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1. historische Leistung von Karl Marx

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erscheinen ihr als etwas Abnormes, Unnatürliches, nur noch dazu geeignet, die<br />

natürliche Entwickelung zu stören. Und trotz der Darwinschen Lehre vom Kampf ums<br />

Dasein bemüht sich die bürgerliche Wissenschaft aus allen Kräften, den Begriff der<br />

Entwickelung gleichbedeutend erscheinen zu lassen mit dem eines ganz friedlichen<br />

Vorganges.<br />

Für <strong>Marx</strong> dagegen war der Klassenkampf nur eine besondere Form des allgemeinen<br />

Entwickelungsgesetzes der Natur, das durchaus nicht friedlicher Art ist. Die<br />

Entwickelung ist für ihn, wie wir schon bemerkt, eine „dialektische“, das heißt, das<br />

Produkt eines Kampfes <strong>von</strong> Gegensätzen, die notwendigerweise auftreten. Jeder<br />

Kampf unversöhnlicher Gegensätze muß aber schließlich zu einer Ueberwindung des<br />

einen der Kämpfenden, also zu einer Katastrophe führen. Die Katastrophe kann sich<br />

sehr langsam vorbereiten, unmerklich mag die Kraft des einen Kämpfenden wachsen,<br />

die des anderen absolut oder im Verhältnis abnehmen, schließlich wird der<br />

Zusammenbruch des einen Teils unvermeidlich, — das heißt, unvermeidlich infolge<br />

des Kampfes und des Anwachsens der Kraft des einen Teils, nicht unvermeidlich als<br />

ein Ereignis, das sich <strong>von</strong> selbst vollzieht. Tagtäglich, auf Schritt und Tritt begegnen<br />

wir kleinen Katastrophen, in der Natur wie in der Gesellschaft. Jeder Todesfall ist eine<br />

Katastrophe. Jedes bestehende Gebilde muß einmal einer Übermacht <strong>von</strong> Gegensätzen<br />

erliegen. Das gilt nicht bloß für Pflanzen und Tiere, sondern auch für ganze<br />

Gesellschaften, ganze Reiche, ganze Himmelskörper. Auch für sie bereitet der Fortgang<br />

des allgemeinen Entwickelungsprozesses durch allmähliches Anwachsen <strong>von</strong><br />

Widerständen zeitweise Katastrophen vor. Keine Bewegung, keine Entwickelung ohne<br />

zeitweise Katastrophen. Diese bilden ein notwendiges Stadium der Entwickelung, die<br />

Evolution ist unmöglich ohne zeitweise Revolutionen.<br />

In dieser Auffassung finden wir ebenso die revolutionär bürgerliche überwunden,<br />

die annahm, die Entwickelung vollziehe sich ausschließlich durch Katastrophen, wie<br />

die konservativ bürgerliche, die in der Katastrophe nicht den<br />

notwendigen Durchgangspunkt eines oft recht langsamen und unmerklichen<br />

Entwickelungsprozesses erblickt, sondern dessen Störung und Hemmung.<br />

Einen anderen Gegensatz zwischen bürgerlicher und proletarischer, oder wenn man<br />

lieber will, zwischen konservativer und revolutionärer Wissenschaft finden wir in der<br />

Erkenntniskritik. Eine revolutionäre Klasse, welche die Kraft in sich fühlt, die<br />

Gesellschaft zu erobern, ist auch geneigt, keine Schranke für ihre wissenschaftlichen<br />

Eroberungen anzuerkennen, sich zur Lösung aller Probleme ihrer Zeit fähig zu halten.<br />

Eine konservative Klasse dagegen scheut instinktiv jeden Fortschritt nicht bloß auf<br />

politischem und sozialem, sondern auch auf wissenschaftlichem Gebiet, weil sie fühlt,

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