aus Roth - Gemeinde Weimar
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Der Friedhof (Totenhof) in <strong>Roth</strong><br />
von Otto <strong>Weimar</strong><br />
Die christlichen Friedhöfe waren im Mittelalter nahe an der Kirche angelegt. Davon, im<br />
Schutz der Kirche bestattet zu sein, erhofften sich die Menschen Fürbitte und dadurch<br />
Verkürzung des Fegefeuers oder gar Erlösung von ewiger Höllenpein. Erst nach der<br />
Reformation setzte ein Umdenken ein. Eine Bestattung nahe der Kirche war danach nicht<br />
notwendig für das Seelenheil. Doch auch hygienische Gründe (viele Pesttote) gaben<br />
zusätzlich den Grund, den Friedhof außerhalb des Dorfes anzulegen. Heute ist der Friedhof<br />
eine Oase der Stille und Entspannung in der heutigen Welt des Lärms und der Hektik, aber<br />
auch ein Ort der Begegnung mit anderen Menschen. Zum Friedhof gehört das Grabmal: ein<br />
Zeichen der Verbundenheit zwischen Lebenden und Toten, ein Bindeglied zwischen<br />
Hinterbliebenen und Verstorbenen. Eine Friedhofsanlage mit ihren blühenden Pflanzen,<br />
schönen Sträuchern und alten Bäumen ist in Ballungsräumen eine wertvolle "grüne Lunge".<br />
Die uns heute so vertraute Ordnung auf den Friedhöfen entstand erst im 19. Jahrhundert. Die<br />
Grabdenkmäler auf älteren Friedhöfen mit ihren Inschriften zählen heute zu kulturhistorischen<br />
Dokumenten. Sie sagen uns, wie sich unsere Vorfahren selbst sahen und wie sie von uns<br />
gesehen werden wollten. Wir erfahren von ihnen, wie man früher über Gott nachdachte und<br />
welche Trostgründe man fand, um dem Tod nicht das letzte Wort zu lassen. Viele alte<br />
Grabsteine werden heute abgebaut und vernichtet. Die Friedhofssatzungen der <strong>Gemeinde</strong><br />
schreiben Ruhefristen vor. So ist leider viel <strong>aus</strong>sagekräftiges Kulturgut verloren gegangen.<br />
Friedhof hieß in althochdeutscher Sprache Freithof, abgeleitet von dem altdeutschen Wort<br />
"friten", was soviel wie hegen, umhegen, schonen bedeutete. Die christlichen Hintergründe<br />
des Wortes "Frieden" führten später zur Benennung "Friedhof'.<br />
1627<br />
Bis um 1627 wurden die Toten von <strong>Roth</strong> auf dem Totenhof (Kirchhof) in Fronh<strong>aus</strong>en beerdigt<br />
(<strong>Roth</strong> war eine Filiale der Kirche zu Fronh<strong>aus</strong>en). Die Toten mussten bei Kälte, Schnee, Eis<br />
und Hochwasser nach Fronh<strong>aus</strong>en transportiert werden. Selbst im Winter, wenn kein Vieh<br />
angespannt werden konnte, mussten die Toten mit einer Karre oder einem Handwagen über<br />
schlechte Feldwege nach Fronh<strong>aus</strong>en gebracht werden. Um das Jahr 1627 wurde in <strong>Roth</strong> dort,<br />
wo heute die Kirche steht, ein Turm errichtet. Unter dem damaligen schenkischen Schultheiß<br />
Georg Buchenbühl wurde um den Turm (Vorläufer unseres Kirchturms) der erste Totenhof in<br />
<strong>Roth</strong> eingerichtet.<br />
Dieser Totenhof mit Turm war umringt von einem tiefen Graben, der bei Hochwasser voll<br />
Wasser stand (siehe Zeichnung). Da kein Steg vorhanden war, gab es bei Hochwasser<br />
Schwierigkeiten dorthin zu kommen. So kam es oft vor, dass bei Beerdigungen das Grab voll<br />
Wasser stand und der Sarg in das Wasser gesenkt wurde. Zwischen der alten Schule und dem<br />
Hof Pfeffer befand sich eine Mauer, welche mit einem Tor versehen war. Von dort war der<br />
Zugang zum Totenhof.<br />
1635<br />
Durch den 30jährigen Krieg hatte sich die Pestseuche sehr <strong>aus</strong>gedehnt. Das Jahr 1635 wurde<br />
das "Pestjahr" genannt; es gab in Fronh<strong>aus</strong>en, <strong>Roth</strong>, Argenstein und Wenkbach sehr viele<br />
Tote. Wie <strong>aus</strong> Eintragungen von Pfarrer Johannes Stoll im Kirchenbuch von Fronh<strong>aus</strong>en<br />
hervorgeht, waren bis zum Jahresende allein in <strong>Roth</strong> 57 Einwohner an der Seuche gestorben<br />
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