25.02.2016 Aufrufe

Februar 2016

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7<br />

UWB aktuell<br />

Trassenführung<br />

380-kV-Leitung<br />

Die Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Bau der<br />

380-kV-Leitung im Bissendorfer Bürgersaal brachte nur wenig<br />

neue Erkenntnisse. Deutlich wurde aber, dass die Firma Amprion,<br />

die mit der Planung und dem Bau der Trasse beauftragt ist, trotz<br />

der aktuellen Gesetzesänderung nicht daran denkt, die Leitung<br />

komplett als Erdleitung zu planen, wie es von der Bürgerinitiative<br />

gefordert wird. So wies der Vertreter von Amprion, Herr Klein,<br />

mehrmals darauf hin, dass die Trasse nach wie vor als Freileitungsprojekt<br />

im Gesetz stehe und nur zum Teil eine Erdverkabelung vorgesehen<br />

sei.<br />

Uns geht es dabei allerdings noch um eine andere Sache, die leider<br />

nur am Rande und auch nur von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern<br />

angesprochen wurde, interessanterweise aber von niemandem<br />

auf dem Podium. Es geht um eine eher grundsätzliche Frage.<br />

Zentral oder dezentral?<br />

In der Bundesrepublik galt es lange als feststehendes Prinzip, dass<br />

die Versorgung mit Strom zentral gesteuert wird. Geleistet haben<br />

das die wenigen großen Energieversorger. Das machte in der Vergangenheit<br />

vielleicht auch Sinn. Doch spätestens seitdem klar ist,<br />

dass wir die Energieversorgung irgendwann aus erneuerbaren Energien<br />

sicherstellen müssen und die Energiewende beschlossen<br />

wurde, müssen wir uns auch die Frage stellen, ob das bisherige<br />

Konzept auch zukünftig noch tragfähig ist.<br />

Für uns ist die Energiewende untrennbar auch mit einem Umbau<br />

des Versorgungskonzepts verbunden. Erneuerbare Energien müssen<br />

vor Ort erzeugt werden, also dezentral. Das hat viele Vorteile.<br />

So gäbe es statt eines großen Netzes viele kleine, die in ihrer Gesamtheit<br />

deutlich weniger anfällig sein würden. Wird die Energie<br />

z. B. von Bürgergenossenschaften produziert, verbleibt auch die<br />

Wertschöpfung im Ort, um nur zwei Vorteile zu nennen.<br />

Der Haken daran ist, dass eine dezentrale Versorgung den großen<br />

Energieversorgern schaden könnte und daher versucht wird,<br />

das alte Konzept der zentralen Versorgung über die Zeit zu retten.<br />

So sehen wir, dass die Förderung der erneuerbaren Energien im<br />

EEG zurückgefahren wird bzw. so organisiert wird, dass nur noch<br />

große Konzerne über ihre Möglichkeiten der Preisgestaltung an<br />

die Förderungen herankommen. Gleichzeitig werden mit großen<br />

Windparks sowohl auf See als auch an Land Fakten geschaffen,<br />

damit man sagen kann, man bräuchte die Stromtrassen, um den<br />

Strom von der Nordsee in den Süden zu transportieren.<br />

Doch wie soll man im Süden mit Strom umgehen, der entsprechend<br />

des Windaufkommens, mal eine Spitzenleistung erreicht<br />

und mal nur sehr spärlich fließt? Wie kompensiert man eine Flaute?<br />

Die Antwort sind Kohlekraftwerke, von denen wir ja eigentlich<br />

wegkommen müssten. Wer sich den Verlauf der im Gesetz zum<br />

Ausbau von Energieleitungen (EnLAG) festgeschriebenen großen<br />

Trassen ansieht, wird feststellen, dass sie nicht den direkten Weg<br />

nach Süden nehmen, sondern an den Kohlestandorten vorbeigeführt<br />

werden. Wer Böses denkt, könnte meinen, es sei eine<br />

Kompensation für große Energieversorger für die Schließung von<br />

Atomkraftwerken. Denn so können längst abgeschriebene Kohlekraftwerke<br />

auch weiterhin am Netz bleiben.<br />

Eine andere Antwort auf eine Flaute könnten aber auch Speicher<br />

sein. Verschiedene Techniken dazu gibt es bereits, die aber noch<br />

weiter entwickelt werden müssen. Das ist aber wie immer auch eine<br />

Frage des Geldes. Statt mehrere Milliarden in den Bau von Leitungstrassen<br />

zu stecken, könnte man auch die Entwicklung der Speichertechnik<br />

fördern, die dann ähnlich verlaufen könnte, wie die Entwicklung<br />

der Solarenergie, von der man anfangs auch behauptete, sie<br />

würde nie so viel Energie erzeugen, dass es nennenswert wäre. Doch<br />

eine solche Entwicklung widerspräche einem zentralen Konzept.<br />

Anzeigen- u. Redaktionsschluss<br />

für die nächste Ausgabe des BBP ist der 7. März <strong>2016</strong><br />

So befürworten heute diejenigen eine 60 m breite Trasse mit 80 m<br />

hohen Masten, die gestern noch vor einer Verspagelung der Landschaft<br />

durch Windenergieanlagen gewarnt haben.<br />

Für die UWB ist klar, dass man die Trassen, so wie sie geplant werden,<br />

eigentlich nicht braucht. Von Anfang an haben wir ein dezentrales<br />

Konzept der Energieversorgung verfolgt. Das haben wir bei<br />

den Verhandlungen um die Netzvergabe und bei der Gründung der<br />

Gemeindewerke vertreten. Zudem gibt es in Bissendorf mit dem Energieverein<br />

und der Bissendorfer Energiegenossenschaft (BiEneG)<br />

gute Ansätze in diese Richtung, die wir gerne unterstützen.<br />

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, was die Energieversorgung<br />

anbelangt. Die Pflöcke, die wir heute einschlagen, werden, wie<br />

es ein Besucher der Informationsveranstaltung formulierte, „auch<br />

unseren Enkeln und Urenkeln noch erhalten bleiben“. Das sollte<br />

Grund genug sein, die Planungen noch einmal zu reflektieren.<br />

Ihre UWB

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!