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IT’S A JEEP THING

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<strong>IT’S</strong> A<br />

Text: L. Jakumeit | Fotos: N. Meiringer<br />

<strong>JEEP</strong> <strong>THING</strong>


<strong>IT’S</strong> A<br />

Text: L. Jakumeit | Fotos: N. Meiringer<br />

<strong>JEEP</strong> <strong>THING</strong><br />

Es gibt Fahrzeugkonzepte, die machen an. Solche jedoch, die Jahrzehnte<br />

überdauern und dabei so gut sind, dass sie Generationen<br />

junge Leute immer wieder aufs Neue für sich begeistern können,<br />

sind verdammt rar gesät. Grund genug, den Urmeter des puristischen<br />

Geländewagens, den amerikanischen Jeep CJ, genauer unter<br />

die Lupe zu nehmen: Ihm gelingt das Kunststück der ewigen Jugend<br />

bis heute<br />

Es gibt Fahrzeugkonzepte, die machen an. Solche jedoch, die Jahrzehnte<br />

überdauern und dabei so gut sind, dass sie Generationen junger Leute<br />

immer wieder aufs Neue für sich begeistern können, sind verdammt<br />

rar gesät. Grund genug, den Urmeter des puristischen Geländewagens,<br />

den amerikanischen Jeep CJ, genauer unter die Lupe zu nehmen:<br />

Ihm gelingt das Kunststück der ewigen Jugend bis heute


Kultstatus: weitgehend<br />

original<br />

belassene Golden<br />

Eagle-Modelle<br />

sind in der Jeep-<br />

Szene längst<br />

gesucht<br />

Manche Menschen<br />

behaupten ja, er sei der<br />

erste echte SUV. Richtig<br />

ist: Der Jeep CJ-2A war der erste<br />

Offroader, der nicht fürs Militär<br />

bestimmt war. Das war sein<br />

älterer Bruder, der einfach nur<br />

„Jeep“ hieß. Aber der Zusatz CJ<br />

machte den Alleskönner zum<br />

Zivilisten: Der Civilian Jeep war<br />

dazu da, sich einen Platz in der<br />

Freizeitgesellschaft zu sichern.<br />

Der CJ-2A war zunächst ein<br />

minimalistischer Personentransporter<br />

vor rund 70 Jahren, zwar<br />

domestiziert, aber immer noch<br />

ausgestattet mit dem charakteristischen<br />

Seven-Slot-Kühlergrill<br />

und den eng stehenden Rundscheinwerfern.<br />

Die American<br />

Motors Corporation forcierte ab<br />

1970 als neuer Firmeninhaber mit<br />

den neuen, 799 Dollar teuren<br />

Renegade-Ausstattungspaketen<br />

diese Strategie. Spätestens mit<br />

ihren prunkvollen „Golden<br />

Eagle“-Sondermodellen war sie<br />

Trendsetter, ab 1978 zogen<br />

zahlreiche Glamour- und Luxuselemente<br />

des American Way of<br />

Drive in die seit 1954 gebaute<br />

CJ5-Karosse ein.<br />

Die Idee war es, eine komfortorientierte<br />

Limousinen-Kundschaft<br />

mit einer besonders<br />

umfangreich ausgestatteten<br />

Eyecatcher-Version anzusprechen:<br />

Dreispeichenlenkrad und Sport-<br />

Ledersitze mit abgesetztem Keder<br />

gab es für satte 1.249 Dollar<br />

Paket-Aufpreis ebenso ab Werk<br />

wie ein aufgewertetes Cockpit.<br />

Hubraum ist nur<br />

durch mehr Hubraum<br />

zu ersetzen:<br />

großvolumige<br />

Motoren über vier<br />

Liter können<br />

ihre Wirkung in<br />

einem kompakten<br />

Offroader wie dem<br />

Jeep CJ-5 besonders<br />

eindrucksvoll<br />

entfalten


Jeepster Commando<br />

Ein Urahn des SUV-Booms ist der<br />

Jeepster Commando C-101.<br />

Früh versuchte er den Brückenschlag<br />

zwischen Offroader und Personenwagen.<br />

Die Jeep-Historie<br />

ist längst eine<br />

unendliche Geschichte.<br />

Selbst im<br />

hohen Alter ist das<br />

Klettertalent kaum<br />

zu toppen


Beach Cruiser:<br />

für den lässigen<br />

Strandausflug ist<br />

der Golden Eagle-<br />

Oldie erste Wahl<br />

Vom Trendsetter zum<br />

Oldie für alle Fälle<br />

Dazu Teppiche für den Boden<br />

und ein AM-Radio. Neben einem<br />

Hauben bedeckenden goldenen<br />

Adlerdekor und auffälligen<br />

Folienschriftzügen fiel vor allem<br />

das mächtige Format des neuen<br />

304-cui-V8-Triebwerks aus dem<br />

gewohnt kantigen Rahmen. Das<br />

umfangreiche Upgrade wurde zu<br />

einem Riesenerfolg, denn es geschah,<br />

ohne die markante Linienführung<br />

oder gar das Konzept des<br />

mindestens 4.895 Dollar teuren<br />

Basisfahrzeugs zu verwässern.<br />

Ein original erhaltener Jeep CJ-5<br />

Golden Eagle darf heute als ein<br />

besonders lässiger Oldtimer<br />

gelten, der an der Tankstelle zwar<br />

kein Kostverächter ist, dafür aber<br />

als immer noch alltagstauglich<br />

durchgeht.<br />

Feine Details<br />

machen den Unterschied:<br />

Golden<br />

Eagle stand einst<br />

für ein Maximum an<br />

Glamour ab Werk


Ahnengalerie<br />

Fotos: Wikimedia Commons<br />

Jeep CJ-1<br />

Bauzeit: 1944<br />

Prototyp für einen zivilen Jeep auf Basis des Willys MB, aber mit<br />

Heckklappe, Deichsel und anderem Stoff-Verdeck. Es ist unbekannt,<br />

wie viele gebaut wurden, keiner existiert mehr<br />

Für Offroadabenteurer und<br />

Sonnenanbeter ist er außerdem<br />

erste Wahl, denn mehr Freiheit<br />

auf vier Rädern ist kaum möglich.<br />

Sind das Softtop-Planenverdeck<br />

und die Stofftüren demontiert,<br />

sitzen die Passagiere komplett im<br />

Freien und das Open-Air-Feeling<br />

ist grenzenlos. Ganz Hartgesottene<br />

können sogar noch einen<br />

draufsetzen und sich bei abgeklappter<br />

Frontscheibe den<br />

Safarilook und eine Überdosis<br />

Fahrtwind geben.<br />

Ein derart kompromissloses<br />

Konzept braucht keine breit<br />

asphaltierten US-Highways, um<br />

anzukommen – in die Herzen<br />

seiner Fans fährt der Jeep<br />

sowieso viel lieber auf dem<br />

direkten Wege querfeldein.<br />

Er ist ein grandios zweckmäßiges<br />

Auto mit treuer Seele.<br />

Als handfester Typ hat er natürlich<br />

keine Angst, sich schmutzig<br />

zu machen. Gnadenlos wühlt er<br />

sich dank des permanenten Quadra-Trac-Allradantriebs<br />

mit<br />

Jeep CJ-2A<br />

Bauzeit: 1945-1949<br />

Erster frei verkäuflicher ziviler Jeep; geplant für Landwirtschaft und<br />

Industrie, spartanische Ausstattung ohne Beifahrersitz, kein Innenspiegel,<br />

nur ein Rücklicht, handbetriebener Scheibenwischer<br />

Jeep CJ-3A<br />

Bauzeit: 1949-1953<br />

Verkleinerter hinterer Radkasten, Fahrersitz nach hinten versetzt.<br />

Ab 1951 abgespeckte Version als „Farm-Jeep“ mit Zapfwelle<br />

Jeep CJ-3B<br />

Bauzeit: 1953-1968<br />

Die Seitenstehwände von Motorraum und Grill wurden für einen neuen<br />

4-Zyl.-Motor erhöht. Der CJ-3B wurde unter Lizenz u. a. von Mitsubishi<br />

Japan (bis 1998) und Mahindra Indien (bis 2010) gebaut


Testdrive für den<br />

gelben Engel: ein<br />

dicker V8 klingt<br />

unvergleichlich<br />

und ist die dynamische<br />

Krönung der<br />

CJ-5-Baureihe<br />

Haubentaucher<br />

auf Probefahrt<br />

Untersetzung durch dick und<br />

dünn, meistert das Death Valley,<br />

erklimmt die Rocky Mountains<br />

oder parkt einfach nur auf den<br />

Stränden der angesagtesten<br />

Surf-Spots Kaliforniens. Immer<br />

schützend dabei ist ein stabiler<br />

Überrollbügel. Form und Funktion<br />

des Jeeps haben eine ungewöhnlich<br />

klare Message: „Hey<br />

Baby, du gibst mir genug Öl und<br />

Benzin aus, dann schaffe ich es<br />

für dich notfalls auch bis ans<br />

Ende der Welt.“<br />

Hoch über der Straße thronend<br />

Keine Kompromisse:<br />

der CJ-5 bleibt<br />

auch als Golden<br />

Eagle ein talentierter<br />

Geländegänger<br />

mit puristischen<br />

Wurzeln


Ahnengalerie<br />

Fotos: Wikimedia Commons<br />

Jeep CJ-5<br />

Bauzeit: 1954-1983<br />

Im CJ-5 wurden Einflüsse des neuen Jeep-Besitzers Kaiser und des<br />

militärischen Jeeps des Korea-Krieges (M38) aufgenommen<br />

Jeep CJ-6<br />

Bauzeit: 1955/1975<br />

Ein CJ-5 mit 20-Zoll verlängertem Radstand. War nie sehr beliebt in<br />

den USA, die meisten der wenigen produzierten Modelle gingen<br />

in den Export<br />

fühlt es sich an Bord immer<br />

etwas wankend wie ein Schiff bei<br />

leichtem Seegang an, bedingt<br />

durch den 2.121 Millimeter<br />

kurzen Radstand, zwei blattgefederte<br />

Starrachsen und die<br />

leichtgängige Servolenkung.<br />

Dafür ist die Handlichkeit dank<br />

der kompakten Abmessungen<br />

verblüffend. Der Platz reicht<br />

notfalls sogar für vier Passagiere<br />

und etwas Strandgepäck, wobei<br />

die kleine Bank im Fond definitiv<br />

nur Notsitzcharakter hat und<br />

daher von Singles meist kurzerhand<br />

demontiert wird. Auch ohne<br />

einen talentierten Schrauber als<br />

Partner kann Frau mit einem Jeep<br />

verdammt viel Spaß haben. Die<br />

robuste Graugusstechnik ist zäh.<br />

Und falls doch mal was hakt,<br />

findet sich bestimmt eine Lösung,<br />

denn in der Jeepszene hält man<br />

fest zusammen.<br />

Jeep CJ-7<br />

Bauzeit: 1976-1989<br />

Der CJ-7 hat einen 10 Zoll längeren Radstand als der CJ-5. Optional<br />

wurde ein automatischer Allradantrieb „Quadra-Trac“ angeboten<br />

Jeep CJ-8 „Scrambler“<br />

Bauzeit: 1982-1985<br />

Eine verlängerte Version des CJ-7 mit abnehmbarer Halbkabine, die<br />

eine Pick-up-ähnliche Ladefläche bedeckte.<br />

Jeepster Commando<br />

Bauzeit: 1967-1973<br />

Ewige Jugend: Wetten, dass uns das Jeep-Konzept auch<br />

in 50 Jahren noch anmacht?


<strong>JEEP</strong><br />

CJ-5 304 V8<br />

Baujahr<br />

1978<br />

Motor<br />

V8<br />

Hubraum<br />

4.981 cm 3<br />

Leistung<br />

110 kW (150 PS)<br />

Drehmoment<br />

323 Nm max.<br />

Getriebe<br />

Dreigang-Handschalter<br />

mit Untersetzung<br />

Antrieb<br />

Allrad<br />

Maße (L/B/H mm)<br />

3.515/1.742/1.720<br />

Gewicht<br />

1.364 kg<br />

0-100 km/h<br />

12,5 Sek.<br />

Top-Speed<br />

140 km/h<br />

Preis (Zustand 2)<br />

20.000 Euro<br />

Wenn eine charmante junge Dame<br />

im luftigen Sommerlook am<br />

Steuer des Golden Eagle sitzt,<br />

fühlt sich die Männerwelt erst<br />

recht herausgefordert, im Notfall<br />

den gelben Engel zu geben und<br />

den Kopf prüfend unter die Haube<br />

zu stecken. Als Dankeschön gibt<br />

es für den sympathischen Pannenhelfer<br />

eine gemeinsame<br />

Probefahrt im penibel restaurierten<br />

Klassiker und die Möglichkeit<br />

zum Vergleich zwischen dem<br />

Fünfliter-V8-Modell und dem<br />

zwei Jahre jüngeren, schokobraunen<br />

1982er-Modell mit Reihensechszylinder<br />

und zahmen103<br />

PS aus 4,2 Litern Hubraum.<br />

Mit seinem lässigen T150-Dreiganggetriebe<br />

umgarnt der<br />

drehmomentstarke V8-Macho die<br />

Damenwelt mit einem reichlichen<br />

Mehr an Powerreserven und wirkt<br />

dadurch nochmals souveräner<br />

motorisiert als sein schwächerer<br />

Bruder. Mindestens genauso cool<br />

wie der Sound aus der Sidepipe-


Auspuffanlage wirkt der „Custom<br />

Look“ dank nachgerüsteter zehn<br />

Zoll breiter Chromfelgen mit<br />

A/T-Walzen von BF Goodrich und<br />

zusätzlichen Scheinwerferschutzgittern.<br />

Auf dieses stimmige<br />

Gesamtpaket dürfte vermutlich<br />

fast jeder Jeep-Fan abfahren.<br />

Doch welche Frau will bei solchen<br />

Vorraussetzungen schon<br />

einen festen Partner auf<br />

dem Beifahrersitz?<br />

Massivbauweise im<br />

Untergrund: rustikale<br />

Starrachsen<br />

und permanenter<br />

Allradantrieb sind<br />

Grundlage einer<br />

beispiellosen Erfolgsgeschichte<br />

Only the strong<br />

survive: Jeep-Fahrer<br />

genießen ungewohnte<br />

Freiheiten.<br />

Das verbindet...

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