Bauen Frühjahr_2016
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Spe ial<br />
„Dolomiten“-Sonderdruck zur Ausgabe Nr. 91 vom 19. April <strong>2016</strong><br />
BAUEN<br />
Markante Wohnhäuser<br />
Holzbau neu interpretiert<br />
Mehrgenerationenhaus<br />
Praxis-Tipps
12<br />
Seite 28<br />
Seite 44<br />
Seite 48<br />
Seite 56<br />
Seite 58<br />
Seite 60<br />
UMFRAGE 4<br />
Staubsauger-Anlage?<br />
INHALT BAUEN<br />
3<br />
REISCHACH<br />
Charakterstück: Ein markanter,<br />
kompakter Neubau zwischen ländlicher<br />
Umgebung und lauter Tourismusarchitektur<br />
– behutsam ins Gelände gesetzt<br />
und effektvoll gestaltet.<br />
18 BURGSTALL<br />
Freiraum: Ein Mehrgenerationenhaus<br />
zwischen Tradition und Moderne – individuell,<br />
hell und komfortabel. Reizvolle<br />
Freiräume machen den Übergang<br />
zwischen innen und außen fließend,<br />
schaffen Blickfänge und Atmosphäre.<br />
FLÄCHENHEIZUNG<br />
SONNENSCHUTZ<br />
BÖDEN<br />
FLACHDÄCHER<br />
BUCHTIPPS<br />
FERTIGHÄUSER<br />
IMPRESSUM<br />
PoRTRÄt<br />
6<br />
Alejandro Aravena:<br />
Der Chilene ist der heurige Pritzker-Preisträger und steht für<br />
eine sozial engagierte Architektur – unkonventionell und jenseits<br />
vorgegebener Ideen.<br />
Logenplatz: Ein schlichtes,<br />
klar strukturiertes Wohnhaus<br />
in Panoramalage –<br />
zurückhaltend und diskret<br />
in das teils historische<br />
Umfeld eingefügt. Riesige<br />
Fensterfronten fangen den<br />
herrlichen Ausblick ein,<br />
dahinter überzeugt durchdachte<br />
Großzügigkeit.<br />
38<br />
SCHLANDERS<br />
32<br />
MELLAUN<br />
Holz total: Ein individuelles<br />
Einfamilienhaus<br />
auf schwierigem Bauplatz<br />
– komplett aus Holz und<br />
passgenau in den Hang gesetzt.<br />
Ein- und Ausschnitte<br />
lockern das Volumen auf<br />
und schaffen raffinierte<br />
Freiräume.<br />
„Dolomiten“-Spezial: „<strong>Bauen</strong>“, April <strong>2016</strong><br />
Herausgeber, Verlag und Druck: Athesia Druck GmbH, Bozen<br />
Redaktion und Druckerei: Weinbergweg 7, 39100 Bozen,<br />
Tel. 0471/928888,<br />
Chefredakteur: Dr. Toni Ebner<br />
Redaktion: Dr. Monika Knoll<br />
Titelbild: Planungsbüro Mark Pichler<br />
Layout: Athesia Druck GmbH, Tel. 0471/925358<br />
Anzeigenkoordination: Lidia Galvan,<br />
„Dolomiten“-Anzeigenabteilung,<br />
Tel. 0471/925312 – Fax 0471/925309,<br />
E-Mail: dolomiten.spezial@athesia.it<br />
Druckreif übermittelte Unterlagen können seitens der Anzeigenabteilung<br />
nicht korrigiert werden. Für die Richtigkeit, sei es in grammatikalischer,<br />
stilistischer, inhaltlicher wie grafischer Form, haftet ausschließlich der<br />
Auftraggeber bzw. die beauftragte Agentur.<br />
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32<br />
BAUEN<br />
MELLAUN<br />
Klar strukturiert: Das schlichte, zweigeschossige Gebäude<br />
ist geschickt in den Hang gesetzt. Dabei punktet die großzügige<br />
Hauptebene mit riesigen Panorama-Verglasungen,<br />
während das teils im Hang liegende untere Geschoss<br />
flexibel nutzbar ist – bei Bedarf auch als eigenständige<br />
Wohnung.<br />
LOGEN-<br />
Wohnen in Panoramalage: Architekt Renato<br />
D‘Alberto konzipierte für ein Hanggrundstück ein<br />
schlichtes, klar strukturiertes Wohnhaus – zurückhaltend<br />
und diskret in das teils historische Umfeld<br />
eingefügt. Im Zentrum: der herrliche Ausblick auf<br />
Brixen und die umliegenden Berge. Ihn fangen<br />
riesige Fensterfronten ein, hinter denen durchdachte<br />
Großzügigkeit überzeugt. Ein individuelles Refugium,<br />
komfortabel, aber auf das Wesentliche reduziert.<br />
Platz<br />
Fotos: Oliver Jaist
33<br />
B<br />
Harmonisch: Der hellbeige Farbton<br />
des Anstrichs ist bewusst auf die<br />
Umgebung abgestimmt. Vor dem<br />
Koch- und Essbereich an der Südwest-<br />
Seite liegt noch eine Terrasse.<br />
Ich wollte immer Offenheit,<br />
Weite, nur nichts<br />
Einengendes“, erinnert<br />
sich die Bauherrin. Bis das<br />
Haus wunschgemäß stand,<br />
verging aber einige Zeit,<br />
auch Voraussetzungen und<br />
Vorstellungen veränderten<br />
sich. „Hier war eine alte<br />
Hofstelle, ein Haus mit Stadel,“<br />
erzählt sie. Mit ihren 4<br />
Kindern lebte sie fast daneben<br />
und suchte etwas Größeres.<br />
Als der Grund zum<br />
Verkauf stand, entschied sie<br />
sich innerhalb kürzester Zeit<br />
dafür. Mit Kindern im Teenageralter<br />
war die Planung<br />
aber schwierig und auch<br />
ihre eigenen Vorstellungen<br />
nicht ganz klar. Aber dann<br />
„hat sich die Lage bald geklärt“,<br />
erzählt sie schmunzelnd.<br />
Mit ihrem Partner<br />
entschied sie, einen Stock<br />
wegzulassen. „Es war einfach<br />
klar, dass die Kinder<br />
nicht mehr lange daheim<br />
wohnen würden.“ Deshalb<br />
fiel die Entscheidung für ein<br />
zweigeschossiges Haus mit<br />
flexiblen Einteilungsmöglichkeiten.<br />
Renato D‘Alberto entwarf<br />
einen linearen, klar strukturierten<br />
Baukörper, der bei<br />
Linear: Mit dem flachen Satteldach ohne Vorkragungen<br />
nimmt der Neubau die traditionelle Form<br />
der umliegenden Häuser auf, setzt aber doch einen<br />
architektonischen Akzent.<br />
Bedarf in zwei autonome<br />
Geschosswohnungen aufgeteilt<br />
werden kann. Der Neubau<br />
fügt sich harmonisch<br />
und unaufdringlich in die<br />
Umgebung ein – natürlich<br />
geschickt in den Hang gesetzt.<br />
Mit dem bewusst flach<br />
gehaltenem Satteldach ohne<br />
Vorkragungen nimmt der<br />
Bau die traditionelle Dachform<br />
der umliegenden Häuser<br />
auf, setzt aber doch einen<br />
neuen Akzent. Bewusst auf<br />
die Umgebung abgestimmt<br />
ist auch der Farbton des<br />
Anstrichs: Kein Reinweiß,<br />
sondern ein helles Beige,<br />
das sich an die Fassadenfarbe<br />
des alten Nachbarhauses<br />
anlehnt. „Dadurch sticht das<br />
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34<br />
Reduzierter Rahmen: Weiß und der dunkle Holzboden bestimmen die Grundausstattung.<br />
Im lichtdurchfluteten Wohnbereich gehen Küche, Essplatz und die etwas<br />
intimere Sofaecke fließend ineinander über – alles mit Panoramablick. Unter der<br />
Fensterfront sind raffinierte Schrankelemente platziert, in denen auch der ausfahrbare<br />
Fernseher „verschwindet“.<br />
MELLAUN<br />
Haus viel weniger ins Auge“,<br />
– ein Effekt, der für den Architekten<br />
wichtig war.<br />
Unaufdringlich:<br />
Form & Farbe<br />
passen sich an<br />
Für ihn steht qualitativ<br />
hochwertiges <strong>Bauen</strong> im Vordergrund,<br />
vom ästhetischen<br />
Aspekt her genauso wie vom<br />
technischen. „Energieeffizienz<br />
ergibt sich dabei fast nebenbei.“<br />
So ist der Bau ein<br />
KlimaHaus A, das „einfach<br />
energetisch sinnvoll mit dickeren<br />
Ziegelmauern und<br />
normaler Dämmung gebaut<br />
ist“. Nur die unterirdischen<br />
Bauteile mussten besonders<br />
gedämmt werden.<br />
Zur weiteren technischen<br />
Ausstattung gehören noch<br />
eine kontrollierte Wohnraumlüftung<br />
sowie die Fußbodenheizung<br />
mit Pellets-<br />
Kessel. „Die Fenster heizen<br />
aber so auf“, erklären die<br />
Bauherren, „dass man fast<br />
keine Heizung braucht.“ Sie<br />
waren in Bezug auf Technik<br />
überhaupt sehr zurückhaltend<br />
und wollten „so wenig<br />
wie möglich, auch kein Bussystem.<br />
Es genügt ja, Schalter<br />
und Steckdosen ordentlich<br />
durchzuplanen.“<br />
Erschlossen wird das Haus<br />
im Norden über die obere<br />
Ebene. Schon der Eingangsbereich<br />
präsentiert<br />
sich lichtdurchflutet und<br />
mit spannenden Aus- und<br />
Durchblicken. Dank Glasabtrennungen<br />
zum Wohnraum<br />
hin reicht der Blick bis<br />
zu den Panoramafenstern.<br />
„Es ist schön, wenn man zur<br />
Haustür hereinkommt und<br />
schon hinaussieht“, findet<br />
die Hausherrin.<br />
Praktische weiße Schrankwände<br />
bieten jede Menge<br />
ausgeklügelten Stauraum<br />
und lassen von Garderobe<br />
über Schuhe bis zum Bügelbrett<br />
alles „verschwinden“.<br />
Das reduzierte Farbkonzept<br />
der Grundausstattung zeigt<br />
sich ebenfalls schon hier:<br />
Weiß und ein dunkler Holz-<br />
Ton sind die bestimmenden<br />
Farben.<br />
„Die Auswahl des Bodens<br />
war etwas vom Schwierigsten“,<br />
erinnert sich die<br />
Bauherrin. Schließlich entschieden<br />
sie sich für spezielle<br />
Holzdielen, „Eiche<br />
rustikal, geräuchert.“ Damit<br />
der Eingangsbereich nicht<br />
zu steril wirkte, wurde das<br />
Holz des Bodens an einer<br />
Wand nach oben gezogen.<br />
Dort sind jetzt kaum sichtbar<br />
die Türen zu Tages-WC<br />
und Hauptschlafzimmer<br />
integriert. Dieses verfügt<br />
hinter dem Bett über eine<br />
abgetrennte, begehbare<br />
Garderobe und ein eigenes,<br />
großzügiges Bad. Wannenverkleidung<br />
und Möbel sind<br />
hier wieder aus den Bodenbrettern<br />
gefertigt, eine rote<br />
Wand setzt einen kräftigen<br />
Farbakzent. Die Dusche ist<br />
Alu-Balkon<br />
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35<br />
Spannende Durch- und Ausblicke: Die<br />
praktische Küche, eine grifflose Maßanfertigung<br />
ganz in Weiß, ist nur durch<br />
Glas vom Eingangsbereich abgetrennt.<br />
so platziert, dass es gar keine<br />
Glaswand braucht. „Etwas<br />
weniger zum Putzen“,<br />
kommentiert die Hausherrin.<br />
Das Raumprogramm auf<br />
dieser Ebene wird von einem<br />
kleinen Waschraum<br />
neben der Eingangstür und<br />
einem flexibel nutzbaren<br />
Zimmer komplettiert. Neben<br />
einem PC-Arbeitsplatz<br />
gibt es dort einen eigenen<br />
Fernseher für die Kinder<br />
und auch schon Spielmöglichkeiten<br />
für die Enkel.<br />
Das Herzstück des Hauses<br />
ist aber der großzügige, offene<br />
Wohnbereich, der sich<br />
mit riesigen Fensterfronten<br />
nach Süden und Westen<br />
öffnet. „Wichtig war der<br />
Ausblick zur Kirche und zu<br />
einem historischen Gebäude<br />
vor dem Neubau“, erklärt<br />
D‘Alberto. Küche, Essplatz<br />
und die etwas intimere Sofaecke<br />
gehen fließend ineinander<br />
über – alles mit Panoramablick.<br />
„Am Gitschberg<br />
sieht man abends die Pistenraupen<br />
und von der Couch<br />
aus sogar das Rittner Horn“,<br />
sind die Bewohner begeistert.<br />
Unter der Fensterfront plante<br />
der Architekt noch niedrige<br />
Stauraumelemente ein, so<br />
dass auch der Fernseher vor<br />
dem Sofa dort integriert werden<br />
konnte. Er fährt bei Bedarf<br />
automatisch nach oben.<br />
Durchdacht ist auch die Küche,<br />
eine Maßanfertigung<br />
wasser<br />
... ist eine gute Arbeit wert!<br />
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36<br />
MELLAUN<br />
Individuell: Im Hauptbad mit großzügiger Dusche und<br />
Wanne setzt eine rote Wand kräftige Akzente. Wannenverkleidung<br />
und Möbel sind aus den Bodenbrettern<br />
gefertigt.<br />
Durchdacht: Selbst der Eingangsbereich an der Nordseite präsentiert sich lichtdurchflutet,<br />
ausgeklügelte weiße Schrankwände bieten jede Menge Stauraum. Damit es nicht<br />
zu steril wirkt, wurde der Holzboden an einer Wand nach oben gezogen. Dort sind<br />
kaum sichtbar die Türen zu Tages-WC und Hauptschlafzimmer integriert.<br />
RENATO<br />
D’ALBERTO<br />
ganz in Weiß. Hinter deren<br />
grifflosen Türen verschwinden<br />
auch sämtliche Küchenmaschinen,<br />
„damit nichts<br />
herumsteht“.<br />
Perfekte Ergänzung zu diesem<br />
lichtdurchfluteten, am<br />
meisten genutzten Hausbereich<br />
ist in den warmen<br />
Monaten noch die seitlich<br />
vorgelagerte Terrasse – natürlich<br />
mit kurzem Weg zur<br />
Küche. Denn die Bauherren<br />
schätzen es praktisch.<br />
Vom Eingangsbereich führt<br />
eine Holzstiege in das untere,<br />
halb im Hang liegende<br />
Geschoss. Unter der Stiege<br />
ist noch einmal Stauraum<br />
integriert. Und „hier könnte<br />
man zumachen“, erklärt<br />
die Hausherrin, „das gäbe<br />
dann eine schöne kleine<br />
Wohnung aus den 2 großen<br />
Kinderzimmern, Bad und<br />
einem dritten Raum“. Dank<br />
Holz-Trennwänden und bereits<br />
vorhandenen Küchenanschlüssen<br />
ist hier in Zukunft<br />
vieles möglich. Durch<br />
die Hanglage gäbe es auch<br />
noch einen eigenen Zugang.<br />
Raffinierte Oberlichter sorgen<br />
für angenehme Helligkeit<br />
in den unterirdischen<br />
Bereichen.<br />
Einen Raum ganz hinten<br />
nutzen die Hausherren aber<br />
selbst: Ein origineller Weinkeller,<br />
in den eine Tür aus<br />
dem alten Haus führt. Großzügiger<br />
Komfort, aber dezent<br />
auf das Wesentliche reduziert,<br />
ist hier die Devise.<br />
Monika Knoll<br />
*6. Mai 1971 in Stuttgart<br />
abgeschlossene Tischlerlehre, Geometer<br />
1992–2000: Mitarbeit im Ingenieurteam DDr. Konrad Bergmeister<br />
in Brixen<br />
1998–2004: Architekturstudium an der<br />
Universität Innsbruck<br />
seit 2000: eigenes Architekturbüro „Architekturwerkstatt<br />
Renato D’Alberto“ in Brixen und seit 2006 in Natz<br />
ab 2006: Referent für KlimaHaus-Expertenkurse in den<br />
Bereichen Baumaterialien, Bauphysik und Bauakustik<br />
Auswahl realisierter Projekte:<br />
Wohnhaus Bampi, Natz (2014)<br />
Wohnhaus Larcher, Tschötsch/Brixen (2013)<br />
Wohnhaus Augschöll, Villanders (2012)<br />
Villen in Bardolino (2011/12 und 2015)<br />
Villa Ausserhofer, St. Georgen (2010/11)<br />
Villa Steckholzer, Wiesen/Pfitsch (2010/11)<br />
diverse Wohnanlagen und Wohnhäuser<br />
AUSFÜHRUNG DER GESAMTEN BAUMEISTERARBEITEN