6 Palais und Herrenhäuser Lustschlösser und Gartenschlösser Bauernhäuser, Scheunen und Ställe Das holländische Dorf des Grafen Brühl Die Idee und das Konzept der <strong>Porzellan</strong>häuser für die Desserttafel geht wohl direkt auf den Grafen Brühl zurück. Kändler berichtet erstmals im November 1737 davon und gibt eine gute Vorstellung von der als Gesamtkunstwerk konzipierten Komposition: „Ein Modell oder deutlichen Entwurf von einem Completen Confectaufsatz, welches Ihro Hoch Gräfl. Excellenz der Herr Graf von Brühl zu sehen verlanget, aus Thon poussiret, aber nicht völlig hat dürffen ausgearbeitet werden. Die Tafel stellet vor einen wohl aus gebutzten Garten, in welchem ein zierliches Lust Hauß in gestalt eines Nagel Wercks (Holzhaus), welches alles durchbrochen oben herum sind viele Figürlein befindl. Durch die Confect Körbe werden die Rabatten vor gestellet in guter Ordnung. Übrigens ist der Garten mit Figürlein als Statuen, kleinen Brust Bildern, Blumen Töpffen und Orangen Bäumen gezieret. Darbey ist noch ein Häußlein befindlich, welches gleichsam wie mit Trat vergüttert ist Worinnen sich allerhand Arten Vögel befinden“. (Ulrich Pietsch, Arbeitsberichte Johann Joachim Kaendler, Leipzig 2002, S.50 Nr. 6) Die Holländischen Dörfer in <strong>Porzellan</strong>, wie sie in Meissen genannt werden (Kunze- Köllensperger, 2000, S. 121), sind aus dem Geist- und dem Lebensgefühl der sogenannten „Wirtschaften“ bei den Dresdner Schlossfesten geboren. Dabei hatten die kurfürstlichen Gäste im volkstümlichen Habit als Bauern, Schankwirte, Handwerker o. ä. zu erscheinen. Solche Landschaften mit Architekturen von z. T. historischen Gebäuden als Tafelzier hatten eine lange Tradition bei den Schauessen; es war jedoch eine Sensation, als Brühl erstmals den gesamten Konfektaufsatz mit Rabatten und Gärten, Spalieren, Nischen, Grotten, Vasen und Skulpturen aus kostbarstem <strong>Porzellan</strong> erschaffen ließ. Die erste Beschreibung eines bei Tafel verwendeten Gartendesserts aus <strong>Porzellan</strong> stammt von Anfang 1747 (Bursche, Tafelzier des Barock, S. 53): „Der Premier Minister, Graf von Brühl, in seiner vortreflichen Bilder-Galerie denen fremden Ministers und vielen andern Stands-Personen eine ungemein prächtige Abendmahlzeit gab. Ohne die Haupt-Tafel von 160 Couverts hatte man noch verschiedene andere zubereitet, die mit gleicher Pracht bedienet wurden. Der Aufsatz zum Nach- Tische setzte durch seine Neuigkeit jedermann in Verwunderung. Er stellte die kostbarsten Gärten vor, deren Cabinets und Bild-Säulen alle von Porcellan waren.“ 7