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VorhangAuf_106_KT

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Die Eiche und ihre Bewohner<br />

Ein Baum ist eine kleine Welt für sich. Sie dient den<br />

Tieren als Versteck, als Brutplatz, als Schlafplatz<br />

und vielen gibt sie ihre Nahrung! Wenn du eine Eiche<br />

immer wieder besuchst, kannst du viele ihrer<br />

Bewohner kennenlernen. Ganz unten wohnen die<br />

Kleinsten, die im Schatten der Eiche von und in ihren<br />

herabgefallenen Blättern leben. Ein „Stockwerk“<br />

höher nagen die Raupen von Schmetterlingen an<br />

den grünen Blättern. Ungefähr 200 (!) Insekten leben<br />

vom Eichbaum. Einige Vögel ernähren sich wiederum<br />

von diesen Insekten und sorgen so dafür,<br />

dass es nicht zu viele werden, die sonst der Eiche<br />

schaden würden. Andere Vögel klettern zwischen<br />

den Zweigen und am Stamm herum und suchen in<br />

der Rinde und Borke nach Nahrung.<br />

Vielen Tieren, die auf oder in der Nähe der Eiche leben,<br />

sind die Eicheln im Herbst willkommen. Wenn<br />

das Eichhörnchen diese Früchte in seinen Vorratskammern<br />

für den Winter vergräbt, findet es nicht<br />

alle wieder - aber gerade aus denen wachsen neue<br />

Eichen; also verhelfen die Tiere auch den Eichen<br />

zum Weiterleben - alles gehört zusammen.<br />

Die Eiche bietet viel Platz für Nester und Nist höhlen,<br />

in verlassene Höhlen ziehen Fledermäuse ein. Und<br />

wenn der stolze Baum nach 800 oder tausend Jahren<br />

abstirbt, dann kommen wiederum andere Tiere,<br />

die gerade im morschen Holz überleben.<br />

Natürlich gibt es noch viele, viele mehr: Ganz kleine,<br />

wie die Blattläuse, die man fast nur mit der Lupe sehen<br />

kann und unzählige winzige, die wir nur mit einem<br />

Mikroskop sehen können. Ja, die Eiche ist wirklich<br />

eine Welt für sich, in der eins vom anderen lebt.<br />

Entdecke die Tiere!<br />

Welche Tiere auf unserem Bild kennst du schon?<br />

Zähle sie einmal und nenne ihre Namen. Danach<br />

kannst du aus unserer Liste noch die heraussuchen,<br />

die du gerade neu kennenlernst und versuchen, sie<br />

in der Natur zu finden!<br />

Eichelhäher, Waldkauz, Kohlmeise, Buntspecht,<br />

Waldlaubsänger. Fledermaus. Hirsch, Dachs, Eichhörnchen<br />

(2x), Baummarder, Waldmaus, Igel.<br />

Frosch. Insekten: Hirschkäfer, Eichenbohrer<br />

(Käfer), Waldameise, Eichenschrecke. Schmetterlinge:<br />

Eichenspinner (gelb-orange), Grüner<br />

Eichenwickler (2x), Eichenkarmin (unten<br />

rötlich), Eichenzipfelfalter (blau), Eichenzahnspinnerraupe<br />

(grün).<br />

Die Eiche und das Schilfrohr<br />

Am Ufer eines Teiches stand eine Eiche: mächtig und aufrecht. Sie trotzte der<br />

Sonnenhitze und beugte sich keinem Sturm, denn ihre Wurzeln reichten tief. In<br />

der Nähe wuchs ein Schilfrohr auf feuchtem Grunde. Es sah schwach und zerbrechlich<br />

aus und verneigte sich vor jedem Wind.<br />

„Du tust mir leid“, sagte die Eiche eines Tages. „Wärst du doch näher an meinem<br />

Stamm gewachsen, ich würde dich gerne vor den Stürmen beschützen.“<br />

„Du bist sehr freundlich“, sprach das Schilfrohr bescheiden, aber sorge dich nicht<br />

um mich. Kommt ein Sturm mit Gewalt, beuge ich mich bis zur Erde und lasse<br />

ihn über mich fortbrausen: Ich beuge mich, aber ich breche nicht!“<br />

Da war die Eiche beruhigt. Sie hatte schon vielen Winden widerstanden, doch eines<br />

Tages kam ein schrecklicher Sturm über Nacht, er riss Blätter und Äste aus der<br />

aufrechten Eiche. Das Schilfrohr beugte sich zur Erde. Der Sturm wurde zum Orkan.<br />

Mit seiner ganzen Wut zerrte er am großen Baum - bis er ihn samt Wurzeln<br />

aus der Erde riss.<br />

Als das Unwetter vorüber war, stand das kleine Schilfrohr aufrecht neben dem<br />

gestürzten Riesen. Er tat ihm leid, denn er hatte lange Zeit so vielen Tieren<br />

Schutz und Geborgenheit gegeben.<br />

Oftmals bietet das Starke Schutz, doch manchmal ist es besser,<br />

zart und biegsam zu sein.<br />

Nach einer alten Fabel<br />

Text: EW. Bild: Marie-Laure Viriot<br />

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