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Oktober 2009 - Der Neusser

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Sie sind 17, 15, manche erst 12. Und sie wollen<br />

ein bisschen Spaß haben, auf der Festwiese, auf<br />

Partys oder in der Disco. Mit einem Kumpel über<br />

18 und einer elterlichen Erlaubnis kommt man<br />

fast überall rein. Letztere gibt’s als Download im<br />

Netz und eine Unterschrift in Eigenregie ist für<br />

die meisten kein Problem. Schon ist der Samstagabend<br />

gerettet. Ausgelassen feiern, locker<br />

und gut drauf sein, was ist dagegen einzuwenden.<br />

„Meist glühen wir zu Hause vor“, scherzt<br />

Nadine. Aufbrezeln und auftanken, aber heute<br />

ist es nicht nötig, denn Schnäppchen-Party ist<br />

angesagt. Trinken zum halben Preis, was geht:<br />

Alkopops, Tequila oder Wodka, die Auswahl lässt<br />

sich sehen. Doch was als Happy Hour beginnt, Komasaufen: Kids im Vollrausch<br />

endet schnell auf Intensiv. Rund 20.000 Kinder<br />

Mit Bier, Tequila und Wodka in Partylaune: Neue Lust auf Alkohol?<br />

und Jugendliche landen jährlich in Deutschland<br />

mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Komasaufen als Freizeithit? Party- Trinkversuchen führen bereits geringe Mengen zum rasch ansteigenden<br />

droge zum Dauerrausch? … hat sich die Welt gedreht oder kein Grund zur Blutalkoholspiegel. Wird in kurzer Zeit viel Alkoholisches konsumiert, wie<br />

Panik, wir waren ja auch mal jung?<br />

beim so genannten Komasaufen, reagiert das Gehirn äußerst empfindlich.<br />

Zehn Prozent aller 12- bis 15-Jährigen trinken mindestens einmal pro Woche Bereits ein Blutalkoholgehalt von einem Promille kann massive Ausfälle im<br />

Alkohol. Bei den ein bis zwei Jahre Älteren sind es sogar 43 Prozent. Studien Körper bewirken. Natürliche Abwehrmechanismen wie Übelkeit und Er-<br />

belegen, dass ein 16- bis 17-jähriger Junge wöchentlich rund 150 g reinen brechen greifen nicht oder verzögert. Es kommt zu Vergiftungen, die nicht<br />

Alkohol konsumiert, was im Mittel etwa 3 Flaschen Wein entspricht. Rund selten in Bewusstlosigkeit enden. Im Extremfall sogar im Tod, sei es durch<br />

mit<br />

fünfmal so viele Jugendliche<br />

Kinderträume<br />

landen heutzutage mit Alkoholvergiftung im Ersticken an Erbrochenem oder Aussetzen der Organe.<br />

Krankenhaus wie im Jahr 1990. Allein in den vergangenen sechs Jahren hat Allein zwischen 2000 und 2005 nahm die Zahl der Jugendlichen, die mit<br />

sich die Zahl verdoppelt. Kein dummer Jungenscherz, auch Mädchen ma- Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten von<br />

chen keinen Halt: schnelles Trinken in großen Mengen. Scheu und Ängste 9.500 auf 19.500 zu. Mehr als die Hälfte hatte über zwei Promille im Blut.<br />

abbauen, ungehemmt auf andere zugehen und dazugehören, ihr Ziel. Be- Schon jedes fünfte Kind unter zwölf Jahren hat Erfahrungen mit Alkohol.<br />

wusstseinsverlust,<br />

in<br />

Aggressivität und Sucht,<br />

Erfüllung<br />

die Folgen. Lange ist das kein Im Vergleich von 21 Industrieländern, trinkt<br />

gehe<br />

nur die britische Jugend mehr<br />

harmloses Spiel mehr.<br />

als der hiesige Nachwuchs. Also harmlos? Todesfälle wie in Berlin nur medientechnisch<br />

hoch gepuscht? Suchtzentralen und Krankenkassen sehen<br />

Alk macht sexy und verführerisch?<br />

das anders. Prävention und Aufklärung, so ihr Credo, sei dringend nötig.<br />

Tequila vor 24 Uhr nur 50 Cent. Ein Angebot? Die Werbung macht’s vor: läs- Jugendschutzgesetze allein können wenig bewirken, werden zu oft fahrlässige<br />

Typen und sexy Mädels mit Alk in bester Partystimmung. Zuprosten als sig unterwandert. <strong>Der</strong> eigene Umgang mit Alkohol kann wegweisend sein.<br />

geselliges Vergnügen, wer lallt da schon vom Bildschirm runter? Wer kauert Kritische Fragen zum elterlichen Konsum sollten zugelassen und überdacht<br />

sabbernd auf dem Dancefloor rum? Mittrinken als Ausdruck des Erwach- werden: Gehört Alkohol zum guten Essen oder netten TV-Abend dazu? Wie<br />

senseins. Saufen bis der Arzt kommt… Cool? Am Anfang jeder Suchtkarriere viele alkoholfreie Tage pro Woche oder Monat legen die Eltern ein? Gibt es<br />

steht der Alkohol, das weiß man. Ein bisschen Kontrollverlust kennen viele. Konsumregeln, was, wann und wie viel zulässig ist?<br />

utsche Filmrisse von 5 bis 8 Kinderschutzbund: Stunden keine Seltenheit. Erhöhte Gewaltbereitschaft Die Bundeszentrale Denken, für gesundheitliche Aufklärung Handeln, rät: Kinder dürfen ge- Le<br />

kein Geheimnis. Sexuelle Übergriffe inbegriffen.<br />

nerell keinen Alkohol trinken. Eltern sollten darauf hinwirken, dass Jugend-<br />

Bei Jugendlichen ist die Zeitspanne zwischen Missbrauch und Abhängigkeit liche so spät wie möglich damit beginnen. Wenn die Zöglinge erste Erfah-<br />

kurz: nur 6 Monate und schon kommen sie schwer ohne aus. Organschäden, rungen machen, so ist es ratsam, mit ihnen über Gründe und Erlebnisse zu<br />

Entwicklungsstörungen – all dies geht mit Hochprozentigem einher. <strong>Der</strong> sprechen, die positiven und negativen Seiten zu beleuchten. Dranbleiben,<br />

jugendliche Organismus baut Alkohol extrem langsam ab. Bei den ersten zuhören und aufklären. Mitmachen, kein Scherz, im positiven Sinne. Feiern<br />

ohne Alk, schon mal probiert? Tanzen und bezaubern bei vollem Bewusst-<br />

<strong>Der</strong> Kinderschutzbund Neuss sucht Ehrenamtler/-innen sein, kein Genuss? Verbieten macht wenig Sinn. Denn sie sind auf dem Weg<br />

<strong>Der</strong> Kinderschutzbund Neuss sucht für das Kinder- und Jugendtelefon<br />

nach draußen, testen Grenzen und erleben… wollen selbstverständlich<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Wer sich angesprochen fühlt und Interesse<br />

hat, einen kleinen Teil seiner Freizeit einzusetzen, meldet sich bitte<br />

auch anders sein. Aber mit Köpfchen kann man die bittersten Erfahrungen<br />

beim Kinderschutzbund, Ortsverband Neuss e.V., Michaelstr. 8-10, 41460 gehörig dämpfen – bei den Eltern und den Kids.<br />

Neuss. Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do und Fr von 9.00 bis 12.00 Uhr und Di (Da kann man gut mal reinschauen: KEINE MACHT DEN DROGEN,<br />

von 15.00 bis 17.00 Uhr.<br />

www.kmdd.de )<br />

Telefon: 02131-28718 oder per Mail: dksb-neuss@web.de<br />

Marion Stuckstätte<br />

12<br />

Wir sind Familie<br />

Menschen | StattBlatt 10.<strong>2009</strong>

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