MANmagazin Truck 2/2015 Schweiz
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24<br />
MAN Lastwagen<br />
<strong>2015</strong> zählt der Schmitz’sche Fuhrpark<br />
24 Lkw. 17 davon sind im Einsatz,<br />
so viele wie noch nie zuvor in der<br />
76-jährigen Firmengeschichte.<br />
W<br />
ie kannst du für so<br />
einen Schrotthaufen<br />
auch noch Geld ausgeben?»<br />
Resi Schmitz schüttelte den Kopf, als<br />
ihr Sohn Johannes vor ein paar Jahren mit<br />
dem Anhänger auf dem Betriebshof in der<br />
Zaun strasse vorfuhr. Es brauchte schon viel<br />
Fantasie, in dem vom Rost zerfressenen Fahrzeugskelett<br />
auf dem Hänger einen wertvollen<br />
historischen Lkw zu erkennen. Doch Johannes<br />
konnte seine Mutter davon überzeugen, dass<br />
er einen automobilen «Schatz» entdeckt hatte,<br />
den er – der leidenschaftliche Lkw-Fan und<br />
Bastler – in vielen Stunden seiner Freizeit wieder<br />
in ein Schmuckstück verwandeln würde.<br />
Heute drehen sich die Menschen um, wenn<br />
der auf Hochglanz polierte blaue MAN Pritschenwagen<br />
vom Typ 515 aus dem Jahr 1955<br />
durch die Strassen fährt.<br />
Lkw sind die grosse Leidenschaft der<br />
Familie Schmitz aus Bedburg-Kirchherten im<br />
Rheinland. <strong>Truck</strong>s aus sieben Jahrzehnten stehen<br />
bei ihnen auf dem Firmengelände. Darunter<br />
sind neben dem 515er-Pritschen-Lkw weitere<br />
MAN Klassiker: Traktoren aus den 1950er-<br />
Jahren, Kipper und Sattelzugmaschinen aus<br />
den 1960ern und 70ern. Der KAT-3-Abrollkipper,<br />
Baujahr 1980, ist sogar noch im Einsatz.<br />
Er ist der Dienstälteste im aktuellen<br />
Fuhrpark. Die 17 <strong>Truck</strong>s der Schmitz sind als<br />
Kehrmaschinen, Container-Transporter, Kipper<br />
und Sattelzugmaschinen unterwegs.<br />
Das Transportunternehmen Reiner<br />
Schmitz ist ein Familienbetrieb, wie er im<br />
Buche steht. Fünf Köpfe stehen für das Unternehmen:<br />
die Seniorchefs Reiner, 74, und<br />
Resi Schmitz, 67, deren Kinder Johannes, 45,<br />
und Agnes, 46, sowie die Schwiegertochter<br />
Heike, 48. Mit Sandra, 12, und Niklas, 9, macht<br />
sich langsam, aber sicher schon die vierte<br />
Generation mit dem Unternehmen vertraut.<br />
«Bei uns muss jeder mit anfassen. Wenn wir<br />
zuverlässig sind und uns allen die Arbeit<br />
Freude macht, haben wir auch Erfolg», sagt<br />
Resi Schmitz. Sie legt Wert darauf, dass im<br />
Geschäftsmodell immer eine gute Prise Optimismus<br />
verankert ist, der sich mit rheinischer<br />
Fröhlichkeit paart.<br />
Sichtbar wird all dies auch an dem 515er-<br />
Pritschenfahrzeug. Dass der Oldtimer heute<br />
in seiner ganzen Pracht dasteht und dabei<br />
komplett fahrtüchtig ist, ist nämlich keine<br />
Selbstverständlichkeit. «Durch das lange Stehen<br />
hing der Motor fest, und die festhängenden<br />
Kolben konnten nicht mehr gelöst werden»,<br />
erinnert sich Johannes Schmitz. Ein<br />
MAN Traktorhändler aus dem Bayerischen<br />
Wald hatte dann aber die rettende Idee: «Ihr<br />
müsst ihm Cola geben», riet er. Gesagt, getan.<br />
«Im Zylinder hat es bedrohlich gezischt und<br />
gesprudelt. Am Ende hatte sich aus Dreck,<br />
Rost, Schmiere und Cola ein so ekliges Gebräu<br />
gebildet, dass einem nur grausen konnte. Das<br />
Ende vom Lied: Der Motor lief wieder», berichtet<br />
Johannes Schmitz.<br />
Der Mut, etwas auszuprobieren und<br />
neue Wege zu gehen, zieht sich wie ein roter<br />
Faden durch das Familienunternehmen der<br />
Schmitz. Die Anfänge der Firma gehen bis in<br />
das Jahr 1939 zurück. Johann und Elisabeth<br />
Schmitz hatten neben ihrer Landwirtschaft<br />
ein Ein-PS-Fuhrunternehmen gegründet –<br />
mit einem Ladewagen und einem Pferdefuhrwerk.<br />
Doch bevor der Laden in Schwung kommen<br />
konnte, musste Johann in den Krieg<br />
ziehen – sechs Wochen nach der Unternehmensgründung.<br />
Als er 1945 unversehrt aus<br />
dem Krieg zurückkam, waren über die Geschäftsausstattung<br />
die Panzer gerollt, ausser<br />
Kleinholz blieb nichts übrig. Freuen konnte<br />
sich die junge Familie allerdings über Nachwuchs.<br />
1940 kam Sohn Reiner zur Welt.<br />
1948 nahmen die Schmitz die Geschäfte<br />
wieder auf, erneut mit einem Pferdefuhrwerk.<br />
Schon bald kam der erste Lkw dazu, damals<br />
noch mit Holzvergaser. Der kleine Reiner begleitete<br />
den Vater auf Schritt und Tritt. «Mein<br />
Opa hat mal gesagt, ich solle doch am besten<br />
Pastor werden, dann hätte ich jeden Tag ein<br />
Glas Wein und sonst keinen Stress», sagt Reiner<br />
Schmitz mit einem Augenzwinkern. «Ich wollte<br />
es aber lieber meinem Vater gleichtun und<br />
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