Gewinnspiel „Mitmachen und Gewinnen“ - Reich mir die Pfote
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<strong>Reich</strong> <strong>mir</strong> <strong>die</strong> <strong>Pfote</strong> Seite 19<br />
Umgebung oder wenn er Stress hat.<br />
Sein Gangbild hat sich deutlich verbessert.<br />
Sein Gang ist insgesamt jedoch tastender,<br />
vorsichtiger als der von sehenden H<strong>und</strong>en.<br />
Insgesamt ermüdet er schneller <strong>und</strong> verliert<br />
schneller <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit als<br />
meine anderen H<strong>und</strong>e, wenn man jedoch<br />
bedenkt, wie anstrengend Fährtenarbeit für<br />
sehende H<strong>und</strong>e ist, ist <strong>die</strong>s nicht verw<strong>und</strong>erlich,<br />
denn Sky leistet täglich deutlich mehr<br />
Nasenarbeit als andere H<strong>und</strong>e.<br />
Sky’s Augen wurden von zwei Augentierärzten<br />
untersucht. Danach ist Sky vollkommen<br />
blind. Der Graue Star wäre operabel, <strong>die</strong> Erfolgsaussichten<br />
aufgr<strong>und</strong> der anderen Missbildungen<br />
des Auges sind jedoch als sehr<br />
gering einzustufen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass das Gehirn <strong>die</strong> Reize noch in ein bewusstes<br />
Sehen umsetzen kann, wurden<br />
ebenfalls als minimal eingeschätzt.<br />
Nach einem zweiten Tierarzt-Besuch bei einer<br />
anderen Augen- Spezialistin kamen wir,<br />
in Übereinstimmung mit der Ärztin zu der<br />
Entscheidung, ihn nicht operieren zu lassen.<br />
Nachdem Sky sich bei uns eingelebt hatte,<br />
hatten wir zunehmend den Eindruck, dass<br />
sein Gehör immer besser wird. Er reagiert<br />
sensibel auf den Klang der Stimme, ist meist<br />
als erster an der Tür, wenn jemand kommt<br />
<strong>und</strong> hört in der Wohnung auch sehr leise<br />
Geräusche. Draußen scheint er mein Rufen<br />
ebenfalls zu hören, mich aber nicht finden<br />
zu können. Für einen fast tauben H<strong>und</strong><br />
fanden wir all das recht untypisch <strong>und</strong> entschlossen<br />
uns eine audiometrische Messung<br />
durchführen zu lassen, um endlich Klarheit<br />
zu bekommen. Das Ergebnis passte genau<br />
zu meinen Beobachtungen, denn Sky ist<br />
einseitig taub. Er hat somit kein räumliches<br />
Hörvermögen. Der Tierarzt erklärte uns,<br />
dass das Gehirn lernt MONO zu hören <strong>und</strong><br />
dass Sky <strong>die</strong>s genau jetzt lernt, da er vorher<br />
dazu kaum Gelegenheit hatte. Das erklärt<br />
auch, warum er zunehmend besser zu hören<br />
scheint.<br />
Er lernt nun Kommandos wie Stopp, Vorsicht,<br />
Treppe, links <strong>und</strong> rechts, damit ich ihn im<br />
Freilauf besser leiten kann. Aber bis dahin<br />
ist es noch ein langer Weg.<br />
Die Arbeit mit ihm macht Spaß, denn er ist<br />
fast immer bemüht alles richtig zu machen.<br />
Hat er eine Übung verstanden, führt er sie<br />
mit Begeisterung aus – fast ein kleiner Streber.<br />
Damit auch meine beiden großen H<strong>und</strong>e<br />
nicht zu kurz kommen, habe ich mit ihnen<br />
<strong>die</strong> Kommunikation auf Sichtkommandos<br />
ausgebaut. Sie haben schnell gemerkt, dass<br />
<strong>die</strong>se Aufmerksamkeit nur ihnen gehört <strong>und</strong><br />
beobachten mich seitdem besser, um ja<br />
nichts zu verpassen. Beim Lernen sind Trixi<br />
<strong>und</strong> Unkas für Sky eine große Hilfe. Denn<br />
Vieles lernt Sky von ihnen wie von selbst,<br />
weil er es sich „abguckt“ (übrigens auch den<br />
Unsinn!). Wird er bedrängt, gehen sie dazwischen.<br />
Verliert er <strong>die</strong> Orientierung schlägt<br />
Unkas auf Kommando an. Auf sein Bellen<br />
reagiert Sky inzwischen sehr gut <strong>und</strong> findet<br />
leichter zu uns zurück.<br />
Ist Sky verunsichert, bleibt er meist stehen.<br />
Er braucht dann viel verbale Führung <strong>und</strong><br />
Aufmunterung, um sich wieder weiter zu<br />
trauen. Findet er mich nicht gleich läuft er<br />
aufgeregt hin <strong>und</strong> her oder läuft Kreise. In<br />
<strong>die</strong>ser Situation habe ich schnell gemerkt,<br />
dass ihn mein Ruf noch unsicherer macht.<br />
Ich laufe ihm dann entgegen <strong>und</strong> versuche<br />
mich in eine Position zu bringen, aus der<br />
er mein Rufen besser zuordnen kann, also<br />
möglichst in gerader Linie hinter oder vor<br />
dem H<strong>und</strong> <strong>und</strong> auf gleicher Höhe, ich hocke<br />
mich dann also hin. Diese kleine Hilfestellungen<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Tatsache, dass er von sich<br />
aus bemüht ist bei uns zu bleiben, erleichtern<br />
uns <strong>die</strong> gemeinsamen Spaziergänge<br />
<strong>und</strong> ermöglichen ihm ein Maximum an Freiheit.<br />
Schon nach kurzer Zeit konnte ich ihn<br />
ohne Leine laufen lassen (natürlich nicht an<br />
der Straße).<br />
Bis zu Sky’s Einzug hatte ich noch keine Erfahrungen<br />
mit blinden oder tauben H<strong>und</strong>en.<br />
Wenn ich gefragt wurde, wie ich <strong>mir</strong> das<br />
vorstelle, hatte ich kein Patentrezept für seine<br />
Erziehung parat. Ich war von Anfang an<br />
überzeugt davon, dass man mit Vertrauen<br />
<strong>und</strong> ganz viel Liebe ALLES erreichen kann.<br />
Ich habe versucht mich in ihn hineinzudenken.<br />
Ich nutze zum einen <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> <strong>mir</strong><br />
der H<strong>und</strong> von sich aus anbietet, zum andere<br />
versuche ich ihm Ängste zu nehmen <strong>und</strong><br />
seine Konzentrationsfähigkeit zu steigern.<br />
Ich glaube, dass ich sein Interesse <strong>und</strong> den<br />
Spaß am Lernen geweckt habe <strong>und</strong> der Rest<br />
...? Der ergibt sich fast von allein. Als wir ihn<br />
zu uns nahmen, haben wir uns vorrangig<br />
um seine körperlichen Handicaps Gedanken<br />
gemacht. Als weitaus schwieriger erwiesen<br />
sich <strong>die</strong> seelischen Spuren, <strong>die</strong> sein früheres<br />
Leben hinterlassen hat. Seine Ängste <strong>und</strong><br />
panischen Reaktionen haben mich manchmal<br />
an den Rand der Verzweiflung gebracht.<br />
Aber er überrascht mich jeden Tag aufs<br />
Neue. Er ist ein fröhlicher H<strong>und</strong> geworden<br />
<strong>und</strong> ich beobachte mit Freude, wie er ständig<br />
an Sicherheit gewinnt.<br />
Fortsetzung auf S. 20 >>