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DMG-informiert 1/2016

Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen.

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Asien<br />

Thailand<br />

Daniel und Melanie Böhm<br />

Auf Wiedersehen,<br />

Frau Dtai<br />

Wir leben in einem Armenviertel der<br />

Millionenstadt Bangkok und kümmern<br />

uns gerne um die Menschen in unserer<br />

Nachbarschaft.<br />

Diesen Sonntag<br />

stand der Schwager<br />

von Frau Dtai bei<br />

uns vor der Tür,<br />

mitten im strömenden<br />

Regen. In der<br />

Hand eine Khaen,<br />

die traditionelle<br />

Flöte seiner Heimat<br />

im Nordosten.<br />

Lächelnd flüsterte<br />

er: „Frau Dtai ist<br />

gestorben, vorgestern.<br />

Ist einfach<br />

eingeschlafen. Die Flöte habe ich auf ihrer<br />

Beerdigung gespielt.“ Mit Flötenmusik<br />

halten viele Thais Totenwache, um Verstorbenen<br />

Segen mit auf die letzte Reise<br />

zu geben.<br />

Die Woche zuvor hatte ich das letzte<br />

Mal mit Frau Dtai telefoniert. Sie meinte<br />

nüchtern: „Die Ärzte haben mir den<br />

Bauch punktiert und Flüssigkeit abgesaugt,<br />

aber es bringt nichts mehr – sie<br />

können mir nicht helfen.“ Mit dem<br />

kostenlosen Zug und einem fußballgroß<br />

geschwollenen Bauch war sie zur Behandlung<br />

in ihre acht Stunden entfernte<br />

Heimat gefahren. Zuletzt hatte sie kaum<br />

mehr als 40 Kilo gewogen. Dennoch<br />

schien es mir selbstverständlich, Frau<br />

Dtai bald wieder in unserer Nachbarschaft<br />

zu sehen.<br />

Als 13-Jährige wurde sie vom verarmten<br />

Land in die Millionenstadt Bangkok<br />

geschickt, um zu arbeiten. Anfangs lange<br />

Schichten in einer Näherei, später zog<br />

man sie in die Prostitution. Sie hat viel<br />

erlebt und gekämpft und sich immer<br />

irgendwie über Wasser gehalten. Doch<br />

ihr Körper war gezeichnet. Als wir sie<br />

kennenlernten, war sie abgemagert.<br />

Unsere Kinder wollten sich anfangs nicht<br />

neben sie setzen, weil sie immer so stark<br />

nach Schnaps roch.<br />

Hat Gott nicht gerade die,<br />

die in den Augen dieser Welt<br />

arm sind, dazu erwählt,<br />

durch den Glauben reich zu<br />

werden? Hat er nicht gerade<br />

sie zu Erben seines Reiches<br />

bestimmt … das er denen<br />

zusagt, die ihn lieben?<br />

Jakobus 2,5<br />

Mit rauer Stimme und Lachen rief sie<br />

unsere Namen, wenn wir im Slumviertel<br />

an ihrer Wellblechhütte vorbeikamen.<br />

Drinnen mussten wir<br />

aufpassen, wo wir uns<br />

setzten. Der Boden<br />

bestand aus morschen<br />

Brettern direkt über<br />

den Kanal gelegt – wir<br />

hatten Sorge, dass sie<br />

unserem „Ausländergewicht“<br />

nicht standhalten.<br />

Eine Begegnung<br />

blieb besonders in<br />

Erinnerung: Frau Dtai<br />

hatte uns von ihren vier<br />

Kindern erzählt. Ein<br />

Sohn saß wegen Waffenbesitzes im Gefängnis,<br />

einer lebte in der Provinz. Als wir<br />

nach den zwei anderen Kindern fragten,<br />

erzählte sie uns, dass sie während der<br />

Schwangerschaft gestorben waren, weil<br />

ihr damaliger Mann sie misshandelt hatte.<br />

Das änderte für Frau Dtai nichts daran,<br />

dass sie Mutter von vier Kindern war.<br />

Sie wurde nur 46 Jahre alt, zwei davon<br />

haben wir mit ihr geteilt. Sie hatte am<br />

gleichen Tag Geburtstag wie Melanie und<br />

unsere Tochter Helen. Was bleibt von<br />

ihrem Leben? Welchen Wert hatte es?<br />

Mein Trost ist, dass sie in Gottes Augen<br />

wertvoll war. Sie hatte einen Schöpfer,<br />

der sie liebt und von dem sie immer wieder<br />

gehört hat. Wenn wir an sie denken,<br />

vertrauen wir auf Gottes Zusage aus<br />

Jakobus 2,5. Auf Wiedersehen<br />

Frau Dtai …<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 1 | <strong>2016</strong><br />

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