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Die Eiche und ihre Bewohner<br />
Ein Baum ist eine kleine Welt für sich. Sie dient den<br />
Tieren als Versteck, als Brutplatz, als Schlafplatz<br />
und vielen gibt sie ihre Nahrung! Wenn du eine Eiche<br />
immer wieder besuchst, kannst du viele ihrer<br />
Bewohner kennenlernen. Ganz unten wohnen die<br />
Kleinsten, die im Schatten der Eiche von und in ihren<br />
herabgefallenen Blättern leben. Ein „Stockwerk“<br />
höher nagen die Raupen von Schmetterlingen an<br />
den grünen Blättern. Ungefähr 200 (!) Insekten leben<br />
vom Eichbaum. Einige Vögel ernähren sich wiederum<br />
von diesen Insekten und sorgen so dafür,<br />
dass es nicht zu viele werden, die sonst der Eiche<br />
schaden würden. Andere Vögel klettern zwischen<br />
den Zweigen und am Stamm herum und suchen in<br />
der Rinde und Borke nach Nahrung.<br />
Vielen Tieren, die auf oder in der Nähe der Eiche leben,<br />
sind die Eicheln im Herbst willkommen. Wenn<br />
das Eichhörnchen diese Früchte in seinen Vorratskammern<br />
für den Winter vergräbt, findet es nicht<br />
alle wieder - aber gerade aus denen wachsen neue<br />
Eichen; also verhelfen die Tiere auch den Eichen<br />
zum Weiterleben - alles gehört zusammen.<br />
Die Eiche bietet viel Platz für Nester und Nist höhlen,<br />
in verlassene Höhlen ziehen Fledermäuse ein. Und<br />
wenn der stolze Baum nach 800 oder tausend Jahren<br />
abstirbt, dann kommen wiederum andere Tiere,<br />
die gerade im morschen Holz überleben.<br />
Natürlich gibt es noch viele, viele mehr: Ganz kleine,<br />
wie die Blattläuse, die man fast nur mit der Lupe sehen<br />
kann und unzählige winzige, die wir nur mit einem<br />
Mikroskop sehen können. Ja, die Eiche ist wirklich<br />
eine Welt für sich, in der eins vom anderen lebt.<br />
Entdecke die Tiere!<br />
Welche Tiere auf unserem Bild kennst du schon?<br />
Zähle sie einmal und nenne ihre Namen. Danach<br />
kannst du aus unserer Liste noch die heraussuchen,<br />
die du gerade neu kennenlernst und versuchen, sie<br />
in der Natur zu finden!<br />
Eichelhäher, Waldkauz, Kohlmeise, Buntspecht,<br />
Waldlaubsänger. Fledermaus. Hirsch, Dachs, Eichhörnchen<br />
(2x), Baummarder, Waldmaus, Igel.<br />
Frosch. Insekten: Hirschkäfer, Eichenbohrer<br />
(Käfer), Waldameise, Eichenschrecke. Schmetterlinge:<br />
Eichenspinner (gelb-orange), Grüner<br />
Eichenwickler (2x), Eichenkarmin (unten<br />
rötlich), Eichenzipfelfalter (blau), Eichenzahnspinnerraupe<br />
(grün).<br />
Die Eiche und das Schilfrohr<br />
Am Ufer eines Teiches stand eine Eiche: mächtig und aufrecht. Sie trotzte der<br />
Sonnenhitze und beugte sich keinem Sturm, denn ihre Wurzeln reichten tief. In<br />
der Nähe wuchs ein Schilfrohr auf feuchtem Grunde. Es sah schwach und zerbrechlich<br />
aus und verneigte sich vor jedem Wind.<br />
„Du tust mir leid“, sagte die Eiche eines Tages. „Wärst du doch näher an meinem<br />
Stamm gewachsen, ich würde dich gerne vor den Stürmen beschützen.“<br />
„Du bist sehr freundlich“, sprach das Schilfrohr bescheiden, aber sorge dich nicht<br />
um mich. Kommt ein Sturm mit Gewalt, beuge ich mich bis zur Erde und lasse<br />
ihn über mich fortbrausen: Ich beuge mich, aber ich breche nicht!“<br />
Da war die Eiche beruhigt. Sie hatte schon vielen Winden widerstanden, doch eines<br />
Tages kam ein schrecklicher Sturm über Nacht, er riss Blätter und Äste aus der<br />
aufrechten Eiche. Das Schilfrohr beugte sich zur Erde. Der Sturm wurde zum Orkan.<br />
Mit seiner ganzen Wut zerrte er am großen Baum - bis er ihn samt Wurzeln<br />
aus der Erde riss.<br />
Als das Unwetter vorüber war, stand das kleine Schilfrohr aufrecht neben dem<br />
gestürzten Riesen. Er tat ihm leid, denn er hatte lange Zeit so vielen Tieren<br />
Schutz und Geborgenheit gegeben.<br />
Oftmals bietet das Starke Schutz, doch manchmal ist es besser,<br />
zart und biegsam zu sein.<br />
Nach einer alten Fabel<br />
Text: EW. Bild: Marie-Laure Viriot<br />
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