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Eine Nacht vor Weihnachten

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Es war die <strong>Nacht</strong> <strong>vor</strong> <strong>Weihnachten</strong>. Es war eine <strong>Nacht</strong>, gerade wie diese heute. Die Gassen des<br />

kleinen Ortes Bethlehem waren den ganzen Tag in hektischer Betriebsamkeit gefüllt gewesen. Zahlreiche<br />

Fremde hatten sich die Klinken der wenigen Herbergen in die Hand gegeben und nach einem<br />

Schlafplatz für die <strong>Nacht</strong> gesucht. Seit Tagen schon gab es in der kleinen Stadt ein reges Kommen<br />

und Gehen. Kaum wurde ein Bett frei, war es auch schon wieder belegt. Die Gastwirte rieben sich<br />

die Händchen. Sie machten ein Geschäft wie noch nie zu<strong>vor</strong>. Die Leute ließen sich die Unterkunft<br />

etwas kosten und sparten auch nicht an Essen und Getränken. Man traf Familienangehörige, die<br />

man schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte, und alte Bekannte. Man aß und trank, sobald<br />

man sich hatte registrieren lassen. Denn das war der eigentliche Grund der Reise: die große<br />

Volkszählung.<br />

Bethlehem war auch das Ziel eines jungen Paares, das sich aus Nazareth auf den langen Weg<br />

gemacht hatte. Miriam und Yossef hatten sich gut <strong>vor</strong>bereitet. Das war auch nötig, denn die junge<br />

Frau war hochschwanger. Das Gehen fiel ihr schwer. Und so kamen sie nur langsam <strong>vor</strong>an. Über<br />

zwei Wochen waren sie unterwegs. Manchmal fanden sie eine Unterkunft zur <strong>Nacht</strong>, manchmal<br />

nicht. Dann schlüpften sie in einen Stall und machten sich ein Lager aus Heu. Wenn es dunkel wurde,<br />

kuschelten sie sich aneinander, erzählten sich Geschichten aus Zeiten, in denen sie sich noch<br />

nicht gekannt hatten, oder malten sich die Zukunft aus. Auch in dieser <strong>Nacht</strong>, in der <strong>Nacht</strong> <strong>vor</strong> <strong>Weihnachten</strong>,<br />

schliefen sie im Heu. In der ganzen Gegend war kein Bett mehr zu bekommen gewesen.<br />

Also waren sie froh, als sie den Stall in der Nähe von Bethlehem gefunden hatten. Miriam war von<br />

den Strapazen des Tages heute besonders mitgenommen. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf den<br />

großen Heuhaufen sinken, den Yossef aufgeschüttet hatte. Das Baby bewegte sich in ihrem Bauch.<br />

Und immer wieder fühlte sie ein Ziehen im Rücken. Doch das wollte sie Yossef nicht verraten. Er<br />

sollte sich keine Sorgen machen. Draußen wurde es empfindlich kühl. Yossef rollte die Decke aus.<br />

Sie war in den letzten Wochen staubig und dreckig geworden. In Bethlehem würden sie sich nach

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