1. historische Leistung von Karl Marx
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eschränkten persönlichen oder nurgewerkschaftlichen Absichten — denen setzte er<br />
den energischsten Widerstand entgegen. So namentlich den englischen<br />
Gewerkschaftsbeamten, die mit den Liberalen zu mogeln begannen.<br />
Überhaupt, so nachsichtig und tolerant <strong>Marx</strong> gegenüber den<br />
proletarischen Massen war, so streng gegenüber denjenigen, die als<br />
ihre Führer auftraten. Das galt in erster Linie ihren Theoretikern.<br />
In der proletarischen Organisation hieß <strong>Marx</strong> jeden Proletarier herzlich<br />
willkommen, der mit der ehrlichen Absicht kam, den Klassenkampf mitzukämpfen,<br />
einerlei, welchen Anschauungen der Beitretende sonst huldigte, welche theoretischen<br />
Bewegründe ihn trieben, welche Argumente er gebrauchte; einerlei, ob er Atheist war<br />
oder ein guter Christ, ob Proudhonianer, Blanquist, Weitlingianer oder Lassalleaner,<br />
ob er die Werttheorie verstand oder für völlig überflüssig hielt usw.<br />
Natürlich war es ihm nicht gleichgültig, ob er es mit klar denkenden oder konfusen<br />
Arbeitern zu tun hatte. Er hielt es für eine wichtige Aufgabe, sie aufzuklären, aber er<br />
hätte es für falsch gehalten, Arbeiter deshalb, weil sie konfus dachten, abzustoßen und<br />
<strong>von</strong> der Organisation fernzuhalten. Er setzte volles Vertrauen in die Kraft des<br />
Klassengegensatzes und die Logik des Klassenkampfes, die jeden Proletarier auf den<br />
richtigen Weg bringen mußte, sobald er sich nur einmal einer Organisation<br />
angeschlossen hatte, die einem wirklichen proletarischen Klassenkampf diente.<br />
Aber anders verhielt er sich Leuten gegenüber, die zum Proletariat als Lehrer kamen,<br />
wenn sie Anschauungen verbreiteten, die geeignet waren, die Kraft und die<br />
Einheitlichkeit dieses Klassenkampfes zu stören. Solchen Elementen gegenüber<br />
kannte er keine • Duldsamkeit. Als unerbittlicher Kritiker trat er ihnen entgegen,<br />
mochten auch ihre Absichten die besten sein; ihr Wirken erschien ihm auf jeden Fall<br />
verderblich — wenn es überhaupt Resultate zeitigte und sich nicht als bloße<br />
Kraftvergeudung erwies.<br />
Dank dem ist <strong>Marx</strong> stets einer der bestgehaßten Männer gewesen; bestgehaßt nicht<br />
bloß <strong>von</strong> der Bourgeoisie, die in ihm ihren gefährlichsten Feind fürchtete, sondern<br />
auch <strong>von</strong> allen Sektierern, Erfindern, gebildeten Konfusionsräten und ähnlichen<br />
Elementen im sozialistischen Lager, die seine „Unduldsamkeit“, sein „Autoritarismus“,<br />
sein „Papsttum“, seine „Ketzergerichte“ um so lebhafter empörten, je schmerzlicher sie<br />
seine Kritik empfanden.<br />
Mit seinen Anschauungen haben wir <strong>Marx</strong>isten <strong>von</strong> <strong>Marx</strong> auch diese Position<br />
übernommen, und wir sind stolz darauf. Nur wer sich als der Schwächere fühlt, klagt<br />
über die „Unduldsamkeit“ einer rein literarischen Kritik. Niemand wird mehr,