webereinhardt - Magazin No.2
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Arbeitsalltag 15<br />
bühne frei<br />
spot on<br />
Nach vierzig Jahren Architektur werde ich die Prioritäten neu setzen und mich ab<br />
nächstem Jahr vermehrt meiner zweiten Leidenschaft, der Musik, zuwenden. Musik<br />
hat mich schon vor der Geburt begleitet. Meine Mutter war eine leidenschaftliche<br />
Sängerin und ihr Gesang hat mich geprägt; die Besuche im Architekturbüro<br />
des Vaters kamen erst viel später dazu. Eine Tatsache, die mich jetzt einholt.<br />
Meine ersten Einsätze als Musiker waren vorerst sehr<br />
beschränkt und unbeständig. Nach den Jahren im<br />
Knabenchor und den unfreiwilligen Klavierstunden<br />
wendete ich mich mit meinen Freunden zuerst dem<br />
Free-Jazz zu. Da musste dann auch Vaters Geige dran<br />
glauben und die Nachbarn litten, wenn wir sturmfreie<br />
Bude hatten. Bereits mit Sechzehn hat mich der Jazz<br />
in Bann genommen. Die Musik von John Coltrane war<br />
der Schlüssel dazu und ich pilgerte jedes Jahr ans<br />
Jazz Festival nach Willisau. Mit Zwanzig war ich dann<br />
überzeugt, dass ich den Start als Saxophonist wagen<br />
wollte. Meine Eltern schienen ebenfalls daran zu glauben,<br />
als sie mir mein Saxophon finanzierten – ein Selmer<br />
Mark VI. A fonds perdu natürlich. Das Instrument<br />
ist heute Kult.<br />
Ich legte gleich los und erreichte relativ schnell einen<br />
Stand, der es mir erlaubte, die damaligen Zuger Jazz-<br />
Grössen wie Hans Kennel, René Twerenbold, Fredy<br />
Lüscher und viele andere zu uns in den Keller einzuladen<br />
und mit ihnen zu jammen. Nicht immer zur Freude<br />
meiner Eltern.<br />
Bei Peter Sigrist, der damals die Jazzschule Luzern<br />
gründete, konnte ich Unterricht nehmen und kam sogar<br />
zu einem Lehreinsatz an der frisch eröffneten Schule.<br />
Mittlerweile hatte ich mich aber entschieden, Architektur<br />
zu studieren und mein Musikerleben im Off zu<br />
führen. Ein weiser Entscheid, wie ich schon bald feststellen<br />
konnte. Musik blieb Leidenschaft und wurde<br />
nicht zum Broterwerb.<br />
Ich schaffte mir den nötigen Freiraum für viele spannende<br />
Musikprojekte und hatte dabei Gelegenheit, mit<br />
zahlreichen Musikergrössen zu spielen wie Ernie Wilkins,<br />
Pierre Favre, K.T. Geier, Urs Blöchlinger, Matthieu<br />
Michel, Roberto Bossard, Roli von Flüe, Alessandro<br />
d’Episcopo u.v.a.<br />
Seit 1988 leite ich meine eigene Band „Less“, die sich<br />
auf die Livevertonung von Stummfilmen spezialisiert<br />
hat. Auf Ende 2013 erscheint die aktuelle CD / DVD<br />
„Der Mann mit der Kamera“. Mehr Infos dazu unter<br />
www.lessmusic.ch<br />
Ich freue mich auf spannende musikalische Begegnungen<br />
mit Ihnen.<br />
David Weber