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Jahresbericht 2014

Überblick über die Aktivitäten des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, im Kalenderjahr 2014

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Die drei Referenten der Präsentation von Hinter-<br />

National, Klaus Johann, Gerhard Trapp und Vera<br />

Schneider, in der Bibliothek des Forum Austriaco<br />

von zahlreichen Zitaten, Ausschnitten aus seinen Radiolesungen<br />

und Bilddokumenten aus dem Nachlass einem breiten<br />

Publikum nahebrachten. Oft begleitete uns dabei unser Kollege<br />

und Freund Gerhard Trapp, einer der wichtigsten Urzidil-<br />

Forscher, der den Schriftsteller noch persönlich kannte, und<br />

trug aus Briefen Urzidils an ihn vor. Unsere Lesereise führte<br />

uns in vier Jahren an 28 Orte im In- und Ausland. Nachdem<br />

wir schon in Metropolen wie Prag, Berlin, Budapest und Wien<br />

gastiert hatten, stand <strong>2014</strong> eine weitere Hauptstadt auf unserer<br />

Wunschliste.<br />

»Rom ist eben der Höhepunkt [...], alles andere bisher war<br />

Vorspiel. Und das weitere wird Nachspiel sein«, sagte Johannes<br />

Urzidil im November 1970 zu Heinrich Schmidinger, dem<br />

damaligen Direktor des Österreichischen Kulturinstituts in<br />

Rom. Urzidil liebte die italienische Metropole mit der reichen<br />

Geschichte; schon als Student der Kunstgeschichte war er fasziniert<br />

von der griechisch-römischen Epoche. »Hier könnte ich<br />

bleiben«, sagt er zu Schmidinger, der ihn zu einer Lesung eingeladen<br />

hatte. Dieser Wunsch sollte auf tragische Weise erfüllt<br />

werden: In der Nacht vor seinem Auftritt starb der Vierundsiebzigjährige<br />

überraschend an Hirnschlag. Seine letzte Ruhestätte<br />

fand Johannes Urzidil auf dem Campo Santo Teutonico<br />

in der Vatikanstadt.<br />

Mit unserer Idee, unser Johannes-Urzidil-Lesebuch auch in<br />

Rom zu präsentieren, stießen wir beim Forum Austriaco di Cultura<br />

Roma auf offene Ohren. Gemeinsam mit der Nachfolgeinstitution<br />

des Österreichischen Kulturinstituts erweiterten wir<br />

die Buchpräsentation zu einem Themenabend, dessen zweiter<br />

Teil sich der besonderen Beziehung Urzidils zur Ewigen<br />

Stadt widmete. Nach einer Einführung durch den italienischen<br />

Literaturwissenschaftler Marino Freschi las die österreichische<br />

Schriftstellerin Brita Steinwendtner Auszüge aus ihrem<br />

Essay Rom. Ballett von Tod und Leben. Ingeborg Bachmann –<br />

Johannes Urzidil. Über vierzig Gäste waren gekommen – eine<br />

gute Resonanz angesichts des für Rom doch recht exotischen<br />

Themas. Viele nutzten die Möglichkeit, sich die Buchpräsentation<br />

simultan ins Italienische dolmetschen zu lassen.<br />

So kam es, dass 44 Jahre nach seinem Tod Urzidils Stimme<br />

doch noch im ehrwürdigen Lesesaal des Forum Austriaco<br />

di Cultura erklingen konnte. Für uns Referenten war es sehr<br />

bewegend, gerade an diesem Ort das Gedächtnis an den Autor<br />

wachzurufen. An den Reaktionen des Publikums und an den<br />

Gesprächen nach den Lesungen merkten wir, dass wir mit diesem<br />

Gefühl nicht allein waren.<br />

Gerhard Trapp, Klaus Johann und ich sind von unserer Lesereise<br />

bei bester Gesundheit zurückgekehrt und werden 2015<br />

einer Einladung der Smetana-Tage in die Kulturhauptstadt Pilsen/Plzeň<br />

folgen. HinterNational – Johannes Urzidil ist mittlerweile<br />

fast vergriffen, für eine zweite Auflage sammelt der<br />

Verlag Interessenten unter deutsches@kulturforum.info. Ein<br />

Höhepunkt muss kein Finale sein.<br />

Vera Schneider<br />

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