Februar 2016
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UWB aktuell<br />
Trassenführung<br />
380-kV-Leitung<br />
Die Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Bau der<br />
380-kV-Leitung im Bissendorfer Bürgersaal brachte nur wenig<br />
neue Erkenntnisse. Deutlich wurde aber, dass die Firma Amprion,<br />
die mit der Planung und dem Bau der Trasse beauftragt ist, trotz<br />
der aktuellen Gesetzesänderung nicht daran denkt, die Leitung<br />
komplett als Erdleitung zu planen, wie es von der Bürgerinitiative<br />
gefordert wird. So wies der Vertreter von Amprion, Herr Klein,<br />
mehrmals darauf hin, dass die Trasse nach wie vor als Freileitungsprojekt<br />
im Gesetz stehe und nur zum Teil eine Erdverkabelung vorgesehen<br />
sei.<br />
Uns geht es dabei allerdings noch um eine andere Sache, die leider<br />
nur am Rande und auch nur von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern<br />
angesprochen wurde, interessanterweise aber von niemandem<br />
auf dem Podium. Es geht um eine eher grundsätzliche Frage.<br />
Zentral oder dezentral?<br />
In der Bundesrepublik galt es lange als feststehendes Prinzip, dass<br />
die Versorgung mit Strom zentral gesteuert wird. Geleistet haben<br />
das die wenigen großen Energieversorger. Das machte in der Vergangenheit<br />
vielleicht auch Sinn. Doch spätestens seitdem klar ist,<br />
dass wir die Energieversorgung irgendwann aus erneuerbaren Energien<br />
sicherstellen müssen und die Energiewende beschlossen<br />
wurde, müssen wir uns auch die Frage stellen, ob das bisherige<br />
Konzept auch zukünftig noch tragfähig ist.<br />
Für uns ist die Energiewende untrennbar auch mit einem Umbau<br />
des Versorgungskonzepts verbunden. Erneuerbare Energien müssen<br />
vor Ort erzeugt werden, also dezentral. Das hat viele Vorteile.<br />
So gäbe es statt eines großen Netzes viele kleine, die in ihrer Gesamtheit<br />
deutlich weniger anfällig sein würden. Wird die Energie<br />
z. B. von Bürgergenossenschaften produziert, verbleibt auch die<br />
Wertschöpfung im Ort, um nur zwei Vorteile zu nennen.<br />
Der Haken daran ist, dass eine dezentrale Versorgung den großen<br />
Energieversorgern schaden könnte und daher versucht wird,<br />
das alte Konzept der zentralen Versorgung über die Zeit zu retten.<br />
So sehen wir, dass die Förderung der erneuerbaren Energien im<br />
EEG zurückgefahren wird bzw. so organisiert wird, dass nur noch<br />
große Konzerne über ihre Möglichkeiten der Preisgestaltung an<br />
die Förderungen herankommen. Gleichzeitig werden mit großen<br />
Windparks sowohl auf See als auch an Land Fakten geschaffen,<br />
damit man sagen kann, man bräuchte die Stromtrassen, um den<br />
Strom von der Nordsee in den Süden zu transportieren.<br />
Doch wie soll man im Süden mit Strom umgehen, der entsprechend<br />
des Windaufkommens, mal eine Spitzenleistung erreicht<br />
und mal nur sehr spärlich fließt? Wie kompensiert man eine Flaute?<br />
Die Antwort sind Kohlekraftwerke, von denen wir ja eigentlich<br />
wegkommen müssten. Wer sich den Verlauf der im Gesetz zum<br />
Ausbau von Energieleitungen (EnLAG) festgeschriebenen großen<br />
Trassen ansieht, wird feststellen, dass sie nicht den direkten Weg<br />
nach Süden nehmen, sondern an den Kohlestandorten vorbeigeführt<br />
werden. Wer Böses denkt, könnte meinen, es sei eine<br />
Kompensation für große Energieversorger für die Schließung von<br />
Atomkraftwerken. Denn so können längst abgeschriebene Kohlekraftwerke<br />
auch weiterhin am Netz bleiben.<br />
Eine andere Antwort auf eine Flaute könnten aber auch Speicher<br />
sein. Verschiedene Techniken dazu gibt es bereits, die aber noch<br />
weiter entwickelt werden müssen. Das ist aber wie immer auch eine<br />
Frage des Geldes. Statt mehrere Milliarden in den Bau von Leitungstrassen<br />
zu stecken, könnte man auch die Entwicklung der Speichertechnik<br />
fördern, die dann ähnlich verlaufen könnte, wie die Entwicklung<br />
der Solarenergie, von der man anfangs auch behauptete, sie<br />
würde nie so viel Energie erzeugen, dass es nennenswert wäre. Doch<br />
eine solche Entwicklung widerspräche einem zentralen Konzept.<br />
Anzeigen- u. Redaktionsschluss<br />
für die nächste Ausgabe des BBP ist der 7. März <strong>2016</strong><br />
So befürworten heute diejenigen eine 60 m breite Trasse mit 80 m<br />
hohen Masten, die gestern noch vor einer Verspagelung der Landschaft<br />
durch Windenergieanlagen gewarnt haben.<br />
Für die UWB ist klar, dass man die Trassen, so wie sie geplant werden,<br />
eigentlich nicht braucht. Von Anfang an haben wir ein dezentrales<br />
Konzept der Energieversorgung verfolgt. Das haben wir bei<br />
den Verhandlungen um die Netzvergabe und bei der Gründung der<br />
Gemeindewerke vertreten. Zudem gibt es in Bissendorf mit dem Energieverein<br />
und der Bissendorfer Energiegenossenschaft (BiEneG)<br />
gute Ansätze in diese Richtung, die wir gerne unterstützen.<br />
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, was die Energieversorgung<br />
anbelangt. Die Pflöcke, die wir heute einschlagen, werden, wie<br />
es ein Besucher der Informationsveranstaltung formulierte, „auch<br />
unseren Enkeln und Urenkeln noch erhalten bleiben“. Das sollte<br />
Grund genug sein, die Planungen noch einmal zu reflektieren.<br />
Ihre UWB