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Handelsblatt_26-01-2016

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22 UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

DIENSTAG, <strong>26</strong>. JANUAR 2<strong>01</strong>6, NR. 17 DIENSTAG, <strong>26</strong>. JANUAR 2<strong>01</strong>6, NR. 17<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE 23<br />

DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND<br />

FINANZZEITUNG<br />

Verleger: Dieter von Holtzbrinck<br />

Herausgeber: Gabor Steingart<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Sven Afhüppe<br />

Stv. Chefredakteure: Oliver Stock, Thomas Tuma<br />

Autor: Hans-Jürgen Jakobs<br />

Textchef: Rüdiger Schmitz-Normann<br />

Creative Director: Melanie Petersen<br />

Chef vom Dienst: Claus Baumann (Print/Live), Stefan<br />

Kaufmann, Stefan Menzel, (Online/Mobile), Marc Renner<br />

(Paid Content), Peter Pfister (News am Abend)<br />

Ressortleiter: Thomas Sigmund (Politik), Grischa Brower-<br />

Rabinowitsch (Unternehmen), Daniel Schäfer (Finanzen),<br />

Tanja Kewes, Christian Rickens (Agenda), Sönke Iwersen<br />

(Investigative Recherche)<br />

Deskchefs: Nils Rüdel (Politik), Kirsten Ludowig (Unternehmen),<br />

Martin Dowideit (Finanzen), Dr. Jens Münchrath<br />

(Agenda)<br />

International Correspondents: Mathias Brüggmann,<br />

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Chefökonom: Dirk Heilmann<br />

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Leiter für ihren Bereich. Im Übrigen die Chefredaktion.<br />

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Anzeigenleitung: Martin Fischer<br />

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Die ISSN-Nummer für das <strong>Handelsblatt</strong> lautet: 0<strong>01</strong>7–7296<br />

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0<strong>01</strong>7–7296<br />

imago/sepp spiegl<br />

Bayer-Vorstand<br />

Liam Condon:<br />

„Ein Verkauf an<br />

Monsanto käme für<br />

uns gar nicht<br />

infrage.“<br />

Wer das Firmengelände<br />

von Bayer Crop Science<br />

in Monheim betritt,<br />

wähnt sich eher auf<br />

dem Campus einer Universität<br />

als in einem Chemieunternehmen.<br />

Unweit des Rheins und der Konzernzentrale<br />

in Leverkusen suchen die<br />

Bayer-Forscher hier nach neuen Wirkstoffen<br />

für den Pflanzenschutz und nach<br />

neuem Saatgut. Liam Condon führt seit<br />

drei Jahren die zweitgrößte Sparte von<br />

Bayer. Der locker wirkende Ire kennt das<br />

Pharmageschäft ebenso gut wie die<br />

Agrochemie – beides soll künftig im integrierten<br />

Konzern zusammenwachsen.<br />

Herr Condon, in Ihrer Branche redet im<br />

Moment offenbar jeder mit jedem über<br />

eine Zusammenarbeit.<br />

Ja, angeblich.<br />

Mit wem sprechen Sie am intensivsten?<br />

Es ist ganz normal, dass es in unserer<br />

Branche einen Austausch gibt. Unsere<br />

Industrie besteht im Wesentlichen aus<br />

sechs großen Anbietern, und keiner verfügt<br />

über jede Technik, jedes Produkt.<br />

Wir arbeiten etwa auf Forschungsebene<br />

schon lange intensiv zusammen.<br />

Wir meinen aber die Gespräche über eine<br />

große Fusion, wie sie etwa Dow und<br />

Dupont vereinbart haben. Wie wird die<br />

Bayer-Strategie im Agrargeschäft davon<br />

beeinflusst?<br />

Ich möchte die Strategien anderer Unternehmen<br />

nicht kommentieren. Was<br />

unser Geschäft angeht, sind wir mit unserer<br />

Wachstumsstrategie sehr gut gefahren,<br />

und wir haben kontinuierlich<br />

unsere Marktposition ausgebaut.<br />

Bayer hat keine Ambitionen, im Fusionswettlauf<br />

der Agrochemie mitzuspielen?<br />

Ich möchte mich an Spekulationen nicht<br />

beteiligen. Unabhängig davon haben wir<br />

LIAM CONDON<br />

„Das wäre der<br />

Heilige Gral“<br />

Der Bayer-Vorstand über die enormen<br />

Marktchancen von innovativen Weizensorten,<br />

die Konsolidierungswelle in der Agrochemie und<br />

Akzeptanzprobleme der grünen Gentechnik.<br />

immer schon gesagt, dass wir zum Beispiel<br />

das Geschäft mit Soja- und Weizen-<br />

Saatgut ausbauen wollen. Darin haben<br />

wir schon stark investiert. Wenn sich Gelegenheiten<br />

für eine externe Verstärkung<br />

ergeben, werden wir sie prüfen.<br />

Was hat dazu geführt, dass die Agrochemie<br />

heute ein Oligopol ist?<br />

Das ist unter anderem eine Folge der<br />

sehr hohen regulatorischen Anforderungen<br />

an unsere Produkte. Kleinere Firmen<br />

können sich den Aufwand für die Entwicklung,<br />

Registrierung und Vermarktung<br />

neuer Wirkstoffe auf Dauer kaum<br />

noch leisten. Auch die Produktion ist<br />

sehr kompliziert und teuer. Aber um das<br />

klar zu sagen: Der Wettbewerb in der<br />

Agrarindustrie ist sehr intensiv.<br />

Trotzdem kommt die jüngste Konsolidierungswelle<br />

für viele überraschend und<br />

schnell. Was sind die Treiber?<br />

Neben dem generellen Konzentrationstrend<br />

spielen verschiedene Motive eine<br />

Rolle. Zum einen die aktuelle Schwächephase<br />

im Markt, die bei einigen Firmen<br />

die Margen unter Druck setzt. Zum anderen<br />

sicherlich auch die relativ günstigen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten sowie Pläne<br />

zur Steueroptimierung.<br />

Wenn nur noch vier Akteure übrig bleiben<br />

– wer wird dazugehören?<br />

Sicherlich Bayer. Wer noch dabei ist, werden<br />

wir sehen.<br />

Der US-Konzern Monsanto hat angekündigt,<br />

man könne anstelle von Syngenta<br />

VITA<br />

LIAM CONDON<br />

Der Manager Condon, 47, hat Ende<br />

2<strong>01</strong>2 die Führung der damaligen Bayer-Tochter<br />

und heutigen Konzernsparte<br />

Crop Science übernommen und anschließend<br />

mit einer neuen Vertriebsstrategie<br />

das Wachstum deutlich beschleunigt.<br />

Seit Anfang 2<strong>01</strong>6 ist er<br />

zugleich Mitglied im Konzernvorstand,<br />

denn Bayer hat seine Holdingstruktur<br />

aufgegeben und die Teilkonzerne zu<br />

Divisionen eines integrierten Life-Science-Unternehmens<br />

gemacht.<br />

Die Karriere Der gebürtige Ire, ein studierter<br />

Marketing experte, machte zuvor<br />

ausschließlich in der Pharmabranche<br />

Karriere – zunächst bei Schering,<br />

später in verschiedenen Positionen bei<br />

Bayer Health care. Mehrere Jahre lang<br />

leitete er das Bayer-Pharmageschäft in<br />

China, später auch das Deutschlandgeschäft.<br />

Er spricht sechs Sprachen, neben<br />

Englisch und Deutsch auch Irisch,<br />

Französisch, Japanisch und Chinesisch.<br />

aus der Schweiz Bayer Crop Science kaufen.<br />

Gab es entsprechende Avancen?<br />

Nein, ein Verkauf käme für uns auch gar<br />

nicht infrage. Das war wohl ein Missverständnis.<br />

Wie entscheidend ist Größe denn wirklich?<br />

Sie ist in unserem Geschäft sicher wichtig.<br />

Aber ab einem gewissen Punkt steigt<br />

auch die Komplexität. Die Frage ist<br />

dann, welche Vorteile sich wirklich daraus<br />

ergeben. Bei Bayer interessieren<br />

wir uns vor allem für die Frage, wie wir<br />

unsere Innovationsfähigkeit noch weiter<br />

verstärken können.<br />

Welche Schwerpunkte setzen Sie?<br />

Wir sind im Saatgutgeschäft führend bei<br />

Raps, Baumwolle und Reis sowie gut<br />

aufgestellt bei Gemüsesaaten. Was uns<br />

fehlt, ist Saatgut für großflächige Kulturen,<br />

also etwa Soja und Weizen. Vor allem<br />

bei Weizen wollen wir weltweit eine<br />

starke Position aus eigener Forschungskraft<br />

aufbauen.<br />

Warum gerade Weizen?<br />

Es ist mit Abstand die größte Anbaupflanze<br />

in der globalen Landwirtschaft.<br />

Im Gegensatz zu andere Sorten hat sich<br />

der Ertrag aber nur wenig verbessert.<br />

Die Chancen sind riesig: Wer erfolgreich<br />

eine wesentlich ertragreichere Weizensorte<br />

entwickelt, wird ein lukratives Geschäft<br />

auftun.<br />

Welche Rolle spielt der Einfluss des Klimawandels?<br />

Gerade Weizen reagiert anfällig<br />

auf Temperaturveränderungen.<br />

Die Sorten, die wir züchten wollen, sollen<br />

Hitze besser vertragen können. Das<br />

ist ein Riesenthema in vielen Ländern.<br />

In anderen Regionen dagegen wird das<br />

Problem darin bestehen, dass die Getreidesorten<br />

auch zu viel Regen aushalten<br />

Umsatz nach Sparten<br />

28,2 %<br />

Fungizide<br />

7,7 %<br />

Pflanzenschutzmittel*<br />

8,6 %<br />

Saatgut-Behandlung<br />

müssen. Das Wetter wird extremer werden.<br />

Wir versuchen daher generell,<br />

Pflanzenkulturen zu entwickeln, die<br />

besser in einem widrigen klimatischen<br />

Umfeld gedeihen.<br />

Eine solche Weizensorte zu züchten –<br />

wäre das vergleichbar mit einem Durchbruch<br />

in der Krebsbehandlung beim<br />

Menschen?<br />

Wenn wir es schaffen, robustere Sorten<br />

mit deutlicher Ertragssteigerung zu<br />

züchten, wäre das schon so etwas wie<br />

der Heilige Gral der Agrarwirtschaft.<br />

Und dafür brauchen Sie die Gentechnik?<br />

Das könnte sein. Aber noch ist unklar,<br />

welcher Weg der bessere sein wird. Wir<br />

haben keine Vorlieben für bestimmte<br />

Technologien und arbeiten sowohl mit<br />

konventionellen Züchtungsmethoden<br />

als auch mit gentechnischen Verfahren.<br />

In Europa könnten Sie gentechnisch modifizierten<br />

Weizen nicht vermarkten. Die<br />

Akzeptanz gegenüber der grünen Gentechnik<br />

ist gleich null – und es ist nicht erkennbar,<br />

dass sich dies verändert.<br />

Das sehe ich anders. Es tut sich etwas.<br />

Aber unsere Industrie muss selbstkritisch<br />

sein. Wir geben viel Geld für die<br />

Forschung aus und sind überzeugt von<br />

den Innovationen. Aber wir investieren<br />

zu wenig in die Aufklärung über unsere<br />

Technologien und Produkte. Wir müssen<br />

besser erklären, was die Vorteile für<br />

die Verbraucher – und nicht nur für die<br />

Landwirte – sind.<br />

Können Sie den deutschen Konsumenten<br />

die Angst vor genmodifizierten<br />

Pflanzen (GMO) zweifelsfrei nehmen?<br />

Ja. Es gibt keine anerkannte wissenschaftliche<br />

Institution oder regulatorische<br />

Behörde auf der Welt, die die Sicherheit<br />

genmodifizierter Pflanzen infrage<br />

stellt. Die Technologie existiert seit<br />

25 Jahren. Es gibt 2 000 Studien dazu.<br />

Keine einzige hat ein Gesundheitsproblem<br />

gezeigt.<br />

Selbst in den USA verstärkt sich die Debatte<br />

über eine schärfere Kennzeichnung.<br />

Transparenz ist sehr wichtig. Wir sind<br />

aber dagegen, die Kennzeichnung nur<br />

auf „GMO“ oder „Nicht-GMO“ zu reduzieren.<br />

Die Gefahr besteht, dass dies fast<br />

wie „gefährlich“ oder „nicht gefährlich“<br />

ausgelegt werden könnte, was absolut<br />

nicht stimmt.<br />

Könnte eine generelle Kennzeichnungspflicht<br />

in den USA zu einer ähnlich diffusen<br />

Angst führen wie in Europa?<br />

Da sehe ich wenig Gefahr. Die Technologie<br />

ist absolut etabliert in den USA. GMO-<br />

Pflanzen sind in fast jedem Lebensmittel<br />

enthalten. Ich glaube, die Transparenz<br />

AGROCHEMIE<br />

Schwerpunkt Pflanzenschutz<br />

Bayer Crop Science<br />

7,9 Mrd. €<br />

Jan. bis Sept.<br />

2<strong>01</strong>5<br />

27,5 %<br />

Herbizide<br />

14,7 %<br />

Insektizide<br />

13,3 %<br />

Saatgut<br />

*für Einsatzbereiche außerhalb der Landwirtschaft<br />

<strong>Handelsblatt</strong><br />

Quelle: Unternehmen<br />

Ich bin überzeugt,<br />

dass echte Innovationen<br />

dann entstehen,<br />

wenn sich Forscher<br />

aus unterschiedlichen<br />

Disziplinen zusammentun.<br />

wird helfen, die Diskussion auf ein rationaleres<br />

Niveau zu bringen. Dann kann<br />

man noch einmal erklären, warum ein<br />

bestimmtes Herstellungsverfahren eingesetzt<br />

wird und warum es sicher ist.<br />

Bayer hat nun eine neue Struktur als integriertes<br />

Life-Science-Unternehmen.<br />

Pharma und Agrochemie rücken näher<br />

zusammen. Welche Veränderungen wird<br />

das für die Sparte Crop Science bringen?<br />

Die fokussierte Ausrichtung und neue<br />

Struktur stärkt Bayer insgesamt. Aber<br />

natürlich hat es am 1. Januar auch keinen<br />

Urknall gegeben, der die Forscher<br />

plötzlich auf völlig neue Ideen bringt.<br />

Wir kooperieren ja schon seit längerem.<br />

Künftig werden wir das noch intensiver<br />

tun.<br />

Was bringt eine engere Verzahnung bei<br />

der Suche nach neuen Arzneien und<br />

Pflanzenschutzmitteln?<br />

Der Ausgangspunkt ist vergleichbar, denn<br />

wenn sie so wollen entwickeln wir bei<br />

Crop Science „Medikamente“ für Pflanzen.<br />

Wir scannen ständig riesige Bibliotheken<br />

von Molekülen auf der Suche nach<br />

neuen Wirkstoffen. Die Kollegen in der<br />

Pharma-Division und in der Tiergesundheit<br />

tun dasselbe mit ihren Molekül-<br />

Sammlungen. Von einem intensiven Austausch<br />

können alle noch mehr profitieren.<br />

Dann werden künftig die Pharmaforscher<br />

aus Wuppertal öfter zu Ihnen an<br />

den Rhein nach Monheim fahren und<br />

umgekehrt?<br />

Ich bin überzeugt, dass echte Innovationen<br />

dann entstehen, wenn sich Forscher<br />

aus unterschiedlichen Disziplinen<br />

zusammentun. In unserem Fall heißt<br />

dies, dass zum Beispiel Humangenetiker<br />

mit Pflanzenbiologen kooperieren können.<br />

Als integrierter Konzern stärken<br />

wir diese Basis.<br />

Herr Condon, vielen Dank für das Interview.<br />

Die Fragen stellten Bert Fröndhoff und<br />

Siegfried Hofmann.<br />

Agrochemie-Anbieter Mit einem Umsatz von knapp<br />

acht Milliarden Euro in den ersten neun Monaten<br />

und schätzungsweise zehn Milliarden Euro im Gesamtjahr<br />

2<strong>01</strong>5 ist die Bayer-Division Crop Science<br />

bisher der weltweit drittgrößte Anbieter von Pflanzenschutzmitteln<br />

und Saatgut, nach Monsanto und<br />

Syngenta. Pflanzenschutzmittel steuern den Löwenanteil<br />

zu den Agrochemie-Umsätzen von Bayer bei.<br />

Etwa 15 Prozent entfallen auf das Saatgutgeschäft,<br />

das der Konzern weiter ausbauen will. Konjunkturell<br />

läuft es im Agrogeschäft momentan allerdings nicht<br />

mehr so gut wie in den letzten Jahren. Zudem ist die<br />

Branche im Fusionsfieber: Die US-Konkurrenten<br />

Dow und Dupont werden durch ihre Fusion Bayer<br />

im Agrochemiegeschäft auf Platz vier verdrängen.<br />

Syngenta aus der Schweiz führt ebenfalls Verkaufsgespräche<br />

– als aussichtsreicher Käufer gilt der chinesische<br />

Staatskonzern Chemchina.<br />

Halliburton<br />

im Sog der<br />

Ölpreiskrise<br />

BANGALORE. Die Talfahrt der Ölpreise<br />

hat dem Industrie-Dienstleister<br />

Halliburton im vierten<br />

Quartal einen Nettoverlust von 28<br />

Millionen Dollar eingebrockt. Im<br />

Vorjahresquartal stand noch ein<br />

Gewinn von 900 Millionen Dollar<br />

in den Büchern des Konzerns.<br />

Unter Ausschluss von Abschreibungen<br />

und Sonderausgaben<br />

schlug sich der nach Schlumberger<br />

weltweit zweitgrößte Dienstleister<br />

der Ölbranche jedoch besser<br />

als erwartet. Halliburton führte<br />

dies am Montag auf massive<br />

Sparmaßnahmen zurück. Der<br />

Umsatz brach um 42 Prozent auf<br />

5,1 Milliarden Dollar ein. Halliburton<br />

rechnet auch für 2<strong>01</strong>6 mit Gegenwind.<br />

Weil der Ölpreis seit Juni 2<strong>01</strong>4<br />

mehr als 70 Prozent nachgegeben<br />

hat, haben viele Öl- und Gasproduzenten<br />

ihre Förderung gedrosselt<br />

und Investitionen zurückgefahren.<br />

Halliburton<br />

kündigte daraufhin im Februar<br />

2<strong>01</strong>5 an, mehr als 6 000 Jobs zu<br />

streichen. Das sind bis zu acht<br />

Prozent der Belegschaft. Das Unternehmen<br />

aus Houston ringt zudem<br />

noch mit den Aufsichtsbehörden<br />

um Zustimmung für die<br />

Ende 2<strong>01</strong>4 angekündigte Übernahme<br />

des kleineren Rivalen Baker<br />

Hughes. Halliburton-Chef Dave<br />

Lesar sagte, es müssten noch<br />

wettbewerbsrechtliche Bedenken<br />

ausgeräumt werden. Reuters<br />

Wincor<br />

schafft<br />

die Wende<br />

DÜSSELDORF. Der Geldautomatenhersteller<br />

Wincor Nixdorf ist<br />

im Vorfeld der Übernahme durch<br />

den US-Konkurrenten Diebold<br />

zurück auf Wachstumskurs. Umsatz<br />

und Ergebnis legten im ersten<br />

Quartal unerwartet stark zu.<br />

Konzernchef Eckard Heidloff sagte<br />

am Montag, der Umbau des<br />

Konzerns zahle sich schneller aus<br />

als geplant. Dies stimme ihn für<br />

das seit Oktober laufende Geschäftsjahr<br />

2<strong>01</strong>5/16 optimistischer.<br />

Er hob seine Jahresziele an<br />

und warb zudem bei den Aktionären<br />

um deren Zustimmung für<br />

das Zusammengehen mit Diebold:<br />

„Wir sind zusammen besser<br />

in der Lage, die Chancen zu erschließen,<br />

die jedes Unternehmen<br />

für sich genommen allein<br />

wesentlich schwieriger ergreifen<br />

könnte.“<br />

Das Management betrachte<br />

den angekündigten Preis von insgesamt<br />

52,50 Euro je Aktie als<br />

fair. „Deshalb halten wir die Annahme<br />

des Angebots derzeit für<br />

empfehlenswert“, sagte der Manager.<br />

Die Übernahme soll bis<br />

zum Herbst über die Bühne gehen.<br />

Das konkrete Angebot erwartet<br />

Heidloff in den kommenden<br />

Wochen. Gemeinsam kommen<br />

Diebold und Wincor auf 4,8<br />

Milliarden Euro Umsatz und<br />

könnten damit zum Weltmarktführer<br />

NCR aus den USA aufschließen.<br />

Reuters<br />

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