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Glareana_45_1996_#1

Heinrich Kawinski und Martin Kirnbauer Querflöten aus dem aussergewöhnlichen Werkstoff Glas [Zweitveröffentlichung aus: Restauro - Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen, 102 / H. 1 (1996), 22-27.]

Heinrich Kawinski und Martin Kirnbauer Querflöten aus dem aussergewöhnlichen Werkstoff Glas
[Zweitveröffentlichung aus: Restauro - Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen, 102 / H. 1 (1996), 22-27.]

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<strong>1996</strong> <strong>45</strong>.Jahrgang Heft 1<br />

GLAREANA<br />

Nachrichten<br />

der Gesellschaft<br />

der Freunde<br />

alter Musikinstrumente


GLAREANA<br />

Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente<br />

<strong>1996</strong><br />

<strong>45</strong>. Jahrgang<br />

Heft 1<br />

Inhalt<br />

Editorial I<br />

Editorial II. Adressen des Vorstands<br />

2<br />

3<br />

Beiträge<br />

Heinrich Kawinski und Martin Kirnbauer<br />

Querflöten aus dem aussergewöhnlichen Werkstoff Glas<br />

4<br />

Drehleier und Musette - ein altes und wohlklingendes Paar<br />

GEFAM-Jahresversammlung vom 5. Mai 16<br />

Petition gegen die Schliessung der Geigenbauschule in Brienz 19<br />

Diebstähle in den Musikinstrumenten-Sammlungen von Basel und Bad Säekingen 21<br />

Mitteilungen und Termine 22<br />

Mutationen (Adressänderungen, Ein- und Austritte) 24<br />

Redaktionsschluss: für Heft 1: 31 .Januar; für Heft 2: 31.Juli


2<br />

Editorlall<br />

Liebe Mitglieder der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente!<br />

Aufgrund meiner beruflichen Aufgaben sehe ich mich gezwungen, die arbeitsintensiven,<br />

sogenannten "Nebenbeschäftigungen" abzugeben. Dazu gehört zweifelsohne auch die<br />

Redaktion der GLAREANA. Meine Prioritäten müssen sich für die nächsten drei bis vier<br />

Jahre auf die Neueinrichtung eines Musikmuseums in Basel konzentrieren, und dass<br />

daneben wenig freie Kapazitäten bleiben, bedarf wohl kaum weiterer Erklärungen. Auch<br />

würden sich weitere unnötige Fehler einschleichen, wie z.B. im letzten Heft (2/1995), wo in<br />

der Vorstandsliste leider wiederum Harry Joelson-Strohbach als Adressverwalter<br />

vergessen wurde, eine Funktion, die für einen Verein besonders wichtig ist!! Ich möchte<br />

mich hier für diesen Lapsus entschuldigen.<br />

Auf der Suche nach einer Nachfolge sind wir dann bald fündig geworden: Glücklicherweise<br />

stellt sich Frau Rebekka Reichlin zur Verfügung, ein Mitglied unserer Gesellschaft aus<br />

der jungen Generation, was mir zusätzlich Freude bereitet. Sie bringt sowohl musikalische<br />

als auch journalistische Erfahrung mit und ist damit für die Aufgabe zweifelsohne sehr<br />

qualifiziert. Ich möchte hiermit alle Mitglieder herzlich bitten, die Unterlagen für die<br />

GLAREANA in Zukunft Frau Reichlin zukommen zu lassen und damit die aktive Mitarbeit<br />

in der Gesellschaft wie bisher weiterzuführen. Die Adresse von Frau Reichlin finden Sie in<br />

der Liste der Vorstandsmitglieder.<br />

Ich selbst möchte mich hier von Ihnen als Redaktorin der GLAREANA nach fünfeinhalb<br />

Jahren verabschieden und Ihnen allen für Ihre Mitarbeit danken.<br />

Veronika Gutmann


3<br />

Editorial II<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Nun übernehme ich also das Szepter - heutzutage heisst das: die Diskette - von Frau<br />

Gutmann und ich freue mich darauf, die GLAREANA zu machen. Mir persönlich gibt diese<br />

Tätigkeit die Möglichkeit, etwas näher an die alte Musik heranzurücken. Bedingt durch<br />

mein Slavistik-Studium an der Universität Bern und meine passive Mitgliedschaft in der<br />

GEFAM, hatten in den letzten Jahren andere Gebiete mehr Gewicht bekommen. Die<br />

Freude und das Interesse an alter Musik und Instrumenten habe ich aber überhaupt nicht<br />

verloren. Die Redaktion der GLAREANA gibt mir die Möglichkeit, lustvoll und neugierig<br />

Journalismus und alte Musik zu verbinden.<br />

Dabei hoffe ich natürlich, dass das Produkt - die GLAREANA - Ihnen gefällt und Sie<br />

anregt. Ich bin aber auch angewiesen auf Ihre Unterstützung. Falls Sie etwas geschrieben<br />

haben oder schreiben möchten, falls Sie Ideen haben für Berichte, falls ein Thema Sie<br />

brennend interessieren würde, falls Sie Kritik äussern möchten, nehmen Sie doch bitte mit<br />

mir Kontakt auf! Ich bin sehr neugierig auf Ihre Meinung, Ihr Anliegen, Ihre Idee I<br />

Die Verspätung, mit der diese Ausgabe der GLAREANA erscheint, bitte ich Sie zu<br />

entschuldigen, die nächsten Nummern sollten wieder termingerecht bei Ihnen sein. Ganz<br />

herzlich möchte ich mich bei Frau Gutmann für ihre Unterstützung und Arbeit bedanken.<br />

Nun wünsche ich allen viel GLAREANA-Lesegenussl<br />

Rebekka Reichlin<br />

Der Vorstand der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente<br />

Präsident: Georg F. Senn, Bündtenweg 62,4102 Binningen<br />

Vizepräsident Paul J. Reichlin-Moser, Im Seeli, 8833 Samstagern<br />

Kassier: Hannes Paul Scherrer, Suntenwiesenweg 4, 8803 Rüschlikon<br />

Aktuar: Uc. phil. Thomas Drescher, Lenzgasse 25, 4056 Basel<br />

Beisitzer: Dr. phil. Veronika Gutmann, Bachlettenstr. 82, 4054 Basel<br />

Markus Hünninger, Stöberstr. 15, 4055 Basel<br />

Adressverwaltung: Harry Joelson-Strohbach, Albanistr. 16, 8400 Winterthur<br />

GLAREANA·Redaktion: Rebekka Reichlin, Zinggstr. 24, 3007 Bern


4<br />

Querflöten aus dem aussergewöhnlichen Werkstoff Glas<br />

von<br />

Heinrich Kawinski und Martin Kirnbauer<br />

I<br />

Abb. 1 Glasflöte mit zwei alternativen Fussstücken und originalem Etui von C.Laurent,<br />

Paris 1815, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg lnv.Nr. Ml410 (GNM) [J.Musolf]<br />

Über 50 Querflöten, deren Korpus aus Glas gefertigt ist, haben sich in verschiedenen<br />

Musikinstrumentensammlungen erhalten. Sie datieren alle in die erste Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts und wurden zumeist von Claude Laurent gefertigt 1 .<br />

Weitere solche<br />

Glasquerflöten sind nur noch von seinem Werkstattnachfolger J. D. Breton 2 und einem<br />

Brüsseler Hersteller mit Namen Louis Joseph Constantin Savreux 3 bekannt. Sie weisen<br />

Besonderheiten auf, die auch von konservatorischer Bedeutung sind. So traten an der im<br />

Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verwahrten Querflöte von Claude Laurent,<br />

Paris 1815 (Abb. 1 ), aufgrund der spezifischen Werkstoffeigenschaften Probleme auf, die<br />

sich allerdings später als Scheinprobleme herausstellten. Sie waren aber der Ausgangspunkt<br />

für Fragen nach der<br />

Herstellungstechnik. Als zusätzliches<br />

Vergleichsinstrument<br />

diente eine etwas spätere,<br />

sonst aber weitgehend<br />

gleichartige Flöte von Laurent<br />

im Historischen Museum<br />

Basel Abb. 2 4 •<br />

Abb. 2 Glasflöte von C.Laurent, Paris 1826, Historisches<br />

Museum Basellnv.Nr. 1957.12. (HMB) [M.Kirnbauer]<br />

' Vgl. hierzu die allerdings bei weitem nicht vollständige Auflistung bei L.G. Langwill, Musical Wind-Instrument<br />

~. Edinburgh 6/1980, $.101<br />

2 Tätig zwischen 1848 und 1874; W. Waterhouse, Tbe New Langwm Index A Dictionary of Musjcal Wind­<br />

Instrument Makers and Inventars, London 1993, S.44<br />

3 Tätig um 1825- Waterhouse, siehe Anm. 2, S.347. Eine vierteilige Glasflöte mit 4 Klappen, angeblich das<br />

Instrument eines Darmstädter Herzogs, hat sich in einer deutschen Privatsammlung erhalten.<br />

4 Historisches Museum Basel, lnv.-Nr. 1957.12., signiert ·c. LAURENT A PARIS 1826./ Brevete•.


5<br />

Die Querflöte von Claude Laurent in Nürnberg<br />

Die vierteilige Nürnberger Flöte (lnventarnummer MI 41 O) ist durch die Gravur "Laurent ä<br />

Paris 1815 I Brevete• signiert und vollständig in einem originalen mahagonifurnierten<br />

Kasten erhalten. Zu dem üblichen D-Fussstück gibt es ein alternativ zu verwendendes C­<br />

Fussstück. Die Flöte trägt 6 Klappen für c2, b 1, gis 1, doppeltes f1 und dis 1 bzw. mit C­<br />

Fussstück 8 Klappen (zusätzlich cis 1 und c 1) in Säulchen Iagerung. Die gläsernen Korpusteile<br />

sind an den Enden mit Silbertüllen verbunden, der Pfropfen besteht offenbar<br />

ebenfalls aus Glas 5 .<br />

Werkstoff Glas in den Quellenschriften<br />

Die Verwendung von Glas als Werkstoff im "Holz"-Biasinstrumentenbau hat eine lange<br />

Tradition. Bereits in mittelalterlichen Texten ist von "businen• aus Glas die Rede 6 , 1511<br />

erwähnt A. Schlick "glass" als scheinbar selbstverständliches Material für Orgelpfeifen 7 ,<br />

und 1547 werden im Inventar Henry's VIII. von England auch ausdrücklich "iii fflutes of<br />

glasse and one of woode painted like glasse" genannt 8 . Ein knappes Jahrhundert später<br />

berichtet M. Mersenne über Flöten: "ons les fait ordinairement de buis; elles sont aussi fort<br />

bonnes de chrystal, ou de verre & d'ebene." 9 (Üblicherweise fertigt man die Flöten aus<br />

Buchsbaumholz; sie sind auch sehr gut aus "chrystal" oder Glas und aus Ebenholz.)<br />

Der Glasflötenbauer Claude Laurent<br />

Durch erhaltene Instrumente belegbare Verwendung im Instrumentenbau findet dieses<br />

Material aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1806 erwirbt Claude Laurent, ein aus<br />

Langres stammender Pariser Uhrmacher und Mechaniker, ein Patent "pour une flute en<br />

cristal" 10 . Neben einer Reihe von "Verbesserungen" - im Sinne von Veränderungen - in<br />

der Lochanordnung, der Verwendung von bestimmten weniger bruchanfälligen Klappenfedern<br />

und der Anbringung von metallenen Zapfenverbindungen mit<br />

Bajonettverschlüssen 11 stellt die grosse Besonderheit seiner neuen Flöte das Material<br />

Glas und seine speziellen Eigenschaften dar. Dazu heisst es in der Patentschrift:<br />

5<br />

Eine Beschreibung des Instrumentes findet sich bei J.H. van der Meer, Neuerwerbungen des<br />

Germanischen Nationalmyseyms, in: Anzeiger des GNM 1972, Nümberg 1973, S.186<br />

• Vgl. F. Brücker, Die BlasinstrumenJe ja der altfranzösischen Literatur. Gießen 1926, S.18<br />

7 Spiegel der Orgelmacher, Speyer 1511, Das Acht Capitel, 1.3: •orgelt oder positiff I was pfeiffen die haben<br />

von metalt holtz I bapir I duch oder glaß [ ... ]" (Was auch immer von einer derartigen Überlieferung zu halten<br />

sein mag: die Autoren.)<br />

8<br />

"inventory of the Guarderobes• Britlsh Llbrary London, Ms. Harley 1419: hier zitiert nach C. Sachs,<br />

Beallexjkon der Musikinstrumente, Berlin 1913, S.159a<br />

9 M. Mersenne, Harmonie universelle, Paris 1636, f.13v. ·Könnte aus dieser Stelle vielleicht geschlossen<br />

werden, daß die Begriffe chrystal und verre synonym verwendet sind, zeigt die 1648 erschienene lateinische<br />

Ausgabe eine klare Reihung an: "ebeno, vitro, atque chrystallo, quibus adde cerram. &c.".<br />

' 0 Patent Nr.236 vom 21 . November 1806; freundlicherweise zur Verlügung gestellt vom Staatlichen Institut<br />

für Musikforschung, PK, Berlin. Bereits aus dem Jahre 1805 hat sich eine gläserne Quertlöte Laucents<br />

erhalten (Sotheby·Auktion London 14.Juni 1990, Losnummer 148).<br />

11<br />

Für eine aus1Uhr1ichere Darstellung dieser Aspekte siehe N. Toff, The Development of the Modern flute,<br />

New York 1979, S.31 ff.


6<br />

"On sait que tous les instrumans en bois ou en ivoire se<br />

gonflent par l'humidite atmospherique, ou par celle que<br />

produit le soufle du musicien, et qu'ils se dessechent,<br />

quelquefois se fendent, lorsque, dans un temps sec, on est<br />

long-temps sans en faire usage. Le cristal, au contraire,<br />

impassible aux effets de l'humidite, conserve toujours ses<br />

m~mes dimensions, et joint ä son inalterabilite une compacite<br />

elastique qui rend l'instrument plus sonore et plus facile."<br />

(Man weiss, dass alle Instrumente aus Holz oder Elfenbein durch<br />

Luft- oder Atemfeuchtigkeit quellen, und dass sie austrocknen<br />

und manchmal auch reissen, wenn sie in trockener Luft lange<br />

unbenutzt bleiben. Im Gegensatz dazu bewahrt "cristal",<br />

unbeeinflusst von den Auswirkungen der Feuchtigkeit, immer<br />

seine Masse und verfügt neben der Unveränderlichkeit über<br />

Elastizität, die das Instrument klangvoller und müheloser<br />

spielbar macht.)<br />

Diese Vorzüge bestätigt auch eine "Commission aus den Mitgliedern des Kaiserlichen<br />

Conservatoriums der Musik" in Paris mit folgendem Untersuchungsbericht<br />

"Die Proben wurden bei verschiedenen Graden der Temperatur ­<br />

von 5 bis 6 Grad über dem Nullpunkte des Reaumursehen Thermometers<br />

bis zu der stärksten Hitze eines Kaminfeuers - angestellt,<br />

und es ergab sich, dass das gläserne Instrument keine<br />

Veränderung des Tons, selbst bei dem schnellsten Wechsel der<br />

Temperatur von der Wärme zur Kälte, und eben so wenig bei dem<br />

allmähligen Uebergange von dem einen zu dem anderen Extrem<br />

erlitt." 12<br />

Im Patenttext bezeichnet Laurent das Material als "cristal". Diese Bezeichnung ist doppeldeutig<br />

und kann sich - vom Hersteller vielleicht nicht ganz unbeabsichtigt - einerseits auf<br />

Quarz oder "Bergkristall", andererseits aber auf Glas mit einem hohen Bleigehalt<br />

beziehen, das gemeinhin Kristallglas genannt wird. Diese Materialzusammensetzung<br />

zeichnet sich gegenüber herkömmlichen Glassorten durch eine stärkere Lichtbrechung<br />

und einen damit zusammenhängenden schönen, kräftigen Glanz aus. Zudem ist dieses<br />

Glas etwas weicher und lässt sich deshalb leichter schleifen und bearbeiten. Durch die<br />

12 Nach einem Bericht des Weimarer Journal des Luxus und der Moden, Ausgabe Juni 1806, $ .385 f.; zitiert<br />

hier nach K. Ventzke, Krjstallglas!föten im 19 Jahrhundert, in: Tibia 3/4 (197Bn9), $.397-399. Diese etwas<br />

gewaltsam erscheinende Versuchsanordnung entsprach seinerzeit durchaus realen Anforderungen, die die<br />

Zellgenossen sehr beschäftigte, vgl. den Beitrag von J.H. Liebeskind, Bruchstücke aus ejnem noch<br />

uogedruck1en phjlosophjsch·prak1jscheo Versuche Ober dje Natur und das Taospiel der deutscheo Flöteo, ln:<br />

Allgemeine Musikalische Zeitung (1aon. besonders in Nr.a Sp. 11 3-120.


7<br />

Zugabe geringer Mengen färbender Stoffe 13 lässt sich auch eine Tönung des Glases<br />

erreichen. Beides - ausgefeilten Schliff mit zahlreichen spiegelnden Flächen sowie<br />

gelegentlich auch Einfärbung - hat Laurent für seine Instrumente zur Anwendung<br />

gebracht.<br />

Warum Glas?<br />

Neben den bereits oben erwähnten akustischen Vorteilen war diese äusserliche<br />

Prächtigkelt sicher nur ein weiterer Anlass, gerade Glas für die Flötenherstellung zu verwenden.<br />

Daneben bot die Außergewöhnlichkeit des Materiales wie auch die Beherrschung<br />

eines hohen, spezifisch technologischen Standards Laurent eine gute Möglichkeit,<br />

sich als "flötenbauender Uhrmacher• gegen eine starke Konkurrenz von Instrumentenbauern<br />

im damaligen Paris durchzusetzen 14 • Stolz heisst es auch in der Patentschritt,<br />

dass die Bearbeitung dieses Materiales schwierig sei: "Le travail de cette matiere<br />

presentait des difficultes qu'il a fallu surmonter, on a meme trouve le moyen de rendre<br />

encore l'instrument plus partalt dans son execution."<br />

Schliesslich darf nicht vergessen werden, dass die Möglichkeiten der traditionellen<br />

Bauweise von Flöten zu jener Zeit weitestgehend erschöpft schienen, das zeigen nicht<br />

zuletzt die Auseinandersetzungen führender Flötisten und Flötenbauer in den damaligen<br />

Fachzeitschritten 15 . Ausserdem läßt sich in der Verwendung von Glas vielleicht ein<br />

gewisses manieristisches Moment entdecken, zumal diese Instrumente auch<br />

entsprechend teuer waren 16 •<br />

Zustand der Nürnberger Flöte<br />

Folgendes konnte an der Glasflöte im GNM anläßlich der Übernahme 1979 sowie später<br />

1987 beobachtet werden:<br />

Neben einigen Korrosionsschäden an den Metallteilen wurde vor allen Dingen eine rauhe<br />

Oberfläche der Innenbohrung registriert, die das Glas trübe erscheinen lässt. ln den<br />

Kehlen der rundum eingeschliffenen Rippen fanden sich an einigen Stellen geringe<br />

Mengen einer hellen, körnigen Substanz, die sich leicht entfernen liess.<br />

Rund um das Anblasloch fiel eine aufgerauhte Partie auf, die besonders auf der dem<br />

Spieler zugewandten Seite weit hinunterreicht. Die Anblaskante ist in Blasrichtung<br />

geringfügig ausgebrochen, die gesamte Kante leicht gerundet.<br />

13<br />

Z.B. Se, Co203, Mn203, CuO, U02 oder Cr203. Schöne Beispiele gefärbter Flöten Laucents finden sich<br />

in der Sammlung Dayton C. Miller, heute in der Library of Congress, Washington D.C.<br />

14<br />

Vielleichtaufgrund dieses Vorsprunges war er 1806 auch der erste Hersteller von 'Holzblasinstrumenten'<br />

auf einer industriellen Handelsmesse (siehe Waterhouse, siehe Anm.2, 8.225). der dabei sogleich eine<br />

Silbermedaille erringen konnte, die für einen Flötenbauer für Jahrzehnte singulär blieb (siehe T. Giannini,<br />

Great Flute Makers of France • The Lot & Godroy Families 1650·1900, London 1993, S.216).<br />

15<br />

Siehe hierzu z.B. D.H. Förster, Die Flöte im frühen 19 Jahrhundert, in: Tibia 3/4 (1978n9), S.222-230<br />

18<br />

Laureets Nachfolger Breton verkaufte 1855 eine fünfklappige Glasflöte für die enorme Summe von 1.500<br />

Francs (nach Waterhouse, siehe Anm.2., S.44). ln dem oben erwähnten Beitrag Krjstallglasflöten (siehe<br />

Anm.12) vergleicht Ventzke wohl nicht zu Unrecht die Glasflöten mit den heute hin und wieder<br />

anzutreffenden Platinflöten.


8<br />

"Giaskrankheit"?<br />

in der Summe führten diese Beobachtungen im Jahre 1979 zu der Annahme, die sogenannte<br />

Glaskrankheit sei die Ursache. 17 Darunter lässt sich einerseits eine oberflächliche<br />

Korrosion vor allem an Punkten grösserer Materialspannung verstehen, andererseits aber<br />

eine "Entglasung", bei welcher es zur Ausscheidung fester, meist kristalliner Partikel in der<br />

Glasmasse kommt. Gestützt wurde diese Annahme durch Informationen wie der<br />

folgenden:<br />

"Bei Museumsgegenständen aus G.[las] führt hohe<br />

Luftfeuchtigkeit [oder eben Blasfeuchtigkeit, die Autoren) zur<br />

Auslaugung der alkalischen Bestandteile, weshalb eine<br />

Konservierung erfolgen muß. Von der Herstellung her befinden<br />

sich auf der G.-Oberfläche viele offene Bindungen. Durch<br />

Reaktionen mit der Luftfeuchtigkeit bilden sich dort<br />

Gruppierungen wie -SiOH aus, die für die Oberflächenchemie<br />

des G. verantwortlich sind." 18<br />

Als konservatorische Massnahme wurde eine Entwässerung des Glases mit Aceton und<br />

anschliessender Alkoholtrocknung durchgeführt. Diese Massnahme ist allerdings kaum als<br />

wirksam gegen allfällig wasserbeteiligte Glaskrankheit zu betrachten. Glas enthält lediglich<br />

in kleinsten Mengen an der Oberfläche adsorbiertes Wasser, das sich nach Verdampfen<br />

der Lösemittel, soweit diese überhaupt wasserfrei sind, aus der Luftfeuchtigkeit sofort<br />

wieder zurückbildet. Jedes künftiges Anspielen des Instrumentes wurde aber strikt ausgeschlossen.<br />

Korrosion<br />

An den Metallteilen des Instrumentes gab es neben einer leichten Silberschwärzung ein<br />

besonderes Problem: Die Säulchen für die Befestigung der Klappenapplikatur stecken in<br />

Korpuslöchern, die bis zur Innenbohrung hineinreichen. Dort sind sie von innen mit einer<br />

Art von runden Schraubenmuttern aus Messing befestigt, die zusätzlich mit Schellack (?)<br />

gehalten werden, was zugleich Dichtungsfunktion hat. Diese Messingteile waren stark<br />

korrodiert (Grünspan) und mit dem Schellack in den schwer zugänglichen Korpuslöchern<br />

richtiggehend verbacken.<br />

Bei einer erneuten restauratorischen Bearbeitung kamen Zweifel an dieser für das Objekt<br />

vernichtenden Diagnose Glaskrankheit auf. Diese führten zur Frage nach der vermutlichen<br />

Herstellungstechnik der Glasflöte.<br />

[<br />

17<br />

Restaurierungsprotokoll des Germanischen Nationalmuseums 1979, Friedemann Helfwig<br />

18<br />

Zitiert nach H. Römpp, Chemie-Lexikon, Stuttgart 8/1981 , Bd.2, 5.1486


9<br />

Mutmassungen zur Herstellung des Instrumentes<br />

Glasrohr als Rohling<br />

Der Rohling für die Herstellung der Flötenteile dürfte ein dickwandiges gezogenes<br />

Glasrohr gewesen sein. Für einen vorangegangenen Ziehvorgang sprechen eindeutig<br />

einige wenige im Glaskörper eingeschlossene langgezogene Gasblasen. Solche könnten<br />

zwar in gezogenen massiven Glasstäben ebenfalls vorkommen, doch wird vernünftigerweise<br />

niemand einen Glasstab längs aufbahren, wenn er stattdessen von einem Rohr<br />

ausgehen kann.<br />

Schleifen der Rippen<br />

Die zahlreichen an allen Teilen des Instrumentes u.a. zur Verzierung ("Kristall"!), aber<br />

auch zur Gewichtsverminderung angebrachten Rippen sind sicher eingeschliffen worden.<br />

Einschlägige Schleiftechniken mit rotierenden schleifmittelbelegten Metall- oder Holzscheiben<br />

waren seinerzeit schon lange bekannt.<br />

Polieren<br />

Weniger sicher liess sich aber zunächst die Art des Poliervorganges angeben. Neben<br />

mechanischer Politur mit Polierrot oder Poliertonerde wäre an Feuerpolitur zu denken, bei<br />

welcher der fertig geschliffene Glaskörper sehr vorsichtig eben so hoch erhitzt wird, daß<br />

die Rauhigkeiten verschmelzen, es aber noch nicht zu einer Verformung kommt. Danach<br />

muss sehr sorgfältig durch langsames Absenken der Temperatur "gekühlt" werden, um<br />

die Spannungen im Glas auszugleichen. Schliesslich wäre noch die heute meist übliche<br />

Politur im Flussäurebad denkbar 19 - Flussäure ist schon seit 1771 bekannt 20 •<br />

Zur Entscheidung zwischen den Werkstoffen Glas und Quarz wurde eine Prüfung mit<br />

gekreuzten Polarisationsfiltern vorgenommen, die neben dem Befund Glas außerdem<br />

zeigte, daß alle Glasteile völlig spannungsfrei sind. Dies machte angesichts der damals<br />

doch schwierigen Regelung eines Kühlprozesses eine Feuerpolitur so dickwandiger<br />

Glaskörper nicht eben wahrscheinlich. Eine genauere Untersuchung der Flöte führte<br />

schließlich auf die Spur des Poliervorganges: ln der Tiefe von einigen der spitzwinkligen<br />

Zwickel zwischen den Rippen konnten rauhe Stellen beobachtet werden, wie sie<br />

zustandekommen, wenn die rotierende Polierscheibe die tiefste Stelle des<br />

eingeschliffenen Glaskörpers nicht erreicht. Dieser Befund belegt zweifelsfrei eine schon<br />

vorher als besonders wahrscheinlich vermutete mechanische Politur und erklärt zugleich<br />

ein Sympton, das zur Diagnose Glaskrankheit geführt hatte.<br />

Anzumerken wäre noch, dass die bis hierher beschriebenen Herstellungsschritte vielleicht<br />

nicht vom Instrumentenmacher ausgeführt worden sind, sondern in einer spezialisierten<br />

Glashütte, wo man mit solchen Arbeiten wohl vertraut war.<br />

•• H. Ost, Lehrbuch der Chemischen Technologie, Leipzig 9/1918, S.287<br />

20 C.W. Scheele, Kongl. Yetenskaps-Akademiens haodlioger, Stockholm 1771, 8.120


10<br />

Bohrung<br />

Für den genauen Herstellungsgang der Bohrung sind keine Quellen<br />

bekannt,<br />

insbesondere schweigt sich auch der Patentbericht darüber aus. Dieser beschränkt sich<br />

auf traditionelle flötenbauliche Aspekte, die "Betriebsgeheimnisse· wohlweislich hütend. ln<br />

Anlehnung an die heutige Praxis der Herstellung von konischen Schliffverbindungen für<br />

chemisch-technische Zwecke, die ja ebenfalls auf eine längere Tradition zurückgeht 21 , ist<br />

aber mit<br />

Bestimmtheit anzunehmen, daß die Bohrung des Instrumentes durch<br />

Ausschleifen hergestellt worden ist.<br />

Dies könnte so zugegangen sein, dass der Hersteller für jedes der Teilstücke einen der<br />

Mensur entsprechend abgedrehten Dorn aus Metall, z.B. Eisen, aussen mit einem Brei<br />

aus Schleifmittel und Schmierflüssigkeit bedeckt, in Drehung versetzt und das Glasrohr<br />

wiederholt darübergeschoben hat, so lange, bis sich der leicht konische Dorn bis zum<br />

angestrebten Endmass der Innenbohrung einführen ließ. Die Bohrung des Instrumentes<br />

zeigt an verschiedenen Stellen peripher umlaufende Riefen, die kaum anders als durch<br />

gröbere Körner im Schleifmaterial erzeugt worden sein können und damit einen derartigen<br />

Schleifvorgang belegen.<br />

I<br />

Hülsenschliff<br />

Zur Veranschaulichung seien hier die heute üblichen Schritte zur Herstellung eines<br />

Hülsenschliffes vorgestellt: Abbildung 3 zeigt den am Ende durch Erweichenlassen vor<br />

der Gebläselampe und drehendes Einführen eines konischen Holz· oder Graphitdornes<br />

aufgeweiteten Rohling zusammen mit dem Schleifwerkzeug, das hier aus einem eisernen<br />

Trägerkonus und einer aufgesteckten und nach Abnutzung auswechselbaren kegeligen<br />

Hülse mit der genauen Steigung besteht. Nach Einsetzen des Schleifwerkzeuges in die<br />

Drehmaschine wird mit Wasser angeschlämmtes Schleifmittel, heute meist Siliciumcarbid,<br />

auf die Hülse aufgetragen (Abb. 4) und das Schleifwerkzeug in Rotation versetzt. Der<br />

Schleifvorgang besteht in öfter wiederholtarn Aufschieben des Rohlings und Nachsetzen<br />

von Schleifmittel (siehe Abb. 5). Das Endergebnis (Abb. 6) ist eine rauhe kegelmantel·<br />

förmige Innenzone (Hülsenschliff) mit der gewünschten Steigung, in welche ein entsprechendes<br />

Gegenstück mit geschliffener Aussenzone von gleicher Steigung (Kernschliff) zur<br />

Herstellung einer lösbaren Ganzglasverbindung eingeführt werden kann. Die Steigung<br />

des Innenkonus der Flöte ist allerdings viel geringer als bei dieser modernen Norm·<br />

schliffverbindung.<br />

.I<br />

21<br />

So sollen eingeschliffene Glasstopfen schon in den Apotheken und alchimistischen Laboratorien des<br />

Mittelalters vorgekommen sein, während es lösbare konische Schliffverbindungen im heutigen Sinne<br />

allerdings erst seit etwa 1906 gibt; siehe F. Friedrichs, Das Glas im chemjschen Laboratorium, Berlin 3/1960,<br />

S.23


11


12<br />

j<br />

Schleifmaterial<br />

Welches Schleifmaterial seinerzeit wirklich verwendet wurde, ist nicht bekannt. Das relativ<br />

weiche Glas lässt sich aber bereits mit Quarzsand schleifen. Jedenfalls wurde hierzu eine<br />

einheitliche Kornfraktion des Schleifmittels benötigt, die man damals wohl - genau wie<br />

noch vor wenigen Jahrzehnten - nach dem Absieben von groben Partikeln durch<br />

Aufschlämmen mit Wasser und Absetzenlassen nach Zeit selbst erzeugen konnte.<br />

Ungenügende Aufmerksamkeit bei diesem Vorgang oder unsaubere Arbeitsweise hatte<br />

dann zur Folge, dass sich gröbere Körner in der feineren Fraktion befanden. Dies führte<br />

zur Bildung von Kratzern und Riefen beim Schleifen. Als Schmiermittel sind neben Wasser<br />

verschiedene dünnflüssige Öle verwendet worden.<br />

Polierte oder nichtpolierte lnnenbohrung?<br />

Die Bohrung der Flöte war mit Sicherheit nie poliert. Dafür spricht einmal die Tatsache,<br />

dass beim Polieren eine wenn auch geringe Aufweitung der Mensur eintritt, deren klangliche<br />

Auswirkung sich nur schwer im voraus abschätzen lässt. Der Abstimmvorgang nach<br />

dem Bohren der Grifflöcher wird zudem sicher noch nachträgliche Eingriffe an der Mensur<br />

erfordert haben, und solche sind vermutlich durch reines Nachpolieren nicht zu verwirklichen,<br />

weil dieser Vorgang dafür wiederum zu wenig Material abträgt. Zum anderen wird<br />

aber eine rauhe innere Oberfläche aus klanglichen Gründen durchaus erwünscht gewesen<br />

sein, was auch historisch belegt ist. So schreibt Justus Johannes Heinrich Ribock zu<br />

einer Flöte von Friedrich Gabrial August Kirst, tätig in Potsdam zwischen 1772 und 1804:<br />

"Ich habe eine Flöte aus Ebenholz von ihm gesehen, die inwendig<br />

eine vollkommene Spiegelpolitur hatte. ln seiner Art ist das<br />

ein Meisterstück, dennoch aber, meiner Meinung nach, nicht zu<br />

billigen. Denn 1) können bei solchen Ausschleifungen die<br />

richtigen Dimensionen schwerlich allenthalben beibehalten<br />

werden, wie man ohne weitere sorgfältige Prüfung, in den<br />

Gegenden der Einzapfungen schon merken kann, wenn man ein<br />

solches Instrument ganz der Länge nach durchsiahet 2) So<br />

werden alle pori des Holzes so voll der Unelastischen Materie<br />

des Schleifens, aus Bimsstein oder Schmirgel mit Oele,<br />

gepfropfet, daß die Abprallung und Resonanz gewiss variieret.<br />

Überdem so weiss ich aus Erfahrung, dass man auf diesem Wege<br />

eine besondere Verbesserung des Tones vergeblich suchet. Ich<br />

habe selbst eine Flöte, die, was die Nettigkeit des Tones<br />

betritt, uniadelich ist, und dennoch so wenig mühsame Politur<br />

hat, dass man vielmehr noch jeden Schnitt des Bohrers siehet." 22<br />

22<br />

J.J.H. Ribock, Bemerkungen über die flöte und Versuch zy ejner kurzen Anleitung zur bessern<br />

Einrichtung und Behandlung derselben, Sieodal 1782, S.33. - Herrn Rainer Weber sei für die Vermittlung des<br />

Zitats gedankt.


13<br />

Es darf aber hier nicht unerwähnt bleiben, dass es auch mindestens vier Glasflöten mit<br />

polierter Innenbohrung gibt, darunter drei von Laurent selbst 23 • Diese und ein unsigniertes<br />

Instrument unterscheiden sich auch äusserlich von den "normalen" Laurentschen Flöten<br />

durch ein geschliffenes und poliertes Rautenmuster an Stelle der Längsrippen auf der gesamten<br />

Aussenseite, wobei nur der Bereich des Anblasloches meistens aufgerauht ist, an<br />

einer Flöte aber auch nicht. Hinsichtlich ihrer vermutlichen Intentionen bezüglich der lnnenbohrung<br />

sei aber auf Kirst und die entsprechende Stellungnahme von Ribock<br />

hingewiesen.<br />

Bohren der Griff-, Klappen- und Korpuslöcher<br />

Die Griff- und Klappenlöcher sind gebohrt worden. Hierfür stand damals mindestens die<br />

schon in der Steinzeit geübte Technik mit Bogenbohrer und Schleifmittel zur Verfügung.<br />

Das Hinterschleifen zum Zweck des genauen Einstimmens der Flöte sowie das ovale<br />

Ausformen des Anblasloches dürften ähnlich wie die Mensurbohrung vorgenommen<br />

worden sein. Gleiches gilt für die Korpuslöcher, in denen die Gewindestifte der die<br />

Klappenlager tragenden Säulchen stehen. Diese Gewindestifte reichen in den Innenraum<br />

der Flöte hinein und sind dort mit konischen Muttern befestigt, die in genau passenden<br />

Bohrungen versenkt sind.<br />

Die Herstellung dieser Bohrungen vom Innenraum der Flöte aus erschien zunächst<br />

rätselhaft, bezeichnet sie Laurent im Patent auch als "artistement et solidement<br />

adaptees". ln der Diskussion mit dem Restaurator Rainer Weber konnte aber hierfür eine<br />

plausible Hypothese entwickelt werden (Abb. 7):<br />

1 Einbohren des Lochs 2 Einführ8t! der Achse<br />

und Fassen des SChleif·<br />

schelbchens<br />

3 SChleifen 4 18f11Qe Bohrung<br />

23 Leipzig, Musikinstrumentenmuseum der Universität, lnv.-Nr. 3999, signiert ''laurent a Paris 1811 ';<br />

Edinburgh, Reid Collection of Musical Instruments, lnv.-Nr. 55, unsigniert; sowie wenigstens zwei weitere<br />

Instrumente von laurent in der Dayton C. Miller Collection, wo sich insgesamt 17 Glasflöten befinden, nach<br />

einer Abbildung in A. Girard, H!stolre et richesses de Ia flüte, Paris 1953, PI.X


14<br />

Die Skizze zeigt das<br />

• Herstellen der Bohrung für die Gewindestange des Säulchens (1), das<br />

• Herstellen eines konischen Schleifscheibchens mit den Massen des Loches für die<br />

Mutter, mit axialer Gewinde-bohrung und einseitig mit Schleifmittel belegt, das<br />

• Einführen des Plättchens an den richtigen Ort in der Mensurbohrung durch Schieben<br />

und Schütteln, das<br />

• Fangen des Schleifplättchens mit einer durch die Bohrung für die Gewindestange<br />

gesteckten Achse mit Gewinde am Ende (2) und das<br />

• geduldige Ausschleifen des kurzen Kegelstumpfs durch Drehen der Achse und<br />

gleichzeitiges Ziehen derselben nach aussen (3).<br />

ln dieser aufwendigen und im Detail auch sorgfältig ausgeführten Fertigung liegt auch<br />

eine Besonderheit der Instrumente Laurents. Deutlich wird dies im Vergleich zu einer Flöte<br />

seines Konkurrenten Savreux, deren Säulchen für die Klappenlager z.B. auf Leistehen<br />

stehen, die wiederum im Glas direkt eingesetzt sind, und die überhaupt eine weniger<br />

"gediegene" Ausführung aufweist. Hier zeigt sich auch der Unterschied von Original und<br />

imitierender Kopie.<br />

Folgerungen für Konservierung und Pflege<br />

Herstellungsbedingte Rauhigkeit<br />

Da das Glasmaterial der Querflöte in allen Teilen völlig klar ist und die befürchtete<br />

Entglasung unter Ausscheidung irgendwelcher fester Substanzen nicht stattgefunden hat,<br />

liegt keine Glaskrankheit vor. Die Rauhigkeit der Mensurbohrung sowie der inneren<br />

Bereiche von Anblasloch und Grifflöchern ist herstellungsbedingt und damit völlig normal.<br />

Die Kante des Anblasloches ist gerundet, aber in so geringem Ausmaß, daß eine<br />

Unterscheidung zwischen allenfalls äusserst geringer Korrosion an dieser höchst<br />

exponierten Stelle und einer vom Hersteller beabsichtigten Abrundung kaum möglich ist.<br />

Das Basler Instrument zeigt an dieser Kante sogar deutlich eine angeschliffene Facette,<br />

so daß eine korrosionsbedingte Rundung ausgeschlossen werden kann. Leider ist die<br />

Anblaskante am Nürnberger Instrument geringfügig mechanisch ausgebrochen, was aber<br />

ihre Funktion kaum beeinträchtigt. Die geringen in den Rinnen der äußeren Rippen<br />

beobachteten Ablagerungen möchten wir als Schmutz deuten, zumal die Rinnen keinerlei<br />

Hinweise auf Korrosion zeigen.<br />

Ein einzig unklarer Punkt betrifft eine aufgerauhte Partie um das Anblasloch herum, die<br />

auf der dem Spieler zugewandten Seite wesentlich tiefer hinabreicht als auf der anderen.<br />

Das vergleichbare Basler Instrument und andere zeigen eine ganz gleichartige<br />

aufgerauhte Zone, die der Erbauer - zu welchem Zweck auch immer - absichtlich<br />

angebracht hat. Zu denken wäre an einen sicheren Halt beim Ansatz oder ein<br />

angenehmeres Gefühl bei längerem Spielen oder vielleicht auch nur an ein aasthetisch<br />

befriedigenderes Aussehen. Alles dies wiese auf die Imitation einer Embouchure hin, wie<br />

sie später bei Querflöten üblich wurde.


15<br />

KonseNierende Behandlung<br />

Es kann insgesamt ein hervorragender Erhaltungszustand des Instrumentes festgestellt<br />

werden. Einige der vom Erbauer erhofften Vorteile des verwendeten Materiales sind auch<br />

ober lange Zelträume hinweg voll bestätigt worden. Die Metallteile wurden mit einem<br />

Komplexbildner von Korrosionsprodukten befreit und ihre Oberfläche durch Auftragen von<br />

Polaroid B 72 konserviert.<br />

Da das Instrument im Museum nicht gespielt wird, konnten sich die erhaltenden<br />

Maßnahmen auf sorgfältiges Ausspülen mit Leitungs- und vollentsalztem Wasser mit<br />

anschließender Trocknung an der Luft beschränken. Wenn auch ein Anblasen<br />

grundsätzlich zu vermeiden ist, müßte dieser Vorgang (bei demontierten Klappendeckeln<br />

etc.) nach jedem auch noch so kurzen Benutzen wiederholt werden, um Chlorid und<br />

andere korrosionsfördernde Bestandteile des unvermeidlich eindringenden Speichels<br />

wieder zu entfernen. Die Anwendung von Lösungsmitteln sollte mit Rücksicht auf den<br />

vermutlich harzhaltigen Kitt an Pfropfen und metallenen Beschlägen unterbleiben.<br />

Wir danken Glasbläsermeister Karl Steinebrunner, 79576 Weil am Rhein/Haltingen, der<br />

uns in seiner Werkstatt freundliehst Gelegenheit zur Anfertigung von Bildern gegeben hat,<br />

Restaurator Klaus Martius, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg sowie Dr. Veronika<br />

Gutmann, Historisches Museum Basel, für ihr Entgegenkommen.<br />

(Erstveröffentlichung in: Restauro- Zeitschrift für Kunsttechniken, Restaurierung und<br />

Museumsfragen, Jg. 102 H. 1 (<strong>1996</strong>, 22-7)


16<br />

Drehleier und Musette - ein altes und wohlklingendes Paar<br />

Die diesjährige GEFAM-Jahresversammlung<br />

am 5. Mai fand ihren stimmigen Auftakt in der<br />

kommentierten Sonntagsmatinee "Le printemps<br />

champ~tre" im Kreuzgang des Schweizerischen<br />

Landesmuseums. "Les Anachoretes",<br />

Franziska Heiniger (Musette, Blockflöte) und<br />

Carmen Ehinger (Drehleier, Gesang), legten<br />

mit den (nur) zwei Instrumenten einen Klangteppich,<br />

in dem Musette und Drehleier ganz in<br />

einander verwoben waren, und dabei aber<br />

trotzdem immer wieder unerwartete Klangkombinationen<br />

und Töne herauszuhören waren. Die<br />

Musikerinnen schlugen mit ihrer differenzierten<br />

"Les Anachoretes"- Franziska Heiniger<br />

und Carmen Ehinger anlässtich der<br />

und vielfältigen Musik die Zuhörerinnen und Matinee im Landesmuseum.<br />

Zuhörer in ihren Bann.<br />

Vom Dorf an den französischen Hof...<br />

Besonders die Musette erweckte zu Beginn auch die Neugierde und Heiterkeit der<br />

Anwesenden. Franziska Heiniger erklärte, dass die Musette im 16. Jahrhundert im Zuge<br />

des Naturalismus den Weg vom Hirten- und Volksinstrument<br />

an den französischen<br />

Königshof gefunden und grossen Erfolg hatte. Die Musette, die dort gespielt wurden,<br />

waren prächtig verziert und fein gedrechselt.<br />

Im Unterschied zum Dudelsack oder zur Sackpfeife, wo mit dicken Backen der Sack<br />

aufgeblasen werden muss, wird bei der Musette mit eleganter Armbewegung mittels eines<br />

Blasbalgs unter dem rechten Arm Luft in den Sack gepumpt und der Druck stabil<br />

gehalten. Dabei bleibe der Mund frei, erklärte Franziska Heiniger, und das Gesicht werde<br />

nicht unschön verzerrt, was wohl auch im Sinne der Ästhetik am Königshof gewesen sei.<br />

Merkmal der Drehleier sei der schnarrende Klang, sagte Carmen Ehinger, der nicht allen<br />

gefalle. Durch das Rad biete die Drehleier auch viele rhythmischen Möglichkeiten. Die<br />

Drehleier war zu Beginn ein Instrument der Bettler, bevor sie für die "edlere Musik"<br />

entdeckt wurde.<br />

Wissenswertes über Drehleier und Musette<br />

Nach dem feinen Mittagessen hielt Beat Wolf, Instrumentenbauer in Schaffhausen, den<br />

GEFAM-Mitgliedern einen Vortrag über "die bauliche Entwicklung und den Gebrauch der<br />

Drehleier und der Musette". Das Rad der Drehleier zeige symbolisch das ewig<br />

Wiederkehrende und der Bordun versinnbildliche die Mutter Erde. Die Melodie darüber<br />

widerspiegle die Spannungskraft der verschiedenen Verhältnisse. Das Rad diene nicht<br />

etwa der Erleichterung des Spiels, sondern werde aus klanglichen Gründen eingesetzt.


17<br />

Die Intervalle der Drehleier können rein gestimmt oder "schräg" sein. "Die Feinregulierung<br />

ermöglicht immer den Bezug zum Bordun", sagte Beat Wolf, "das ist eine zentrale<br />

Möglichkeit der Drehleier", und spielte als Beispiel eine reine Septime.<br />

Etwas Drehleier-Geschichte<br />

Erste Darstellungen einer Drehleier tauchen im 12. Jahrhundert in Spanien auf. Man<br />

nimmt an, dass sie bereits vor 1000 Jahren im Orient existiert hat und über Byzanz oder<br />

Gibraltar-Spanien zu uns gelangt ist. Dieser Weg konnte allerdings nie bewiesen werden.<br />

Früher diente die Drehleier als Bettelinstrument Hinweise darauf geben seltsame<br />

Schallöffnungen, die geeignet zum Geldeinwurf waren und ein Kasten, wo das Geld auch<br />

wieder herausgenommen werden konnte. Ungefähr 1720 baute Charles Baton als erster<br />

Lyren in Lautenform. Beat Wolf erklärte, eventuell seien auch Lauten und Gitarren zu<br />

Lyren umgebaut worden, da die Nachfrage innert kurzer Zeit sehr stark zugenommen<br />

habe.<br />

Was ist ein "chlen"?<br />

Besonders charakteristisch für den Klang der Drehleier ist der schnarrende Ton. Er rührt<br />

vom "chien" her. Der "chien" ist ein loser Steg unter der Schnarrseite. Wird ruckartig<br />

gespielt, kann man mit diesen Betonungen auch den geraden oder ungeraden Takt<br />

markieren. Die Drehleier ist mit Darmsaiten bespannt. Die Bordunsaiten sind noch mit<br />

Metall umsponnen, da sie so tiefer werden. Um überhaupt einen Ton erzeugen zu<br />

können, muss das Rad mit Kolophonium bestrichen werden. Wattebäuschchen um die<br />

Saiten machen den Ton feiner und verändern die Ansprache. "Gerade für Anfängerinnen<br />

und Anfänger ist es eine grosse Kunst, diese Bäuschchen richtig zu befestigen," sagte<br />

Beat Wolf. Die Decke ist aus Hartholz, in Frankreich aus Mahagoni und Ahorn, bei den<br />

Volksinstrumenten auch aus Fichte, je nach Verwendung und finanziellen Möglichkeiten.<br />

Und noch einiges zur Sackpfeife ...<br />

Wie Beat Wolf erklärte, hat die Sackpfeife eine konische Spielpfeife wie eine Schalmei<br />

und ist daher lauter als die Musette. Sie besitzt ein doppeltes Rohrblatt und ein oder zwei<br />

Bordune im Quint-Abstand. Die Spielpfeife ist meist diatonisch. Der Tonumfang beträgt<br />

eine None, dazu zusätzlich drei bis vier zusätzliche Tonklappen für den kleinen Finger.<br />

Bekannte Abbildungen von Sackpfeifen liefert der vom Beginn des 16. Jahrhunderts<br />

stammende Pfeiferbrunnen in Bern, den Hans Garnper gebaut hat. Sackpfeife und Lyra<br />

seien eine beliebte Kombination gewesen, sagte Beat Wolf, in der sich auch die Symbolik<br />

männlich/weiblich widerspiegelte. So gebe es nur wenig Abbildungen von<br />

Pfeifenspielerinnen, aber viele von Leierspielerinnen.<br />

Rebekka Reichlin


18<br />

Petition gegen die Schliessung der Geigenbauschule in Brienz<br />

Mitte April wurden bekannt, dass die Geigenbauschule Brienz geschlossen werden sollte.<br />

Deshalb wurde anlässlich der Generalversammlung der GEFAM eine Petition gegen die<br />

Schliessung der Geigenbauschule gestartet. Präsident Georg Friedrich Senn schickte die<br />

qnterschriften zusammen mit einem Begleitbrief an die Erziehungsdirektion des Kantons<br />

Bern. Sie finden sowohl diesen Brief wie auch die Antwort von Regierungsrat Schmid<br />

nachstehend abgedruckt.<br />

GESELLSCHAFT DER FREUNDE ALTER MUSIKINSTRUMENTE<br />

OL.O MUSlCAL INSTRUMENTS SOCIETY<br />

ZÜRICH<br />

SOCIETE OES AMIS O'INSTRUMENTS ANCIENS OE MUSIOUE<br />

Georg F. Senn, Präsident<br />

Bündtenweg 62<br />

CH-4102 BinDingen<br />

Tel. 061 421 83 63<br />

Fax 061 421 83 38<br />

Binningen , den 8. Mai <strong>1996</strong><br />

Erziehungsdirektion des<br />

Kantons Bern<br />

Herrn Peter Sclunid<br />

Sulgeneckstrasse 70<br />

3005 BERN<br />

Sehr geehrter Herr Schmid ,<br />

Am vergangeneo Sonntag, 5. Mai fand unsere Jahrestagung im Schweizerischen Landesmuseum<br />

in Zürich statt. Anlässtich der Generalversammlung waren u.a. die Pläne<br />

um die Geigenbauschule in Brienz ein Gesprächsthema.<br />

Mit Bestürzung nehmen wir Kenntnis von einer möglichen Schliessung dieser Institution<br />

aufgrund von gewissen formu lierten Sparanstrengungen. Wir können zwar verstehen,<br />

dass der Kanton Bern nicht länger bereit ist, e.ine Schule mit Gesamtschweizerischem<br />

Anspruch zu finanzieren. Da es sich aber um eine weitherum bekannte Fachschule<br />

mit gutem Ruf und langer Tradition handelt -zudem die einzige ihrer Art in<br />

der Schweiz-. ist für uns der geplante Kahlschlag unverständlich und nicht zu akzeptieren.<br />

Wir meinen, es müsste doch möglich sein, mit Eidgenössischen Institutionen oder<br />

Stiftungen Gespräche zu führen über eine allenfalls breitere Trägerschaft. Wir sind<br />

überzeugt davon, dass eine solche, vielleicht nicht einmal sehr aufwendige Kommunikation<br />

auf fruchtbaren Boden fallen und das notwendige Oberleben der Geigenbauschule<br />

ermöglichen würde.<br />

Ich bitte Sie, diesen Aufruf unserer Gesellschaft, die letztlich auch auf qualifizierte<br />

Fachleute im Instrumentenbau angewiesen ist, mit Respekt entgegenzunehmen und den<br />

für eine langfristig gesunde Kulturpolitik richtigen Entscheid zu fällen.<br />

Im Namen der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente und der beiliegend<br />

unterzeichnenden Mitglieder bleibe ich mit freundlichen Grüssen<br />

~.~,eS;:'~<br />

Georg Friedrich Senn<br />

Beilage: Unterschriftenbogen GEFAM


19<br />

Erziehungsdirektfon<br />

des Kantons Bern<br />

Dlrec11on do<br />

l'lnstruction publique<br />

du canton de Berne<br />

3005 Bern<br />

Sulgeneckstrasse 70<br />

Telefon 031 633 85 11<br />

Telefax 031 6338355<br />

Gesellschaft der Freunde<br />

·alter Musikinstrumente<br />

Herrn<br />

Georg F. Senn, Präsident<br />

BOndienweg 62<br />

4102 Binnlngen<br />

Bern, 29. Mai <strong>1996</strong><br />

GBSGofam.Moykr<br />

Sehr geehrter Herr Senn,<br />

sehr geehrte Damen und Herren<br />

-<br />

Ich danke Ihnen für Ihren Brief vom 8. Mai <strong>1996</strong>, worin Sie sich für die Erhaltung der Geigenbauschule<br />

Brienz einsetzen.<br />

Der Kanton Bem finanziert die einzige Geigenbauschule der Schweiz ohne Mithilfe anderer<br />

Kantont;!. Versuche, die Trägerschaft auf eine breitere Basis zu stellen, waren bis anhin erfolg·<br />

los. An der Galgenbauschule Brienz werden vorwiegend bereits gelernte Berufsleute zum<br />

Zweitberuf der Geigenbauerin/des Geigenbauers ausgebildet. Aus unserer Sicht wäre vor<br />

allem eine Zweitausbildung auch in einem Lehrbetrieb erlernbar. Wir sind Oberzeugt, dass der<br />

Schliessungsentscheid auch eine Verbesserung des dualen Ausbildungssystems bewirken<br />

kann.<br />

Wir haben die Schulkommission der Geigenbauschule Brienz gebeten, die Frage der Trägerschaft<br />

nochmals aufzunehmen. Sollte es gelingen, eine breitere Trägerschaft zu finden, so ist<br />

der Kanton Bem unter der Voraussetzung der finanziellen Entlastung bereit, z. B. die vor·<br />

handene Infrastruktur zu günstigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen.<br />

Der Kanton Bern ist heute leider gezwungen, auch im Bildungsbereich Prioritäten zu setzen.<br />

Deshalb war aus unserer Sicht die Fortführung der Subventionierung der kantonalen<br />

Geigenbauschule im bisherigen Ausmass nicht mehr möglich.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Der Erziehungsdirektor<br />

~~~<br />

Pater Schmid<br />

Regierungsrat<br />

z.K. KAB


20<br />

Diebstähle in den Musikinstrumenten-Sammlungen von<br />

Basel und Bad Säekingen<br />

Am 26. Januar <strong>1996</strong> ist in der Basler Musikinstrumenten-Sammlung während der<br />

Öffnungszeit (nachmittags) eine Pochette in Violinform (mit F-Löchern) von Franz Straub,<br />

Friedenweiler 1696, und ein entsprechend kleiner Bogen (L. 402 mm) entwendet worden.<br />

Sie gehörte zu den bedeutenden Stücken der Sammlung und dürfte "auf Bestellung"<br />

gestohlen worden sein. Die Grundmasse betragen L. gesamt 470 mm, B. Corpus oben<br />

100 mm, Mitte 70 mm, unten 135 mm, Zargenhöhe 18 mm.<br />

Eine genaue Beschreibung mit Abbildungen findet sich in der Publikation von Olga Adelmann,<br />

Die Alemannische Schule, Berlin 1990, S. 85 (Beschreibung) und S. 128<br />

(Abbildungen). Sachdienliche Hinweise bitte an Frau Dr. Veronika Gutmann, Historisches<br />

Museum Basel, Steinenberg 4, CH-4051 Basel (Tel. 061 1271.05.05), wo auch weitere<br />

Auskunft erhältlich ist.<br />

Zwischen dem 9. und 11. März <strong>1996</strong> ist im Trompetenmuseum in Bad Säekingen ein<br />

gewundenes Jagdhorn von Johann Wilhelm Haas, Nürnberg 1688, gestohlen worden.<br />

Auch hier handelt es sich um ein besonders wertvolles Stück, um das drittälteste datierte<br />

Horn von Haas. Das Horn ist aus Messing, die Masse betragen H. 32,8 cm, gesamte<br />

Rohrlänge 214 cm, Durchmesser Schallstück 13,2113,3 cm. Zugleich wurden zwei jüngere<br />

Mundstücke für Horn und Trompete entwendet.<br />

Das Schallstück bzw. der Kranz ist dekoriert mit getriebenen, aufgelöteten Figuren: Löwenkopf<br />

mit Ring im Maul; Jäger mit Flinte, nach rechts gerichtet; springender Hirsch;<br />

springender Eber; springender Hirsch; Jäger mit Flinte, nach links gerichtet. Die Signatur<br />

lautet IOHANN I WILHELM I HAAS I NVRNBERG I 1688 I bzw. IWH und Meisterzeichen<br />

springender Hase, rückwärts schauend und die Vorderpfoten in der Luft.<br />

Sachdienliche Mitteilungen an das Bürgermeisteramt Bad Säckingen, Postfach 1143, D-<br />

79702 Bad Säekingen (Deutschland).


21<br />

Abbildung des aus dem Trompetenmuseums gestohlenen Jagdhorns mit Dekorationen:


22<br />

Mitteilungen und Termine<br />

Bitte teilen Sie der Redaktion nur jene Termine mit, die so weit im voraus bekannt sind,<br />

dass sie mit den Erscheinungsdaten der GLAREANA korrespondieren und Ihre<br />

Informationen somit zeitgerecht zu unseren Mitgliedern gelangen können.<br />

Die Bibliothek der Gesellschaft<br />

wird in der Zentralbibliothek Luzern, Sempacherstr.1 0, CH-6002 Luzern, aufbewahrt und<br />

kann zu den bibliotheksüblichen Bedingungen benützt werden. Kontaktperson: Herr Paul<br />

Hess.<br />

Das Nachbestellen von GLAREANA-Jahrgängen und -Einzelheften<br />

ist über Herrn Paul Hess, c/o Zentralbibliothek Luzern, Sempacherstr. 10, CH-6002 Luzern,<br />

möglich.<br />

Der Vorstand hat am 18.Februar 1984 dafür folgende Preise festgelegt:<br />

1. Jahrgänge bis und mit 1971 : Zu den in der Zentralbibliothek<br />

Luzern üblichen Bedingungen und Kopiergebühren.<br />

2. Jahrgänge 1972 bis und mit 1981: Pro Jahrgang SFr. 20.- für<br />

Mitglieder und SFr. 30.- für Nichtmitglieder.<br />

3. Einzelhefte ab 1983: SFr. 10. • für Mitglieder und SFr. 15.- für<br />

Nichtmitglieder. (1982 ist keine GLAREANA erschienen.)<br />

Zu allen Preisen kommen Porto- und Verpackungsspesen hinzu.<br />

Achtung: Neumitglieder: Sie können bei Herrn Hess den Katalog unserer Gesellschaftsbibliothek<br />

gratis anfordern. Er ist 1989 als Heft 1 der GLAREANA (38. Jahrgang) erschienen.<br />

Termine<br />

CONCERTI A LUME Dl CANDELA • Im Rahmen des Festival Musica Antica a Magnano,<br />

Estate <strong>1996</strong>, Konzertbeginn jeweils um 21 Uhr, Eintritt frei<br />

• 16. August, Chiesa Parrocchiale: Lorenzo Ghielmi (Italien), Organe, L'Organo nel<br />

Seicento e Settecento.<br />

• 23. August, Chiesa Romanica di San Secondo: Andrew Lawrence-King (England),<br />

Arpa Rinascentista e Arpa Doppia, Opere die Marini, Frescobaldi, Gesualdo, Gibbons,<br />

Dowland, Caccini, ecc.<br />

• 30. August, Chiesa Romanica di San Secondo: La Dada (Niederlanden), Flauto dolce,<br />

fagotto barocco e Clavicembalo, I Virtuosi Barocchi del Flauto Dolce.<br />

• 6. und 7. September, Chiesa Romanica di San Secondo: Bernard Brauchli (Schweiz),<br />

Clavicordo, Tre Secoli di Clavicordo.


23<br />

corsi di Musica Antica a Magnano. 15. bis 25. August <strong>1996</strong>: Musica tastieristica dal<br />

Cinquecento al Settecento, Organologia, Canto e coro, Kursleitung: Bernard Brauchli,<br />

Lorenzo Ghielmi, Georges Kiss, Alberto Galazzo, Jörg Gobeli und Thomas Wälti, Eva<br />

Kiss. Anmeldung bei Corsi die Musica Antica a Magnano, Via Roma 48, 1-13050 Magnano<br />

(BI), ltalia, Tel. (Italien) 015/2 33 06 oder 015/67 92 60; Tel. (Schweiz) 021/728 59 76, Fax<br />

(Schweiz) 021/728 70 56.<br />

Ia cithare, Instrument ä r~decouvri r. Ausstellung vom 13. Oktober <strong>1996</strong> bis 26. Januar<br />

1997 im Musee gruerien, 1630 Bulle. Oeffnungszeiten Di bis Sa 10-12 Uhr, 14-17 Uhr, So<br />

14-17 Uhr. Oeffentliche Führungen und Konzerte am 20. Oktober, 23. November, 19.<br />

Januar, 16.30 -18 Uhr.


24<br />

Mutationen (neue Adressen, Ein- und Austritte)<br />

(Stand 30. September 1995)<br />

Adressänderungen<br />

Altred Hedinger, Am Zinggen 120 8217 Wilchingen<br />

Christopher Schmidt, Weinbergweg 11, 5400 Ennetbaden<br />

Rudolf Schlatter, Zum Harfenacker 8 0 -04179 Leipzig<br />

Urs Vollmer, Montalinstr 12 7203 Trjmmjs<br />

Neue Mitglieder (seit der letzten GLAREANA)<br />

Ermanno Chiavi, Gitarrenbau, Hardstrasse 219, 8005 Zürich<br />

I. Gitarren, Zupfinstrumente<br />

Frieder Neunhoeffer, Obere Plessurstrasse 25, 7000 Chur<br />

I. Histor. Tasteninstrumente<br />

Kai Köpp, Lambertusstrasse 9, 0 -79104 Freiburg i.Brsg.<br />

I. Streichinstrumente, spez. Viola d'amore<br />

Martin Vogelsanger, Talekarstrasse 18, 8404 Wintertbur<br />

I. Histor. Tasteninstrumente, Instrumentenrestaurierung<br />

Hansruedi Gredinger, Bodmerstrasse 4, 7002 Chur<br />

I. Klarinetten, Klaviere<br />

Christoph Henking, Bürglistrasse 57, 8400 Wintertbur<br />

I. Streich- und Tasteninstrumente<br />

Bernhard von Hünerbein, Lintgasse 22-26, 0 - 50667 Köln<br />

I. Alte Musikinstrumente aller Art, Sammlungen etc.<br />

Urs A. Marcandella, Säntisstrasse 12, 8200 Schaffhausen<br />

I. Streich- und Blasinstrumente<br />

Austritte<br />

Adrian Bodmer, Schlatt<br />

Sabine Matzenauer, 0-München<br />

Sonja Wipf, Rupperswil<br />

Guy Tostivint, Zürich<br />

Bach-Haus, Eisenach

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