NL-2007-10
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ERFAHRUNGSBERICHT EINER MUTTER<br />
Im März 07 waren unsere Tochter Rebecca<br />
und ich für drei Wochen im Kinderzentrum<br />
Pelzerhaken. Wir waren<br />
bei Team 3 untergebracht, der früheren<br />
Mauslochstation.<br />
Rebecca ist gerade 6 Jahre alt geworden.<br />
Ich würde an dieser Stelle so gerne<br />
aufschreiben, welche Krankheit bzw.<br />
welches Syndrom sie hat, aber wie sagt<br />
man immer so schön: wir haben keine Diagnose.<br />
Rebecca hat eine neurologische<br />
Grunderkrankung, dazu ein starke Hypotonie,<br />
einen schiefen Hals, Probleme mit<br />
dem Kehlkopf, eine leichte Schwerhörigkeit<br />
und noch einige kleinere Probleme.<br />
Dies alles führt zu einer starken Entwicklungsverzögerung<br />
in allen Bereichen. Unser<br />
Aufenthalt im Kinderzentrum hatte<br />
den Schwerpunkt Einschulung. Mein<br />
Mann und ich erhofften uns Unterstützung<br />
und Beratung bei der Auswahl einer<br />
geeigneten Schule für Rebecca.<br />
Da wir bereits zweimal stationär im Kinderzentrum<br />
waren, haben Rebecca und<br />
ich uns schnell eingelebt. Ich war sehr erstaunt,<br />
wie gut sich Rebecca noch auf der<br />
Station auskannte, es ist einfach immer<br />
eine sehr intensive Zeit. In den kommenden<br />
drei Wochen haben sich sehr viele<br />
verschiedene Menschen mit Rebecca beschäftigt:<br />
Therapeuten, Pädagogen, Psychologen,<br />
Ärzte und Krankenschwestern.<br />
Alle haben intensiv mit Rebecca gearbeitet,<br />
sie untersucht, ihre Ergebnisse und<br />
Beobachtungen im Team miteinander<br />
diskutiert. Auf diese Weise entsteht ein<br />
umfassendes und ganzheitliches Bild des<br />
Kindes.<br />
Wir haben zahlreiche Aufenthalte in<br />
verschiedenen Kliniken hinter uns, aber<br />
noch nirgendwo habe ich eine so hervorragende<br />
Kommunikation innerhalb des<br />
für uns zuständigen Teams erlebt wie<br />
im Kinderzentrum. Bei unserem ersten<br />
Aufenthalt vor vier Jahren stand die Essproblematik<br />
in Vordergrund. Wenn ich<br />
morgens Rebecca gegen ihren Willen<br />
Brei in den Mund gestopft und ihr dabei<br />
die Hände festgehalten hatte, wusste<br />
mittags bereits das ganze Team Bescheid.<br />
Und das obwohl eigentlich niemand<br />
vom Team mit am Tisch gesessen hatte<br />
... Anschließend wurde ich sehr behutsam<br />
aufgeklärt, musste vieles lernen und neu<br />
überdenken.<br />
Die Betreuung der Kinder auf der Station<br />
ist einfach wunderbar. Liebevoll wird auf<br />
jedes einzelne Kind und seine Bedürf-<br />
nisse eingegangen. Nur die gemeinsamen<br />
Bastelaktivitäten ... da musste ich mich<br />
manchmal schon überwinden, um dann<br />
doch noch tief in die Fingerfarbe oder in<br />
den Zauberkleister zu greifen.<br />
Neu waren diesmal besondere Angebote<br />
für die Mütter. Einmal durften wir ins<br />
Bewegungsbad, machten Wassergymnastik<br />
nach Anweisung der Physiotherapeutin<br />
und hatte unheimlich viel Spaß dabei.<br />
In der nächsten Woche tobten wir auf<br />
dem riesigen Trampolin und bekamen<br />
großen Respekt vor unseren Kindern, die<br />
in der Psychomotorikgruppe regelmäßig<br />
auf diesem Ding turnen. Auch der neue<br />
Anstrich in den Zimmern der Eltern hat<br />
dafür gesorgt, dass ich mich abends sehr<br />
wohl gefühlt habe und richtig entspannen<br />
konnte.<br />
Das Essen ist Lieblingsthema unter den<br />
Eltern. Ich muss sagen, dass ich es sehr<br />
genieße, mich an den gedeckten Tisch<br />
setzen und in Ruhe essen zu können. Außerdem<br />
bekomme ich als Vegetarierin<br />
fast täglich eine „Extrawurst“, da kann<br />
man sich wirklich nicht beklagen.<br />
Am Ende des Aufenthalts bekamen wir<br />
nicht nur wertvolle Hinweise für die<br />
Auswahl einer Schule für Rebecca sowie<br />
für die notwendigen Hilfsmittel, sondern<br />
auch zahlreiche Tipps zu neuen Stiften,<br />
DAS JUBILÄUMSKONZERT – EIN VOLLER ERFOLG<br />
Am 09. Juni <strong>2007</strong> beging der Förderkreis<br />
Kinderzentrum Pelzerhaken sein<br />
25-JÄHRIGES JUBILÄUM mit einem<br />
Wohltätigkeitskonzert im Neustädter<br />
Kreisgymnasium, welches gut ankam:<br />
Der Musiksaal war an dem herrlichen<br />
Frühsommerabend zwar nicht ganz gefüllt,<br />
aber das sachkundige interessierte<br />
Publikum – aus dem Neustädter Umfeld<br />
– feierte herzlich die ausführenden Künstler.<br />
Es handelte sich um die Sologeigerin<br />
Birte Ruschepaul – gebürtige Neustädterin<br />
– und ihren Vater Wolf Ruschepaul<br />
am Flügel, mit Werken von Edvard Grieg<br />
(1843-1907), dem großen und beliebten<br />
norwegischen Komponisten:<br />
Sie – trotz jugendlichen Alters – schon diplomierte<br />
Musikpädagogin und in mehreren<br />
Kammerensembles tätig, ihr Vater<br />
ehemaliger Musikpädagoge des Kreisgymnasiums.<br />
Eigentlich war die Mutter der Solistin –<br />
Frau Sigrid Ruschepaul-Gerckens – eine<br />
namhafte Musikpädagogin und Pianistin<br />
Spielen, Bastelmaterialien und vieles<br />
mehr. Und wie immer ist man zu Hause<br />
wochenlang damit beschäftigt, all das neu<br />
gelernte umzusetzen. Manchmal fluche<br />
ich auch ein wenig dabei, wenn ich mal<br />
wieder ganz Lübeck abgelaufen bin, um<br />
die pädagogisch wertvollen Gelmalstifte<br />
zu bekommen...<br />
Rebecca entwickelt sich prächtig und<br />
macht kontinuierlich kleine Fortschritte.<br />
Sie kommuniziert mit den 20 Wörtern<br />
bzw. Lauten, die sie spricht, mit Gebärden,<br />
mit einem Bilderbuch und mit ihrem<br />
Step-by-step, einer elektronischen Kommunikationshilfe.<br />
Auch diese Hilfen haben<br />
wir vom Kinderzentrum empfohlen<br />
bekommen und so kann sie endlich kommunizieren,<br />
ihren Willen (sehr!) deutlich<br />
machen und ihre Wünsche äußern.<br />
Ich bin sehr dankbar, dass es eine Einrichtung<br />
wie das Kinderzentrum Pelzerhaken<br />
gibt. Wir werden dort optimal über<br />
die Fördermöglichkeiten für Rebecca<br />
beraten und bekommen wertvolle Anregungen<br />
für den noch immer ziemlich anstrengenden<br />
Alltag zu Hause. Herzlichen<br />
Dank an Sie alle, wir kommen gerne wieder!<br />
Margret Schwab<br />
Mutter von Rebecca<br />
– von Herrn Dr. med. Udo Kalbe für die<br />
Begleitung am Flügel gewonnen worden<br />
(siehe Foto mit Tochter Birte)….<br />
Ihre plötzliche Erkrankung am Tag vor<br />
dem Konzerttermin verhinderte leider<br />
ihren Auftritt, so dass unvorbereitet ihr<br />
Mann Wolf einspringen musste und so<br />
das Konzert rettete: Eine Glanzleistung<br />
der musikbegeisterten Familie Ruschepaul!<br />
Für einen Augenblick verschlug dieser<br />
Vorgang den Organisatoren des Förderkreises<br />
fast die Sprache, aber dann ging<br />
das Konzert störungsfrei über die Bühne,<br />
allerdings mit einer notwendigen Programmänderung:<br />
Der zentrale Programmteil – 5 norwegische<br />
Bauerntänze, so genannte „Slatter“,<br />
welche in Norwegen auf der so genannten<br />
„Hardanger Fidel“ gespielt wurden,<br />
musste von einem CD-Player, anstatt der<br />
Pianistin, begleitet werden. Das virtuose,<br />
hingebungsvolle Violinspiel von Birte<br />
Ruschepaul ließ diesen Umstand aber<br />
völlig vergessen: