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ZOOM OK_Nov_Dez_14

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›› ZOO:M Interview<br />

Aktueller Theatertipp<br />

Gift. Eine Ehegeschichte<br />

hat Theater für Menschen auf die Bühne und aufs Papier gebracht – alle seine<br />

Stücke mussten vor dem einfachsten und dem anspruchsvollsten Publikum bestehen:<br />

Er macht für uns die Könige zu Liebenden und Liebende zu Königen, er<br />

verwirklicht Träume auf der Bühne. Shakespeare ist zutiefst ernst und abgründig,<br />

zutiefst komisch und ausgelassen. Er ist hochpolitisch und hochpoetisch<br />

- geht’s aktueller?<br />

Im Oktober hatte Camus „Die Gerechten“ Premiere, hoch gelobt von der<br />

Presse, als „Gänsehaut-Erlebnis“ – Gratulation! Was war der Impuls für diese<br />

Inszenierung in Düsseldorf. Worin liegt der Erfolg begründet?<br />

Ein Blick in die Tageszeitung oder in die Nachrichten genügt, um die Aktualität<br />

von Camus DIE GERECHTEN zu begründen. Der Erfolg dieser Inszenierung aber<br />

liegt natürlich in der Regie, die auf alle dekorativen Elementen verzichtet und<br />

sich ganz auf das gelebte Leben konzentriert, das sich noch immer auflehnt gegen<br />

jedwede Ungerechtigkeit – allerdings zweifelnd. Michael Gruner, mit dem<br />

ich schon in meiner ersten Intendanz an diesem Haus zusammenarbeitete, hat<br />

aus diesem Ensemblestück die abgründige, grüblerische Qualität herausgekitzelt,<br />

die es braucht, das Stück in seiner Vielschichtigkeit sichtbar zu machen<br />

und jedem Satz das ihm gebührende Gewicht zu verleihen.<br />

Für dieses und das nächste Jahr stehen noch „Sahnestückchen“ wie Gerhart<br />

Hauptmanns „Die Ratten“ oder Schillers „Wallenstein“ auf dem Programm und<br />

damit Reflektionen über aktuelle gesellschaftspolitische Fragen – wird das<br />

Schauspielhaus insgesamt nachdenklicher?<br />

Sehen Sie, auf den berühmten Brettern, die die Welt bedeuten, wird die Welt<br />

auch (aus-)gedeutet – da ist die Nachdenklichkeit bei allem Unterhaltungswillen,<br />

den das Theater ja in sich trägt, nicht auszuschließen. Was Sie als „Sahnestückchen“<br />

bezeichnen, sind Stücke, die uns gerade wegen ihrer Aktualität interessieren<br />

und berühren. Wir haben in Volker Lösch einen Regisseur gefunden,<br />

der DIE RATTEN mit einem Chor der alleinerziehenden Mütter neu deuten und<br />

uns unsere soziale Wirklichkeit in großen Bildern zeigen wird. WALLENSTEIN<br />

gehört für mich zu den besten, hochpolitischen Stücken Friedrich Schillers.<br />

Und ich bin sehr froh über die Kooperation mit dem DEUTSCHEN NATIONAL-<br />

THEATER WEIMAR. An diesem ehrwürdigen, stets innovativen Haus war ich ja<br />

nach der Wende Generalintendant, da freut es mich jetzt natürlich besonders,<br />

dass dieses Theater nun bei uns zu Gast ist und wir im Gegenzug unsere IPHI-<br />

GENIE AUF TAURIS dort am Nationaltheater spielen sollen.<br />

Haben Sie einen Lieblingsdramatiker oder ein Lieblingsstück,<br />

das Sie in Düsseldorf unbedingt auf die Bühne bringen möchten?<br />

Ich habe keinen Lieblingsdramatiker in dem Sinne und auch kein Lieblingsstück,<br />

dazu gibt es viel zu viele gute Autoren, die gute Stücke geschrieben haben<br />

und schreiben. Aber es zieht mich immer wieder zu Arthur Schnitzler. So<br />

wie Schnitzler die Komödie versteht: nämlich als Komödie, die wir nicht nur für<br />

andere spielen und vor einander, sondern auch vor uns selbst – das hinterlässt<br />

nicht nur bei mir einen starken Eindruck. „Wir spielen immer, wer es weiß, ist<br />

klug“, sagt Schnitzler – und so denke ich. Schnitzlers DAS WEITE LAND gehört<br />

zu dieser Art Tragikomödie, die ich gern einmal auf dem Spielplan sehen würde.<br />

Sie sind bereits 76? Wie viel Stunden arbeiten Sie täglich? Und wie gehen Sie<br />

mit dem (Leistungs)-Druck um?<br />

Ich arbeite so viele Stunden die Woche wie ich Jahre alt bin – das verlangt die<br />

derzeitige Herausforderung – aber das tue ich nicht allein: sondern mit einem<br />

sehr engagierten Team! Da bin ich sehr gut aufgehoben – und ich habe eine<br />

Familie, die das mitträgt – ohne diesen Halt ginge es nicht. Natürlich gehe ich<br />

immer wieder ins Theater hier und andernorts. Unsere musikalische SEKRE-<br />

TÄRINNEN-Premiere zum Beispiel ist zum Entspannen sehr geeignet: Mehrere<br />

Zugaben, ein befreit aufspielendes Ensemble und ein begeistertes Publikum<br />

sind Lebenselixiere und lassen die Lebensfreude wachsen.<br />

© Christine Beelitz<br />

Auf einem Friedhof treffen sich ein Mann und eine<br />

Frau. Beide waren einst ein Paar. Auf diesem Friedhof<br />

liegt der gemeinsame Sohn beerdigt. Nun muss<br />

über seine Umbettung entschieden werden. Gift<br />

aus einer nahen Fabrik soll ausgetreten sein und<br />

die Umbettung notwendig machen. Die erneute<br />

Begegnung mit der Vergangenheit wird zu einer<br />

Bestandsaufnahme des vergangenen gemeinsamen<br />

Lebens und der Zeit der Trennung. Die Trauer um<br />

das gemeinsame Kind verbindet nicht, sondern<br />

vergrößert die Kluft zwischen beiden, ebenso wie<br />

das neue Leben, das »Er« lebt. Und doch finden sich<br />

in ihnen noch immer Erinnerungen an Zärtlichkeit,<br />

Leichtigkeit, an Gemeinsamkeiten. Die niederländische<br />

Autorin Lot Vekemans erzählt sensibel und<br />

eindrucksvoll von einem Mann, der seine Trauer<br />

überwinden möchte und einer Frau, der das nicht<br />

gelingt. Die Wochenzeitschrift »Der Spiegel« nennt<br />

Lot Vekemans Gift »ein beachtliches Stück über den<br />

Verlust von Liebe« (mit Karin Pfammatter, Andreas<br />

Grothgar).<br />

Regie: Günther Beelitz Bühne und Kostüme: Alexander<br />

Müller-Elmau Musik: Bojan Vuletić Dramaturgie:<br />

Dirk Diekmann<br />

Sie wohnen seit längerem in Düsseldorf<br />

Oberkassel, was macht den Charme dieses<br />

Stadtteils für Sie aus?<br />

Home is where my heart is!” – Ich bin in Berlin<br />

geboren und habe, beruflich bedingt, in<br />

verschiedensten Städten Deutschlands gelebt.<br />

Es hat mich immer wieder nach Düsseldorf gezogen.<br />

Das liegt sicher auch an der Offenheit<br />

und der Verbindlichkeit der Düsseldorfer. Die<br />

Nähe zum Rhein ist verlockend; und die Möglichkeit<br />

in einer Großstadt so relaxed zu leben,<br />

ohne die Hektik des virilen Zentrums, aber mit<br />

unterschiedlichsten kulturellen Angeboten,<br />

vielfältigen Geschäften und einer feinen Gastronomie.<br />

Für meine Frau Christine und mich<br />

hat Oberkassel den Charme einer Stadt in der<br />

Stadt - einer Oase nahe am Herzen der City.<br />

Hier wohnen Freunde und Bekannte. Das Überqueren<br />

der Brücke nach einem langen Arbeitstag,<br />

ist für mich nicht nur ein Weg nach Hause,<br />

sondern auch ein Ausflug ins Grüne….<br />

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