Das reformatorische Erbe und die Auswirkungen im PIetismus

1. Die Auswirkungen durch „solus Christus“
Gotthold Ephraim Lessing,
Gemälde von Anna Rosina de Gasc
(Lisiewska), 1767/1768
Der Pietismus stellte sich auch gegen
dieses Gedankengut bewusst auf und
sagte sinngemäß: Nimm dich nicht so
wichtig, Mensch. Das Leben mit dem, was
darin steckt, hat nicht vor deinem
Tribunal zu erscheinen. Du sitzt nicht zu
Gericht. Descartes u.a. gingen dann noch
so weit und zogen Gott oder zumindest
den Begriff, den sie sich von Gott
machten, vor das Gericht ihrer Vernunft,
ihres Verstandes. Der Pietismus sagt dazu:
Vor dem Tribunal deines menschlichen
Gerichtes hat sich Gott schon mal überhaupt nicht zu verantworten.
Keineswegs und nicht im Mindesten! Vielmehr muss aufgerichtet
werden: Gott schenkt ein genau entgegengesetztes, dafür aber
tragfähiges, bis in die Ewigkeit durchhaltendes Fundament: Jesus
Christus.
In all dem Zweifel, der Hoffnungslosigkeit und Existenzangst
wurde wieder neu deutlich gemacht: Der lebendige Gott hat ein
Evangelium. Und Er hat ein Evangelium, das wirklich hilft und Kraft
hat auszurichten, was es in sich trägt. Ein Evangelium, das wirklich
Vollmacht hat, Lebensfundament zu sein. Hier in alldem ist die
Verkündigung Jesu Christi als das Wichtigste herauszustellen.
Solus Christus heißt in dem Fall auch als Gegenbewegung: Nicht
Gott erscheint vor dem Gericht deines Verstandes. Du erscheinst vor
dem Gericht Gottes. Dazu sagten die Aufklärer: Na ja, gut, das wollen
wir dann mal sehen. Selbst, wenn das so ist, ich habe Gott dann noch
Verschiedenes zu sagen, was Er alles falsch gemacht hat. Dazu muss
man sagen: Nein, nein lieber Mensch. Du hast Gott deine Sünde
entgegenzuhalten. Und bis du das in Seinem Gericht tun musst,
solltest du sehen, dass du diese Sünde losgeworden bist. Deine einzige
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