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Das Fenster

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Von Bernhard Dörries ursprünglich geteilt in Liebesgeschichten. (Liebesgeschichten (Literatur)):<br />

DAS FENSTER<br />

Moviestorm Film Exposee<br />

von<br />

Bernhard Dörries<br />

Eine dunkelschimmernde Glasfläche.<br />

Darauf erscheinen die Titel des Films.<br />

Fahrt zurück auf:<br />

Zwei Handwerker legen letzte Hand an das soeben eingebaute grosse Panorama-<strong>Fenster</strong>, packen<br />

ihre Sachen zusammen. Fahrt weiter zurück auf:<br />

den Wohnraum.<br />

In der Mitte sitzen zwei Menschen am Frühstückstisch. Hannelore und Bernd.<br />

Bernd schaut zum <strong>Fenster</strong> und den vorbeigehenden Handwerkern hinterher, wie sie das Zimmer<br />

verlassen.<br />

Bernd: Jetzt können wir weit hinausblicken. Endlich. Diese alten Häuser liessen wenig Licht herein.<br />

Nun ist das anders. Wir werden es hell haben hier, die Sonne wird herein können - das ist gut für<br />

unsere Liebe.<br />

Sie sagt nichts, schaut auf ihren Teller.<br />

Beide.<br />

Der letzte Handwerker schliesst die Tür hinter sich.<br />

Beide näher.<br />

Bernd isst ein Brötchen, schaut zu Hannelore hinüber.<br />

Sie isst nicht, schweigt.<br />

Bernd: Magst Du es nicht, Liebes? Ist es Dir zu gross?<br />

Hannelore hebt den Kopf und sieht ihn starr an, sagt mit fester Stimme: Übrigens...<br />

Sie schweigt wieder.<br />

Er schaut, wartet...<br />

Hannelore: Übrigens, ich gehe jetzt.<br />

Sie schweigt wieder eine ganze Weile<br />

Hannelore: - für immer.<br />

Bernds Gesicht gross. Er kann nicht fassen, was er hört.


Beide aus dem Garten durch das neue <strong>Fenster</strong> gesehen. Sie sitzen wie gelähmt da. Keine<br />

Regung.<br />

Hannelores Stimme dann: Hab mir ein neues Haus gesucht, mit den Kindern. Schon ein Jahr lang.<br />

Wieder Schweigen.<br />

Hannelore: Hab Dir nichts gesagt, wollte Dich nicht beunruhigen.<br />

Bernd steht brüsk auf, geht hin und her, setzt sich wieder.<br />

Ihm fehlen Worte.<br />

Zeit vergeht.<br />

Sie steht dann unvermittelt auf: Ja, das wars dann. Lebwohl.<br />

Sie geht langsam zur Tür, öffnet sie, ohne sich noch einmal umzublicken, schliesst sie hinter sich.<br />

Aus dem Flur ihre Stimme: Kommt ihr runter, wir gehen...<br />

Bernd allein am Tisch. Die Kamera umkreist ihn. In der Umkreisung Bilder aus ihrer beider Zeit. Als<br />

alles noch schön und heil war.<br />

Dann sein Gesicht gross lange Zeit.<br />

Fahrt zurück - hinter ihm taucht das neue <strong>Fenster</strong> auf.<br />

Man hört von draussen überlaut, wie Autotüren klappen, der Motor angelassen wird, das Auto<br />

losfährt.<br />

In dem <strong>Fenster</strong> fährt es kurz am Rande vorbei.<br />

Bernd steht auf, der Stuhl kippt - er geht zum <strong>Fenster</strong> versucht es zu öffnen, will hinterher<br />

schauen....vergeblich, der Motorlärm verklingt. Stille.<br />

Er wirft sich aufs Sofa, stiert besinnungslos auf das neue <strong>Fenster</strong> - auf sein Unglück.<br />

In dem <strong>Fenster</strong> nun auch in magischer Spiegelung - Rückblick auf sein heiles Leben mit ihr.<br />

Er dreht sich zum Zimmer um - vor seinen Augen verändert es sich, die Möbel werden zu<br />

Gerümpel, die Bilder fallen herab, Müll häuft sich an, mehr und mehr, umgibt den <strong>Das</strong>itzenden<br />

schon wie eine Mauer.<br />

Er springt auf, flieht in den Garten, schaut von da aus zurück auf sein Leben mit ihr, das jetzt von<br />

Müll begraben wird.<br />

Er versucht, das neue unglückselige <strong>Fenster</strong> zu zerstören. Vergeblich.<br />

Langsam geht er wieder hinein trägt den Müll raus, macht das Zimmer frei, trägt ihren Teller ihre<br />

Tasse raus in die Küche. Setzt sich da auf einen Hocker, stiert die Wand an.<br />

Plötzlich rückt er näher an den Herd, öffnet den Backofen, dreht das Gas auf. Man hört es heraus<br />

strömen. Dreht es nach einer Weile wieder ab.,<br />

Sein fahles Gesicht. Die Augen sind tot. Da sieht er auf dem Küchentisch einen Zettel


mit einer Adresse.<br />

Im Inneren seines Autos.<br />

Er fährt eine breite Strasse entlang, biegt dann in eine Villenstrasse ein, hält vor einem der Häuser.<br />

Bleibt reglos sitzen, beoachtet durch das Autofenster das Haus, sieht sie innen.<br />

Sein fahles Gesicht im Wiederschein einer Laterne. Seine Augen gross. In ihnen flammt ein Feuer<br />

auf. Er sieht als Vision ihr Haus in Flammen aufgehen.<br />

Er reibt sich die Augen, alles ist wie vorher. Nichts geschieht. Es ist ihr fremd gewordenes, jetzt<br />

weit von ihm entferntes Leben, das er hier vor sich hat.<br />

Er wieder im Wohnzimmer.<br />

Auf dem Sofa sitzend schaut er sich einen Horrorfilm an - die Nacht der lebenden Toten.<br />

Ein lebender Toter, das bin ich auch .....ist einer seiner Gedanken.<br />

Vor dem neuen <strong>Fenster</strong> steht die Nacht. Dünner Bodennebel steigt auf. Aus dem TV die hohlen<br />

Seufzer und Schreie der Zombies.<br />

Er auf dem Bett.<br />

Was soll er noch in dieser Welt.<br />

Er steht nackt auf, geht ins Bad, holt sein Rasiermesser vom Bord, schaut es lange an, lässt es<br />

fallen.<br />

Ein nüchternes Sprechzimmer.<br />

Die Therapeutin hinter dem Schreibtisch blickt auf, als Bernd herein kommt..<br />

Er setzt sich auf die Ledercouch.<br />

Sie sagt: Sie müssen unter Menschen, das sehe ich ihnen an.<br />

Er nickt, sagt aber nichts.<br />

Sie: Ihre Frau hat sie verlassen, sie sind einsam, denken an Selbstmord, stehen nachts vor ihrem<br />

Haus, wollen nur noch eines...<br />

er nickt. Sagt, sie wissen alles über mich.<br />

Sie: Aus Ihren Augen, Ihrem Blick.<br />

Sie steht auf und setzt sich neben ihn auf die Couch, sagt leise, es gibt aber nicht nur diese<br />

eine....dabei sieht sie ihn lange aus grosser Nähe an.<br />

Nacht.<br />

Er im Auto vor ihrem Haus. Dort in der Fassade ist ein <strong>Fenster</strong> hell, sie geht dahinter auf und ab.


Grossraumbüro.<br />

Bernd an seinem Arbeitsplatz in seiner Kabine am Firmen- PC. Er schaut sich Fotos von ihr an,<br />

zehn, zwanzig, - immer wieder. Hinter ihm taucht der Chef auf, beobachtet ihn schweigend.<br />

Eine Bar.<br />

Bernd trinkt sehr viel.<br />

Eine Schwarzhaarige setzt sich dicht neben ihn, sagt leise: Sie hat sie verlassen, mit den Kindern,<br />

ein Jahr wollte sie das schon. Du warst ihr zu schwierig, liebtest sie besitzergreifend.<br />

Bernd: Wer bist Du?<br />

Sie: Ich bin ihre Schwester.<br />

Bei diesen Worten steht sie auf und geht zur Tür raus.<br />

Bernd springt auf, will ihr folgen. Lässt es.<br />

Stattdessen setzt er sich nun dicht neben eine Blondine, beginnt, sie zu küssen. Beide trinken<br />

mehr und mehr, landen in seinem ungemachten Bett.<br />

Morgens wacht er auf, sieht seine Frau neben sich liegen. Als er sie umarmen will, ist die Stelle<br />

des Bettes leer.<br />

Bernd arbeitet im Garten.<br />

Es wird schon dunkel. Er sieht kaum noch was. Nebel steigt um ihn auf. Er geht ins Haus, sitzt da<br />

auf dem Sofa – blickt durch das neue <strong>Fenster</strong> in den Garten.<br />

Um sich abzulenken, schaltet er den TV ein. Soeben läuft eine Reportage. Man sieht ein<br />

brennendes Haus. Bernd schaut genau hin, - es ähnelt doch stark dem, vor dem er fast jede Nacht<br />

steht.<br />

Da wird eine Frau herausgetragen. Sie scheint tot. Man legt sie auf den Vorplatz. Ein Reporter filmt<br />

ihr Gesicht. Es ist Hannelore, seine Frau.<br />

Er bricht zusammen, liegt verkrümmt da, die Augen weit offen, Augen, in denen sich das Feuer<br />

spiegelt. Es spiegelt sich auch in dem immer dunkler werdenden Panoramafenster, hinter welchem<br />

der Nebel immer dichter wird.<br />

Bernd an ihrem Grab. Er steht lange da. Eine Frau tritt zu ihm. Es ist die Schwester. Beide<br />

schweigen.<br />

Im Grossraumbüro.<br />

Der Chef drückt sein Beileid aus, deutet dabei eine Möglichkeit der Beförderung an. In Anbetracht<br />

der Umstände.<br />

In der Bar.<br />

Bernd trinkt und trinkt. Zuhause trinkt er weiter, sitzt da auf dem Sofa, blickt durch das <strong>Fenster</strong> in<br />

die Nacht des Gartens.<br />

Und wieder dieser Nebel. Verschwommen formt sich darin eine Gestalt, nimmt vertraute Züge an.


Hannelore......<strong>Das</strong> kann doch nicht sein. Langsam schwebt sie näher, verschwimmt nach Minuten<br />

dann wieder, kehrt zurück in den Nebel.<br />

Bei der Therapeutin.<br />

Bernd berichtet von seiner nächtlichen Beobachtung. Die Therapeutin setzt sich dicht neben ihn,<br />

ermuntert ihn mehr und mehr zu erzählen. Plötzlich küsst sie ihn, sagt, es gibt aber auch ganz<br />

reale Frauen.<br />

Bernd vor der Brand-Ruine ihres Hauses.<br />

Auch hier steigt dieser Nebel auf. Er sieht sie aber darin nicht.<br />

Zuhause<br />

sitzt er in der anbrechenden Nacht vor dem toten TV. Ihm fallen die Augen zu, er sinkt zurück in die<br />

Kissen.<br />

Als er sie wieder öffnet, sieht er sie ganz nah vor dem riesigen <strong>Fenster</strong>. Sie blickt unverwandt zu<br />

ihm hinein – wie gezogen steht er gleitend auf, bewegt sich auf die Glastür zum Garten zu – öffnet<br />

sie weit und lässt SIE herein – . Beide stehen lange dicht voreinander, so lange, bis ihre Körper<br />

ineinander zu verschmelzen scheinen.<br />

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