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ks_02-16

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Restaurierung<br />

Die wertvolle Marienstatue<br />

hat ihren neuen Platz in<br />

einer Nische in der linken<br />

Flügelwand erhalten.<br />

Zusammen mit der Kerzenandacht<br />

(lin<strong>ks</strong>) und der Sitzbank<br />

bildet sie eine kleine<br />

Einheit.<br />

Restaurierung<br />

Schlichte Marmorkonsolen für die Kerzen und<br />

die direkt auf die Wand gemalten Kreuzzeichen repräsentieren<br />

die zwölf Apostelleuchter. Als raumgreifendes<br />

Kontinuum verknüpfen sie den Chorbereich<br />

und die liturgischen Orte mit der zentral<br />

gesetzten Schale für das Weihwasser im Vorraum,<br />

die die Verbindung zwischen dem Alltags- und Sakralraum<br />

herstellt.<br />

DIE GLASFENSTER<br />

Die neuen Glasfenster der Jugendkirche sind<br />

nicht als Einzelstücke, sondern als eine den<br />

Kirchenraum umschliessende Lichthülle konzipiert.<br />

So bilden jeweils die sechs hochrechtecki-<br />

gen Fenster und das kleine Emporenfenster der<br />

einen Langhausseite zusammen mit ihren umgebenden<br />

Wandflächen eine Einheit, die mit der<br />

gegenüberliegenden Seite korrespondiert. Nebst<br />

der bisherigen übergeordneten, vier- bzw. zweiteiligen<br />

Einrahmung der Öffnungen werden die<br />

Glasfenster zusätzlich in vertikale und horizontale<br />

Schichten gegliedert, deren Masse aus dem<br />

Bestand abgeleitet sind und somit die von der<br />

Architektur Steiners vorgegebenen Proportionen<br />

fortsetzen (Grundverhältnis 1:3, abgeleitet aus<br />

jenem der Fensterbreite und -höhe zum Wandfeld<br />

zwischen den Fenstern). Einer Partitur gleich<br />

werden blasse, transluzente und satte, kristalli-<br />

V.l.n.r.: Osterkerze,<br />

Tabernakel, Ewiges Licht,<br />

Nische für die Heiligen Öle.<br />

ten Leib Christi, aus, der zusammen mit der Marmorkonsole<br />

des Ewigen Lichts und der Nische für<br />

die Heiligen Öle an der rechten Längsschiffwand<br />

eine räumliche Einheit bildet. Zwischen dem Altar<br />

und dem Tabernakel befindet sich die Osterkerze,<br />

deren aufstrebender Sockel den Marmorquader<br />

für die Kerze emporhebt.<br />

Der Ambo wird aus zwei räumlich komplexeren<br />

Teilen aus Sandstein und Marmor, die wie Schlüssel<br />

und Schloss ineinandergreifen, gebildet. Er<br />

wird seitlich von einer senkrechten Sandsteinplatte<br />

flankiert, die zugleich den Ort der Marienandacht<br />

auf der linken Seite des Vorchors optisch<br />

abgrenzt und «einfriedet».<br />

Analog zur gegenüberliegenden Seite des Vorchors<br />

liegt der Fokus der Marienandacht auf einer<br />

Wandnische, die der wertvollen Skulptur der Maria<br />

Raum bietet. Die Holzfigur steht auf einem Marmorsockel,<br />

der entsprechend der Gesamtgestaltung<br />

der liturgischen Orte von einer aus der Nische<br />

hervortretenden Mensa aus Sandstein getragen<br />

wird. Zusammen mit der in die Längsschiffwand<br />

vertieften Kerzenschmelze und einer freistehenden,<br />

einfachen Sitzbank wird dieser Bereich des<br />

Vorchors zur eigentlichen (Ur-)Zelle der Andacht.<br />

Die Farbfassung stärkt den Chorraum und bindet<br />

das historische Bild der Himmelfahrt Marias,<br />

sowie das neugeschaffene Patrozinium des Heiligen<br />

Wolfgang im Triptichon der Glasfenster des<br />

Chors zu einem harmonischen Einklang. Die gesamte<br />

Patroziniumswand ist mittels einer hell<br />

schimmernden Farbe aus Veroneser Grünerde als<br />

aktiver Raumteil aufgewertet und versinnbildlicht<br />

die lebendige Wirkkraft des Heiligen Wolfgang. Die<br />

rechte, fensterlose Chorwand wird in der oberen<br />

Hälfte, die ursprünglich eine offene Empore auszeichnete,<br />

mit heller Goldocker-Farbe gefasst. Sie<br />

bezieht sich auf den Widerschein des durch die<br />

drei gegenüberliegenden Fenster einfallenden<br />

Lichts.<br />

Die Taufe und das Kreuz symbolisieren hier<br />

im Chor den Zusammenhang von Geburt, Tod<br />

und Auferstehung und das Aufgehobensein in<br />

der Gemeinschaft der Gläubigen. Das von einer<br />

kreuzförmigen Stele getragene Kreuz aus Marmor<br />

verschränkt in seiner Gestalt die Symbolik des abstrakten<br />

Zeichens mit der angedeuteten Erscheinung<br />

des menschlichen Körpers. Der Taufort, eine<br />

marmorne Schale auf einem zylindrischen abgefasten<br />

Sandsteinsockel, erinnert an die einstige<br />

Form des Brunnenbeckens der ersten Baptisterien<br />

und an den Ursprung neuen Lebens.<br />

DENKMALPFLEGERISCHE ÜBERLEGUNGEN<br />

Das 1946-1949 entstandene Bauwerk der Jugendkirche<br />

St. Wolfgang wirkt mit seinem Sandsteinquadermauerwerk<br />

gewollt sehr archaisch.<br />

Zum Konzept von Architekt Josef Steiner gehörte<br />

das frühchristlich inspirierte Atrium vor<br />

dem Hauptportal. Der angesehene Einsiedler<br />

Kunsthistoriker und spätere ETH-Professor Linus<br />

Birchler begrüsste bei der Vorstellung des<br />

Projekts im Jahre 1946 den bescheidenen, gemässigt<br />

modernen Stil der Kirche, der sich vom<br />

üppigen Barock des Klosters abhob (...). Als Folge<br />

der Materialknappheit nach dem Krieg waren<br />

jedoch verschiedene Anpassungen nötig.<br />

So reduzierte man etwa aus Kostengründen die<br />

Gesamthöhe der Kirche, was sich entscheidend<br />

auf die Proportionen auswirkte und deshalb<br />

Kirche und Turm heute gedrungen erscheinen<br />

lassen. Die Schlichtheit des Äusseren setzte<br />

sich im Innern mit einem kargen, gedrungenen<br />

Saal fort, der sein Licht von farbig verglasten<br />

Fenstern erhielt. Hier zeigte sich deutlich, dass<br />

nach dem Krieg die Mittel für eine gefällige Ausstattung<br />

fehlten.<br />

Seit 1991 ist die Jugendkirche von 1949 als<br />

Baudenkmal von lokaler Bedeutung im Inventar<br />

der geschützten Bauten und Objekte (KIGBO)<br />

des Kantons Schwyz eingetragen. Sie ist damit<br />

eines der jüngsten Objekte im Schwyzer Inventar.<br />

Das nun umgesetzte Restaurierungskonzept<br />

zielte aufgrund der Vorgeschichte primär<br />

dahin, den Innenraum mit gezielten Massnahmen<br />

aufzuwerten und neu zu gestalten. Aus<br />

Sicht der Denkmalpflege ist dies zu begrüssen.<br />

Die historisch bedeutenden Ausstattungselemente<br />

blieben dem Raum erhalten. So wird<br />

das barocke Hauptaltarbild mit der Darstellung<br />

der Himmelfahrt Mariae von Franz Carl Stauder,<br />

bei dem es sich gemäss Tradition um das alte<br />

Das schlichte Äussere der Jugendkirche St. Wolfgang mit<br />

der während der Bauzeit aus Kostengründen reduzierten<br />

Höhe von Schiff und Turm.<br />

Hochaltarbild der Stiftskirche handelt, in die<br />

Neukonzeption übernommen. Mit der Neugestaltung<br />

des Innern hat die Jugendkirche an<br />

Würde gewonnen.<br />

Thomas Brunner, Denkmalpfleger<br />

des Kantons Schwyz<br />

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