30 Zoom Männergespräch - Die Sache mit den Babys Irgendwie bekommen gerade alle Leute in <strong>Augsburg</strong> Babys. Das ist zumindest die gefühlte Wahrheit und der Anblick schlafender, lächelnder, glucksender oder auch weinender Säuglinge ist auch schön. Gleichzeitig wird es einem als Mann um die 30 ein bisschen mulmig. Sollte ich mal langsam ans Kindermachen denken? Kann ich danach je wieder ausschlafen? Diese Fragen stellte sich auch unser Redakteur Marcus Ertle und fragte bei seinem Kumpel Volker nach, der vor Kurzem zum zweiten Mal Vater wurde. Illustration: Johanna Wenger
Zoom 31 War dein erstes Kind ein Wunschkind, oder ist es “einfach passiert“? Das war schon ein Wunsch von mir und es hat eben erst mal gedauert, bis ich die richtige Partnerin hatte. Wobei ich mit 44 älter war als viele Väter, die meisten fangen ja früher an. Was denkst du, wann die meisten anfangen? Ich denke, so mit 30, oder? Erst will man sich ja beruflich bisschen absichern und Party machen. Das gehört natürlich auch dazu, dass man öfter mal eine andere Freundin hat. Und irgendwann sagt die Freundin: „Ich bin schwanger.“ Und es ist vorbei mit der Freiheit. Das war bei mir nie der Fall. Ab dem Moment, in dem ich mich entschieden habe, Vater werden zu wollen, hatte ich nie das Gefühl, meine Freiheit aufzugeben. Ich fühle mich jetzt auch nicht unfreier als vorher, man hat eben mehr Verantwortung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für jemand anderen. Ich finde, das ist eine Erweiterung und keine Einschränkung. Hattest du während der Schwangerschaft auch Fressanfälle und hast zugenommen? Nein, das war aber auch bei meiner Freundin nicht so. Und hat man dauernd Angst, dass was schiefgehen könnte, oder ist man total euphorisch? Also deine Gefühle als Mann sind natürlich in einer anderen Perspektive verankert als die der werdenden Mutter. Ich hatte keinen Hormonrausch, aber man teilt die Ängste und die werden durch die medizinische Behandlung, die man zwangsläufig als Schwangere hat, gefördert. Da wird einem gesagt, dass man das machen muss und das und da noch eine Untersuchung und da noch eine Nackenfaltenmessung und Schießmichtot. Aber andererseits: Die Natur bekommt das seit tausenden von Jahren gebacken. Die Vorfreude überwiegt die Sorge auf jeden Fall. Wird man ernsthafter durch die Schwangerschaft? Ne, ich war vorher schon ernsthaft (lacht). Also ernsthaft ist vielleicht nicht die richtige Kategorie. Du musst halt Vorbereitungen treffen, das Nest bauen. Die Verantwortung für das Kind fängt ja schon an, wenn die Frau schwanger ist, das beeinflusst das Handeln schon. Wenn du so willst, ist man schon ernster geworden, in dem Sinn, dass man sich vorbereitet und guckt, dass die Kohle reinkommt. Ich als Selbstständiger habe da viel stärker drauf geachtet als vorher. Man wächst in die Rolle der Versorgers rein. (überlegt) Ich hatte das vorher schon so im Gefühl, das kam nicht erst durch die Schwangerschaft. Wie war es bei der Geburt dabei zu sein? Das war schon aufregend, aber ich musste jetzt weder weinen noch bin ich in Ohnmacht gefallen. Ich war einfach derjenige, der während der ersten halben Stunde nach der Geburt aufs Kind aufgepasst hat, während meine Frau versorgt wurde. Da kann man sich eher keinen Ausfall leisten und ohnmächtig werden. Das Kind lag einfach auf meinem Bauch und ich habe ihn gewärmt, bis die Mama aus dem OP kam und übernehmen konnte. Jetzt eine der wichtigsten Fragen: Kommt man die ersten Monate nach der Geburt wirklich kaum zum Schlafen? Kommt aufs Kind an. Ich habe wenig geschlafen, das stimmt tatsächlich. Aber wir haben uns da gegenseitig unterstützt, so dass einer auch mal das Sofa nimmt und richtig ausschlafen kann. Wie sieht ein typischer Tag aus? Wie viele Stunden schläft das Baby und wie viele Stunden schreit es? Es gibt Kinder, die schlafen 16 Stunden am Tag, werden mal kurz wach, nuckeln bisschen am Busen und das war’s dann. Andere sind so lange wach, wie das andere Baby schläft, schauen in der Gegend rum und wollen bespaßt werden. Ansonsten wechselst du halt alle zwei Stunden mindestens die Windel. In der ersten Zeit braucht das Kind schon viel Aufmerksamkeit, das ist für ein Elternteil schon ein Fulltimejob. Aber wenn das Baby so viel schläft, wie wechselst du dann alle zwei Stunden die Windel? Etwa im Schlaf? Ne, wenn ein Kind sein Geschäft gemacht hat, meldet es sich schon. Es wird wach und weint und wenn es das nicht macht, muss man nachschauen. Das kann man schon im Schlaf machen, oder es wird eben kurz wach und schläft wieder ein. Bist oder warst du dann jemand, der von außen aussieht wie einer, der dringend Schlaf braucht, aber innerlich fröhlich über eine Blumenwiese rennt? So kann man das ungefähr ausdrücken. Die Anstrengung wird schon kompensiert durch das Glücksgefühl. Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis auch keinen Vater, bei dem das viel anders gewesen wäre. Da gibt es zwar Unterschiede und man jammert mal, aber wenn man dann nachhakt, ist das schon okay. Warst du stolz, als du das erste Mal mit Kinderwagen unterwegs warst? Stolz ist keine Kategorie, in der ich da denke oder fühle. Für mich war es einfach schön. Auf was soll ich stolz sein? Dass ich einen Kinderwagen schieben kann? (lacht) Darauf, dass das dein Kind ist und du der Vater bist. Ne, habe ich so nicht empfunden. Ist ein Kind wirklich so teuer, wie man immer liest? Es ist schon ein Kostenfaktor, ich habe den nie ausgerechnet. Das Kind gehört einfach zur Familie und was soll ich da berechnen, wie viel jedes Mitglied an Kohle verbraucht? Angeblich kostet es 150.000 Euro, bis das Kind 18 ist. Das muss man sich schon vorher überlegen. Gab’s mal einen inoffiziellen Moment, in dem du dachtest: Jetzt ohne Kind, wäre auch nicht schlecht? Nicht ernsthaft, nein. Wie macht ihr das eigentlich beruflich? Kann man Kind und Karriere unter einen Hut bringen? Wir haben uns entschieden, erst mal das klassische Rollenmodell zu fahren, meine Frau als Mutter und ich als „Ernährer“. Das ist nicht aus einer konservativen Haltung heraus entstanden, sondern weil es vom Job her passt und meine Frau einfach gerne Mutter ist. Von diesem Trend, die Kinder jetzt möglichst früh in soziale Betreuung wie Hort und Kita zu geben und sich stattdessen der Karriere zu widmen, halte ich wenig. Ich finde, die ersten Jahre sollten die Kinder schon viel Kontakt zu Gleichaltrigen haben, aber auch sehr viel Elternbezug. Und wie viele Leute kennst du denn, die wirklich Karriere machen? Die meisten sind halt Normalverdiener, die schauen müssen, wie sie finanziell klarkommen. Wenn man sich anschaut, wie viel so eine Kinderkrippe kostet, kann man das Arbeiten fast schon wieder sein lassen. Ich kenne ein Paar, die zahlen 700 Euro im Monat. Gab es wegen eurem Modell negative Reaktionen aus dem Umfeld? Das kommt schon ab und zu, aber viele finden es eigentlich toll. Wir haben eben mehr Zeit für das Kind. Vielen Müttern, die ich kenne, taugt das gar nicht so sehr, auch noch im Job zu sein und das Kind in der Kita zu haben. Ändert sich die Beziehung zur Frau, wenn das Kind da ist? Die Frau hat einfach eine neue Rolle, die der Mutter. Das ist ein wesentlicher Rollenwechsel, oder eine Rollenerweiterung, und auch nichts, das sie vorher gelernt hätte. Ich habe das eher so empfunden, dass beide in die Elternrolle wachsen. Wenn du meine Frau fragen würdest, würde sie sicher auch sagen, dass ich jetzt eben zu einem großen Teil Vater bin und weniger Ehemann. Das liegt einfach an der neuen Aufgabe, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Das find ich aber völlig normal. Findest du die ganzen Ängste, die mit Kinderkriegen verbunden sind, doof? Ich kriege gar nicht so viele negative Geschichten mit, aber ich weiß schon, dass es auch Leute gibt, denen das überhaupt nicht gefällt, dass sie Kinder bekommen haben und es bereuen. Ich kenne zwar niemanden, bei dem es so wäre, aber ich kann es mir schon vorstellen, dass sich manche in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen oder überfordert sind, aber ich glaube, das ist eine Minderheit. Sonst gäbe es uns als Menschheit ja gar nicht mehr. Wird man durch Kinder weniger egoistisch? Ich war vorher auch schon altruistisch, ich habe keine so große Veränderung gespürt. Kann schon sein, dass Egoisten dadurch etwas weicher werden. Kannst du ein paar schöne Dinge nennen, die man so mit Babys erlebt? Richtig schön wird es, wenn man mit dem Kind richtig reden kann, das ist dann echt der Hammer. Es gibt da so viele süße Momente, wenn das Baby zum Beispiel seine ersten Geräusche macht, oder das erste Lächeln.