Handelsblatt_26-01-2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
22 UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
DIENSTAG, <strong>26</strong>. JANUAR 2<strong>01</strong>6, NR. 17 DIENSTAG, <strong>26</strong>. JANUAR 2<strong>01</strong>6, NR. 17<br />
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 23<br />
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND<br />
FINANZZEITUNG<br />
Verleger: Dieter von Holtzbrinck<br />
Herausgeber: Gabor Steingart<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Sven Afhüppe<br />
Stv. Chefredakteure: Oliver Stock, Thomas Tuma<br />
Autor: Hans-Jürgen Jakobs<br />
Textchef: Rüdiger Schmitz-Normann<br />
Creative Director: Melanie Petersen<br />
Chef vom Dienst: Claus Baumann (Print/Live), Stefan<br />
Kaufmann, Stefan Menzel, (Online/Mobile), Marc Renner<br />
(Paid Content), Peter Pfister (News am Abend)<br />
Ressortleiter: Thomas Sigmund (Politik), Grischa Brower-<br />
Rabinowitsch (Unternehmen), Daniel Schäfer (Finanzen),<br />
Tanja Kewes, Christian Rickens (Agenda), Sönke Iwersen<br />
(Investigative Recherche)<br />
Deskchefs: Nils Rüdel (Politik), Kirsten Ludowig (Unternehmen),<br />
Martin Dowideit (Finanzen), Dr. Jens Münchrath<br />
(Agenda)<br />
International Correspondents: Mathias Brüggmann,<br />
Torsten Riecke<br />
Chefökonom: Dirk Heilmann<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts sind die jeweiligen<br />
Leiter für ihren Bereich. Im Übrigen die Chefredaktion.<br />
<strong>Handelsblatt</strong> Research Institute<br />
Tel.: 0211 - 887-11 00, Fax: 0211 - 887-97 11 00,<br />
E-Mail: info@handelsblatt-research.com<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup (Präsident), Dirk Hinrich<br />
Heilmann (Geschäftsführender Direktor und Chefökonom)<br />
Verlag<br />
<strong>Handelsblatt</strong> GmbH (Verleger im Sinne des Presserechts).<br />
Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender),<br />
Frank Dopheide, Ingo Rieper<br />
Anzeigenleitung: Martin Fischer<br />
Verantwortlich für Anzeigen: Peter Diesner<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand: Düsseldorf.<br />
Anschrift von Redaktion, Verlag und Anzeigenleitung:<br />
Kasernenstr. 67, D-40213 Düsseldorf, Tel.: 0211 - 887–0<br />
Der Verlag haftet nicht für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Unterlagen und Fotos.<br />
Die ISSN-Nummer für das <strong>Handelsblatt</strong> lautet: 0<strong>01</strong>7–7296<br />
Axel Springer SE, Offsetdruckerei Kettwig,<br />
Im Teelbruch 100, 45219 Essen<br />
Axel Springer SE, Druckhaus Spandau,<br />
Brunsbüttler Damm 156–172, 13581 Berlin<br />
Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH,<br />
Zamdorfer Strasse 40, 81677 München<br />
Vertrieb Einzelverkauf:<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, www.dpv.de<br />
Abonnentenservice:<br />
Kundenservice <strong>Handelsblatt</strong>:<br />
Postfach 9244, 97092 Würzburg<br />
Tel.: 0800 - 0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschlands),<br />
Fax: 0211 - 887–36 05<br />
E-Mail: hb.aboservice@vhb.de<br />
Ihre Daten werden zum Zweck der<br />
Zeitungszustellung übermittelt an Zustellpartner und an<br />
die Medienservice GmbH & Co. KG,<br />
Hellerhofstraße 2–4, 60327 Frankfurt am Main.<br />
Anzeigen:<br />
Anzeigenverkauf <strong>Handelsblatt</strong><br />
Tel.: 0211 - 887–33 55, Fax: 0211 - 887–33 59<br />
E-Mail: salessupport@iqm.de; www.iqm.de<br />
Anzeigenverkauf <strong>Handelsblatt</strong>.com<br />
Tel.: 0211 - 887–<strong>26</strong> <strong>26</strong>, Fax: 0211 - 887–97 <strong>26</strong> 56<br />
E-Mail: info@iqdigital.de; www.iqdigital.de<br />
Anzeigenverkauf <strong>Handelsblatt</strong><br />
Personalanzeigen<br />
Tel.: 040 - 32 80 229, Fax: 040 - 32 80 472<br />
E-Mail: rosar@chancenundkarriere.de;<br />
www.chancenundkarriere.de<br />
Anzeigendisposition <strong>Handelsblatt</strong><br />
Tel.: 0211 - 887 – <strong>26</strong> 60, Fax: 0211 - 887 – 97 <strong>26</strong> 60<br />
E-Mail: dispo.hb@iqm.de<br />
Redaktion:<br />
Fax: 0211 - 887–97 12 40;<br />
E-Mail: handelsblatt@vhb.de<br />
Politik<br />
Tel.: 030 - 61 68 61 92, Fax: 0211 – 887–97 80 27<br />
E-Mail: hb.berlin@vhb.de<br />
Unternehmen<br />
Tel.: 0211 - 8 87–13 65, Fax: 0211 - 8 87–97 12 40<br />
E-Mail: hb.um@vhb.de<br />
Finanzen<br />
Tel.: 0211 - 887–4002, Fax: 0211 - 887–97 41 90<br />
E-Mail: hb.fz@vhb.de<br />
Agenda<br />
Tel.: 0211 – 887–13 88, Fax: 0211 – 887–97 13 88<br />
E-Mail: hb.agenda@vhb.de<br />
<strong>Handelsblatt</strong> Veranstaltungen<br />
Tel.: 0211 - 96 86 30 00, Fax: 0211 - 96 86 40 00<br />
E-Mail: info@euroforum.com;<br />
www.handelsblatt.com/veranstaltungen<br />
Das <strong>Handelsblatt</strong> wird ganz oder in Teilen im Print und<br />
digital vertrieben. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung<br />
des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />
Unter dieses Verbot fällt insbesondere auch die Vervielfältigung<br />
per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />
und die Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />
Artikelanfragen:<br />
Abonnenten erhalten einen Artikel kostenlos.<br />
Tel.: 0211 – 887–18 88, (mo-fr: 9–12 Uhr)<br />
Fax: 0211 – 887–97 28 20<br />
E-Mail: artikelanfragen@vhb.de<br />
Nutzungsrechte:<br />
Tel.: +49 (0) 69/7591–29 30 (Dieser Service steht Ihnen<br />
Mo-Fr zu den üblichen Bürozeiten zur Verfügung)<br />
E-Mail: nutzungsrechte@vhb.de<br />
Sonderdrucke:<br />
Tel.: 0211 – 887–11 86, Fax: 0211 – 887–97-11 86<br />
E-Mail: sonderdrucke@vhb.de<br />
Für die Übernahme von Artikeln in interne elektronische<br />
Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Rechte<br />
über die PMG Presse-Monitor GmbH. Tel.: 030/284930<br />
oder www.presse-monitor.de.<br />
Die ISSN-Nummer für das <strong>Handelsblatt</strong> lautet:<br />
0<strong>01</strong>7–7296<br />
imago/sepp spiegl<br />
Bayer-Vorstand<br />
Liam Condon:<br />
„Ein Verkauf an<br />
Monsanto käme für<br />
uns gar nicht<br />
infrage.“<br />
Wer das Firmengelände<br />
von Bayer Crop Science<br />
in Monheim betritt,<br />
wähnt sich eher auf<br />
dem Campus einer Universität<br />
als in einem Chemieunternehmen.<br />
Unweit des Rheins und der Konzernzentrale<br />
in Leverkusen suchen die<br />
Bayer-Forscher hier nach neuen Wirkstoffen<br />
für den Pflanzenschutz und nach<br />
neuem Saatgut. Liam Condon führt seit<br />
drei Jahren die zweitgrößte Sparte von<br />
Bayer. Der locker wirkende Ire kennt das<br />
Pharmageschäft ebenso gut wie die<br />
Agrochemie – beides soll künftig im integrierten<br />
Konzern zusammenwachsen.<br />
Herr Condon, in Ihrer Branche redet im<br />
Moment offenbar jeder mit jedem über<br />
eine Zusammenarbeit.<br />
Ja, angeblich.<br />
Mit wem sprechen Sie am intensivsten?<br />
Es ist ganz normal, dass es in unserer<br />
Branche einen Austausch gibt. Unsere<br />
Industrie besteht im Wesentlichen aus<br />
sechs großen Anbietern, und keiner verfügt<br />
über jede Technik, jedes Produkt.<br />
Wir arbeiten etwa auf Forschungsebene<br />
schon lange intensiv zusammen.<br />
Wir meinen aber die Gespräche über eine<br />
große Fusion, wie sie etwa Dow und<br />
Dupont vereinbart haben. Wie wird die<br />
Bayer-Strategie im Agrargeschäft davon<br />
beeinflusst?<br />
Ich möchte die Strategien anderer Unternehmen<br />
nicht kommentieren. Was<br />
unser Geschäft angeht, sind wir mit unserer<br />
Wachstumsstrategie sehr gut gefahren,<br />
und wir haben kontinuierlich<br />
unsere Marktposition ausgebaut.<br />
Bayer hat keine Ambitionen, im Fusionswettlauf<br />
der Agrochemie mitzuspielen?<br />
Ich möchte mich an Spekulationen nicht<br />
beteiligen. Unabhängig davon haben wir<br />
LIAM CONDON<br />
„Das wäre der<br />
Heilige Gral“<br />
Der Bayer-Vorstand über die enormen<br />
Marktchancen von innovativen Weizensorten,<br />
die Konsolidierungswelle in der Agrochemie und<br />
Akzeptanzprobleme der grünen Gentechnik.<br />
immer schon gesagt, dass wir zum Beispiel<br />
das Geschäft mit Soja- und Weizen-<br />
Saatgut ausbauen wollen. Darin haben<br />
wir schon stark investiert. Wenn sich Gelegenheiten<br />
für eine externe Verstärkung<br />
ergeben, werden wir sie prüfen.<br />
Was hat dazu geführt, dass die Agrochemie<br />
heute ein Oligopol ist?<br />
Das ist unter anderem eine Folge der<br />
sehr hohen regulatorischen Anforderungen<br />
an unsere Produkte. Kleinere Firmen<br />
können sich den Aufwand für die Entwicklung,<br />
Registrierung und Vermarktung<br />
neuer Wirkstoffe auf Dauer kaum<br />
noch leisten. Auch die Produktion ist<br />
sehr kompliziert und teuer. Aber um das<br />
klar zu sagen: Der Wettbewerb in der<br />
Agrarindustrie ist sehr intensiv.<br />
Trotzdem kommt die jüngste Konsolidierungswelle<br />
für viele überraschend und<br />
schnell. Was sind die Treiber?<br />
Neben dem generellen Konzentrationstrend<br />
spielen verschiedene Motive eine<br />
Rolle. Zum einen die aktuelle Schwächephase<br />
im Markt, die bei einigen Firmen<br />
die Margen unter Druck setzt. Zum anderen<br />
sicherlich auch die relativ günstigen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten sowie Pläne<br />
zur Steueroptimierung.<br />
Wenn nur noch vier Akteure übrig bleiben<br />
– wer wird dazugehören?<br />
Sicherlich Bayer. Wer noch dabei ist, werden<br />
wir sehen.<br />
Der US-Konzern Monsanto hat angekündigt,<br />
man könne anstelle von Syngenta<br />
VITA<br />
LIAM CONDON<br />
Der Manager Condon, 47, hat Ende<br />
2<strong>01</strong>2 die Führung der damaligen Bayer-Tochter<br />
und heutigen Konzernsparte<br />
Crop Science übernommen und anschließend<br />
mit einer neuen Vertriebsstrategie<br />
das Wachstum deutlich beschleunigt.<br />
Seit Anfang 2<strong>01</strong>6 ist er<br />
zugleich Mitglied im Konzernvorstand,<br />
denn Bayer hat seine Holdingstruktur<br />
aufgegeben und die Teilkonzerne zu<br />
Divisionen eines integrierten Life-Science-Unternehmens<br />
gemacht.<br />
Die Karriere Der gebürtige Ire, ein studierter<br />
Marketing experte, machte zuvor<br />
ausschließlich in der Pharmabranche<br />
Karriere – zunächst bei Schering,<br />
später in verschiedenen Positionen bei<br />
Bayer Health care. Mehrere Jahre lang<br />
leitete er das Bayer-Pharmageschäft in<br />
China, später auch das Deutschlandgeschäft.<br />
Er spricht sechs Sprachen, neben<br />
Englisch und Deutsch auch Irisch,<br />
Französisch, Japanisch und Chinesisch.<br />
aus der Schweiz Bayer Crop Science kaufen.<br />
Gab es entsprechende Avancen?<br />
Nein, ein Verkauf käme für uns auch gar<br />
nicht infrage. Das war wohl ein Missverständnis.<br />
Wie entscheidend ist Größe denn wirklich?<br />
Sie ist in unserem Geschäft sicher wichtig.<br />
Aber ab einem gewissen Punkt steigt<br />
auch die Komplexität. Die Frage ist<br />
dann, welche Vorteile sich wirklich daraus<br />
ergeben. Bei Bayer interessieren<br />
wir uns vor allem für die Frage, wie wir<br />
unsere Innovationsfähigkeit noch weiter<br />
verstärken können.<br />
Welche Schwerpunkte setzen Sie?<br />
Wir sind im Saatgutgeschäft führend bei<br />
Raps, Baumwolle und Reis sowie gut<br />
aufgestellt bei Gemüsesaaten. Was uns<br />
fehlt, ist Saatgut für großflächige Kulturen,<br />
also etwa Soja und Weizen. Vor allem<br />
bei Weizen wollen wir weltweit eine<br />
starke Position aus eigener Forschungskraft<br />
aufbauen.<br />
Warum gerade Weizen?<br />
Es ist mit Abstand die größte Anbaupflanze<br />
in der globalen Landwirtschaft.<br />
Im Gegensatz zu andere Sorten hat sich<br />
der Ertrag aber nur wenig verbessert.<br />
Die Chancen sind riesig: Wer erfolgreich<br />
eine wesentlich ertragreichere Weizensorte<br />
entwickelt, wird ein lukratives Geschäft<br />
auftun.<br />
Welche Rolle spielt der Einfluss des Klimawandels?<br />
Gerade Weizen reagiert anfällig<br />
auf Temperaturveränderungen.<br />
Die Sorten, die wir züchten wollen, sollen<br />
Hitze besser vertragen können. Das<br />
ist ein Riesenthema in vielen Ländern.<br />
In anderen Regionen dagegen wird das<br />
Problem darin bestehen, dass die Getreidesorten<br />
auch zu viel Regen aushalten<br />
Umsatz nach Sparten<br />
28,2 %<br />
Fungizide<br />
7,7 %<br />
Pflanzenschutzmittel*<br />
8,6 %<br />
Saatgut-Behandlung<br />
müssen. Das Wetter wird extremer werden.<br />
Wir versuchen daher generell,<br />
Pflanzenkulturen zu entwickeln, die<br />
besser in einem widrigen klimatischen<br />
Umfeld gedeihen.<br />
Eine solche Weizensorte zu züchten –<br />
wäre das vergleichbar mit einem Durchbruch<br />
in der Krebsbehandlung beim<br />
Menschen?<br />
Wenn wir es schaffen, robustere Sorten<br />
mit deutlicher Ertragssteigerung zu<br />
züchten, wäre das schon so etwas wie<br />
der Heilige Gral der Agrarwirtschaft.<br />
Und dafür brauchen Sie die Gentechnik?<br />
Das könnte sein. Aber noch ist unklar,<br />
welcher Weg der bessere sein wird. Wir<br />
haben keine Vorlieben für bestimmte<br />
Technologien und arbeiten sowohl mit<br />
konventionellen Züchtungsmethoden<br />
als auch mit gentechnischen Verfahren.<br />
In Europa könnten Sie gentechnisch modifizierten<br />
Weizen nicht vermarkten. Die<br />
Akzeptanz gegenüber der grünen Gentechnik<br />
ist gleich null – und es ist nicht erkennbar,<br />
dass sich dies verändert.<br />
Das sehe ich anders. Es tut sich etwas.<br />
Aber unsere Industrie muss selbstkritisch<br />
sein. Wir geben viel Geld für die<br />
Forschung aus und sind überzeugt von<br />
den Innovationen. Aber wir investieren<br />
zu wenig in die Aufklärung über unsere<br />
Technologien und Produkte. Wir müssen<br />
besser erklären, was die Vorteile für<br />
die Verbraucher – und nicht nur für die<br />
Landwirte – sind.<br />
Können Sie den deutschen Konsumenten<br />
die Angst vor genmodifizierten<br />
Pflanzen (GMO) zweifelsfrei nehmen?<br />
Ja. Es gibt keine anerkannte wissenschaftliche<br />
Institution oder regulatorische<br />
Behörde auf der Welt, die die Sicherheit<br />
genmodifizierter Pflanzen infrage<br />
stellt. Die Technologie existiert seit<br />
25 Jahren. Es gibt 2 000 Studien dazu.<br />
Keine einzige hat ein Gesundheitsproblem<br />
gezeigt.<br />
Selbst in den USA verstärkt sich die Debatte<br />
über eine schärfere Kennzeichnung.<br />
Transparenz ist sehr wichtig. Wir sind<br />
aber dagegen, die Kennzeichnung nur<br />
auf „GMO“ oder „Nicht-GMO“ zu reduzieren.<br />
Die Gefahr besteht, dass dies fast<br />
wie „gefährlich“ oder „nicht gefährlich“<br />
ausgelegt werden könnte, was absolut<br />
nicht stimmt.<br />
Könnte eine generelle Kennzeichnungspflicht<br />
in den USA zu einer ähnlich diffusen<br />
Angst führen wie in Europa?<br />
Da sehe ich wenig Gefahr. Die Technologie<br />
ist absolut etabliert in den USA. GMO-<br />
Pflanzen sind in fast jedem Lebensmittel<br />
enthalten. Ich glaube, die Transparenz<br />
AGROCHEMIE<br />
Schwerpunkt Pflanzenschutz<br />
Bayer Crop Science<br />
7,9 Mrd. €<br />
Jan. bis Sept.<br />
2<strong>01</strong>5<br />
27,5 %<br />
Herbizide<br />
14,7 %<br />
Insektizide<br />
13,3 %<br />
Saatgut<br />
*für Einsatzbereiche außerhalb der Landwirtschaft<br />
<strong>Handelsblatt</strong><br />
Quelle: Unternehmen<br />
Ich bin überzeugt,<br />
dass echte Innovationen<br />
dann entstehen,<br />
wenn sich Forscher<br />
aus unterschiedlichen<br />
Disziplinen zusammentun.<br />
wird helfen, die Diskussion auf ein rationaleres<br />
Niveau zu bringen. Dann kann<br />
man noch einmal erklären, warum ein<br />
bestimmtes Herstellungsverfahren eingesetzt<br />
wird und warum es sicher ist.<br />
Bayer hat nun eine neue Struktur als integriertes<br />
Life-Science-Unternehmen.<br />
Pharma und Agrochemie rücken näher<br />
zusammen. Welche Veränderungen wird<br />
das für die Sparte Crop Science bringen?<br />
Die fokussierte Ausrichtung und neue<br />
Struktur stärkt Bayer insgesamt. Aber<br />
natürlich hat es am 1. Januar auch keinen<br />
Urknall gegeben, der die Forscher<br />
plötzlich auf völlig neue Ideen bringt.<br />
Wir kooperieren ja schon seit längerem.<br />
Künftig werden wir das noch intensiver<br />
tun.<br />
Was bringt eine engere Verzahnung bei<br />
der Suche nach neuen Arzneien und<br />
Pflanzenschutzmitteln?<br />
Der Ausgangspunkt ist vergleichbar, denn<br />
wenn sie so wollen entwickeln wir bei<br />
Crop Science „Medikamente“ für Pflanzen.<br />
Wir scannen ständig riesige Bibliotheken<br />
von Molekülen auf der Suche nach<br />
neuen Wirkstoffen. Die Kollegen in der<br />
Pharma-Division und in der Tiergesundheit<br />
tun dasselbe mit ihren Molekül-<br />
Sammlungen. Von einem intensiven Austausch<br />
können alle noch mehr profitieren.<br />
Dann werden künftig die Pharmaforscher<br />
aus Wuppertal öfter zu Ihnen an<br />
den Rhein nach Monheim fahren und<br />
umgekehrt?<br />
Ich bin überzeugt, dass echte Innovationen<br />
dann entstehen, wenn sich Forscher<br />
aus unterschiedlichen Disziplinen<br />
zusammentun. In unserem Fall heißt<br />
dies, dass zum Beispiel Humangenetiker<br />
mit Pflanzenbiologen kooperieren können.<br />
Als integrierter Konzern stärken<br />
wir diese Basis.<br />
Herr Condon, vielen Dank für das Interview.<br />
Die Fragen stellten Bert Fröndhoff und<br />
Siegfried Hofmann.<br />
Agrochemie-Anbieter Mit einem Umsatz von knapp<br />
acht Milliarden Euro in den ersten neun Monaten<br />
und schätzungsweise zehn Milliarden Euro im Gesamtjahr<br />
2<strong>01</strong>5 ist die Bayer-Division Crop Science<br />
bisher der weltweit drittgrößte Anbieter von Pflanzenschutzmitteln<br />
und Saatgut, nach Monsanto und<br />
Syngenta. Pflanzenschutzmittel steuern den Löwenanteil<br />
zu den Agrochemie-Umsätzen von Bayer bei.<br />
Etwa 15 Prozent entfallen auf das Saatgutgeschäft,<br />
das der Konzern weiter ausbauen will. Konjunkturell<br />
läuft es im Agrogeschäft momentan allerdings nicht<br />
mehr so gut wie in den letzten Jahren. Zudem ist die<br />
Branche im Fusionsfieber: Die US-Konkurrenten<br />
Dow und Dupont werden durch ihre Fusion Bayer<br />
im Agrochemiegeschäft auf Platz vier verdrängen.<br />
Syngenta aus der Schweiz führt ebenfalls Verkaufsgespräche<br />
– als aussichtsreicher Käufer gilt der chinesische<br />
Staatskonzern Chemchina.<br />
Halliburton<br />
im Sog der<br />
Ölpreiskrise<br />
BANGALORE. Die Talfahrt der Ölpreise<br />
hat dem Industrie-Dienstleister<br />
Halliburton im vierten<br />
Quartal einen Nettoverlust von 28<br />
Millionen Dollar eingebrockt. Im<br />
Vorjahresquartal stand noch ein<br />
Gewinn von 900 Millionen Dollar<br />
in den Büchern des Konzerns.<br />
Unter Ausschluss von Abschreibungen<br />
und Sonderausgaben<br />
schlug sich der nach Schlumberger<br />
weltweit zweitgrößte Dienstleister<br />
der Ölbranche jedoch besser<br />
als erwartet. Halliburton führte<br />
dies am Montag auf massive<br />
Sparmaßnahmen zurück. Der<br />
Umsatz brach um 42 Prozent auf<br />
5,1 Milliarden Dollar ein. Halliburton<br />
rechnet auch für 2<strong>01</strong>6 mit Gegenwind.<br />
Weil der Ölpreis seit Juni 2<strong>01</strong>4<br />
mehr als 70 Prozent nachgegeben<br />
hat, haben viele Öl- und Gasproduzenten<br />
ihre Förderung gedrosselt<br />
und Investitionen zurückgefahren.<br />
Halliburton<br />
kündigte daraufhin im Februar<br />
2<strong>01</strong>5 an, mehr als 6 000 Jobs zu<br />
streichen. Das sind bis zu acht<br />
Prozent der Belegschaft. Das Unternehmen<br />
aus Houston ringt zudem<br />
noch mit den Aufsichtsbehörden<br />
um Zustimmung für die<br />
Ende 2<strong>01</strong>4 angekündigte Übernahme<br />
des kleineren Rivalen Baker<br />
Hughes. Halliburton-Chef Dave<br />
Lesar sagte, es müssten noch<br />
wettbewerbsrechtliche Bedenken<br />
ausgeräumt werden. Reuters<br />
Wincor<br />
schafft<br />
die Wende<br />
DÜSSELDORF. Der Geldautomatenhersteller<br />
Wincor Nixdorf ist<br />
im Vorfeld der Übernahme durch<br />
den US-Konkurrenten Diebold<br />
zurück auf Wachstumskurs. Umsatz<br />
und Ergebnis legten im ersten<br />
Quartal unerwartet stark zu.<br />
Konzernchef Eckard Heidloff sagte<br />
am Montag, der Umbau des<br />
Konzerns zahle sich schneller aus<br />
als geplant. Dies stimme ihn für<br />
das seit Oktober laufende Geschäftsjahr<br />
2<strong>01</strong>5/16 optimistischer.<br />
Er hob seine Jahresziele an<br />
und warb zudem bei den Aktionären<br />
um deren Zustimmung für<br />
das Zusammengehen mit Diebold:<br />
„Wir sind zusammen besser<br />
in der Lage, die Chancen zu erschließen,<br />
die jedes Unternehmen<br />
für sich genommen allein<br />
wesentlich schwieriger ergreifen<br />
könnte.“<br />
Das Management betrachte<br />
den angekündigten Preis von insgesamt<br />
52,50 Euro je Aktie als<br />
fair. „Deshalb halten wir die Annahme<br />
des Angebots derzeit für<br />
empfehlenswert“, sagte der Manager.<br />
Die Übernahme soll bis<br />
zum Herbst über die Bühne gehen.<br />
Das konkrete Angebot erwartet<br />
Heidloff in den kommenden<br />
Wochen. Gemeinsam kommen<br />
Diebold und Wincor auf 4,8<br />
Milliarden Euro Umsatz und<br />
könnten damit zum Weltmarktführer<br />
NCR aus den USA aufschließen.<br />
Reuters<br />
© <strong>Handelsblatt</strong> GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.