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Kurt Wanski - Internum

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Und dass er zeichnen konnte wie kein anderer, das<br />

wusste er auch.<br />

<strong>Kurt</strong> besaß eine besondere Gabe, darüber waren wir<br />

uns als Künstler von Anfang an einig. Eine solche<br />

Gabe war keinem von uns beschieden. Deshalb liebten<br />

wir seine Zeichnungen, manche blickten darauf<br />

mit Neid.<br />

Er, der in früher Jugend als bildungsresistent eingestuft<br />

wurde und Hilfsschulen besuchte, dem ein<br />

Zurückgebliebensein in einem kindlichen Stadium<br />

attestiert wurde und der sein ganzes Leben in Anstalten,<br />

Krankenhäusern und Heimen verbrachte,<br />

verfügte über bildnerische Fähigkeiten wie keiner<br />

von uns.<br />

Vielleicht hätte sein Leben anders verlaufen können<br />

mit mehr Zuwendung, ohne die frühe Ausgrenzung<br />

und die körperlichen und seelischen Verletzung, die<br />

ihm während der Zeit des nationalsozialistischen<br />

Systems widerfahren sind. Dass alles so kam, hat<br />

jedoch seine Entwicklung beeinflusst, wie wir es uns<br />

kaum vorstellen können. Darüber erzählen wollte<br />

und konnte er wohl auch nicht.<br />

<strong>Kurt</strong> <strong>Wanski</strong>s zeichnerisches Oeuvre wirkt wie eine<br />

Gegenreaktion auf das entbehrungsreiche Dasein,<br />

das ihm das Schicksal auferlegt hatte. Wie hätte<br />

man das auch alles aushalten können ohne die Trost<br />

<strong>Kurt</strong> <strong>Wanski</strong>, Berlin 2006<br />

spendende Wirkung von Schönheit und Zauberei,<br />

ohne Träume und Wunder, ohne das phantastische<br />

Reich einer geheimen inneren Welt.<br />

Diese innere Welt war für ihn so lebenswichtig<br />

geworden, dass er fast jeden Tag an ihr arbeitete.<br />

Indem er zeichnete, kommunizierte er mit der Außenwelt<br />

und erfand dabei seine eigene Welt immer<br />

wieder neu.<br />

Natürlich gab es Zeiten, in denen er krank war. Die<br />

grauen kurzen Tage des Winters und die Regenzeiten<br />

im Herbst waren immer Tiefpunkte seiner Kreativität.<br />

Nicht sehnlicher wünschte er sich dann die hel-<br />

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