorfer Straße zwischen Holstein-Stadion<br />
und Elendsredder war ein kleiner Fußw<strong>eg</strong> zwischen<br />
hohem Gebüsch. Öffentliche Verkehrsmittel<br />
waren nur an der Holtenauer Straße und an<br />
Belvedere erreichbar.<br />
Dies alles aber nahm den „jungen Projensdorfern“<br />
nicht die Freude an den Wohnungen mit „gutem<br />
Zuschnitt“ und die große Kinderschar, die den<br />
neuen Stadtteil schnell mit bevölkerte, konnte<br />
unbeschwert von der Umgebung „ihres neuen<br />
Zuhauses“ in Besitz nehmen.<br />
Die Infrastruktur hat sich heute leider speziell für<br />
die vielen älteren Bewohner wie in vielen Stadtteilen<br />
auch in Projensdorf n<strong>eg</strong>ativ entwickelt. In den<br />
Schaufenstern vieler Geschäftsräume ist das Schild<br />
„zu vermieten“ zu lesen. Ein zentral gel<strong>eg</strong>ener<br />
Supermarkt hat vor fast zwei Jahren seine Pforten<br />
geschlossen. Und auch die ehemalige Deutsche<br />
Bundespost ist aus Kostengründen völlig aus Projensdorf<br />
verschwunden und nur noch in einer ca.<br />
2 Kilometer entfernten Filiale zu finden.<br />
Heute, fast ein halbes Jahrhundert nach Einzug<br />
der ersten Bewohner sind die Wohnanlagen des<br />
damals jungen Stadtteils in eine fast parkähnlich<br />
zu nennende Landschaft eingebunden. Projensdorf<br />
ist zu einem Wohngebiet mit einem „vor der<br />
Haustür“ li<strong>eg</strong>enden Naherholungsgebiet<br />
geworden.
Unser Mitglied, Herr Günter H. Müller wohnt als<br />
Erstbezieher seit 46 Jahren auch heute noch in<br />
einer Wohnung in Projensdorf.<br />
Mit seiner Zustimmung haben wir einige Informa-<br />
tionen im obigen Text verarbeitet und geben hier<br />
einen Auszug aus seinen „Erinnerungen – Mein<br />
Leben in drei Gesellschaftsordnungen“ wieder:<br />
Der Umzug in den Stadtteil Projensdorf<br />
Die Vorbereitungen für unseren Einzug in die Wohnung<br />
am Charles-Ross-Ring liefen folglich auf Hochtouren.<br />
Unsere Wochenendspaziergänge hatten<br />
natürlich nur die Baustelle unseres zukünftigen Heimes<br />
als Ziel. Ungeduldig beobachteten wir den Baufortschritt<br />
und stets war der Zollstock unser B<strong>eg</strong>leiter.<br />
Dann ging es los: Möbel kaufen, Besprechungen mit<br />
Malerfirmen, Telefonanschluss beantragen, Möbelwagen<br />
bestellen, Gardinen nähen lassen, alles was<br />
eben für eine neue Wohnung erforderlich ist.<br />
Mein Bauherr aus Schneverdingen hatte uns zu einem<br />
Vorzugspreis Teppichboden für das Wohnzimmer<br />
besorgt, der kurz vor dem Bezugstermin geliefert<br />
wurde. Mit meinem Sohn Thomas gemeinsam wanderte<br />
ich zum Charles-Ross-Ring, um ihn entg<strong>eg</strong>enzunehmen.<br />
Eine dicke, fast fünf Meter lange Rolle wartete<br />
darauf, in das 3. Obergeschoss transportiert zu werden.<br />
Es wurde beinahe eine Katastrophe! Mein Bemühen,<br />
die Rolle durch das Treppenhaus zu transportieren<br />
schlug fehl, der Gedanke, den Teppich im Treppenhaus<br />
mit Hilfe eines Seiles, das ich irgendwo ausfindig<br />
gemacht hatte, hochzuziehen, scheiterte kläglich. Es<br />
blieb nur, das extrem schwere Objekt außen an der<br />
Der Umzug in den Stadtteil Projensdorf<br />
Hauswand hochzuziehen und über einen kleinen<br />
Balkon am Schlafzimmer nach innen zu befördern.<br />
Letztlich ließ ich das Seil über ein Dachfenster nach<br />
unten, band die Rolle daran fest, stellte den kleinen<br />
fünfjährigen Thomas an das Dachfenster, um das Seil<br />
zu halten und zog, ein Geschoss tiefer, den Teppich<br />
hoch. Thomas zog oben auf dem Boden immer fleißig<br />
mit am Seil, ganz stolz, dem Papi so tüchtig helfen<br />
zu können. Heute bekomme ich noch eine Gänsehaut,<br />
wenn ich mir vorstelle, dass ich es vielleicht nicht<br />
geschafft hätte, die Rolle wäre wieder nach unten<br />
gerauscht und Thomas hing oben am Seil! Man ist<br />
eben in keinem Alter vor eigenen Unvorsichtigkeiten,<br />
ja sogar Dummheiten gefeit!<br />
Der Umzug war natürlich für unsere Kinder ein ein-<br />
maliges Erlebnis. Plötzlich hatten sie ein eigenes Kin-<br />
derzimmer. Das Doppelstockbett, das wir für sie<br />
gekauft hatten, wurde sofort zum Streitobjekt. Wer<br />
schlief oben und wer unten? Der Kampf wurde<br />
geschlichtet, indem wir ihnen sagten, dass immer<br />
nach einer gewissen Zeit gewechselt würde. Das<br />
zweite Kinderzimmer sollte erst später, wenn beide<br />
größer sind, eingerichtet und bis dahin als Esszimmer<br />
benutzt werden.<br />
Wir waren die ersten Bewohner des neuen Stadtteils,<br />
in dem es noch keine Straße und Gehw<strong>eg</strong>e gab, ein<br />
einziges Geschäft war vorhanden und öffentliche<br />
Verkehrsmittel gab es auch noch nicht. Dennoch<br />
aber fühlten wir uns von B<strong>eg</strong>inn an wohl, Platz hatten<br />
wir jetzt genug, die Kinder konnten draußen spielen<br />
und ich nahm den relativ weiten W<strong>eg</strong> in mein Büro<br />
gerne in Kauf.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
37
38<br />
(v.l.) Steenbeker W<strong>eg</strong> 46<br />
Charles-Ross-Ring 27–31<br />
Amrumring 25–29<br />
und 31–35<br />
1966 wurden dann in dem neuen Stadtteil Suchs-<br />
dorf – nicht weit entfernt von Projensdorf – wie-<br />
derum Wohnungen der Baugenossenschaft<br />
erbaut. Im Amrumring entstanden zwei dreigeschossige<br />
Wohnhäuser mit jeweils 24 Wohnungen.<br />
Auch hier gab es Firmen, die durch die<br />
Vergabe von günstigen Krediten an die Baugenossenschaft<br />
ihren Mitarbeitern günstigen Wohnraum<br />
verschafften. Es waren zum einen die<br />
damalige Kieler Spar- und Leihkasse (heute: Förde<br />
Sparkasse), die Landesbank Schl.-Holst. Girozentrale<br />
und die frühere Firma Anschütz. Von diesen<br />
Geschäftsbeziehungen zwischen der Baugenossenschaft<br />
und diesen Unternehmen profitierten<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
letztlich alle drei Parteien. Die Baugenossenschaft<br />
von den Krediten mit niedrigeren Zinsen, die<br />
Unternehmen von den mit gutem Wohnraum<br />
versorgten zufriedenen Mitarbeitern und die Mieter<br />
von den günstigen Mieten.<br />
In den 70er und 80er Jahren zeichnete sich dann<br />
die Notwendigkeit zur Sanierung und Modernisierung<br />
der mittlerweile in die Jahre gekommenen<br />
Wohnungsbestände ab.<br />
Bequemeres und komfortableres Wohnen war<br />
immer angesagter und die Ansprüche der Menschen<br />
an die Ausstattung der Wohnungen stie-
Neubau Saarbrückenstraße 172–176a<br />
Ausriss<br />
“Kieler Nachrichten“<br />
Saarbrückenstraße 172–176a<br />
und 176b<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
39
40<br />
Im Jahr 1976 feierte die<br />
Baugenossenschaft dann<br />
am 14. Dezember ihr<br />
40 jähriges Bestehen.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
gen erkennbar. In der<br />
Folge wurden dann<br />
sämtliche Wohnungen<br />
in den Jahren 1969 bis<br />
1971 an das Fernwär-<br />
menetz der Stadtwerke<br />
Kiel angeschlossen und die individuelle Kohlehei-<br />
zung wurde zurückgebaut. Ein Dreh am Thermo-<br />
stat der Heizung ersetzte die Muskelkraft für den<br />
Transport der Kohle- und Ascheimer und es war<br />
schnell warm – welch ein Fortschritt.<br />
In den 70er Jahren herrschte eine starke Rezessi-<br />
on in der Bundesrepublik Deutschland mit krisen-<br />
haften Auswirkungen auf die Bauwirtschaft, die<br />
erst 1976 ihr Ende fand. Erste Entspannungstendenzen<br />
am Wohnungsmarkt machten sich zwar<br />
bemerkbar, aber das Volumen des Wohnungsneubaus<br />
war nach wie vor rückläufig.<br />
Dennoch wurde bis 1975 noch einmal neu<br />
gebaut. 36 weitere Wohnungen entstanden im<br />
Rahmen des Wohnungsbau-Förderungsprogramms<br />
des Bundes und des Landes in Kiel-Hassee<br />
in der Saarbrückenstraße 172–176a. Erstmalig<br />
wurde dabei – w<strong>eg</strong>en der Auflage bei der Schaffung<br />
neuen Wohnraums in Kiel auch gleichzeitig<br />
in entsprechender Zahl Parkplätze zu schaffen –<br />
eine Tiefgarage in die Wohnanlage int<strong>eg</strong>riert. Die<br />
Wohnungen selbst waren großzügig gestaltet<br />
und gut ausgestattet.<br />
Am 24. Januar 1975 kaufte die Baugenossenschaft<br />
zur Abrundung des Wohnkomplexes in Kiel-Has-<br />
see noch ein Nachbargebäude der Saarbrückenstraße<br />
172–176a hinzu und modernisierte dieses<br />
Gebäude. Hierbei handelte es sich überwi<strong>eg</strong>end<br />
um kleine 1 - Zimmerwohnungen. Aus einem Teil<br />
der Saarbrückenstraße 178 wurde ein Wohngebäude<br />
der Baugenossenschaft – die Saarbrückenstraße<br />
176b. Durch diesen Zukauf bildete das<br />
Wohnquartier in der Saarbrückenstraße in seiner<br />
Anordnung mit ihrer zur Straße hin offene Hufeisenform<br />
eine gelungene Wohneinheit mit offener<br />
und heller Bebauung und viel Grün.<br />
Nach diesen Neubauaktivitäten beschränkte sich<br />
die Baugenossenschaft aber in der Folgezeit<br />
nicht nur auf die Verwaltung und die Erhaltung<br />
des Wohnungsbestandes.<br />
Neue elektrische Steigeleitungen waren erforder-<br />
lich, da der zunehmende Einsatz neuer elektri-<br />
scher Geräte sich immer mehr durchsetzte.<br />
Waschmaschinen, Fernseher und vielfältige elektrische<br />
Geräte gab es mittlerweile in fast jedem<br />
Haushalt. Der Einbau elektrischer Durchlauferhitzer<br />
ermöglichte eine problemlose Schaffung von<br />
Warmwasser. Auch die Zeit der Fenster mit Einfachverglasung<br />
war vorbei.<br />
Holzfenster mit Einfachverglasung wurden ersetzt<br />
durch Kunststofffenster mit Isolierverglasung. Der<br />
erste kleine Schritt zur Energieeinsparung war<br />
damit getan – obgleich damals noch keiner vom<br />
Klimawandel sprach. Auch entsprachen die<br />
damaligen Wärmedämmeigenschaften nicht den<br />
heute üblichen.
Im Jahr 1989 waren die Wohnbauten in der Alsen-<br />
straße 2 bis 40, im Knopper W<strong>eg</strong> 141 bis 143b und<br />
in der <strong>Hansa</strong>straße 40 bis 44a bereits 51 Jahre alt.<br />
Die Zi<strong>eg</strong>elbauten waren alle noch in einem guten<br />
Zustand, nicht zuletzt weil hart gebrannte Zi<strong>eg</strong>el<br />
verarbeitet worden waren, die sehr witterungsbeständig<br />
sind. Auch die Dachpfannen der Dächer<br />
waren noch in Ordnung. Die Kellerwände wiesen<br />
dag<strong>eg</strong>en starke Ausblühungen und Feuchtigkeitsschäden<br />
auf, da die Aussenwandisolierungen<br />
früher nur aus einem Teeranstrich bestanden. Die<br />
Gefahr, dass Hausschwamm sich früher oder später<br />
in den Kellerwänden breit machen könnte,<br />
war sehr groß. Deshalb wurde mit der Kelleraussenwandisolierung<br />
b<strong>eg</strong>onnen – ein arbeitsaufwendiges<br />
und teures Unterfangen, das nur unter<br />
Einsatz von schwerem Gerät und hoher finanzieller<br />
Mittel möglich war. Aus diesem Grund wurde<br />
die Sanierungsmaßnahme auf mehrere Jahre verteilt<br />
und erst im Jahr 1997 abgeschlossen. Für<br />
den gesamten Komplex beliefen sich die Gesamtkosten<br />
auf etwa 400.000 DM.<br />
Kellerwandsanierung ab 1989<br />
Kellerwandsanierung<br />
im Alsenblock in den<br />
80er / 90er Jahren<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
41
1990 bis zur Jahrtausendwende<br />
42 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Nach der friedlichen Revolution in der DDR<br />
und der Zustimmung der Si<strong>eg</strong>ermächte<br />
und beider deutscher Parlamente kam es<br />
am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung<br />
Deutschlands.<br />
Erstmalig fanden im Dezember 1990 gesamtdeut-<br />
sche Bundestagswahlen statt. Helmut Kohl blieb<br />
Bundeskanzler und wurde 1994 wiedergewählt.<br />
Im November 1990 erkannte die Bundesrepublik<br />
endgültig die Oder-Neiße-Linie als völkerrechtlich<br />
verbindliche Grenze zu Polen an. Mit Inkrafttreten<br />
des Zwei-plus-Vier-Vertrages am 15. März 1991 war<br />
Deutschland ein in seinen „alten Rechten und<br />
Pflichten“ bestehender souveräner Staat. Mit<br />
knapper Mehrheit beschloss der Bundestag am<br />
20. Juni 1991 R<strong>eg</strong>ierung und Parlament nach Berlin<br />
zu verl<strong>eg</strong>en. Nach einem kurzen wirtschaftlichen<br />
Boom, ausgelöst durch die Besonderheiten<br />
der Wiedervereinigung, waren die 90er Jahre von<br />
wirtschaftlicher Stagnation, Massenarbeitslosigkeit<br />
und einem Reformstau geprägt. 1991 zerfiel<br />
Jugoslawien. Mit Unterzeichnung des Vertrages<br />
von Maastricht 1992 wurde die Europäische<br />
Gemeinschaft (EG) in die Europäische Union überführt.<br />
Ebenfalls 1992 wurde der steuerliche – auch<br />
heute noch erhobene – Solidaritätszuschlag eingeführt.<br />
Der eingetretenen konjunkturellen<br />
Schwäche der deutschen Wirtschaft folgte erst in<br />
den Jahren 1998 und 1999 eine zaghafte konjunkturelle<br />
Erholung. Mit der Bundestagswahl 1998<br />
wurden die CDU/CSU – FDP – Koalition durch die<br />
SPD und die “Grünen“ unter Gerhard Schröder<br />
abgelöst.<br />
Durch das Steuerreformgesetz von 1990 wurde<br />
mit Wirkung vom 1. Januar 1990 das 1948 erlassene<br />
Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz aufgehoben.<br />
Da hierdurch zwangsläufig die steuerlichen<br />
Vorteile für die Baugenossen w<strong>eg</strong>fielen, galt es<br />
einen W<strong>eg</strong> zu finden, wie diese ausg<strong>eg</strong>lichen<br />
werden konnten. Da der Gesetzgeber gleichzeitig<br />
eine Steuerbefreiung für „Vermietungsgenossenschaften“<br />
gesetzlich festschrieb, entschloss sich<br />
der Vorstand der Baugenossenschaft nach intensiver<br />
Prüfung seine wohnungswirtschaftlichen<br />
Aufgaben künftig als „Vermietungsgenossenschaft“<br />
wahrzunehmen. Für die Baugenossenschaft<br />
bedeutete dies u.a. den Fortbestand der<br />
Steuerbefreiung bei gleichzeitiger Verpflichtung<br />
Wohnungen nur an Mitglieder der Genossenschaft<br />
vermieten zu dürfen. So werden bis heute<br />
Wohnungen nur an Menschen vermietet, die<br />
bereit sind, der Baugenossenschaft als Mitglied<br />
beizutreten.<br />
Für Vorstand und Aufsichtsrat war klar:<br />
„Unabhängig von der gesetzlichen Neur<strong>eg</strong>elung<br />
wird die Baugenossenschaft „<strong>Hansa</strong>“ auch<br />
in der Zukunft ihre bisherige Handlungsweise<br />
beibehalten und stets die Interessen der Mitglieder<br />
vertreten und sich einer sozialen und<br />
verantwortungsbewussten Wohnungsversorgung<br />
ihrer Mitglieder widmen.“<br />
Mit der Einführung der Fehlbel<strong>eg</strong>ungsabgabe<br />
1992 entstand zusätzlicher Verwaltungsaufwand<br />
für die Genossenschaft, mussten doch jetzt alle<br />
Mieter, die nicht berechtigt waren, Wohnungen
im geförderten Mietwohnungsbau zu beziehen,<br />
ermittelt und an die Investitionsbank gemeldet<br />
werden. Wer mit seinem Einkommen die gesetzten<br />
Einkommensobergrenzen überschritt, galt<br />
als „Fehlbel<strong>eg</strong>er“ im Sinne des geförderten Wohnungsbaus<br />
und hatte eine zusätzliche Abgabe<br />
an die Investitionsbank zu zahlen. W<strong>eg</strong>en des<br />
verhältnismäßig geringen Mittelaufkommens<br />
und des relativ hohen Verwaltungsaufwands, der<br />
entstand, weil in Abständen immer wieder Erhebungen<br />
bei den Mietern vorgenommen werden<br />
mussten, wurde diese Abgabe durch den Gesetzgeber<br />
nach wenigen Jahren wieder gestrichen.<br />
Anfang der 90er Jahre wurden in zwei Bauabschnitten<br />
die Balkone der Häuser in Suchsdorf<br />
saniert. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp<br />
650.000 DM. In der gleichen Zeit wurde in Projensdorf<br />
eine Giebelwandsanierung mit gleichzeitiger<br />
Wärmedämmung mit Kosten von<br />
ungefähr 125.000 DM durchgeführt. Außerdem<br />
wurde in Projensdorf im Jahr 1996 b<strong>eg</strong>onnen, die<br />
Balkone grundl<strong>eg</strong>end zu sanieren. Auf Grund der<br />
schlechten Bauausführung und der damit verbundenen<br />
Garantieleistungen war das Projekt<br />
jedoch erst 2001 endgültig abgeschlossen.<br />
Bis in die 90er Jahre wurden alle Wohnungen der<br />
Genossenschaft noch unrenoviert vermietet. Bei<br />
einem Mieterwechsel wurden zwar notwendige<br />
Reparaturen oder technisch notwendige Verbesserungen<br />
durch die Genossenschaft durchgeführt,<br />
aber ansonsten wurden die Wohnungen<br />
„besenrein“ an den Mieter übergeben. Der Mieter<br />
musste dann die Wohnung komplett renovieren<br />
(streichen und tapezieren), konnte sie aber bei<br />
Auszug auch wieder unrenoviert an die Baugenossenschaft<br />
zurückgeben – eben wieder „besenrein“.<br />
Etwa Mitte der 90er Jahre wurde beschlossen,<br />
die Wohnungen im “<strong>Hansa</strong>block“ (Alsenstraße/<br />
Knooper W<strong>eg</strong>/<strong>Hansa</strong>straße) zukünftig nur noch<br />
saniert und modernisiert zu vermieten. Man trug<br />
hiermit den gesti<strong>eg</strong>enen Ansprüchen der Mieter<br />
und der Situation am Wohnungsmarkt Rechnung,<br />
der dazu überging, verstärkt Wohnungen dieser<br />
Art anzubieten. Viele Mieter wollten fertig beziehbare<br />
Wohnungen und nicht in Eigenr<strong>eg</strong>ie Zeit<br />
und Muskelkraft zur Herrichtung der neuen Woh-<br />
Giebelwandsanierung im<br />
Steenbeker W<strong>eg</strong> 44– 46<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
43
1990 bis zur Jahrtausendwende<br />
44<br />
nung aufwenden. Die elektrischen Leitungen<br />
wurden geprüft (Elektrocheck) und ggf. erneuert.<br />
Duschwannen wurden eingebaut und die Bäder<br />
wurden gefliest. Holzfußböden wurden abgeschliffen<br />
und versi<strong>eg</strong>elt und in der Küche wurde<br />
ein Fliesenschild angebracht. Dazu wurde die<br />
gesamte Wohnung vom Maler tapeziert und<br />
gestrichen – von der Decke bis zur Fußleiste. (Seit<br />
2010 wird auch eine Küchenzeile eingebaut.)<br />
Aufgrund dieser Maßnahmen konnten dann auch<br />
höhere Mieten für den nicht mehr preisgebundenen<br />
Wohnraum angesetzt werden. Die erheblichen<br />
finanziellen Aufwendungen wurden<br />
hierdurch über die Jahre durch die höheren Mieten<br />
mit finanziert.<br />
Waren 2002 erst 96 der 206 Wohnungen dieser<br />
Wirtschaftseinheit modernisiert, sind es heute<br />
schon fast 200 Wohnungen im Wohnbereich<br />
<strong>Hansa</strong>straße 40– 44a, Alsenstraße 2– 40 und<br />
Knooper W<strong>eg</strong> 141–143b.<br />
In der Lindenstr. 11 kam es im Jahr 1998 beinahe<br />
zu einer großen Brandkatastrophe.<br />
Eine Mieterin zündelte im Treppenhaus und in<br />
ihrer Wohnung in der Lindenstraße 11. In dem zu<br />
diesem Zeitpunkt noch mit Gas versorgten Haus<br />
mit zehn Wohnungen kam es zum Glück nicht zu<br />
einer Explosion und Menschen kamen nicht zu<br />
Schaden. Aber das gesamte Haus war durch den<br />
Brand und den Rauch in Mitleidenschaft gezogen<br />
und musste renoviert werden. Es entstand<br />
ein Brandschaden von rund DM 175.000, der fast<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
vollständig von der Feuerversicherung b<strong>eg</strong>lichen<br />
wurde. Bedauerlich an diesem Ereignis war, dass<br />
es eine Vorgeschichte hatte und damit relativ<br />
vorhersehbar war, aber letztlich nicht verhindert<br />
werden konnte.<br />
Ende der 90er Jahre war dann auch bei der Bau-<br />
genossenschaft die Zeit der manuellen Durch-<br />
schreibebuchhaltung zu Ende und es setzte sich<br />
die Elektronische Datenverarbeitung durch. Nach<br />
vielen Anfangsschwierigkeiten, viel Arbeit mit der<br />
Datenüberleitung und einem intensiven Lernprozess<br />
brachte die EDV dann eine deutliche Arbeitserleichterung.<br />
Vielfach bestehende Ängste vor<br />
Schwierigkeiten mit dem Jahrtausendwechsel<br />
erwiesen sich dann zum Glück auch als<br />
unb<strong>eg</strong>ründet.<br />
Lindenstraße 11
Die ersten Jahre im 21. Jahrhundert<br />
Mit der Fortsetzung der bereits in den 90er<br />
Jahren eingetretenen „Globalisierung“<br />
auch im neuen Jahrtausend wurden zunehmend<br />
Produktionskapazitäten in Billiglohnländer verlagert<br />
und die Massenarbeitslosigkeit festgeschrieben.<br />
Der Terroranschlag auf das World Trade<br />
Center in New York am 11. September 2001<br />
erschütterte die Welt. Am 1. Januar 2002 wurde<br />
der Euro zum offiziellen Zahlungsmittel in<br />
Deutschland. Seit 2002 sind deutsche Soldaten in<br />
Afghanistan stationiert. Eine Teilnahme Deutschlands<br />
am Irakkri<strong>eg</strong> in 2003 erfolgte dag<strong>eg</strong>en<br />
nicht. Am 1. Juli 2005 stellte Bundeskanzler Schröder<br />
im Bundestag die Vertrauensfrage. Bei den<br />
Neuwahlen im Herbst 2005 verlor die rot-grüne<br />
Koalition und es folgte nach langen Verhandlungen<br />
die zweite große Koalition aus CDU/CSU und<br />
SPD unter Führung der Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel. 2008 geriet Deutschland in den Sog einer<br />
weltweiten Finanzkrise, ausgelöst durch die Insolvenz<br />
der Lehman Bank. Die Bundesr<strong>eg</strong>ierung<br />
arbeitete daran, die Krise mit einem breiten Programm<br />
an unterschiedlichen Maßnahmen zu<br />
bewältigen. Bei der Bundestagswahl in 2009<br />
wurde die große Koalition durch eine R<strong>eg</strong>ierungskoalition<br />
von CDU/CSU und FDP abgelöst.<br />
Mitte 2010 geht es wirtschaftlich wieder aufwärts<br />
in Deutschland. Der Export und die Binnenkonjunktur<br />
ziehen kräftig an. Die Arbeitslosigkeit<br />
geht zum Ende des Jahres unter die 3 Millionengrenze.<br />
Anfang 2011 kann festgestellt werden,<br />
dass Deutschland insgesamt gestärkt aus der<br />
Krise hervorg<strong>eg</strong>angen ist und ein deutlicher<br />
weiterer Aufschwung für 2011 erwartet wird. Die<br />
Finanzkrise ist dag<strong>eg</strong>en noch nicht überwunden,<br />
besteht doch die Gefahr, dass nach Griechenland,<br />
Irland und Portugal noch weitere Länder unter<br />
den finanziellen Rettungsschirm der Europäischen<br />
Union flüchten müssen.<br />
Mit der Einführung des Euro war bei der Bauge-<br />
nossenschaft eine Währungsumstellung der<br />
Buchhaltung verbunden. Die Miete war in Euro<br />
etwa halb so hoch wie in Deutscher Mark und<br />
aus einem Geschäftsguthaben in Höhe von 1.000<br />
Deutscher Mark wurden – nach Aufrundung auf<br />
volle zehn Euro – 520 Euro. Der Umrechnungskurs<br />
der Deutschen Mark belief sich<br />
auf 1 Euro = 1,95583 DM.<br />
In Suchsdorf wurden im Jahr 2002 mit<br />
Kosten von rund 77.000 Euro die Treppenhausvorbauten<br />
zurückgebaut.<br />
In den weiteren Jahren nach der Jahrtausend-<br />
wende erfolgte eine Bestandsaufnahme und<br />
Neuausrichtung der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>«:<br />
Wo stehen wir heute und wo wollen wir hin? Eine<br />
Neubautätigkeit wurde weiterhin nicht ins Auge<br />
gefasst, aber es wurde festgel<strong>eg</strong>t, dass der gesamte<br />
Wohnungsbestand in den folgenden Jahren<br />
weiterhin und noch intensiver als bisher saniert<br />
und vor allem modernisiert werden soll. Beeinflusst<br />
wurde die Entscheidung für nachhaltige<br />
aber auch kostenintensive Maßnahmen durch<br />
zinsgünstige Förderprogramme des Bundes über<br />
die Kreditanstalt für Wiederaufbau und des Lan-<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
45
Die ersten Jahre im 21. Jahrhundert<br />
46<br />
Alsenstraße 2 / Richtung<br />
<strong>Hansa</strong>straße<br />
des über die Investitionsbank. Mit dieser Ent-<br />
scheidung war auch ein vermehrter Arbeitseinsatz<br />
des Vorstandes aber auch des Aufsichtsrates<br />
zwingend erforderlich, da auch bei Einschaltung<br />
eines Architekten die Gremien der Baugenossenschaft<br />
bei der Planung der Bauausführung, der<br />
Überwachung der Bautätigkeit und der Abrechnung<br />
der Projekte stark gefordert werden.<br />
Im ersten Schritt wurde von 2004 bis 2009 die<br />
Modernisierung / Sanierung der größten Wirtschaftseinheit<br />
der Baugenossenschaft durchgeführt.<br />
Der „<strong>Hansa</strong>block“ umfasst mit 206<br />
Wohnungen die Häuser in der Alsenstraße 2– 40,<br />
in der <strong>Hansa</strong>straße 40– 44a und im Knooper W<strong>eg</strong><br />
141–143b. Neben der Dachneueindeckung, dem<br />
Einbau neuer Fenster und dem Umbau der Balkone<br />
wurde das gesamte Gebäude mit einem Wärmedämmverbundsystem<br />
komplett energetisch<br />
modernisiert und saniert. Die gesamten Kosten<br />
für diese mehrjährige Maßnahme belaufen sich<br />
auf über 3 Millionen Euro.<br />
Durch ein Gesetz wurde festgel<strong>eg</strong>t, dass im Jahr<br />
2008 für alle Gebäude ein Energieausweis zu<br />
erstellen ist.<br />
Weiterhin ist die gesetzliche R<strong>eg</strong>elung zu erfül-<br />
len, dass bis Ende 2010 in jede Wohnung Rauch-<br />
warnmelder eingebaut worden sind.<br />
In den Jahren 2010/2011 folgte die Modernisie-<br />
rung / Sanierung der Wirtschaftseinheiten Knooper<br />
W<strong>eg</strong> 121–125a und Knooper W<strong>eg</strong> 127–129 in<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
gleicher Weise wie in den Jahren zuvor. Bei diesen<br />
Gebäuden wurden die kleinen Balkone durch<br />
größere Balkone ersetzt. Gleichzeitig erhielten<br />
alle Wohnungen einen Balkon. Die Gesamtkosten<br />
beliefen sich auf ca. 1,5 Millionen Euro.<br />
Neben den geplanten Modernisierungs- und<br />
Sanierungsarbeiten gilt es zukünftig neue gesetzliche<br />
Anforderungen umzusetzen, die dem Ziel<br />
dienen, die Energieeffizienz weiter zu erhöhen.<br />
Diese Maßnahmen werden aber auch wieder mit<br />
zum Teil erheblichen Kosten verbunden sein.<br />
Bekannt ist derzeitig die gesetzliche Verpflichtung<br />
zur Dichtigkeitsprüfung der Abwasseranlagen<br />
von Wohnbauten in normalen Lagen bis<br />
Ende 2025 sowie nach der Landesbauordnung<br />
der Einbau von Wasseruhren bis 2020.
Es wurde viel getan...<br />
...doch gefeiert wurde auch!<br />
Bei sonnigem Wetter<br />
mit allerdings nur<br />
Temperaturen von<br />
etwa plus drei Grad<br />
Celsius am Abend –<br />
also fast idealen Voraussetzungen<br />
für eine<br />
„Open – Air“ – Veranstaltung<br />
– wurde am<br />
6. Oktober 2007 ein<br />
großes Mitgliederfest<br />
der Baugenossenschaft<br />
gefeiert. Mit<br />
diesem Fest wollte der<br />
Vorstand zum einen<br />
bei allen Mitgliedern<br />
um Verständnis für<br />
die Modernisierungsmaßnahmen<br />
werben,<br />
zum anderen aber<br />
auch die betroffenen<br />
Mieter für die Beeinträchtigungen<br />
durch<br />
die Bautätigkeit etwas<br />
entschädigen. Die<br />
Resonanz war sehr<br />
positiv und alle<br />
äußerten die Hoffnung<br />
auf eine baldige<br />
Wiederholung.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
47
<strong>Hansa</strong>straße<br />
Ecke Saldernstraße / Knooper W<strong>eg</strong>, bis Ecke Knooper W<strong>eg</strong> / Schauenburger Straße<br />
48<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Investitionen in die Zukunft...<br />
Von der Dacheindeckung bis zum fertig montier-<br />
ten Balkon ist ein langer, arbeitsreicher W<strong>eg</strong>. Das<br />
Endprodukt ist umso schöner.
Immer auf die Kleinen...<br />
...bei der Modernisierung des Bürogebäudes stürzte<br />
ein kleiner Baukran auf das kleine Bürogebäude –<br />
zum Glück gab es keinen Personenschaden.<br />
Mitglieder des Aufsichtsrates bei Ihrer Aufgabe<br />
Knooper W<strong>eg</strong> / Ecke Schauenburger Straße<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
49
Die Zukunft der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>«<br />
– ein Ausblick<br />
50<br />
Mit dieser Chronik haben wir den Versuch<br />
unternommen, die Entwicklung der Baugenossenschaft<br />
in den 75 Jahren ihres Bestehen<br />
mehr oder weniger ausführlich darzustellen. Wir<br />
hoffen, es ist uns ganz gut gelungen.<br />
Betrachtet man den Anfang – die Gründung im<br />
Jahr 1936 – und den g<strong>eg</strong>enwärtigen Zustand im<br />
Jahr 2011, ist eine sehr dynamische Entwicklung<br />
festzustellen: Zum Beispiel im Bereich der Bautechnik<br />
und Baustoffe, der Informationstechnologie<br />
und in der wohnungswirtschaftlichen<br />
Gesetzgebung. Und das Rad scheint sich immer<br />
schneller zu drehen.<br />
Aus einer Selbsthilfeorganisation auf private Initi-<br />
ative hin wurde bis heute ein wirtschaftlich<br />
gesundes Wohnungsunternehmen mit einem<br />
qualitativ guten Wohnungsbestand. Ein Wohnungsunternehmen,<br />
das sich am Kieler Wohnungsmarkt<br />
gut etabliert hat.<br />
Doch wie sieht die Zukunf t der<br />
Genossenschaft aus?<br />
Viele Veränderungen haben sich ergeben: Wurde<br />
in der Verwaltung zunächst vieles handschriftlich<br />
festgehalten oder dann mit einer Schreibmaschine<br />
und mit Blaupapier und Papierdurchschlägen<br />
gearbeitet, ist heute der Computer mit einer<br />
Maus oder ein Laptop mit Fingersteuerung die<br />
R<strong>eg</strong>el. Gab es dann die Durchschreibebuchhaltung<br />
und Buchungsautomaten, wurden nach<br />
und nach immer leistungsfähigere Computer-<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
Buchhaltungsprogramme eingesetzt. Bei der<br />
Kommunikation ersetzen iPhone, Smart-Phone,<br />
iPad oder Blackberry oft das Festnetztelefon. Fax<br />
und E-Mail sind heute selbstverständlich.<br />
Viele gesetzliche R<strong>eg</strong>elungen haben sich geän-<br />
dert, manche sind auch w<strong>eg</strong>gefallen, aber viele<br />
sind hinzugekommen. Der Verwaltungsaufwand<br />
und damit die Bürokratie ist dabei nicht weniger<br />
geworden.<br />
Die Bautechnik und die Baustoffe haben sich<br />
grundl<strong>eg</strong>end geändert. Ein Steinzi<strong>eg</strong>el ist auch<br />
heute noch ein Steinzi<strong>eg</strong>el, die Vielfalt und die<br />
Qualität sind heute aber deutlich größer. Kunststoff<br />
hat oft Holz als Material ersetzt. Ytong - Steine<br />
und moderne Dämmstoffe sind heute die<br />
R<strong>eg</strong>el. Wurden früher die Baustoffe von Bauarbeitern<br />
in den Gebäuden nach oben getragen, sind<br />
heute diverse technische Hilfsmittel die R<strong>eg</strong>el.<br />
Aber bei allen Veränderungen hat die Genossen-<br />
schaft in der Vergangenheit wie auch in der<br />
Zukunft ein ganz wesentliches Ziel immer im<br />
Focus: Die Förderung der Mitglieder durch die<br />
Erhaltung und Schaffung von qualitativ gutem<br />
und preiswertem Wohnraum unter Wahrung des<br />
insbesondere die Genossenschaften prägenden<br />
Dauernutzungsrechts für alle Mitglieder.<br />
Die nachhaltige Modernisierung und Sanierung<br />
des gesamten Wohnungsbestandes ist hierbei<br />
eine wesentliche Aufgabe, der sich die Baugenossenschaft<br />
weiter stellen wird.
Dabei konkrete Vorhersagen über die Ent-<br />
wicklungen in der Zukunft abzugeben, ist<br />
in unserer schnelllebigen Zeit schwierig,<br />
aber wir werden weiterhin darum bemüht<br />
sein, immer zum Wohl unserer Mitglieder<br />
zu handeln. Wir werden dafür die auf uns<br />
zukommenden Aufgaben mit großer Freude<br />
und viel Motivation annehmen und<br />
bitten hierfür um Unterstützung durch<br />
unsere Mitglieder.<br />
Die Baugenossenschaft würde heute nicht<br />
so gut da stehen, wenn es nicht während<br />
der 75 Jahre immer Mitglieder g<strong>eg</strong>eben<br />
hätte, die sich in den Gremien der Baugenossenschaft<br />
oder als Mieter in ihrem Wohnumfeld<br />
engagiert hätten. Ihr Engagement<br />
und der oft über das normale Maß hinausgehende<br />
Einsatz vieler Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter war die Grundlage der<br />
positiven Entwicklung der Baugenossenschaft<br />
über die vergangenen Jahrzehnte.<br />
Mit diesem Engagement – daran besteht<br />
für uns kein Zweifel – wird auch die Zukunft<br />
der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« sehr positiv<br />
gestaltet werden.<br />
Unser Transparent an der Giebelwand<br />
der Alsenstraße 2<br />
zur Mitgliederwerbung<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
51
Einige Geschäftszahlen<br />
Diese Grafik zeigt die Entwicklung der Bilanzsum-<br />
me in Zeitabständen von fünf Jahren.<br />
Nach dem Ende der Neubautätigkeit erreichte die<br />
Bilanzsumme 1980 mit 6.999 Mio. Euro ihren<br />
höchsten Wert. In den Jahren bis 2000 reduzierte<br />
sich dann die Bilanzsumme durch Abschreibungen<br />
auf das Anlagevermögen kontinuierlich. Mit<br />
B<strong>eg</strong>inn der Modernisierungen steigt die Bilanzsumme<br />
wieder deutlich an auf 9.373 Mio. Euro.<br />
Nachhaltige Wertverbesserungen führen dabei<br />
zur Erhöhung des Anlagevermögens.<br />
Der Mitgliederbestand entwickelte sich mit der<br />
Neubautätigkeit durch die Schaffung neuer Wohnungen<br />
bis etwa Mitte der 70er Jahre stetig nach<br />
oben. Seit diesem Zeitpunkt li<strong>eg</strong>t der Mitgliederbestand<br />
leicht schwankend im Bereich oberhalb<br />
von 620.<br />
Die Zahl der gezeichneten Geschäftsanteile ent-<br />
wickelte sich sehr positiv bis auf 1.230 im Jahr<br />
2011. Zum einen sind ab Anfang der 70er Jahre<br />
bei einer Wohnungsversorgung zwei Geschäftsanteile<br />
zu zeichnen anstatt eines Anteils. Zum<br />
anderen entscheiden sich mehr Mitglieder bei<br />
Auszug aus der Wohnung ihre Mitgliedschaft<br />
passiv bestehen zu lassen. Auch weitere Geschäftsanteile<br />
werden vereinzelt gezeichnet.<br />
52 75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
10000<br />
9060<br />
8120<br />
7180<br />
6240<br />
5300<br />
4360<br />
3420<br />
2480<br />
1540<br />
600<br />
627<br />
1950<br />
Entwicklung der Bilanzsumme in T€<br />
1.060<br />
1955<br />
1.702<br />
1960<br />
2.983<br />
1965<br />
3.966<br />
1970<br />
6.999<br />
6.697<br />
6.307 6.3352<br />
5.973<br />
1975<br />
1980<br />
Entwicklung des Mitgliederbestands und der Geschäftsanteile<br />
1300<br />
1190<br />
1080<br />
970<br />
860<br />
750<br />
640<br />
530<br />
420<br />
310<br />
200<br />
1950<br />
Mitglieder<br />
1955<br />
1960<br />
1965<br />
1970<br />
1975<br />
1980<br />
1985<br />
1990<br />
1995<br />
5.017<br />
2000<br />
Geschäftsanteile<br />
1985<br />
1990<br />
1995<br />
2000<br />
5.679<br />
2005<br />
2005<br />
9.373<br />
2010<br />
2010
Auch die Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaf-<br />
tung sind bedingt durch die Neubautätigkeit bis<br />
1980 deutlich gesti<strong>eg</strong>en. In der Folge bewirkten<br />
zunächst deutliche Steigerungen der Kostenmieten<br />
im sozialen Mietwohnungsbau und Zinserhöhungen<br />
einen Ansti<strong>eg</strong> der Umsatzerlöse. Mit dem<br />
W<strong>eg</strong>fall der Bel<strong>eg</strong>ungsbindung und der zunehmenden<br />
Modernisierung der Wohnungen konnten<br />
ab den 90er Jahren höhere marktgerechte<br />
Mieten erhoben werden. Das Volumen der<br />
Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaftung<br />
beträgt in 2010 1.796 Mio. Euro.<br />
In dieser Grafik wird die Entwicklung der Brutto-<br />
kaltmiete einer Wohnung im Knooper W<strong>eg</strong> von<br />
1938 bis 2010 dargestellt. Von 34,60 Reichsmark<br />
im Jahr 1938 ist die Miete über Jahrzehnte auf<br />
heute 189,74 Euro gesti<strong>eg</strong>en.<br />
1900<br />
1710<br />
1520<br />
1330<br />
1140<br />
950<br />
760<br />
570<br />
380<br />
190<br />
0<br />
400<br />
360<br />
320<br />
280<br />
240<br />
200<br />
160<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
10<br />
1950<br />
Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaft in T€<br />
70<br />
1955<br />
122<br />
1960<br />
182<br />
1965<br />
347<br />
1970<br />
639<br />
1975<br />
1.019<br />
1980<br />
1.180<br />
1985<br />
1.227<br />
1990<br />
1.494<br />
1995<br />
1.585 1.629<br />
2000<br />
2005<br />
1.796<br />
Entwicklung einer Bruttokaltmiete aus dem Knooper W<strong>eg</strong><br />
34,60<br />
1938<br />
64,85<br />
1966<br />
91,50<br />
1970<br />
157,70<br />
1975<br />
184,45<br />
1980<br />
207,40<br />
1985<br />
229,86<br />
1990<br />
296,03<br />
1995<br />
2010<br />
189,74<br />
2010<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
53
54<br />
In der Grafik werden die Mietausfälle der Jahre<br />
2001 bis 2010 dargestellt. Sie bew<strong>eg</strong>en sich ab<br />
2003 auf einem erfreulich niedrigen Niveau zwischen<br />
1- und 2 Prozent.<br />
Bei insgesamt guter Zahlungsbereitschaft wirken<br />
sich wenige gestörte Mietverhältnisse, die mit<br />
Räumungsklagen enden, auf Grund der hohen<br />
Kosten sehr deutlich aus.<br />
Die Aufwendungen für die Hausbewirtschaftung<br />
sind seit 1955 zunächst leicht, nach 1975 sogar<br />
deutlich gewachsen. Ab 1995 erfolgte ein erkennbarer<br />
Rückgang der Aufwendungen.<br />
Die gesamte Entwicklung ist geprägt von stei-<br />
genden Kosten der Hausbewirtschaftung (z.B.<br />
Gartenpfl<strong>eg</strong>e, Abfallgebühren und Versicherungskosten)<br />
und der Instandhaltung. Mit dem<br />
B<strong>eg</strong>inn der Wohnungs- und Gebäudemodernisierungen<br />
ab etwa Mitte der 90er Jahre gehen<br />
die Instandhaltungskosten dann spürbar zurück.<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
2,0<br />
1,8<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0,46<br />
2001<br />
0,0<br />
1950<br />
Entwicklung der Mietausfälle in Prozent der<br />
Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaftung<br />
0,05<br />
2002<br />
0,99<br />
2003<br />
0,81<br />
2004<br />
1,13<br />
2005<br />
1,97<br />
2006<br />
2,02<br />
2007<br />
1,23 1,22<br />
2008<br />
2009<br />
Aufwendungen für die Hausbewirtschaftung in T€<br />
40<br />
1955<br />
51<br />
1960<br />
128<br />
1965<br />
200<br />
1970<br />
267<br />
1975<br />
514<br />
1980<br />
541<br />
1985<br />
793<br />
1990<br />
1.006<br />
1995<br />
855<br />
2000<br />
600<br />
2005<br />
1,36<br />
2010<br />
715<br />
2010
Wir unterstützen die DESWOS!<br />
Gemeinsam für das<br />
Menschenrecht auf<br />
Wohnen<br />
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte,<br />
Artikel 25, Absatz 1<br />
Die DESWOS Deutsche Entwicklungshilfe für sozi-<br />
ales Wohnungs- und Siedlungswesen e.V. ist eine<br />
Organisation der Entwicklungshilfe mit Projekten<br />
in Asien, Afrika und Lateinamerika. Die DESWOS<br />
plant, finanziert und baut Häuser und Siedlungen,<br />
Straßen und Brunnen, Kindergärten, Schulen und<br />
Gesundheitsstationen. DESWOS hilft, dass Menschen<br />
aus eigener Kraft sicher wohnen, sich selbst<br />
versorgen und Einkommen zum Überleben schaffen<br />
können.<br />
Die Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G. ist Mit-<br />
glied der DESWOS und spendet jedes Jahr die<br />
Erträge aus den aufgestellten Kleidercontainern<br />
in Suchsdorf (Amrumring) und Projensdorf<br />
(Charles-Ross-Ring).<br />
Wollen auch Sie Altkleider, Schuhe, Bettzeug und<br />
Ähnliches entsorgen, nutzen Sie bitte unsere<br />
Kleidercontainer.<br />
Wollen Sie Geld spenden, finden Sie im Internet<br />
unter www.deswos.de weitere Informationen.<br />
Gerne können Sie uns auch ansprechen.<br />
Über Ihre Hilfe würden wir uns sehr freuen.<br />
Und die Menschen in Afrika, Asien oder Latein-<br />
amerika danken es Ihnen.<br />
DESWOS<br />
Deutsche Entwicklungshilfe<br />
für soziales Wohnungs- und<br />
Siedlungswesen e.V.<br />
www.deswos.de<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.<br />
55
Impressum<br />
56<br />
Herausgeber:<br />
Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Alsenstraße 30a<br />
24118 Kiel<br />
Telefon: (0431) 565626<br />
Telefax: (0431) 5791158<br />
Internet: www.<strong>hansa</strong>-kiel.de<br />
E-Mail: bg-<strong>hansa</strong>@t-online.de<br />
Konzeption, Redaktion, Satz und Gestaltung:<br />
Heinz-Willi Krüger und Kurt Ohmsen<br />
Für die Inhalte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich.<br />
Fotos und Grafiken:<br />
Beteiligte Autoren, Archiv der Baugenossenschaft »<strong>Hansa</strong>« e. G.,<br />
Stadtarchiv der Landeshauptstadt Kiel<br />
Druck:<br />
Fotosatz Nord<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Kiel<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der<br />
Vervielfältigung, vorbehalten.<br />
Kiel, 31. Mai 2011<br />
75 JAHRE BAUGENOSSENSCHAFT »HANSA« E.G.