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Kurt Wanski - Internum

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len warmen Sonnentage des Frühlings und des Sommers<br />

herbei.<br />

Doch wenn er zeichnete, verschaffte er all jenem<br />

Einlass in sein Herz, das ihm so begehrenswert erschien:<br />

Porträts von Prominenten, Clowns und Akrobaten<br />

aus der Welt des Zirkus, Tiere und Technik.<br />

Nicht zu vergessen die christliche Familie, die<br />

ihm aus der häuslichen Umgebung des katholischen<br />

Stiftes vertraut war. Und natürlich Frauen. Sie waren<br />

für <strong>Kurt</strong> zeitlebens von einem besonderen Geheimnis<br />

umhüllt und die eigentlichen Musen seiner<br />

Phantasie.<br />

So ist es ihm über all die Jahre gelungen, vor uns<br />

eine zeichnerische Welt auszubreiten, die angefüllt<br />

ist mit Geheimnissen und den seltsamsten Verwicklungen.<br />

Sein Leben habe ich immer als eine enorme Energieleistung<br />

bewundert. Die künstlerische Arbeit<br />

nahm darin einen selbstverständlichen Platz ein.<br />

Was er brauchte, um eine Zeichnung von größter<br />

Genauigkeit und feinstem Kolorit zu schaffen,<br />

war letztlich wenig. Einen Radiergummi benutzte<br />

er nie. Dafür war das Anspitzen der Stifte eine<br />

unumgängliche Prozedur vor dem Beginn jeder<br />

Arbeit. Insbesondere bei den frühen Zeichnungen<br />

sind die Bleistiftlinien tief eingegraben in das<br />

Papier. Das mag davon zeugen, dass er sich lange<br />

über die Genauigkeit einer Formulierung vergewissern<br />

musste oder dass es ihm um eine besondere<br />

Klarheit und Entschiedenheit ging. Auch benutzte<br />

er so ziemlich jedes Papier, das ihm in die<br />

Hände fiel. Trat ein Mangel ein, hat ihn nichts davon<br />

abgehalten, die leeren Rückseiten der bereits fertigen<br />

Blätter zu bezeichnen. Später, als zunehmend<br />

auch Kreiden und Filzstifte als Materialien hinzukamen,<br />

wurden seine Zeichnungen expressiver ohne<br />

jedoch an Genauigkeit zu verlieren.<br />

Wenn wir berührt sind von seinen Zeichnungen,<br />

dann wohl deshalb, weil sie gefüllt sind mit Poesie<br />

und Heiterkeit. Aber vielleicht auch, weil ihre<br />

Unmittelbarkeit an etwas erinnert, das wir in uns<br />

spüren und das wir schon einmal erlebt zu haben<br />

glauben, gleich einem Déjà-vu. Lange bevor Sprache<br />

in der uns geläufigen Form existierte, haben wir<br />

uns mittels Zeichen und Zeichnungen verständigt.<br />

<strong>Kurt</strong> hatte ohne Zweifel einen direkten Zugang<br />

zu diesem Speicher kulturellen Unterbewusstseins,<br />

einem Bildgedächtnis, das weit in unsere Entwicklungsgeschichte<br />

zurückgreift.<br />

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