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Projektstudium in der Gemeinde Weimar / Lahn

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Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und<br />

Umweltmanagement<br />

Projekt- und Regionalplanung<br />

Projektleitung: Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Projektbetreuung: M. Sc. Jan<strong>in</strong>e Dunkel<br />

Dipl.-Kfm. (FH) Daniel Mühlleitner<br />

<strong>Projektstudium</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

– Kommunale Regional- und Umweltplanung –<br />

Sommersemester 2011<br />

Studentische Projektarbeiten zu ausgewählten<br />

Themenbereichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong>


Kontakt<br />

Universität Gießen:<br />

Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

Senckenbergstraße 3<br />

35390 Gießen<br />

Prof. Dr. Siegfried Bauer:<br />

Tel.: 0641 99-37311<br />

E-Mail: Siegfried.Bauer@agrar.uni-giessen.de<br />

Fax: 0641 99-37319<br />

M. Sc. Jan<strong>in</strong>e Dunkel:<br />

Tel.: 0641 99-37316<br />

E-Mail: Jan<strong>in</strong>e.Dunkel@agrar.uni-giessen.de<br />

Fax: 0641 99-37319<br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltung <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong>:<br />

Alte Bahnhofstr. 31<br />

35096 <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Telefon: 06421/9740-0<br />

Telefax: 06421/77404<br />

Email: <strong>in</strong>fo@weimar-lahn.<strong>in</strong>fo


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Vorwort<br />

Die Professur für Projekt- und Regionalplanung am Fachbereich Agrarwissenschaften,<br />

Ökotrophologie und Umweltmanagement an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität Gießen bietet seit mehr<br />

als 15 Jahren ergänzend zur theoretisch-methodischen Grundlagenausbildung e<strong>in</strong> praktisches<br />

<strong>Projektstudium</strong> an, das jeweils am Beispiel e<strong>in</strong>er konkreten Stadt bzw. Geme<strong>in</strong>de versucht, reale<br />

Probleme zu erkennen, ihre Ursachen zu analysieren, Konflikte zwischen Beteiligten und<br />

Betroffenen aufzuzeigen und Lösungsansätze zu entwickeln. Aus Sicht <strong>der</strong> Studierenden bietet<br />

das <strong>Projektstudium</strong> die Chance, reale Probleme und Planungsvorgänge unmittelbar vor Ort<br />

kennen zu lernen, die Verfügbarkeit und Zugangsmöglichkeiten zu Informations- und Planungsunterlagen<br />

zu erfahren, eigene ergänzende Erhebungen und Befragungen durchzuführen und<br />

Lösungsvorschläge unter den konkreten Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er Stadt / Geme<strong>in</strong>de zu erarbeiten, zu<br />

präsentieren und zu verteidigen. Auch wenn im Rahmen <strong>der</strong> Projektarbeit jeweils nur bestimmte,<br />

abgegrenzte Problemausschnitte beleuchtet werden können, för<strong>der</strong>t diese praxisorientierte<br />

Ausbildung die Berufschancen <strong>der</strong> Studierenden.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Kommune bietet das <strong>Projektstudium</strong> die Chance, diese von überwiegend kritisch<br />

e<strong>in</strong>gestellten angehenden Akademikern "durchchecken" zu lassen. Viele Probleme s<strong>in</strong>d <strong>der</strong><br />

Verwaltung bereits bekannt, manche wurden vielleicht neu entdeckt o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Perspektive betrachtet. Auch die meisten Lösungsvorschläge s<strong>in</strong>d aus Sicht <strong>der</strong> Kommune nicht<br />

neu, viele wurden bereits im Abwägungsprozess behandelt, dennoch wurden durch die<br />

Projektarbeiten im e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bereich neue Akzente und Möglichkeiten bzw. Anregungen<br />

aufgezeigt, die weiter vertieft werden sollten. Vielfach wurde auch die betriebene Politik bestätigt,<br />

z. T. gehen die Lösungsvorschläge und Anregungen auch über die Kompetenz <strong>der</strong> kommunalen<br />

Ebene h<strong>in</strong>aus.<br />

Damit sich die e<strong>in</strong>zelnen Projektgruppen e<strong>in</strong> Bild von den Gegebenheiten, Entwicklungstendenzen<br />

und Problemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> machen konnten, führten die Studierenden <strong>der</strong><br />

Universität Gießen im Mai / Juni 2011 <strong>in</strong> allen 12 Geme<strong>in</strong>deteilen e<strong>in</strong>e Bürgerbefragung durch.<br />

Dabei wurden neben Fragestellungen des Demografischen Wandels auch die Lage von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen, ebenso wie die <strong>der</strong> älteren E<strong>in</strong>wohner/ Innen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de betrachtet. Zudem<br />

richtete sich <strong>der</strong> Blick auf das soziale Engagement, das Vere<strong>in</strong>sleben und das touristische<br />

Potenzial <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de. Auch <strong>der</strong> Umweltaspekt wurde von den Studierenden nicht außer Acht<br />

gelassen. Hier wurde sich auf die Kommunalverwaltung, die vorherrschende Situation <strong>in</strong> den<br />

Liegenschaften und auf mögliche Potenziale durch erneuerbare Energien konzentriert. Ebenso<br />

wurde die Landwirtschaft <strong>in</strong> Bezug auf die Vermarktung regionaler Produkte und mit Blick auf<br />

Umweltdienstleitungen h<strong>in</strong> untersucht.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e vor dem H<strong>in</strong>tergrund des Demografischen Wandels wurden die E<strong>in</strong>schätzungen und<br />

Me<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> Bevölkerung zu den verschiedenen Lebensbereichen erfragt. Zudem wurde den<br />

Befragten die Möglichkeit gegeben, eigene Ideen und Anregungen sowie Verbesserungsvorschläge<br />

und Kritik vorzubr<strong>in</strong>gen.<br />

An erster Stelle sei hier <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> und ihrem Bürgermeister, Herrn Peter<br />

Eidam, für die Bereitschaft gedankt, die Geme<strong>in</strong>de "als Untersuchungsobjekt" zur Verfügung zu<br />

stellen. Im Namen <strong>der</strong> Studierenden ist vor allem für die meist unbürokratische Bereitstellung von<br />

Informationen und für vielfältige Anregungen und H<strong>in</strong>weise zu danken. Den Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürgern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenleiter<strong>in</strong>nen, Vere<strong>in</strong>s- und Verbandsvorsitzenden sowie<br />

den Mitarbeitern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung s<strong>in</strong>d wir für die bereitwillige und umfassende<br />

Beantwortung <strong>der</strong> kritischen Fragen <strong>der</strong> Studierenden beson<strong>der</strong>s zu Dank verpflichtet. Die<br />

schriftlichen Ausarbeitungen stehen allen Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern sowie Interessierten zur<br />

Verfügung (Nachfrage bei <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung bzw. an <strong>der</strong> Professur für Projekt- und<br />

Regionalplanung). Wir hoffen, dass die Ergebnisse des <strong>Projektstudium</strong>s <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Anregungen für die laufenden Planungen und die Entwicklung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de enthalten und so<br />

positive Rückkopplungen für die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bewirken.<br />

Siegfried Bauer<br />

Universität Gießen, Professur für Projekt- und Regionalplanung


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Methodische Vorgehensweise<br />

Am 15. April 2011 fand im <strong>Weimar</strong>er Rathaussaal die Auftaktveranstaltung zum <strong>Projektstudium</strong><br />

2011 statt. Bei dem dortigen Gespräch mit dem Bürgermeister Peter Eidam und an<strong>der</strong>en<br />

Vertretern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>e aus unterschiedlichen Bereichen wurde e<strong>in</strong>e Schwerpunktliste erstellt,<br />

die zur späteren Ausgestaltung des Fragebogens diente. Durch die ersten E<strong>in</strong>blicke bei <strong>der</strong><br />

Auftaktveranstaltung konnte von den Studierenden <strong>der</strong> Justus-Liebig Universität Giessen e<strong>in</strong><br />

Gesamtfragebogen konzipiert werden, <strong>der</strong> folgende Themenaspekte berücksichtigt.<br />

1. Demografischer Wandel und Leerstand<br />

2. Ehrenamtliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

3. Ärztliche Versorgung<br />

4. Verpflegungsangebote für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

5. Bewegungsför<strong>der</strong>ung von Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> 1. bis 7. Klasse<br />

6. Altenhilfebedarfsplanung<br />

7. Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

8. Freizeit und Vere<strong>in</strong>sleben<br />

9. Landwirtschaft: Aktuelle Situation, Zukunftsperspektiven und Umwelt<br />

10. Landwirtschaft: Vermarktung und Absatz regionaler Produkte<br />

11. Energiemonitor<strong>in</strong>g und -management<br />

12. Erneuerbare Energien<br />

13. Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

Die Befragung <strong>der</strong> <strong>Weimar</strong>er Bevölkerung fand im Zeitraum vom 30. Mai bis 12. Juni 2011<br />

statt. Mittels e<strong>in</strong>es standardisieren Fragebogens wurden die Bürger und Bürger<strong>in</strong>nen <strong>Weimar</strong>s<br />

e<strong>in</strong>schließlich aller zwölf Geme<strong>in</strong>deteile (Allna, Argenste<strong>in</strong>, Kehna, Nesselbrunn,<br />

Nie<strong>der</strong>walgern, Nie<strong>der</strong>weimar, Oberweimar, Roth, Stedebach, Weiershausen, Wenkbach und<br />

Wolfshausen) durch die Studierenden <strong>der</strong> Universität Giessen <strong>in</strong>terviewt. Insgesamt haben sich<br />

543 Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger an <strong>der</strong> Befragung beteiligt. Insgesamt entspricht dies, bei e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtbevölkerungszahl von ca. 7.450 E<strong>in</strong>wohnern, e<strong>in</strong>er Beteiligung von ca. 7,3 Prozent.<br />

Von den Befragten nutzten 46 Personen die Möglichkeit sich onl<strong>in</strong>e an <strong>der</strong> Befragung zu<br />

beteiligen. Bei <strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e – Befragung machten 39 Personen Angaben zu ihrem Wohnort. Aus<br />

Argenste<strong>in</strong> kamen fünf Personen, aus Nesselbrunn zwei, <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern füllten vier Personen<br />

den Onl<strong>in</strong>e – Fragebogen aus, <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar waren es 15, <strong>in</strong> Oberweimar vier, <strong>in</strong> Roth<br />

beteiligten sich fünf Personen auf diese Weise und <strong>in</strong> Wolfhausen nahmen vier Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger die Möglichkeit <strong>der</strong> digitalen Auskunftserteilung wahr. Die restlichen sieben<br />

Personen machten ke<strong>in</strong>e Angaben zum Wohnort. Daher ergeben sich die prozentualen<br />

Angaben wie viele Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger aus den jeweiligen Ortsteilen an <strong>der</strong> Befragung<br />

teilgenommen haben nur näherungsweise.<br />

In Tabelle 1 ist die Beteiligung <strong>der</strong> Bevölkerung an <strong>der</strong> persönlichen Befragung sowie an <strong>der</strong><br />

Onl<strong>in</strong>e – Befragung abzulesen. Außerdem ist so <strong>der</strong> prozentuale Anteil <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung nach den Geme<strong>in</strong>deteilen ersichtlich. Hier zeigt sich, dass <strong>der</strong><br />

Bevölkerungsschwächste Geme<strong>in</strong>deteil die höchste Beteiligung aufweist. In Stedebach leben<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 1


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

nur rund 25 E<strong>in</strong>wohner und von diesen wurden drei im persönlichen Gespräch zur aktuellen<br />

Lage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de befragt. Zudem sieht man, dass die Beteiligung an <strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e –<br />

Befragung im e<strong>in</strong>wohnerstärksten Geme<strong>in</strong>deteil namentlich Nie<strong>der</strong>weimar mit 15 Personen am<br />

höchsten war.<br />

Tab.1: Anteile <strong>der</strong> Befragten nach onl<strong>in</strong>e, persönlichem Gespräch und prozentualem Anteil an <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

Geme<strong>in</strong>deteil Anzahl<br />

Befragter<br />

onl<strong>in</strong>e<br />

Anzahl Befragter<br />

Interview<br />

Anzahl<br />

Befragter<br />

gesamt<br />

Allna 0 12 12 5,8%<br />

Argensten 5 22 27 7,3%<br />

Kehna 0 3 3 3,7%<br />

Nesselbrunn 2 5 7 7,5%<br />

Nie<strong>der</strong>walgern 4 105 109 7,5%<br />

Nie<strong>der</strong>weimar 15 161 176 6,9%<br />

Oberweimar 4 45 49 7,3%<br />

Roth 5 44 49 5,8%<br />

Stedebach 0 3 3 12%<br />

Weiershausen 0 7 7 8%<br />

Wenkbach 0 30 30 4,8%<br />

Wolfhausen 4 30 34 8,8%<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Anteil an <strong>der</strong><br />

Bevölkerung<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> so gesammelten Daten zu den e<strong>in</strong>zelnen Themenbereichen erfolgte mittels<br />

des Statistik Programms SPSS. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Bürgerbefragung dienten als Grundlage für<br />

die Darstellung <strong>der</strong> Ist – Situation und für die Empfehlungen <strong>der</strong> Studierenden zur möglichen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Gegebenheiten. Um konkrete Vorschläge unterbreiten zu können, wurde<br />

H<strong>in</strong>tergrundmaterial zu den E<strong>in</strong>zelthemen herangezogen, auch wurden Daten ausgewertet, die<br />

von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zur Verfügung gestellt wurden und zum Teil wurden erfolgreiche Beispiele<br />

aus an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>den und Städten des In- und Auslandes als Anschauungsmaterial<br />

verwendet.<br />

Die so gewonnen Erkenntnisse wurden am 28. und 29. Juli 2011 im <strong>Weimar</strong>er Rathaus dem<br />

Bürgermeister, Geme<strong>in</strong>devertretern und <strong>der</strong> <strong>in</strong>teressierten Bevölkerung präsentiert. Die<br />

Präsentation erfolge themenspezifisch. Jede <strong>der</strong> 13 E<strong>in</strong>zelgruppen stellte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 15 m<strong>in</strong>.<br />

Vortrag ihrer Ergebnisse und Schlussfolgerungen dar. Anschließend wurden diese diskutiert<br />

und E<strong>in</strong>zelfragestellungen näher erörtert. So ergab sich nach Abschluss <strong>der</strong> zweitägigen<br />

Veranstaltung e<strong>in</strong> differenziertes Gesamtbild <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de. Hier wurden viele Eckdaten<br />

genannt, bereits bekannte Schwerpunkte und Problemlagen <strong>in</strong> neuem Licht betrachtet und auch<br />

neue richtungweisende Konzeptvorschläge unterbreitet.<br />

Die Studierenden ließen die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion gewonnen Erkenntnisse zudem mit <strong>in</strong> ihre<br />

Abschlussberichte e<strong>in</strong>fließen. Somit beziehen sich die vorliegenden Berichte auf e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Daten und Informationen, die durch die Studierenden bearbeitet, gefiltert und dadurch für<br />

die Konzepterstellung genutzt werden konnten.<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 2


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Soziodemografische Ergebnisse <strong>der</strong> Bürgerbefragung<br />

Geschlecht <strong>der</strong> Befragten<br />

Insgesamt haben sich 278 (52,35%) Frauen und 253 (47,65%) Männer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> an <strong>der</strong> Befragung beteiligt. Die Verteilung nach Geschlecht <strong>der</strong> Befragten ist <strong>in</strong><br />

Abbildung 1 bezogen auf die Ortsteile ersichtlich. Die höchste Beteiligung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den<br />

beiden Geme<strong>in</strong>deteilen Ni<strong>der</strong>weimar und Nie<strong>der</strong>walgern. Diese s<strong>in</strong>d auch die<br />

bevölkerungsreichsten Geme<strong>in</strong>deteile. Insgesamt zeigt sich e<strong>in</strong>e erhöhte Beteiligung bei <strong>der</strong><br />

weiblichen Bevölkerung.<br />

Abb.1: Verteilung <strong>der</strong> Befragten nach Geschlecht <strong>in</strong> Bezug auf den Wohnort (Quelle: eigene Darstellung)<br />

Alter <strong>der</strong> Befragten<br />

Unabhängig vom Geschlecht s<strong>in</strong>d die meisten <strong>der</strong> Befragten zwischen 40 und 70 Jahren alt.<br />

Die jüngsten Teilnehmer s<strong>in</strong>d zwischen 15 und 20 Jahren alt und <strong>der</strong> älteste Teilnehmer ist<br />

sogar über 90 Jahre. In je<strong>der</strong> Altersklasse haben sowohl Frauen als auch Männer an <strong>der</strong><br />

Befragung teilgenommen. Lediglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersklasse über 90 Jahren wurde nur e<strong>in</strong> Mann<br />

befragt. In den Klassen <strong>der</strong> 15 bis 45 Jährigen sowie bei den 55 Jährigen dom<strong>in</strong>iert <strong>der</strong><br />

Frauenanteil. Dah<strong>in</strong>gegen überwiegt bei <strong>der</strong> 50 Jährigen <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Männer, die an <strong>der</strong><br />

Befragung teilgenommen haben. Auch zeigt sich die <strong>in</strong> den Altersklassen ab 60 Jahren.<br />

Lediglich bei den 25 Jährigen ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> befragten Frauen und Männer annähernd<br />

identisch.<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 3


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Wohnsituation <strong>der</strong> Befragten<br />

Abb.2: Aktuelle Wohnform <strong>der</strong> Befragten (Quelle: eigene Darstellung)<br />

Die Wohnsituation <strong>der</strong> befragten Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zeigte sich <strong>in</strong> Abbildung 2. Die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Befragten (73,11%) lebt im eigenen Haus. 128 Personen (24,24%) wohnen zur<br />

Miete. Hier wurde nicht differenziert nach Haus bzw. Wohnung gefragt. Lediglich 14 Personen<br />

(2,65%) gaben an e<strong>in</strong>e Eigentumswohnung zu besitzen und diese selbst zu nutzen.<br />

Beschäftigungssituation <strong>der</strong> Befragten<br />

Im soziodemografischen Teil des Fragebogens wurde auch die Beschäftigungssituation erfragt.<br />

Hierbei wurde zum e<strong>in</strong>en nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Beschäftigung gefragt und zum an<strong>der</strong>en<br />

nach dem Ort <strong>der</strong> Beschäftigung. Diese Frage beantworteten 524 <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt 543 befragten<br />

E<strong>in</strong>wohner <strong>Weimar</strong>s. In Abbildung 3 ist ersichtlich, dass die Mehrheit, also rund 45,22%,<br />

angaben berufstätig zu se<strong>in</strong>. 148 Personen s<strong>in</strong>d ganztags berufstätig und 89 gehen e<strong>in</strong>er<br />

Teilzeitbeschäftigung nach. Als zweitgrößte Gruppe s<strong>in</strong>d die Rentner und Rentner<strong>in</strong>nen zu<br />

nennen. Insgesamt haben 175 Personen angegeben sich bereits im Ruhestand zu bef<strong>in</strong>den,<br />

dies entspricht e<strong>in</strong>em Anteil von 33,40%. Des Weiteren wurden 34 Hausfrauen /-männer befragt<br />

und 35 Personen, die noch zur Schule gehen. 25 Befragte gaben sonstiges als <strong>der</strong>zeitige<br />

Tätigkeit an, darunter fällt beispielsweise die Elternzeit. Lediglich 18 befragte Personen<br />

bef<strong>in</strong>den sich zurzeit auf Arbeitssuche.<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 4


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Abb.3: Derzeitige Tätigkeit <strong>der</strong> Befragten (Quelle: eigene Darstellung)<br />

Betrachtet man nun die Darstellung <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit <strong>in</strong> Bezug zum Ort <strong>der</strong> Ausübung<br />

(Abbildung 4), zeigt sich deutlich, dass die Mehrheit <strong>der</strong> Berufstätigen ihrer Beschäftigung <strong>in</strong><br />

Marburg nachgeht. Dies lässt sich durch die räumliche Nähe zur Stadt erklären. Erstaunlich ist<br />

jedoch, dass knapp ¼ <strong>der</strong> Befragten ihren Beruf direkt <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> ausübt. Die spricht für die<br />

Geme<strong>in</strong>de und zeigt, dass das Potenzial <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de genutzt wird. Auch die rund 12% die<br />

sonstige Orte als Arbeitsstätte angaben, spricht für die Region als solche, da hier auch<br />

Fronhausen und an<strong>der</strong>e Umlandgeme<strong>in</strong>den von <strong>Weimar</strong> genannt wurden. Das Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />

Gebiet wurde noch von knapp 10% genannt. Dies ist womöglich auch <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>frastrukturellen Lage <strong>Weimar</strong>s zu begründen. Wie <strong>der</strong> Autobahnanschluss und die direkte<br />

Bahnverb<strong>in</strong>dung. Mit gut 6% liegt Gießen als Ort <strong>der</strong> Beschäftigung auf dem letzten Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Befragung.<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 5


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Abb.4: Ort <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit (Quelle: eigene Darstellung)<br />

Höchster Bildungsabschluss <strong>der</strong> Befragten<br />

E<strong>in</strong> weiterer Aspekt <strong>der</strong> personengebundenen Fragen bildet die E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Befragten <strong>in</strong><br />

Bezug zu ihren Bildungsabschluss. Hierbei zeigt sich deutlich e<strong>in</strong> erhöhter Anteil an Personen<br />

die bereits e<strong>in</strong> Studium absolviert haben. Diese Gruppe wird nur noch von den Personen mit<br />

Realschulabschluss übertroffen. Zudem gaben 94 Personen an das Abitur zu besitzen.<br />

Lediglich 50 Befragte nannten den Hauptschulabschluss als ihre höchste Qualifikation. 58<br />

Personen haben den Abschluss an <strong>der</strong> Volksschule gemacht und 21 Befragte besitzen e<strong>in</strong>en<br />

Meistertitel. Lediglich fünf Personen haben ke<strong>in</strong>en Abschluss. Bei zwei dieser Personen handelt<br />

es sich um Jugendliche, e<strong>in</strong>e Person ist 60 Jahre alt und die beiden an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d über 80 Jahre<br />

alt. Elf Befragte gaben sonstige Abschlüsse an. Dazu zählen unter an<strong>der</strong>em schulische<br />

Ausbildungen, Promotion, staatlich geprüfte Techniker und Fachschulabschlüsse.<br />

Abb.5: Höchster Bildungsabschluss <strong>der</strong> Befragten (Quelle: eigene Darstellung)<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 6


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Die Bürgermeisterfrage<br />

Die Frage: „Was würden Sie tun, wenn Sie Bürgermeister/<strong>in</strong> wären?“ beantworteten <strong>in</strong>sgesamt<br />

233 <strong>der</strong> 543 befragten Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong>. Die Antworten<br />

lassen sich <strong>in</strong> folgende Kategorien e<strong>in</strong>teilen:<br />

1. ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung notwendig (<strong>in</strong>sgesamt 15 Nennungen)<br />

2. Infrastruktur, Wirtschaft und Verkehr (<strong>in</strong>sgesamt 64 Nennungen)<br />

3. Energiepolitik (<strong>in</strong>sgesamt 8 Nennungen)<br />

4. soziales Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und Ortsbelebeung (<strong>in</strong>sgesamt 28 Nennungen)<br />

5. F<strong>in</strong>anzpolitik (<strong>in</strong>sgesamt 11 Nennungen)<br />

6. Sauberkeit und W<strong>in</strong>terdienst (<strong>in</strong>sgesamt 18 Nennungen)<br />

7. K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbetreuung (<strong>in</strong>sgesamt 29 Nennungen)<br />

8. Freizeitgestaltung (<strong>in</strong>sgesamt 15 Nennungen)<br />

9. Senioren (<strong>in</strong>sgesamt 6 Nennungen)<br />

10. Sonstiges (<strong>in</strong>sgesamt 15 Nennungen)<br />

11. Verän<strong>der</strong>ungen ja, aber ke<strong>in</strong>e konkrete Benennung (<strong>in</strong>sgesamt 7 Nennungen)<br />

12. ke<strong>in</strong>e Angaben (<strong>in</strong>sgesamt 17 Nennungen)<br />

Die meisten <strong>der</strong> Befragten würden - wenn sie selbst Bürgermeister/<strong>in</strong> wären – sich vermehrt im<br />

Bereich Infrastruktur, Wirtschaft und Verkehr e<strong>in</strong>setzen. Darunter fallen <strong>der</strong> Ausbau und die<br />

Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, die Schaffung von Arbeitsplätzen durch<br />

die Ansiedlung von Gewebe und Industrie, sowie die Verbesserung <strong>der</strong> Verkehrslage <strong>in</strong>sgesamt<br />

und die Schaffung weiterer E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten. Auch die Erschließung e<strong>in</strong>er Ortsumgehung<br />

und die flächendeckende Internetverb<strong>in</strong>dung wurden von mehreren Befragten genannt.<br />

Weiter wurden <strong>der</strong> Ausbau und die För<strong>der</strong>ung regenerativer Energien mehrfach genannt. Der<br />

Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbetreuung und die Freizeitgestaltung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

waren ebenfalls Vielen e<strong>in</strong> Anliegen. Nicht außer Acht gelassen werden darf <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

Sauberkeit. Hier wurde vornämlich auf die Problematik des Hundekotes auf öffentlichen<br />

Gehwegen h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d alle Antworten, sortiert nach übergeordneten Bereichen,<br />

aufgelistet.<br />

Tab.2: Antworten auf die Bürgermeisterfrage nach Bereichen sortiert (Quelle: eigene Darstellung aus<br />

Befragungsdaten)<br />

Was würden Sie tun, wenn Sie Bürgermeister/<strong>in</strong> wären?<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

Nennungen<br />

…im Bereich soziale Infrastruktur, Wirtschaft und Verkehr<br />

E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten verbessern; bessere Ausbau öffentliche Verkehrsmittel<br />

E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten /Läden Möglichkeiten. ÖPNV Verbesserung beson<strong>der</strong>s abends, nachmittags<br />

1<br />

- da Abends Veranstaltungen, normaler Supermarkt (REWE/EDEKA) fehlt 1<br />

Tankstelle <strong>in</strong> Roth 1<br />

Lebensmittelgeschäft <strong>in</strong> Roth eröffnen<br />

Kle<strong>in</strong>e Geschäfte <strong>in</strong> Dörfer_> Dorfmittelpunkte schaffen, Besseres E<strong>in</strong>gehen auf Bürger, mehr<br />

1<br />

Bürgerbeteiligung for<strong>der</strong>n und för<strong>der</strong>n. Geflügelmastbetrieb verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n 1<br />

Gewerbegebiet an Autobahn-Anschlussstelle (Penny-Markt) 1<br />

Rathaus sollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Großgeme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> se<strong>in</strong> und nicht am Rand von Marburg<br />

Sichere und breitere Fußwege an den Hauptstraßen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Ortsteil (Nie<strong>der</strong>walgern), För<strong>der</strong>ung<br />

1<br />

ökologischer Landwirtschaft 1<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 7


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Garten im Rathaus verschönern, Verkehrsbuchten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schützenstraße entfernen<br />

zu Fuß erreichbare Gastwirtschaft fehlt (<strong>in</strong> Bürgerhaus e<strong>in</strong>richten), See für Wärmetauscher nutzen,<br />

1<br />

sicherer Übergang über Gleise zum See (Unter- o<strong>der</strong> Überführung)<br />

Landschaftsbild am Kieswerk verschönern (Renaturierung alter Abbaugebiete), , Aufklärung <strong>der</strong><br />

1<br />

Bürger und <strong>der</strong> Landwirte über erneuerbare Energien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft,<br />

E<strong>in</strong>en Ikea-Markt anzusiedeln statt noch mehr Lebensmittelmärkte, die reichen vollkommen aus.<br />

1<br />

Gebühren für die Bürger erträglich zu halten 1<br />

Mehr Infrastruktur, Geschäfte und Ärzte 1<br />

Straßen ausbessern 1<br />

Hochwasserschutz ausbauen, Hundekotboxen, Grünanlagen pflegen, Straßen ausbessern 1<br />

e<strong>in</strong>e "richtige" Poststelle e<strong>in</strong>führen 1<br />

Bus 383 zwei- o<strong>der</strong> mehrmals pro Stunde Richtung Marburg 1<br />

Ausbau <strong>der</strong> Straßen im Neubaugebiet 1<br />

längere Öffnungszeiten <strong>der</strong> Tankstelle 1<br />

Mehr Ansiedlung von Gewerbe/Industrie + Arbeitsplätze 3<br />

Industriegebiete schaffen 1<br />

Öffentl. Verkehrsnetz ausbauen, Car-Shar<strong>in</strong>g, autarke Energieversorgung, Freibad 1<br />

Nachts Str. Laternen anlassen 1<br />

Bedarf an Supermarkt, attr. Angeb. f. Jugendl. (z.B. kulturelle) 1<br />

Schlaglöcher ausbessern 1<br />

Ortsbelebung verbessern, mehr Treffpunkte für Bürger 1<br />

Umgehungsstraße 3<br />

Verkehr, mehr E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten 1<br />

mehr E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten 1<br />

Koblenzer Str. sehr laut! Umgehungsstraße! 1<br />

Verbesserung Infrastruktur und Gewerbe 1<br />

e<strong>in</strong> Drogeriemarkt 1<br />

Sanierung aller Geme<strong>in</strong>de eigenen Wohn-, Verwaltungs- sowie Bürgerhäuser 1<br />

Sanierung des Bürgerhauses Wenkbach und aller älteren Bürgerhäuser <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Bürgerhaus <strong>in</strong> Wenkbach sanieren, Lärmschutzmaßnahmen sowie optische Abgrenzung dieser<br />

1<br />

Straßenbaumaßnahmen, Fahrradweg Anb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> alle Richtungen,<br />

Die Busverb<strong>in</strong>dung nach Marburg könnte verbessert werden. L<strong>in</strong>ie 383 über Oberweimar nach<br />

1<br />

Lohra warum geht nicht e<strong>in</strong>er davon über Wenkbach und Nie<strong>der</strong>walgern? 1<br />

Ausbau <strong>der</strong> Autobahn schnell und umweltfreundlich gestalten 1<br />

Bessere Busanb<strong>in</strong>dung OT Wenkbach nach Marburg 1<br />

Bessere Busanb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den Ortsteilen 1<br />

Straßen erneuern 1<br />

1.) Angebote an öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern. 2.) Fahrradweg auf alter Bahntrasse<br />

Auch <strong>in</strong> Zukunft nie wie<strong>der</strong> die Pläne <strong>der</strong> Ost-West-Verb<strong>in</strong>dung (Olpe-Hattenbacher-Dreieck)<br />

1<br />

aufnehmen!!<br />

Verkehrsberuhigung, Bushaltestelle beim Getränkemarkt <strong>in</strong>stallieren (Neubaugebiet),<br />

1<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitskontrollen/Verkehrskontrollen 1<br />

Bushaltestelle beim Neubaugebiet Nie<strong>der</strong>weimar 1<br />

Verkehrsführung/ Beschil<strong>der</strong>ung Alte Schulstrasse verbessern 1<br />

Straßen ausbessern und neu machen<br />

Verkehrsprobleme beseitigen: Fußgängerampel an <strong>der</strong> Apotheke, Zebrastreifen bei <strong>der</strong> Sparkasse,<br />

1<br />

Schülerlotsen für Schul- bzw. Verkehrsanfänger<br />

Barrierefreiheit verbessern, ke<strong>in</strong>e Gehwegparkerei, Prüfen, wie man die Bewegungsfreiheit für<br />

1<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te verbessern kann 1<br />

Zebrastreifen am Holzapfel, Hundekotütenverteiler aufstellen (o<strong>der</strong> mehr) 1<br />

fehlendes Café 1<br />

bauliche Umstrukturierung zulassen; Denkmalschutz lockern<br />

Bauhöfe zusammenlegen, Feuerwehrstützpunkte e<strong>in</strong>sparen und zusammenlegen, Mehr Aufträge<br />

1<br />

von privaten Unternehmen durchzuführen, da Geme<strong>in</strong>dearbeit zu langsam und zu teuer 1<br />

Ampelschaltung für Fußgänger am Neukauf länger grün<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Überweg über die Schienen, Brücke ist zu weit. E<strong>in</strong> zentraler E<strong>in</strong>kaufsort <strong>in</strong><br />

1<br />

Nie<strong>der</strong>weimar 1<br />

Lärmschutz zur Bahn, Friedhof mo<strong>der</strong>nisieren und dort Bäume besser pflegen 1<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 8


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

zu viele Bürgerhäuser --> zu teuere Unterhaltungskosten 1<br />

Die Busverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Ortsteilen verbessern. 1<br />

Breitband<strong>in</strong>ternetverb<strong>in</strong>dung 3<br />

… im Bereich Energiepolitik<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen 64<br />

För<strong>der</strong>ung & Info über regenerative Energien 1<br />

regenerative Energien ausbauen<br />

Energieeffizienz verbessern, Energiesparen z.B. durch nächtliches Abschalten <strong>der</strong><br />

Straßenbeleuchtung, wäre auch im S<strong>in</strong>ne des AFML-Projekts ("Nachthimmel wie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

1<br />

Jungste<strong>in</strong>zeit o.ä."), 1<br />

Effektiver Ausbau regenerativer Energie (Fotovoltaik) 1<br />

Ausbau regenerativer Energien för<strong>der</strong>n, Erhöhung <strong>der</strong> Hundesteuer 1<br />

Energiepolitik 1<br />

Energieautarkie umsetzen, See zurück kaufen 1<br />

Subventionen für Biogasanlagen streichen 1<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen<br />

… im Bereich soziales Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, Ortsbelebung<br />

8<br />

Ortsvorsteher abschaffen (zu teuer), bessere Straßenre<strong>in</strong>igung, Ortsbild verbessern 1<br />

Mehr Gefühl <strong>der</strong> Zugehörigkeit (Dorffeste u.a.) 1<br />

Ortsvorsteher abschaffen, weil nicht nötig 1<br />

mehr Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zw. den Ortschaften 1<br />

mehr Bürgerbeteiligung ( z.B. Aufstellung von Mobilfunkmasten) 1<br />

Kommunikation zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Ortsteilen<br />

e<strong>in</strong>e bessere sachorientierte Zusammenarbeit <strong>der</strong> Parteien/Gruppierungen im<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsparlament und nicht parteiorientierte Entscheidungen wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Periode<br />

1<br />

praktizieren 1<br />

mehr Beteiligungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Bürger bei Entscheidungen 1<br />

Bürgerengagement för<strong>der</strong>n, Umweltschutz, sanften Tourismus för<strong>der</strong>n 1<br />

dörfliche Strukturen stärken 1<br />

Mehr öffentliche Aktivitäten<br />

1.) Mitteilungsblatt kostenlos an ALLE Haushalte. 2.) Mehr Info, warum "Bürgerbus" nach<br />

1<br />

Nesselbrunn nicht mehr existiert und evtl. wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>führen - aber nur bei Bedarf (z.B. per Anruf) 1<br />

Dialog mit Bürgern nicht nur vor <strong>der</strong> Wahl!<br />

Mehr Ortsfeste und an<strong>der</strong>e Kommunikationsför<strong>der</strong>nde Maßnahmen um neu zugezogene Bewohner<br />

1<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren<br />

Mittagspause und Rasenmäherzeiten e<strong>in</strong>führen, Baumaßnahmen bei öffentlichen Gebäuden sollten<br />

1<br />

mehr die Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Bürger berücksichtigt werden und nicht e<strong>in</strong>e fremde Firma 1<br />

Gerede <strong>in</strong> die Tat umsetzen 1<br />

Ortsteile gleichschön machen 1<br />

aktiver Umgang mit den Anliegen <strong>der</strong> Bürger, e<strong>in</strong> spezieller Weg soll hergerichtet werden 1<br />

bessere Kommunikation zwischen Bürgermeister und Bürger<br />

Mehr Infoveranstaltungen zu verschiedenen Themen, generell mehr Infos, größerer Jugendclub,<br />

1<br />

Busverb<strong>in</strong>dung zwischen den Ortsteilen 1<br />

soziale Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> för<strong>der</strong>n<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenplätze, freiwillige Feuerwehr för<strong>der</strong>n, zusätzliche Informationsplattformen zur<br />

1<br />

Verfügung stellen (neben Internet)-->z.B. Infotafel, Blättchen 1 mal pro Monat; 1<br />

Soziale Unterstützung<br />

Bürgerbefragung bei beson<strong>der</strong>en Entscheidungen. (neue Kiesgrube), Gestaltung des Badesees, für<br />

1<br />

Anlieger im Sommer oft e<strong>in</strong>e Zumutung. Neugestaltung des Friedhofes 1<br />

Bürger zu mehr ehrenamtlichen Engagement aufrufen<br />

Häufiger Umfragen machen, mehr Angebote zum Treffen <strong>der</strong> Bürger bieten und selbst die Bürger<br />

1<br />

besuchen 1<br />

Mehr öffentliche Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, vor allem auch <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar 1<br />

bessere Informationspolitik 1<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen<br />

… im Bereich F<strong>in</strong>anzpolitik<br />

28<br />

Investition <strong>in</strong> die Zukunft 1<br />

öffentliche Abgaben senken 1<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 9


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Weniger Geld für Soziales verwenden 1<br />

Schulden <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de abbauen 4<br />

Besteuerung von Tr<strong>in</strong>kwasser gerechter gestalten (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Kanalgebühren) 1<br />

billigere Mieten (aktuell höher als im Umfeld) 2<br />

Steuern besser nutzen 1<br />

… im Bereich Sauberkeit und W<strong>in</strong>terdienst<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen 11<br />

Sauberkeit, Ordnung 1<br />

mehr Sauberkeit, verstärkte Unterstützung des Bauhofs 1<br />

dafür sorgen, dass Grundstückbesitzer <strong>der</strong> Straßenre<strong>in</strong>igungspflicht nachkommen, v.a. im W<strong>in</strong>ter 1<br />

W<strong>in</strong>terdienst verbessern<br />

Den Schneepflug im W<strong>in</strong>ter stärker e<strong>in</strong>setzen (Streudienst ist hier schlecht, tw. wird gar nicht<br />

1<br />

geschoben); Mittagsruhe von 13-15 Uhr vorschreiben 1<br />

Sauberkeit <strong>der</strong> Straßen (v.A. Hundekot) 1<br />

Hundehalter aufrufen Kot zu entfernen 5<br />

Müllentsorgung optimieren 2<br />

Härtere Strafen für Hundebesitzer (Hundekacke auf Gehwegen etc.) und Müllentsorger 1<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Hundesteuer, Überwachung <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzung 2<br />

Hundesee anlegen, Treffpunkte von Jugendlichen säubern 1<br />

<strong>in</strong>tensivere Landschaftspflege betreiben 1<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen<br />

... im Bereich K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbetreuung<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtengebühren abschaffen; Familien mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unterstützen mit bspw. Die W<strong>in</strong>deltonne --<br />

18<br />

> sehr gut! 1<br />

E<strong>in</strong>en Hort für Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> 1<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten 1<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung reformieren, Anb<strong>in</strong>dung an Stadtbus/ Frequenz verbessern 1<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung verbessern, Verpflegungsangebot -- zentrale Produktion und Organisation 1<br />

Spielplatzangebot verbessern, Gesamtbild verschönern<br />

Jugendarbeit verbessern (Freizeitangebote, sonstige Angebote), es gibt wenig Angebote, die<br />

1<br />

Jugendliche <strong>in</strong>teressieren 1<br />

Spielplätze verbessern 1<br />

Angebot für Jugendliche ausbauen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>ganztagsbetreuungsangebot, Vollzeitschule, Verkehrsberuhigung, Freizeitmöglichkeiten<br />

1<br />

vergrößern (Wan<strong>der</strong>wege, Umgebung,…)<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>weimar um e<strong>in</strong>e Gruppe vergrößern. Die Öffnungszeiten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

1<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten verlängern, bzw. ernsthaft den Bedarf ermitteln. Sonst zufrieden 1<br />

E<strong>in</strong>en schöneren Spielplatz und Verkehrsentlastung auf <strong>der</strong> Hauptstraße 1<br />

Spielplatz e<strong>in</strong>richten, Eltern-K<strong>in</strong>d-Kaffee, Bauernmarkt<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung/ K<strong>in</strong><strong>der</strong>ferienbetreuung ausbauen, Zugang zum Bahnhof durch Unterführung<br />

1<br />

ermöglichen 1<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendaktivitäten unterstützen, Stadtbusverb<strong>in</strong>dung nach Marburg ausbauen<br />

besseres Angebot U3-Plätze <strong>in</strong> Kita's; Sport- & Vere<strong>in</strong>sför<strong>der</strong>ung außerhalb von Fußball +<br />

1<br />

Feuerwehr; Vere<strong>in</strong>sheime schließen und Gastronomie för<strong>der</strong>n 1<br />

In Jugendarbeit und Altenbetreuung <strong>in</strong>vestieren/ schlechte Busverb<strong>in</strong>dungen än<strong>der</strong>n 1<br />

mehr Angebote für Jugendliche + Treffpunkte<br />

Mittagstisch <strong>in</strong> Oberweimar selbstverständlich Beför<strong>der</strong>ung aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Bus <strong>in</strong> den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, See wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Hände <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, Ke<strong>in</strong> Projekt: Para-Allna, Ke<strong>in</strong> Projekt <strong>in</strong><br />

1<br />

Argenste<strong>in</strong> 1<br />

Gerede <strong>in</strong> die Tat umsetzen z.B. <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielplatz im Neubaugebiet 1<br />

Freizeitgestaltungsangebot für Jugendliche erhöhen 1<br />

bessere Pflege <strong>der</strong> Spielplätze 1<br />

In den Schulferien Betreuungsangebote für die Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> machen 1<br />

Mehr Programm für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

In versch. Ortsteilen mehr Angebote für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche (außerhalb von Vere<strong>in</strong>en).<br />

1<br />

Bürgerhäuser besser ausstatten (z.B. Argenste<strong>in</strong>) 1<br />

Kosten für Mittagessen <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten für Eltern reduzieren 1<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 10


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielplätze besser pflegen & ausstatten; mehr für Senioren tun()z. B. Spielplätze für Senioren 1<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern verbessern (mehr Aktionen, Angebot, För<strong>der</strong>ung) 1<br />

Mehr Angebote für Jugendliche mit Niveau! 1<br />

... im Bereich Freizeitgestaltung<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen 29<br />

mehr Freizeitmöglichkeiten 1<br />

Attraktiver 1<br />

attraktiver für Zuziehende 1<br />

Disco bauen 1<br />

mehr Treffpunkte mit Sitzgelegenheiten 1<br />

Vere<strong>in</strong>s- und Freizeitangebote, Feste 1<br />

Das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> von Jung und Alt för<strong>der</strong>n<br />

See weniger kommerziell organisieren, Zugang für Bürger erleichtern, Begegnungsmöglichkeiten<br />

1<br />

schaffen 1<br />

ke<strong>in</strong>e Zeiten<strong>in</strong>sel 1<br />

Golfanlage 1<br />

Naturressourcen zur Freizeitgestaltung nutzen und ausbauen; MTB Routen; Wan<strong>der</strong> Routen<br />

Straße am Baumgarten <strong>in</strong> Spielstraße umwandeln, Treffpunkt für höhere Altersgruppen,<br />

1<br />

Neukaufmarkt aus Ortsmitte entfernen 1<br />

AFML-Projekt för<strong>der</strong>n, neuen See anlegen 1<br />

Sportför<strong>der</strong>ung 1<br />

Plätze für Jugendliche, Hochwasserschutz 1<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen<br />

... im Bereich Senioren<br />

15<br />

Dienstleistungsangebot für Senioren ausbauen 1<br />

Bänke für ältere Menschen beim Spazierengehen. 1<br />

Seniorenbetreuung verbessern 1<br />

Altenpflege, Tanzabende 1<br />

mehr Sitzbänke 1<br />

Fertigstellung Mehrgenerationenplatz 1<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen<br />

… sonstige Nennungen<br />

jüngere E<strong>in</strong>wohner sollten öfter im hiesigen Lebendmittelladen e<strong>in</strong>kaufen, da sonst die Schließung<br />

6<br />

zu befürchten ist 1<br />

christliche Aktivitäten för<strong>der</strong>n 1<br />

Überall "gelbe" Straßenlaternen<br />

Mehr Ste<strong>in</strong>obst anbauen, auch auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielplätzen (Nüsse, Waldnüsse). Biobauern stärker<br />

1<br />

för<strong>der</strong>n. 1<br />

E<strong>in</strong>/Zwei Sonntage mit Autofahrverbot durch den Ort 1<br />

Gartenwettbewerbe – Verschönerung 1<br />

mehr Kontrolle (nachts, E<strong>in</strong>brüche, Geschw<strong>in</strong>digkeit) 1<br />

Landverbrauch verr<strong>in</strong>gern (Kiesabbau, Straßen) 1<br />

nachhaltige Politik für die Bürger, nicht für die Partei 1<br />

Auslän<strong>der</strong> för<strong>der</strong>n 1<br />

Gesellschaft verjüngen 1<br />

Die kle<strong>in</strong>en Ortsteile werden vernachlässigt, die Mängel dort geraten etwas <strong>in</strong> Vergessenheit 1<br />

Nesselbrunn nach Gladenbach abgeben 1<br />

Friedhofspflege, Nebenstrassen im W<strong>in</strong>ter räumen/streuen (Alte Menschen)<br />

Kostenpflichtigkeit des Geme<strong>in</strong>deblatts, Fahrer des Bürgerbusses besser ausbilden, höhere<br />

1<br />

Abwassergebühren für Besitzer von Häusern mit Zisterne, Energiepark e<strong>in</strong>richten, 1<br />

Ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen notwendig 15<br />

Verän<strong>der</strong>ungen ja, aber ke<strong>in</strong>e konkreten Vorschläge 7<br />

Ke<strong>in</strong>e Angaben 17<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen 54<br />

Summe <strong>der</strong> Nennungen <strong>in</strong>sgesamt 233<br />

Jan<strong>in</strong>e Dunkel 11


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Nr. Thema Referenten<br />

1 Demographie und Leerstand Anna Franzissi<br />

Jan<strong>in</strong>a Ullrich<br />

2 Bürgerschaftliches Engagement<br />

und Ehrenamt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan<br />

Lucas Proehl<br />

3 Ärztliche Versorgung Veronika Herbel<br />

Sarah Di Maggio<br />

4 Verpflegungsangebote <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

5 Bewegungsför<strong>der</strong>ung von<br />

Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n. bis 7. Klasse<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Altenhilfe Bedarfsplanung<br />

Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Freizeit und Vere<strong>in</strong>sleben<br />

Landwirtschaft: Aktuelle<br />

9 Situation, Zukunftsperspektiven und<br />

Umwelt<br />

10 Landwirtschaft: Vermarktung und<br />

Absatz regionaler Produkte<br />

11<br />

12<br />

Energiemonitor<strong>in</strong>g und<br />

-management<br />

Erneuerbare Energien<br />

13 Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kommunalverwaltung<br />

14 Fragebogen<br />

15 Pressespiegel<br />

Universität Gießen, Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

Julia Geerl<strong>in</strong>gs<br />

Eva-Maria Sarah Schwarzenberg<br />

Eva Matejcek<br />

Dietl<strong>in</strong>d Kle<strong>in</strong>wechter<br />

Elena Re<strong>in</strong>hardt<br />

Stephanie Selig<br />

N<strong>in</strong>a Ehlers<br />

Judit Herbst<br />

Marion Messik<br />

Florian Beck<br />

Ursula Hetzel<br />

Rouven Zickwolf<br />

Konstanze Ebert<br />

Carola Holler<br />

Miriam Spieß<br />

Julia Klöber<br />

Kerst<strong>in</strong> Lohse<br />

Julia Victoria Mechsner<br />

Andrea Maria Klockner<br />

Sara Schmidt<br />

Nicola Jerie<br />

Daniel Kilz<br />

Christian Oliver Knapp<br />

Axel Landrock<br />

Sebastian Stemshorn<br />

Philipp Hepp<br />

Stefan Knapp<br />

Björn Kühnl<br />

Björn Schnei<strong>der</strong><br />

Silke Krausmann<br />

Julia Kreimeier


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

Anna Franzissi<br />

Jan<strong>in</strong>a Ullrich<br />

1


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITÄT GIEßEN<br />

FACHBEREICH 09<br />

INSTITUT FÜR BETRIEBSLEHRE DER AGRAR- UND ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT<br />

PROFESSUR FÜR PROJEKT- UND REGIONALPLANUNG<br />

Demografischer Wandel<br />

und Leerstand<br />

Modul: Kommunale Regional- und Umweltplanung<br />

Verantwortlicher: Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Betreuer: Dipl.-Kfm. Daniel Mühlleitner, M. Sc. Jan<strong>in</strong>e Dunkel<br />

Verfasser: Anna Franzissi, Jan<strong>in</strong>a Ullrich<br />

Abgabedatum: 31.August2011<br />

I


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

I Inhaltsverzeichnis<br />

I Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................................... II<br />

II Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................. III<br />

1. Thematischer H<strong>in</strong>tergrund und Problemstellung....................................................................... 1<br />

2. Demografischer Wandel <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> .............................................................................................. 3<br />

3. Haushaltsbefragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>).................................................................. 5<br />

3.1 Altersstruktur ........................................................................................................................... 6<br />

3.2 Wohnsituation, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung und Arbeitsort ................................................................. 7<br />

3.3 Familienstand .......................................................................................................................... 8<br />

3.4 Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen ....................................................................................................... 9<br />

3.5 Leerstände ............................................................................................................................ 11<br />

4. Zusammenfassung <strong>der</strong> Befragungsergebnisse .......................................................................... 13<br />

5. Handlungsvorschläge ................................................................................................................. 13<br />

6. Literaturverzeichnis..................................................................................................................... 15<br />

II


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

II Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011........................................................ 4<br />

Abbildung 2: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2025........................................................ 5<br />

Abbildung 3: Altersstruktur <strong>der</strong> befragten Bürger <strong>Weimar</strong>s............................................................. 6<br />

Abbildung 4: Familienstand <strong>der</strong> befragten Bürger <strong>Weimar</strong>s ........................................................... 9<br />

Abbildung 5: Absolute Anzahl befragter zugewan<strong>der</strong>ter Bürger ................................................... 10<br />

Abbildung 6: Geplante Abwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> den nächsten 5 Jahren bezogen auf die Altersklassen . 10<br />

III


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

1. Thematischer H<strong>in</strong>tergrund und Problemstellung<br />

Seit e<strong>in</strong>iger Zeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserer Gesellschaft Entwicklungen festzustellen, die unser tägliches Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verän<strong>der</strong>t haben o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Zukunft noch verän<strong>der</strong>n werden. Den Begriff „Demografischer<br />

Wandel“ hat <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nahezu je<strong>der</strong> schon e<strong>in</strong>mal gehört o<strong>der</strong> benutzt, auch <strong>in</strong><br />

den Medien ist öfter davon die Rede. Im kommenden Abschnitt soll zunächst erläutert werden,<br />

was sich dah<strong>in</strong>ter verbirgt und wie sich <strong>der</strong> demografische Wandel <strong>in</strong> Deutschland bemerkbar<br />

macht, um anschließend im E<strong>in</strong>zelnen auf die aktuelle Situation und die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung<br />

zum Thema „Demografischer Wandel“ <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Als „[…] demografischer Wandel wird die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Altersstruktur<br />

e<strong>in</strong>er Gesellschaft bezeichnet“ (FÖRDERLAND, 2011). Zunächst ist dieser Begriff we<strong>der</strong> positiv<br />

noch negativ zu betrachten. Die Bevölkerungszunahme o<strong>der</strong> -abnahme wird von den Faktoren<br />

Fertilität beziehungsweise Geburtenrate, Lebenserwartung und Wan<strong>der</strong>ungssaldo bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Die Bevölkerungszahl ergibt sich aus <strong>der</strong> Summe des Wan<strong>der</strong>ungssaldos und des Geburteno<strong>der</strong><br />

Sterbeüberschusses (FÖRDERLAND, 2011). Nach <strong>der</strong> elften koord<strong>in</strong>ierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerungszahl Deutschlands bis zum<br />

Jahr 2050 zwischen 10 % und 16 % zurückgegangen se<strong>in</strong> (STATISTISCHES BUNDESAMT<br />

DEUTSCHLAND, 2006).<br />

Um die demografischen Verän<strong>der</strong>ungen besser verstehen und <strong>der</strong>en Folgen besser deuten zu<br />

können, ist es nötig, sich mit den möglichen Ursachen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen. Zunächst soll die<br />

Geburtenziffer näher betrachtet werden. Es ist wichtig, zu wissen, dass diese ke<strong>in</strong>e biologische<br />

Konstante ist. Was früher schon mit ungenauen Methoden betrieben wurde, ist spätestens seit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Pille im Jahr 1961 e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit: Die Empfängnisverhütung. Sie<br />

ermöglicht es Frauen den Zeitpunkt <strong>der</strong> Geburt ihrer Nachkommen zu steuern beziehungsweise<br />

<strong>in</strong> manchen Fällen komplett zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, sofern ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch besteht. Die Planbarkeit<br />

e<strong>in</strong>er Schwangerschaft führt <strong>in</strong> Deutschland dazu, dass das Durchschnittsalter <strong>der</strong> Mütter bei ihrem<br />

ersten K<strong>in</strong>d steigt. Gründe dafür s<strong>in</strong>d beispielsweise <strong>der</strong> Wille vieler Frauen, sich beruflich zu<br />

verwirklichen und das Vorhaben, erst e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu bekommen, wenn die f<strong>in</strong>anzielle Lage als e<strong>in</strong>igermaßen<br />

sicher gilt. Dies ist für gewöhnlich erst nach e<strong>in</strong>igen Jahren Berufserfahrung <strong>der</strong> Fall.<br />

Berechnungen zufolge wäre bei 2,1 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n pro Frau e<strong>in</strong>e nachhaltige biologische Reproduktion<br />

unserer Gesellschaft gesichert. Real beläuft sich die Zahl <strong>in</strong> Deutschland jedoch auf nur 1,34<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> pro Frau, was ger<strong>in</strong>g unter dem europäischen Durchschnitt liegt.<br />

1


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

Neben dem direkten E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Empfängnisverhütung auf Schwangerschaften haben auch die<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Fortschritte unseres Zeitalters E<strong>in</strong>fluss auf demografische Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> unserer<br />

Gesellschaft. Die immer besser werdende mediz<strong>in</strong>ische Versorgung, gerade auch im höheren<br />

Alter, sorgt dafür, dass die Lebenserwartung und das durchschnittliche Sterbealter stetig ansteigen.<br />

Es ist bekannt, dass unsere Bevölkerung immer älter wird und dass dies ganz neue Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die Politik und Wirtschaft mit sich br<strong>in</strong>gt.<br />

Doch nicht nur solch markante Ereignisse, wie die Geburt o<strong>der</strong> das Sterben e<strong>in</strong>es Menschen bee<strong>in</strong>flussen<br />

den demografischen Wandel. Auch Wan<strong>der</strong>ungen von e<strong>in</strong>em Wohnort zum an<strong>der</strong>en<br />

verän<strong>der</strong>n die Zusammensetzung unserer Bevölkerung. Wan<strong>der</strong>ungen können aus verschiedenen<br />

Beweggründen und auf verschiedene Art und Weise stattf<strong>in</strong>den. So wird die Wan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>nerhalb<br />

Deutschlands auch als B<strong>in</strong>nenwan<strong>der</strong>ung bezeichnet und beruht häufig auf beruflichen<br />

H<strong>in</strong>tergründen. Regionen, die nur ungenügend Bildungs- und Berufschancen bieten, s<strong>in</strong>d als<br />

Wohngegend unattraktiv, da die wirtschaftliche Existenz nicht gesichert ist und die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

auf e<strong>in</strong>e befriedigende berufliche Verwirklichung ger<strong>in</strong>g ist. In solchen Fällen ist es möglich,<br />

dass sich Bürger dazu entschließen, den Wohnort zu wechseln und so ihre beruflichen Möglichkeiten<br />

zu verbessern. Dagegen profitieren Kommunen, die beispielsweise e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten haben, häufig davon, dass die e<strong>in</strong>stigen Auszubildenden<br />

o<strong>der</strong> Studenten am besagten Ort soziale B<strong>in</strong>dungen aufbauen und häufig auch ihren ersten Arbeitsplatz<br />

dort f<strong>in</strong>det. So bleiben junge Bundesbürger oft dort, wo sie ihre berufliche Ausbildung<br />

wahrgenommen haben, auch wenn dies ursprünglich nicht unbed<strong>in</strong>gt geplant war. Diese Art <strong>der</strong><br />

Wan<strong>der</strong>ung bezeichnet man auch als Bildungswan<strong>der</strong>ung. Damit sich Unternehmen, also potentielle<br />

Arbeitgeber, überhaupt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region ansiedeln, muss diese e<strong>in</strong> attraktiver Wirtschaftsstandort<br />

se<strong>in</strong>. Dabei spielen unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e gute Verkehrsanb<strong>in</strong>dung, das Vorhandense<strong>in</strong><br />

ausreichend großer Grundstücke, die Verfügbarkeit von Fachkräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung und günstige<br />

F<strong>in</strong>anzierungsangebote e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Des Weiteren gibt es auch <strong>in</strong>ternationale Wan<strong>der</strong>ungen. E<strong>in</strong> Aspekt davon ist die Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

von Asylbewerbern aus dem Ausland. Diese erreichte ihren Höhepunkt <strong>in</strong> Deutschland um 1970<br />

und Ende <strong>der</strong> 80er Jahre, letzterer bewirkt durch die Grenzöffnungen im Osten. Seit dieser Zeit<br />

gab es jedoch e<strong>in</strong>en Rückgang an Asylbewerbern. In Anbetracht <strong>der</strong> aktuellen politischen Lage <strong>in</strong><br />

Nordafrika ist es jedoch gut möglich, dass <strong>in</strong> naher Zukunft wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Anstieg zu verzeichnen ist.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Ursache <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Migration s<strong>in</strong>d wirtschaftliche Motive. Hierbei handelt es<br />

sich gewöhnlich um Fachkräfte aus dem Ausland, die hier e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz gefunden haben.<br />

Doch trotz <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung aus dem Ausland ist es aktuell nicht möglich, die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

– also den Bevölkerungsrückgang - auszugleichen. Es gibt auch e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>-<br />

2


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

gen Anteil an Auswan<strong>der</strong>ung. Diese resultiert <strong>in</strong> den meisten Fällen ebenfalls auf guten Berufsangeboten<br />

im Ausland, die von deutschen Fachkräften wahrgenommen werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus kann auch die Situation <strong>der</strong> kommunalen Immobilien ausschlaggebend für demografische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen se<strong>in</strong>. Dabei s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s leerstehende Immobilien genauer zu betrachten.<br />

Zu solchen Leerständen kommt es zum Beispiel, wenn ältere Hausbesitzer versterben<br />

und ke<strong>in</strong>e Nachkommen beziehungsweise Erben vorhanden s<strong>in</strong>d, die Interesse an frei werdende<br />

Immobilie haben. Gründe dafür mögen e<strong>in</strong>e alte Bausubstanz <strong>der</strong> Gebäude, e<strong>in</strong>e zu große Gehöft-Fläche<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach die Tatsache se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Immobilienstandort aus verschiedenen<br />

Gründen unattraktiv ist. Die Möglichkeit <strong>der</strong> Vermietung o<strong>der</strong> des Verkaufs an Unbekannte wird<br />

oft nicht <strong>in</strong> Betracht gezogen, da häufig befürchtet wird, dass die neuen Besitzer das Anwesen<br />

nicht ausreichend pflegen o<strong>der</strong> schlimmstenfalls verkommen lassen. Leerstände s<strong>in</strong>d kritisch zu<br />

betrachten, da sie meist ungenutzte Wohnmöglichkeiten o<strong>der</strong> Gewerbeflächen darstellen und<br />

aufgrund dessen, dass sich niemand um die Immobilie kümmert, drohen an Attraktivität zu verlieren.<br />

Teilweise ist die Anzahl <strong>der</strong> Leerstände so hoch, dass vor allem bei kle<strong>in</strong>eren Dörfern <strong>in</strong><br />

ländlichen Gebieten <strong>der</strong> unangenehme E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er „Geisterstadt“ entsteht. Auch diese Tatsachen<br />

können dazu führen, dass Menschen wegziehen o<strong>der</strong> gar nicht erst an so e<strong>in</strong>en Ort h<strong>in</strong>ziehen<br />

möchten.<br />

2. Demografischer Wandel <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Im Rahmen dieses <strong>Projektstudium</strong>s sollte <strong>der</strong> demografische Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) untersucht und <strong>in</strong>terpretiert werden. Dazu wurden unter an<strong>der</strong>em Gespräche mit Bürgern<br />

und Geme<strong>in</strong>deverwaltungsangestellten geführt und vor Ort e<strong>in</strong>e Bürgerbefragung mit Fragebögen<br />

durchgeführt. Die gewonnenen Daten und Informationen wurden ausgewertet und die Ergebnisse<br />

werden im Folgenden dargestellt und erläutert.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n ist zu sagen, dass genau wie für die gesamte Bundesrepublik Deutschland e<strong>in</strong> Bevölkerungsrückgang<br />

prognostiziert wird, auch die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft von e<strong>in</strong>er negativen<br />

Bevölkerungsentwicklung ausgehen kann. Die letzten verfügbaren Daten <strong>der</strong> Bertelsmann-<br />

Stiftung aus dem Jahr 2005 lassen e<strong>in</strong>en Bevölkerungsrückgang von 5,7 % bis zum Jahr 2020<br />

erwarten (LANDKREIS MARBURG-BIEDENKOPF, 2005). Im Zeitraum von 1998 bis 2005 ist die E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

noch um 0,8 % gestiegen, das heißt, die Bevölkerung ist noch gewachsen. Es ist also<br />

vorstellbar, dass die 0 %-Grenze <strong>in</strong> den letzten sechs Jahren unterschritten wurde und mittlerweile<br />

negative Bevölkerungsentwicklungen zu verzeichnen s<strong>in</strong>d.<br />

3


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

Es wurde bereits angesprochen, dass die Bevölkerung im Allgeme<strong>in</strong>en immer älter wird. Auch<br />

<strong>Weimar</strong> bleibt von dieser Tatsache nicht verschont. Anhand <strong>der</strong> Daten vom Hessischen Statistischen<br />

Bundesamt kann man sehen, dass im Jahr 2009 <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unter 15-jährigen bei 14,8<br />

% lag, während <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 64-jährigen mit 19,3 % höher ist (HESSISCHES STATISTISCHES<br />

LANDESAMT, 2009). Ebenso fällt die Sterberate höher aus als die Geburtenrate, was ebenfalls e<strong>in</strong><br />

Zeichen dafür ist, dass es tendenziell mehr ältere als jüngere Bewohner gibt. Außerdem kann<br />

dies darauf h<strong>in</strong>deuten, dass die Geburtenzahl pro Frau <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> relativ ger<strong>in</strong>g ist.<br />

Es ist noch h<strong>in</strong>zuzufügen, dass die allgeme<strong>in</strong>e Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> Deutschland, wie im<br />

ersten Abschnitt teilweise beschrieben, nicht generell auf alle Städte beziehungsweise Regionen<br />

<strong>in</strong> Deutschland bezogen werden darf. Man muss davon ausgehen, dass <strong>der</strong> demografische Wandel<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Regionen nicht im gleichem Ausmaß auftritt, son<strong>der</strong>n dass die Entwicklungen je<br />

nach Region sehr unterschiedlich se<strong>in</strong> können (BAUER, 2010). Gerade deshalb ist es sehr <strong>in</strong>teressant,<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Region, wie <strong>in</strong> diesem Fall die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>, zu betrachten und <strong>der</strong>en<br />

Wandel mit dem <strong>in</strong> ganz Deutschland zu vergleichen. Um e<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

sollen hier zunächst Berechnungen <strong>der</strong> Bertelsmann-Stiftung gezeigt werden.<br />

Abbildung 1: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011<br />

4


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

Abbildung 2: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2025<br />

Berechnungen für das Jahr 2011 zeigen, dass <strong>der</strong> Hauptanteil <strong>der</strong> Bevölkerung etwa zwischen 40<br />

und 60 Jahre alt ist (Abbildung 1), h<strong>in</strong>gegen zeigt die Prognose für das Jahr 2025 e<strong>in</strong>e Verschiebung<br />

<strong>in</strong> den Bereich zwischen ungefähr 55 und 65 Jahren (Abbildung 2). Dies deutet klar auf e<strong>in</strong>e<br />

zu erwartende Alterung <strong>der</strong> Bewohner <strong>Weimar</strong>s h<strong>in</strong> (BERTELSMANN-STIFTUNG, 2005).<br />

3. Haushaltsbefragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Um e<strong>in</strong>en direkten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die demografische Entwicklung <strong>Weimar</strong>s zu gew<strong>in</strong>nen und den Ursachen<br />

näher zu kommen, wurde e<strong>in</strong> Fragebogen für die Bürger <strong>Weimar</strong>s konzipiert. Es wurden<br />

<strong>in</strong>sgesamt 543 Bewohner <strong>Weimar</strong>s befragt, <strong>der</strong> Großteil direkt vor Ort, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil nahm an<br />

<strong>der</strong> gleichen Befragung im Internet teil. Die Fragen bezogen sich auf die Altersstruktur, den Familienstand,<br />

die Wohnsituation sowie auf die Beschäftigungsart und den Ort des Arbeitsplatzes. Des<br />

weiteren wurden die Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen und die Situation <strong>der</strong> Leerstände erfragt.<br />

Es ist noch zu erwähnen, dass sich alle Ergebnisse, die im Folgenden dargestellt werden, lediglich<br />

auf die Bürger und Bürger<strong>in</strong>nen <strong>Weimar</strong>s beziehen, die an <strong>der</strong> Befragung teilgenommen haben.<br />

Da es sich bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Befragten jedoch um e<strong>in</strong>e zufällige Stichprobe handelt, ist es<br />

durchaus möglich, von diesem Personenkreis Rückschlüsse auf die gesamte Bevölkerung <strong>Weimar</strong>s<br />

zu ziehen.<br />

5


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

3.1 Altersstruktur<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Altersstruktur ist <strong>der</strong> grundlegende Schritt, um den demografischen Wandel<br />

e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de fassen zu können. Sie gibt Aufschluss darüber, wie sich die Gesellschaft e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Region im Laufe <strong>der</strong> Zeit verän<strong>der</strong>t. Verbesserte Lebensbed<strong>in</strong>gungen, Frieden,<br />

und soziale Sicherungssysteme führten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit zu solchen Verän<strong>der</strong>ungen und vor<br />

allem <strong>in</strong> Zukunft s<strong>in</strong>d große Verän<strong>der</strong>ungen sehr wahrsche<strong>in</strong>lich. Wie <strong>in</strong> Abschnitt 1 schon genannt,<br />

ist <strong>in</strong> den nächsten Jahren e<strong>in</strong> stetiges Anteigen des Altersdurchschnitts zu erwarten, was<br />

wie<strong>der</strong>um Verän<strong>der</strong>ungen im Lebens- und Berufsalltag nach sich zieht (BUNDESMINISTERIUM FÜR<br />

BILDUNG UND FORSCHUNG, 2000). Deshalb ist es wichtig, die Komponente <strong>der</strong> Altersstruktur zur<br />

Bewertung des demographischen Wandels e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de genauer zu untersuchen.<br />

Abbildung 3: Altersstruktur <strong>der</strong> befragten Bürger <strong>Weimar</strong>s<br />

Die Ergebnisse zur Untersuchung <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zeigen deutlich, dass <strong>der</strong> Altersdurchschnitt<br />

eher im höheren Bereich liegt. Genauer betrachtet ist die Zahl <strong>der</strong> unter 35-Jährigen<br />

relativ niedrig und gleichzeitig macht die Zahl <strong>der</strong> Bürger über 35 bis <strong>in</strong>s hohe Alter den Hauptteil<br />

aus (Abbildung 3). Dies stimmt mit <strong>der</strong> durchschnittlichen Situation <strong>in</strong> Deutschland übere<strong>in</strong>: Es<br />

gibt weniger Geburten und die Menschen werden immer älter. Bei näherer Betrachtung <strong>der</strong> Al-<br />

6


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

tersstruktur <strong>in</strong> Abbildung 3 fällt auf, dass <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> befragten Frauen jünger ist als bei den<br />

Männern. Es ist anzunehmen, dass die Ursache hierfür <strong>der</strong> Befragungstag und die Befragungsuhrzeit<br />

se<strong>in</strong> könnte. Die meisten Befragungen wurden während <strong>der</strong> Woche tagsüber durchgeführt,<br />

was vermuten lässt, dass im Verhältnis mehr Hausfrauen angetroffen wurden, als beispielsweise<br />

berufstätige Männer.<br />

3.2 Wohnsituation, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung und Arbeitsort<br />

Neben <strong>der</strong> Altersstruktur s<strong>in</strong>d auch die Wohnsituation und <strong>der</strong> Arbeitsort wichtige Kriterien, wenn<br />

es darum geht, die demografischen Strukturen e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de verstehen zu wollen. Seit längerem<br />

ist zu beobachten, dass <strong>der</strong> Trend weg von großen und h<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>eren Haushalten, oft sogar<br />

zu S<strong>in</strong>gle-Haushalten geht. Dies liegt begründet <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Lebensstile und <strong>der</strong> immer häufigeren Wahrnehmung von <strong>in</strong>dividuellen Lebenschancen, oft auch<br />

verbunden mit <strong>der</strong> Karriere. Heutzutage gründen die Menschen erst relativ spät e<strong>in</strong>e Familie und<br />

selbst dann wohnt <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Familienangehörigen wie zum Beispiel Eltern, Geschwister o<strong>der</strong><br />

Großeltern oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Stadt. Dies ist oft dann <strong>der</strong> Fall, wenn junge Erwachsene aus dem<br />

Haus <strong>der</strong> Eltern ausziehen und berufsbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Stadt ziehen, wo sie zuerst alle<strong>in</strong>e<br />

leben und später eventuell dort e<strong>in</strong>e Familie gründen. Auch <strong>der</strong> zunehmende Altersdurchschnitt<br />

trägt dazu bei, dass die Anzahl kle<strong>in</strong>erer Haushalte immer weiter zunimmt. Dadurch dass die<br />

Menschen immer älter werden, leben die Eltern nach dem Auszug <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> viel länger als<br />

Zweipersonenhaushalt, nach dem Verlust des Ehepartners als E<strong>in</strong>personenhaushalt (HESSISCHE<br />

AKADEMIE DER FORSCHUNG UND PLANUNG IM LÄNDLICHEN RAUM, 2009). All diese Aspekte sollten<br />

auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> näher betrachtet werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Befragung zur Wohnsituation gaben 73 % <strong>der</strong> befragten Bürger <strong>Weimar</strong>s an, im eigenen<br />

Haus zu wohnen. Der Anteil <strong>der</strong> Befragten, die sich ke<strong>in</strong> eigenes Haus leisten können o<strong>der</strong> wollen<br />

und zur Miete wohnen beträgt 24 % und lediglich 3 % <strong>der</strong> Befragten s<strong>in</strong>d im Besitz e<strong>in</strong>er Eigentumswohnung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>.<br />

Dass über Zweidrittel <strong>der</strong> Bürger im eigenen Haus wohnen, lässt sich vermutlich durch die günstigen<br />

Grundstücksflächen im Vergleich zu Marburg erklären. So liegt <strong>der</strong> Bodenrichtwert (Stand<br />

2005) <strong>in</strong> Marburg bei 150,- bis 215,- Euro, <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar lediglich zwischen 115,- und 140,-<br />

Euro – <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>deteilen <strong>Weimar</strong>s liegen die Preise noch tiefer (REGIERUNGSPRÄSIDIUM<br />

GIEßEN, 2005). Weitere Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung zeigten, dass Marburg für 49 % <strong>der</strong> befragten<br />

berufstätigen Bürger <strong>Weimar</strong>s als Standort für den Arbeitsplatz dient. Aufgrund <strong>der</strong> guten Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />

und <strong>der</strong> räumlichen Nähe zu Marburg eignet sich die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> gut, um<br />

7


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

den Traum vom Eigenheim zu günstigen Konditionen zu verwirklichen und gleichzeitig nahe am<br />

Arbeitsplatz zu se<strong>in</strong>. Marburg liegt nur zehn Kilometer von <strong>Weimar</strong> entfernt und ist über die nach<br />

langer Bauzeit im Mai fertig gestellte B3 (MITTELHESSEN.DE, 2011) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er guten viertel Stunde zu<br />

erreichen. Mit <strong>der</strong> Deutschen Bahn beträgt die Fahrt vom Bahnhof Nie<strong>der</strong>weimar zum Hauptbahnhof<br />

Marburg sogar nur sieben M<strong>in</strong>uten. Des Weiteren besteht e<strong>in</strong>e Busverb<strong>in</strong>dung, die auch<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>deteile abdeckt.<br />

Unter den 51 % <strong>der</strong> befragten Bürger, die nicht <strong>in</strong> Marburg arbeiten, haben immerh<strong>in</strong> knapp e<strong>in</strong><br />

Viertel (23 %) ihren Arbeitsplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>. In Anbetracht <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

<strong>Weimar</strong>s mit ca. 7 000 E<strong>in</strong>wohnern im Vergleich zu Marburg mit ca. 80 000 E<strong>in</strong>wohnern<br />

(Stand 31.12.2010) (HESSISCHES STATISTISCHES LANDESAMT, 2010) ist diese Zahl relativ hoch und<br />

weist auf zahlreiche Arbeitgeber h<strong>in</strong>. Positiv für den Arbeitsmarkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de wirkt sich das<br />

Gewerbegebiet Wenkbach aus, welches viele Arbeitsplätze liefert. Des Weiteren bieten unter<br />

an<strong>der</strong>em Handwerksbetriebe, Dienstleistungsunternehmen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Maße die<br />

Landwirtschaft Arbeitsplätze für <strong>Weimar</strong>s Bürger. An<strong>der</strong>e Arbeitsorte s<strong>in</strong>d Gießen (6 %), das<br />

Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet (10 %) und an<strong>der</strong>e Orte (12 %), unter denen z.B. Gladenbach, Lollar, Wetzlar,<br />

Kassel und viele weitere Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung zusammengefasst s<strong>in</strong>d.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d 46 % <strong>der</strong> befragten Bürger berufstätig, 29 % <strong>der</strong> Bürger s<strong>in</strong>d ganztags Berufstätig<br />

und 17 % s<strong>in</strong>d teilzeitbeschäftigt. E<strong>in</strong> Drittel (33 %) <strong>der</strong> Bürger bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Rente beziehungsweise<br />

<strong>in</strong> Pension. Sieben Prozent <strong>der</strong> Befragten s<strong>in</strong>d Schüler o<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Ausbildung, weitere sieben Prozent s<strong>in</strong>d Hausfrau o<strong>der</strong> Hausmann und drei Prozent <strong>der</strong> Personen<br />

bef<strong>in</strong>den sich auf Arbeitssuche. Fünf Prozent <strong>der</strong> Bürger gaben an<strong>der</strong>e Beschäftigungsarten<br />

an. Dazu zählte Selbstständigkeit, freiberufliches Arbeiten und Elternzeit.<br />

3.3 Familienstand<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ung, wie sie auch schon <strong>in</strong> Abschnitt 3.2 erläutert<br />

wurde, s<strong>in</strong>d auch immer häufiger Wandlungen <strong>in</strong> den Familienverhältnissen zu erkennen. Die<br />

Zunahme an E<strong>in</strong>personenhaushalten führt auch mit sich, dass Menschen immer häufiger nicht<br />

verpartnert s<strong>in</strong>d und sich vorrangig um ihre Berufslaufbahn kümmern. Wie sehr dieser Trend <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> zu spüren ist, wurde ebenfalls untersucht.<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Bürgerbefragung ergab, dass <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Bewohner <strong>Weimar</strong>s verheiratet<br />

ist (68 %) und 7 % verwitwet s<strong>in</strong>d (Abbildung 4). Dies zeigt, dass die Ehe für viele Bürger <strong>Weimar</strong>s<br />

sehr wichtig ist und dass e<strong>in</strong>e partnerschaftliche Lebensform bevorzugt wird. Zu den 17 %<br />

lediger Bürger s<strong>in</strong>d sowohl alle<strong>in</strong>stehende als auch sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ehelosen Partnerschaft bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Personen zu zählen. Des Weiteren zeigt sich, dass im Falle e<strong>in</strong>er Trennung e<strong>in</strong>e Scheidung<br />

8


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

(7 %) dem nur dauerhaft getrennt Leben (1 %) bevorzugt wird. Jedoch kann man im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

sagen, dass die Ehe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> nach wie vor e<strong>in</strong>e große Rolle spielt und dass hier<br />

die Gefahr e<strong>in</strong>er zu hohen Quote an kle<strong>in</strong>en Haushalten noch nicht sehr groß ist.<br />

Abbildung 4: Familienstand <strong>der</strong> befragten Bürger <strong>Weimar</strong>s<br />

3.4 Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen<br />

Neben <strong>der</strong> Fertilität und <strong>der</strong> Sterberate s<strong>in</strong>d Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen e<strong>in</strong> wichtiger Faktor für<br />

demografische Verän<strong>der</strong>ungen. Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen werden auch als Migration bezeichnet.<br />

„In <strong>der</strong> Soziologie e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> horizontalen Mobilität, ist im weitesten S<strong>in</strong>ne je<strong>der</strong> längerfristige<br />

Wohnortswechsel e<strong>in</strong>es Menschen. Man bezeichnet im engeren S<strong>in</strong>n den Wechsel <strong>der</strong> Heimat<br />

mit Überschreitung e<strong>in</strong>er Län<strong>der</strong>grenze als <strong>in</strong>ternationale Migration, <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Landes<br />

spricht man von B<strong>in</strong>nenmigration“ (BOUERDICK, 2009). Letztere wurde auch im Zuge <strong>der</strong> Bürgerbefragung<br />

untersucht.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die Zuwan<strong>der</strong>ung nach <strong>Weimar</strong> von 1930 bis 2010 stetig anstieg<br />

(Abbildung 5) und dass 64 % <strong>der</strong> befragten Bürger zugezogen s<strong>in</strong>d. Der am häufigsten genannte<br />

Grund für e<strong>in</strong>en Umzug nach <strong>Weimar</strong> ist familiär bed<strong>in</strong>gt (37 %), gefolgt vom beruflichen Ortswechsel<br />

(22 %). Häufig hängen diese beiden Gründe auch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zusammen, wenn man<br />

zum Beispiel se<strong>in</strong>em Partner folgt, <strong>der</strong> aus beruflichen Gründen umzieht. 15 % <strong>der</strong> befragten<br />

Bürger nannten die gute Infrastruktur <strong>Weimar</strong>s als Zuwan<strong>der</strong>ungsgrund und elf Prozent zogen<br />

aus Sympathie zur Geme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> zur Region nach <strong>Weimar</strong>. Weitere 15 % nannten Immobilien<br />

9


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

bed<strong>in</strong>gte Gründe wie beispielsweise den Besitz e<strong>in</strong>es Bauplatzes o<strong>der</strong> günstiges Wohnen als<br />

Argument o<strong>der</strong> zogen aufgrund ihrer Ausbildung nach <strong>Weimar</strong>. Ebenso wurde die Flucht während<br />

des Krieges als Grund genannt.<br />

Abbildung 5: Absolute Anzahl befragter zugewan<strong>der</strong>ter Bürger<br />

Abbildung 6: Geplante Abwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> den nächsten 5 Jahren bezogen auf die Altersklassen<br />

Um e<strong>in</strong>en Überblick über e<strong>in</strong>en möglichen Abwan<strong>der</strong>ungswunsch <strong>der</strong> Bürger zu bekommen wurde<br />

ihnen die Frage gestellt, ob sie vorhaben, <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten fünf Jahre zu verlassen<br />

(Abbildung 6). Diesen Wunsch bestätigten 11 % <strong>der</strong> Bürger. Es ist allerd<strong>in</strong>gs wichtig, zwi-<br />

10


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

schen den Altersklassen zu unterscheiden. Bei den 16- bis 20-Jährigen ist <strong>der</strong> Wunsch, <strong>Weimar</strong><br />

zu verlassen mit 57 % am größten. Jedoch muss bedacht werden, dass man sich <strong>in</strong> diesem Alter<br />

häufig noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung bef<strong>in</strong>det und die beruflichen Pläne noch offen stehen beziehungsweise<br />

das Angebot an Arbeitsplätzen entscheidet. Viele junge Menschen haben auch den<br />

Wunsch auf neue Erfahrungen und nach e<strong>in</strong>em Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt, wo das Angebot an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten<br />

vielfältiger ist. Im Altersbereich zwischen 21 und 40 Jahren liegt <strong>der</strong><br />

Abwan<strong>der</strong>ungswunsch nur noch bei 22 %. Man beg<strong>in</strong>nt häufig, sich langfristig zu b<strong>in</strong>den und ist<br />

beruflich gefestigt. Auch <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>es Eigenheims ist <strong>in</strong> diesem Altersbereich e<strong>in</strong> Grund, sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de langfristig nie<strong>der</strong>zulassen. Nur noch 7 Prozent <strong>der</strong> 41- bis 60-Jährigen und fünf<br />

Prozent <strong>der</strong> 61- bis 80-Jährigen plant, <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren zu verlassen. Bei den<br />

81- bis 91-Jährigen ist jedoch e<strong>in</strong> leichter Anstieg des Abwan<strong>der</strong>ungswunsches zu verzeichnen<br />

(11 %). Zwar besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel im hohen Alter ke<strong>in</strong> Wunsch, größere Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lebensart vorzunehmen, jedoch ist e<strong>in</strong> altersgerechtes Wohnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er rollstuhlfreundlichen<br />

Wohnung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Umzug <strong>in</strong> die Nähe o<strong>der</strong> zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Möglichkeit, das Wohnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtung zu vermeiden. Altersunabhängig wurde die Familie als häufigster Grund<br />

genannt, <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren zu verlassen, gefolgt von beruflichen Gründen (26<br />

%). Die Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> bestehenden Infrastruktur <strong>Weimar</strong>s wurde von 18 % <strong>der</strong> befragten<br />

Bürger als Ursache für ihren Wunsch wegzuziehen genannt. Weitere 21 % <strong>der</strong> Personen gaben<br />

unter an<strong>der</strong>em den Besitz e<strong>in</strong>er Immobilie außerhalb <strong>Weimar</strong>s, e<strong>in</strong>e Ausbildung o<strong>der</strong> wie<br />

bereits erwähnt, barrierefreies Wohnen als Grund an, <strong>Weimar</strong> verlassen zu wollen.<br />

3.5 Leerstände<br />

Bei Leerständen handelt es sich um ungenutzte Wohnungen o<strong>der</strong> Wohngebäude. Das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Leerständen kann e<strong>in</strong>ige Probleme mit sich führen. E<strong>in</strong>e leer stehende Immobilie<br />

erbr<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e Miete<strong>in</strong>nahmen o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>en Verkaufserlös. Gleichzeitig muss sie trotzdem unterhalten<br />

werden, was mit e<strong>in</strong>em zeitlichen und f<strong>in</strong>anziellen Aufwand verbunden ist. Hierzu zählen<br />

zum Beispiel regelmäßiges Lüften, niedriges Heizen im W<strong>in</strong>ter, um das Zufrieren <strong>der</strong> Wasserleitungen<br />

zu vermeiden, und die Behebung optischer und technischer Mängel. Jedoch stellen Leerstände<br />

nicht nur für die Eigentümer, son<strong>der</strong>n auch für die Allgeme<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong> Problem dar. Vor allem<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Leerstandsquote (größer zwei bis drei Prozent) verschlechtert das Ortsbild und<br />

lässt betroffene Straßenzüge ähnlich e<strong>in</strong>er Geisterstadt wirken. Sie ist auch Zeichen für e<strong>in</strong>en<br />

nicht funktionierenden Wohnungsmarkt. Dies m<strong>in</strong><strong>der</strong>t den Wert des Standortes und kann zu weiteren<br />

Leerständen führen. Zu den Leerstandsursachen <strong>in</strong> Dörfern zählen die wirtschaftliche und<br />

die demographische Entwicklung sowie politisch-planerische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. E<strong>in</strong>e anhal-<br />

11


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

tende Deagrarisierung, die durch die Aufgabe vieler kle<strong>in</strong>er landwirtschaftlicher Betriebe zustande<br />

kommt, führt zum Freiwerden ältere Gehöfte. Deren Renovierung o<strong>der</strong> Instandhaltung ist häufig<br />

mit hohen Kosten verbunden und schreckt Käufer ab beziehungsweise h<strong>in</strong><strong>der</strong>n den Eigentümer<br />

Renovierungsarbeiten, die zur erfolgreichen Vermietung nötig wären, vorzunehmen. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Ursache für die Entstehung von Leerständen kann die Schließungen von Gewerbe- o<strong>der</strong> Industriebetrieben,<br />

die zum Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze führen, se<strong>in</strong>. Auch die demographische<br />

Entwicklung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er schrumpfenden Gesellschaft bei gleichzeitiger Überalterung <strong>in</strong><br />

Deutschland führt zum Freiwerden vieler Wohngebäude. Die zunehmende S<strong>in</strong>gularisierung, das<br />

heißt die Haushaltsverkle<strong>in</strong>erung, stellt an<strong>der</strong>e Ansprüche an Wohnimmobilien, als sie häufig <strong>in</strong><br />

großen alten Gehöften gegeben s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e weitere Leerstandsursache s<strong>in</strong>d politische und planerische<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Liegt e<strong>in</strong> Mangel an Daten zu Leerständen vor, so ist es nur schwer<br />

möglich, die konkrete Situation zu erkennen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen zu<br />

ergreifen. Auch können schwierige private Situationen wie zum Beispiel Unklarheiten bezüglich<br />

<strong>der</strong> Eigentumsverhältnisse nach e<strong>in</strong>er Erbschaft o<strong>der</strong> Erbschaftsstreitigkeiten zur Entstehung von<br />

Leerständen beitragen (SCHMIED, HENKEL, 2007).<br />

Welche Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> vorliegt, sollte über die Bürgerbefragung geklärt werden.<br />

Diese führte zum Ergebnis, dass acht Prozent <strong>der</strong> befragten Bürger im Besitz von Leerständen<br />

ist. Dieses Ergebnis ist im Vergleich zum Normalwert von zwei bis drei Prozent Leestandsquote<br />

(SCHMIED, HENKEL, 2007) sehr hoch. Um zu untersuchen, welche möglichen Ursachen vorliegen,<br />

wurden die Leerstandsbesitzer gefragt, ob sie ihre Immobilie vermieten o<strong>der</strong> verkaufen<br />

würden. Nur 33 % gaben an, e<strong>in</strong>e Vermietung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Verkauf <strong>in</strong> Betracht zu ziehen. Dies<br />

wirft zunächst die Frage auf, warum zwei Drittel (67 %) <strong>der</strong> befragten Leerstandsbesitzer ihren<br />

Leerstand nicht veräußern möchten, obwohl dies zu f<strong>in</strong>anziellen E<strong>in</strong>künften führen würde. In <strong>der</strong><br />

weiteren Befragung wurde klar, dass 76 % planen, den Leerstand zum späteren Eigenbedarf zu<br />

nutzen. Dazu zählt die Nutzung des Leerstandes als Alterswohnsitz (25%), die eigene f<strong>in</strong>anzielle<br />

Absicherung (22%) und e<strong>in</strong> späteres Erbe für die H<strong>in</strong>terbliebenen (29%). Die übrigen 24 % <strong>der</strong><br />

Befragten gaben „sonstige Gründe“ an, welche sie nicht näher erläutert wollten. Es zeigte sich<br />

also, dass e<strong>in</strong> Verkauf dem geplanten Eigenbedarf im Wege steht. Doch e<strong>in</strong>e Vermietung wäre<br />

auch trotz späterer Eigennutzung möglich. Mögliche Argumente, den Leerstand e<strong>in</strong>er Immobilie<br />

e<strong>in</strong>er Vermietung vorzuziehen, könnten durch Bedenken <strong>der</strong> Eigentümer begründet se<strong>in</strong>, dass die<br />

Immobilie verkommen könnte. Dies wäre entwe<strong>der</strong> möglich, wenn im Falle e<strong>in</strong>es großen alten<br />

Anwesens unerfahrene Mieter eventuell den hohen zeitlichen und f<strong>in</strong>anziellen Aufwand nicht richtig<br />

e<strong>in</strong>schätzen können, <strong>der</strong> nötig ist, e<strong>in</strong> altes Gehöft angemessen zu unterhalten und schnell mit<br />

<strong>der</strong> Situation überfor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e weitere Gefahr für Vermieter stellen Mietnomaden dar, die die<br />

Immobilie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht mehr bewohnbaren Zustand h<strong>in</strong>terlassen und dann oft nicht mehr auf-<br />

12


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

f<strong>in</strong>dbar s<strong>in</strong>d. Anschließend fallen für den Vermieter hohe Kosten zur Wie<strong>der</strong>herstellung e<strong>in</strong>es veräußerbaren<br />

Immobilienobjekts an.<br />

Da m<strong>in</strong>destens 76 % <strong>der</strong> Leerstandsbesitzer mit ihrer ungenutzten Immobilie Eigenbedarfspläne<br />

haben und die Immobilie somit nur vorübergehend leer steht, stellt die sehr hohe Leerstandsquote<br />

von acht Prozent gegenüber dem Normalwert von zwei bis drei Prozent ke<strong>in</strong> akutes Problem<br />

dar. An<strong>der</strong>es wäre <strong>der</strong> Fall, wenn viele <strong>der</strong> Befragten ihren Leerstand veräußern wollten, aber<br />

aufgrund unattraktiver Eigenschaften des Wohnortes nicht verkaufen o<strong>der</strong> vermieten könnten,<br />

weil Interessenten fehlten.<br />

4. Zusammenfassung <strong>der</strong> Befragungsergebnisse<br />

Die Bürgerbefragung zeigt, dass <strong>Weimar</strong> unter an<strong>der</strong>em aufgrund <strong>der</strong> kurzen Entfernung nach<br />

Marburg und <strong>der</strong> Nähe zur Bundesstraße 3 sowie <strong>der</strong> guten Anb<strong>in</strong>dung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

nach Marburg, Kassel, Gießen und Frankfurt e<strong>in</strong>e beliebte Geme<strong>in</strong>de ist. Durch<br />

das gute Verkehrsnetz ist es möglich, schnell am Arbeitsplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung zu se<strong>in</strong>. Gleichzeitig<br />

bietet die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> mit ihren günstigen Wohnpreisen und ihrer ruhigen, ländlichen<br />

Lage e<strong>in</strong>en erholsamen Wohnort. E<strong>in</strong>e Abwan<strong>der</strong>ungsproblematik besteht für <strong>Weimar</strong> nicht. Lediglich<br />

die jüngste Altersklasse zeigt große Abwan<strong>der</strong>ungspläne. Da die Geme<strong>in</strong>de aber gleichzeitig<br />

im Laufe <strong>der</strong> Jahre bis jetzt e<strong>in</strong>e steigende Zahl von Zuwan<strong>der</strong>ungen zu verzeichnen hat, ist<br />

hier ebenfalls ke<strong>in</strong> akuter Handlungsbedarf zu sehen. Bei <strong>der</strong> Frage nach den Gründen für e<strong>in</strong>e<br />

Zu- o<strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung, stand die Familie an oberster Stelle. Bezüglich <strong>der</strong> Leerstände konnte<br />

festgestellt werden, dass zwar viele leer stehende Immobilien vorhanden s<strong>in</strong>d, jedoch für die<br />

meisten Immobilien Eigenbedarf geplant ist und daher längerfristig ke<strong>in</strong>e negativen Auswirkungen<br />

zu erwarten s<strong>in</strong>d.<br />

5. Handlungsvorschläge<br />

Durch das Schrumpfen und gleichzeitige Altern unserer Gesellschaft ist es wichtig, demographische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu analysieren und zu bewerten. Der bedeutendste Schritt jedoch liegt dar<strong>in</strong>,<br />

bei Bedarf Handlungsvorschläge zu entwickeln, um Situationen zu verän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu verbessern.<br />

Generell ist es wichtig, stets die aktuelle Lage sowie die zu erwartende Entwicklung zu betrachten<br />

und rechtzeitig benötigte Verän<strong>der</strong>ungen zu planen. Dies betrifft bezüglich des demographischen<br />

Wandels beson<strong>der</strong>s die K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung und Altenhilfebedarfsplanung. Die früher<br />

übliche Großfamilie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Großeltern bei Bedarf die K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung übernahmen, wird immer<br />

seltener, da die Haushalte immer kle<strong>in</strong>er werden. Deshalb ist e<strong>in</strong>e gute K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

13


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

wichtig, um berufstätige Eltern zu unterstützen beziehungsweise junge Menschen zu ermutigen,<br />

Familie und Beruf mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu vere<strong>in</strong>baren, um so die Geburtenzahl zu erhöhen und <strong>Weimar</strong><br />

für junge Familien attraktiv zu gestalten. Ebenso wichtig ist es, sich auf die steigende Zahl alter<br />

Menschen e<strong>in</strong>zustellen, <strong>in</strong>dem ausreichend Plätze <strong>in</strong> Versorgungse<strong>in</strong>richtungen vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Nicht nur die Quantität, son<strong>der</strong>n auch die Qualität ist von Bedeutung. Es ist wichtig, verschiedene<br />

Betreuungsmöglichkeiten für den jeweiligen Pflegebedarf anzubieten. Neben <strong>der</strong> Betreuung<br />

durch Ambulante Pflegedienste bietet das Alten- und Pflegeheim Haus Elisabeth bereits e<strong>in</strong>e<br />

Kurz- und Langzeitpflege an. Jedoch wäre für noch relativ selbstständige Senioren zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong>e Senioren-WG denkbar, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich die Senioren auch gegenseitig unterstützen können. Dass<br />

die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht Bemühungen zeigt, sieht man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>er<br />

„Wohnen mit Service“-Anlage.<br />

Da im Zuge des Demographischen Wandels die Zahl alter Menschen ansteigt und gleichzeitig<br />

Angehörige, die die Senioren im Alltag unterstützen könnten, häufig nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe wohnen,<br />

besteht Bedarf an alternativen Hilfsmöglichkeiten. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite s<strong>in</strong>d immer mehr Eltern<br />

berufstätig o<strong>der</strong> die Großeltern nicht verfügbar, sodass auf e<strong>in</strong>e Ganztagsbetreuung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

o<strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten zurückgegriffen werden muss. Es ist deshalb denkbar, dass sich Jung und<br />

Alt gegenseitig unterstützen und vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> profitieren. Das Projekt „Young and Old – Hand <strong>in</strong><br />

Hand“ an <strong>der</strong> Gesamtschule Amtzell (Baden-Württemberg) ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel für e<strong>in</strong> funktionierendes<br />

generationenübergreifendes Projekt (AMTZELL, 2010). Hier geht es darum, dass junge<br />

und alte Menschen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Zeit verbr<strong>in</strong>gen und sich gegenseitig helfen. So unterstützen die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen die Senioren bei D<strong>in</strong>gen, die ihnen alle<strong>in</strong>e schwer fallen, wie zum Beispiel<br />

bei <strong>der</strong> Gartenarbeit, beim E<strong>in</strong>kaufen o<strong>der</strong> beim Gang zum Arzt. Dafür bekommen sie e<strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>ges Taschengeld und e<strong>in</strong>en Vermerk im Zeugnis für beson<strong>der</strong>e Leistungen. Im Gegenzug<br />

engagieren sich die Senioren zum Beispiel ehrenamtlich an <strong>der</strong> Schule. Das Projekt ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de auf e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz gestoßen und e<strong>in</strong> guter Weg, zwei so unterschiedliche Generationen<br />

zu vere<strong>in</strong>en. Dabei werden auch soziale Kompetenzen geför<strong>der</strong>t, da durch den Aufbau<br />

persönlicher Kontakte eventuelle Vorurteile o<strong>der</strong> Vorbehalte gegenüber <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Generationengruppe<br />

abgebaut werden können. Da das Projekt mit nur ger<strong>in</strong>gen Kosten wie zum Beispiel<br />

dem Taschengeld für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> verbunden ist und gleichzeitig leicht umsetzbar ist, würde es für<br />

die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle organisatorische und soziale Bereicherung darstellen und<br />

für alle Parteien zu Profit führen. Zur Planung und Umsetzung wäre zunächst e<strong>in</strong>e Informationsund<br />

Diskussionsveranstaltung, sowie e<strong>in</strong>e anschließende gezielte Bürgerbefragung s<strong>in</strong>nvoll, um<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über das Interesse am geplanten Projekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu bekommen. Zeigt<br />

die Umfrage e<strong>in</strong>e entsprechend positive Resonanz, kann e<strong>in</strong>e konkretere Planung vorgenommen<br />

werden.<br />

14


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

6. Literaturverzeichnis<br />

AMTZELL (2010) Bildungs- und Lehranstalten. [Onl<strong>in</strong>e, Zitat vom 30.08.2011]<br />

http://www.amtzell.de/<strong>in</strong>halte/bildung/bildung.php<br />

BAUER, SIEGFRIED (2010) Demografischer Wandel und Konzequenzen für regionale Strukturen.<br />

BERTELSMANN-STIFTUNG (2005) Wegweiser Kommune – Bevölkerungsprognose <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

[Onl<strong>in</strong>e, Zitat vom 26.08.2011] http://wegweiserkommune.de/datenprognosen/prognose/Prognose.action<br />

BOUERDICK, TIMO (2009) Internetnutzung von Migranten <strong>in</strong> Deutschland. Folgen und Chancen für<br />

die Integration mit dem Beispiel türkischer Migranten. Gr<strong>in</strong> Verlag<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG FORSCHUNG (2000) Zukunftsreport demografischer Wandel –<br />

Innovationsfähigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft. Veröffentlichung aus dem För<strong>der</strong>schwerpunkt<br />

„Demografischer Wandel“, Bonn<br />

FÖRDERLAND (2011) [Onl<strong>in</strong>e, Zitat vom: 11.08.2011.] http://www.foer<strong>der</strong>land.de/1066.0.html<br />

HESSISCHE AKADEMIE DER FORSCHUNG UND PLANUNG IM LÄNDLICHEN RAUM (2009)<br />

Demografischer Wandel im ländlichen Raum. Perspektiven für Ulrichste<strong>in</strong>.<br />

HESSISCHES STATISTISCHES LANDESAMT (2010) Bevölkerung <strong>der</strong> hessischen Geme<strong>in</strong>den,<br />

31.12.2010. [Onl<strong>in</strong>e, Zitat vom: 12. 08 2011.] http://www.statistikhessen.de/themenauswahl/bevoelkerung-gebiet/regionaldaten/bevoelkerung-<strong>der</strong>hessischen-geme<strong>in</strong>den/<br />

HESSISCHES STATISTISCHES LANDESAMT (2009) Statistik Hessen. Hessische Geme<strong>in</strong>destatistik<br />

2010. Ausgewählte Strukturdaten aus Bevölkerung und Wirtschaft 2009. [Onl<strong>in</strong>e, Zitat<br />

vom: 11. 08 2011.] http://www.statistik-hessen.de/publikationen/download/496/<strong>in</strong>dex.html<br />

LANDKREIS MARBURG-BIEDENKOPF (2005) Projekt Demographischer Wandel. Demographiebericht.<br />

E<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> des Wegweisers Demographischer Wandel. <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). [Onl<strong>in</strong>e, Zitat<br />

vom: 11. 08 2011.] http://www.demografie.marburgbiedenkopf.de/uploads/Demografieberichte/<strong>Weimar</strong>2005.pdf.<br />

MITTELHESSEN.DE (2011) B3-Eröffnung: Ab Mittwoch ist <strong>der</strong> Weg nach Süden frei [Onl<strong>in</strong>e]<br />

http://www.mittelhessen.de/lokales/region_marburg/weimar/455357_ab_heute_ist_<strong>der</strong>_we<br />

g_nach_sueden_frei.html<br />

15


Demografischer Wandel und Leerstand<br />

REGIERUNGSPRÄSIDIUM GIEßEN (2005) Richtwertermittlung zum 31. Dezember 2005 -<br />

Richtwertübersicht für den Regierungsbezirk Gießen. [Onl<strong>in</strong>e]<br />

http://www.hessen.de/irj/RPGIE_Internet?cid=6c891cf5077bbced5281f63bfbb341a8<br />

SCHMIED DORIS, HENKEL GERHARD (2007) Leerstände von Gebäuden <strong>in</strong> Dörfern - Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Dorfauflösung o<strong>der</strong> Chancen durch Umnutzung? Gött<strong>in</strong>gen, Cuvillier Verlag<br />

STATISTISCHES BUNDESAMT DEUTSCHLAND (2006) Bevölkerung Deutschlands bis 2050. 11.<br />

.<br />

koord<strong>in</strong>ierte Bevölkerungsvorausberechnung. [Onl<strong>in</strong>e,Zitat vom: 11. 08 2011]<br />

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2006/Be<br />

voelkerungsentwicklung/bevoelkerungsprojektion2050,property=file.pdf<br />

16


Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan<br />

Lucas Proehl<br />

2


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich 09: Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

Institut für Betriebslehre <strong>der</strong> Agrar- und Ernährungswirtschaft, Sommersemester<br />

2011<br />

Dozenten: Herr Prof. Dr. Siegfried Bauer, Frau M. Sc. Jan<strong>in</strong>e Dunkel, Herr Dipl.-<br />

Kfm. Daniel Mühlleitner<br />

Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Projektbericht im Rahmen des Moduls MP 48 Kommunale Regional-<br />

und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

E<strong>in</strong>gereicht am 31.08.2011<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan, M. Sc. Haushalts- und Dienstleistungswissenschaften<br />

benmorgan@gmx.de Matr.-Nummer: 4010571<br />

Lucas Proehl, MA Demokratie und Kooperation<br />

lucasproehl@web.de, Matr.-Nummer 5054971<br />

I


Inhalt<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... III<br />

1 E<strong>in</strong>leitung .............................................................................................................. 1<br />

2 Ausgangssituation und Begriffserklärungen..................................................... 1<br />

2.1 Ausgangssituation........................................................................................... 2<br />

2.2 Begriffserklärungen......................................................................................... 2<br />

2.2.1 Bürgergesellschaft .................................................................................. 2<br />

2.2.2 Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation ................................. 3<br />

3 Ziele kommunaler Engagementpolitik ................................................................ 5<br />

3.1 Individuelle Sichtweise.................................................................................... 5<br />

3.2 Institutionelle Sichtweise................................................................................. 6<br />

3.3 Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Kommune............................................................. 6<br />

4 Bürgergesellschaft <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong>.................................................................. 7<br />

5 Problemdarstellung und Ziele <strong>der</strong> Untersuchung ............................................. 7<br />

6 Fragen und Ergebnisse........................................................................................ 9<br />

7 Fazit und Handlungsempfehlungen.................................................................. 17<br />

7.1 Überregionale und Regionale Projekte und Ansprechpartner ............... 18<br />

7.2 Öffentlichkeitsarbeit ................................................................................... 19<br />

7.3 Veranstaltungen.......................................................................................... 20<br />

7.4 Leitbild <strong>der</strong> bürgerorientierten Kommune................................................ 21<br />

8 Literatur ............................................................................................................... 22<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich tätig? Quelle: Eigene Darstellung.............. 0<br />

Abbildung 2 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich Tätig? Männliche Befragte Quelle: Eigene<br />

Darstellung...................................................................................................................... 0<br />

Abbildung 3 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich Tätig? Weibliche Befragte Quelle: Eigene<br />

Darstellung...................................................................................................................... 0<br />

Abbildung 4 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich tätig? Nach Altersgruppen aufgeteilt.<br />

Quelle: Eigene Darstellung............................................................................................. 0<br />

Abbildung 5 Tätigkeitsbereiche von Personen, die ehrenamtlich tätig s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> waren.<br />

Quelle: Eigene Darstellung............................................................................................. 0<br />

Abbildung 6 Tätigkeitsbereiche von Personen, die es sich vorstellen könnten sich<br />

ehrenamtlich zu engagieren. Quelle Eigene Darstellung................................................ 0<br />

Abbildung 7 Wie viel Zeit br<strong>in</strong>gen Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche für ehrenamtliches Engagement<br />

auf? Quelle: Eigene Darstellung..................................................................................... 0<br />

Abbildung 8 Wie viel Zeit könnten Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche für ehrenamtliches Engagement<br />

aufbr<strong>in</strong>gen? Quelle: Eigene Darstellung ......................................................................... 0<br />

Abbildung 9 Wie gut wird über den Bedarf an ehrenamtlichen Engagement <strong>in</strong>formiert?<br />

Quelle: Eigene Darstellung............................................................................................. 0<br />

III


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 1<br />

Im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s von Studierenden <strong>der</strong> JLU Gießen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

untersuchte diese Projektgruppe das bürgerschaftliche Engagement <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger. Ziel <strong>der</strong> Gruppe war es, herauszuf<strong>in</strong>den, wie stark das bürgerschaftliche Engagement <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ausgeprägt ist und welche Bereiche beson<strong>der</strong>s stark ausgeprägt s<strong>in</strong>d. So<br />

wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es Fragebogens mehrere Fragen gestellt, die auf die Bereiche des<br />

Engagements und die dazu aufgewendete Zeit abzielen. E<strong>in</strong> Vorhaben <strong>der</strong> Gruppe war es<br />

jedoch auch, <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen, ob bei den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de leben und möglicherweise noch nicht ehrenamtlich aktiv s<strong>in</strong>d, Potential besteht,<br />

künftig ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzugehen. Wichtig war es hierbei auch herauszuf<strong>in</strong>den,<br />

ob sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger über das Angebot und den Bedarf an ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten gut <strong>in</strong>formiert fühlen. Schließlich soll auch herausgefunden werden, ob bzw. wo<br />

konkret Handlungsbedarf gesehen wird und ob es e<strong>in</strong>e Überschneidung mit <strong>der</strong> Bereitschaft<br />

zum künftigen Engagement <strong>in</strong> diesen Bereichen gibt. So können zum Schluss <strong>der</strong> Arbeit<br />

Handlungsempfehlungen formuliert und ausgearbeitet werden um bürgerschaftliches<br />

Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> zu för<strong>der</strong>n. Hierbei spielen natürlich auch<br />

ökonomische Faktoren e<strong>in</strong>e Rolle, da <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de nicht unbegrenzte Mittel zur Verfügung<br />

stehen, um den Ist-Zustand zu verbessern.<br />

Bürgerschaftliches Engagement gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Errungenschaften<br />

und stellt e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung für e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de dar. Ohne den ehrenamtlichen<br />

E<strong>in</strong>satz von Mitmenschen wären viele gesamtgesellschaftliche Problemstellungen kaum lösbar.<br />

Aus diesem Grund sollte es stets im Interesse e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de se<strong>in</strong>, bürgerschaftliches<br />

Engagement zu för<strong>der</strong>n und zu würdigen.<br />

2 Ausgangssituation und Begriffserklärungen<br />

In <strong>der</strong> Fachliteratur gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Def<strong>in</strong>itionen und Begriffserklärungen für den Begriff<br />

des bürgerschaftlichen Engagements. Bürgerschaftliches Engagement wird oft als allgeme<strong>in</strong>er<br />

Oberbegriff für Freiwilligendienste, Ehrenamt, Selbsthilfe und das Vere<strong>in</strong>sleben genutzt. Im<br />

Folgenden werden für e<strong>in</strong> besseres Verständnis des bürgerschaftlichen Engagements e<strong>in</strong>ige<br />

Begriffserklärungen dargestellt.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

2.1 Ausgangssituation<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 2<br />

Bürgerschaftliches Engagement ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil e<strong>in</strong>er Demokratie und stärkt die<br />

Solidarität für das „humane Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>der</strong> Menschen und ist somit weit mehr als e<strong>in</strong>e<br />

Ergänzung staatlichen Handelns“ (Zängl, 2006, S.229). Die staatliche o<strong>der</strong> auch kommunale<br />

Sozialpolitik kann an dieser Stelle motivierend darauf h<strong>in</strong>wirken, dass zivildemokratische<br />

Strukturen e<strong>in</strong> vertrauensvolles Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entstehen lassen, was für e<strong>in</strong> friedlichdemokratisches<br />

Zusammenleben wichtig ist (Ebd., 2006, S. 229). Im politischen Diskurs über<br />

das bürgerschaftliche Engagement, hat sich im Kontext <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong> eigenes Politikfeld „Engagementpolitik“ heraus kristallisiert (Ebd. 2006,<br />

S. 229). Dieses Politikfeld ist mit vielen an<strong>der</strong>en Politikfel<strong>der</strong>n querschnittsverbunden und <strong>der</strong><br />

Prozess <strong>der</strong> Ausgestaltung muss so organisiert werden, dass nach Zängel: „… e<strong>in</strong> Prozess <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Umgestaltung und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Bewusstse<strong>in</strong>sän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />

wird. Zu beachten ist jedoch, dass dieser Prozess <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten und Maßnahmen<br />

vollzogen wird, da e<strong>in</strong>e Bürgergesellschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen, eher staatszentrierten Kultur<br />

bislang ke<strong>in</strong>e große Tradition hatte“ (Zängl, 2006 S. 229). Der Prozess <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Umgestaltung ist bereits <strong>in</strong> Form von verschiedensten För<strong>der</strong><strong>in</strong>itiativen auf Bundes-, Landesund<br />

<strong>der</strong> Kommunalebene <strong>in</strong> Gang gesetzt worden. Im Laufe dieses Projektberichts wird<br />

demnach die Frage gestellt, wie die Ziele e<strong>in</strong>er kommunalen Engagementpolitik aussehen<br />

können und nach <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Bürgerbefragung werden mögliche Handlungsempfehlungen<br />

gegeben.<br />

2.2 Begriffserklärungen<br />

2.2.1 Bürgergesellschaft<br />

Bürgerschaftliches Engagement entsteht durch e<strong>in</strong>e aktive Bürgergesellschaft. E<strong>in</strong>e klare<br />

Begriffsdef<strong>in</strong>ition für „Bürgergesellschaft“ gibt es nicht, dennoch haben He<strong>in</strong>z und Olk die<br />

Bürgergesellschaft folgen<strong>der</strong>maßen beschrieben: `Die Bürgergesellschaft ist <strong>der</strong> öffentliche<br />

Raum, <strong>in</strong> dem Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger als zivilgesellschaftliche Akteure freiwillig und<br />

selbstbestimmt an <strong>der</strong> Diskussion öffentlicher Belange teilhaben und durch aktives Handeln<br />

zum Geme<strong>in</strong>wohl beitragen können´ (He<strong>in</strong>z /Olk, 2001 nach Zängl, 2006 S. 230).<br />

Bürgerschaftliches Engagement ist demnach das zentrale Wesensmerkmal <strong>der</strong><br />

Bürgergesellschaft (Zängel, 2006 S. 230). Zängl sieht hier e<strong>in</strong> Beziehungsgeflecht zwischen<br />

„dem öffentlichen Raum <strong>der</strong> Bürgergesellschaft, den Wesensmerkmalen des bürgerschaftlichen<br />

Engagements – Freiwilligkeit und Selbstbestimmung – und se<strong>in</strong>en Handlungsfel<strong>der</strong>n –


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 3<br />

Partizipation und aktives Handeln mit Geme<strong>in</strong>wohlbezug“ (Zängl, 2006 S. 230). Allerd<strong>in</strong>gs<br />

können die Motive für bürgerschaftliches Engagement sehr unterschiedlich se<strong>in</strong>.<br />

2.2.2 Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation<br />

Bürgerschaftliches Engagement ist nicht die bloße Übernahme ehrenamtlicher Tätigkeit,<br />

son<strong>der</strong>n das „gesamte Spannungsfeld von politisch-sozialer Beteiligung, materieller Hilfe und<br />

Selbstorganisation sowie geselliger Alltagsgestaltung mit sozial-<strong>in</strong>tegrativen Nebeneffekten“<br />

(Evers / Olk, 2002). Somit wäre generell ohne Partizipation und Bürgerengagement ke<strong>in</strong>e<br />

Demokratie möglich, denn Demokratie lebt von den Bürgern und ihrer Teilhabe am politischen<br />

und gesellschaftlichen Geschehen. Generell lassen sich aber verschiedene Interpretationen <strong>der</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition des bürgerschaftlichen Engagements <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachliteratur f<strong>in</strong>den. Im Rahmen dieses<br />

Projektberichtes wird bürgerschaftliches Engagement def<strong>in</strong>iert als e<strong>in</strong> Sammelbegriff für „1.<br />

Konventionelle und neue Formen <strong>der</strong> politischen Beteiligung, 2. Freiwillige bzw. ehrenamtliche<br />

Wahrnehmung öffentlicher Funktionen, 3. Klassische und neue Formen des sozialen<br />

Engagements, 4. Geme<strong>in</strong>schaftsorientierte, moralökonomische bzw. von Solidarvorstellungen<br />

geprägte Eigenarbeit und 5. Geme<strong>in</strong>schaftliche Selbsthilfe und an<strong>der</strong>e geme<strong>in</strong>schaftsbezogene<br />

Aktivitäten. All diese Aktivitäten entfalten sich im Zwischenbereich von Staat, Markt und Familie“<br />

(Ste<strong>in</strong>bacher, 2003 S. 81). E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition ist deshalb so schwierig, da<br />

bürgerschaftliches Engagement e<strong>in</strong>e heterogene Struktur aufweist, die zwischen den<br />

genannten Sphären stattf<strong>in</strong>det und somit vielfältige Verknüpfungen zu verschiedenen Sektoren<br />

stattf<strong>in</strong>den.<br />

Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages entwickelte folgende Def<strong>in</strong>ition: „e<strong>in</strong>e<br />

freiwillige, nicht auf das Erzielen e<strong>in</strong>es persönlichen materiellen Gew<strong>in</strong>ns gerichtete, auf das<br />

Geme<strong>in</strong>wohl h<strong>in</strong> orientierte, kooperative Tätigkeit. Sie entfaltet sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong><br />

Organisationen und Institutionen im öffentlichen Raum <strong>der</strong> Bürgergesellschaft“ (Enquete-<br />

Kommission, 2003). Ehrenamtliches Engagement unterscheidet sich von <strong>der</strong> Erwerbsarbeit<br />

dadurch, dass es e<strong>in</strong>e unbezahlte Tätigkeit darstellt, die von e<strong>in</strong>er gewissen Dauer und<br />

Regelmäßigkeit ist und <strong>in</strong> Institutionen o<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igungen stattf<strong>in</strong>det (Zapotoczky, 2002 S. 66).<br />

Ehrenamtliche Tätigkeiten können <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen stattf<strong>in</strong>den, hierzu zählt <strong>der</strong><br />

politische, wirtschaftliche und <strong>der</strong> Dritte Sektor (Ebd., 2002 S. 67). Der dritte Sektor wird<br />

<strong>in</strong>ternational <strong>in</strong> zwölf Tätigkeitsbereiche unterteilt (Ebd., 2002 S. 68f):


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 4<br />

1. Kulturelles/Sport/Freizeit (Sportvere<strong>in</strong>e, Theater, Museen etc.),<br />

2. Bildung und Forschung (Schule<strong>in</strong>richtungen, Volkshochschulen etc.),<br />

3. Gesundheit (Pflegeheime, Selbsthilfegruppen etc.),<br />

4. Soziale Dienste (SOS-K<strong>in</strong><strong>der</strong>dörfer, Telefonseelsorge etc.),<br />

5. Umwelt (Greenpeace, WWF etc.),<br />

6. Lokale Entwicklung und Wohnungswesen (lokale Bürger<strong>in</strong>itiativen,<br />

Wohnungsgenossenschaften etc.),<br />

7. Rechtswesen, Interessenvertretung, Politik (Bl<strong>in</strong>denverbände, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenvere<strong>in</strong>e,<br />

Rechtsberatung, Verbraucherschutz, Parteien und politische Vere<strong>in</strong>e),<br />

8. Stiftungs- und Spendenwesen (Geme<strong>in</strong>destiftungen, Parteienstiftungen etc.)<br />

9. Internationale Aktivitäten (Care, Ärzte ohne Grenzen e.V etc.)<br />

10 Religionen und Kirchen (Kirchliches Engagement)<br />

11 Wirtschafts- und Berufsverbände, Gewerkschaften (Gewerkschaften, Teilorganisationen<br />

politscher Parteien etc.,)<br />

12 Sonstige Bereiche (esoterische Vere<strong>in</strong>e, Veranstaltungsvere<strong>in</strong>e, Kommunikationsvere<strong>in</strong>e<br />

etc.)<br />

Der dritte Sektor lässt sich dadurch von Staat und Markt abgrenzen, dass er aus verschiedenen<br />

Organisationen und auch <strong>in</strong>formellen Vere<strong>in</strong>igungen besteht (Dörner, 2008 S. 33). Dennoch<br />

kann es hier aber auch zu engen Kooperationen und Verflechtungen zu staatlichen und<br />

wirtschaftlichen Akteuren kommen, wie beispielsweise E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, die<br />

unter an<strong>der</strong>em auch durch die öffentliche Hand f<strong>in</strong>anziell geför<strong>der</strong>t werden (Ebd., 2008 S. 33).<br />

Der Hauptanteil <strong>der</strong> öffentlichen F<strong>in</strong>anzierung liegt <strong>in</strong> den Bereichen Gesundheitswesen,<br />

Bildung und Forschung sowie im Bereich <strong>der</strong> sozialen Dienste, die nicht nur beispielsweise<br />

f<strong>in</strong>anzielle Hilfen durch die verschiedenen Wohlfahrtsverbände und die öffentliche F<strong>in</strong>anzierung<br />

erhalten, son<strong>der</strong>n eben auch staatliche Subventionierung durch Projektför<strong>der</strong>ungen von<br />

Mittelorganisationen erhalten (Ebd., 2008 S. 33). Die liberale Position proklamiert den Rückzug<br />

des Staates aus se<strong>in</strong>en Verflechtungen im dritten Sektor. Dieser Weg wurde vom<br />

gesellschaftlichen Diskurs als falsch angesehen, daher entstand die Diskussion über den<br />

´aktivierenden Staat´ <strong>der</strong> „als gestaltende Institution erhalten bleibt und ständig neue Impulse<br />

geben soll, damit bürgerschaftliche Potentiale sich überhaupt entfalten können“ (Dörner, 2008<br />

S. 35). Im Laufe dieses Projektberichts werden e<strong>in</strong>ige solcher „Impulse“ im Kapitel <strong>der</strong><br />

Handlungsempfehlungen exemplarisch dargestellt.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

3 Ziele kommunaler Engagementpolitik<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 5<br />

Das Ziel kommunaler Engagementpolitik ist primär den Aufbau und die Unterstützung <strong>der</strong><br />

kommunalen Engagementkultur zu för<strong>der</strong>n und geeignete Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

bürgerschaftliches Engagement zu setzen. Es sollen nicht nur e<strong>in</strong>zelne Bürgerprojekte<br />

exemplarisch geför<strong>der</strong>t werden, son<strong>der</strong>n es müssen die „Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auf allen<br />

staatlichen Ebenen – Kommune, Land, Bund – so ausgestaltet se<strong>in</strong> bzw. geschaffen werden,<br />

dass sich bürgerschaftliches Engagement entwickeln kann und nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird“ (Zängl,<br />

2006 S. 231). In e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Vergleichsstudie <strong>der</strong> Enquete-Kommission „Zukunft des<br />

bürgerschaftlichen Engagements“ zeigt sich, dass bürgerschaftliches Engagement e<strong>in</strong>e breite<br />

lokale Verankerung benötigt (Enquete-Kommission, 2003 S. 141). Weiterh<strong>in</strong> wird festgestellt,<br />

dass die „…zentrale Rolle künftig bei den Kommunen gesehen wird, da Menschen sich lokal<br />

engagieren, und das ´commitment´ <strong>der</strong> Kommunen, das Ausmaß an Unterstützung, das sie<br />

anbieten, e<strong>in</strong> Klima prägt, das Ehrenamt entwe<strong>der</strong> ermutigen o<strong>der</strong> aber entmutigen kann“<br />

(Enquete-Kommission, 2003 S. 141). Hierzu ist es wichtig, dass die Kommune e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

die lokalen Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements erhält, damit diese gezielt<br />

bestimmte Bereiche des ehrenamtlichen Engagements för<strong>der</strong>n kann. Anzumerken ist, dass die<br />

Kommune als Repräsentant des Staates e<strong>in</strong>e konstitutive Funktion für das bürgerschaftliche<br />

Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Funktion des För<strong>der</strong>ers von bürgerschaftlichen Engagement <strong>in</strong>nehat, aber<br />

auch Abhängigkeiten und Vere<strong>in</strong>nahmungsrisiken, als Folge beispielsweise durch e<strong>in</strong>e<br />

Machtposition als Geldgeber, auftreten können. Dieser kritische Aspekt muss im Rahmen<br />

dieses Projektberichtes beachtet werden, denn dieser würde die Grundidee <strong>der</strong><br />

Bürgergesellschaft wesentlich bee<strong>in</strong>trächtigen. Es ist daher darauf zu achten, dass die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und das Leitbild des subsidiären Rechts- und Sozialstaates gewahrt<br />

bleiben. Zängl unterscheidet hier zwei Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Engagementpolitik, die <strong>in</strong>dividuelle und<br />

die <strong>in</strong>stitutionelle Sichtweise (Zängl, 2006 S. 231).<br />

3.1 Individuelle Sichtweise<br />

In <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Sichtweise sollen zunächst die vorhandenen Potentiale von engagierten<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern ausgeschöpft werden (Ebd., 2006 S. 231). Bestimmte Hemmnisse<br />

sollen mittels e<strong>in</strong>es Lernprozesses durch Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote beseitigt<br />

werden. Hierzu zählen Qualifizierungsangebote zu den „soft skills“ wie Mo<strong>der</strong>ation,<br />

professionelle Gesprächsführung, Zeitmanagement, Konfliktmanagement etc. sowie spezifische<br />

Kenntnisse, wie zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit, Market<strong>in</strong>g und Rechtskenntnisse (Ebd., 2006<br />

S. 231). Des Weiteren sollen Formen zur Würdigung und Anerkennung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements angeboten werden, um den Wert <strong>der</strong> ehrenamtlichen Tätigkeiten gesellschaftlich


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 6<br />

zu honorieren (Ebd., 2006 S. 231). Diese För<strong>der</strong>maßnahmen ermutigen auch die bereits<br />

Engagierten zu weiterem Engagement (Ebd., 2006 S. 231).<br />

3.2 Institutionelle Sichtweise<br />

Nicht nur die staatlichen Ebenen müssen sich den gewandelten Bedürfnissen <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger anpassen, son<strong>der</strong>n auch die jeweiligen Organisationen selbst, denn viele<br />

Institutionen und Organisationen s<strong>in</strong>d noch engagement-unfreundlich organisiert (Ebd., 2006 S.<br />

232). Der Staat bzw. die Kommune hat an dieser Stelle auch e<strong>in</strong>e unterstützende Funktion<br />

dah<strong>in</strong>gehend, dass sie neue Prozesse des Wandels anstoßen kann, e<strong>in</strong>e Plattform für den<br />

Austausch <strong>der</strong> beteiligten Akteure zur Verfügung stellt und den Informationstransfer zwischen<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern und den Institutionen gewährleistet, sowie spezifische Konzepte zur<br />

Engagementsför<strong>der</strong>ung entwickelt (Ebd., 2006 S. 231).<br />

3.3 Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Kommune<br />

Es lässt sich festhalten, dass die Kommune im Spagat zwischen dem Gebot <strong>der</strong> Subsidiarität,<br />

daher <strong>der</strong> Problemlösung des E<strong>in</strong>zelnen, und <strong>der</strong> aktiven E<strong>in</strong>mischung im Bereich des<br />

bürgerschaftlichen Engagements bef<strong>in</strong>det. Wie dargestellt, lassen sich die Strukturen des<br />

bürgerschaftlichen Engagements vor Ort mittels Vernetzung und gezielter För<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dividuellen sowie <strong>in</strong>stitutionellen Ebene för<strong>der</strong>n, aber niemals kann bürgerschaftliches<br />

Engagement diktiert, geplant o<strong>der</strong> direkt verwaltet werden (Ebd., 2006 S. 234).<br />

Bürgerschaftliches Engagement ist demnach e<strong>in</strong> dynamisches Konstrukt, welches mittels e<strong>in</strong>er<br />

Dialogkultur und tragfähigen Kooperationsstrukturen auf lokaler Ebene geför<strong>der</strong>t werden kann<br />

(Enquete-Kommission, 2003 S. 141). Um e<strong>in</strong>e optimale För<strong>der</strong>ung von bürgerschaftlichem<br />

Engagement zu erreichen, ist es ebenfalls wichtig die zunehmende gesellschaftliche<br />

Individualisierung zu beachten. Bürgerschaftliches Engagement geschieht weniger aus <strong>der</strong><br />

Verpflichtung o<strong>der</strong> aus traditionellen Geme<strong>in</strong>schaftsb<strong>in</strong>dungen, son<strong>der</strong>n wird meist freiwillig<br />

erbracht. Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger möchten ke<strong>in</strong>en Staat, <strong>der</strong> <strong>in</strong> die verschiedensten<br />

Lebensbereiche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>regiert, denn e<strong>in</strong> solcher Staat würde die Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger bee<strong>in</strong>trächtigen (Zängl, 2006 S. 242). Dennoch ist die Bürgergesellschaft ke<strong>in</strong>e<br />

Alternative zu staatlichen Defiziten, denn wenn die Menschen den E<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen würden,<br />

dass ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten vor allem für den Zweck <strong>der</strong> Kostene<strong>in</strong>sparung genutzt<br />

werden, wäre die Bürgergesellschaft stark gefährdet. Aufgabe des Staates (und auch e<strong>in</strong>er<br />

Kommune) ist es daher, aktivierend tätig zu werden und e<strong>in</strong>en optimalen Rahmen zu setzen,<br />

damit e<strong>in</strong>e angemessene Mischung von staatlicher Unterstützung und bürgerschaftlichem<br />

Engagement geschaffen wird (Ebd. 2006, S. 242).


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 7<br />

Diese aktivierende Rollte benötigt jedoch Zeit und es ist von ad hoc Maßnahmen abzuraten, da<br />

diese meist schnell verpuffen (Schmid / Otto, 2003 S. 98). Insbeson<strong>der</strong>e für den nachhaltigen<br />

Lerneffekt und die stetige Weiterentwicklung und Absicherung wird e<strong>in</strong>e gewisse Langfristigkeit<br />

benötigt (Ebd., 2003 S. 98). Weiterh<strong>in</strong> sollte ke<strong>in</strong>e politische Profilierung durch Politiker<strong>in</strong>nen<br />

und Politiker stattf<strong>in</strong>den. Netzwerke bürgerschaftlichen Engagements sollten an die Institutionen<br />

wie die Kommune o<strong>der</strong> Freiwilligenagenturen angebunden werden, ohne dass diese dadurch<br />

„vere<strong>in</strong>nahmt“ werden (Ebd., 2003 S. 99). Es ist wichtig auf die engagierten Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger aktiv zuzugehen und die Selbstorganisation zu för<strong>der</strong>n: „Selbstorganisation ist aber <strong>in</strong><br />

Bezug auf Organisationstrukturen anspruchsvoll – es verlangt nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

entsprechen<strong>der</strong> ermöglichen<strong>der</strong>, ermutigen<strong>der</strong> und aktivieren<strong>der</strong> Strukturen“ (Schmid / Otto,<br />

2003 S. 99). Ferner wird empfohlen Schwerpunkte zu bilden und auszubauen, um die Diffusität<br />

<strong>der</strong> Informationen zu verr<strong>in</strong>gern, hierunter kann e<strong>in</strong>e Zielgruppe beson<strong>der</strong>s angesprochen<br />

werden, „bei gleichzeitigem Versuch (…), e<strong>in</strong>e ganze Reihe entsprechen<strong>der</strong> För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

geme<strong>in</strong>wesenbezogen zu e<strong>in</strong>em Schwerpunkt zu bündeln“ (Schmid / Otto, 2003 S. 99). Es<br />

zeigt sich, dass es demnach nicht die optimale Strategie zur För<strong>der</strong>ung von ehrenamtlichen<br />

Engagement gibt, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Mischung verschiedener Elemente notwendig ist (Schmid /<br />

Otto, 2003 S. 99).<br />

4 Bürgergesellschaft <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Anhand <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> ortsansässigen Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> lässt sich e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl an verschiedensten Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de erkennen. In elf verschiedenen<br />

Ortsteilen gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Vere<strong>in</strong>en beispielsweise <strong>der</strong> Sport- und Freizeitbereichen,<br />

aber auch <strong>der</strong> Kulturbereich ist <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> umfassend vertreten, hierzu zählen Geschichts- und<br />

Musikvere<strong>in</strong>e, Burschen- und Mädchenschaften sowie Arbeitskreise wie beispielsweise <strong>der</strong><br />

Arbeitskreis Landsynagoge Roth e.V.. Im K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Seniorenbereich gibt es zum<br />

Beispielverschiedene För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>e für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und e<strong>in</strong>en Seniorenrat <strong>Weimar</strong>. Neben den<br />

politischen Parteien gibt es e<strong>in</strong>e große Anzahl an Kirchenchören. Auch die freiwillige Feuerwehr<br />

und verschiedene Interessensverbände s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> vertreten (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong>,<br />

2011 S.38).<br />

5 Problemdarstellung und Ziele <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Ziel dieser Untersuchung ist es zu erfahren, wie die genauen Strukturen des bürgerschaftlichen<br />

Engagements <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> aussehen und <strong>in</strong> welchen Bereichen es sich die<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger vorstellen könnten, sich zu engagieren. Die Geme<strong>in</strong>de benötigt e<strong>in</strong>en


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 8<br />

genauen Überblick darüber, wie viele Personen ehrenamtlich tätig s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nicht und wie hoch<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger ist, die es sich vorstellen könnten, sich ehrenamtlich zu<br />

engagieren. Für die Geme<strong>in</strong>de ist es wichtig, zu wissen, welche Potentiale für ehrenamtliches<br />

Engagement existieren, um e<strong>in</strong>e zielgerichtete För<strong>der</strong>ung zu betreiben. Im Kontext des<br />

demographischen Wandels ist es für e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de sehr wichtig, die lokale Struktur des<br />

bürgerschaftlichen Engagements zu kennen, um gezielt <strong>in</strong> bestimmten Bereichen, wie<br />

beispielsweise <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pflege, Impulse für ehrenamtliche Tätigkeiten zu<br />

setzen. Die Analyse bezieht sich daher explizit auf die verschiedenen Bereiche des<br />

bürgerschaftlichen Engagements, es soll aber auch die Möglichkeit gelassen werden, sonstige<br />

Formen von ehrenamtlichen Tätigkeiten nennen zu können. Mit diesen Informationen lässt sich<br />

e<strong>in</strong>e erste Struktur des bürgerschaftlichen Engagements <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

erkennen. Zur Messung <strong>der</strong> Potentiale des ehrenamtlichen Engagements, ist es wichtig den<br />

Zeitfaktor zu untersuchen. Wie viel Zeit können die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger überhaupt für<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten aufbr<strong>in</strong>gen? Hieraus lassen sich wichtige Informationen für die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Sichtweise <strong>der</strong> Engagierten erkennen, um evtl. an dieser Stelle mittels<br />

Beratungstätigkeiten zu Zeitmanagement gezielt tätig zu werden. Gerade <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong><br />

Probleme <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit zwischen Familie und Beruf ist es evtl. für viele Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger schwer noch Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten aufzubr<strong>in</strong>gen. Durch e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Sichtweise auf die verschiedenen Altersgruppen soll dah<strong>in</strong>gehend <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e analysieren<br />

werden, ob das Zeitproblem bei den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern im Ruhestand e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Rolle spielt.<br />

Wie im oberen Teil beschrieben, sollte e<strong>in</strong>e Kommune e<strong>in</strong>e aktivierende Rolle e<strong>in</strong>nehmen,<br />

beispielsweise als Mo<strong>der</strong>ator o<strong>der</strong> den Dialog zwischen den Bürgern för<strong>der</strong>n. Hierzu werden die<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger gefragt, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> über ehrenamtliche<br />

Engagementmöglichkeiten <strong>in</strong>formiert wird. Darauf aufbauend werden die Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger befragt, <strong>in</strong> welchen Bereichen e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Bedarf an ehrenamtlichem Engagement<br />

gesehen wird. Aus diesen Antworten lassen sich gezielt Informationen für<br />

Handlungsempfehlungen für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> ausarbeiten.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

6 Fragen und Ergebnisse<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 9<br />

Die Fragen wurden im Rahmen des <strong>in</strong>sgesamt 63 Fragen umfassenden Fragebogens des<br />

<strong>Projektstudium</strong>s unter Punkt 2 gestellt. Zur Auswertung <strong>der</strong> Fragen wurde das Statistik-<br />

Programm SPSS verwendet. Die grafische Darstellung erfolgte anschließend mit Microsoft<br />

Excel.<br />

Die erste <strong>der</strong> fünf Fragen des Fragebogens lautet „Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich tätig?“. Die<br />

Fragestellung wurde so formuliert, dass die befragten Personen mit „Ja im Bereich...“, „Ne<strong>in</strong>,<br />

könnte ich mir aber im folgenden Bereich vorstellen“ und mit „Ne<strong>in</strong>“ antworten konnten. Sofern<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden ersten Möglichkeiten geantwortet wurde, konnte noch <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

ehrenamtlichen Tätigkeit ausgewählt werden. Folgende Bereiche wurden ausgewählt: K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Senioren, Sport und Freizeit, Kultur, Umwelt, Politik, Kirche, Öffentliche E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Sonstiges.<br />

Diese erste, e<strong>in</strong>leitende Frage war dazu gedacht herauszuf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>wiefern ehrenamtliches<br />

Engagement seitens <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> bereits vorhanden ist<br />

und wenn, dann <strong>in</strong> welchen Bereichen. Das Hauptaugenmerk zur Formulierung von<br />

Handlungsempfehlungen wurde jedoch darauf gelegt, ob es e<strong>in</strong>en nicht zu kle<strong>in</strong>en Anteil an<br />

Personen gibt, die zwar <strong>der</strong>zeit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit ke<strong>in</strong>em bürgerschaftlichen<br />

Engagement nachgehen, dieses jedoch <strong>in</strong> Betracht ziehen und falls ja, <strong>in</strong> welchem Bereich.<br />

Insgesamt beantworteten 530 Personen die erste Frage. Etwa die Hälfte (45,5%) <strong>der</strong> Befragten<br />

antwortete mit „Ja“, 38,7% mit „Ne<strong>in</strong>“ und 15,8% mit „Ne<strong>in</strong>, könnte ich mir aber im folgenden<br />

Bereich vorstellen“. Grafisch dargestellt ist die Verteilung <strong>in</strong> Abbildung 1 ersichtlich.<br />

Abbildung 1 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich tätig? Quelle: Eigene Darstellung


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 10<br />

Insgesamt waren o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d über die Hälfte <strong>der</strong> Männer (52,8%) ehrenamtlich tätig, etwa e<strong>in</strong><br />

Drittel (35,2%) s<strong>in</strong>d nicht tätig und genau 12% könnten es sich vorstellen. Bei den Frauen<br />

s<strong>in</strong>d/waren etwas weniger <strong>der</strong> Befragten ehrenamtlich tätig (37,6%), dafür gaben 19,6% an, es<br />

sich künftig vorstellen zu können. 42,8% beantworteten die Frage mit „Ne<strong>in</strong>“. Sicherlich<br />

<strong>in</strong>teressant an diesem Ergebnis ist, dass <strong>in</strong>sgesamt etwa nur jede siebte bislang nicht<br />

bürgerschaftlich engagierte Person sich vorstellen könnte, künftig aktiv zu werden, von denen<br />

die Mehrheit Frauen bilden. In <strong>der</strong> Abbildung 2 (männlich) und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 3 (weiblich)<br />

lassen sich diese Werte vergleichen.<br />

Abbildung 2 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich Tätig? Männliche Befragte Quelle: Eigene<br />

Darstellung<br />

Abbildung 3 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich Tätig? Weibliche Befragte Quelle: Eigene Darstellung


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 11<br />

Das größte „Potential“ für zukünftiges ehrenamtliches Engagement haben junge Menschen<br />

zwischen 16 und 29 Jahren (28%) gefolgt von <strong>der</strong> Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren<br />

(20%). Allerd<strong>in</strong>gs muss hier erwähnt werden, dass die Gruppe <strong>der</strong> 16- 29-Jährigen nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt statistisch mit den an<strong>der</strong>en Altersgruppen vergleichbar ist (N=46), da es e<strong>in</strong>e<br />

erheblich ger<strong>in</strong>gere Anzahl von Befragten gibt. Sehr gut vergleichbar s<strong>in</strong>d die restlichen drei<br />

Altersgruppen, da die Anzahl <strong>der</strong> Befragten <strong>in</strong> den jeweiligen Gruppen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbar<br />

ist (von N=150 bis N=177). Aus Abbildung 4 lässt sich erkennen, dass die Anzahl <strong>der</strong> Personen,<br />

die ehrenamtlich tätig s<strong>in</strong>d, ansteigt. Der höchste Anteil ist hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> 65-Jährigen<br />

und älter. Gleichzeitig kann man erkennen, dass die Bereitschaft zum ehrenamtlichen<br />

Engagement mit dem ansteigenden Alter s<strong>in</strong>kt. Dies lässt sich wahrsche<strong>in</strong>lich dadurch erklären,<br />

dass wie beschrieben die Anzahl <strong>der</strong> ehrenamtlich Aktiven steigt. Im höheren Alter s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong><br />

waren h<strong>in</strong>gegen bereits die meisten Personen ehrenamtlich aktiv.<br />

Abbildung 4 Waren/S<strong>in</strong>d Sie ehrenamtlich tätig? Nach Altersgruppen aufgeteilt. Quelle: Eigene Darstellung<br />

Auf die erweiterte Frage nach den Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> denen die Befragten aktiv s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong>


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 12<br />

waren, gaben 232 Personen e<strong>in</strong>e Antwort. Am häufigsten genannt wurden hierbei Sport &<br />

Freizeit (28%), die Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n & Senioren (25%) und Kultur (11%). Dieses Ergebnis<br />

spiegelt unter an<strong>der</strong>em auch die Vielfalt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> wie<strong>der</strong>. Am höchsten ist<br />

das Ergebnis <strong>der</strong> vielen Aktiven im Bereich Sport und Freizeit.<br />

Abbildung 5 Tätigkeitsbereiche von Personen, die ehrenamtlich tätig s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> waren. Quelle: Eigene<br />

Darstellung<br />

Die am häufigsten genannten Tätigkeitsbereiche von Personen, die sich vorstellen könnten,<br />

ehrenamtlich aktiv zu werden, waren mit großem Abstand die Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n &<br />

Senioren (44%), gefolgt von Sport &Freizeit (13%) und Umwelt (12%), wie <strong>in</strong> Abbildung 6<br />

ersichtlich. Die Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n & Senioren ist auch <strong>in</strong> allen Altersgruppen <strong>der</strong> am<br />

häufigsten genannte mögliche Tätigkeitsbereich. Erwähnenswert ist, dass Umwelt beson<strong>der</strong>s<br />

von <strong>der</strong> jüngsten Altersgruppe <strong>der</strong> 16 bis 29-Jährigen mit 27,3% genannt wird, auch bei den 50<br />

bis 64-Jährigen f<strong>in</strong>det Umwelt bzw. Umweltschutz größeren Anklang (21,1%). Bei <strong>der</strong><br />

zahlenmäßig größten Gruppe <strong>der</strong> 30 bis 49-Jährigen ist das Feld Sport & Freizeit mit 26%<br />

ebenfalls e<strong>in</strong> für viele Befragte <strong>in</strong>teressanter Tätigkeitsbereich.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 13<br />

Abbildung 6 Tätigkeitsbereiche von Personen, die es sich vorstellen könnten sich ehrenamtlich zu engagieren.<br />

Quelle Eigene Darstellung<br />

Die beiden kommenden Fragen beschäftigen sich mit <strong>der</strong> Zeit, die von den Befragten für<br />

Ehrenamt aufgebracht wird o<strong>der</strong> werden könnte. Sie wurden von 478 Personen beantwortet. Als<br />

Antwortmöglichkeiten stehen „Ke<strong>in</strong>e Zeit“, „1-3h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche“, „3-6h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche“ sowie<br />

„mehr als 6h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche“ zur Verfügung. Die erste Frage diente zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> gewisser<br />

H<strong>in</strong>sicht als Kontrolle <strong>der</strong> ersten Frage: So sollte überprüft werden, ob es erheblich mehr<br />

Personen ohne Zeit für bürgerschaftliches Engagement gibt, als es Personen gibt, welche die<br />

erste Frage mit „Ne<strong>in</strong>“ beantwortet haben, was zur Folge hätte, dass viele Personen zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit aktiv waren, dies aber nicht mehr s<strong>in</strong>d. Das Hauptziel dieser Frage war jedoch<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, wie viel Zeit generell aufgebracht wird, was gerade <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass e<strong>in</strong> größerer Anteil <strong>der</strong> Befragten e<strong>in</strong>em Beruf nachgeht, <strong>in</strong>teressant ist. So sollte auch<br />

überprüft werden, ob es bereits viele Personen gibt, die mehrere Stunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche, also<br />

zwischen drei und über sechs Stunden Zeit für bürgerschaftliches Engagement aufbr<strong>in</strong>gen.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 14<br />

Die erste <strong>der</strong> beiden Fragen (Abbildung 7) beantwortete über die Hälfte (58%) <strong>der</strong> Befragten mit<br />

„Ke<strong>in</strong>e Zeit“. Mehr als e<strong>in</strong> Viertel (29%) <strong>der</strong> Befragten br<strong>in</strong>gen wöchentlich zwischen e<strong>in</strong>er und<br />

drei Stunden für ehrenamtliches Engagement auf. Acht Prozent br<strong>in</strong>gen zwischen drei und<br />

sechs Stunden wöchentlich auf, immerh<strong>in</strong> noch fünf Prozent sogar mehr als sechs Stunden. Die<br />

Differenz zwischen den 45,5% <strong>der</strong> Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Frage angaben, entwe<strong>der</strong> früher<br />

o<strong>der</strong> jetzt ehrenamtlich tätig gewesen zu se<strong>in</strong> und den 42%, welche die Frage nach <strong>der</strong><br />

aufgebrachten Zeit mit m<strong>in</strong>destens 1-3 Stunden pro Woche beantworteten, beträgt 3,5%, was<br />

letztlich bedeutet, dass die klare Mehrheit <strong>der</strong> Befragten Personen, die bereits ehrenamtlich<br />

tätig waren, dies auch weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

Abbildung 7 Wie viel Zeit br<strong>in</strong>gen Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche für ehrenamtliches Engagement auf? Quelle: Eigene<br />

Darstellung<br />

Die zweite Frage richtet sich an die Personen, die <strong>der</strong>zeit nicht ehrenamtlich aktiv s<strong>in</strong>d, aber<br />

auch an bereits aktive Personen, die sich vorstellen könnten, ihr ehrenamtliches Engagement<br />

auszuweiten (Abbildung 8). Diese Frage soll e<strong>in</strong>e Übersicht darüber verschaffen, wie hoch das<br />

Potential für künftiges bürgerschaftliches Engagement ist. E<strong>in</strong>e Ausweitung des<br />

bürgerschaftlichen Engagements kann nur dann erreicht werden, wenn genügend Personen<br />

auch die Zeit hierfür aufbr<strong>in</strong>gen können und wollen. Auch hier stellte sich die Frage, ob es<br />

Personen gibt, die sich vorstellen könnten, auch mehr Zeit für e<strong>in</strong>en bürgerschaftlichen E<strong>in</strong>satz


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 15<br />

im ehrenamtlichen Bereich aufzuwenden. Gerade die Gruppe von bislang <strong>in</strong>aktiven Personen<br />

könnten später durch e<strong>in</strong>e optimierte Informationspolitik seitens <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de gewonnen<br />

werden.<br />

Beantwortet wurde die Frage von <strong>in</strong>sgesamt 459 Personen. 39 Prozent geben an, ke<strong>in</strong>e Zeit für<br />

ehrenamtliches Engagement aufbr<strong>in</strong>gen zu können. Die meisten Personen (43%) könnten<br />

zwischen e<strong>in</strong>er und drei Stunden aufbr<strong>in</strong>gen. Elf Prozent hätten die Möglichkeit, zwischen drei<br />

und sechs Stunden aufzubr<strong>in</strong>gen und sieben Prozent könnten sogar mehr als sechs Stunden<br />

wöchentlich <strong>in</strong>vestieren.<br />

Abbildung 8 Wie viel Zeit könnten Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche für ehrenamtliches Engagement aufbr<strong>in</strong>gen? Quelle:<br />

Eigene Darstellung<br />

In <strong>der</strong> kommenden Frage soll herausgefunden werden, wie gut die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

über den Bedarf an ehrenamtlichen Tätigkeiten <strong>in</strong>formiert werden. Dazu sollen sie nach dem<br />

Schulnotensystem von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewerten. Die Frage wurde gestellt,<br />

damit e<strong>in</strong> Feedback über die Informationspolitik <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de erstellt werden kann. Sofern die<br />

Bewertungen durchwegs positiv ausfallen würden, bestünde ke<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Bedarf, mehr<br />

Ressourcen <strong>in</strong> die Informationspolitik zum Bedarf an ehrenamtlichem Engagement auszugeben,<br />

bei e<strong>in</strong>em vergleichsweise schlechten Ergebnis würde dies zu dem Schluss führen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong>


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 16<br />

Informationspolitik Verbesserungen angestrebt werden sollten, um längerfristig auch mehr<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger für Tätigkeiten gew<strong>in</strong>nen zu können. Insgesamt beantworteten 441<br />

Personen diese Frage (Abbildung 9). Als Ergebnis bewerten die Befragten die<br />

Informationspolitik vergleichsweise unterdurchschnittlich: 28,3% <strong>der</strong> Befragten beantworteten<br />

mit „Befriedigend“, 21,8% mit „Ausreichend“. Der Mittelwert <strong>der</strong> beantworteten Frage liegt bei<br />

3,58, also bei „Noch Befriedigend“.<br />

Abbildung 9 Wie gut wird über den Bedarf an ehrenamtlichen Engagement <strong>in</strong>formiert? Quelle: Eigene<br />

Darstellung<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> nächsten Frage (Wie gut wird über die Möglichkeiten des ehrenamtlichen<br />

Engagements <strong>in</strong>formiert?) wurde sehr ähnlich bewertet: Insgesamt liegt hier <strong>der</strong> Mittelwert bei<br />

3,53, also e<strong>in</strong>e etwas positivere Bewertung als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Informationspolitik zum<br />

Bedarf an ehrenamtlichen Engagement.<br />

Die letzte Frage zum Themenkomplex verlangte offene Antworten. Gefragt wurde, <strong>in</strong> welchem<br />

Bereich beson<strong>der</strong>er Handlungsbedarf beim Ehrenamt gesehen wird. Hiermit sollte festgestellt<br />

werden, welche Bereiche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger tatsächlich<br />

verbessert o<strong>der</strong> ausgeweitet werden sollten, da <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz für e<strong>in</strong>e Ausweitung des


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 17<br />

ehrenamtlichen Engagements nur dann S<strong>in</strong>n macht, wenn bei bestimmten Bereichen<br />

beson<strong>der</strong>er Handlungsbedarf gesehen wird. Am häufigsten genannt wurden hierbei Betreuung<br />

und Hilfe für ältere Menschen sowie Tätigkeiten zur Betreuung und Unterstützung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen. Außerdem genannt wurden (freiwillige) Feuerwehr, Umwelt(schutz),<br />

Vere<strong>in</strong>sarbeit und Nachbarschaftshilfe. Das Ergebnis zeigt, dass bei den offenen Fragen gerade<br />

die Betreuung von älteren Menschen sowie K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erneut e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt, ebenso<br />

wie bei <strong>der</strong> Frage nach den (angestrebten) ehrenamtlichen Tätigkeiten <strong>der</strong> Befragten.<br />

7 Fazit und Handlungsempfehlungen<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ist nach Recherchen die Auswahl <strong>der</strong> ehrenamtlichen Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

vergleichsweise groß und variabel. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Umfrage zeigen auf, dass das Interesse<br />

am Ehrenamt <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> groß ist und gut die Hälfte aller Befragten bereits aktiv s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong><br />

waren.<br />

Bei Betrachtung <strong>der</strong> Umfrageergebnisse lässt sich feststellen, dass e<strong>in</strong> relativ großer Teil <strong>der</strong><br />

befragten Personen im arbeitenden Alter sowie im Rentenalter zwar nicht ehrenamtlich aktiv ist,<br />

sich jedoch e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Tätigkeit vorstellen könnte und hierfür auch Zeit aufbr<strong>in</strong>gen<br />

könnte. Insgesamt s<strong>in</strong>d mehr Frauen als Männer bislang nicht ehrenamtlich aktiv, aber bereit,<br />

dies <strong>in</strong> Zukunft zu werden. Außerdem s<strong>in</strong>d die meisten Personen, die sich e<strong>in</strong> künftiges<br />

erstmaliges Engagement vorstellen könnten noch im jüngeren Alter, da Ältere häufiger bereits<br />

aktiv s<strong>in</strong>d. Diese Gruppe an Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> kann man durchaus als<br />

„Zielgruppe“ für erste Impulse zur För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen Engagements seitens <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de sehen. Beson<strong>der</strong>es Interesse besteht an den Bereichen „K<strong>in</strong><strong>der</strong>n & Senioren“ sowie<br />

„Freizeit & Sport“, wie die Umfrage zeigt. Sofern angestrebt wird, mehr Personen für das<br />

Ehrenamt zu gew<strong>in</strong>nen, sollte Kontakt mit den bereits bestehenden Institutionen aufgenommen<br />

werden, um zu erfragen, an welcher Stelle noch Bedarf besteht und Personal gebraucht wird<br />

und ob erwünscht wird Angebote auszuweiten. Wie zuvor erwähnt, ist es wichtig, dass die<br />

Kommune die e<strong>in</strong>zelnen Organisationen und Institutionen nicht „vere<strong>in</strong>nahmt“ und e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Verwaltungsfunktion ausfüllt, son<strong>der</strong>n positive Rahmenbed<strong>in</strong>gungen mittels e<strong>in</strong>er Mischung aus<br />

Dialog, Mo<strong>der</strong>ation und e<strong>in</strong>er kooperativen Netzwerkarbeit betreibt.<br />

Bei den Fragen nach <strong>der</strong> Informationspolitik zum Angebot und dem Bedarf von ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten lautet die Schulnote seitens <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger „Noch Befriedigend“ - e<strong>in</strong><br />

eher unterdurchschnittliches Ergebnis. Basierend auf den eben genannten Ergebnissen werden<br />

nun e<strong>in</strong>ige Handlungsempfehlungen vorgestellt, mit denen die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> das Angebot<br />

und die Partizipation im Ehrenamt ausweiten kann. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass<br />

die Kosten für solche Maßnahmen aufgrund <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Situation <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de nicht zu<br />

hoch se<strong>in</strong> dürfen.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 18<br />

7.1 Überregionale und Regionale Projekte und Ansprechpartner<br />

„Freiwilligendienste aller Generationen“ heißt e<strong>in</strong> Projektträger des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums,<br />

welches die Schirmherrschaft von 46 so genannten „Leuchtturmprojekten“ <strong>in</strong> ganz Deutschland<br />

übernimmt. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist mit dem Projekt „Freiwillig im Landkreis -<br />

Spuren h<strong>in</strong>terlassen“ vertreten. Dort können Freiwillige 15 Stunden wöchentlich ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten verrichten und erhalten dafür e<strong>in</strong>e Aufwandsentschädigung von 130 Euro im Monat.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Vielzahl von Tätigkeiten, gerade im Bereich <strong>der</strong> Alten- und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, die<br />

durch das Projekt geför<strong>der</strong>t werden können. Mit dem Projekt sollen möglichst viele Zielgruppen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung angesprochen werden. Die Geme<strong>in</strong>de sollte mit den Ansprechpartnern <strong>in</strong><br />

Kontakt stehen, um das Projekt zu bewerben und <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />

Die Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf e.V. ist e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich als Ansprechpartner für<br />

mögliche Aktive im Ehrenamt sieht 1 (Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf e.V., 2011). Mit<br />

dem Vere<strong>in</strong> könnte die Geme<strong>in</strong>de ebenfalls <strong>in</strong> Kontakt treten um ggf. koord<strong>in</strong>ierte Aktionen zu<br />

planen. Der Vere<strong>in</strong> wird auch überregional, z.B. durch das Land Hessen als Ansprechpartner<br />

aus <strong>der</strong> Region beworben.<br />

Die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Ehrenamtsför<strong>der</strong>ung des Landkreises könnte verstärkt werden. 2<br />

Auf <strong>der</strong> offiziellen Homepage f<strong>in</strong>den sich beispielsweise nur sehr wenige Vere<strong>in</strong>e aus <strong>Weimar</strong>,<br />

hier könnte die Geme<strong>in</strong>de sich für e<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>der</strong> Datenbank stark machen. Es könnte<br />

angefragt werden, welche För<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten und Unterstützungen es gibt und ob es<br />

bereits Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en kle<strong>in</strong>eren Geme<strong>in</strong>den des Landkreises gab.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e ganze Reihe weiterer För<strong>der</strong>programme, über welche die Geme<strong>in</strong>de das Ehrenamt<br />

stärken könnte. So bestehen beispielsweise auch Programme <strong>der</strong> Europäischen Union wie das<br />

Programm Europa für Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bzw. die Kulturpolitische Gesellschaft e.V. sowie<br />

das BBE (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement) für Europa. 3<br />

Es muss bei <strong>der</strong> Kontaktaufnahme mit regionalen und überregionalen Ansprechpartnern und<br />

För<strong>der</strong>ern beachtet werden, dass <strong>der</strong> Zeitaufwand vergleichsweise groß ist. Um<br />

1<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

Gesa Zickermann (Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stabsstelle Büro des Landrates)<br />

Im Lichtenholz 60<br />

35043 Marburg<br />

Tel.: 06421 405-1211<br />

E-Mail: ZickermannG@marburg-biedenkopf.de<br />

Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf<br />

Katja Kirsch<br />

Am Erlengraben 12 a<br />

35037 Marburg<br />

Tel.: 06421 270516<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@freiwilligenagentur-marburg.de<br />

2<br />

Die aktuelle Ansprechpartner<strong>in</strong>/Kontaktperson hierfür ist:<br />

Aga Sauerwald (Tel.: 06421 / 405-1568, Fax: 06421 / 405-1500 )<br />

3<br />

Siehe http://eacea.ec.europa.eu/citizenship/<strong>in</strong>dex_de.php, http://www.kupoge.de/ und http://www.b-be.de/<strong>in</strong>dex.php?id=14393.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 19<br />

Zusammenarbeiten zu ermöglichen, ist es wahrsche<strong>in</strong>lich unumgänglich, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e<br />

Koord<strong>in</strong>ierungsstelle zu beauftragen. Die Geme<strong>in</strong>de könnte verschiedene Angebote seitens <strong>der</strong><br />

Freiwilligenagentur o<strong>der</strong> auch Angebote des Landes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union direkt<br />

bewerben o<strong>der</strong> auch für evtl. eigene Projekte För<strong>der</strong>ungen beantragen.<br />

7.2 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Wie zuvor erwähnt sollte es im Interesse <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de liegen, mehr Personen für<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten zu gew<strong>in</strong>nen und die Informationspolitik auszuweiten. E<strong>in</strong>e Methode,<br />

mit <strong>der</strong> vornehmlich Familien und arbeitende Personen erreichbar s<strong>in</strong>d, ist über das Internet.<br />

Positiv ist, dass über die offizielle Homepage http://www.geme<strong>in</strong>de-weimar.de/ bereits sehr viele<br />

Vere<strong>in</strong>e aufgelistet werden. Hier wäre es relativ unkompliziert, e<strong>in</strong>en eigenen „Reiter“ für<br />

Ehrenamt e<strong>in</strong>zurichten. Zudem s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> (zum Teil auch ehrenamtlichen) aufgeführten<br />

Vere<strong>in</strong>e zwar aufgelistet, nicht jedoch e<strong>in</strong>e direkte Kontaktmöglichkeit o<strong>der</strong> Internetadresse.<br />

Auch über Internetbanner auf <strong>der</strong> Startseite <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de können Personen angesprochen<br />

werden, z.B. mit e<strong>in</strong>em Logo <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr o<strong>der</strong> ähnliches. Natürlich ist es hierfür<br />

erfor<strong>der</strong>lich, mit e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> vorhandenen Vere<strong>in</strong>e Kontakt aufzunehmen und zu überprüfen,<br />

<strong>in</strong>wiefern e<strong>in</strong>e regelmäßig aktualisierte Internetpräsenz vorhanden ist und ob e<strong>in</strong> Interesse an<br />

e<strong>in</strong>er solchen Bewerbung überhaupt besteht.<br />

Internetportale und soziale Netzwerke wie Facebook bieten ebenfalls e<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />

kostengünstig auf Angebote und Veranstaltungen h<strong>in</strong>zuweisen. Gerade Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de leben, würden auf solche Inhalte zugreifen. Die Pflege e<strong>in</strong>er Seite z.B. auf Facebook<br />

kostet zudem nicht viel Zeit. Inzwischen gibt es e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Geme<strong>in</strong>den und<br />

e<strong>in</strong>zelnen Behörden, die Facebook als Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen, um<br />

beispielsweise Term<strong>in</strong>e und wichtige Informationen auf schnellem Weg zu verbreiten. So hat<br />

beispielsweise die Geme<strong>in</strong>de Haar <strong>in</strong> Bayern e<strong>in</strong>e eigene Facebook-Seite, auf <strong>der</strong> ständig neue<br />

Inhalte hochgeladen werden und auch die Benutzer <strong>der</strong> Plattform <strong>in</strong>teragieren können (Siehe<br />

Facebook, 2011: https://www.facebook.com/Geme<strong>in</strong>de.Haar.Bayern) Beachtet werden muss<br />

hierbei natürlich, dass das Benutzen von sozialen Netzwerken auch e<strong>in</strong>e regelmäßige<br />

Betreuung voraussetzt, um den Missbrauch des Portals seitens e<strong>in</strong>zelner Personen zu<br />

vermeiden.<br />

Gerade für weniger Internet-aff<strong>in</strong>e Personen o<strong>der</strong> ältere Bürger ist e<strong>in</strong>e „Offl<strong>in</strong>e“-Bewerbung<br />

jedoch auch notwendig, wenn ehrenamtliches Engagement verstärkt werden soll. Hierbei gibt<br />

es unterschiedliche Möglichkeiten, mit den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern <strong>in</strong> Kontakt zu treten o<strong>der</strong><br />

Möglichkeiten des Engagements <strong>in</strong>teressant zu machen.<br />

Die Infobroschüre <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> bietet bereits e<strong>in</strong>ige hilfreiche Informationen z.B. zur<br />

Freiwilligen Feuerwehr und zu Pflegeangeboten, allerd<strong>in</strong>gs gibt es ke<strong>in</strong>e eigenen Seiten, die auf


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 20<br />

unterschiedliche Möglichkeiten des Engagements h<strong>in</strong>weisen. Es wäre denkbar, e<strong>in</strong>e eigene<br />

Informationsbroschüre zu diesem Thema zu verfassen, die an alle Haushalte e<strong>in</strong>malig verteilt<br />

wird. Wichtig ist hierbei, dass zu den vorhandenen ehrenamtlichen E<strong>in</strong>richtungen bei e<strong>in</strong>er<br />

Informationsbroschüre jeweils m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Ansprechpartner aufgeführt wird. Im kle<strong>in</strong>eren<br />

Rahmen wäre dies auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Briefes möglich.<br />

Die „Ehrenamts-Card“ ist e<strong>in</strong> weiteres Mittel, um ehrenamtliches Engagement zu würdigen, aber<br />

auch um <strong>in</strong>teressierten Personen Ehrenamt näher zu br<strong>in</strong>gen (Landesehrenamtskampagne<br />

Geme<strong>in</strong>sam-Aktiv, 2011). So könnte die Geme<strong>in</strong>de die Bewerbung <strong>der</strong> Karte <strong>in</strong>tensivieren und<br />

ggf. mit eigenen neuen Vergünstigungen teilhaben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zig<br />

<strong>der</strong> <strong>Weimar</strong>er See und die Nutzung <strong>der</strong> Bürgerhäuser im Umfang <strong>der</strong> Vergünstigungen über die<br />

Geme<strong>in</strong>de enthalten.<br />

Wichtig bei <strong>der</strong> Schaffung von Öffentlichkeit ist jedoch auch die Bereitschaft von Organisationen<br />

und Trägern, die unabhängig von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung arbeiten, mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

zusammenzuarbeiten und auch die Initiative, neue Personen <strong>in</strong> ehrenamtlichen<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n anzuwerben.<br />

7.3 Veranstaltungen<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>mal jährlich stattf<strong>in</strong>dende Veranstaltung wäre e<strong>in</strong> ideales Mittel, um <strong>in</strong>teressierte<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger über vorhandene ehrenamtliche Strukturen zu <strong>in</strong>formieren. Gleichzeitig<br />

nimmt die Geme<strong>in</strong>de ihre Rolle als Mo<strong>der</strong>ator und Dialogför<strong>der</strong>er wahr. E<strong>in</strong> Beispiel wäre <strong>der</strong> 3.<br />

Dezember, <strong>der</strong> dieses Jahr an e<strong>in</strong>em Samstag stattf<strong>in</strong>det. Der 3. Dezember ist <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationale Tag des Ehrenamtes und passend hierzu f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> mehreren Städten weltweit<br />

Veranstaltungen und Ehrungen für ehrenamtliches Engagement statt. Es wäre denkbar<br />

beispielsweise <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Weihnachtsmarktes <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>walgern<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Kirchen, Vere<strong>in</strong>en und Organisationen e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>tägigen Informationstag hierzu<br />

zu veranstalten, <strong>der</strong> vorher beworben wird. Dort könnten sich alle Träger vorstellen, zu Spenden<br />

aufrufen und mit Interessierten über die Thematik und Angebote sprechen. Die Kosten für die<br />

Durchführung e<strong>in</strong>er solchen Veranstaltung s<strong>in</strong>d überschaubar. Die Veranstaltung müsste früh<br />

genug über Internet und Plakate beworben werden und e<strong>in</strong> Ort für die Durchführung gefunden<br />

werden, <strong>der</strong> genügend Platz bietet. E<strong>in</strong>e solche Veranstaltung hat auch e<strong>in</strong>en starken<br />

Werbeeffekt, da Personen aus <strong>der</strong>selben Geme<strong>in</strong>de vor Ort an<strong>der</strong>en Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern<br />

über ihre Tätigkeit berichten können und somit auch e<strong>in</strong> regionaler Bezug hergestellt ist.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

7.4 Leitbild <strong>der</strong> bürgerorientierten Kommune<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 21<br />

Damit die Kommune ihrer Rolle als Aktivator und Mo<strong>der</strong>ator gerecht wird, ist es auch zukünftig<br />

nötig e<strong>in</strong>en dauerhaften Dialog mit den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern zu schaffen, damit die <strong>in</strong><br />

diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse spezifiziert werden können. Wichtig ist es ebenfalls<br />

geme<strong>in</strong>same Ziele mit den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern, <strong>der</strong> Wirtschaft und <strong>der</strong> Kommune zu<br />

f<strong>in</strong>den und diese zu verfolgen. Mit diesem Leitbild e<strong>in</strong>er bürgerorientierten Kommune, wie sie<br />

bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> CIVITAS-Studie <strong>der</strong> Bertelsmann-Stiftung beschrieben worden ist, könnten sich,<br />

optimale Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> /<br />

<strong>Lahn</strong> entwickeln (Bertelsmann Stiftung, 2003). Die Geme<strong>in</strong>de kann neben <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Schnittstelle <strong>in</strong> ihrer Verwaltung auch durch die Bereitstellung von<br />

öffentlichen Räumen helfen (evtl. Bürgerhäuser), damit die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger diese für ihr<br />

Engagement nutzen können. Die Geme<strong>in</strong>de sollte Formen <strong>der</strong> Anerkennung von<br />

bürgerschaftlichem Engagement entwickeln, um so auch weitere Anreizsysteme für<br />

ehrenamtliches Engagement zu schaffen.


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

8 Literatur<br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 22<br />

BERTELSMANN STIFTUNG (2003):Civitas – Netzwerk bürgerorientierter Kommunen. Leitbild<br />

Bürgerorientierte Kommune. Orientierungsrahmen und Qualitätsmaßstab. URL:<br />

http://www.buergerorientierte-kommune.de/service/pdf/Leitbild_BK.pdf (Abruf 25.08.2011)<br />

DÖRNER,A. (2008): Das Geflecht aktiver Bürger. ´Kohlen´- e<strong>in</strong>e Stadtstudie zur Zivilgesellschaft<br />

im Ruhrgebiet. Wiesbaden: VS-Verlag<br />

ENQEUTE-KOMMISSION„ZUKUNFT DES BÜRGERSCHAFTLICHEN ENGAGEMENTS“ DEUTSCHER<br />

BUNDESTAG (HRSG.) (2003): Bürgerschaftliches Engagement im Internationalen Vergleich.<br />

Schriftenreihe Band 11. Opladen: Leske + Budrich<br />

ENQEUTE-KOMMISSION„ZUKUNFT DES BÜRGERSCHAFTLICHEN ENGAGEMENTS“ DEUTSCHER<br />

BUNDESTAG (HRSG.) (2003): Politik des bürgerschaftlichen Engagements <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

Schriftenreihe Band 7. Opladen: Leske + Budrich<br />

GEMEINE WEIMAR / LAHN (2011): Natürlich… <strong>Weimar</strong> an <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong>. Informationsbroschüre. URL:<br />

http://www.weimar-lahn.de/upload/pdf/Download/<strong>in</strong>fobroschuere2011.pdf (Abruf 24.08.2011)<br />

KEUPP, H. (2003):Lokale E<strong>in</strong>richtungen zur För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen Engagements:<br />

Freiwilligenagenturen, Selbsthilfekontaktstellen, Seniorenbüros u.Ä. – Chancen und<br />

Restriktionen. In: Enqeute-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“<br />

Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2003): Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> den Kommunen.<br />

Schriftenreihe Band 8. Opladen: Leske + Budrich<br />

LANDESEHRENAMTSKAMPAGNE GEMEINSAM-AKTIV, 2011: Hessische Ehrenamtscard.URL:<br />

http://www.ecard-hessen.de (Abruf 25.08.2011)<br />

SCHMID, J., OTTO, U. (2003): Intentionen, Instrumente und Wirkungse<strong>in</strong>schätzungen<br />

ausgewählter För<strong>der</strong>strategien bürgerschaftlichen Engagements im fö<strong>der</strong>alen Staat. In:<br />

Enqeute-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ Deutscher Bundestag<br />

(Hrsg.) (2003): Politik des bürgerschaftlichen Engagements <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

Schriftenreihe Band 7. Opladen: Leske + Budrich


Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong><br />

Benjam<strong>in</strong> Morgan und Lucas Proehl 23<br />

STEINBACHER, E. (2003): Bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> Wohlfahrtsverbänden.<br />

Professionelle und organisatorische Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit. Wiesbaden:<br />

Deutscher Universitäts-Verlag<br />

ZAPOTOCZKY, K. (2002): Ehrenamtlichkeit im Land Salzburg – Forschungsbericht. Salzburger<br />

Landes<strong>in</strong>stitut für Volkskunde: Ehrenamt und Leidenschaft. Vere<strong>in</strong>e als gesellschaftliche<br />

Faktoren. Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Band 12. Salzburg<br />

ZÄNGL, P., SCHROETER, K. (HRSG.) (2006): Altern und Bürgerschaftliches Engagement: Aspekte<br />

<strong>der</strong> Vergeme<strong>in</strong>schaftung und Vergesellschaftung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensphase Alter. Wiesbaden: VS-<br />

Verlag


Ärztliche Versorgung<br />

Veronika Herbel<br />

Sarah Di Maggio<br />

3


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich 09 – Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

Institut für Betriebslehre <strong>der</strong> Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />

Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

Prof. Dr. S. Bauer<br />

Ärztliche Versorgung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Gestellt von: Herr Prof. Dr. S. Bauer<br />

Bearbeitet von: Veronika Herbel, Sarah Di Maggio<br />

Gießen, den 31.08.2011


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... III<br />

Abbildungsverzeichnis.........................................................................................................<br />

Tabellenverzeichnis.............................................................................................................<br />

1.E<strong>in</strong>leitung…………………………….........…………………………….…………………….. 1<br />

1.1 Aktuelle ärztliche Versorgung <strong>in</strong> Deutschland …………….….……………............... 1<br />

1.2 Aktuelle ärztliche Versorgung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)………….….……………………….. 2<br />

1.3 Entwicklung <strong>der</strong> ärztlichen Situation……………………….…….………….…………. 3<br />

2. Datenerfassung…………………………………………………….…….…………………...<br />

3. Ergebnisse………………………………………………………….…….………………......<br />

4. Lösungsansätze………………………………………………….……….….....……………<br />

5.Schlussbetrachtung ……………………………………………….……….…….…………….<br />

Literaturverzeichnis..............................................................................................................<br />

Anhang.<br />

IV<br />

V<br />

4<br />

5<br />

17<br />

20<br />

VI<br />

II


Abkürzungsverzeichnis<br />

bzw.<br />

Ges_Veranst<br />

k.A.<br />

KBV<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesund<br />

Mio. Million<br />

beziehungsweise<br />

Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

Kassenärztliche Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesundheit<br />

vhs Volkshochschule<br />

z.B. zum Beispiel<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung Titel Seite<br />

1 Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> 5<br />

2 Wissen über das Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

3 Wissen über das Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

(Aufteilung nach Altersgruppen)<br />

4 Wissen über das Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

(Aufteilung nach Schulabschluss)<br />

5 Besuch gesundheitlicher Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> 8<br />

6 Männliche und weibliche Besucher mediz<strong>in</strong>ischer Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> 9<br />

7 Werden Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen gewünscht<br />

(gerundete Werte)?<br />

8 Wunsch nach mediz<strong>in</strong>ischen Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

9 Wunsch nach gesundheitsbezogenen Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

10 Gewünschte Themen (Aufteilung nach Altersgruppen) 11<br />

11 Interesse an möglichen Themen<br />

(Aufteilung nach höchstem Bildungsabschluss)<br />

12 Wird e<strong>in</strong> Arzt <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> vermisst? 13<br />

13 Vermisste bzw. gewünschte Ärzte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (Aufteilung nach Altersgruppen) 13<br />

14 Vermisste bzw. gewünschte Ärzte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

15 Woh<strong>in</strong> gehen Sie, wenn Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> haben? 15<br />

16 Aufteilung des Rathausparkplatzes zur Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />

Geme<strong>in</strong>denachmittages<br />

6<br />

7<br />

7<br />

10<br />

10<br />

11<br />

12<br />

14<br />

18<br />

IV


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle Titel Seite<br />

1 Anzahl nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte und mediz<strong>in</strong>ischer Dienstleister <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2<br />

2 Vergleich Ärztedichte <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und Deutschland 2<br />

3 Ort des Facharztes (Vergleich zwischen Männern und Frauen, [%]) 15<br />

4 Zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> beantworteten Ärztefragebögen 16<br />

5 Auflistung vorhandener Fachärzte <strong>in</strong> Marburg und Gießen 19<br />

V


1. E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1 Aktuelle ärztliche Versorgung <strong>in</strong> Deutschland<br />

Durch die demografische Entwicklung Deutschlands h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er „Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft“, s<strong>in</strong>d<br />

immer mehr Menschen auf mediz<strong>in</strong>ische Hilfe und Versorgung angewiesen. Zusätzlich kommt e<strong>in</strong>e<br />

ger<strong>in</strong>ge Attraktivität des Berufes e<strong>in</strong>es Landarztes h<strong>in</strong>zu, die dazu führt, dass nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte vor dem Problem <strong>der</strong> Nachfolgersuche stehen (Schick F., 2011). Analysen <strong>der</strong> Bosch-<br />

Stiftung bestätigen diesen Trend. So stieg das durchschnittliche Alter praktizieren<strong>der</strong> Hausärzte <strong>in</strong><br />

Deutschland von 46 Jahre (Stand: 1995) auf 52 Jahre (Stand: 2009) an, bei e<strong>in</strong>er gleichzeitigen<br />

Reduzierung nachfolgen<strong>der</strong> junger Ärzte unter 35 Jahren (von 25 % im Jahr 1995 auf 15 % im<br />

Jahr 2009) (Hoberg R., 2010). E<strong>in</strong>e künftige flächendeckende mediz<strong>in</strong>ische Versorgung wird ohne<br />

Entgegenwirken so nicht mehr gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />

Zusätzlich zeigen statistische Daten, dass <strong>der</strong> Anteil deutscher Ärzte die aus Deutschland<br />

abwan<strong>der</strong>n steigt. Im Jahr 2009 betrug die Anzahl abwan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> deutscher Ärzte etwa 2500, im<br />

Jahr 2011 stieg diese Zahl auf 3200 (Bundesärztekammer, 2010). Gründe für diese Abwan<strong>der</strong>ung<br />

s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em die schlechte Vergütung im Verhältnis zur gefor<strong>der</strong>ten Leistung und die<br />

vorhandenen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Nach dem Vize-Präsident <strong>der</strong> Bundesärztekammer, Dr.<br />

Montgomery, kann die Zahl <strong>der</strong> zuwan<strong>der</strong>nden ausländischen Ärzte seit 2004 den Strom <strong>der</strong><br />

Abwan<strong>der</strong>ung nicht mehr ausgleichen (Bundesärztekammer, 2009). Trotzdem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland<br />

ausreichend Mediz<strong>in</strong>er vorhanden.<br />

Rund 117 000 Kassenärzte, 55 000 Kassenzahnärzte, über 2 200 Krankenhäuser und etwa 21 305<br />

Apotheken stehen <strong>in</strong> Deutschland im Krankheitsfall zur Verfügung (Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

Gesundheit, 2011a). Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit e<strong>in</strong>er Dichte praktizieren<strong>der</strong><br />

Ärzte von 3,5 je 1 000 E<strong>in</strong>wohnern (Stand: 2007) im Mittelfeld. Spitzenreiter ist <strong>in</strong> diesem<br />

Län<strong>der</strong>vergleich San Mar<strong>in</strong>o mit 47,4 praktizierenden Ärzten je 1 000 E<strong>in</strong>wohnern (Stand: 1990),<br />

Schlusslicht bildet Albanien (1,1 Ärzte je 1 000 E<strong>in</strong>wohner (Stand: 2007)) (Statistisches Bundesamt<br />

Deutschland, 2011).<br />

Viele Ärzte haben sich aber <strong>in</strong> städtischen Ballungsgebieten nie<strong>der</strong>gelassen, was zu Engpässen<br />

im ländlichen Raum führt. Um e<strong>in</strong>e flächendeckende Versorgung mit Ärzten und Pflegepersonal zu<br />

sichern, ist für 2012 die E<strong>in</strong>führung des „Versorgungsstrukturgesetzes“, kurz<br />

„Versorgungsgesetzes“ geplant.<br />

Versorgungsstrukturgesetz<br />

Um die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung jedes deutschen E<strong>in</strong>wohners und genügend nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Region des Landes zu gewährleisten, plant das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit<br />

(angestoßen durch den ehemaligen Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>ister Dr. Philip Rösler) e<strong>in</strong><br />

Versorgungsgesetz, welches 2012 <strong>in</strong> Kraft treten soll. Ziel dieses Gesetzes ist die Sicherstellung<br />

e<strong>in</strong>er guten mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung <strong>in</strong> Nähe des Wohnortes. Eckpunkte dieses Gesetzes s<strong>in</strong>d:<br />

1


- Gute und schnelle Erreichbarkeit <strong>der</strong> nächsten Arztpraxis<br />

- Kurze Wartezeiten für Patient<strong>in</strong>nen und Patienten auf e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er spezialärztlichen Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen ambulanter und<br />

stationärer mediz<strong>in</strong>ischer Versorgung, zur verbesserten Behandlung von Patienten mit<br />

schweren Erkrankungen (Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit, 2011b).<br />

Anreize für Ärzte <strong>in</strong> ländlichen Räumen e<strong>in</strong>e Praxis zu eröffnen, s<strong>in</strong>d beispielsweise f<strong>in</strong>anzieller Art<br />

bei Schließung ihrer Praxis <strong>in</strong> überversorgten Gebieten (z.B. städtische Ballungsräume), auch<br />

sollen Beruf und Familie besser vere<strong>in</strong>t werden können und schon <strong>der</strong> ärztliche Nachwuchs (z.B.<br />

durch e<strong>in</strong>e Lockerung <strong>der</strong> Zulassung zum Studium) geför<strong>der</strong>t werden (Mihm A., 2011).<br />

1.2 Aktuelle ärztliche Versorgung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

<strong>Weimar</strong> an <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong> ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Mittelhessen gelegene Ortschaft mit rund 7 500 E<strong>in</strong>wohnern<br />

(Stand: 2010). Durch se<strong>in</strong>e Nähe zu den Universitätsstädten Marburg und Gießen bef<strong>in</strong>den sich<br />

mediz<strong>in</strong>ische Anstalten <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe (das Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gießen und Marburg<br />

(UKGM), das Diakoniekrankenhaus <strong>in</strong> Marburg-Wehrda und das Psychiatrische Krankenhaus <strong>in</strong><br />

Marburg). Verschiedene nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) vorhanden, wie aus Tabelle<br />

1 hervorgeht:<br />

Ärzte Anzahl<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er 3<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendärzte 1<br />

Zahnärzte 3<br />

Tierärzte 3<br />

Apotheken 2<br />

Tabelle 1: Anzahl nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte und mediz<strong>in</strong>ischer Dienstleister <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

(eigene Darstellung nach <strong>der</strong> Ärzteliste <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de (siehe Anhang))<br />

Auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wohnerzahl von etwa 7 500 stehen zwölf Schulmediz<strong>in</strong>er sowie tiermediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorger und Apotheken zur Verfügung.<br />

Verglichen mit <strong>der</strong> Ärztedichte im gesamtdeutschen Raum ergibt sich folgendes Bild (Anzahl <strong>der</strong><br />

Ärzte bezogen auf 1 000 E<strong>in</strong>wohner):<br />

Arzt<br />

Ort<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) Deutschland<br />

Allgeme<strong>in</strong>arzt 0,4 0,5<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- / Jugendarzt 0,13 0,15<br />

Gesamt 0,9 3,5<br />

Tabelle 2: Vergleich Ärztedichte <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und Deutschland (Eigene Darstellung nach KBV, 2010)<br />

2


Tabelle 2 zeigt e<strong>in</strong>e homogene Verteilung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>- und K<strong>in</strong><strong>der</strong>-/Jugendärzte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) verglichen mit Gesamtdeutschland. Dagegen gibt es e<strong>in</strong>e starke Abweichung im Vergleich<br />

aller Mediz<strong>in</strong>er. In <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) entfallen auf 1 000 E<strong>in</strong>wohner 0,9 Ärzte, woh<strong>in</strong>gegen die Dichte<br />

im restlichen Deutschland im Durchschnitt bei 3,5 Ärzten pro 1 000 E<strong>in</strong>wohnern liegt.<br />

1.3 Entwicklung <strong>der</strong> ärztlichen Situation<br />

Mit dem Versorgungsgesetz sollen die ärztlichen Engpässe im ländlichen Raum, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland, behoben werden. Dabei ist vor allem e<strong>in</strong>e bessere Verteilung <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>er<br />

vorgesehen, da zwar ausreichend Ärzte im gesamtdeutschen Raum vorhanden s<strong>in</strong>d, diese aber oft<br />

<strong>in</strong> städtischen Ballungsgebieten arbeiten. Wichtig ist laut Dr. Montgomery, also nicht die Höhe <strong>der</strong><br />

Anzahl von Mediz<strong>in</strong>ern, son<strong>der</strong>n die Leistung <strong>der</strong> Versorgung, die am Ende den Patienten erreicht.<br />

Auf Grundlage e<strong>in</strong>er Untersuchung von Herrn Bisky, sieht Montgomery den künftigen<br />

Handlungsbedarf im mediz<strong>in</strong>ischen Bereich vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geriatrie (Altersheilkunde), da die<br />

Studie von Herrn Bisky zeigt, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>in</strong> Deutschland leben<strong>der</strong> Menschen bis 2050 zwar um<br />

13,4 Mio. Bürger zurück geht, <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Altersgruppe 65+ dabei aber um 12,4 Mio. Menschen<br />

zunimmt, davon 6,1 Mio. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe 80 Jahre und darüber. Dadurch steigt die Zahl <strong>der</strong><br />

Pflegebedürftigkeit (alters- und krankheitsbed<strong>in</strong>gt) (Bundesärztekammer, 2009), was<br />

Schwierigkeiten bei nicht mobilen Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ärztlich schwach besiedelten Gebiet mit sich<br />

br<strong>in</strong>gt.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) darf die Entwicklung <strong>der</strong> aktuell noch guten ärztlichen Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de nicht außer Acht gelassen werden. So zeigt die Auswertung des Fragebogens für<br />

ortsansässige Ärzte e<strong>in</strong> durchschnittliches Alter von 45 Jahren, zwei <strong>der</strong> drei befragten Ärzte<br />

möchte <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten fünf Jahre <strong>in</strong> den Ruhestand gehen (weiter Ergebnisse siehe<br />

Kapitel 3).<br />

Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich vor allem mit <strong>der</strong> aktuellen ärztlichen Versorgung<br />

und <strong>der</strong> Zufriedenheit <strong>der</strong> Bürger auf diesem Gebiet und streift die künftige Entwicklung und die<br />

daraus resultierende Ergreifung eventuell notwendiger Maßnahmen nur am Rande.<br />

„Der Ärztemangel im ländlichen Raum <strong>in</strong> Deutschland zeigt sich auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)!?“. Diese<br />

Hypothese bildet die Grundlange <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit und hilft zu beurteilen, ob <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland immer stärker sichtbare „Ärztemangel“ auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) vorhanden ist.<br />

Nach Präsentation <strong>der</strong> durch die Haus- und Onl<strong>in</strong>ebefragung gewonnener Ergebnisse und <strong>der</strong>en<br />

Analyse beschäftigt sich das darauffolgende Kapitel mit verschiedenen Lösungsansätzen zur<br />

Behebung möglicher Probleme im Bereich <strong>der</strong> ärztlichen Versorgung. Anschließend folgt e<strong>in</strong>e<br />

kurze Zusammenfassung und Schlussbetrachtung.<br />

3


2. Datenerfassung<br />

Der 31. Mai bis 12. Juni 2011 bildet für das gesamte Projektteam den zeitlichen Rahmen für die<br />

Hausbefragung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Jede Untergruppe des Projektteams erhält e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Bereich <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), <strong>in</strong> dem die Befragung stattf<strong>in</strong>den soll. Insgesamt werden knapp 500<br />

Fragebögen mittels e<strong>in</strong>er persönlichen Befragung ausgefüllt. Das Team „Ärztliche Versorgung“ ist<br />

im Geme<strong>in</strong>deteil Argenste<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>en 370 E<strong>in</strong>wohnern (Stand: 31.12.2010) unterwegs. Von den<br />

60 angefragten Haushalten s<strong>in</strong>d 22 dazu bereit, an <strong>der</strong> Befragung teilzunehmen. Viele <strong>der</strong><br />

angetroffenen Personen haben <strong>der</strong> Presse nicht entnommen, dass e<strong>in</strong>e Durchführung dieser<br />

Erhebung stattf<strong>in</strong>den wird, sodass e<strong>in</strong>e kurze E<strong>in</strong>führung stattf<strong>in</strong>den muss, um e<strong>in</strong> mögliches<br />

E<strong>in</strong>verständnis zur Befragung zu erlangen. Insgesamt viermal wird Argenste<strong>in</strong> aufgesucht, um die<br />

Bewohner zu befragen. Der Fragebogen besteht aus 63 Fragen zu verschiedenen Themen, wie<br />

dem demografischen Wandel, das ehrenamtliche Engagement <strong>der</strong> Bevölkerung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Ziel des Befragungsteils 3 „Ärztliche Versorgung“ war es, die<br />

Zufriedenheit <strong>der</strong> Bevölkerung mit dem aktuellen Ärzteangebot <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zu erfassen.<br />

Außerdem wurde nach dem Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) angebotenen Veranstaltungen<br />

zu mediz<strong>in</strong>ischen/ gesundheitlichen Themen gefragt. Bei Bekanntse<strong>in</strong> wurde weiter das Interesse<br />

an solchen Informationsangeboten ermittelt. Die Frage 11 „Welche/n Arzt/ Pflegedienstleistungen/<br />

mediz<strong>in</strong>ische Versorgung vermissen Sie <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> bzw. <strong>in</strong> welchem Bereich gibt es für Sie e<strong>in</strong>en<br />

„Ärztemangel“?“ sollte die Zufriedenheit <strong>der</strong> Bürger bezüglich des <strong>Weimar</strong>er Ärzteangebots<br />

ermitteln. Frage 12 „Woh<strong>in</strong> gehen Sie, wenn Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> (ke<strong>in</strong> Hausarzt) haben?“<br />

überprüft das Problem, ob es Schwierigkeiten durch die Entfernung gibt, e<strong>in</strong>en Arzt zu<br />

konsultieren.<br />

Um nicht nur .die Bürger von <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) bezüglich <strong>der</strong> ärztlichen Versorgung ihrer Geme<strong>in</strong>de<br />

zu Wort kommen zu lassen, ist e<strong>in</strong> zweiter Fragebogen, bestehend aus acht Fragen, erstellt<br />

worden (siehe Anhang). Daraufh<strong>in</strong> wurde mit Hilfe <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung von <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>),<br />

die aktuelle Ärzteschaft <strong>der</strong> Ortschaft ermittelt und diese telefonisch kontaktiert. Nicht alle <strong>der</strong> zehn<br />

Ärzte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) wurden dabei angerufen. Da <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Befragung auf <strong>der</strong><br />

Humanmediz<strong>in</strong> liegt, wurden die drei ortsansässigen Tierärzte nicht befragt. Von den sieben<br />

Ärzten befanden sich drei Praxen im Befragungszeitraum im Urlaub. Insgesamt drei Mediz<strong>in</strong>er<br />

beantworteten den gefaxten Fragebogen.<br />

Mittels <strong>der</strong> Computersoftware „SPSS“ wurden die zwei Fragebögen separat ausgewertet und<br />

analysiert.<br />

4


3. Ergebnisse<br />

Um die Zufriedenheit <strong>der</strong> Bevölkerung mit dem aktuellen Ärzteangebot <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zu<br />

erfassen, wurden verschiedene Fragen gestellt. Zur besseren Nachvollziehbarkeit werden die<br />

Fragen im Folgenden e<strong>in</strong>zeln dargestellt und analysiert.<br />

Die erste Frage des Befragungsteils 3 „Ärztliche Versorgung“ lautet: „Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen angeboten?“ Grafik 1 zeigt die entsprechende<br />

prozentuale Verteilung <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong> befragten Bürger.<br />

Abbildung 1: Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Die Abbildung zeigt, dass 22 % <strong>der</strong> Befragten Informationen über mediz<strong>in</strong>ische Veranstaltungen <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) bekommen haben. Dagegen antworten 15 % mit „Ne<strong>in</strong>“ Mehr als 50 % <strong>der</strong><br />

Befragten wissen nicht, ob <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen angeboten<br />

werden.<br />

Grafik 2 zeigt, welcher Bekanntheitsgrad von öffentlichen Veranstaltungen zu verschiedenen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Veranstaltungen im Vergleich zwischen Männern und Frauen vorherrscht (<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Darstellung steht die Abkürzung „Ges_Veranst“ für „Veranstaltungen zu gesundheitlichen<br />

Themen“. Die X-Achse stellt die Anzahl <strong>der</strong> Befragten Personen, je nach Antwort, dar). Dabei zeigt<br />

sich, dass die befragten Frauen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> mehr über das Angebot mediz<strong>in</strong>ischer Veranstaltungen<br />

wissen (Antwort: „Ja“), als Männer dies tun. Die Auswertung <strong>der</strong> Frage zeigt auch, dass mehr<br />

Männer (Antwort: „Ne<strong>in</strong>“) das vorhandene Angebot nicht kennen, verglichen mit <strong>der</strong> befragten<br />

weiblichen Bevölkerung. Dagegen ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

5


Personen, die nicht wissen, ob <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> mediz<strong>in</strong>ische Veranstaltungen angeboten werden, bei<br />

Frauen und bei Männern etwa gleich hoch. Annähernd gleich viele Männer und Frauen haben zu<br />

dieser Frage ke<strong>in</strong>e Angaben (k.A.) gemacht.<br />

Abbildung 2: Wissen über das Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

Die nachfolgende Grafik zeigt den Bekanntheitsgrad über das Angebot von Veranstatlungen zu<br />

gesundheitlichen Themen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>, aufgeteilt <strong>in</strong> verschiedene Altersgruppen. Dabei wurde<br />

versucht, e<strong>in</strong>e homogene Größe zu erreichen, <strong>in</strong>dem jede Altersgruppe zehn Geburtsjahre (und so<br />

das Alter) erfasst. Die Gruppe <strong>der</strong> < 20- und > 81-Jährigen unterliegt dieser Regelung nicht, da<br />

hier die ger<strong>in</strong>gste Anzahl befragter Personen vorhanden s<strong>in</strong>d. Die Abbildung zeigt acht<br />

Altersgruppen (X-Achse), dargestellt <strong>in</strong> Form von Säulen, die Antworthäufigkeit wird <strong>in</strong> Prozent<br />

angegeben (Y-Achse). Wird <strong>der</strong> blau unterlegte Teil <strong>der</strong> Säulen betrachtet, ist e<strong>in</strong> steigendes<br />

Wissen um vorhandene mediz<strong>in</strong>ische Bildungsangebote mit steigendem Alter sichtbar. Von allen<br />

Bewohnern von <strong>Weimar</strong> über 71 Jahre ist das Vorhandense<strong>in</strong> solcher Veranstaltungen bekannter<br />

(mehr als 35 %) als den jüngeren Befragten. Bei den unter 20-Jährigen wird die Antwort “Ne<strong>in</strong>” mit<br />

über 30 % am häufigsten gegeben. Dagegen wird die Frage mit “Weiß nicht” (grüner Bereich) am<br />

häufigsten beantwortet, unabhängig des Alters <strong>der</strong> befragten Person. Vor allem Personen im Alter<br />

zwischen 21 und 50 Jahren beantworten diese Frage mit “Weiß nicht”.<br />

6


Mehr als 20 % <strong>der</strong> Befragten, die ke<strong>in</strong>e Angaben zur Frage gemacht haben, s<strong>in</strong>d unter 20 Jahre<br />

alt. Es zeigt sich also e<strong>in</strong> steigendes Interesse an mediz<strong>in</strong>ischen Themen, positiv korreliert mit dem<br />

Alter..<br />

Abbildung 3: Wissen über das Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

(Aufteilung nach Altersgruppen)<br />

Der Vergleich zwischen verschiedenen Schulabschlüssen zeigt folgendes Bild (Schaubild 4).<br />

Abbildung 4: Wissen über das Angebot von Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

(Aufteilung nach Schulabschluss)<br />

[%]<br />

7


Auf die Frage „Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen angeboten?“<br />

antwortete <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Befragten, unabhängig ihres höchsten Bildungsabschlusses mit „Weiß<br />

nicht“. Auch <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Antwortkategorien „Ja“, „Ne<strong>in</strong>“ und „k. A. “ zeigt sich e<strong>in</strong> relativ<br />

homogenes Bild. E<strong>in</strong>e tabellarische Ergebnisübersicht f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Anhang 4. Aus <strong>der</strong> Grafik ist<br />

ersichtlich, dass e<strong>in</strong> steigen<strong>der</strong> Bildungsabschluss nicht mit e<strong>in</strong>em steigenden Interesse an<br />

Informationsveranstaltungen im Gesundheitsbereich verbunden ist.<br />

Abbildung 5 stellt die Häufigkeit <strong>der</strong> Besuche mediz<strong>in</strong>ischer Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> dar. Dabei<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Befragung verschiedene Häufigkeiten („Nie“, „Je nach Thema“, „Immer“) als<br />

Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Die Grafik zeigt die entsprechende prozentuale Verteilung <strong>der</strong><br />

Antworten. Dabei zeigt sich, dass knapp 50 % <strong>der</strong> befragten Personen nie e<strong>in</strong> solches Angebot<br />

besuchen, gefolgt von etwa 40 % <strong>der</strong> Bürger, für welche das Thema ausschlaggebend für e<strong>in</strong>en<br />

Besuch ist. 1 % <strong>der</strong> Befragten geben an, jede Informationsveranstaltung aufzusuchen.<br />

Abbildung 5: Besuch gesundheitlicher Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

1%<br />

38%<br />

15%<br />

46%<br />

Nie<br />

Je nach Thema<br />

Immer<br />

k.A.<br />

Grafik 6 zeigt den prozentualen Unterschied <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Besuche zwischen Männern und<br />

Frauen. Etwa 1 % <strong>der</strong> befragten Männer geben an, dass sie „Immer“ die Veranstaltungen<br />

besuchen (Frauen 0 %). Dagegen selektieren Frauen stärker und besuchen die sie<br />

<strong>in</strong>teressierenden Veranstaltungen häufiger im Vergleich zu den befragen Männern (28 % bzw. 17<br />

%). E<strong>in</strong> ähnliches Bild zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antwortkategorie „Nie“ (Frauen 28 %, Männer 18 %).<br />

8


Abbildung 6: Männliche und weibliche Besucher mediz<strong>in</strong>ischen Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Wird <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Informationsveranstaltungen auf Grundlage <strong>der</strong> schon vorgestellten<br />

Altersklassen analysiert, so zeigt sich e<strong>in</strong>e verstärkte Teilnahme von Senioren. So nehmen nur<br />

Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe 61 – 70 Jahre regelmäßig an den Veranstaltungen teil. 25 % <strong>der</strong><br />

> 71-Jährigen besucht diese „Je nach Thema“.<br />

Vor allem Personen im Altern von 41 – 60 Jahren besuchen die Angebote nicht (22 % <strong>der</strong> 41 – 50-<br />

Jährigen bzw. 19 % <strong>der</strong> 51 – 60-Jährigen).<br />

Auf die Frage, ob Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen gewünscht werden, antworten die<br />

befragten Bürger zu 65 % mit „Ne<strong>in</strong>“ und zu 35 % mit „Ja“ (siehe Schaubild 7). Gründe für die<br />

mehrheitliche Ablehnung liegen <strong>in</strong> mangelndem Interesse (Männer: 17,45 %, Frauen: 15,89 %)<br />

und <strong>in</strong> zeitlichen Problemen (Männer: 16,67 %, Frauen: 15,36%). Die Daten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 8 als<br />

Säulendiagramme dargestellt. Von den Personen, die sich Veranstaltungen zu gesundheitlichen<br />

Themen wünschen (35 %), handelt es sich zu 18 % um Männer und zu 17 % um Frauen<br />

(gerundete Werte).<br />

9


Abbildung 7: Werden Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen gewünscht (gerundete Werte)?<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

65%<br />

Ne<strong>in</strong> Ja<br />

Abbildung 8: Wunsch nach mediz<strong>in</strong>ischen Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

[%]<br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

Auf Nachfrage, welche Themen gewünscht werden, zeigt sich folgendes <strong>in</strong> Abbildung 9<br />

dargestellte Verteilung Die Angaben s<strong>in</strong>d prozentual und spiegeln nach Geschlecht getrennt, die<br />

verschiedenen erwünschten Inhalte wie<strong>der</strong>. So besteht e<strong>in</strong> geschlechtsunabhängiges großes<br />

Interesse im Bereich “Fitness/ Ernährung” (beide 36 %), gefolgt von Inhalten zu “gesundes Altern”<br />

(Männer 34 %, Frauen 37 %), “Aktuelle mediz<strong>in</strong>ische Forschung” (Männer: 23 %, Frauen 29 %)<br />

und “Depressionen” (Männer 14 %, Frauen 20 %).<br />

35%<br />

10


Abbildung 9: Wunsch nach gesundheitsbezogenen Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

36%<br />

36%<br />

16% 16%<br />

14%<br />

12%<br />

7%<br />

7%<br />

34%<br />

37%<br />

23%<br />

29%<br />

14%<br />

20%<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Der Vergleich zwischen den gewünschten Themen und den verschiedenen Altersgruppen zeigt e<strong>in</strong><br />

une<strong>in</strong>heitliches Bild (Abbildung 10), welches sich aber durch verschiedene Lebensumstände<br />

erklären lässt. So <strong>in</strong>teressieren sich Jugendliche unter 20 Jahre vermehrt für das Thema<br />

„Fitness/Ernährung“, Eltern im Alter von 41 – 50 Jahren zeigen, verglichen mit den Personen < 20<br />

Jahren, e<strong>in</strong> vermehrtes Interesse an „K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesundheit“ (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesund). Befragte ab <strong>der</strong><br />

Altersgruppe 51 – 60 Jahren möchten mehr über Inhalte zu „gesundem Altern“ erfahren,<br />

woh<strong>in</strong>gegen <strong>der</strong> Wunsch nach Themen im Bereich „Schwangerschaft“ mit dem Alter abnimmt.<br />

Abbildung 10: Gewünschte Themen (Aufteilung nach Altersgruppen)<br />

[Alter]<br />

11


Bezogen auf den Schulabschluss <strong>der</strong> <strong>in</strong>terviewten Personen zeigen sich unterschiedliche<br />

Interessensschwerpunkte. Befragte mit Hauptschulabschluss <strong>in</strong>teressieren sich vor allem für die<br />

Themen „K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesundheit“ und „Fitness/Ernährung“. Bei Personen mit Mittlerer Reife zeigt sich<br />

ke<strong>in</strong> Interessensschwerpunkt, ähnlich wie bei Interviewten mit Abitur o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Studium. Bei<br />

Befragten mit e<strong>in</strong>em Volksschulabschluss zeigt sich verstärktes Interesse im Bereich „Diabetes“,<br />

bei Personen mit e<strong>in</strong>em Meisterbrief liegt dieses Interesse vor allem im Gebiet „Schwangerschaft“.<br />

Abbildung 11: Interesse an möglichen Themen (Aufteilung nach höchstem Bildungsabschluss)<br />

[%]<br />

Auch die Zufriedenheit <strong>der</strong> Bürger mit <strong>der</strong> aktuellen ärztlichen Situation ist Inhalt <strong>der</strong> Befragung.<br />

Die gegebenen Antworten auf die Frage „Welchen Arzt vermissen Sie <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)?“ s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong><br />

Prozentangaben, <strong>in</strong> Abbildung 12 dargestellt. . Aus <strong>der</strong> Grafik geht hervor, dass für 64 % <strong>der</strong><br />

Befragten <strong>der</strong> aktuelle Zustand ausreichend ist. Für 20 % <strong>der</strong> befragten <strong>Weimar</strong>er Bürger besteht<br />

e<strong>in</strong> „Ärztemangel. 16 % <strong>der</strong> <strong>in</strong>terviewten Personen machen ke<strong>in</strong>e weiteren Angaben o<strong>der</strong><br />

antworten mit „Weiß nicht“.<br />

12


Abbildung 12: Wird e<strong>in</strong> Arzt <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> vermisst?<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

64%<br />

Aktueller Zustand<br />

ist ausreichend<br />

20%<br />

9% 7%<br />

Ärztemangel Weiß nicht k.A.<br />

Für 20 % <strong>der</strong> Befragten besteht e<strong>in</strong> Mangel an Ärzten <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>. Auf Nachfrage, welche dies s<strong>in</strong>d,<br />

zeigt sich folgendes Bild, dargestellt <strong>in</strong> Grafik 13 (Aufteilung nach Altersgruppen).<br />

Abbildung 13: Vermisste bzw. gewünschte Ärzte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (Aufteilung nach Altersgruppen)<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

< 20<br />

21 - 40<br />

41 - 60<br />

61 - 80<br />

> 81<br />

Deutlich zeigt sich e<strong>in</strong> Wunsch nach e<strong>in</strong>em Gynäkologen und Urologen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> < 20-<br />

Jährigen (Gynäkologe etwa 45 %, Urologe 35 %). Auch Personen im Alter von 41 – > 81 Jahre<br />

wünschen sich e<strong>in</strong>en Gynäkologen am häufigsten. Für Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe 21 – 40 Jahre<br />

13


ist das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong>aztes von beson<strong>der</strong>er Wichtigkeit (20 %). Dagegen ist die<br />

Zufriedenheit im Bereich “Krankengymnastik” und “Apotheken” hoch.<br />

Wird nach dem Wunsch e<strong>in</strong>es bestimmten Arztes geschlechtsabhängig gefragt, so s<strong>in</strong>d<br />

Unterschiede zwischen Männern und Frauen erkennbar (Abbildung 14). Gewünschter Arzt von<br />

Männern ist vor allem e<strong>in</strong> Urologe (21 %), gefolgt von e<strong>in</strong>em Gynäkologen (19 %). E<strong>in</strong>e<br />

Krankengymnastik spielt für sie ke<strong>in</strong>e Rolle (0 %). Frauen vermissen hauptsächlich e<strong>in</strong>en<br />

Gynäkologen (30 %), gefolgt von e<strong>in</strong>em Urologen (14 %) sowie e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong>arztes (14 %). Frauen<br />

empf<strong>in</strong>den die Anzahl <strong>der</strong> vorhandener Apotheken als ausreichend (0 %).<br />

Abbildung 14: Vermisste bzw. gewünschte Ärzte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (Vergleich zwischen Männern und Frauen)<br />

[%]<br />

Grafik 15 gibt Aufschluss auf die Verteilung <strong>der</strong> Antworten auf die Frage „Woh<strong>in</strong> gehen Sie wenn<br />

Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> haben?“ Aufgeteilt ist das Säulendiagramm nach den verschiedenen<br />

Altersgruppen. Über 60 % aller Befragten aller Alterskategorien beantworten diese Frage mit<br />

„Marburg“. Nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Prozentsatz <strong>der</strong> Befragten bleibt dafür <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>, geht nach Gießen<br />

o<strong>der</strong> sucht e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Stadt auf.<br />

14


Abbildung 15: Woh<strong>in</strong> gehen Sie, wenn Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> haben?<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Bleibe dafür <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong><br />

Marburg Gießen An<strong>der</strong>er Ort k.A.<br />

< 20<br />

21 - 40<br />

41 - 60<br />

61 - 80<br />

Der Vergleich zwischen den Geschlechtern gibt e<strong>in</strong> homogenes Bild wie<strong>der</strong>. Beide<br />

Personengruppen besuchen Fachärzte überwiegend <strong>in</strong> Marburg, gefolgt von <strong>Weimar</strong>. Mehr Frauen<br />

suchen für diesen Term<strong>in</strong> zusätzlich auch Gießen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Ort auf. Tabelle 3 gibt alle<br />

Ergebnisse wie<strong>der</strong>. Dabei handelt es sich um prozentuale Angaben.<br />

Geschlecht<br />

Ort<br />

Männlich Weiblich Gesamt<br />

<strong>Weimar</strong> 9 8 8<br />

Marburg 80 77 78<br />

Gießen 4 8 6<br />

An<strong>der</strong>er Ort 4 8 6<br />

k.A. 1 1 1<br />

Tabelle 3: Ort des Facharztes (Vergleich zwischen Männern und Frauen, [%])<br />

Um auch die Ärzteschaft, neben den Bürgern, <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zu Wort kommen zu lassen,<br />

wurde e<strong>in</strong> zusätzlicher kle<strong>in</strong>er Fragebogen für Ärzte mit acht Fragen konzipiert. So soll die<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Thematik „Ärztliche Versorgung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>“ aus beiden Sichtweisen betrachtet<br />

werden. Von den angefragten sieben Ärzten hatten drei Ärzte die Möglichkeit, den Fragebogen zu<br />

beantworten. Tabelle 4 stellt die Antworten kurz vor. Zwei <strong>der</strong> Ärzte führen e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>schaftspraxis, wodurch die zusammengefasste Darstellung <strong>in</strong> Spalte 2 entsteht.<br />

> 81<br />

15


Arzt 1 / Arzt 2 Arzt 3<br />

Wie alt s<strong>in</strong>d Sie (Jahrgang)? 1966 / 1950 1948<br />

Wie stark s<strong>in</strong>d Sie ausgelastet<br />

(Höhe <strong>der</strong> Arbeitsbelastung)?<br />

Wünschen Sie sich zusätzlich <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Ärztekollegen zur Entlastung?<br />

Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) Veranstaltungen zu<br />

gesundheitlichen Themen<br />

(z.B. Informationsveranstaltungen zum Thema Diabetes<br />

Mellitus) angeboten?<br />

Wären Sie dazu bereit, bei solchen Veranstaltungen als<br />

Referent tätig zu se<strong>in</strong>?<br />

Von woher kommen vor allem Ihre Patienten<br />

(E<strong>in</strong>zugsgebiet)?<br />

Gedenken Sie bald (<strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren) <strong>in</strong> den<br />

Ruhestand zu gehen?<br />

Wenn ne<strong>in</strong>, aus welchen Gründen gehen Sie nicht <strong>in</strong> den<br />

Ruhestand?<br />

stark stark<br />

ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

ja ja<br />

ja ne<strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong><br />

Marburg<br />

Frohnhausen<br />

Kehna<br />

ne<strong>in</strong> / ja ja<br />

noch nicht im<br />

entsprechenden Alter<br />

Tabelle 4: Zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> beantworteten Ärztefragebögen<br />

<strong>Weimar</strong><br />

Marburg<br />

Alle Ärzte s<strong>in</strong>d stark ausgelastet, wobei e<strong>in</strong> zusätzlicher Kollege zur Entlastung nicht benötigt wird.<br />

Allen befragten Mediz<strong>in</strong>ern s<strong>in</strong>d die am Ort angebotenen Veranstaltungen zu gesundheitlichen und<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Themen bekannt. E<strong>in</strong> Arzt zeigt auch die Bereitschaft, als Referent <strong>in</strong> solchen<br />

Veranstaltungen zu fungieren. Von den drei befragten Mediz<strong>in</strong>ern möchten zwei <strong>in</strong> den nächsten<br />

fünf Jahren <strong>in</strong> den Ruhestand gehen.<br />

16


4. Lösungsansätze<br />

Zur e<strong>in</strong>facheren Übersicht werden die e<strong>in</strong>zelnen betreffenden Fragen des Fragebogens<br />

aufgegriffen und anhand <strong>der</strong> dabei gegebenen Antworten Lösungsansätze und Empfehlungen<br />

vorgestellt.<br />

„8. Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen angeboten?“<br />

E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Befragten antwortet auf diese Frage mit „Weiß nicht“ (57%). Der<br />

Veranstaltungskalen<strong>der</strong> 2011 auf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de gibt hierzu auch ke<strong>in</strong>erlei explizite<br />

Informationen (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), 2011). Auf Nachfrage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung stellt<br />

sich heraus, dass im laufenden Jahr ke<strong>in</strong>e Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen<br />

angeboten werden. Lediglich lädt die Volkshochschule Marburg-Biedenkopf im Oktober im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Seniorennachmittags zum Thema „Der Apfel – Wahrheiten, Weisheiten und<br />

Wissenswertes. An apple a day – keeps the doctor away“ e<strong>in</strong> (Volkshochschule Marburg, 2011 S.<br />

80). Die letzte Veranstaltung zu e<strong>in</strong>em speziellen Gesundheitsthema wurde <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) laut<br />

Geme<strong>in</strong>demitarbeiter<strong>in</strong> letztes Jahr angeboten. Dabei soll das Augenmerk nun aber nicht verstärkt<br />

auf e<strong>in</strong>er Vergrößerung des Angebots verschiedener Themen, beispielsweise zu Krankheiten<br />

liegen, e<strong>in</strong>e Qualitätssteigerung ist hier von Vorteil.<br />

Auf die Frage „9. Wenn ja, besuchen Sie diese?“ antworteten 46 % mit „Nie“ und 38% <strong>der</strong><br />

Befragten mit „Je nach Thema“. E<strong>in</strong> größeres Angebot ist hier also unnötig, da knapp die Hälfte<br />

<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Befragung teilnehmenden Bevölkerung ke<strong>in</strong> Interesse an den Veranstaltungen zu<br />

gesundheitlichen Themen zeigt.<br />

„10. Wenn ne<strong>in</strong>/ weiß nicht/ ke<strong>in</strong>e Angaben, wünschen Sie solche?“<br />

35 % <strong>der</strong> Befragten, die Frage 8 mit „ne<strong>in</strong>/ weiß nicht/ ke<strong>in</strong>e Angaben“ beantwortet haben, bejahen<br />

diese Frage. Vor allem zu den Themen „Fitness/Ernährung“ und „Gesundes Altern“ werden<br />

Veranstaltungen gewünscht. Um diesen Wünschen nachzukommen hat die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) verschiedene Möglichkeiten:<br />

1. Das Angebot von Veranstaltungen zu den gewünschten Themen geschieht durch die Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>):<br />

- E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> befragten Ärzte hat sich dazu bereit erklärt, als Referent tätig zu se<strong>in</strong>. So ist ke<strong>in</strong><br />

auswärtiger Referent notwendig und die Bürger zeigen eventuell mehr Interesse an <strong>der</strong><br />

Veranstaltung, falls <strong>der</strong> Referent aus dem Ort kommt und ihnen schon bekannt ist.<br />

- E<strong>in</strong> Aufruf durch die Geme<strong>in</strong>deverwaltung an die Bürger, <strong>der</strong> dazu dienen soll, alle Bürger direkt<br />

anzusprechen und so nach möglichen Referenten zu suchen. Der Referent muss hierbei aber auf<br />

se<strong>in</strong> qualitatives Fachwissen h<strong>in</strong> geprüft werden. Durch den ehrenamtlichen E<strong>in</strong>satz können so<br />

Kosten für auswärtige Referenten vermieden werden.<br />

17


Die Geme<strong>in</strong>deverwaltung hat die Möglichkeit, e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>defest mit „Informationsstraße“ zu e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Thema, wie beispielsweise <strong>der</strong> gesunden Ernährung, zu organisieren. Dabei sollen<br />

verschiedene Stände aufgebaut werden, an denen Interessierte Informationen erhalten. So kann<br />

e<strong>in</strong> Stand die ungesunde Ernährung darstellen, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er wie<strong>der</strong>um das gesunde Gegenstück<br />

liefern. E<strong>in</strong> weiterer Stand kann zu gesunden Snacks und Fruchtsäften e<strong>in</strong>laden. E<strong>in</strong>e Spielstraße<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> dient dazu, diese spielerisch an das Thema heranzuführen, beispielsweise mit e<strong>in</strong>em<br />

Quiz, welches schon vorhandenes Wissen prüft und neues Wissen schafft.<br />

Als Ort <strong>der</strong> Veranstaltung kann <strong>der</strong> Parkplatz vor dem Rathaus <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar dienen. Abbildung<br />

16 zeigt e<strong>in</strong>en Vorschlag zur Aufteilung des vorhandenen Platzes (weißer Bereich). Die Fläche<br />

„Grün“ stellt den Raum für e<strong>in</strong>e Spielstraße dar (gesamte Nutzung des Parkplatzes, nicht nur<br />

fotografierter Abschnitt), „Gelb“ zeigt die Informationsstände. Im Bereich „Blau“ können gesunde<br />

Getränke und Snacks, passend zum Thema, angeboten werden.<br />

Abbildung 16: Aufteilung des Rathausparkplatzes zur Gestaltung e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>denachmittages<br />

(Eigene Darstellung nach http://www.weimar-lahn.de/upload/img/Ortsteile/Nie<strong>der</strong>weimar%20Rathaus.JPG,<br />

aufgesucht am 21.08.2011)<br />

Legende:<br />

Spielstraße<br />

Informationsstände<br />

Getränke & Snacks<br />

18


E<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>defest kann zur lockeren Herangehensweise an e<strong>in</strong> Thema dienen und reduziert das<br />

Gefühl des Belehrtwerdens, welches bei Frontalvorträgen auftreten kann. Zusätzlich kann durch<br />

die gelöste Atmosphäre und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Bevölkerung (z.B. durch den Aufbau<br />

verschiedener Stände) e<strong>in</strong>e größere Anzahl an Bürgern erreicht werden.<br />

2. Das Angebot von Veranstaltungen zu den gewünschten Themen geschieht durch die<br />

Volkshochschule Marburg-Biedenkopf:<br />

Es werden schon Veranstaltungen durch die Volkshochschule (vhs) Marburg-Biedenkopf <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) angeboten. So gestaltet die vhs Marburg im Oktober 2011 e<strong>in</strong>en<br />

Seniorennachmittag zum Thema „Apfel“ (s.o.). Wird es von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de nicht gewünscht<br />

Informationsveranstaltungen anzubieten, so besteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Anfrage an die vhs<br />

Marburg-Biedenkopf zu richten. Themenvorschläge werden gern entgegengenommen (Information<br />

auf Anfrage erhalten). So können verschiedene Themenwünsche, auch direkt von den Bürgern, an<br />

die Volkshochschule Marburg gesandt werden, die sich um e<strong>in</strong>e Umsetzung bemühen. Für die<br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltung reduziert sich so <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Organisation e<strong>in</strong>es Informationstages/-abends<br />

verbundene Arbeitsaufwand.<br />

„11. Welche/n Arzt/ Pflegedienstleistungen/ mediz<strong>in</strong>ische Versorgung vermissen Sie <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

bzw. <strong>in</strong> welchem Bereich gibt es für Sie e<strong>in</strong>en „Ärztemangel“? (Mehrfachnennung möglich)“<br />

Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Befragten s<strong>in</strong>d mit dem aktuellen Zustand zufrieden. E<strong>in</strong> Fünftel dagegen<br />

sieht e<strong>in</strong>en Ärztemangel, beziehungsweise vermisst e<strong>in</strong>en Mediz<strong>in</strong>er. Die Mehrheit dieser 20 %<br />

sieht den Bedarf e<strong>in</strong>es Gynäkologen, Urologen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>arztes <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Durch die<br />

Nähe zu den Universitätsstädten Marburg und Gießen ist dieser „Mangel“ jedoch nicht akut. Wie<br />

Tabelle 3 zeigt, s<strong>in</strong>d sowohl Gynäkologen als auch Urologen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzte <strong>in</strong> <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung vorhanden.<br />

Arzt<br />

Stadt<br />

Gynäkologe Urologe K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt<br />

Marburg 10 3 9<br />

Gießen 18 5 10<br />

Tabelle 5: Auflistung vorhandener Fachärzte <strong>in</strong> Marburg und Gießen<br />

(Eigene Darstellung nach den Gelbe Seiten)<br />

„12. Woh<strong>in</strong> gehen Sie, wenn Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> (ke<strong>in</strong> Hausarzt) haben?“<br />

E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Befragten antworteten hier mit „Marburg“, was die Nähe zu <strong>der</strong> Universitätsstadt<br />

deutlich macht und zeigt, dass e<strong>in</strong> akuter Mangel an Fachärzten <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) nicht vorhanden<br />

ist, da Marburg e<strong>in</strong>e wahrnehmbare Alternative bietet.<br />

19


5. Schlussbetrachtung<br />

E<strong>in</strong>e „Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft“, die ger<strong>in</strong>ge Attraktivität des Landarzt-Berufes, Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nachfolgersuche, e<strong>in</strong>e steigende Alterung praktizieren<strong>der</strong> Hausärzte bei gleichzeitiger<br />

Reduzierung nachfolgen<strong>der</strong> jüngerer Ärzte und e<strong>in</strong>e steigende Abwan<strong>der</strong>ungszahl deutscher<br />

Ärzte, bed<strong>in</strong>gt durch schlechte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, führen dazu, dass ohne e<strong>in</strong> konkretes<br />

Entgegenwirken, e<strong>in</strong>e flächendeckende mediz<strong>in</strong>ische Versorgung künftig nicht mehr gewährleistet<br />

se<strong>in</strong> wird. Um die <strong>in</strong> Deutschland aktuell ausreichend vorhandene Ärzteschaft deutschlandweit<br />

flächendeckend zu verteilen, ist für 2012 das Inkrafttreten des „Versorgungsstrukturgesetztes“<br />

geplant. Dadurch soll e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Versorgung jedes deutschen E<strong>in</strong>wohners <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Region<br />

des Landes gewährleistet werden.<br />

In <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) s<strong>in</strong>d aktuell zehn Mediz<strong>in</strong>er (Human- und Tiermediz<strong>in</strong>er) ansässig. Außerdem<br />

verfügt die Geme<strong>in</strong>de über zwei Apotheken. Auf 1 000 <strong>Weimar</strong>er Bürger entfallen so 0,9 Ärzte<br />

(Deutschland: 3,5).<br />

Mittels e<strong>in</strong>es Fragebogens ist die Zufriedenheit <strong>der</strong> Bevölkerung (bezogen auf die Lebensqualität)<br />

von <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) erfasst worden.<br />

Auch e<strong>in</strong> Fragebogen für Ärzte ist erstellt und an die ortsansässigen Mediz<strong>in</strong>er verschickt worden.<br />

Sowohl Bürger als auch Mediz<strong>in</strong>er sollen so zu Wort kommen. Beide Gruppen s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong><br />

aktuellen mediz<strong>in</strong>ischen Situation <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zufrieden. Falls Än<strong>der</strong>ungen gewünscht<br />

werden, so handelt es sich im Bereich „Informationsveranstaltungen“ vor allem um die Themen<br />

„Ernährung/Fitness“ und „gesundes Altern“. Sowohl e<strong>in</strong>e Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Form von<br />

selbst gestaltete Informationsveranstaltungen (z.B. durch ehrenamtliche Mitarbeiter) als auch die<br />

Nutzung <strong>der</strong> Volkshochschule Marburg-Biedenkopf können hierbei ergriffen und genutzt werden.<br />

Bürger, die e<strong>in</strong>en „Ärztemangel“ <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) sehen, sehen diesen vor allem im Fehlen e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>arztes, e<strong>in</strong>es Gynäkologen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Urologen. Durch die Nähe zu den Universitätsstädten<br />

Marburg und Gießen und <strong>der</strong>en Universitätskl<strong>in</strong>ikum beziehungsweise Krankenhäuser, kann nicht<br />

von e<strong>in</strong>em akuten Mangel gesprochen werden, e<strong>in</strong> schnelles Handeln, beispielsweise durch<br />

Anwerbung von Fachärzten ist nicht notwendig.<br />

Dabei muss die künftige Entwicklung <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung weiter beachtet werden.<br />

Durch die Befragung <strong>der</strong> ortsansässigen Mediz<strong>in</strong>er konnte gezeigt werden, dass zwei <strong>der</strong> drei<br />

Ärzte, welchen den Fragebogen ausgefüllt haben, <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren <strong>in</strong> den Ruhestand<br />

gehen möchten. E<strong>in</strong>e Gewährleistung <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung durch das F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es<br />

Nachfolgers ist hier zu beachten.<br />

E<strong>in</strong>leitend wurde e<strong>in</strong>e themenbezogene Hypothese aufgestellt. „Der Ärztemangel im ländlichen<br />

Raum <strong>in</strong> Deutschland zeigt sich auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)?!“. Auf Grundlage <strong>der</strong> Beschaffung von<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen, durch die Haus- und Onl<strong>in</strong>ebefragung <strong>der</strong> Bürger, durch die Befragung<br />

ortsansässiger Ärzte und die Auswertung aller gewonnener Daten zeigt sich, dass diese<br />

20


Behauptung für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) nicht zutreffend ist. Der immer stärker zunehmende Ärztemangel<br />

im ländlichen Raum, bed<strong>in</strong>gt durch die schlechte Verteilung <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>er im deutschen Raum,<br />

zeigt sich aktuell nicht <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Grund hierfür ist hauptsächlich die Nähe zu Marburg und<br />

Gießen und <strong>der</strong>en hohen Ärztedichte, nicht zuletzt durch das Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gießen und<br />

Marburg (UKGM)<br />

21


Literaturverzeichnis<br />

Bundesärztekammer (2009): Symposium "Demografischer Wandel und ärztliche Versorgung <strong>in</strong><br />

Deutschland"<br />

http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.3.7692<br />

(aufgesucht am 18.08.2011)<br />

Bundesärztekammer (2010): Die ärztliche Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland -<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Ärztestatistik zum 31.12.2009<br />

http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.3.8175.8176<br />

(aufgesucht am 24.07.2011)<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit (2011a): Flächendeckende Versorgung<br />

http://www.bmg.bund.de/krankenversicherung/grundpr<strong>in</strong>zipien/flaechendeckendeversorgung.html<br />

(aufgesucht am 24.04.2011)<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit (2011b): Zukunftssichere Versorgung<br />

http://www.bmg.bund.de/krankenversicherung/ambulante-versorgung/gkvversorgungsstrukturgesetz.html<br />

(aufgesucht am 24.04.2011)<br />

Gelbe Seiten (2011): Branchenbuch<br />

http://www.gelbeseiten.de/yp/quick.yp<br />

(aufgesucht am 23.07.2011)<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011): Veranstaltungskalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

http://www.weimar-lahn.de/upload/pdf/Veranstaltungskalen<strong>der</strong>2011.pdf<br />

(aufgesucht am 20.08.2011)<br />

Hoberg, Rolf (2010): Vorstellungen für e<strong>in</strong>e regionale Versorgungsplanung von morgen.<br />

Die Sicht <strong>der</strong> AOK Baden-Württemberg.<br />

http://www.boschstiftung.de/content/language1/downloads/101126_Symposium_Hoberg_Praesentation.pdf<br />

(aufgesucht am 24.07.2011)<br />

VI


KBV – Kassenärztliche Bundesvere<strong>in</strong>igung (2010): Pressemitteilung 2010 - Arztzahlstudie – KBV<br />

und BÄK haben die aktualisierte Erhebung vorgestellt. Der Ärztemangel <strong>in</strong> Deutschland<br />

schreitet voran.<br />

http://www.kbv.de/presse/36946.html<br />

(aufgesucht am 25.07.2011)<br />

Mihm, Andreas (2011): Versorgungsgesetz - Anreize sollen Ärzte aufs Land locken<br />

http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~E4B0993F57F07<br />

45D9A5B20A161B6ACB5B~ATpl~Ecommon~Scontent.html<br />

(aufgesucht am 24.04.2011)<br />

Schrick, Franziska (2011): PKV & GVK – Ärztemangel auf dem Land?<br />

http://widge.de/news/pkv-gkv-aerztemangel-auf-dem-land.htm<br />

(aufgesucht am 24.04.2011)<br />

Statistisches Bundesamt Deutschland (2011): Ärztedichte: praktizierende Ärzte<br />

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Int<br />

ernationales/InternationaleStatistik/Thema/Tabellen/Basistabelle__Aerzte,templateId=rende<br />

rPr<strong>in</strong>t.psml<br />

(aufgesucht am 24.04.2011)<br />

Volkshochschule Marburg (2011): Seniorenbildung 2011, Programmheft <strong>der</strong> Volkshochschule<br />

Marburg-Biedenkopf, S. 8<br />

VII


Anhang<br />

A1 – Ärztelist <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Anschrift:<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediziener Geme<strong>in</strong>schaftspraxis<br />

Dr. Thomas Otto Krause Tel.:06421/77488<br />

u. Dr. Sab<strong>in</strong>e Teigelkamp Tel.:06421/78590<br />

Baumgarten 13<br />

Geme<strong>in</strong>schaftspraxis<br />

Dr. M. Lammer und Dr. M. Saleck<br />

Gießener Str. 29<br />

Tel.: 06421/7804<br />

Dr. J. Lehmann<br />

Rosenstr. 5<br />

Tel.: 06421/78507<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- u. Jugendärzte Geme<strong>in</strong>schaftspraxis<br />

Dr. E. Blum & Kollegen<br />

Berl<strong>in</strong>er Sr. 2<br />

Tel.: 06421/794379<br />

Tierärzte Dr. Josef Schnei<strong>der</strong><br />

Am Graben 2c<br />

Tel.: 06421/999971<br />

Dr. H.-A. Müller<br />

<strong>Lahn</strong>talstr. 14<br />

Tel.: 06426/860<br />

Dr. S. Schulz<br />

Banhofstr. 19<br />

Tel.: 06421/7147<br />

Zahnärzte Dr. Helmut Her<strong>in</strong>g<br />

Schützenstr. 13<br />

Tel.: 06421/7311<br />

Geme<strong>in</strong>schaftspraxsis<br />

Dr. Lessner & Dr. We<strong>in</strong>er<br />

Tel.: 06421/972780<br />

Dr. A. Hoffmann<br />

Kreuzweg 12<br />

Tel.: 06421/972781<br />

Apotheken Apotheke zum We<strong>in</strong>berg<br />

Neue Straße 2<br />

Tel.: 06421/7014<br />

Landgrafen Apotheke<br />

Gießener Str. 29<br />

06426/921822


A2 – Fragebogen für Ärzte<br />

Guten Tag!<br />

Wie sie vielleicht <strong>der</strong> Presse vor e<strong>in</strong>igen Wochen entnommen haben, f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> diesem Sommer e<strong>in</strong><br />

<strong>Projektstudium</strong> <strong>der</strong> Universität Gießen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) statt. Die Professur für Projekt- und<br />

Regionalplanung am Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

an <strong>der</strong> Universität Gießen bietet seit mehr als 15 Jahren ergänzend zur theoretisch-methodischen<br />

Grundlagenausbildung e<strong>in</strong> praktisches <strong>Projektstudium</strong> an, das jeweils am Beispiel e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Geme<strong>in</strong>de versucht, reale Probleme zu erkennen, ihre Ursachen zu analysieren, Konflikte<br />

zwischen Beteiligten und Betroffenen aufzuzeigen und Lösungsansätze zu entwickeln. Dieses Jahr<br />

beschäftigen sich die Studierenden mit dem Leben <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> und bearbeiten verschiedene<br />

Themenfel<strong>der</strong> wie den demografischen Wandel, Tourismus o<strong>der</strong> Energiemonitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>). Unsere Gruppe beschäftigt sich mit dem Thema „Ärztliche Versorgung“. Neben e<strong>in</strong>er<br />

Befragung <strong>der</strong> Bevölkerung möchten wir auch Sie als Arzt <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu Wort kommen lassen<br />

und bitten Sie deswegen denn folgenden kurzen Fragebogen auszufüllen. Wir bitten Sie, denn<br />

Fragebogen möglichst bis Mittwoch (20.7.2011) ausgefüllt an uns zurück zu senden<br />

(Fax-Nummer: ), damit wir Ihre Antworten <strong>in</strong> unserer Präsentation<br />

berücksichtigen können, die nächste Woche am Donnerstag (28.07.2011) ab 16 Uhr im Rathaus<br />

von <strong>Weimar</strong> stattf<strong>in</strong>det und zu <strong>der</strong> sie herzlich e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d.<br />

Freundliche Grüße<br />

Veronika Herbel und Sarah Di Maggio<br />

Fragebogen für Ärzte<br />

1. Wie alt s<strong>in</strong>d Sie (Jahrgang)? _________________________________________<br />

2. Wie stark s<strong>in</strong>d Sie ausgelastet (Höhe <strong>der</strong> Arbeitsbelastung)?<br />

� gar nicht<br />

� etwas<br />

� mittelmäßig<br />

� stark<br />

� zu stark<br />

�<br />


� Weiß nicht<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

3. Wünschen Sie sich zusätzlich <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong>en Ärztekollegen als Entlastung?<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

� Aktueller Zustand ist ausreichend<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

4. Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen (z.B.<br />

Informationsveranstaltungen zum Thema Diabetes Mellitus) angeboten?<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

� Weiß nicht<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

5. Wären Sie dazu bereit, bei solchen Veranstaltungen als Referent tätig zu se<strong>in</strong>?<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

� Weiß nicht<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

� Mache ich bereits<br />

� Könnte jemand an<strong>der</strong>es tun: ___________________________________________<br />

6. Von woher kommen vor allem Ihre Patienten (E<strong>in</strong>zugsgebiet)?<br />

Vor allem aus:<br />

� <strong>Weimar</strong><br />

� Gießen<br />

� Marburg<br />

� An<strong>der</strong>er Ort: _____________________________________<br />

7. Gedenken Sie bald (<strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren) <strong>in</strong> den Ruhestand zu gehen?


� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

� Weiß nicht<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

8. Wenn ne<strong>in</strong>, aus welchen Gründen gehen Sie nicht <strong>in</strong> den Ruhestand?<br />

� Noch nicht im entsprechenden Alter<br />

� Habe ke<strong>in</strong>en Nachfolger<br />

� Patienten können nicht auf an<strong>der</strong>e Ärzte aufgeteilt werden (zu viele Patienten für zu wenig<br />

Ärzte)<br />

Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Alle Antworten werden vertraulich behandelt.<br />

A3 – Kreuztabelle<br />

Ges_Woh<strong>in</strong> * Geschlecht<br />

Anzahl<br />

Geschlecht<br />

männlich weiblich Gesamt<br />

Ges_Woh<strong>in</strong> Bleibe dafür<br />

<strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

23 21 44<br />

Marburg 201 214 415<br />

Gießen 16 18 34<br />

An<strong>der</strong>er Ort 9 22 31<br />

k. A. 3 3 6<br />

Gesamt 252 278 530<br />

A4 – Bildungsabschluss<br />

1. Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen angeboten?<br />

Bildungsabschluss<br />

Prozent<br />

HauptschulRealschul- Fachabitur/<br />

Volks-<br />

ke<strong>in</strong><br />

abschlussabschluss Abitur Studium schule Meister Abschluss Sonstiges Gesamt<br />

Ja 3 4 4 6 3 0 0 1 21<br />

Ne<strong>in</strong> 2 6 1 3 3 1 0 0 16<br />

Weiß<br />

nicht<br />

5 16 12 15 5 3 0 1 57<br />

k. A. 0 2 2 2 1 0 0 0 6<br />

Gesamt 10 28 18 26 11 4 1 2 100


2. Wenn ja, besuchen Sie diese?<br />

Hauptschulabschluss <br />

Realschulabschluss<br />

Bildungsabschluss<br />

Fachabitur/<br />

Abitur Studium<br />

Volksschule<br />

Meister<br />

ke<strong>in</strong><br />

Abschluss Sonstiges Gesamt<br />

Prozent<br />

Immer<br />

Je nach<br />

0,00 0,00 100,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 100,00<br />

Thema 8,20 26,23 13,11 26,23 16,39 3,28 3,28 3,28 100,00<br />

Nie<br />

14,67 18,67 21,33 29,33 8,00 5,33 0,00 2,67 100,00<br />

k. A.<br />

4,17 29,17 20,83 16,67 16,67 4,17 4,17 4,17 100,00<br />

3. Wenn ne<strong>in</strong>/ weiß nicht/ k.A., wünschen Sie solche? – Ja und zwar zu folgenden Themen<br />

Prozent<br />

Hauptschulabschluss <br />

Realschulabschluss<br />

Bildungsabschluss<br />

Fachabitur<br />

/Abitur Studium<br />

Volksschule<br />

Meister<br />

ke<strong>in</strong><br />

Abschluss Sonstiges Gesamt<br />

Fitness und<br />

Ernährung 6,59 37,36 18,68 17,58 9,89 5,49 2,20 2,20 100,00<br />

Diabetes 0,00 37,50 22,50 15,00 22,50 2,50 0,00 0,00 100,00<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesundheit 11,11 41,67 19,44 19,44 2,78 5,56 0,00 0,00 100,00<br />

Schwangerschaft 0,00 50,00 22,22 11,11 5,56 11,11 0,00 0,00 100,00<br />

gesundes Altern 6,52 46,74 10,87 17,39 11,96 4,35 1,09 1,09 100,00<br />

aktuellen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Forschung 7,25 33,33 18,84 21,74 13,04 5,80 0,00 0,00 100,00<br />

Depressionen 4,44 48,89 11,11 17,78 11,11 6,67 0,00 0,00 100,00<br />

4. Welchen Arzt vermissen Sie <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)?<br />

Hauptschulabschluss <br />

Realschulabschluss<br />

Bildungsabschluss<br />

Fachabitur/<br />

Abitur Studium<br />

Volksschule<br />

Meister<br />

ke<strong>in</strong><br />

Abschluss Sonstiges Gesamt<br />

Prozent<br />

Zahnarzt 0,00 15,38 38,46 23,08 23,08 0,00 0,00 0,00 100<br />

Urologe 5,56 30,56 13,89 30,56 13,89 0,00 2,78 2,78 100<br />

Hausarzt 0,00 57,14 19,05 19,05 4,76 0,00 0,00 0,00 100<br />

Heilpraktiker 0,00 44,44 5,56 33,33 5,56 0,00 5,56 5,56 100<br />

Tierarzt 0,00 14,29 14,29 57,14 14,29 0,00 0,00 0,00 100<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt 0,00 50,00 7,69 30,77 3,85 7,69 0,00 0,00 100<br />

Gynäkologe 1,92 28,85 15,38 38,46 7,69 3,85 1,92 1,92 100<br />

Krankengymnastik 0,00 100,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 100<br />

Amb. Pflege 0,00 14,29 14,29 42,86 0,00 14,29 14,29 0,00 100<br />

Sonstige 4,35 30,43 17,39 39,13 8,70 0,00 0,00 0,00 100


5. Woh<strong>in</strong> gehen Sie, wenn Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> haben?<br />

Prozent<br />

Hauptschul<br />

abschluss<br />

Realschulabschluss<br />

Bildungsabschluss<br />

Fachabitur<br />

/Abitur Studium Volksschule Meister<br />

ke<strong>in</strong><br />

Abschluss Sonstiges<br />

Bleibe dafür<br />

<strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> 8,00 5,41 15,96 8,15 3,51 14,29 0,00 9,09<br />

Marburg<br />

Gießen<br />

An<strong>der</strong>er Ort<br />

k. A.<br />

72,00 81,76 77,66 74,07 85,96 76,19 80,00 63,64<br />

4,00 6,76 4,26 9,63 7,02 0,00 0,00 9,09<br />

10,00 6,08 2,13 7,41 3,51 4,76 0,00 18,18<br />

6,00 0,00 0,00 0,74 0,00 4,76 20,00 0,00<br />

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100


Verpflegungsangebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

Julia Geerl<strong>in</strong>gs<br />

Eva-Maria Sarah Schwarzenberg<br />

Eva Matejcek<br />

4


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich 09 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

Institut für Betriebslehre <strong>der</strong> Agrar- und Ernährungswissenschaft<br />

Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

Hausarbeit im Rahmen des Moduls MP 48<br />

„Kommunale Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong>“<br />

im Sommersemester 2011<br />

Thema: Notwendigkeit des Ausbaus des Verpflegungsangebots <strong>in</strong> den<br />

kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Befragung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenverpflegung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (Hessen)<br />

gestellt von: Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

angefertigt von: B.Sc. Julia Geerl<strong>in</strong>gs<br />

B.Sc. Eva Matejcek<br />

B.Sc. Eva-Maria Schwarzenberg<br />

Gießen, den 31. August 2011


Tabellenverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis..............................................................................................................II<br />

Abbildungsverzeichnis.....................................................................................................III<br />

Tabellenverzeichnis.......................................................................................................... V<br />

1 E<strong>in</strong>leitung ....................................................................................................................1<br />

a. Problemstellung ........................................................................................................1<br />

b. Aufbau <strong>der</strong> Arbeit ......................................................................................................1<br />

2 H<strong>in</strong>tergrund – Stand <strong>der</strong> Forschung .........................................................................3<br />

3 Methoden.....................................................................................................................7<br />

4 Ergebnisse ................................................................................................................10<br />

a. Ergebnisse allgeme<strong>in</strong>er Fragebogen ......................................................................10<br />

b. Ergebnisse spezifischer Fragebogen ......................................................................11<br />

c. Allgeme<strong>in</strong>e Schlussfolgerung..................................................................................20<br />

5 Handlungsmöglichkeiten .........................................................................................21<br />

a. Anpassung <strong>der</strong> Öffnungszeiten...............................................................................22<br />

b. Informationsveranstaltung des St. Elisabeth Vere<strong>in</strong>s..............................................23<br />

c. Zertifizierung für K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und den St. Elisabeth Vere<strong>in</strong> ..................................24<br />

d. Ausbau von Patenschaften durch Tagesmütter ......................................................25<br />

e. Ergänzung des Verpflegungsangebots ...................................................................27<br />

6 Fazit ...........................................................................................................................30<br />

7 Zusammenfassung...................................................................................................32<br />

Literatur ............................................................................................................................35<br />

Anhang .............................................................................................................................36<br />

II


Tabellenverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Prozentuale Beteiligung <strong>der</strong> Bürger bei den vier Fragen zum Thema<br />

Verpflegungsangebot <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen).....10<br />

Abb. 2: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt<br />

fühlen (l<strong>in</strong>ks) und prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die auf die Verpflegung ihres<br />

K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d (rechts)..............................................12<br />

Abb. 3: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

nutzen, <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob sie sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt<br />

fühlen..................................................................................................................13<br />

Abb. 4: Nutzung des Verpflegungsangebots <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten Oberweimar und<br />

Nie<strong>der</strong>walgern <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob die Eltern auf soziale Netzwerke<br />

zurückgreifen können .........................................................................................13<br />

Abb. 5: Zusammenhang zwischen den beiden Variablen, <strong>in</strong>wieweit sich Eltern <strong>in</strong> ihrer<br />

Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob sie soziale<br />

Netzwerke nutzen können ..................................................................................14<br />

Abb. 6: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die abhängig vom Bestehen sozialer<br />

Netzwerke auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d .....15<br />

Abb. 7: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, aufgeteilt nach Nutzen und nicht Nutzen des<br />

Verpflegungsangebots <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern ....16<br />

Abb. 8: Bewertung des Verpflegungsangebots durch n=7 Eltern <strong>in</strong> Oberweimar und n=14<br />

Eltern <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern mit Schulnoten, die gemittelt wurden............................17<br />

Abb. 9: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern, für e<strong>in</strong> warmes Mittagessen ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

zu zahlen ............................................................................................................18<br />

Abb. 10: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern für e<strong>in</strong> warmes Mittagessen ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

zu zahlen <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob sie darauf angewiesen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nicht .....18<br />

Abb. 11: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern, das Verpflegungsangebot ehrenamtlich zu unterstützen<br />

...........................................................................................................................19<br />

Abb. 12: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern sich ehrenamtlich am Verpflegungsangebot zu beteiligen<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Berufstätigkeit .....................................................................20<br />

Abb. 13: Handlungsfel<strong>der</strong> .................................................................................................22<br />

III


Tabellenverzeichnis<br />

Abb. 14: Mögliche Handlungskette, nachdem <strong>der</strong> Bedarf an verlängerten Öffnungszeiten<br />

durch e<strong>in</strong>en Fragebogen bestätigt wurde ...........................................................23<br />

Abb. 15: Netzwerk Patenschaften.....................................................................................26<br />

Abb. 16: Drei Schritte bis zur Tagesmutter .......................................................................27<br />

Abb. 17: Handlungsmöglichkeiten verschiedener Akteure, um soziale Netzwerke<br />

auszubauen und die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf für Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zu gewährleisten..................................................................30<br />

IV


Tabellenverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Ausgewählte Produkte <strong>der</strong> regionalen Öko-Kiste aus <strong>der</strong> Region im Vergleich .29<br />

V


1 3B3BE<strong>in</strong>leitung<br />

a. Problemstellung<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die Ernährungsversorgung e<strong>in</strong>es Haushalts wird immer stärker durch den gesellschaftlichen<br />

Wandel bee<strong>in</strong>flusst (STATISTISCHES BUNDESAMT, 2003). Durch diesen Wandel, beispielsweise <strong>in</strong><br />

Form <strong>der</strong> gestiegenen Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Frau, kommt es zu e<strong>in</strong>er Verlagerung <strong>der</strong> Verpflegung<br />

von <strong>der</strong> häuslichen Versorgung h<strong>in</strong> zum Außer-Haus-Verzehr. Diese Verän<strong>der</strong>ungen br<strong>in</strong>gen<br />

erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen an die Aufrechterhaltung e<strong>in</strong>er guten Ernährungsversorgung mit sich.<br />

Gegenwärtig liegt die Versorgung noch größtenteils im Verantwortungsbereich <strong>der</strong> Frau. Aus<br />

diesem Grund ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Mutter, die zwecks Versorgung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e<br />

berufliche Vollzeitbeschäftigung verzichtet o<strong>der</strong> aber enormen organisatorischen Aufwand betreibt,<br />

um ihrer Berufstätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong>artigen Umfang nachzugehen. Deshalb werden oft soziale<br />

Netzwerke wie Großeltern, Verwandte o<strong>der</strong> Bekannte genutzt, die während <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>der</strong><br />

Eltern die K<strong>in</strong><strong>der</strong> betreuen und versorgen. Beson<strong>der</strong>s wenn diese Möglichkeit nicht gegeben ist,<br />

steigt die Nachfrage nach an<strong>der</strong>en externen Versorgungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die<br />

Betreuung und die Verpflegung durch K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen. Diese s<strong>in</strong>d aber oftmals nicht<br />

ausreichend vorhanden (LEONHÄUSER ET AL., 2009). Mit <strong>der</strong> Nachfrage und dem Angebot steigt<br />

auch die Zuständigkeit und die Verantwortung <strong>der</strong> öffentlichen Verpflegungsanbieter e<strong>in</strong>e<br />

angemessene und qualitativ hochwertige Ernährungsversorgung zu gewährleisten.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund sollte durch e<strong>in</strong>e quantitative Studie untersucht werden, ob es e<strong>in</strong>e<br />

mangelhafte Ausstattung mit öffentlichen Versorgungse<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> gibt. Darauf basierend wurde die Forschungsfrage für die Untersuchung<br />

formuliert: „Inwieweit muss das Verpflegungsangebot <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ausgebaut werden, um dem Bedürfnis <strong>der</strong> Eltern gerecht zu werden, Familie<br />

und Beruf zu vere<strong>in</strong>baren?“. Dazu wurden zwei Fragebögen erstellt. Der erste Fragebogen wurde<br />

den Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>n vorgelegt, und hatte das Ziel, e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Stimmungsbild <strong>der</strong><br />

Bewohner zu dem Thema Verpflegungsangebot <strong>in</strong> den kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten zu erfassen.<br />

Der zweite Fragebogen, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten erhoben wurde, diente dazu, die Erfahrungen und<br />

Me<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> Eltern direkt zu erfassen. Danach wurden die Fragebögen mit SPSS ausgewertet.<br />

b. Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

Vor dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Problemstellung skizzierten H<strong>in</strong>tergrund wird im Rahmen des Mastermoduls<br />

„Kommunale Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong>“ im Sommersemester 2011 e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> durchgeführt. In dieser Untersuchung werden<br />

verschiedene Themengebiete behandelt, wobei sich <strong>der</strong> vorliegende Projektbericht, erstellt von<br />

drei Masterstudent<strong>in</strong>nen aus dem Bereich Ernährungswissenschaften, speziell mit dem Thema<br />

„Verpflegungsangebot <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten“ beschäftigt.<br />

1


1 3B3BE<strong>in</strong>leitung<br />

Dieser Bericht beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> Kapitel 1. Daran anschließend folgt Kapitel 2,<br />

<strong>in</strong> dem <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrund und <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Forschung dargelegt werden. Im folgenden Kapitel 3<br />

werden die Vorgehensweise und die angewandten Methoden <strong>der</strong> Projektgruppe während <strong>der</strong><br />

gesamten Projektphase beschrieben. Dies umfasst zum E<strong>in</strong>en die allgeme<strong>in</strong>e Befragung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de und zum An<strong>der</strong>en die spezifische Befragung <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> den drei kommunalen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten. Ergebnisse <strong>der</strong> beiden separaten Untersuchungen werden <strong>in</strong> Kapitel 4 dargestellt<br />

und erläutert. Daraus abgeleitete Handlungsmöglichkeiten werden im Kapitel 5 aufgeführt. Das<br />

Kapitel 6 be<strong>in</strong>haltet die Zusammenfassung des Projektes, gefolgt von dem Fazit <strong>in</strong> Kapitel 7.<br />

2


2 4B4BH<strong>in</strong>tergrund – Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

2 H<strong>in</strong>tergrund – Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

Verschiedene Studien und Forschungsansätze haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit gezeigt, dass sich <strong>der</strong><br />

gesellschaftliche Wandel immer stärker auf die Ernährungsversorgung <strong>in</strong> den Haushalten auswirkt.<br />

Hierzu gehört auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Ausgaben für den Außer-Haus-Verzehr, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahrzehnten gestiegen ist und <strong>der</strong> nun rund 40% <strong>der</strong> monatlichen Ausgaben für die Ernährung<br />

(Getränke und Tabakwaren e<strong>in</strong>geschlossen) ausmacht (STATISTISCHES BUNDESAMT, 2003). Die<br />

Verschiebung des Mittagessens auf e<strong>in</strong>en späteren Zeitpunkt und die größere Bedeutung des<br />

Abendessens als geme<strong>in</strong>same Familienmahlzeit rückt immer mehr <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund des<br />

Essalltags von Familien berufstätiger Eltern (DGE, 2000). Die Frau nimmt <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang e<strong>in</strong>e entscheidende Position für die Versorgung <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>. Dabei ist sie<br />

diejenige, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ihre eigenen Wünsche h<strong>in</strong>ter denen des Partners und <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zurückstellt (BROWN UND MILLER, 2002). In e<strong>in</strong>er Untersuchung nach BOURCEIER ET AL. (2003) wird<br />

die Mutter als Hauptverantwortliche <strong>der</strong> Ernährungsversorgung identifiziert. LEONHÄUSER ET AL.<br />

(2009) hebt hervor, dass Mütter aufgrund <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e berufliche<br />

Vollzeitbeschäftigung verzichten, um ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> am Mittag versorgen zu können. Bei<br />

vollzeiterwerbstätigen Müttern wird h<strong>in</strong>gegen deutlich, welche organisatorischen Bemühungen sie<br />

auf sich nehmen müssen, damit sie e<strong>in</strong>e adäquate Verpflegung ermöglichen können. Das zeigt,<br />

wie groß <strong>der</strong> Bedarf <strong>der</strong> Eltern nach zufriedenstellenden Versorgungsmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen ist. Die Versorgungssituation ist oft nicht ausreichend gegeben<br />

(EICHHORST UND THODE, 2009 S. 9). Die Familien müssen daher für die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

auf an<strong>der</strong>e Möglichkeiten zurückgreifen. Abhängig von <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Situation des Haushaltes<br />

kann entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e externe Person engagiert werden o<strong>der</strong> es muss auf an<strong>der</strong>e Netzwerke wie<br />

Großeltern, Verwandte o<strong>der</strong> Bekannte zurückgegriffen werden. Wenn solche Alternativen nicht<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, muss sich häufig die Mutter durch e<strong>in</strong>e Umstrukturierung ihres Alltags an<strong>der</strong>e<br />

Lösungen suchen wie z.B. die Verlegung <strong>der</strong> Mahlzeitenzubereitung auf den Vortag o<strong>der</strong> das<br />

Wochenende (Vorkochen/Vorratshaltung) (LEONHÄUSER ET AL., 2009).<br />

Die Ernährungsversorgung von Familien wird vor allem <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

familiären Mahlzeitenstruktur kritisch diskutiert. Zu verzeichnen ist e<strong>in</strong>e Verschiebung von dem<br />

klassischen Mahlzeitenmuster h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Versorgungssituation <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Familienmitglie<strong>der</strong>. Während früher die Mahlzeiten eher geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>genommen<br />

wurden, zeigt sich e<strong>in</strong>e Verlagerung h<strong>in</strong> zum öffentlichen Raum. Das führt dazu, dass die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Familienmitglie<strong>der</strong> unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en sozialen Umfel<strong>der</strong>n wie<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, Schulen o<strong>der</strong> Arbeitskant<strong>in</strong>en essen. Die Zuständigkeit und Verantwortung für e<strong>in</strong>e<br />

angemessene Ernährungsversorgung steigt demnach bei den öffentlichen Verpflegungsanbietern.<br />

Die Hauptverantwortung für die familiäre Versorgung liegt jedoch weiterh<strong>in</strong> bei den Müttern (GOLD,<br />

2008 S. 87).<br />

3


2 4B4BH<strong>in</strong>tergrund – Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

Gründe für die Verschiebung h<strong>in</strong> zum Außer-Haus-Verzehr s<strong>in</strong>d das gestiegene Außer-Haus-<br />

Versorgungsangebot, welches das Essen zwischendurch ermöglicht und gesellschaftliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen wie die gestiegene Erwerbstätigkeit von Frauen. Letzteres wurde durch den<br />

erleichterten Zugang von Frauen zu Bildung und das damit e<strong>in</strong>hergehende höhere<br />

Qualifikationsniveau ermöglicht (EICHHORST UND THODE, 2009 S. 1). Die Erwerbstätigenquote von<br />

Frauen ist von 1992 bis 2006 um 3,7 Prozentpunkte angestiegen (STATISTISCHES BUNDESAMT,<br />

2006). Das könnte zusätzlich damit begründet werden, dass die laufenden Kosten steigen und e<strong>in</strong><br />

zweites Gehalt für das familiäre E<strong>in</strong>kommen zunehmend wichtiger wird. Außerdem besteht bei<br />

Frauen <strong>der</strong> Wunsch nach höherem E<strong>in</strong>kommen und eigenständiger Existenzsicherung sowie das<br />

Bedürfnis nach Selbstverwirklichung (GOLD, 2008 S. 37). Bei vielen Frauen s<strong>in</strong>kt die Bereitschaft,<br />

die durch e<strong>in</strong>e Ausbildung o<strong>der</strong> Studium gewonnene Unabhängigkeit vom Mann durch die<br />

Gründung e<strong>in</strong>er Familie ganz o<strong>der</strong> teilweise wie<strong>der</strong> aufzugeben. Deshalb lässt sich das<br />

traditionelle Alle<strong>in</strong>verdienermodel mit <strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehenden Aufgabenverteilung und<br />

Rollenmuster - die Frau zuständig für die Erziehung und Versorgung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong> Mann für das<br />

Erwerbse<strong>in</strong>kommen - nicht mehr aufrechterhalten. Mit <strong>der</strong> Höherqualifizierung <strong>der</strong> Frau und dem<br />

damit stärker ausgeprägten Erwerbswunsch auch h<strong>in</strong> zur Vollzeitbeschäftigung steigt <strong>der</strong> Bedarf<br />

an Ganztags-Betreuungse<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> aller Altersstufen. Dies wird durch die<br />

Verkürzung des Elterngeldes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elternzeit noch verstärkt. Hierdurch s<strong>in</strong>d die Eltern gezwungen<br />

wie<strong>der</strong> früher <strong>in</strong>s Berufsleben e<strong>in</strong>zusteigen, um die laufenden Kosten zu decken (EICHHORST UND<br />

THODE, 2009 S. 1, S. 10).<br />

Bei <strong>der</strong> Familienplanung unterscheiden sich oft die Vorstellungen <strong>der</strong> Partner. Bei e<strong>in</strong>er Umfrage<br />

unter Mediz<strong>in</strong>studenten gaben die meisten Männer an, e<strong>in</strong>e Vollzeitbeschäftigung des Mannes bei<br />

e<strong>in</strong>er Teilzeitbeschäftigung <strong>der</strong> Frau zu favorisieren. Diese Lebensplanung f<strong>in</strong>det sich auch zurzeit<br />

<strong>in</strong> den meisten Haushalten als Lösung für die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf, da Frauen<br />

aufgrund ihres Familienwunsches eher bereit s<strong>in</strong>d ihre Berufsziele zu reduzieren. Jedoch unter<br />

dem Aspekt betrachtet, dass die Mediz<strong>in</strong>student<strong>in</strong>nen für sich eher e<strong>in</strong>e gleichberechtigte Lösung<br />

wie Vollzeitbeschäftigung bei<strong>der</strong> Partner mit geme<strong>in</strong>samer Betreuung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> anstreben, muss<br />

das öffentliche Betreuungsangebot angepasst werden, um dies zu ermöglichen. Denn viele Frauen<br />

relativieren ihre Vorstellungen über Karriere und passen ihre Wünsche an die berufliche Tätigkeit<br />

an, bevor sie überhaupt anfangen zu arbeiten, da sie aufgrund <strong>der</strong> bestehenden gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse an <strong>der</strong> Durchsetzbarkeit ihrer familiären und beruflichen Wünsche zweifeln (GOLD,<br />

2008 S. 37, S 87f). Die strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familien wie die gestiegene<br />

Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Frau br<strong>in</strong>gen erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen an die Aufrechterhaltung e<strong>in</strong>er guten<br />

Ernährungsversorgung mit sich. Wie kann diese gewährleistet werden? Welche Ansätze gibt es,<br />

wie s<strong>in</strong>d diese umsetzbar und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Familie? Dies<br />

s<strong>in</strong>d wichtige Fragestellungen, die sich die Gesellschaft stellen muss, um auf diesen strukturellen<br />

Wandel reagieren zu können und Lösungsansätze für Familien mit berufstätigen Eltern zu f<strong>in</strong>den.<br />

4


2 4B4BH<strong>in</strong>tergrund – Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

Die Lösungsansätze sollten auch auf Alle<strong>in</strong>erziehende ausgerichtet se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em noch<br />

größeren Spannungsfeld zwischen Berufstätigkeit und Versorgung stehen. Denn sie s<strong>in</strong>d<br />

gezwungen, Erwerbsarbeit und die Versorgung <strong>der</strong> Familie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person zu vere<strong>in</strong>en<br />

(EICHHORST UND THODE, 2009 S. 2). Somit steigt die Verantwortung <strong>der</strong> Gesellschaft, e<strong>in</strong>e gute<br />

Versorgungslage vor allem für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche zu gewährleisten (MINISTERIUM FÜR ARBEIT<br />

UND SOZIALES, 2008 S. 10).<br />

Aufgrund des demographischen Wandels kommt es zu e<strong>in</strong>em Fachkräftemangel, da die<br />

Bevölkerung immer älter wird und weniger potentielle Arbeitskräfte nachkommen. Weibliche<br />

Fachkräfte stehen dem Arbeitsmarkt nur begrenzt zur Verfügung, da sie häufig Familie und Beruf<br />

nicht vollständig vere<strong>in</strong>baren können (MINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES, 2008 S. 4). Seit etwa<br />

e<strong>in</strong>em Jahrzehnt steht diese Thematik weit oben auf <strong>der</strong> politischen Agenda, wobei <strong>der</strong> Fokus<br />

hauptsächlich auf Familien mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n liegt. Damit wird versucht, dem Problem <strong>der</strong> sehr<br />

ger<strong>in</strong>gen und weiter s<strong>in</strong>kenden Geburtenrate entgegenzuwirken (EICHHORST UND THODE, 2009<br />

S. 2). Die E<strong>in</strong>führung von zuverlässigen Kontrazeptiva und die Liberalisierung des<br />

Schwangerschaftsabbruchs ermöglicht Frauen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuellere Familienplanung. Das hat zur<br />

Folge, dass Frauen bewusst die Entscheidung für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d treffen müssen, was mit vielfältigen<br />

an<strong>der</strong>en Wünschen und Optionen konkurrieren kann. Oft liegt e<strong>in</strong>e Diskrepanz zwischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch und tatsächlicher K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl vor. Die Gewährleistung e<strong>in</strong>er optimalen Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf würde die Anpassung <strong>der</strong> realisierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl an den K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch<br />

ermöglichen (MÜLLER, 2000 S. 3).<br />

E<strong>in</strong>e die Familien und beson<strong>der</strong>s die Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Mütter unterstützende Politik und<br />

mögliche Handlungspläne s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland bislang noch nicht ausgereift.<br />

Damit Deutschland zukunftsfähig bleibt, ist es entscheidend, die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und<br />

Beruf zu gewährleisten. Obwohl <strong>in</strong> den letzten Jahren bereits e<strong>in</strong>e familienbewusste Personal- und<br />

Unternehmenspolitik thematisiert wurde, scheitert sie oft an <strong>der</strong> Umsetzung (MINISTERIUM FÜR<br />

ARBEIT UND SOZIALES, 2008 S. 4). Der Schwerpunkt <strong>der</strong> öffentlichen Ausgaben im Rahmen <strong>der</strong><br />

staatlichen Familienför<strong>der</strong>ung lag hauptsächlich im Bereich Geldleistungen sowie<br />

Steuerermäßigungen und wenig bei den familien-unterstützenden Dienstleistungen wie die<br />

öffentliche K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung. Direkte Geldleistungen wie K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt wirkende<br />

Steuervergünstigungen wie Rückerstattungen, erhöhen das E<strong>in</strong>kommen von Familien und<br />

schaffen somit ökonomische Anreize zur Familiengründung. Es können dadurch aber auch<br />

negative Folgeersche<strong>in</strong>ungen für Familien und ihre Zukunftsplanung auftreten. Es ist möglich, dass<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>kommensabhängig gezahltes K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit m<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

und dadurch die traditionelle Rollenaufteilung zulasten <strong>der</strong> Unabhängigkeit <strong>der</strong> Frauen wie<strong>der</strong><br />

begünstigt (EICHHORST UND THODE, 2009 S. 8).<br />

5


2 4B4BH<strong>in</strong>tergrund – Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

Die Familienpolitik ist immer noch stark auf die materielle Entlastung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Familie<br />

durch Geldleistungen ausgerichtet und weniger dienstleistungsbezogen. Das liegt unter an<strong>der</strong>em<br />

daran, dass zuzeiten <strong>der</strong> traditionellen Rollenaufteilung die Dienstleistung, die Betreuung <strong>der</strong><br />

eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>, durch die Mütter erbracht und die öffentlichen daher wenig <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen wurden. Dadurch ist das Angebot von K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen noch<br />

e<strong>in</strong>geschränkt und muss ausgebaut werden. Dies gilt jedoch vor allem für die alten Bundeslän<strong>der</strong>,<br />

wo <strong>der</strong> Zugang zu Betreuungsangeboten vor allem für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren noch immer nicht<br />

bedarfsgerecht ist (EICHHORST UND THODE, 2009 S. 9). Auch das M<strong>in</strong>isterium für Arbeit und<br />

Soziales von Baden-Württemberg hat 2008 im Rahmen des Projektes „Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Beruf“ unter an<strong>der</strong>em den Ausbau e<strong>in</strong>es qualitativ hochwertigen und bedarfsgerechten<br />

Betreuungsangebotes für K<strong>in</strong><strong>der</strong> aller Alterstufen als Handlungsempfehlung für Politik und vor<br />

allem Arbeitgeber gegeben. Das zeigt, dass <strong>der</strong> Bedarf daran noch besteht. Der Ausbau e<strong>in</strong>es<br />

solchen Angebotes, das zusätzlich an die Arbeitszeiten <strong>der</strong> Beschäftigten angepasst ist, zählt zu<br />

den vordr<strong>in</strong>glichsten Aufgaben e<strong>in</strong>er Politik, die sich an beruflicher Chancengleichheit orientiert.<br />

Denn e<strong>in</strong> solches Angebot gibt den Eltern die erfor<strong>der</strong>liche Sicherheit, die für e<strong>in</strong>e gute<br />

Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit im Beruf entscheidend ist (MINISTERIUM FÜR ARBEIT UND<br />

SOZIALES, 2008 S. 10).<br />

In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n kann man nach wie vor e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Frauen zur<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf sehen als <strong>in</strong> den alten. Das zeigt die Studie über<br />

Wöchner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Während die Frauen <strong>in</strong> den alten<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n eher bereit s<strong>in</strong>d, bei entsprechendem Gehalt des Mannes, mit kle<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d zu<br />

Hause zu bleiben, s<strong>in</strong>d die Frauen <strong>der</strong> neuen Bundeslän<strong>der</strong> häufiger davon überzeugt, Familie und<br />

Beruf auch mit kle<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d meistern zu können. Diese Unterschiede liegen mitbegründet dar<strong>in</strong>,<br />

dass <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Familienpolitik <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR auf <strong>der</strong> gleichberechtigten Erwerbstätigkeit bei<strong>der</strong><br />

Geschlechter lag und somit alle nötigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geschaffen wurden. So bestand<br />

unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e hun<strong>der</strong>tprozentige Bedarfsdeckung <strong>der</strong> außerhäuslichen Betreuung, es gab<br />

e<strong>in</strong>e bezahlte Freistellung von <strong>der</strong> Arbeit für Erziehung und Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie verkürzte<br />

Wochenarbeitszeit für berufstätige Mütter ohne Lohnm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (MÜLLER, 2000 S. 51).<br />

Ähnliche Konzepte werden <strong>der</strong>zeit als Handlungsempfehlungen von Gremien entwickelt, obwohl<br />

sie schon bestanden haben. Diese könnten als Vorlage dienen, um die auf dem konservativen<br />

Rollenmodell basierende Familienpolitik zu reformieren und um so die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf zu erreichen. Und e<strong>in</strong> familienbezogenes Handeln <strong>der</strong><br />

Politiker und an<strong>der</strong>er Aktionsträger ist unabd<strong>in</strong>gbar, um Eltern im Spannungsfeld zwischen Familie<br />

und Beruf zu unterstützen. Denn mit e<strong>in</strong>er Entscheidung für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d trotz Berufstätigkeit gehen<br />

Zeitstress, gesundheitliche Bee<strong>in</strong>trächtigung, Partnerschaftskonflikte und e<strong>in</strong> Verzicht auf<br />

berufliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>her, weshalb die Familien großen<br />

Unterstützungsbedarf haben.<br />

6


3 5B5BMethoden<br />

3 Methoden<br />

Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland vorherrschenden Schwierigkeiten bezüglich <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie und Beruf (siehe Kapitel 2) wurde e<strong>in</strong>e quantitative Studie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

durchgeführt und untersucht, ob das Angebot an K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

ausreichend ist. Des Weiteren wurde ermittelt, ob e<strong>in</strong>e Verpflegung <strong>in</strong> den kommunalen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten angeboten wird und ob die Notwendigkeit besteht, e<strong>in</strong> vorhandenes Angebot<br />

auszubauen bzw. e<strong>in</strong>e Verpflegung anzubieten.<br />

Im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s wurde zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Untersuchungsphase von den Studenten<br />

geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er Fragebogen erstellt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von Forschungsthemen abdeckt<br />

und den die Bürger <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> beantworten sollten. Die Studenten wurden<br />

entsprechend <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Bewohner auf die Ortsteile aufgeteilt und haben bei e<strong>in</strong>er Haus-zu-<br />

Haus Befragung die Fragebögen erhoben. Die <strong>in</strong>terviewten Personen wurden zufällig ausgewählt,<br />

wodurch die Stichprobe repräsentativ ist. Dennoch muss beachtet werden, dass aufgrund <strong>der</strong><br />

Mittagszeit, zu <strong>der</strong> die Befragungen vorwiegend durchgeführt wurden, überwiegend Hausfrauen<br />

und Rentner erfasst wurden, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die arbeitende<br />

Bevölkerung zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Anteil vertreten ist. Die Befragung wurde bereits im Vorfeld<br />

durch die Presse angekündigt und erstreckte sich auf e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei Wochen. In diesem<br />

Zeitraum wurden die Fragebögen erhoben und Informationsschreiben an <strong>in</strong>teressierte Bürger<br />

verteilt, so dass zusätzlich weitere Personen den onl<strong>in</strong>e-Fragebogen ausfüllten. Nach <strong>der</strong><br />

Befragung wurden alle Antworten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e durch die Betreuer erstellte Excelmaske übertragen,<br />

sodass darauf aufbauend jede Gruppe die Antworten themenspezifisch mit SPSS auswerten<br />

konnte. In diesem ersten Fragebogen wurden die Bürger nach ihrer subjektiven E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Situation gefragt, um das allgeme<strong>in</strong>e Stimmungsbild <strong>der</strong> Bevölkerung zu erfassen.<br />

Der Fragebogen umfasste die folgenden vier Fragen zu dem Thema „Verpflegungsangebote für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche“:<br />

1. Wie schätzen Sie das Verpflegungsangebot (warmes Mittagessen) <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen<br />

<strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>?<br />

2. Wie wichtig f<strong>in</strong>den Sie es, dass e<strong>in</strong>e Verpflegung (warmes Mittagessen) für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern<br />

berufstätig s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen) <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de<br />

angeboten wird?<br />

3. Könnten Sie sich vorstellen, sich ehrenamtlich <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de für die Verpflegung von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen zu engagieren?<br />

Wenn ja, wie groß wäre Ihre Bereitschaft?<br />

7


3 5B5BMethoden<br />

4. Könnten Sie sich vorstellen, das Verpflegungsangebot <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen <strong>in</strong> Ihrer<br />

Geme<strong>in</strong>de durch e<strong>in</strong>e Spende zu för<strong>der</strong>n bzw. zu unterstützen?<br />

Die Projektgruppe, die sich mit dem Thema „Verpflegung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten“ befasste, erstellte e<strong>in</strong>en<br />

zusätzlichen spezifischen Fragebogen, <strong>der</strong> sich an die Eltern <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong> wandte und<br />

mit dem untersucht werden sollte, wie weit sich Beruf und Familie vere<strong>in</strong>baren lassen. Außerdem<br />

sollte <strong>der</strong> Bedarf an e<strong>in</strong>em Ausbau des Verpflegungsangebots im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten geklärt werden.<br />

Aus diesem Grund wurde e<strong>in</strong>e Befragung <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

durchgeführt. Da <strong>in</strong> Deutschland überwiegend die Mütter die Hauptverantwortung für die<br />

Ernährung ihres K<strong>in</strong>des tragen, wurden vorzugsweise die Mütter befragt. Dennoch wurden die<br />

Väter nicht von <strong>der</strong> Befragung ausgeschlossen, denn auch bei ihnen sollte die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Beruf und Familie überprüft werden. Darüber h<strong>in</strong>aus sollte das Verpflegungsangebot <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten mithilfe des Fragebogens bewertet werden, sowie <strong>der</strong> Bedarf nach e<strong>in</strong>er Erweiterung<br />

des Verpflegungsangebots geklärt werden. Dies war e<strong>in</strong> weiterer Grund, die Väter bei <strong>der</strong><br />

Befragung nicht auszuschließen, da ihre Me<strong>in</strong>ung genauso wichtig ist wie die <strong>der</strong> Mütter. Zur<br />

Bewertung des Verpflegungsangebots wurden auch Nicht-Erwerbstätige befragt, obwohl sie nicht<br />

unmittelbar von <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und Familie betroffen waren.<br />

Die drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, <strong>in</strong> denen die Erhebung durchgeführt wurde, bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

Oberweimar, Nie<strong>der</strong>walgern und Roth. Bereits im Vorfeld <strong>der</strong> Befragung wurden telefonisch e<strong>in</strong>ige<br />

Informationen durch die Gruppenmitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geholt. Beispielsweise wurde mit Vertretern <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de telefoniert, um rechtliche Fragen bezüglich des Datenschutzes zu klären. Mit den<br />

Leiter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten wurde Kontakt aufgenommen, um die bisherige<br />

Situation zu erfragen. Daraus ergab sich, dass <strong>in</strong> Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern bereits e<strong>in</strong><br />

Verpflegungsangebot besteht. Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten beziehen das Essen für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu gleichen<br />

Konditionen vom St. Elisabeth Vere<strong>in</strong>, <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Roth bietet ke<strong>in</strong>e Verpflegung an.<br />

Vor Erstellung des zweiten spezifischen Fragebogens wurden mögliche Probleme und Annahmen<br />

im H<strong>in</strong>blick auf das Verpflegungsangebot <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de von <strong>der</strong><br />

Projektgruppe diskutiert. Das Ergebnis dieser Überlegungen wurde <strong>in</strong> neun Thesen<br />

beziehungsweise Fragen zusammengefasst, mit <strong>der</strong>en Hilfe die Fragen des spezifischen<br />

Fragebogens ausgewertet werden sollten. Folgende Annahmen und Fragen wurden erarbeitet:<br />

1. Berufstätige Eltern fühlen sich durch die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit<br />

e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

2. Berufstätige Eltern s<strong>in</strong>d auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen.<br />

3. Eltern, die sich durch die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen,<br />

nutzen das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten häufiger als Eltern, die sich durch die<br />

Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen.<br />

8


3 5B5BMethoden<br />

4. Eltern, die auf soziale Netzwerke zurückgreifen können, nutzen das Verpflegungsangebot im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten weniger als Eltern, die nicht auf soziale Netzwerke zurückgreifen können.<br />

5. Eltern, die nicht auf soziale Netzwerke wie beispielsweise Großeltern o<strong>der</strong> Freunde<br />

zurückgreifen können, fühlen sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit häufiger e<strong>in</strong>geschränkt und s<strong>in</strong>d auch<br />

mehr auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen.<br />

6. Warum nutzen die Eltern, die auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten aufgrund ihrer<br />

familiären Situation eigentlich angewiesen s<strong>in</strong>d, dieses trotzdem nicht?<br />

7. Da die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern ihr Essen zu gleichen Konditionen<br />

vom St. Elisabeth Vere<strong>in</strong> beziehen, wird sich die Bewertung des Essens durch die Eltern<br />

voraussichtlich nicht vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

8. Eltern, die auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d häufiger bereit,<br />

dafür f<strong>in</strong>anziell aufzukommen.<br />

9. Berufstätige Eltern mit Vollzeitbeschäftigung s<strong>in</strong>d weniger bereit, sich <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ihres<br />

K<strong>in</strong>des ehrenamtlich zu engagieren als <strong>in</strong> Teilzeit beschäftigte Eltern und Nicht-Erwerbstätige.<br />

Basierend auf diesen Annahmen, sowie unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> durch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenleiter<strong>in</strong>nen<br />

erhaltenen Informationen, wurde <strong>der</strong> spezifische Fragebogen entwickelt (Anhang 3). Dieser<br />

umfasst zehn Fragen, wobei e<strong>in</strong>ige Fragen abhängig von den Antworten übersprungen werden<br />

können. Nach Fertigstellung des Fragebogens wurde mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenleiter<strong>in</strong>nen telefonisch<br />

e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart, an dem die Befragung <strong>der</strong> Eltern durchgeführt werden sollte. Daraufh<strong>in</strong><br />

verfasste die Gruppe e<strong>in</strong>en Elternbrief, <strong>in</strong> dem das Ziel <strong>der</strong> Untersuchung, wer diese durchführt<br />

und wann die Befragung stattf<strong>in</strong>den soll, genannt wurde (Anhang 2). Dieser wurde dann an die<br />

Eltern verteilt und zusätzlich an <strong>der</strong> Tür des jeweiligen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens ausgehangen. Zuerst wurde<br />

die Befragung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar durchgeführt. Jeweils e<strong>in</strong>ige Tage später erfolgten die<br />

Befragungen auch <strong>in</strong> Roth und Nie<strong>der</strong>walgern. Aufgrund <strong>der</strong> vorherigen schriftlichen Ankündigung,<br />

sowie des regen Engagements durch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenleiter<strong>in</strong>nen, war die Beteiligung <strong>der</strong> Eltern<br />

sehr gut. Insgesamt konnten 60 Eltern <strong>in</strong> allen drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten befragt werden, dies s<strong>in</strong>d circa<br />

50% aller Eltern. Alle Antworten wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Excelmaske übertragen und mit Hilfe <strong>der</strong><br />

aufgestellten Thesen mit SPSS ausgewertet.<br />

9


4 6B6BErgebnisse<br />

a. Ergebnisse<br />

4 Ergebnisse<br />

allgeme<strong>in</strong>er Fragebogen<br />

Die Bürger <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> wurden zu vier Fragen - zu ihrer E<strong>in</strong>schätzung und <strong>der</strong><br />

Notwendigkeit des Verpflegungsangebotes <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, ihrer Bereitschaft zu<br />

ehrenamtlicher Tätigkeit und zu Spenden - befragt. Abbildung 1 zeigt, dass die Beteiligung <strong>der</strong><br />

befragten Bürger außer bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des Verpflegungsangebotes bei über<br />

70% lag.<br />

Abb. 1: Prozentuale Beteiligung <strong>der</strong> Bürger bei den vier Fragen zum Thema Verpflegungsangebot <strong>in</strong><br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen) (eigene Darstellung)Zu <strong>der</strong> Frage, wie die Bürger das<br />

Verpflegungsangebot <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>schätzen, machten<br />

<strong>in</strong>sgesamt 56% <strong>der</strong> befragten Bürger e<strong>in</strong>e Angabe. Davon bewerteten 64% das Angebot als gut<br />

bis sehr gut. Von den restlichen 44% <strong>der</strong> Bürger haben circa 90% angekreuzt, ke<strong>in</strong>e Angaben zu<br />

dem Verpflegungsangebot machen zu können und 10% haben die Frage gar nicht beantwortet.<br />

Von 78%, die die Frage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>es Verpflegungsangebots beantwortet haben,<br />

gaben 83% an, dass das Angebot unverzichtbar bis sehr wichtig sei. Bei <strong>der</strong> Frage, ob die Bürger<br />

bereit wären sich ehrenamtlich für das Verpflegungsangebot zu engagieren, bejahten 27%, wobei<br />

die Beteiligung bei 85% lag. Von den 78% <strong>der</strong> Bürger, die Angaben zu ihrer Spendenbereitschaft<br />

gemacht haben, würden 52% das Verpflegungsangebot f<strong>in</strong>anziell unterstützen.<br />

Abschließend lässt sich sagen, dass die Bürger, die e<strong>in</strong>e Angabe zum Verpflegungsangebot<br />

gemacht haben, dieses tendenziell gut und auch als unbed<strong>in</strong>gt notwendig e<strong>in</strong>schätzen. E<strong>in</strong> Viertel<br />

<strong>der</strong> Befragten, die e<strong>in</strong>e Antwort gegeben haben, könnte sich vorstellen, sich ehrenamtlich für das<br />

Verpflegungsangebot zu engagieren und fast die Hälfte würde Geld spenden. Diese Bereitschaft<br />

könnte für den Ausbau des Verpflegungsangebots genutzt werden.<br />

10


4 6B6BErgebnisse<br />

b. Ergebnisse<br />

spezifischer Fragebogen<br />

Von den 123 Eltern <strong>der</strong> drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten wurden <strong>in</strong>sgesamt 60 befragt, das<br />

entspricht e<strong>in</strong>er sehr guten Beteiligung von fast 50%. Von den Befragten s<strong>in</strong>d 83% Mütter und 17%<br />

Väter, wobei 23% <strong>in</strong> vollzeit, 55% <strong>in</strong> teilzeit und 22% nicht erwerbstätig s<strong>in</strong>d. 27% <strong>der</strong> Eltern haben<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, 56% haben zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> und 16% mehr als zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten Oberweimar<br />

und Nie<strong>der</strong>walgern haben das Angebot e<strong>in</strong>er warmen Mittagsmahlzeit, Roth h<strong>in</strong>gegen nicht. Der<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Roth hat die kürzesten Öffnungszeiten von 7.30-13.30 Uhr, Oberweimar hat von<br />

7.00-14.30 Uhr geöffnet und <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern hat am längsten geöffnet von 7.30-<br />

16.30 Uhr. Alle drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten haben zurzeit noch freie Plätze, vor allem <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

Nie<strong>der</strong>walgern.<br />

Die Frage nach speziellen Bedürfnissen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stellt sich <strong>in</strong> den<br />

drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Anzahl und <strong>der</strong> guten Integration <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nicht. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong>nen haben auch von ke<strong>in</strong>en Schwierigkeiten h<strong>in</strong>sichtlich kultureller<br />

Unterschiede bei <strong>der</strong> angebotenen Mahlzeit berichtet. E<strong>in</strong>e Aussage zu <strong>der</strong> Annahme, dass<br />

beson<strong>der</strong>s Alle<strong>in</strong>erziehende auf die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d,<br />

kann nicht gemacht werden, da 97% <strong>der</strong> Probanden verheiratet s<strong>in</strong>d und nur 3% <strong>der</strong> befragten<br />

Gruppe alle<strong>in</strong>erziehend. Deshalb kann aufgrund <strong>der</strong> bestehenden Datengrundlage ke<strong>in</strong>e Aussage<br />

über den Unterstützungsbedarf von Alle<strong>in</strong>erziehenden durch das Anbieten e<strong>in</strong>er<br />

Mittagsverpflegung gemacht werden.<br />

Anhand <strong>der</strong> oben genannten neun Annahmen und Fragen (siehe Kapitel 3) sollen die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Befragung <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten dargestellt werden. Es muss beachtet<br />

werden, dass <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Stichproben, ausgedrückt mit <strong>der</strong> Zahl n, bei den verschiedenen<br />

Fragestellungen variiert und nur die Antworten berücksichtigt wurden, bei denen Angaben zu<br />

beiden komb<strong>in</strong>ierten Variablen vorlagen. Wenn die Eltern „ke<strong>in</strong>e Angaben“ angekreuzt o<strong>der</strong> die<br />

Frage nicht beantwortet haben, wurden diese Antworten bei <strong>der</strong> Auswertung unberücksichtigt<br />

gelassen, was im Nachfolgenden nicht mehr zusätzlich erwähnt wird.<br />

These (1) & (2): Berufstätige Eltern fühlen sich durch die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />

Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt und s<strong>in</strong>d auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen.<br />

Zur Überprüfung <strong>der</strong> Thesen (1) und (2) wurden die Vollzeit- und Teilzeit-Erwerbstätigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe zusammengefasst, weshalb die Stichprobengröße n=46 Eltern beträgt. In <strong>der</strong> folgenden<br />

Abbildung 2 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse dargestellt. Daraus wird ersichtlich, dass entgegen <strong>der</strong><br />

Erwartungen ungefähr zwei Drittel <strong>der</strong> berufstätigen Eltern sich nicht <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit<br />

e<strong>in</strong>geschränkt fühlen (63%) und auch nicht auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d (67%).<br />

11


4 6B6BErgebnisse<br />

Abb. 2: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen (l<strong>in</strong>ks) und prozentualer<br />

Anteil <strong>der</strong> Befragten, die auf die Verpflegung ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d (rechts) (eigene<br />

Darstellung)Mittels SPSS wurde <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz-Koeffizient p ermittelt, um jeweils den<br />

Zusammenhang zwischen den beiden Untersuchungsvariablen zu erfassen. Dieser ergab bei<br />

beiden ke<strong>in</strong>e Signifikanz. Der Koeffizient liegt bei These (1) bei p=0,894 und bei These (2) bei<br />

p=0,387, das heißt, es gibt ke<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Berufstätigkeit <strong>der</strong><br />

Eltern, dem Sich-e<strong>in</strong>geschränkt-fühlen im Beruf und dem Angewiesen-se<strong>in</strong> auf das<br />

Verpflegungsangebot.<br />

These (3): Eltern, die sich durch die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt<br />

fühlen, nutzen das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten häufiger als Eltern, die sich durch die<br />

Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen.<br />

Bei dieser Fragestellung mussten die erfassten Daten nach Berufstätigkeit <strong>der</strong> Eltern und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten gefiltert werden, da im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Roth ke<strong>in</strong> Verpflegungsangebot besteht.<br />

Deshalb wurden n=33 Elternantworten e<strong>in</strong>bezogen. Die folgende Abbildung 3 zeigt, dass von den<br />

Eltern, die sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen, auch 77% das Verpflegungsangebot<br />

im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nutzen. Aber auch von den Eltern, die sich nicht e<strong>in</strong>geschränkt<br />

fühlen, nutzen das Angebot mehr als die Hälfte. Das lässt darauf schließen, dass die Nutzung des<br />

Verpflegungsangebots von verschiedenen Aspekten abhängt wie zum Beispiel auch von dem<br />

Vorhandense<strong>in</strong> sozialer Netzwerke.<br />

12


4 6B6BErgebnisse<br />

Abb. 3: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten nutzen, <strong>in</strong> Abhängigkeit davon,<br />

ob sie sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen (eigene Darstellung)These (4): Eltern, die nicht<br />

auf soziale Netzwerke zurückgreifen können, nutzen das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

häufiger als Eltern, die auf soziale Netzwerke zurückgreifen können.<br />

Von allen befragten Eltern (n=60) können 65% auf soziale Netzwerke zurückgreifen. Das heißt,<br />

dass sie ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> mittags mit e<strong>in</strong>er warmen Mahlzeit versorgt wissen, da sie sie zu Großeltern<br />

o<strong>der</strong> Freunden und Bekannten geben können. Bei dieser Fragestellung wurden n=41<br />

Elternantworten berücksichtigt.<br />

Abb. 4: Nutzung des Verpflegungsangebots <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern <strong>in</strong> Abhängigkeit davon,<br />

ob die Eltern auf soziale Netzwerke zurückgreifen können (eigene Darstellung)Anhand <strong>der</strong> Abbildung 4 ist<br />

erkennbar, dass weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Eltern, die ihr K<strong>in</strong>d zu Großeltern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

13


4 6B6BErgebnisse<br />

Personen geben können, ihr K<strong>in</strong>d an <strong>der</strong> warmen Mittagsverpflegung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten teilnehmen<br />

lassen. Bei den Eltern ohne soziale Netzwerke s<strong>in</strong>d es h<strong>in</strong>gegen 73%. Das bestätigt die<br />

Hypothese, dass Eltern ohne Großeltern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e helfende Personen verstärkt das Angebot<br />

e<strong>in</strong>es warmen Mittagessens für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten nutzen. Es besteht e<strong>in</strong> fast<br />

signifikanter Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Nutzung des Verpflegungsangebots und dem<br />

Vorhandense<strong>in</strong> von sozialen Netzwerken (p=0,055).<br />

These (5): Eltern, die nicht auf soziale Netzwerke wie beispielsweise Großeltern o<strong>der</strong> Freunde<br />

zurückgreifen können, fühlen sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit häufiger e<strong>in</strong>geschränkt und s<strong>in</strong>d auch<br />

mehr auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen.<br />

Bei <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Variablen „Bestehen von sozialen Netzwerken“ und „Sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen“ wurden die n=47 berufstätigen Eltern berücksichtigt. Die<br />

Abbildung 5 zeigt, dass sich wenige Eltern (24%) <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen,<br />

wenn sie ihr K<strong>in</strong>d zu Großeltern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Personen geben können. Bei denen, die diese<br />

Möglichkeit nicht haben, fühlen sich über 60% e<strong>in</strong>geschränkt. Dieses Ergebnis ist aussagekräftig,<br />

da e<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorhandense<strong>in</strong> sozialer Netzwerke und dem<br />

„Sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen“ besteht (p=0,009). Bei <strong>der</strong> Fragenkomb<strong>in</strong>ation,<br />

<strong>in</strong>wieweit Eltern auf das Verpflegungsangebot angewiesen s<strong>in</strong>d, wenn sie soziale Netzwerke<br />

nutzen können o<strong>der</strong> wenn sie sie nicht nutzen können, wurden fast alle Eltern berücksichtigt<br />

(n=59). Auch die Eltern des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens <strong>in</strong> Roth wurden e<strong>in</strong>bezogen, da auch für sie e<strong>in</strong><br />

Verpflegungsangebot von Interesse se<strong>in</strong> könnte, ohne dass e<strong>in</strong> solches <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

angeboten wird.<br />

Abb. 5: Zusammenhang zwischen den beiden Variablen, <strong>in</strong>wieweit sich Eltern <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt<br />

fühlen <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob sie soziale Netzwerke nutzen können (eigene<br />

14


4 6B6BErgebnisse<br />

Darstellung)<br />

Abb. 6: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, die abhängig vom Bestehen sozialer Netzwerke auf das Verpflegungsangebot<br />

im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d (eigene Darstellung)Die Abbildung 6 verdeutlicht, dass Eltern mit<br />

sozialen Netzwerken (16%) auf das Verpflegungsangebot angewiesen s<strong>in</strong>d. Verwun<strong>der</strong>lich ist,<br />

dass nur 52% <strong>der</strong> Eltern, denen soziale Netzwerke gar nicht o<strong>der</strong> nur unregelmäßig zur Verfügung<br />

stehen, auch auf das Angebot e<strong>in</strong>es Mittagessens für ihr K<strong>in</strong>d im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Gründe hierfür s<strong>in</strong>d aus den zur Verfügung stehenden Daten nicht direkt ersichtlich. Auch hier<br />

liegt e<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Untersuchungsvariablen vor (p=0,003).<br />

These (6): Warum nutzen die Eltern, die auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten aufgrund<br />

ihrer familiären Situation angewiesen s<strong>in</strong>d und sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen,<br />

dieses trotzdem nicht?<br />

Vier Eltern gaben an, sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt zu fühlen o<strong>der</strong> auf das<br />

Verpflegungsangebot angewiesen zu se<strong>in</strong>, aber das Angebot dennoch nicht zu nutzen. Alle gaben<br />

„Sonstiges“ als Grund an. Den mündlichen Aussagen von drei <strong>der</strong> vier Eltern (aus dem<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar) zufolge, würden sie das Angebot e<strong>in</strong>er warmen Mahlzeit für ihr K<strong>in</strong>d<br />

nutzen, wenn die Öffnungszeiten des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens verlängert würden. Die bestehende Regelung<br />

sei für sie un<strong>in</strong>teressant, weil das K<strong>in</strong>d am frühen Mittag abgeholt werden muss und das<br />

Verpflegungsangebot deshalb ke<strong>in</strong>e Zeitersparnis für die Mütter br<strong>in</strong>gt. Denn weil die<br />

Mittagsverpflegung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und die Abholzeit recht nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen, machten<br />

e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Mütter die Aussage, „dass sie dann auch gleich selbst kochen können“.<br />

15


4 6B6BErgebnisse<br />

Zusätzlich zu These (6), ob sich Eltern <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt fühlen o<strong>der</strong> auf das<br />

Verpflegungsangebot angewiesen s<strong>in</strong>d, wurde nach den Gründen gefragt, weshalb Eltern generell<br />

das Verpflegungsangebot für ihr K<strong>in</strong>d nicht nutzen. Der am häufigsten genannte Grund war, dass<br />

die Mutter zu Hause ist und kocht und ihrem K<strong>in</strong>d dies auch bei Berufstätigkeit ermöglicht. Manche<br />

gaben auch an, dass das K<strong>in</strong>d mittags zu den Großeltern geht.<br />

Abb. 7: Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Befragten, aufgeteilt nach Nutzen und nicht Nutzen des Verpflegungsangebots <strong>in</strong> den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern (eigene Darstellung)In Abbildung 7 zeigt sich, dass das<br />

Angebot e<strong>in</strong>er warmen Mittagsmahlzeit <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern mit den längeren<br />

Öffnungszeiten bis 16.30 Uhr von mehr als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Eltern (60%) genutzt wird. In<br />

Oberweimar nutzen von den befragten Eltern nur 41% das Angebot für ihr K<strong>in</strong>d, <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

hat hier nur bis 14.30 Uhr geöffnet. Das entspricht e<strong>in</strong>em Unterschied von 20% zwischen den<br />

beiden K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Nutzung des<br />

Verpflegungsangebots mit <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Öffnungszeiten <strong>in</strong> Oberweimar und Roth steigen<br />

würde. Das müsste jedoch separat untersucht werden, da dies nicht mit den vorliegenden Daten<br />

erfasst wurde.<br />

These (7): Da die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern ihr Essen zu gleichen<br />

Konditionen vom St. Elisabeth Vere<strong>in</strong> beziehen, wird sich die Bewertung des Essens durch die<br />

Eltern voraussichtlich nicht vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

E<strong>in</strong>e Frage im Fragebogen sollte Antwort auf die Frage geben, <strong>in</strong>wieweit das Verpflegungsangebot<br />

<strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern ausreicht o<strong>der</strong> noch ausgeweitet bzw.<br />

verbessert werden muss. Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck davon zu bekommen, wie die Eltern das<br />

Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ihres K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>schätzen, sollten sie die Kategorien Menge,<br />

Vielfalt, Qualität und Kosten des Essens mit Schulnoten von „1 sehr gut“ bis „6 ungenügend“<br />

bewerten. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 8 dargestellt.<br />

16


4 6B6BErgebnisse<br />

Abb. 8: Bewertung des Verpflegungsangebots durch n=7 Eltern <strong>in</strong> Oberweimar und n=14 Eltern <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern mit<br />

Schulnoten, die gemittelt wurden (eigene Darstellung)Etwa 50% <strong>der</strong> Eltern, die das<br />

Verpflegungsangebot für ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anspruch nehmen, bewerteten die e<strong>in</strong>zelnen Kategorien. Die<br />

an<strong>der</strong>e Hälfte gab ke<strong>in</strong>e Bewertung ab, mit <strong>der</strong> Begründung, dass sie das Essen noch nie gesehen<br />

hätten und beim Essen nicht dabei wären.<br />

Von den 50% <strong>der</strong> Eltern bei<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, die die vier Kategorien e<strong>in</strong>schätzten, haben alle die<br />

Kategorien Qualität, Vielfalt und Menge mit Noten von sehr gut bis befriedigend bewertet, weshalb<br />

die Durchschnittsnoten bei 2,0 liegen. Nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorie Kosten haben die Eltern auch schlechte<br />

Noten wie ausreichend und mangelhaft vergeben. Vor allem im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar wurden<br />

die Kosten als zu hoch e<strong>in</strong>geschätzt, obwohl das Essen <strong>in</strong> beiden K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten vom St. Elisabeth<br />

Vere<strong>in</strong> zu gleichen Konditionen geliefert wird. E<strong>in</strong> Grund hierfür war nicht direkt ersichtlich und<br />

müsste gegebenenfalls über e<strong>in</strong>e weitere Elternbefragung geklärt werden.<br />

These (8): Eltern, die auf das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d<br />

häufiger bereit, dafür f<strong>in</strong>anziell aufzukommen.<br />

E<strong>in</strong>e Frage des Fragebogens zielte darauf ab, ob die Eltern bereit s<strong>in</strong>d für das<br />

Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ihres K<strong>in</strong>des f<strong>in</strong>anziell aufzukommen und wenn ja, wie viel<br />

sie bereit wären dafür zu zahlen. 87% aller Eltern s<strong>in</strong>d bereit für das Angebot zu zahlen, die<br />

Mehrheit von ihnen (80,8%) e<strong>in</strong>en Betrag zwischen 2€ und 4€ für e<strong>in</strong> warmes Mittagessen ihres<br />

K<strong>in</strong>des, wie man dem Kreisdiagramm <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 9 entnehmen kann.<br />

17


4 6B6BErgebnisse<br />

Abb. 9: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern, für e<strong>in</strong> warmes Mittagessen ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten zu zahlen (eigene<br />

Darstellung)In <strong>der</strong> achten These wird die Erwartung formuliert, dass Eltern, die darauf<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d, dass ihr K<strong>in</strong>d im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten mit e<strong>in</strong>er warmen Mahlzeit versorgt wird, eher<br />

bereit s<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>anziell dafür aufzukommen. Abbildung 10 zeigt, dass alle Eltern, die angegeben<br />

haben sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt zu fühlen, auch bereit s<strong>in</strong>d die Leistung des<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens zu bezahlen. Bei den Eltern, die nicht auf das Verpflegungsangebot angewiesen<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>s als erwartet über 80% bereit dafür f<strong>in</strong>anziell aufzukommen und nur 17% s<strong>in</strong>d<br />

nicht bereit, dies zu tun.<br />

Abb. 10: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern für e<strong>in</strong> warmes Mittagessen ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten zu zahlen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

davon, ob sie darauf angewiesen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nicht (eigene Darstellung)Generell s<strong>in</strong>d fast alle Eltern bereit,<br />

18


4 6B6BErgebnisse<br />

für die Verpflegung ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten aufzukommen, <strong>der</strong> Großteil hält e<strong>in</strong>en Betrag<br />

zwischen 2 und 4€ für angemessen, daher ist die schlechte Bewertung <strong>der</strong> Kosten (vergleiche<br />

These 7) verwun<strong>der</strong>lich. E<strong>in</strong>e Erklärung könnte se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>ige Eltern die Frage „Wie viel wären<br />

Sie bereit für das Verpflegungsangebot zu zahlen?“ fehl<strong>in</strong>terpretiert haben und stattdessen<br />

angegeben haben, wie viel sie zur Zeit für e<strong>in</strong>e Mahlzeit zahlen müssen.<br />

These (9): Berufstätige Eltern mit Vollzeitbeschäftigung s<strong>in</strong>d weniger bereit, sich <strong>in</strong> dem<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ihres K<strong>in</strong>des ehrenamtlich zu engagieren als <strong>in</strong> Teilzeit beschäftigte Eltern und Nicht-<br />

Erwerbstätige.<br />

Fast alle Eltern s<strong>in</strong>d grundsätzlich bereit sich ehrenamtlich zu engagieren, um das<br />

Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ihres K<strong>in</strong>des zu unterstützen. Das zeigt die Abbildung 11,<br />

denn nur 14,3% s<strong>in</strong>d nicht bereit, sich an <strong>der</strong> Verpflegung zu beteiligen. Der größte Anteil mit<br />

32,1% würde 1 bis 2 Mal im Monat mitwirken, 25% nur zu beson<strong>der</strong>en Anlässen und über 10%<br />

sogar 5 bis 6 Mal im Monat und häufiger.<br />

Abb. 11: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern, das Verpflegungsangebot ehrenamtlich zu unterstützen (eigene Darstellung)Es zeigen<br />

sich, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> These vermuteten Tendenzen (siehe Abbildung 12). Die Vollzeit-Erwerbstätigen<br />

s<strong>in</strong>d aufgrund ihrer beruflichen Auslastung weniger bereit, sich für die Verpflegung zu engagieren.<br />

50% <strong>der</strong> Vollzeit-Erwerbstätigen haben angegeben, „gar nicht“ o<strong>der</strong> „nur zu beson<strong>der</strong>en Anlässen“<br />

helfen zu können. Bei den Teilzeit-Erwerbstätigen s<strong>in</strong>d es circa 40% und bei den Nicht-<br />

Erwerbstätigen 30%. Von den Teilzeit-Erwerbstätigen würden die meisten (45%) 1 bis 2 Mal im<br />

Monat helfen, während 31% <strong>der</strong> Nicht-Erwerbstätigen 3 bis 4 Mal im Monat und etwa 15% sogar 7<br />

bis 8 Mal im Monat ihre Hilfe zur Verfügung stellen würden.<br />

19


4 6B6BErgebnisse<br />

Abb. 12: Bereitschaft <strong>der</strong> Eltern sich ehrenamtlich am Verpflegungsangebot zu beteiligen <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Berufstätigkeit (eigene Darstellung)Generell lässt sich jedoch sagen, dass die meisten Eltern,<br />

trotz vielseitiger an<strong>der</strong>er Verpflichtungen, bereit s<strong>in</strong>d, sich für die Unterstützung und<br />

Gewährleistung des Verpflegungsangebots e<strong>in</strong>zusetzen. Das birgt Möglichkeiten, das bestehende<br />

Verpflegungsangebot auszubauen o<strong>der</strong> mit zusätzlichen Optionen zu verbessern.<br />

c. Allgeme<strong>in</strong>e Schlussfolgerung<br />

Bei allen Fragestellungen wurden, soweit es möglich war, die Kont<strong>in</strong>genzkoeffizienten mittels<br />

SPSS ermittelt, um auch den Zusammenhang zwischen den beiden <strong>in</strong> Bezug zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

gesetzten Variablen zu erfassen. Nur bei den Thesen (4) und (5), bei denen das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von sozialen Netzwerken mit an<strong>der</strong>en Variablen komb<strong>in</strong>iert wurde, zeigte sich e<strong>in</strong> signifikanter<br />

Zusammenhang. Bei allen an<strong>der</strong>en Thesen ergab sich ke<strong>in</strong>e Signifikanz, weshalb diese<br />

Ergebnisse nur als Tendenzen verstanden werden sollten und ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Gültigkeit<br />

erwarten lassen, zumal die Angaben <strong>der</strong> Eltern auch von den persönlichen Bed<strong>in</strong>gungen zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Befragung bee<strong>in</strong>flusst wurden.<br />

Die Situation h<strong>in</strong>sichtlich des Verpflegungsangebots ist <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

zurzeit ausreichend. Es hat sich jedoch auch anhand persönlicher Gespräche gezeigt, dass e<strong>in</strong>e<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Öffnungszeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Oberweimar und eventuell auch <strong>in</strong> Roth<br />

e<strong>in</strong>igen Eltern helfen würde.<br />

In dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>walgern mit den langen Öffnungszeiten bis 16.30 Uhr gibt es jedoch<br />

20


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

noch freie Kapazitäten, die von Eltern genutzt werden können, falls sie länger arbeiten möchten.<br />

Aufgrund dessen müsste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Befragung <strong>der</strong> tatsächliche Bedarf erfasst werden.<br />

Wenn sich dieser bestätigt, könnte auch das Verpflegungsangebot ausgebaut werden. Anhand <strong>der</strong><br />

vorliegenden Daten fühlen sich jedoch die meisten Eltern nicht durch die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt. Aber dennoch müssen Lösungen für diejenigen geschaffen<br />

werden, die sich e<strong>in</strong>geschränkt fühlen und Unterstützung brauchen, vor allem wenn sie nicht auf<br />

soziale Netzwerke zurückgreifen können.<br />

5 Handlungsmöglichkeiten<br />

Innerhalb <strong>der</strong> ersten Lebensjahre e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des gehört nicht nur die Familie, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />

21


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> die Tagese<strong>in</strong>richtung zum zentralen Lebensumfeld. Das beidseitige Anliegen<br />

von Eltern und Tagese<strong>in</strong>richtungen sollte se<strong>in</strong>, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en gesundheitsför<strong>der</strong>nden Lebensstil zu<br />

vermitteln und die Bildung von Alltagskompetenzen zu för<strong>der</strong>n. Das be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong> regelmäßiges<br />

Angebot von ausgewogenen Mahlzeiten und das geme<strong>in</strong>same E<strong>in</strong>nehmen. E<strong>in</strong>e vollwertige und<br />

qualitativ hochwertige Ernährung för<strong>der</strong>t die körperliche und geistige Entwicklung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

trägt somit als grundlegen<strong>der</strong> Bestandteil zur Gesundheitsför<strong>der</strong>ung bei (DGE, 2009 S. 6).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> deutschlandweiten Problematik, Beruf und Familie zu vere<strong>in</strong>baren, und <strong>der</strong><br />

vorliegenden Ergebnisse <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>debefragung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>, werden nun die verschiedenen<br />

Handlungsbereiche mit möglichen Lösungsansätzen aufgezeigt. Es wurden nicht nur die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Elternbefragung <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, son<strong>der</strong>n auch Erkenntnisse<br />

aus an<strong>der</strong>en Projekten e<strong>in</strong>bezogen. Bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Lösungsansätze wurde das Problem<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschränkten f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen <strong>der</strong> Kommunen und aufgrund dessen auch die<br />

begrenzten personellen Kapazitäten berücksichtigt. Damit die Umsetzung dieser Ansätze gel<strong>in</strong>gt,<br />

ist sowohl die f<strong>in</strong>anzielle, als auch die ehrenamtliche Unterstützung durch die Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong><br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Die wichtigsten Erkenntnisse, die durch die Elternbefragung<br />

gewonnen werden konnten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 13 dargestellt, welche gleichzeitig die möglichen<br />

Handlungsbereiche darstellen.<br />

Abb. 13: Handlungsfel<strong>der</strong> (eigene Darstellung)Die aus <strong>der</strong> Elternbefragung hervorgegangen Erkenntnisse<br />

s<strong>in</strong>d die Notwendigkeit des Ausbaus sozialer Netzwerke und die Initiierung e<strong>in</strong>er<br />

Informationsveranstaltung des St. Elisabeth Vere<strong>in</strong>s (<strong>der</strong> Lieferant des Verpflegungsangebots <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten). Darüber h<strong>in</strong>aus wurden zusätzliche Ideen entwickelt, die sich aus E<strong>in</strong>zelgesprächen<br />

mit den Eltern und durch Betrachtung <strong>der</strong> äußeren Rahmenbed<strong>in</strong>gungen als zusätzliche<br />

Erkenntnisse ergeben haben. Hierzu zählen die Verlängerung <strong>der</strong> Öffnungszeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

und e<strong>in</strong>e Ergänzung des Verpflegungsangebots.<br />

a. Anpassung <strong>der</strong> Öffnungszeiten<br />

Die Ergebnisse haben gezeigt, dass das Thema „Verpflegung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten“ zurzeit e<strong>in</strong>e<br />

untergeordnete Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> spielt. Betrachtet man diese Thematik jedoch unter<br />

dem Aspekt <strong>der</strong> Öffnungszeiten, so wird deutlich, dass <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, <strong>der</strong>en Öffnungszeiten<br />

22


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

zwischen 16 und 17 Uhr enden, das Angebot verstärkt <strong>in</strong> Anspruch genommen wird. E<strong>in</strong>ige Eltern<br />

haben bei <strong>der</strong> Befragung erwähnt, dass sie die Thematisierung <strong>der</strong> Öffnungszeiten im Fragebogen<br />

vermissen, da sie e<strong>in</strong>e Verlängerung <strong>der</strong> Öffnungszeiten befürworten würden. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Öffnungszeiten könnte e<strong>in</strong>e stärkere Nachfrage nach <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenverpflegung e<strong>in</strong>hergehen.<br />

Um den tatsächlichen Bedarf nach längeren Öffnungszeiten für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Oberweimar<br />

und Roth zu ermitteln, ist e<strong>in</strong>e weitere Befragung mithilfe e<strong>in</strong>es Fragebogens s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong><br />

Beispielexemplar, wie dieser Fragebogen aufgebaut se<strong>in</strong> könnte, f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Anhang 4. Der<br />

Fragebogen zielt darauf ab, festzustellen, ob die Eltern die verlängerten Öffnungszeiten nutzen<br />

würden und wie lange <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten geöffnet haben müsste, um sie zu entlasten. Zusätzlich<br />

sollen die Eltern angeben, an welchen Tagen für sie e<strong>in</strong>e Verlängerung beson<strong>der</strong>s entscheidend<br />

wäre. Mit e<strong>in</strong>er Zusatzfrage soll erfasst werden, ob bei den Eltern das Interesse an e<strong>in</strong>er<br />

Informationsveranstaltung des St. Elisabeth Vere<strong>in</strong>s besteht. Da hier e<strong>in</strong>e Überschneidung zum<br />

nächsten Handlungsbereich vorliegt, wird darauf im folgenden Unterpunkt e<strong>in</strong>gegangen. In<br />

Abbildung 14 ist die Befragung nach dem Bedarf an verlängerten Öffnungszeiten dargestellt, und<br />

die nachfolgenden Schritte, die sich daraus ergeben. Wenn sich <strong>der</strong> Bedarf an längeren<br />

Öffnungszeiten bestätigt, muss anschließend geklärt werden, <strong>in</strong>wieweit das Verpflegungsangebot<br />

angepasst werden muss. E<strong>in</strong>e erhöhte Nachfrage könnte auch das Bedürfnis <strong>der</strong> Eltern nach<br />

e<strong>in</strong>em Nachweis seitens des Lieferanten des Mittagessens steigern, durch den e<strong>in</strong>e gesunde und<br />

altersgerechte Verpflegung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> garantiert wird. Deshalb würde sich e<strong>in</strong>e Zertifizierung als<br />

Zusatzqualifikation für den St. Elisabeth Vere<strong>in</strong> anbieten.<br />

Abb. 14: Mögliche Handlungskette, nachdem <strong>der</strong> Bedarf an verlängerten Öffnungszeiten durch e<strong>in</strong>en Fragebogen bestätigt<br />

wurde (eigene Darstellung)Informationsveranstaltung des St. Elisabeth Vere<strong>in</strong>s<br />

E<strong>in</strong> weiteres Handlungsfeld, welches sich aus <strong>der</strong> Befragung ergibt, ist die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Mittagsverpflegung. Die Eltern, <strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten an <strong>der</strong> warmen Mittagsverpflegung<br />

teilnehmen, gaben an, we<strong>der</strong> die Vielfalt noch die Menge o<strong>der</strong> die Qualität beurteilen zu können.<br />

Als Handlungsempfehlung leitet sich daraus e<strong>in</strong>e Informationsveranstaltung des St. Elisabeth<br />

Vere<strong>in</strong>s als Lieferant des Mittagessens <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten ab, speziell auf die Fragen <strong>der</strong> Eltern<br />

23


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

zugeschnitten. Dieses Angebot ermöglicht es den Eltern, sich über das Essen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

<strong>in</strong>formieren und Zusatz<strong>in</strong>formation wie beispielsweise die Kostenzusammensetzung e<strong>in</strong>er Mahlzeit<br />

zu erhalten. Denn beson<strong>der</strong>s die Kategorie Kosten wurde bei <strong>der</strong> Befragung sehr negativ bewertet.<br />

Bei e<strong>in</strong>er solchen Veranstaltung könnten folgende Punkte thematisiert bzw. vorgestellt werden:<br />

• Wer ist <strong>der</strong> St. Elisabeth Vere<strong>in</strong>?<br />

• Wie wird <strong>der</strong> Speiseplan zusammengestellt und die Menüs ausgewählt?<br />

• Nach welchen Kriterien werden Lebensmittel ausgewählt?<br />

• In wie weit werden Regionalität und Saisonalität berücksichtigt?<br />

• Werden Bio-Lebensmittel verwendet? Wie hoch ist <strong>der</strong> prozentuale Anteil?<br />

• Wie werden die Lebensmittel verarbeitet bzw. die Speisen zubereitet?<br />

• Welche Maßnahmen werden ergriffen, um e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dgerechte Mahlzeit zu gewährleisten?<br />

• Wie setzen sich die Kosten e<strong>in</strong>er Mahlzeit zusammen?<br />

Mit dem oben erwähnten konzipierten Fragebogen bezüglich <strong>der</strong> Öffnungszeiten wird gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach e<strong>in</strong>er Informationsveranstaltung erfragt. Bei Bedarf kann im Rahmen dieser<br />

Befragung auch die Frage aufgenommen werden, über welche Themen die Eltern gerne <strong>in</strong>formiert<br />

werden möchten. Da die beiden K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, die e<strong>in</strong> Verpflegungsangebot anbieten, vom St.<br />

Elisabeth Vere<strong>in</strong> beliefert werden, wäre e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Informationsveranstaltung<br />

empfehlenswert.<br />

c. Zertifizierung<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und den St. Elisabeth Vere<strong>in</strong><br />

FIT KID-Zertifizierung<br />

Nicht nur die Qualität e<strong>in</strong>er altersgerechten Verpflegung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten gew<strong>in</strong>nt zunehmend an<br />

Bedeutung, son<strong>der</strong>n auch die Ausprägung <strong>der</strong> Essgewohnheiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen wird immer mehr Verantwortung übertragen. Zum E<strong>in</strong>en obliegt<br />

ihnen die Ernährungserziehung <strong>der</strong> Familien und zum An<strong>der</strong>en die gesunde Entwicklung <strong>der</strong><br />

anvertrauten K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat mit Hilfe des Projekts "FIT KID - Die Gesund-<br />

Essen-Aktion für Kitas", die ersten bundesweiten "Qualitätsstandards für die Verpflegung <strong>in</strong><br />

Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Kita)" erarbeitet. Diese Standards wurden im Auftrag des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz entwickelt. Diese<br />

haben neben e<strong>in</strong>em langfristig ernährungsphysiologisch ausgewogenen Verpflegungsangebot die<br />

Ernährungsbildung im Kita-Alltag zum Ziel. Die Anfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d erstmals konkretisiert und<br />

präzisiert worden und werden zudem durch Maßnahmen <strong>der</strong> Verbraucherzentralen Hessens<br />

unterstützt. Neben den onl<strong>in</strong>e zugänglichen Rezeptvorschlägen kann zusätzlich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

24


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

und fachliche Unterstützung, sowie e<strong>in</strong>e Praxisbegleitung vor Ort <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />

Diese Unterstützungsmöglichkeiten werden <strong>in</strong> Form von Informationsveranstaltungen und<br />

Werkstattgesprächen angeboten. Außerdem können wichtige Tipps und Informationen rund um<br />

das Thema K<strong>in</strong><strong>der</strong>ernährung für alle Altersstufen e<strong>in</strong>geholt werden.<br />

Für die FIT KID-Zertifizierung müssen die Betreuungse<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> Kriterien <strong>in</strong> den drei<br />

Qualitätsbereichen Lebensmittel, Speisenplanung & -herstellung und Lebenswelt erfüllen. Die<br />

Qualitätsbereiche s<strong>in</strong>d folgen<strong>der</strong>maßen def<strong>in</strong>iert:<br />

• Lebensmittel: Mittagsverpflegung (optimale Lebensmittelauswahl und Erfüllung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an den Speisenplan)<br />

• Speisenplanung & -herstellung: Kriterien zur Planung und Herstellung <strong>der</strong> Speisen für die<br />

Mittagsverpflegung, Gestaltung des Speisenplans<br />

• Lebenswelt: Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen schaffen (z.B. Essenszeiten).<br />

Nach erfolgreicher Überprüfung wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong> Logo-Schild verliehen, das die FIT KID-<br />

Zertifizierung dokumentiert. Außerdem besteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong><br />

Nährstoffzufuhr des Verpflegungsangebots dokumentieren zu lassen - die FIT KID-PREMIUM-<br />

Zertifizierung (FIT KID, Stand 2011).<br />

DGE-Logo für Caterer<br />

Es werden nicht nur gesundheitsför<strong>der</strong>nde Ansätze für Betreuungse<strong>in</strong>richtungen, son<strong>der</strong>n auch für<br />

Caterer geschaffen. Diese können sich durch nährstoffoptimierte Menül<strong>in</strong>ie(n) mit dem DGE-Logo<br />

auszeichnen lassen. Hierfür wird neben Zubereitung und Nährwerten auch die Plausibilität <strong>der</strong><br />

Rezeptur geprüft (FIT KID, Stand 2011).<br />

d. Ausbau von Patenschaften durch Tagesmütter<br />

Die Befragung hat gezeigt, dass Eltern, die gar nicht o<strong>der</strong> nur unregelmäßig auf soziale Netzwerke<br />

für die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zurückgreifen können, sich stärker <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit<br />

e<strong>in</strong>geschränkt fühlen. Daher sollten soziale Netzwerke aufgebaut und bestehende unterstützt<br />

werden. Dazu könnte das bürgerliche Interesse am ehrenamtlichen Engagement im Bereich<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche genutzt werden. Hieraus ist die Idee entstanden, Patenschaften durch<br />

Tagesmütter und –väter für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung anzuregen.<br />

Der Bereich K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege, als e<strong>in</strong> „qualifiziertes Angebot frühk<strong>in</strong>dlicher Bildung, das die<br />

sprachlich-kognitive, körperliche und die sozial-emotionale Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n för<strong>der</strong>t“, bietet<br />

die Möglichkeit für e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>. Aber auch die Kommune<br />

sollte den Ausbau des Pflegeangebots unterstützen, um das Fehlen von sozialen Netzwerken<br />

auszugleichen und dem ab 2013 geltenden Rechtsanspruchs auf e<strong>in</strong>en Betreuungsplatz gerecht<br />

zu werden (VON ZUR GATHEN, 2009 S. 3). Die Abbildung 15 zeigt die Beziehung zwischen<br />

25


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, Tagesmüttern und Familien, wenn e<strong>in</strong>e Tagesmutter <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />

werden würde.<br />

Abb. 15: Netzwerk Patenschaften (eigene Darstellung)Entscheidend für e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege s<strong>in</strong>d die<br />

Form und die Erfüllung <strong>der</strong> Voraussetzungen für die Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die Form kann <strong>in</strong> Ort<br />

und Zeit <strong>der</strong> Betreuung unterschieden werden:<br />

• Ort: In den Räumen <strong>der</strong> Tagesmutter, im Haus/ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnung <strong>der</strong> Eltern des K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en geeigneten Räumen<br />

• Zeit: Stundenweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche, über den Tag, an Wochenenden o<strong>der</strong> am Abend<br />

Voraussetzungen, bei denen e<strong>in</strong>e Genehmigung durch das Jugendamt nicht notwendig ist:<br />

• Betreuung des K<strong>in</strong>des im Haushalt <strong>der</strong> Eltern<br />

• Ger<strong>in</strong>ger Betreuungsumfang, weniger als 15 Stunden pro Woche wie zum Beispiel beim<br />

Babysitt<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> Nachbarschaftshilfe<br />

• Betreuung außerhalb <strong>der</strong> üblichen Betreuungszeiten von öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen wie am<br />

Wochenende o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Abendstunden (VON ZUR GATHEN, 2009 S. 4ff).<br />

Aber nicht nur das Vorhandense<strong>in</strong> des Angebots, son<strong>der</strong>n auch die entsprechenden<br />

Qualifikationen <strong>der</strong> Tagesmütter für die Ausübung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege s<strong>in</strong>d von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung. Die E<strong>in</strong>richtung K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsbörse, e<strong>in</strong>e Kooperation des Landkreises Marburg-<br />

Biedenkopf, <strong>der</strong> Universität Marburg, dem Vere<strong>in</strong> Tagesmütter Marburg und Landkreis e.V. und<br />

<strong>der</strong> Evangelischen-Familien-Bildungsstätte, bietet Eltern diese Möglichkeiten. Es werden<br />

regelmäßige Informationsveranstaltungen über Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

angeboten. Nach <strong>der</strong>en Besuch besteht die Möglichkeit, sich für die Grundqualifizierung zur<br />

anerkannten K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflegeperson zu bewerben. Durch e<strong>in</strong>en Beitritt <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong><br />

Tagesmütter Marburg und Landkreis e.V. können diverse Informations- und Materialangebote, die<br />

26


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

für e<strong>in</strong>e Betreuung wichtig s<strong>in</strong>d, wahrgenommen werden. Über diese E<strong>in</strong>richtung können<br />

zusätzliche Optionen für Eltern geschaffen werden, gelegentlich o<strong>der</strong> auch dauerhaft e<strong>in</strong>e<br />

Ersatzbetreuung für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. Dies ermöglicht parallel den Ausbau von<br />

sozialen Netzwerken außerhalb des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens (KINDERBETREUUNGSBÖRSE, Stand 2011).<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Flyers könnten alle Interessierten, die sich gerne ehrenamtlich im Bereich<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung engagieren würden, auf die Möglichkeit <strong>der</strong>/s Tagesmutter/ -vaters h<strong>in</strong>gewiesen<br />

werden. Dieses Flugblatt kann im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ausgelegt o<strong>der</strong> zusammen mit dem Geme<strong>in</strong>deblatt<br />

ausgeteilt werden. Über e<strong>in</strong> ehrenamtliches Geme<strong>in</strong>demitglied könnte e<strong>in</strong>e Kontaktliste erstellt und<br />

auch die spätere Vermittlung <strong>der</strong> Kontakte geregelt werden. Die Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

müssten dann lediglich die Eltern, die Bedarf an Zusatzbetreuung haben, an die verantwortliche<br />

Person verweisen. Personen, die sich engagieren möchten, können sich entwe<strong>der</strong> direkt bei dem<br />

Organisator, o<strong>der</strong> durch die Abgabe des auf dem Flyer auszufüllenden Bereiches <strong>in</strong> die<br />

Kontaktliste e<strong>in</strong>tragen lassen. Damit die Betreuung durch Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong> jedoch möglich ist,<br />

müssen diese erst die <strong>in</strong> Abbildung 16 dargestellten drei konzeptionellen Schritte durchlaufen. Das<br />

heißt, sie müssen erst die oben erwähnte Qualifikation zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung erwerben. Wenn diese<br />

vorhanden ist und die Person <strong>in</strong> die Liste e<strong>in</strong>getragen wurde, wird sie bei entsprechendem Bedarf<br />

durch den Vermittler benachrichtigt. Im Anschluss wird <strong>der</strong> Kontakt mit den entsprechenden Eltern<br />

hergestellt. E<strong>in</strong> Beispielflyer, <strong>der</strong> als Anregung dienen kann, Patenschaften als ehrenamtliche<br />

Tätigkeit wahrzunehmen, kann dem Anhang entnommen werden (Anhang 5).<br />

Abb. 16: Drei Schritte bis zur Tagesmutter (eigene Darstellung)Ergänzung des Verpflegungsangebots<br />

E<strong>in</strong>e warme Mittagsverpflegung wird bisher <strong>in</strong> zwei <strong>der</strong> drei befragten kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

angeboten, <strong>in</strong> Oberweimar und Nie<strong>der</strong>walgern. Ansonsten organisieren alle drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten e<strong>in</strong><br />

wöchentliches geme<strong>in</strong>sames Frühstück aus mitgebrachten Speisen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und frischem Obst<br />

o<strong>der</strong> Gemüse. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung haben gezeigt, dass zurzeit das bestehende<br />

Verpflegungsangebot ausreicht. Aber sowohl Eltern als auch Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d bereit, sich<br />

ehrenamtlich für das Verpflegungsangebot zu engagieren und für e<strong>in</strong>e warme Mittagsverpflegung<br />

zu zahlen bzw. e<strong>in</strong>e Spende zu geben. Diese Bereitschaft kann für die Erweiterung des<br />

Verpflegungsangebots e<strong>in</strong>gesetzt werden. Verschiedene Ansätze könnten se<strong>in</strong>:<br />

27


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

Aktion: Gemüse- und Obstgarten:<br />

Für die Aktion Gemüse- und Obstgarten <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten können Spenden aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

verwendet werden. Mit diesen f<strong>in</strong>anziellen Mitteln können Pflanzen o<strong>der</strong> Setzl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>gekauft<br />

werden, um e<strong>in</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>garteneigenes Obst- und Gemüsebeet anzulegen. Ziel e<strong>in</strong>es solchen<br />

Gartens ist e<strong>in</strong>erseits, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> an <strong>der</strong> Pflege zu beteiligen sodass sie lernen, Verantwortung zu<br />

übernehmen. An<strong>der</strong>erseits sollen sie miterleben, wie Obst und Gemüse wächst und <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen Stadien <strong>der</strong> Entwicklung aussieht. Um die Erzieher<strong>in</strong>nen nicht mit zusätzlichen<br />

Aufgaben zu belasten, kann die Pflege des Gartens durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt<br />

werden. Das geerntete Obst und Gemüse kann beim wöchentlichen Frühstück o<strong>der</strong> auch beim<br />

Mittagessen geme<strong>in</strong>sam verzehrt werden.<br />

Aktion: Geme<strong>in</strong>sames Kochen im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten:<br />

Wie aus den Ergebnissen hervorgeht, können sich knapp 50% <strong>der</strong> Eltern vorstellen, e<strong>in</strong> bis vier<br />

Mal im Monat am Verpflegungsangebot mitzuwirken. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, das<br />

Verpflegungsangebot auszubauen, stellt demnach das geme<strong>in</strong>same Zubereiten des Mittagessens<br />

durch Eltern, Erzieher<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong><strong>der</strong> dar. Dabei könnte e<strong>in</strong> rotierendes System entworfen<br />

werden, nach dem zwei bis drei Eltern e<strong>in</strong> Mal wöchentlich vor Ort mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n kochen. Die benötigten Lebensmittel für die Mahlzeit können über Spenden und die Eltern<br />

f<strong>in</strong>anziert werden. Um Regionalität und Saisonalität <strong>der</strong> Lebensmittel zu berücksichtigen, kann die<br />

Öko-Kiste erworben werden, dazu im nächsten Unterpunkt mehr. Ziel des geme<strong>in</strong>samen Kochens<br />

ist es, neben <strong>der</strong> Ernährungsbildung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> durch den Umgang mit Lebensmitteln, auch e<strong>in</strong>e<br />

qualitativ hochwertige warme Mittagsverpflegung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu gewährleisten. E<strong>in</strong> weiterer<br />

wichtiger Aspekt stellt <strong>der</strong> Aufbau sozialer Netzwerke zwischen den Eltern im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten dar, <strong>der</strong><br />

durch geme<strong>in</strong>same Veranstaltungen wie das Kochen geför<strong>der</strong>t werden kann. Eltern, die noch nicht<br />

lange <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de leben o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>geschränkt Familie und Freunde <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> und<br />

Umgebung haben, können über diese Aktion stärker e<strong>in</strong>gebunden werden und neue Kontakte<br />

knüpfen.<br />

Aktion: Regionale Öko-Kiste:<br />

Die Öko-Kiste ist e<strong>in</strong> Angebot <strong>der</strong> Landwirte aus <strong>der</strong> Region. Sie liefern regionalspezifische<br />

Produkte, abhängig von <strong>der</strong> Jahreszeit, teilweise auch zusammen mit konventionellen Produkten,<br />

direkt zum Konsumenten aus <strong>der</strong> Umgebung nach Hause. E<strong>in</strong>e solche Öko-Kiste könnte für das<br />

geme<strong>in</strong>same Frühstück o<strong>der</strong> das Kochen im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten bezogen werden. Die Lebensmittel<br />

können vorab vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ausgewählt werden, o<strong>der</strong> es wird e<strong>in</strong>e durch den Landwirt<br />

zusammengestellte Kiste bestellt. In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d beispielhaft Angebote von Landwirten aus <strong>der</strong><br />

Region gegenübergestellt. Der Vergleich zeigt, dass sich das Angebot <strong>in</strong> den Kosten kaum<br />

unterscheidet. E<strong>in</strong> weiterer positiver Nebeneffekt wäre die Tatsache, dass durch den Kauf e<strong>in</strong>er<br />

28


5 7B7BHandlungsmöglichkeiten<br />

Öko-Kiste z.B. aus Spendengel<strong>der</strong>n die Landwirte aus <strong>der</strong> Region unterstützt werden, wodurch <strong>der</strong><br />

Absatz regionaler Produkte geför<strong>der</strong>t wird.<br />

Tab. 1: Ausgewählte Produkte <strong>der</strong> regionalen Öko-Kiste aus <strong>der</strong> Region im Vergleich (eigene Darstellung nach LOTTA<br />

KAROTTA 2009, BIOEXPRESS 2009, BOSSHAMMERSCH-HOF 2011, HOFLADEN WEIßENBACH GBR 2011)<br />

Bosshammersch-Hof<br />

BioEXPRESS Lotta Karotta<br />

Hofladen<br />

Weißenbach<br />

GbR<br />

Schlangengurke (1 Stk.) 1,79 € 1,99 € 2,20 € 1,80 €<br />

Kohlrabi (2 Stk.) 2,89 € 2,58 € 2,60 € 2,40 €<br />

Eichblattsalat (1 Stk.) 1,49 € 1,19 € 1,30 € 1,40 €<br />

Tomaten (600g) 2,99 € 1,97 € 2,88 € 2,28 €<br />

Spitzkohl (1kg) 2,29 € 1,89 € 2,50 € 2,40 €<br />

Bananen (600g) 1,79 € 1,73 € 1,73 € 1,79 €<br />

Äpfel (700g) 2,65 € 2,79 € 2,79 € 2,94 €<br />

Heidelbeeren (250g) 3,19 € 3,89 € 3,99 € 2,99 €<br />

Nektar<strong>in</strong>en (500g) 2,00 € 2,22 € 1,90 € 2,10 €<br />

Summe 21,08 € 20,25 € 21,89 € 20,10 €<br />

Abschließend kann festgehalten werden, dass sowohl durch die Befragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong>, als auch <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten festgestellt wurde, dass<br />

Potentiale für Handlungsmöglichkeiten bestehen. Diese Potentiale, sowohl auf Geme<strong>in</strong>de- als<br />

auch auf Elternebene, können für die verschiedenen vorgestellten Aktionen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Das kann zum Ausbau von sozialen Netzwerken <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und darüber h<strong>in</strong>aus auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> führen. Deutschlandweit gibt es viele Ansätze im Bereich Verpflegung, die zu<br />

e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf führen. Die hier vorgestellten<br />

Handlungsmöglichkeiten wurden gezielt auf die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Befragung herausgefundenen Probleme<br />

ausgerichtet und orientieren sich an den Bedürfnissen <strong>der</strong> Eltern o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtung.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung nicht ohne die Unterstützung von ehrenamtlich<br />

tätigen Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>n, den Eltern und natürlich den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten selbst geschehen. Erst<br />

wenn alle zusammen arbeiten, können die e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen ergriffen und Ziele erreicht<br />

werden. In Abbildung 17 s<strong>in</strong>d alle vorgestellten Maßnahmen und die verschiedenen Akteure wie<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, Geme<strong>in</strong>de, St. Elisabeth Vere<strong>in</strong> und Landwirte aufgeführt, im Zentrum sollte dabei<br />

immer die Familien stehen. Wenn die Vernetzung <strong>der</strong> verschiedenen Handlungspartner gel<strong>in</strong>gt,<br />

steigt die Attraktivität <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> als Lebensraum beson<strong>der</strong>s für junge Familien. Denn<br />

29


6 8B8BFazit<br />

zu e<strong>in</strong>er hohen Lebensqualität gehört neben Grünflächen, Erholungsräumen und e<strong>in</strong>er<br />

ausreichenden ärztlichen Versorgung auch die Möglichkeit, Beruf und Familie gut mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vere<strong>in</strong>baren zu können. Durch e<strong>in</strong>e gute Unterstützung seitens <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de kann dies für<br />

Familien verwirklicht werden.<br />

Abb. 17: Handlungsmöglichkeiten verschiedener Akteure, um soziale Netzwerke auszubauen und die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie und Beruf für Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zu gewährleisten (eigene Darstellung)Fazit<br />

Abschließend kann festgestellt werden, dass die Durchführung des Projektes größtenteils<br />

erfolgreich war. Es war sehr hilfreich, dass die Geme<strong>in</strong>debefragung bereits im Vorfeld durch die<br />

Presse angekündigt wurde. Allerd<strong>in</strong>gs war die Bereitschaft <strong>der</strong> Bürger, an <strong>der</strong> Befragung<br />

teilzunehmen, ger<strong>in</strong>ger als erwartet. E<strong>in</strong>e mögliche Erklärung könnte se<strong>in</strong>, dass die Befragung<br />

zeitgleich mit dem Mikrozensus durchgeführt wurde.<br />

Die Beteiligung <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten war h<strong>in</strong>gegen sehr positiv und lag bei fast 50%,<br />

wodurch repräsentative Ergebnisse geliefert werden konnten. För<strong>der</strong>lich war hier, dass sich die<br />

Projektgruppe bereits telefonisch mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gesetzt hatte und zusätzlich<br />

e<strong>in</strong>en Elternbrief formulierte, <strong>der</strong> an die Eltern verteilt wurde und sie vorab <strong>in</strong>formierte, sodass dies<br />

30


6 8B8BFazit<br />

die Term<strong>in</strong>planung für die Befragung erleichterte.<br />

Lei<strong>der</strong> konnte <strong>der</strong> kirchliche K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten nicht für die Befragung gewonnen werden, da <strong>in</strong> diesem<br />

bereits die Philipps-Universität Marburg e<strong>in</strong>e Befragung durchführte, und die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenleiter<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e zu große Belastung für die Eltern sah.<br />

Zur Methodik ist zu sagen, dass e<strong>in</strong>e quantitative Studie bei dieser Zielgruppe die richtige Wahl<br />

war. Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass die Eltern nur e<strong>in</strong>e sehr begrenzte Zeit zur Verfügung hatten,<br />

wäre e<strong>in</strong>e qualitative Studie sehr viel schwieriger umzusetzen gewesen. Aus diesem Grund hat die<br />

Projektgruppe auch den Fragebogen sehr kurz gehalten und lediglich zehn Fragen gestellt. Hier<br />

hat sich im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> herausgestellt, dass diese stellenweise nicht konkret genug formuliert<br />

waren. Außerdem hätten die Eltern gerne noch die Antwortmöglichkeit „manchmal“ gehabt, da es<br />

ihnen teilweise schwer fiel, sich zwischen „ja“ und „ne<strong>in</strong>“ zu entscheiden. H<strong>in</strong>zu kommt, dass sich<br />

lei<strong>der</strong> erst während <strong>der</strong> Befragung herausstellte, dass <strong>der</strong> wichtige Aspekt <strong>der</strong> Öffnungszeiten nicht<br />

durch den Fragebogen abgedeckt wurde. Dieser Mangel wurde <strong>der</strong> Projektgruppe erst während<br />

<strong>der</strong> Befragung <strong>in</strong> Gesprächen mit den Eltern bewusst. Aus diesem Grund wäre e<strong>in</strong> Probedurchlauf<br />

s<strong>in</strong>nvoll gewesen, allerd<strong>in</strong>gs war dies <strong>in</strong>nerhalb des begrenzten zeitlichen Rahmens des Moduls<br />

nicht möglich. Aus diesem Grund wurde von den Student<strong>in</strong>nen die Empfehlung ausgesprochen,<br />

dem Bedürfnis nach längeren Öffnungszeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Befragung nachzugehen.<br />

Als beson<strong>der</strong>s h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich für die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Ergebnisse erwies sich, dass die drei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten nicht die gleichen Voraussetzungen erfüllen. So bieten zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten e<strong>in</strong>e<br />

Verpflegung an, e<strong>in</strong>er nicht. Außerdem s<strong>in</strong>d die Öffnungszeiten sehr unterschiedlich, was ebenfalls<br />

Auswirkungen auf die Antworten <strong>der</strong> Eltern hatte.<br />

Trotz <strong>der</strong> sehr guten Beteiligung <strong>der</strong> Eltern ist die statistische Aussagekraft <strong>der</strong> Daten teilweise<br />

fraglich. Denn bei e<strong>in</strong>igen Fragen wurde e<strong>in</strong>e bestimmte Zielgruppe aus den 60 Eltern<br />

herausgefiltert, sodass die letztendliche Anzahl <strong>der</strong> Befragten sehr kle<strong>in</strong> war und Vorsicht bei <strong>der</strong><br />

Interpretation <strong>der</strong> Daten geboten ist. Aussagekräftiger wäre <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e größere Stichprobe.<br />

Festzuhalten ist auch, dass die Befragten größtenteils Teilzeitbeschäftigte waren und viele solcher<br />

Mütter angaben, sich nicht <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt zu fühlen. Das lässt vermuten,<br />

dass sie entwe<strong>der</strong> mit ihrer Situation zufrieden waren o<strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Situation arrangiert haben<br />

und bereits die Möglichkeit bestand, Beruf und Familie zu vere<strong>in</strong>baren. Die erhobenen Daten<br />

geben ke<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage, ob die Frauen bei verlängerten Öffnungszeiten <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten lieber e<strong>in</strong>er Vollzeitbeschäftigung nachgehen würden.<br />

Abschließend ist zu sagen, dass mithilfe <strong>der</strong> Befragung die ursprüngliche Fragestellung „Inwieweit<br />

muss das Verpflegungsangebot <strong>in</strong> den drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

ausgebaut werden, um dem Bedürfnis <strong>der</strong> Eltern gerecht zu werden, Familie und Beruf zu<br />

31


7 9B9BZusammenfassung<br />

vere<strong>in</strong>baren?“ beantwortet werden konnte und somit das Ziel erreicht wurde.<br />

7 Zusammenfassung<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> sich wandelnden ökonomischen Verhältnisse und dem Struktur- und<br />

Funktionswandel <strong>der</strong> Familien besteht deutschlandweit e<strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong> Bedarf an<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen, wobei vor allem <strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n das Angebot an<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Nachfrage nicht entspricht. Aus diesem Grund wurde<br />

untersucht, ob es den Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> schwerfällt, Beruf und Familie zu<br />

vere<strong>in</strong>baren und ob e<strong>in</strong> Bedarf besteht, das Verpflegungsangebot <strong>der</strong> kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

auszubauen.<br />

Es wurde zuerst e<strong>in</strong> Fragebogen zur E<strong>in</strong>schätzung des Verpflegungsangebots <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Geme<strong>in</strong>de erhoben, um das allgeme<strong>in</strong>e<br />

32


7 9B9BZusammenfassung<br />

Stimmungsbild <strong>der</strong> Bürger zu erfassen. Hieraus ergab sich, dass die Mehrheit <strong>der</strong> Bürger <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong> Verpflegungsangebot als wichtig erachten und auch bereit wären, dieses<br />

durch ehrenamtliches Engagement o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Spende zu unterstützen.<br />

Die zweite Befragung richtete sich speziell an die Eltern <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong>. Sie ergab, dass<br />

sich lediglich e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Eltern durch die Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit<br />

e<strong>in</strong>geschränkt fühlt. Die Eltern, die nicht die Möglichkeit haben auf soziale Netzwerke<br />

zurückgreifen zu können, fühlten sich <strong>in</strong> ihrer Berufstätigkeit stärker e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Zur Frage <strong>der</strong> Kosten und <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Verpflegung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten äußerten die Eltern sich<br />

unterschiedlich. Weniger zufrieden mit <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Kosten zeigten sich die Eltern im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Oberweimar. Generell sah sich die Mehrheit <strong>der</strong> Eltern aber aufgrund mangeln<strong>der</strong><br />

Informationen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, das Verpflegungsangebot beurteilen zu können. Insgesamt hat die<br />

Befragung ergeben, dass ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit besteht, das momentane Verpflegungsangebot<br />

auszubauen. Was die Verlängerung <strong>der</strong> Öffnungszeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Oberweimar und Roth<br />

betrifft, konnte im persönlichen Elterngespräch festgestellt werden, dass dies von den Eltern<br />

gewünscht wird und e<strong>in</strong>e Entlastung im H<strong>in</strong>blick auf die Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und Familie<br />

darstellen würde.<br />

Weitere Ergebnisse haben gezeigt, dass fast alle Eltern bereit wären, sich ehrenamtlich für die<br />

Verpflegung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu engagieren. Dies ist e<strong>in</strong> Ergebnis, das sich weitgehend mit dem<br />

Ergebnis des allgeme<strong>in</strong>en Fragebogens deckt, denn auch dort erklärten viele Bürger ihre<br />

Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu betätigen o<strong>der</strong> das Verpflegungsangebot durch e<strong>in</strong>e Spende zu<br />

unterstützen.<br />

Kle<strong>in</strong>ere Verbesserungen beim Verpflegungsangebot <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten könnten wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

erreicht werden, wenn die Kommunikation zwischen dem St. Elisabeth Vere<strong>in</strong> (<strong>der</strong> für die<br />

Verpflegung zuständig ist) und den Eltern (zum Beispiel durch e<strong>in</strong>e Informationsveranstaltung)<br />

geför<strong>der</strong>t werden würde.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Verbesserung könnte erzielt werden, wenn auf das freiwillige Engagement <strong>der</strong> Eltern<br />

zur Unterstützung des Verpflegungsangebots zurückgegriffen würde. Ferner könnten die Spenden<br />

durch die Bürger genutzt werden, um Obst- und Gemüsegärten im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten anzulegen, o<strong>der</strong><br />

regionale Öko-Kisten zu bestellen.<br />

Wichtiger und ernsthaft zu prüfen wäre <strong>der</strong> geäußerte Wunsch e<strong>in</strong>iger Eltern nach längeren<br />

Öffnungszeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>in</strong> Oberweimar und Roth. Es müsste untersucht werden, <strong>in</strong> wie<br />

weit wirklich Bedarf an längeren Öffnungszeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten besteht und ob die Eltern bereit<br />

wären, den höheren Geldbetrag für die Betreuung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu bezahlen.<br />

Zur schnellstmöglichen und effektivsten Verbesserung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Eltern, die auf e<strong>in</strong>e<br />

33


7 9B9BZusammenfassung<br />

Entlastung zur Versorgung und Verpflegung angewiesen s<strong>in</strong>d, wird <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de empfohlen,<br />

soziale Netzwerke, unter an<strong>der</strong>em durch Patenschaften von Tagesmüttern und –vätern,<br />

auszubauen. Die Ausweitung <strong>der</strong> ehrenamtlichen Betätigung würde nicht nur die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Beruf und Familie entscheidend verbessern, son<strong>der</strong>n hätte zudem den positiven Nebeneffekt, dass<br />

bereits aus dem Arbeitsleben ausgeschiedene Personen e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Aufgabe übernehmen<br />

könnten.<br />

34


10B10BLiteratur<br />

Literatur<br />

1. BIOEXPRESS (2009): https://www.bioshop-onl<strong>in</strong>e.de/ackerlei/ (27.8.2011).<br />

2. BOSSHAMMERSCH-HOF (2011): http://www.bosshammersch-hof.de/cms/<strong>in</strong>dex.php (27.8.2011).<br />

3. BOURCIER E., BOWEN D. J., MEISCHKE H. ET AL. (2003): Evaluation of strategies used by family<br />

food prepares to <strong>in</strong>fluence healthy eat<strong>in</strong>g. Appatite (4) 265-272.<br />

4. BROWN L. J. UND MILLER D. (2002): Couples`gen<strong>der</strong> role preferences and management of<br />

family food preferences. Journal of Nutrition Education and Behaviour 34 (4) 215-223.<br />

5. DGE - DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG E.V. (2000): Ernährungsbericht 2000.<br />

6. DGE - DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG E.V. (2009): Qualitätsstandards für die<br />

Schulverpflegung. Bonn 2007; www.schuleplusessen.de. (27.8.2011).<br />

7. EICHHORST W. UND THODE E. (2009): IZA - Forschungs<strong>in</strong>stitut zur Zukunft <strong>der</strong> Arbeit -<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf: Wie konsistent s<strong>in</strong>d die Reformen? IZA DP No. 4294.<br />

8. FIT KID - http://www.fitkid-aktion.de/qualitaetsstandards/zertifizierung/fragen-zur-<br />

zertifizierung.html (27.8.2011).<br />

9. GOLD A. (2008): Studienmotive und Zukunftsvorstellungen von Studienanfänger<strong>in</strong>nen und<br />

Studienanfängern <strong>der</strong> Humanmediz<strong>in</strong>. Dissertation.<br />

10. HOFLADEN WEIßENBACH GBR (2011): http://www.hofladen-weissenbach.de/ (27.8.2011).<br />

11. KINDERBETREUUNGSBÖRSE (2011): http://www.marburg-<br />

biedenkopf.de/uploads/PDF/FJS/Infoveranst_<strong>in</strong>teressierte_TPP_2011.pdf (27.8.2011).<br />

12. LEONHÄUSER I.-U., MEIER-GRÄWE U., MÖSER A. ET AL. (2009): Essalltag <strong>in</strong> Familien.<br />

Ernährungsversorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum.<br />

13. LOTTA KAROTTA (2009): http://www.lotta-karotta.de/cms/143-0-willkommen.html (27.8.2011).<br />

14. MINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES BADEN-WÜRTTEMBERG (2008): Abschlussbericht zum<br />

Projekt „Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und Familie“.<br />

15. MÜLLER A. (2000): Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf – Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />

Wöchner<strong>in</strong>nenbefragung aus den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n 1998-2000. Dissertation.<br />

16. STATISTISCHES BUNDESAMT (2003): Wirtschaftsrechnungen – E<strong>in</strong>kommens- und<br />

Verbrauchsstichprobe.<br />

17. STATISTISCHES BUNDESAMT (2006): Im Blickpunkt - Frauen <strong>in</strong> Deutschland 2006.<br />

18. VON ZUR GATHEN M. (2008): Tipps und Informationen zur Besteuerung des E<strong>in</strong>kommens für<br />

Tagespflegepersonen und die sozialversicherungsrechtlichen Auswirkungen ab 2009, Hrsg.<br />

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e.V..<br />

35


11B11BAnhang<br />

Anhang<br />

Anlagen zu den Befragungen im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s<br />

Anhang 1: Fragenkatalog für die Geme<strong>in</strong>debefragung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Anhang 2: Elternbrief für die drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

Anhang 3: Fragebogen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

zu Verpflegungssituation <strong>in</strong> den drei kommunalen<br />

Anlagen zu den optionalen Handlungsempfehlungen<br />

Anhang 4: Fragebogen zu Erfassung des Bedarfs an verlängerten Öffnungszeiten<br />

Anhang 5: Flyer für Patenschaften, um fehlende soziale Netzwerke abzufangen<br />

36


11B11BAnhang<br />

Anhang 1: Fragenkatalog für die Geme<strong>in</strong>debefragung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

MP 48 Kommunale Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

Thema: Notwendigkeit des Ausbaus von Verpflegungsangeboten für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

und Befragung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>schätzung zur Schulverpflegung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (Hessen)<br />

E<strong>in</strong>gereicht von: Julia Geerl<strong>in</strong>gs, Eva-Maria Schwarzenberg, Eva Matejcek<br />

Allgeme<strong>in</strong>er Fragebogen<br />

1. Wie schätzen Sie das Verpflegungsangebot (warmes Mittagessen) <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und<br />

Schulen <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>?<br />

� Bitte nur e<strong>in</strong> Kreuz setzen!<br />

Sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend<br />

Ke<strong>in</strong>e Ahnung<br />

2. Wie wichtig f<strong>in</strong>den Sie es, dass e<strong>in</strong>e Verpflegung (warmes Mittagessen) für K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Eltern erwerbstätig s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen)<br />

<strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de angeboten wird?<br />

� auf e<strong>in</strong>er Skala von 1 – 6, wobei 1 unwichtig und 6 unverzichtbar bedeutet.<br />

� Bitte nur e<strong>in</strong> Kreuz setzen!<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Ke<strong>in</strong>e Ahnung<br />

3. Könnten Sie sich vorstellen sich ehrenamtlich <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de für die Verpflegung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen zu engagieren?<br />

Ja Ne<strong>in</strong> engagiere mich bereits (für Verpflegung)<br />

Wenn Ja:<br />

Wie groß wäre Ihre Bereitschaft?<br />

� auf e<strong>in</strong>er Skala von 1 – 6, wobei 1 ger<strong>in</strong>ge und 6 sehr große Bereitschaft bedeutet.<br />

1 2 3 4 5 6<br />

4. Könnten Sie sich vorstellen, das Verpflegungsangebot <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen<br />

<strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de durch e<strong>in</strong>e Spende zu för<strong>der</strong>n bzw. zu unterstützen?<br />

37


11B11BAnhang<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

38


11B11BAnhang<br />

Anhang 2: Elternbrief für die drei kommunalen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

Universität Gießen Universität Gießen<br />

Fachbereich 09 Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Eva Matejcek Tel: 0641/ 4419211 Professur für Projekt-<br />

Julia Geerl<strong>in</strong>gs Tel: 0641/ 2037322 und Regionalplanung<br />

Eva-Maria Schwarzenberg Tel: 0641/ 3993336 Senckenbergstraße 3<br />

35390 Gießen<br />

Telefon: 0641/ 99373-10<br />

Fax: 0641/ 9937319<br />

Liebe Eltern,<br />

Gießen, den 01.Juni 2011<br />

wie Sie aus <strong>der</strong> kommunalen Presse erfahren haben, führen Masterstudenten <strong>der</strong> Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong> praktisches <strong>Projektstudium</strong> durch.<br />

Ziel dieses <strong>Projektstudium</strong>s ist es, ausgewählte Lebensbereiche <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de zu erfassen<br />

und bei Bedarf Verbesserungsvorschläge vorzustellen. Zu diesem Zweck wird e<strong>in</strong>e Erhebung<br />

e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Fragebogens im Zeitraum vom 30. Mai bis 12. Juni 2011 <strong>in</strong> allen<br />

Ortsteilen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> durchgeführt.<br />

Zusätzlich werden Informationen zu <strong>der</strong> Verpflegungssituation <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten gesammelt.<br />

Dazu brauchen wir Ihre Unterstützung…<br />

…und 5-10 M<strong>in</strong>uten Ihrer Zeit für das Ausfüllen e<strong>in</strong>es Fragebogens.<br />

Wann: Donnerstag den 9.6.2011 morgens von 7:20 Uhr bis 9:30 Uhr<br />

Wo: <strong>in</strong> Ihrem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten vor Ort<br />

Warum: zum Wohle Ihrer Geme<strong>in</strong>de<br />

Die Angaben werden selbstverständlich anonym und nach den Datenschutzrechten behandelt<br />

und lediglich massenstatistisch ausgewertet!<br />

Am 28. Juli um 16.00 Uhr f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Abschlusspräsentation des <strong>Projektstudium</strong>s im<br />

Sitzungssaal <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar statt, zu <strong>der</strong> wir Sie recht herzlich<br />

e<strong>in</strong>laden möchten. (E<strong>in</strong>zelheiten entnehmen Sie bitte <strong>der</strong> Presse bzw. dem Aushang <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltung.) Dort haben Sie die Möglichkeit E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> unsere Ergebnisse zu<br />

bekommen und können diese auch gerne mit uns diskutieren.<br />

Wir bedanken uns im Voraus für Ihre Mühe und Mitwirkung! Für Rückfragen stehen wir<br />

Ihnen gerne persönlich o<strong>der</strong> auch unsere Universität Gießen bzw. die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zur<br />

Verfügung.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

39


11B11BAnhang<br />

Eva Matejcek<br />

Julia Geerl<strong>in</strong>gs<br />

Eva-Maria Schwarzenberg<br />

40


11B11BAnhang<br />

Anhang 3: Fragebogen zu Verpflegungssituation <strong>in</strong> den drei kommunalen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

Justus- Liebig- Universität Giessen<br />

MP 48 Kommunale Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

Sommersemester 2011<br />

Fragebogen für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> Nr:<br />

1. S<strong>in</strong>d Sie berufstätig?<br />

Wenn Ne<strong>in</strong>, bitte weiter mit Frage 3.<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

2. Fühlen Sie sich <strong>in</strong> Ihrer Berufstätigkeit e<strong>in</strong>geschränkt, weil Sie Ihr K<strong>in</strong>d versorgen<br />

wollen (Essen zubereiten, Betreuung)?<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

3. Haben Sie die Möglichkeit, dass Großeltern, Nachbarn, K<strong>in</strong><strong>der</strong>frau, Freunde und/o<strong>der</strong><br />

Bekannte Ihr K<strong>in</strong>d versorgen (Essen zubereiten)?<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

4. S<strong>in</strong>d Sie auf die Verpflegung Ihres K<strong>in</strong>des im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten angewiesen?<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

5. Wird im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Ihres K<strong>in</strong>des Essen angeboten?<br />

Wenn Ne<strong>in</strong>, bitte weiter mit Frage 8.<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

6. Nutzten Sie das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten für Ihr K<strong>in</strong>d?<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

41


11B11BAnhang<br />

Wenn Ne<strong>in</strong>, warum nicht?<br />

Mehrfachbenennungen möglich.<br />

spezielle Ernährung des K<strong>in</strong>des zu teuer<br />

Betreuung durch Großeltern etc schlechte Qualität<br />

Sonstiges_____________________________<br />

7. Wie bewerten Sie das Verpflegungsangebot im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Ihres K<strong>in</strong>des?<br />

Bewertung von e<strong>in</strong>s bis sechs, wobei 1 „Sehr gut“ und 6 „Ungenügend“ bedeutet.<br />

Bitte <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Zeile nur e<strong>in</strong> Kreuz setzen.<br />

Qualität<br />

Vielfalt<br />

Menge<br />

Kost<br />

en □<br />

1 2 3 4 5 6<br />

□ □ □ □ □ □<br />

□ □ □ □ □ □<br />

□ □ □ □ □ □<br />

42


Bewegungsför<strong>der</strong>ung von Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> 1. bis 7.<br />

Klasse<br />

Dietl<strong>in</strong>d Kle<strong>in</strong>wechter<br />

Elena Re<strong>in</strong>hardt<br />

Stephanie Selig<br />

5


Justus Liebig Universität Gießen<br />

Fachbereich 09<br />

Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

Institut für Projekt- und Regionalplanung<br />

Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

_________________________________________________<br />

<strong>Projektstudium</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Sommersemester 2011<br />

Abschlussbericht<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung von Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n von <strong>der</strong> 1. – 7. Klasse<br />

Verfasst von: Elena Re<strong>in</strong>hardt, Stephanie Selig und Dietl<strong>in</strong>d Kle<strong>in</strong>wechter<br />

Betreuer: Jan<strong>in</strong>e Dunkel und Daniel Mühlleitner<br />

Modul: MP 48 – Kommunale Regional- und Umweltplanung


Inhaltsverzeichnis<br />

1 E<strong>in</strong>leitung.............................................................................................................................................. 1<br />

2 H<strong>in</strong>tergrund .......................................................................................................................................... 1<br />

3 Problemstellung und Zielsetzung ..................................................................................................... 3<br />

4 Vorgehen.............................................................................................................................................. 3<br />

5 Ergebnisse ........................................................................................................................................... 4<br />

6 Schule und Gesundheit.................................................................................................................... 10<br />

7 Der laufende Schulbus..................................................................................................................... 12<br />

8 Die fahrradfreundliche Schule......................................................................................................... 15<br />

9 Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Abschlusspräsentation <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> ........................................................... 21<br />

10 Fazit und Ausblick........................................................................................................................... 21<br />

Literaturverzeichnis.............................................................................................................................. 23<br />

II


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Für die gesunde Entwicklung neuer Generationen tragen <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft nicht nur die<br />

Eltern und die öffentlichen Erziehungse<strong>in</strong>richtungen viel Verantwortung. Es gibt auch e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

staatlich unterstützten Projekten, die sich diesem Thema angenommen haben, ebenso wie<br />

Forschungse<strong>in</strong>richtungen und Universitäten, die mit groß – und kle<strong>in</strong> angelegten Studien zum Thema<br />

Ernährung und Bewegung e<strong>in</strong>en nicht weniger wichtigen Beitrag leisten. Im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Projektstudium</strong>s ausgehend von dem Profilmodul kommunale Regional- und Umweltplanung sollen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) die realen Probleme zu diesem Sachverhalt erkannt, Ursachen<br />

analysiert sowie Lösungsansätze zur verbesserten Bewegungsför<strong>der</strong>ung entwickelt werden.<br />

2 H<strong>in</strong>tergrund<br />

Der Bewegungsstatus bei Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n wird von <strong>der</strong> Wissenschaft gekoppelt mit <strong>der</strong><br />

Ernährungssituation erfasst, da beide Komponenten untrennbar für<br />

e<strong>in</strong>en dauerhaft gesunden Lebensstil stehen. Grundsätzlich sollte e<strong>in</strong> aktiver Lebensstil bereits im<br />

K<strong>in</strong>desalter geför<strong>der</strong>t werden. Auf e<strong>in</strong>e Region angepasste Ernährungsbildungs- sowie<br />

Bewegungsprogramme erlangen <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung, denn die<br />

Zahlen sprechen für sich: Derzeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland 15 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

übergewichtig, sowie weitere 6,3 % adipös. Zusätzlich steigt mit jedem Kilogramm zu viel, das Risiko<br />

von chronisch entzündlichen Krankheiten, wie Diabetes Mellitus Typ II – e<strong>in</strong>e Belastung für jede<br />

betroffene Person aber auch für die gesamte Gesellschaft (Lampert et al. 2007 a).<br />

Für die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Ernährungs- und Bewegungssituation von Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

existieren viele Studien. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> bekanntesten ist die Studie für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendgesundheit<br />

(KiGGS) mit dem Ernährungsmodul EsKiMo, welche 2006 von Robert Koch-Institut (RKI) und <strong>der</strong><br />

Universität Pa<strong>der</strong>born durchgeführt wurde. Laut den Ergebnissen treiben 76,6 % <strong>der</strong> 3- bis 11jährigen<br />

Jungen und 75 % <strong>der</strong> Mädchen <strong>der</strong>selben Altersklasse regelmäßig Sport, d. h. m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>mal pro Woche. Dreimal o<strong>der</strong> häufiger pro Woche, so die Angaben <strong>der</strong> Eltern, würden 43,1 % <strong>der</strong><br />

Jungen und 36,2 % <strong>der</strong> gleichaltrigen Mädchen Sport treiben. Zudem wurde gezeigt, dass etwa drei<br />

Viertel <strong>der</strong> 3- bis 10- jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> sportlich aktiv s<strong>in</strong>d. Daten <strong>der</strong> KiGGS-Studie<br />

konnten jedoch auch zeigen, dass beispielsweise etwa jedes vierte 3- bis 11- jährige K<strong>in</strong>d nicht<br />

regelmäßig Sport treibt, jedes achte K<strong>in</strong>d sogar nie (Lampert et al. 2007 a).<br />

1


Zudem konnte gezeigt werden, dass <strong>der</strong> soziale Status <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die sportliche<br />

Betätigung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des hat. K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Familien mit niedrigem Sozialstatus s<strong>in</strong>d häufiger sportlich<br />

<strong>in</strong>aktiv als K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Familien mit mittlerem o<strong>der</strong> hohem Sozialstatus. Gleiches lässt sich für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

aus den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n und für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund aufzeigen, wobei hier v. a. die<br />

Mädchen als sportlich <strong>in</strong>aktiv auffallen (Lampert et al. 2007 a).<br />

Im Alter von 11- bis 17- jährigen s<strong>in</strong>d 89,9 % <strong>der</strong> Jungen und 78,5 % <strong>der</strong> Mädchen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal<br />

pro Woche aktiv. Die Empfehlung drei Mal pro Woche sportlich aktiv zu se<strong>in</strong> erreichen von dieser<br />

Gruppe 64,7 % <strong>der</strong> Jungen und 43,7 % <strong>der</strong> Mädchen. 28,2 % <strong>der</strong> Jungen und 17,3 % <strong>der</strong> Mädchen<br />

erreichen das eigentlich gewünschte Niveau <strong>der</strong> fast täglichen Aktivität. 10,1% <strong>der</strong> Jungen und 21,5 %<br />

<strong>der</strong> Mädchen s<strong>in</strong>d sportlich <strong>in</strong>aktiv, das heißt, sie treiben weniger als e<strong>in</strong> Mal pro Woche Sport.<br />

Es fällt auf, dass die jugendlichen Mädchen <strong>in</strong>aktiver s<strong>in</strong>d als die Jungen. Zudem verr<strong>in</strong>gert sich bei<br />

den Jungen <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit beobachtete Zusammenhang <strong>der</strong> Aktivität mit dem sozialen Status,<br />

dem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und <strong>der</strong> Wohnregion stark (Lampert et al. 2007 a).<br />

E<strong>in</strong>e Ursache für den Bewegungsmangel sehen Forscher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch im zu hohen Fernseher<br />

– und Computerkonsum. Laut <strong>der</strong> KIM-Studie (K<strong>in</strong><strong>der</strong> + Medien) führe die e<strong>in</strong>seitige sitzende Tätigkeit<br />

nicht nur zum Bewegungsmangel, son<strong>der</strong>n auch zu E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

motorischen Fähigkeiten (KIM-Studie - K<strong>in</strong><strong>der</strong> + Medien, Computer + Internet 2006).<br />

Auch zum Fernseh- und Computerkonsum liefert die KIGGS-Studie Daten. Demnach schauen 4,7 %<br />

<strong>der</strong> 11- bis 13- jährigen Jungen und 4,3 % <strong>der</strong> gleichaltrigen Mädchen gar nicht fern. 30 M<strong>in</strong>uten<br />

täglich fern schauen 25,7 % <strong>der</strong> Jungen und 26,5 % <strong>der</strong> Mädchen. 51,9 % <strong>der</strong> Jungen und 50,8 % <strong>der</strong><br />

Mädchen schauen pro Tag 1-2 h fern und 17,8 % bzw. 18,4 % schauen täglich mehr als 3 h fern<br />

(Lampert et al. 2007 b).<br />

23,6 % <strong>der</strong> 11- bis 13- jährigen Jungen und 34,8 % <strong>der</strong> gleichaltrigen Mädchen nutzen den Computer<br />

gar nicht. 37,1 % <strong>der</strong> Jungen und 41,8 % <strong>der</strong> Mädchen nutzen 30 M<strong>in</strong>uten pro Tag den Computer,<br />

wozu sowohl Computerspiele als auch das Nutzen des Internets zählen. 1-2 h pro Tag nutzen 31,6 %<br />

<strong>der</strong> Jungen und 20 % <strong>der</strong> Mädchen den Computer, mehr als 3 h dagegen wird <strong>der</strong> Computer von 7,7<br />

% <strong>der</strong> Jungen und 3,4 % <strong>der</strong> Mädchen genutzt. Beachtet werden sollte, dass das Spielen mit<br />

Spielekonsolen hierbei getrennt erhoben und daher noch nicht mit e<strong>in</strong>berechnet wurde(Lampert et al.<br />

2007 b) .<br />

Auch bei diesen Daten besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang <strong>der</strong> Nutzungsfrequenz mit dem sozialen Status,<br />

dem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und <strong>der</strong> Wohngegend. E<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang konnte sowohl<br />

zwischen <strong>der</strong> sportlichen Aktivität und dem Fernseh- und Computerkonsum für 11- bis 13- jährige<br />

Jungen und für 11- bis 17- jährige Mädchen als auch für 11- 13- jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen<br />

Fernsehkonsum und Adipositas gefunden werden (Lampert et al. 2007 b).<br />

2


3 Problemstellung und Zielsetzung<br />

Telefonate zur genaueren E<strong>in</strong>grenzung von Ansatzpunkten bzw. <strong>der</strong> Problemsituation im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

waren schwierig zu führen, da während <strong>der</strong> Erstellung des H<strong>in</strong>tergrundpapiers die Osterferien<br />

stattfanden. Bei den wenigen Telefongesprächen, die von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe geführt wurden, stellte<br />

sich aber e<strong>in</strong>deutig heraus, dass im Bereich <strong>der</strong> Ernährungsbildung schon viele Mittel und Hilfen<br />

angewandt und ausgeschöpft werden und auch viel Unterstützung seitens <strong>der</strong> Eltern besteht.<br />

Übergewichtig sei ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong>. Dennoch zeichne sich, trotz <strong>der</strong> Naturnähe <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de, laut <strong>der</strong> Aussage von Frau Wittweber (Leiter<strong>in</strong> des evangelischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens<br />

Nie<strong>der</strong>weimar) bei manchen Heranwachsenden e<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung zusammenhängen<strong>der</strong><br />

Bewegungsmangel ab, <strong>der</strong> sich teils <strong>in</strong> aggressivem Verhalten wi<strong>der</strong>spiegelt. Daher sieht die<br />

Arbeitsgruppe im Bereich <strong>der</strong> Ernährungsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) vorerst ke<strong>in</strong>en<br />

dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarf, jedoch Potential im Bereich <strong>der</strong> Bewegungsför<strong>der</strong>ung von Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

von <strong>der</strong> 1. bis zur 7. Schulklasse.<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) lebten am 30.06.2011 7438 E<strong>in</strong>wohner. Laut demographischen<br />

Erhebungen aus dem Jahr 2004 s<strong>in</strong>d davon 10,1% zwischen 6 und 14 Jahre alt, was <strong>der</strong> Zielgruppe,<br />

also den Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> von <strong>der</strong> 1. bis zur 7. Schulklasse, entspricht. Somit würden dann <strong>der</strong>zeit 751<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de leben. Für <strong>der</strong>en Betreuung bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

e<strong>in</strong>e Grundschule <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar und e<strong>in</strong>e Gesamtschule <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>,<br />

Hessische Geme<strong>in</strong>destatistik 2005).<br />

Langfristig betrachtet sollen die Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Anreize aus dem <strong>Projektstudium</strong> die<br />

Möglichkeit haben, e<strong>in</strong>en Ausgleich zwischen <strong>der</strong> zunehmenden Freizeitgestaltung am PC o<strong>der</strong><br />

Fernseher <strong>in</strong> Form von Sport und Bewegung schaffen zu können. Die Ressourcen <strong>der</strong> Region, wie<br />

Naturnähe, viel Freiraum und e<strong>in</strong> breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten sollen von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

erkannt und genutzt werden. Als Nebeneffekt soll das Wir-Gefühl geför<strong>der</strong>t werden, d.h. <strong>der</strong> regionale<br />

Zusammenhalt, welcher sich wie<strong>der</strong>um positiv auf das rückläufige Bevölkerungswachstum auswirken<br />

kann. E<strong>in</strong> weiteres Ziel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist es, das Projekt so zu gestalten, dass für die Realisierung<br />

ke<strong>in</strong>e und wenn dann nur sehr ger<strong>in</strong>ge zusätzliche Kosten aufgebracht werden müssen.<br />

4 Vorgehen<br />

Für die erste Erfassung <strong>der</strong> Problemsituation ist e<strong>in</strong> angepasster Fragebogen mit fünf Fragen an die<br />

Bürger <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) entworfen worden. Dieser erfasst das Verhältnis zwischen<br />

3


aktiver Freizeitgestaltung mit Bewegung auch im Vere<strong>in</strong> und passiver Freizeitgestaltung vor dem<br />

Fernseher und PC. Da von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe die Anzahl <strong>der</strong> Personen, welche den dazugehörigen<br />

Teil des allgeme<strong>in</strong>en Fragebogens ausgefüllt haben als zu ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt worden ist, wurden die<br />

selben fünf Fragen noch e<strong>in</strong>mal geson<strong>der</strong>t an <strong>der</strong> Grundschule Nie<strong>der</strong>weimar erhoben. Die Schüler<br />

haben den Fragebogen mit nach Hause genommen und dort von ihren Eltern ausfüllen lassen.<br />

Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> spezieller Fokus auf die Grundschüler (6 – 11 Jahre).<br />

Die statistische Auswertung <strong>der</strong> quantitativen Erhebungen erfolgte über SPSS.<br />

Entscheidend war die Zusammenarbeit mit bereits vorhandenen regionalen Strukturen und das<br />

aufgreifen von Projekten, die bereits <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n erfolgreich angewendet werden.<br />

Hierbei war es auch wichtig, die ermittelten Ergebnisse mit denen <strong>der</strong> Gruppen „Freizeit“ und<br />

„Ehrenamtliches Engagement“ während <strong>der</strong> Projekterarbeitung zu vernetzen.<br />

5 Ergebnisse<br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Recherche<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) gibt es <strong>in</strong>sgesamt 22 Sportvere<strong>in</strong>e. Davon sprechen ca. 9 Stück die<br />

Zielgruppe an, da es entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e eigene Mannschaft o<strong>der</strong> spezielle Angebote für sie gibt. E<strong>in</strong>er<br />

dieser Vere<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong> überörtlicher Vere<strong>in</strong> (Juniorenför<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> (JFV) <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong>), <strong>der</strong> drei <strong>der</strong><br />

<strong>Weimar</strong>er und zusätzlich zwei Marburger Fußballvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>t. Dieser Vere<strong>in</strong> för<strong>der</strong>t<br />

speziell auch Junior<strong>in</strong>nen. Der Tennisvere<strong>in</strong> 1977 <strong>Weimar</strong>, bietet <strong>in</strong> den Schulferien<br />

Schnupperstunden an und kooperiert so mit <strong>der</strong> Ferienbetreuung für Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> zw. 6-12<br />

Jahren von Herrn Ott. Weitere Beispiele s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Reitvere<strong>in</strong> Hofacker <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar, <strong>der</strong> SC Roth/<br />

Argenste<strong>in</strong>, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Triathlon, natürlich <strong>in</strong> verkürzter Version, auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> anbietet und <strong>der</strong><br />

Dance & Fun Wenkbach e.V., welcher Tanzgruppen für verschiedene Altersgruppen anbietet, z.B. die<br />

Tanzsternchen für 5- bis 6- jährige und die Lucky Ladies für 10- bis 12- jährige (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>).<br />

Neben <strong>der</strong> Aktivität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de für K<strong>in</strong><strong>der</strong> weitere zahlreiche<br />

Möglichkeiten Sport zu treiben, vor Allem im Freien. Z.B. eignet sich die <strong>Lahn</strong> zum Ru<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Kanufahren, <strong>in</strong> Roth gibt es dafür e<strong>in</strong>en Boot- und Kanuverleih. Auch auf dem <strong>Weimar</strong>er See kann<br />

neben dem klassischen Baden und Schwimmen auch Wassersport, wie Wasserski und Wakeboard<br />

getrieben werden, was hauptsächlich die Jugendlichen ansprechen dürfte. Außerdem beherbergt er<br />

e<strong>in</strong> Wassertrampol<strong>in</strong>. Des Weiteren gibt es sieben verschiedene Wan<strong>der</strong>strecken, welche zwischen 6<br />

und 13 km lang s<strong>in</strong>d und den <strong>Lahn</strong>radweg. Außerdem gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de jeweils mehrere<br />

4


Rasen- und Hartsportplätze, drei Beachvolleyballplätze, zwei Tennisplätze, sowie zwei Reitanlagen<br />

und zwei Schützenhäuser, e<strong>in</strong> Basketballfeld <strong>in</strong> Oberweimar am Grillplatz, wo sich ebenfalls e<strong>in</strong><br />

Bolzplatz bef<strong>in</strong>det, und e<strong>in</strong>en Fun-Park mit Fahrradparcour <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>).<br />

Auch die Schulen s<strong>in</strong>d, was sportliche Aktivität anbelangt bereits sehr aktiv. So bietet die<br />

Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern, welche von 686 Schülern besucht wird für Schüler <strong>der</strong> 5. bis zur 7.<br />

Klasse e<strong>in</strong>e Tischtennis-AG und für Schüler <strong>der</strong> 5. bis zur 6. Klasse e<strong>in</strong>e Fußball-AG an. Im Frühl<strong>in</strong>g<br />

und im Herbst gibt es jeweils e<strong>in</strong>e Wan<strong>der</strong>woche. Außerdem kann Mo. bis Do. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittagspause<br />

von 13.00 bis 14.30 Uhr die Sporthalle Nord frei aber beaufsichtigt von den Schülern genutzt werden.<br />

Die Grundschule Nie<strong>der</strong>weimar, welche 127 Schüler zählt, dagegen bietet für 9- bis 10- jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>mal pro Woche e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>stündigen Kurs des Marburger Vere<strong>in</strong>s zur Bewegungsför<strong>der</strong>ung &<br />

Psychomotorik e.V. an (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>, Vere<strong>in</strong> zur Bewegungsför<strong>der</strong>ung und Psychomotorik e.V.<br />

Marburg).<br />

Ergebnisse aus den Fragebögen<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse des allgeme<strong>in</strong>en Fragebogens an die Bürger mit denen des<br />

Fragebogens an die Eltern <strong>der</strong> Grundschüler Nie<strong>der</strong>weimars verglichen. Die Daten <strong>der</strong> beiden<br />

Fragebögen können nicht geme<strong>in</strong>sam ausgewertet werden, da es eventuell se<strong>in</strong> kann, dass e<strong>in</strong><br />

Elternteil beide Fragebögen ausgefüllt hat.<br />

66 % <strong>der</strong> Grundschüler nutzen pro Tag bis zu e<strong>in</strong>er Stunde den Fernseher und Computer, wobei dies<br />

von den 6- bis 14-jährigen nur bei 52 % <strong>der</strong> Fall ist. Jeweils ca. 30 % nutzen die Geräte e<strong>in</strong> bis zwei<br />

5


Stunden pro Tag. Von den Grundschülern nutzen nur wenige mehr als zwei Stunden Fernseh und<br />

Computer, während dies auf 20 % aller Schüler zutrifft.<br />

35 % <strong>der</strong> 6- bis 14-jährigen machen pro Tag bis zu e<strong>in</strong>er Stunde Sport, während dies auf 21,3 % <strong>der</strong><br />

Grundschüler zutrifft. Sowohl ca. 41 % <strong>der</strong> Grundschüler als auch aller Schüler treiben täglich e<strong>in</strong> bis<br />

zwei Stunden Sport. 20 % <strong>der</strong> 6- bis 14-jährigen und 37 % <strong>der</strong> Grundschüler s<strong>in</strong>d mehr als zwei<br />

Stunden pro Tag sportlich aktiv.<br />

6


45 % <strong>der</strong> Eltern <strong>der</strong> 6- bis 14-jährigen schätzen die Fitness ihres K<strong>in</strong>des als sehr gut e<strong>in</strong>, 38 % als gut.<br />

Die Fitness <strong>der</strong> Grundschüler dagegen wird von 38 % <strong>der</strong> Eltern als sehr gut und von 51 % als gut<br />

e<strong>in</strong>geschätzt. Von ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Grundschüler wird die Fitness als schlecht e<strong>in</strong>geschätzt, während dies<br />

auf 2 % <strong>der</strong> 6- bis 14-jährigen zutrifft.<br />

Entgegen unserer Erwartungen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung <strong>in</strong>aktiver werden, wurden ca. 40 %<br />

<strong>der</strong> 6- bis 14-jährigen nach ihrer E<strong>in</strong>schulung aktiver, 50 % än<strong>der</strong>ten ihr Verhalten nicht. Von den<br />

Grundschülern wurden sogar ca. 50 % aktiver, 44 % blieben gleich aktiv.<br />

7


Im Fragebogen an die Grundschule waren <strong>in</strong> Bezug auf den Schulweg Mehrfachnennungen möglich.<br />

Insgesamt bewegen sich 44 % <strong>der</strong> Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> jeden Tag auf ihrem Weg zur Schule, das heißt,<br />

sie gehen entwe<strong>der</strong> zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad, dem Roller o<strong>der</strong> dem Skateboard o<strong>der</strong> gehen an<br />

manchen Tagen zu Fuß und fahren an an<strong>der</strong>en mit dem Fahrrad. 10 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> bewegen sich auf<br />

dem Schulweg manchmal, das bedeutet sie fahren teilweise mit dem Bus o<strong>der</strong> dem Auto und gehen<br />

teilweise zu Fuß o<strong>der</strong> fahren mit dem Fahrrad o<strong>der</strong> Sonstigem. 46 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> fahren immer mit dem<br />

Auto o<strong>der</strong> mit dem Bus zur Schule o<strong>der</strong> nutzen mal den Bus, mal das Auto.<br />

Im allgeme<strong>in</strong>en Fragebogen an die Bürger konnten bei <strong>der</strong> Frage nach dem Schulweg ke<strong>in</strong>e<br />

Mehrfachnennungen gemacht werden. Hierzu lässt sich sagen, dass sich 79 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von <strong>der</strong> 1.<br />

bis zur 7. Klasse auf ihrem Schulweg nicht bewegen, da sie entwe<strong>der</strong> mit dem Bus o<strong>der</strong> mit dem Auto<br />

zur Schule fahren. Die übrigen 21 % <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, bewegen sich auf dem Weg zur Schule, <strong>in</strong>dem sie<br />

entwe<strong>der</strong> zu Fuß zur Schule gehen, mit dem Fahrrad o<strong>der</strong> Sonstigem, wie z.B. e<strong>in</strong>em Roller o<strong>der</strong><br />

Skateboard fahren. Die Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die sich auf ihrem Schulweg<br />

manchmal bewegen, eher mit dem Bus o<strong>der</strong> Auto zur Schule kommen als zu Fuß gehen. Denn bei<br />

dem Fragebogen ohne Mehrfachnennungen entschieden sich mehr Personen für Auto o<strong>der</strong> Bus als<br />

für Fuß, Fahrrad o<strong>der</strong> Sonstiges.<br />

Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass e<strong>in</strong>e Abhängigkeit zwischen <strong>der</strong> Länge des Schulwegs und<br />

des genutzten Verkehrsmittels besteht. Deswegen untersuchte die Arbeitsgruppe zusätzlich den<br />

Schulweg <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Ortsteil.<br />

Entgegen <strong>der</strong> Vermutung nutzen auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ortsteil mit Schule, also Nie<strong>der</strong>weimar<br />

und Nie<strong>der</strong>walgern wohnen häufig den Bus. Dazu ist aber anzumerken, dass nicht abgefragt worden<br />

8


ist auf welche Schule die K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehen. Es könnte also se<strong>in</strong>, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die den Bus nutzen<br />

entwe<strong>der</strong> zur an<strong>der</strong>en Schule <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) gehen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Schule, die<br />

außerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de liegt, besuchen. In diesem Fall besteht oft nicht die Möglichkeit, den<br />

Schulweg an<strong>der</strong>s zu bestreiten als mit Bus o<strong>der</strong> Auto, da <strong>der</strong> Schulweg dann zu weit ist um zu Fuß zu<br />

gehen, das Fahrrad, den Roller o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Skateboard zu nutzen.<br />

Aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Fragebögen ergeben sich mit Hilfe des Auswertungsprogramms von SPSS<br />

folgende Zusammenhänge: Für die 6- bis 14-jährigen kann mit e<strong>in</strong>er statistischen Signifikanz von<br />

0,015 gezeigt werden, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die mehr Stunden Sport pro Tag treiben weniger Stunden pro<br />

Tag den Fernseher und den Computer nutzen, als diejenigen, die diese Geräte pro Tag länger nutzen.<br />

Für die Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> bestand hier ke<strong>in</strong> Zusammenhang.<br />

Die Art des Schulwegs steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 6- bis 14-jährigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em statistisch<br />

signifikanten Zusammenhang von 0,048 zur sportlichen Aktivität und von 0,024 zum Fernseh- und<br />

Computerkonsum.<br />

Bei den Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n, wird die Fitness, <strong>der</strong>jenigen, die zu Fuß zur Schule gehen tendenziell<br />

besser e<strong>in</strong>geschätzt, als die Fitness <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welche mit dem Bus zur Schule fahren.<br />

Mit dem Mann-Whitney-Test zeigte sich für diesen Zusammenhang e<strong>in</strong>e Signifikanz von 0,040.<br />

Außerdem treiben die Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong>, die zu Fuß zur Schule gehen tendenziell mehr Sport und<br />

nutzen den Fernseher und den Computer seltener, als diese die mit dem Bus fahren. Auch ist die<br />

sportliche Aktivität <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die mit dem Bus zur Schule fahren seit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung tendenziell<br />

eher gleich geblieben, wenige s<strong>in</strong>d sogar <strong>in</strong>aktiver geworden. Von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die zu Fuß zur Schule<br />

gehen, ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges <strong>in</strong>aktiver geworden. Ihr Verhalten ist tendenziell eher gleich geblieben o<strong>der</strong> sie<br />

s<strong>in</strong>d aktiver geworden.<br />

Ausgehend von den Ergebnissen <strong>der</strong> Befragungen ergeben sich verschiedene<br />

Handlungsmöglichkeiten, die <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> vorgestellt werden können. Aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl<br />

an Projekten und Konzepten, wurde <strong>der</strong> Fokus auf zwei Aspekte gelegt. Zum e<strong>in</strong>en wird <strong>der</strong><br />

Schulweg als potente Möglichkeit die Bewegung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n, angesehen. Zum an<strong>der</strong>en<br />

steht bei dem Projekt Schule und Gesundheit die Schule selbst, als ganzheitliche Institution, im<br />

Mittelpunkt.<br />

9


6 Schule und Gesundheit<br />

„Schule und Gesundheit“ - Was ist das?<br />

Das Arbeitsfeld „Schule und Gesundheit“ - vom hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong>s Leben gerufen –<br />

stellt e<strong>in</strong> ganzheitliches Konzept zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheit an Schulen dar. Neben<br />

SchülerInnen und LehrerInnen steht <strong>der</strong> Arbeits-, Lern- und Lebensraum Schule im Blickpunkt. Das<br />

Konzept wurde bereits 2002 konzipiert und soll bis Ende 2011 erprobt und reflektiert werden. „Schule<br />

& Gesundheit“ soll ke<strong>in</strong> von Außen gesteuertes Projekt se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n Teil <strong>der</strong> Schulentwicklung.<br />

Grundlegende Maßnahme ist die Etablierung e<strong>in</strong>es Gesundheitsmanagements, das heißt gezieltes<br />

und bewusstes E<strong>in</strong>arbeiten gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Strategien, Strukturen und Prozesse <strong>in</strong> das<br />

allgeme<strong>in</strong>e Management, <strong>in</strong> die Führungsstrategie und <strong>in</strong> den Führungsstil <strong>der</strong> Schule. Im Zuge<br />

dieses Prozesses soll die gesundheitsorientierte Chancengleichheit für SchülerInnen verbessert<br />

werden und die gesundheitsorientierte Professionalität von LehrerInnen geschult werden. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus sollen neben Arbeitsplätzen auch Lern- und Lebensräume <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

gesundheitsorientierter gestaltet werden.<br />

Schulen, die an diesem Konzept teilnehmen haben die Möglichkeit Zertifikate zu erhalten. Dabei ist<br />

die Zertifizierung des Konzepts nicht nur e<strong>in</strong> Werkzeug für die Qualitätssicherung, son<strong>der</strong>n stellt auch<br />

e<strong>in</strong>e Stufe für die Schulentwicklung zu e<strong>in</strong>er „guten Schule“ dar (Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium, 2008).<br />

Die Themenschwerpunkte des Arbeitsfelds Schule & Gesundheit s<strong>in</strong>d:<br />

• Wahrnehmung und Bewegung<br />

• Ernährungs- und Verbraucherbildung<br />

• Sucht- und Gewaltprävention<br />

• Gesundheitserziehung/Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

• Umwelterziehung und Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />

• Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung<br />

• Sexualerziehung<br />

• LehrerInnengesundheit<br />

Warum wird dieses Konzept durchgeführt?<br />

Die Weltgesundheitsorganisation – WHO – hat zur Umsetzung des Konzepts „Gesundheit für Alle“<br />

aufgerufen. Diesem Ruf folgend hat sich das Land Hessen zur Aufgabe gemacht unter an<strong>der</strong>em die<br />

10


Gesundheit an den hessischen Schulen zu för<strong>der</strong>n. Die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung geht mit För<strong>der</strong>ung von<br />

Bewegung e<strong>in</strong>her. Die zunehmende Bewegung führt schließlich zu e<strong>in</strong>er gesteigerten<br />

Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> SchülerInnen. Dabei erlangt auch die Bewegung vor dem täglichen<br />

Schulbeg<strong>in</strong>n ihre Bedeutung.<br />

Die Chancengerechtigkeit für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler wird durch Stärkung <strong>in</strong>dividueller und sozialer<br />

Ressourcen sowie Schutzfaktoren (Lebensweisen-Ansatz) gezielt verbessert. Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> WHO<br />

bedeutet Chancengerechtigkeit die Herstellung gleicher Möglichkeiten gesund zu se<strong>in</strong> und gesund zu<br />

bleiben, unabhängig vom sozialen Status, nationaler Zugehörigkeit, Ethnie, Generation, Alter und<br />

Geschlecht.<br />

Die Professionalität von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern wird durch gesundheitsbezogene Fortbildungen und<br />

regelmäßige Mitarbeitergespräche methodisch gesteigert. Die daraus folgende erhöhte<br />

Arbeitszufriedenheit und Gesundheitsqualität führt zu steigen<strong>der</strong> Arbeits- und Leistungsfähigkeit und<br />

zu s<strong>in</strong>kenden krankheitsbed<strong>in</strong>gten Fehlzeiten und Frühpensionierungen.<br />

E<strong>in</strong>e Zertifizierung <strong>der</strong> Schulen hat mehrere Vorteile. Zum e<strong>in</strong>en kann die e<strong>in</strong>zelne Schule im<br />

Außenverhältnis bei Erreichen <strong>der</strong> Ziele e<strong>in</strong>en Imagegew<strong>in</strong>n erzielen und zum an<strong>der</strong>en ist e<strong>in</strong>e höhere<br />

Wertschätzung <strong>der</strong> Schule im Innenverhältnis möglich (Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium, 2008).<br />

Wer macht das bereits?<br />

Das Thema Schule und Gesundheit ist beliebt. 1996 bis 2006 hat die Robert Bosch Stiftung<br />

bundesweit das Projekt „gesunde Schule“ durchgeführt. In diesem Zeitraum wurden <strong>in</strong>sgesamt 54<br />

Schulen mit rund 3 Mio. € geför<strong>der</strong>t. Weitere Informationen sowie Ergebnisse und Empfehlungen<br />

können im Internet unter: http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/2779.asp nachgelesen<br />

werden.<br />

In den Regionen Westfalen-Lippe und Rhe<strong>in</strong>land/Hamburg wird das Projekt „Schulen <strong>in</strong> Bewegung“ <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> AOK durchgeführt. Den Schulen <strong>in</strong> diesen Gebieten steht das Programm seit<br />

2007 zur Verfügung.<br />

Außerdem wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz das Konzept „Schule bewegt“ und <strong>in</strong> Österreich „gesunde Schule“<br />

angewendet.<br />

Transfer – Wie kann dieses Konzept <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> umgesetzt werden?<br />

Das Konzept Schule & Gesundheit kann auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> umgesetzt werden. Dazu<br />

bedarf es zunächst <strong>der</strong> Bildung e<strong>in</strong>es Gesundheitsteams, welches für die Organisation <strong>der</strong><br />

11


verschiedenen Schritte zur Erlangung des Zertifikates zuständig ist. Anschließend müssen die fünf<br />

unten beschriebenen Schritte zum Erreichen des Zertifikates durchgeführt werden. E<strong>in</strong> Zertifikat<br />

besteht aus den 3 Hauptthemen Ernährungs- und Verbraucherbildung, Wahrnehmung und Bewegung<br />

und Sucht- und Gewaltprävention, sowie aus e<strong>in</strong>em zusätzlich gewählten Profilthema.<br />

Fünf Schritte bis zum erfolgreichen Zertifikat:<br />

1. Ist-Analyse: Zunächst stellt sich die Frage: „Wo stehen wir und woher wissen wir das?“ Die<br />

Gesundheit <strong>der</strong> SchülerInnen, LehrerInnen und auch <strong>der</strong> Schule muss untersucht werden.<br />

Anhand dieser Daten entstehen dann Handlungsgrundlagen, welche die Planung für Wege<br />

und Schritte <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er gesundheitsför<strong>der</strong>nden Schule ermöglichen.<br />

2. Planung: Die Ergebnisse <strong>der</strong> Ist-Analyse werden <strong>in</strong>terpretiert. Auf Grundlage dieser können<br />

Ziele formuliert und e<strong>in</strong> Konzept erstellt werden, welches <strong>in</strong> das Schulprogramm <strong>in</strong>tegriert<br />

werden soll.<br />

3. Durchführung: Bei diesem Schritt steht neben <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />

Schwerpunkte auch die Klärung und Transparenz <strong>der</strong> Arbeits- und Steuerungsebenen im<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Am Ende dieser Phase steht <strong>der</strong> Antrag zum Zertifikat beim Schulamt.<br />

4. Überprüfung: In dieser Phase wird <strong>der</strong> Entwicklungsstand <strong>der</strong> Schule durch Selbst- und<br />

Fremdbewertung geprüft.<br />

5. Fazit: Wenn das Zertifikat erworben wurde, bedeutet es für das Gesundheitsteam bzw. für die<br />

Steuergruppe das Erreichte zu pflegen und eventuell neue Ziele zu stecken. Bei Nichterhalten<br />

des Zertifikates müssen fehlende Vorgaben nachjustiert werden. (Hessisches<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterium, 2008)<br />

Ansprechpartner ist das hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium (Herr Ulrich Striegel, Telefon 0611-368-2170),<br />

die Servicestelle Schule und Gesundheit (zum Beispiel Frau Margit Büchler-Stumpf, Telefon 069-<br />

3898-9257) und <strong>der</strong> koord<strong>in</strong>ierende Fachberater für den Landkreis Marburg-Biedenkopf (Frau<br />

Angelika Becker, Telefon 06421-616-539). Alle Kontaktdaten s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Homepage von Schule und<br />

Gesundheit unter: http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/kontakt.html zu f<strong>in</strong>den.<br />

7 Der laufende Schulbus<br />

Der laufende Schulbus ist e<strong>in</strong> Projekt, das die Bewegung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n auf dem Weg zur Schule<br />

för<strong>der</strong>n soll. Hier werden primär Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> angesprochen.<br />

12


Wie funktioniert <strong>der</strong> laufende Schulbus?<br />

Grundschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> gehen <strong>in</strong> Gruppen entlang e<strong>in</strong>er festgelegten Route morgens zusammen zur Schule<br />

und nach dem Unterricht wie<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam nach Hause. Die Route enthält, wie die e<strong>in</strong>es<br />

L<strong>in</strong>ienbusses auch, feste Haltestellen, an denen die SchülerInnen zu festgelegten Zeiten „zu“- bzw.<br />

„aussteigen“ können. Begleitet werden sie dabei von e<strong>in</strong>em erwachsenen „Busfahrer“ o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

„Busfahrer<strong>in</strong>“, welche diesen Dienst ehrenamtlich durchführen. (Der laufende Schulbus, 2009)<br />

Warum wird das Projekt durchgeführt?<br />

Der laufende Schulbus br<strong>in</strong>gt Bewegung <strong>in</strong> den Alltag <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und mil<strong>der</strong>t die negativen<br />

Begleitersche<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>aktiven Lebensstils.<br />

Den täglichen Schulweg zu Fuß zu beschreiten birgt viele Vorteile. Durch die Bewegung an <strong>der</strong><br />

frischen Luft wird die Sauerstoffaufnahme erhöht und die Durchblutung des Gehirns verbessert.<br />

Dadurch s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wacher, konzentrierter und leistungsfähiger. Außerdem wird das<br />

Sozialverhalten verbessert. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben die Möglichkeit neue Bekanntschaften und<br />

Freundschaften zu schließen. Sie können sich schon auf dem Weg zur Schule über Neuigkeiten<br />

austauschen und s<strong>in</strong>d dadurch aufmerksamer im Unterricht. Darüber h<strong>in</strong>aus lernen sie mit<br />

Erwachsenen zu kommunizieren. Durch die festen Haltestellen und „Abfahrtszeiten“ lernen die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nicht nur Pünktlichkeit son<strong>der</strong>n, entwickeln auch Verantwortungsgefühl und Rücksichtnahme. Der<br />

laufende Schulbus bietet zudem Sicherheit im Straßenverkehr. Durch die große Gruppengröße<br />

werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Straßenverkehr besser wahrgenommen und es kommt zu weniger Unfällen an<br />

denen K<strong>in</strong><strong>der</strong> beteiligt s<strong>in</strong>d. Sollte trotz aller Sicherheitsvorkehrungen doch e<strong>in</strong>mal etwas passieren<br />

s<strong>in</strong>d alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> durch die gesetzliche Schülerunfallversicherung abgesichert. Des Weiteren lernen die<br />

GrundschülerInnen schrittweise das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Die begleitenden<br />

Erwachsenen können Beson<strong>der</strong>heiten im Straßenverkehr erklären und auf Gefahrenstellen h<strong>in</strong>weisen.<br />

So werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dafür sensibilisiert. Nicht zuletzt wird auch <strong>der</strong> Verkehr im Umkreis <strong>der</strong> Schule<br />

reduziert. Dadurch wird die Luft- und Umweltbelastung verr<strong>in</strong>gert und das Umweltengagement<br />

verbessert. (Der laufende Schulbus, 2009)<br />

Wer macht das bereits?<br />

Der laufende Schulbus wurde erstmals <strong>in</strong> Australien Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre erprobt. International ist<br />

<strong>der</strong> „walk<strong>in</strong>g bus“ <strong>in</strong> England und Italien sehr populär.<br />

13


In Deutschland ist zum e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Kreis Pa<strong>der</strong>born sehr aktiv, zum an<strong>der</strong>en die Stadt Heidelberg, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Universität, Stadt, <strong>der</strong> Arbeitskreis „clever unterwegs“ und das Gesundheitsamt eng zusammen<br />

arbeiten um das Angebot an möglichst vielen Schulen anzubieten.<br />

Transfer: Wie kann das Projekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> durchgeführt werden?<br />

Zur Vorbereitung bedarf es <strong>der</strong> Bildung e<strong>in</strong>es Organisationsteams. Dessen Mitglie<strong>der</strong> agieren dann<br />

als Koord<strong>in</strong>atoren und s<strong>in</strong>d verantwortlich für die Organisation <strong>der</strong> folgenden fünf Schritte.<br />

Schritt 1: Die Idee des laufenden Schulbusses muss publik gemacht werden. Am besten können die<br />

Eltern an Elternsprechtagen erreicht werden. Dort kann dann auch sofort e<strong>in</strong> Feedback e<strong>in</strong>geholt<br />

werden. Es können aber auch Rundschreiben an die Eltern ausgegeben werden, <strong>in</strong> denen über das<br />

Vorhaben <strong>in</strong>formiert wird und gleichzeitig gefragt wird, wer sich als Begleitung zur Verfügung stellen<br />

möchte.<br />

Schritt 2: Das Organisationsteam muss das E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>der</strong> Schule sichten und anhand dessen<br />

die Laufstrecken mit den Haltestellen festlegen. Wichtigste Kriterien hierfür s<strong>in</strong>d die Streckenführung,<br />

die Verkehrssicherheit und die Zugänglichkeit für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Schritt 3: E<strong>in</strong> Plan <strong>der</strong> freiwilligen Helfer<strong>in</strong>nen und Helfer kann erstellt werden.<br />

Für jede Route sollte es e<strong>in</strong>en Koord<strong>in</strong>ator geben, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong> sich um<br />

Ersatz kümmert, wenn e<strong>in</strong> Busfahrer ausfällt. Die Abfahrtszeiten werden<br />

festgelegt, wobei vor allem die Gehgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> berücksichtigt<br />

werden muss.<br />

Schritt 4: Das Logo des laufenden<br />

Schulbusses kann als Haltestellenschild<br />

verwendet werden. Es kann aber auch e<strong>in</strong> Malwettbewerb veranstaltet werden<br />

um e<strong>in</strong> Logo für die Haltestellenschil<strong>der</strong> zu f<strong>in</strong>den.<br />

14


Schritt 5: Alle beteiligten Familien und Helfer sowie<br />

<strong>der</strong> Busfahrer erhalten e<strong>in</strong>e Namens- und<br />

Telefonliste, um sich im Bedarfsfall schnell verständigen zu können.<br />

Im Bedarfsfall kann auch e<strong>in</strong> Laufkalen<strong>der</strong> benutzt werden, <strong>in</strong> den <strong>der</strong> tägliche Weg <strong>in</strong> die Schule<br />

e<strong>in</strong>getragen wird. Die täglichen Bewegungsrout<strong>in</strong>en werden so bewusster wahrgenommen. Außerdem<br />

besteht die Möglichkeit, weitere Aktivitäten (auch am Wochenende) festzuhalten, so dass „gute<br />

Gewohnheiten“ entwickelt und gefestigt werden. (Der laufende Schulbus, 2009)<br />

8 Die fahrradfreundliche Schule<br />

Was<br />

ist das?<br />

Geme<strong>in</strong>t<br />

ist e<strong>in</strong>e Schule, die es schafft e<strong>in</strong> fahrradfreundliches Klima zu erzeugen, welches sich im<br />

Verhalten <strong>der</strong> Schüler nachhaltig wi<strong>der</strong>spiegelt. Nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Befragung (vgl. Abbildung:<br />

Schulweg allgeme<strong>in</strong>, S. 6) ist es nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil, <strong>der</strong> sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erhebung dazu<br />

bekennt, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Diese Zahl kann mit Hilfe e<strong>in</strong>es fahrradfreundlichen<br />

Schulkonzepts gesteigert werden. Nach dem Bild des Verkehrsclubs Deutschlands umfasst dieses<br />

Konzept viele Bereiche. Als Grundvoraussetzung sollte sich die Schule <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verkehrsberuhigten<br />

Bereich bef<strong>in</strong>den und über Radwege gut erreichbar se<strong>in</strong>. Auf dem Schulgelände selbst ist es wichtig,<br />

dass e<strong>in</strong> ausreichendes Angebot an Radstän<strong>der</strong>n zur Verfügung steht. E<strong>in</strong>e fahrradfreundliche Schule<br />

gibt Anreize, das eigene Mobilitätsverhalten, sowohl von Schülern als auch von Lehrern, zu<br />

überdenken. Die Schule thematisiert das „Zweirad“ dauerhaft im Unterricht, Projekttagen und<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften. Verwirklicht wird diese Idee durch die aktive Zusammenarbeit von Lehrern,<br />

Schülern und Eltern.<br />

Die<br />

Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern ist bereits auf dem besten Weg zu e<strong>in</strong>er „fahrradfreundlichen<br />

Schule“. In den letzen Jahren erhielt die Schule diverse Auszeichnung im Bereich Umweltschutz und<br />

Nachhaltigkeit. Dazu zählen unter an<strong>der</strong>em das Zertifikat: „Umweltschule - Lernen und Handeln für<br />

unsere Zukunft 2010“, das Teilzertifikat „Umweltbildung – BNE“ aus dem Programm „Schule +<br />

Gesundheit“ und die siebenmalige Auslobung zur „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“. Darüber h<strong>in</strong>aus existiert<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtschule seit e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>e Fahrradwerkstatt, geführt von e<strong>in</strong>er Fahrrad<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft (AG). Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen haben hier die Möglichkeit mehr über die richtige<br />

Wartung und Reparatur ihres Drahtesels zu erfahren. Hat sich e<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Schüler auf<br />

dem Weg zur Schule e<strong>in</strong>en Platten gefahren, o<strong>der</strong> die Bremse gelockert, ist das Fahrradteam dazu <strong>in</strong><br />

15


<strong>der</strong> Lage, diese Schäden zu beheben. Gleichzeitig hat die Fahrrad AG nach eigenen Angaben das<br />

Ziel, e<strong>in</strong>en Fahrradklassensatz aus gebrauchten und geschenkten Fahrrä<strong>der</strong>n <strong>in</strong>klusive<br />

Fahrradhelmen aufzubauen, <strong>der</strong> für spontane Klassentouren zur Verfügung stehen kann.<br />

Dieses vorbildliche Verhalten kann nach Auffassung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe des Verkehrsclubs<br />

Deutschlands noch ergänzt werden – durch e<strong>in</strong>en organisierten „Rad-Bus“ zur Schule. Im Grunde<br />

genommen ist dieser e<strong>in</strong>e Erweiterung des bereits erwähnten „laufenden Schulbusses“ mit festen<br />

Haltestellen und Zeiten <strong>in</strong> den Ortsteilen. Im Folgenden soll <strong>der</strong> „Rad-Bus“ näher erläutert werden.<br />

Warum<br />

wird das Projekt durchgeführt?<br />

Im Mittelpunkt steht <strong>der</strong> Anreiz zur Motivation mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Der „Rad-Bus“<br />

stellt hier lediglich e<strong>in</strong>e Erweiterung im Mobilitätsmix <strong>der</strong> Schule dar. Im S<strong>in</strong>n steht nicht das tägliche<br />

zur Schule Radeln. Es ist vollkommen ausreichend, wenn das „Rad-Bus“- Angebot e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Woche zu festen Zeiten und an festen Haltpunkten stattf<strong>in</strong>den kann.<br />

Die zusätzliche Bewegung zahlt sich, wie auch beim „laufenden Schulbus“<br />

aus. Fakt ist, Bewegung<br />

und Sport, ausgeübt als K<strong>in</strong>d, haben erwiesene Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit im<br />

erwachsenen Alter. Bewegungsgewohnheiten und Abläufe prägen sich bis <strong>in</strong>s hohe Alter und<br />

erweitern dauerhaft die Gesundheitskompetenz. Körperliche Aktivität <strong>in</strong> Form von Schulsport o<strong>der</strong><br />

auch schon praktiziert vor <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Schulweg för<strong>der</strong>t somit e<strong>in</strong>e gesunde<br />

Lebensweise nachhaltig. Die zusätzliche Aktivität verbessert die Hirndurchblutung und die Vernetzung<br />

<strong>der</strong> Nervenzellen, sodass den Schülern das Lernen leichter fällt. Darüber h<strong>in</strong>aus wird aber auch die<br />

Leistungsbereitschaft erhöht sowie das Wohlbef<strong>in</strong>den allgeme<strong>in</strong> gesteigert (Kubesch, 2002). Auch <strong>der</strong><br />

Heimweg, radelnd zurückgelegt, hat positive Auswirkungen auf die Schüler. Die kreisenden<br />

Bewegungen wirken entspannend auf den Organismus. K<strong>in</strong><strong>der</strong> können so wesentlich entspannter <strong>in</strong><br />

ihren Nachmittag starten (Froböse, o.J.).<br />

Neben <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> motorischen Fähigkeiten, die mit Fahrradfahren unwillkürlich von jedem<br />

Teilnehmer gefor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d, unterstützt und för<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> „Rad-Bus“ auch weitere Qualifikationen wie<br />

Teamfähigkeit und soziale Kompetenz. Geme<strong>in</strong>sames zur Schule fahren erfor<strong>der</strong>t<br />

E<strong>in</strong>fühlungsvermögen, Rücksicht und situationsgerechtes Verhalten. In <strong>der</strong> Regel wird <strong>der</strong> „Rad-Bus“,<br />

e<strong>in</strong>mal erfolgreich <strong>in</strong>s Leben gerufen, von den Schülern selbst durchgeführt. Diese Selbstständigkeit<br />

geht mit wachsendem Selbstvertrauen e<strong>in</strong>her. In <strong>der</strong> heutigen Zeit ist es oft nur noch <strong>der</strong> Schulweg,<br />

auf welchem sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> unbeaufsichtigt von Eltern und Lehrern bewegen können. Diesen<br />

selbstbestimmten Freiraum zu erhalten ist wichtig für e<strong>in</strong>e eigenständige und gesunde Entwicklung.<br />

Gleichzeitig ist es auch e<strong>in</strong>e Form die Heimat besser kennen zu lernen und mehr zu entdecken als es<br />

16


auf <strong>der</strong> Autofahrt <strong>der</strong> Eltern o<strong>der</strong> im Bus möglich ist. Natürlich ist das Radfahren zur Schule auch e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Beitrag zum Umwelt– und Klimaschutz, wie bereits beim „laufenden Schulbus“ erläutert<br />

worden ist.<br />

Zu guter Letzt ist <strong>der</strong><br />

„Rad-Bus“ auch Bestandteil e<strong>in</strong>er sicheren Verkehrserziehung <strong>der</strong><br />

Heranwachsenden (VCD, 2007).<br />

Wer<br />

macht es bereits?<br />

Die<br />

Idee geme<strong>in</strong>sam mit dem Rad zur Schule zu fahren ist nicht neu und wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Regionen und<br />

Schulen erfolgreich angewandt.<br />

→<br />

→<br />

In Göpp<strong>in</strong>gen (Baden Württemberg) organisiert sich seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>der</strong> sogenannte „Rad-Bus<br />

20/21“. Unterstützt von <strong>der</strong> örtlichen Grünen Fraktion, verkehrt <strong>der</strong> „Rad-Bus“ wöchentlich, jeden<br />

Mittwoch. Mittlerweile konnte die Schüler-Fahrrad-Geme<strong>in</strong>schaft sechs „L<strong>in</strong>ien-Busse“, das heißt<br />

Radstrecken <strong>in</strong>s Leben rufen. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.gruene-fraktiongoepp<strong>in</strong>gen.de/fileadm<strong>in</strong>/gruene-fraktiongp/Buergerschaftliches_Engagement/Initiative_Radbus/Was_ist_e<strong>in</strong>_RAD_BUS.pdf<br />

Die Wiesbadener Integrierte Gesamtschule Kastellstraße (IGK), ist ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />

fahrradfreundliche Schule. Mit Schulweguntersuchungen (Erkundung und Auswertung) haben die<br />

Schüler zusammen mit den Lehrern Radstrecken zur Schule dokumentiert, die für alle Schüler auf<br />

<strong>der</strong> Schulhomepage abrufbar s<strong>in</strong>d. Weitere Informationen unter: http://www.igskastellstrasse.de/erweitertesangeb/erweitert.htm<br />

→ Das Humboldtgymnasium <strong>in</strong> Bad Homburg setzt sich <strong>in</strong>tensiv mit dem Thema Klimaschutz<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. In diesem Zusammenhang hat sich e<strong>in</strong> Schulaktionsplan zur För<strong>der</strong>ung<br />

umweltverträglicher Mobilitätsarten gebildet. Darüber h<strong>in</strong>aus veranstaltete die Schule e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>ternen Wettbewerb zur För<strong>der</strong>ung von Fuß und Fahrrad. Weitere Informationen unter:<br />

http://www.humboldtschule-hg.de/HUS-Unterricht/HUS-<br />

AG_WU/WU_Klimawandel/Energie_Mobilitaet.php<br />

17


Wie<br />

kann <strong>der</strong> „Rad-Bus“ realisiert werden?<br />

Jede<br />

Region, jede Schule ist <strong>in</strong>dividuell. Projekte wie <strong>der</strong> „Rad-Bus“ können somit nicht e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s<br />

von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Schule auf die an<strong>der</strong>e übertragen werden. E<strong>in</strong>ige Schritte s<strong>in</strong>d aber bei allen gleich.<br />

Diese sollen im Folgenden näher erläutert werden. Vom strukturellen Aufbau her ähnlich wie beim<br />

„laufenden Schulbus“ s<strong>in</strong>d im Detail aber noch weitere Maßnahmen zu beachten. Die<br />

durchzuführenden Schritte müssen gut koord<strong>in</strong>iert und organisiert se<strong>in</strong>, damit sie erfolgreich<br />

umgesetzt werden können. Im Fall <strong>der</strong> Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern empfiehlt die Arbeitsgruppe,<br />

dass diese Arbeit am besten von <strong>der</strong> Fahrrad AG ausgeführt werden sollte.<br />

Schritt 1 � Information und Kommunikation.<br />

Vorerst steht hier die Information <strong>der</strong> Schulleitung<br />

und des Lehrerkollegiums an. Dies erfolgt<br />

sachgemäß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lehrerkonferenz. Informierte Lehrer setzen ihre Schüler <strong>in</strong> Kenntnis. Auch<br />

die Information an die Eltern darf nicht fehlen. Dies soll <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Informationsschreibens<br />

o<strong>der</strong> als Ansprache <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Elternkonferenz an die Eltern stattf<strong>in</strong>den. Ohne Beteiligung und<br />

Zustimmung <strong>der</strong> Eltern ist e<strong>in</strong> Rad-Bus nicht zu verwirklichen. Gleichzeitig sorgt die<br />

Informationskampagne auch dafür, nachzufragen wer sich an <strong>der</strong> weiteren Organisation<br />

beteiligen möchte.<br />

Schritt<br />

2 �Untersuchung und Routenplanung.<br />

S<strong>in</strong>d alle über das Vorhaben „Rad-Bus“ <strong>in</strong> Kenntnis<br />

gesetzt, kann die Fahrrad AG, als<br />

Organisationsteam die Strecken im E<strong>in</strong>zugsgebiet erkunden. E<strong>in</strong>e geeignete Route sollte<br />

dabei die Marke von 6 km nicht überschreiten. Hilfreich bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Route s<strong>in</strong>d<br />

sowohl ortsansässige Anwohner, aber auch e<strong>in</strong> Routenplaner-Programm, wie es für Hessen<br />

auf <strong>der</strong> Seite www.routenplaner.hessen.de zu f<strong>in</strong>den ist. Die Fahrstrecken werden auf Karten<br />

o<strong>der</strong> mit GPS-Daten markiert.<br />

18


Abbildung 1: Beispielroute (Quelle: http://www.radroutenplaner.hessen.de/)<br />

Die Abbildung 1 soll hier nur als Beispiel dienen. Mit Hilfe des oben erwähnten Onl<strong>in</strong>edienstes<br />

würde e<strong>in</strong>e Route von Argenste<strong>in</strong> zur Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern konstruiert. Die Route führt<br />

zunächst durch das flache <strong>Lahn</strong>tal. Erst <strong>in</strong> den letzten Metern <strong>der</strong> Strecke ist e<strong>in</strong>e kurze<br />

Steigung zu verbuchen. Mit e<strong>in</strong>er Länge von ca. 5 km und e<strong>in</strong>er Fahrzeit von weniger 25<br />

M<strong>in</strong>uten s<strong>in</strong>d die Schüler knapp doppelt so lange unterwegs als mit dem Bus, also nur lediglich<br />

10 M<strong>in</strong>uten länger. Diese Route hat den Vorteil, dass sich Schüler aus Roth dem „Rad-Bus“<br />

anschließen können. Weitere gut geeignete Orte für e<strong>in</strong>e Gründung e<strong>in</strong>er „Rad-Bus“-L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d<br />

nach E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe: Wolfshausen, Nie<strong>der</strong>weimar, Wenkbach und<br />

Oberweimar. Weitere Ortsteile s<strong>in</strong>d selbstverständlich nicht ausgeschlossen sich zu beteiligen.<br />

Schritt 3 �Fahrplan und E<strong>in</strong>satzplan für die Helfer:<br />

Wenn die Strecken soweit stehen, kann damit begonnen werden e<strong>in</strong>en Fahrplan zu erstellen.<br />

Das heißt es werden je<strong>der</strong> Strecke, je<strong>der</strong> „Rad-Bus“-L<strong>in</strong>ie feste Abfahrtszeiten und Haltestellen<br />

zugeschrieben. Gleichzeitig müssen die Schüler festlegen, wer die Rolle des „Bus-Fahrers“<br />

und die des „Bus-Schaffners“ übernimmt. „Bus-Fahrer“ ist die Person, die die Radkolonne<br />

anführt. Schlusslicht bildet <strong>der</strong> „Bus-Schaffner“, <strong>der</strong> auch gleichzeitig alles im Blick hat. Diese<br />

Verantwortlichen s<strong>in</strong>d auch zugleich die Ansprechpartner für „Rad-Bus“-Teilnehmer. Wichtig<br />

ist, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzplan an alle sichtbar kommuniziert wird, über die Homepage <strong>der</strong> Schule,<br />

die Regionale Zeitung und Poster o<strong>der</strong> Zettel an dem Schwarzen Brett <strong>der</strong> Schule.<br />

Schritt 4 �Haltestellenschil<strong>der</strong> erstellen.<br />

19


Der 4. Schritt geht mit dem 3. e<strong>in</strong>her. Haltstellenschil<strong>der</strong> dienen zum e<strong>in</strong>en als Orientierung<br />

und Werbung für die Aktion an sich, gleichzeitig s<strong>in</strong>d es aber auch Informationsquellen, weil an<br />

ihnen auch die Abfahrtszeiten und ggf. auch Notfallnummern notiert s<strong>in</strong>d. Die Schule kann für<br />

die Erstellung dieser Schil<strong>der</strong>, was das Design betrifft, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternen Malwettbewerb ausrufen.<br />

Bei den Haltstellenschil<strong>der</strong>n soll es sich nicht um teure Verkehrsschil<strong>der</strong> handeln. Wenn die<br />

Möglichkeit besteht, bietet es sich auch an, die örtlichen Bushaltestellen mit e<strong>in</strong>em<br />

wettersicheren Plakat zu markieren.<br />

Schritt 5 �Namens- und Telefonliste<br />

Der letzte Schritt ist e<strong>in</strong> sehr wichtiger und doch e<strong>in</strong>e oft vergessene Maßnahme. Die Fahrrad<br />

AG erstellt für alle Schüler zugänglich e<strong>in</strong>e Namens- und Telefonliste <strong>der</strong> beteiligten<br />

Verantwortlichen. So kann im Bedarfsfall e<strong>in</strong>e schnelle Verständigung garantiert werden. Dies<br />

betrifft Situationen, wie den wetterbed<strong>in</strong>gten Ausfall des „Rad-Busses“.<br />

Weiterführende und unterstützende Informationen auch im Bezug auf die notwendige<br />

Verkehrssicherheit bietet das Fahrrad-Portal RADschlag des Verkehrsclub Deutschlands unter:<br />

www.radschlag-<strong>in</strong>fo.de/startseite.html<br />

Hilfestellung und F<strong>in</strong>anzierungmöglichkeiten können auf <strong>der</strong> Internetseite des Nationalen<br />

Radverkehrsplans (www.nationaler-radverkersplan.de) aufgerufen werden. Zur f<strong>in</strong>anziellen<br />

Unterstützung von Projekten gibt es vorgefertigte Formulare und Merkblätter. Stichtag zur<br />

Antragstellung von För<strong>der</strong>mittel ist jeweils <strong>der</strong> 30. Juni o<strong>der</strong> <strong>der</strong> 30. Oktober.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus hat sich RADschlag bereit erklärt, die Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern <strong>in</strong> die vorhandene<br />

Aktionsdatenbank aufzunehmen. Dort s<strong>in</strong>d vorbildliche Schulen aufgelistet, die es geschafft haben<br />

Projekte rund um das Thema Fahrrad erfolgreich <strong>in</strong> die Tat umsetzten.<br />

Kontaktdaten RADschlag:<br />

Frau Steffi W<strong>in</strong>delen,<br />

E-Mail: post@radschlag-<strong>in</strong>fo.de<br />

Telefon: 030-280351-31<br />

Kontaktdaten Fahrrad AG Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern<br />

20


Herr Thomas Kuhaupt<br />

Telefon: 06421-953009<br />

9 Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Abschlusspräsentation <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Abschlusspräsentation am 28.07.2011 im Rathaus Nie<strong>der</strong>weimar wurden die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Erhebung sowie die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen vorgestellt und<br />

diskutiert. Die Vorschläge wurden <strong>in</strong>sgesamt sehr positiv aufgenommen. E<strong>in</strong>ige Bürger sahen jedoch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Realisierung des „laufenden Schulbusses“ <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>de Schwierigkeiten. So besuchen<br />

Grundschüler mancher Ortsteile die Grundschule <strong>in</strong> Fronhausen, welche sich außerhalb des<br />

Projektgebiets bef<strong>in</strong>det. Nach Aussage <strong>der</strong> betroffenen Eltern sei es unmöglich diese Schule mit<br />

e<strong>in</strong>em „laufenden Schulbus“ zu erreichen und es hätten sich bereits private ökonomische<br />

Fahrgeme<strong>in</strong>schaften gebildet. Bei <strong>der</strong> Umsetzung des „Rad-Busses“ sah man die Schwierigkeit, dass<br />

sich die Gesamtschule auf e<strong>in</strong>em Berg bef<strong>in</strong>de, und somit e<strong>in</strong>e entspannte Anfahrt beh<strong>in</strong><strong>der</strong>e.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs regte das Thema „Fahrrad und sichere Fahrradwege“ e<strong>in</strong>e Grundsatzdiskussion zum<br />

verbesserten Fahrradwegausbau an.<br />

10 Fazit und Ausblick<br />

Mit Blick auf die Zielsetzung zeichnet die Projektarbeit mit dem Thema „Bewegungsför<strong>der</strong>ung von<br />

Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> 1. bis 7. Klasse“ e<strong>in</strong> rundes Bild ab. Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> weist e<strong>in</strong>e Vielzahl an<br />

Aktivitäts- und Freizeitmöglichkeiten auf, die auch von e<strong>in</strong>em Großteil <strong>der</strong> Schüler genutzt werden. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung jedoch zeigen, dass <strong>der</strong> Schulweg e<strong>in</strong> großes Potential birgt, die<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nachhaltig zu verbessern. Die Arbeitsgruppe hat <strong>in</strong> diesem<br />

Abschlussbericht drei Projekte <strong>in</strong>klusive Umsetzungsvorschläge vorgestellt. Diese weisen sowohl <strong>in</strong><br />

Deutschland als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union positive Erfahrungswerte auf und tragen dazu bei,<br />

das Ungleichgewicht zwischen Fernseh- und Freizeitverhalten zu harmonisieren. Beispielhaft stehen<br />

hierfür <strong>der</strong> „laufende Schulbus“ als auch <strong>der</strong> „Rad-Bus“. Diese ermöglichen, dass die Ressourcen <strong>der</strong><br />

Region, wie Naturnähe und e<strong>in</strong> gutes Radwegnetz von <strong>der</strong> Zielgruppe stärker genutzt und<br />

wahrgenommen werden. Durch die Organisation und Realisierung dieser beiden Projekte wird die<br />

Steigerung des geme<strong>in</strong>schaftlichen „Wir-Gefühls“ weiter geför<strong>der</strong>t. Darüber h<strong>in</strong>aus stellt <strong>der</strong> „Rad-Bus“<br />

21


e<strong>in</strong> zusätzliches Element dar, den vielfach ausgezeichneten Nachhaltigkeits- und Umweltgedanken<br />

<strong>der</strong> Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgen weiter auszubauen.<br />

Abschließend ist zu betonen, dass durch die erfolgreiche Umsetzung <strong>der</strong> Handlungsempfehlung, die<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> als Vorzeigekommune für an<strong>der</strong>e stehen kann.<br />

22


Literaturverzeichnis<br />

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marburg.bildung.hessen.de/schule/suche_schul_db.html?show_school=9223 (11.08.2011).<br />

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Unter: http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/ (04.08.2011)<br />

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(2009) Unter: http://www.issw.uni-<br />

heidelberg.de/imperia/md/content/fakultaeten/vekw/issw/ab/sport_und_gesundheit/fol<strong>der</strong>-<br />

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• Froböse, Prof. Dr. I. (o. J.): Cycl<strong>in</strong>g and Health. Kompendium gesundes Radfahren. Unter:<br />

http://www.zfg-koeln.de/texte/Kompendium.pdf (04.08.2011)<br />

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Gerhard. Stärken und Schwächen unserer Dörfer – Wie könnte e<strong>in</strong> „Fitnessprogramm für die<br />

Zukunft aussehen?“, Heimatpflege Westfalen, S. 1-10, 4/2009.<br />

• Hessische Geme<strong>in</strong>destatistik 2005.<br />

• Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium (2008): Schule & Gesundheit Hessen 2002 – 2011.<br />

Grundlagen – Strategien – Meilenste<strong>in</strong>e. Unter:<br />

http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/fileadm<strong>in</strong>/content/Konzept/Grundlagenpapier_20<br />

02_2011.pdf (30.08.2011)<br />

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Humboldtschule. Unter: http://www.humboldtschule-hg.de/HUS-Unterricht/HUS-<br />

AG_WU/WU_Klimawandel/Energie_Mobilitaet.php (04.08.2011)<br />

• Integrierte Gesamtschule Kastelstraße, Wiesbaden: Projekt: Fahrradfreundliche Schule.<br />

Unter: http://www.igs-kastellstrasse.de/erweitertesangeb/erweitert.htm (04.08.2011)<br />

• KIM-Studie 2006 – K<strong>in</strong><strong>der</strong> + Medien, Computer + Internet – Basisuntersuchung zum<br />

Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Unter: http://www.mpfs.de/fileadm<strong>in</strong>/KIMpdf06/KIM2006.pdf<br />

(11.08.2011).<br />

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S. 487-90. Unter: http://www.znl-ulm.de/Kubesch2002.pdf (03.08.2011)<br />

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K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen <strong>in</strong> Deutschland. Ergebnisse des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

23


Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch –<br />

Gesundheitsschutz 50 (5/6): 634-642.<br />

• Lampert T, Sygusch R, Schlack R (2007 b): Nutzung elektronischer Medien im Jugendalter.<br />

Ergebnisse des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Gesundheitsforsch –<br />

Gesundheitsschutz 50 (5/6): 643-652.<br />

• Neues aus <strong>der</strong> Gesamtschule Nie<strong>der</strong>walgern. Unter: http://www.gsnie<strong>der</strong>walgern.de/material/gsn-2010_.pdf<br />

(11.08.2011).<br />

• Rad-Bus 20/21 – Was ist das. Unter: http://www.gruene-fraktiongoepp<strong>in</strong>gen.de/fileadm<strong>in</strong>/gruene-fraktiongp/Buergerschaftliches_Engagement/Initiative_Radbus/Was_ist_e<strong>in</strong>_RAD_BUS.pdf<br />

(04.08.2011)<br />

• Vere<strong>in</strong> zur Bewegungsför<strong>der</strong>ung und Psychomotorik e.V. Marburg. Unter:<br />

http://www.psychomotorik-marburg.de/content/blogcategory/1/5/ (11.08.2011)<br />

• Verkehrsclub Deutschland VCD (2007): Fahrradfreundliche Schule. Auszug aus VDC<br />

Abschlussdokumentation:<br />

http://www.radschlag-<br />

FahrRad! Wer zur Schule fährt, gew<strong>in</strong>nt! Unter:<br />

<strong>in</strong>fo.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/redaktion/Schule/Fahrrad_an_schule/VCD-<br />

Leitfaden_Fahrradfrdl.Schule2006.pdf (02.08.2011)<br />

• Wittweber, Leiter<strong>in</strong> des evangelischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>weimar<br />

24


Altenhilfe Bedarfplanung<br />

N<strong>in</strong>a Ehlers<br />

Judith Herbst<br />

Marion Messik<br />

6


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich 09 – Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Betreuung: M. Sc. Jan<strong>in</strong>e Dunkel, Dipl.-Kfm. Daniel Mühlleitner<br />

Modul: MP 48 Kommunale Regional- und Umweltplanung<br />

SS 2011<br />

Altenhilfebedarfsplanung<br />

Barrierefreies Leben <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Ausarbeitung<br />

E<strong>in</strong>gereicht von:<br />

N<strong>in</strong>a Ehlers (2057779),<br />

Judit Herbst (5028573),<br />

Marion Messik (1055779)<br />

MSc. Haushalts- und Dienstleistungswissenschaften<br />

E<strong>in</strong>gereicht am: 30.08.2011


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................II<br />

Abkürzungsverzeichnis...................................................................................................III<br />

Abbildungsverzeichnis....................................................................................................III<br />

Tabellenverzeichnis........................................................................................................III<br />

1 E<strong>in</strong>leitung ...................................................................................................................1<br />

2 Stand <strong>der</strong> Forschung .................................................................................................2<br />

2.1 Konzepte <strong>der</strong> Altenhilfe.................................................................................................... 2<br />

2.2 Erhebung <strong>der</strong> Stadt Köln ................................................................................................. 4<br />

3 Methodische Konzeption............................................................................................5<br />

4 Aktuelle Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommune ............................................................................7<br />

4.1 Demographische Ausgangslage...................................................................................... 7<br />

4.2 Ausgangslage h<strong>in</strong>sichtlich Altenhilfe.............................................................................. 10<br />

5 Auswertung ..............................................................................................................12<br />

5.1 Geplante Wohnform im Alter ......................................................................................... 12<br />

5.2 Geplante Wohnform bei Pflegebedürftigkeit .................................................................. 13<br />

5.3 Anlaufstellen bei Pflegebedürftigkeit.............................................................................. 14<br />

5.4 Pflegewunsch ................................................................................................................ 15<br />

5.5 Pflegebereitschaft .......................................................................................................... 16<br />

6 Schlussfolgerungen und sich daraus ergebende Handlungsempfehlungen ............17<br />

6.1 „Wohnen im Alter“ und „Wohnen bei Pflegebedürftigkeit“.............................................. 17<br />

6.2 Anlaufstellen bei Pflegebedürftigkeit.............................................................................. 20<br />

6.3 Pflegewunsch und Pflegebereitschaft............................................................................ 21<br />

7 Zusammenfassung ..................................................................................................22<br />

8 Fazit .........................................................................................................................24<br />

Quellenangaben ............................................................................................................25<br />

II


Abkürzungsverzeichnis<br />

BMVBS Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Helaba Landesbank Hessen-Thür<strong>in</strong>gen Girozentrale<br />

Hg. Herausgeber<br />

i. d. R. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

KDA Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

KfW Kreditanstalt für Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

o. J. ohne Jahr<br />

o. O. ohne Ort<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Altersstruktur Marburger Land, Stand 2007 ............................................................ 7<br />

Abbildung 2: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011..................................................... 9<br />

Abbildung 3: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2025..................................................... 9<br />

Abbildung 4: Ergebnisse „Wohnen im Alter" .............................................................................. 12<br />

Abbildung 5: Wohnform nach Altersklassen............................................................................... 13<br />

Abbildung 6: Ergebnisse „Wohnen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit"................................... 14<br />

Abbildung 7: Ergebnisse „Anlaufstellen bei Pflegebedürftigkeit"................................................ 15<br />

Abbildung 8: Ergebnisse „Pflegewunsch“................................................................................... 16<br />

Abbildung 9: Ergebnisse „Pflegebereitschaft“ ............................................................................ 17<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Altenquotient................................................................................................................ 8<br />

III


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die demographische Entwicklung, die Deutschland vorhergesagt wird, zeichnet e<strong>in</strong> Bild, das<br />

von e<strong>in</strong>er Überalterung und Schrumpfung <strong>der</strong> Bevölkerung geprägt ist. Alte Menschen machen<br />

dabei nicht nur e<strong>in</strong>en immer größeren Anteil <strong>der</strong> Gesellschaft aus, mit steigendem Alter nimmt<br />

auch die Gefahr <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit immer weiter zu. Während bei den 70- bis 74-Jährigen<br />

die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, auf Pflege angewiesen zu se<strong>in</strong>, lediglich bei 5 % liegt, ist sie bei Personen,<br />

die 90 Jahre o<strong>der</strong> älter s<strong>in</strong>d, mit e<strong>in</strong>em Wert von 59 % deutlich höher. E<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartung<br />

verlängert zudem die voraussichtliche Pflegedauer (Böhmer 2002, S. 92; Statistisches<br />

Bundesamt 2011a, S. 82).<br />

Die Pflegestatistik 2009 weist 2,34 Millionen pflegebedürftige Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland aus. Davon werden fast 70 % <strong>in</strong> privaten Haushalten gepflegt. Bei ca. zwei Dritteln<br />

dieser Personen übernehmen ausschließlich Angehörige die Versorgung, was am Bezug von<br />

Pflegegeld festgemacht wird. Für die übrigen 33 % kann ke<strong>in</strong>e konkrete Aussage über die Pflege<br />

getroffen werden. Sie können ausschließlich von e<strong>in</strong>em ambulanten Pflegedienst o<strong>der</strong> von<br />

Pflegedienst und Angehörigen gepflegt werden. Durch den Vergleich dieser Zahlen mit den<br />

Daten aus dem Jahr 2007, lässt sich ablesen, dass die Zahl <strong>der</strong> Pflegebedürftigen um 4,1 %<br />

gestiegen ist, wobei ambulante Dienste gleichzeitig e<strong>in</strong>en Zuwachs von 10 % verzeichnen (Statistische<br />

Ämter des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> 2011, S. 4 ff.).<br />

Im Gegensatz zum Anstieg <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit, ist – zum<strong>in</strong>dest im Vergleich mit <strong>der</strong> ersten<br />

Pflegestatistik aus dem Jahr 1999 – e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong> häuslichen Pflege zu verzeichnen, denn<br />

statt ehemals drei Viertel, werden 2009 nur noch zwei Drittel <strong>der</strong> Pflegebedürftigen, zu Hause<br />

versorgt. Gleichzeitig hat sich die Anzahl <strong>der</strong> Personen, die ausschließlich von Angehörigen<br />

versorgt werden, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> zehn Jahre kaum verän<strong>der</strong>t. Angesichts <strong>der</strong> gestiegenen Zahl<br />

Pflegebedürftiger, ergibt sich jedoch e<strong>in</strong> niedrigerer Anteil <strong>der</strong> häuslichen Pflege. Dies lässt sich<br />

damit begründen, dass Frauen immer häufiger erwerbstätig s<strong>in</strong>d und es – auch im H<strong>in</strong>blick auf<br />

Rentenanwartschaften – aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen <strong>in</strong> vielen Fällen nicht möglich ist, die Erwerbstätigkeit<br />

zugunsten <strong>der</strong> Pflegetätigkeit aufzugeben (Statistisches Bundesamt 2001, S. 3).<br />

Parallel zur abnehmenden Pflege im Haushalt ist <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> massiver Mangel an Pflegefachkräften<br />

zu erwarten. Dieser zeigt sich schon jetzt im Pflegesektor und stellt diesen vor große<br />

f<strong>in</strong>anzielle und personelle Herausfor<strong>der</strong>ungen (Kremer-Preiß/ Stolarz 2003, S. 5 ff.).<br />

Demzufolge lässt sich aus demografischen Entwicklungen und den damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />

strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensgestaltung die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er vorausschauenden<br />

kommunalen Altenhilfeplanung ableiten.<br />

Innerhalb des Planungsprojektes <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und <strong>der</strong> Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen soll deshalb e<strong>in</strong>e Bedarfsanalyse für die Altenhilfeplanung erstellt werden,<br />

1


welche e<strong>in</strong>erseits die zu erwartenden demografischen Entwicklungen und an<strong>der</strong>erseits die f<strong>in</strong>anzielle<br />

und strukturelle Situation <strong>der</strong> Kommune berücksichtigt.<br />

Dazu wird zuerst die demographische Entwicklung <strong>der</strong> Kommune dargestellt und anschließend<br />

<strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Forschung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> aktuell diskutierten Konzepte <strong>der</strong> Altenhilfe aufgezeigt.<br />

Im Anschluss wird die methodische Konzeption und damit auch die Vorgehensweise bei <strong>der</strong><br />

Befragung erläutert, bevor auf die aktuelle Situation <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Altenhilfe e<strong>in</strong>gegangen wird. Danach folgt die Auswertung des Fragebogens anhand ausgewählter<br />

Ergebnisse, woran Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen anschließen,<br />

die sich aus <strong>der</strong> Befragung ableiten lassen.<br />

2 Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

Angesichts <strong>der</strong> großen Aufmerksamkeit, die Themen wie Überalterung und Altenhilfe <strong>in</strong> letzter<br />

Zeit zuteil wird, beschäftigen sich neben Betroffenen auch viele Wissenschaftler und Praktiker<br />

mit Wohnformen für Menschen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit. Verschiedene Konzepte für<br />

die Gestaltung <strong>der</strong> Altenhilfe f<strong>in</strong>den sich bei Kremer-Preiß/ Stolarz (2003). Die Stadt Köln 2004<br />

hat sich im Rahmen e<strong>in</strong>er Umfrage auch mit den Wünschen <strong>der</strong> Bevölkerung im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

geplante Wohnform für das Alter befasst.<br />

2.1 Konzepte <strong>der</strong> Altenhilfe<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d zwei übergeordnete Modelle <strong>der</strong> Altenhilfe zu unterscheiden: stationäre und<br />

ambulante Pflege. Diese werden <strong>in</strong> unterschiedlichen Konzepten umgesetzt. E<strong>in</strong>e klare Abgrenzung<br />

ist dabei nicht immer möglich, da sie sich <strong>in</strong> vielen Punkten ähneln und überschneiden.<br />

Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige Konzepte kurz <strong>in</strong> Anlehnung an Kremer-Preiß/ Stolarz (2003)<br />

skizziert.<br />

Stationäre Pflege <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

Die stationäre Pflege ist durch e<strong>in</strong>e umfassende Versorgung <strong>der</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner<br />

gekennzeichnet, welche rund um die Uhr vorgehalten wird. Die F<strong>in</strong>anzierung erfolgt durch die<br />

Pflege- und/ o<strong>der</strong> Sozialkassen und Bewohner<strong>in</strong>nen bzw. Bewohner und/ o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Angehörige.<br />

Es bedarf e<strong>in</strong>es großen Personalstamms, um die Versorgung gewährleisten zu können. Die<br />

Akzeptanz und Beliebtheit <strong>der</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d relativ ger<strong>in</strong>g. Sie werden häufig nur im<br />

Falle e<strong>in</strong>er starken Demenz o<strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit als Lösung akzeptiert. Viele Menschen<br />

assoziieren das Leben dort mit e<strong>in</strong>er gefühlten Isolation gegenüber <strong>der</strong> normalen Welt und dem<br />

Verlust <strong>der</strong> Eigenständigkeit. Gleichzeitig werden die Hierarchien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation und die<br />

damit verbundene Abhängigkeit als unangenehm empfunden.<br />

2


Barrierefreies Wohnen<br />

Das barrierefreie Wohnen, das sich i.d.R. auf das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung bzw. im eigenen<br />

Haus bezieht, hat den Erhalt von Selbstständigkeit zum Ziel. Meist ist e<strong>in</strong>e Anpassung des<br />

Wohnbestandes notwendig, die durch verschiedene Kostenträger f<strong>in</strong>anziert werden kann. Dazu<br />

zählen u. a. Pflegeversicherung, Krankenversicherung, Landesprogramme und Wohnungsbauunternehmen.<br />

Neubauten sollten <strong>in</strong> jedem Falle die Bedürfnisse <strong>der</strong> verschiedenen Generationen<br />

berücksichtigen. Bei Umbauten und neuen Gebäuden ist darauf zu achten, dass sowohl<br />

<strong>in</strong>nere Barrieren (z. B. Sanitäranlagen) als auch äußere Barrieren (z. B. <strong>der</strong> Zugang zu den<br />

Briefkästen) abgebaut werden bzw. gar nicht entstehen.<br />

Wichtig für den Verbleib <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung ist auch die gefühlte Sicherheit im Umfeld,<br />

welches als potentielle, nicht bauliche Barriere betrachtet werden sollte. Die altengerechte Gestaltung<br />

von Wegen und Grünanlagen kann dabei die Lebensqualität deutlich erhöhen und dazu<br />

beitragen, dass sich die Menschen mit <strong>der</strong> Gesellschaft auch weiterh<strong>in</strong> verbunden sehen.<br />

Betreutes Wohnen, Wohnen mit Service<br />

Das Betreute Wohnen, auch Wohnen mit Service o<strong>der</strong> Service-Wohnen genannt, ermöglicht es<br />

den Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern e<strong>in</strong> möglichst unabhängiges und selbstbestimmtes Leben<br />

zu führen. Es kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung o<strong>der</strong> <strong>in</strong> speziellen Wohnanlagen angeboten werden.<br />

Zu den Dienstleistungen zählen u. a.:<br />

- Notruf,<br />

- Pflege,<br />

- Organisation von Hilfen,<br />

- Kontaktbesuche,<br />

- Freizeitangebote,<br />

- E<strong>in</strong>kaufs-, Fahrdienste,<br />

- Speisenversorgung.<br />

Seniorenwohngeme<strong>in</strong>schaften, ambulante Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

Für e<strong>in</strong>e Wohngeme<strong>in</strong>schaft für Senioren wird geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Wohnung angemietet, wobei<br />

<strong>der</strong> Anbieter entwe<strong>der</strong> die Wohnungsverwaltung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Träger <strong>der</strong> Altenhilfe se<strong>in</strong><br />

kann. Jede Bewohner<strong>in</strong> bzw. je<strong>der</strong> Bewohner bezieht e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, während die Geme<strong>in</strong>schaftsräume<br />

allen zugänglich s<strong>in</strong>d und geme<strong>in</strong>sam genutzt werden.<br />

Der Vorteil dieses Konzeptes ist die geme<strong>in</strong>same Nutzung von Leistungen, die gepoolt werden<br />

können, d. h. dass sich beispielsweise e<strong>in</strong>e Pflegekraft geteilt werden kann. Es ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />

relativ eigenständige Lebensführung <strong>in</strong> Gesellschaft, bei <strong>der</strong> die notwendigen Unterstützungsleistungen<br />

(vgl. Betreutes Wohnen, Wohnen mit Service) h<strong>in</strong>zugekauft werden können. Die<br />

Versorgung kann stationär o<strong>der</strong> ambulant erfolgen.<br />

3


Quartierkonzepte<br />

Die Quartierkonzepte vere<strong>in</strong>en alle oben genannten Konzepte <strong>in</strong> sich. Sie haben allerd<strong>in</strong>gs den<br />

beson<strong>der</strong>en Zusatz, dass sie <strong>in</strong> das soziale Netzwerk des Quartiers e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong><br />

Quartier kann dabei e<strong>in</strong> Stadtviertel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Teil e<strong>in</strong>es solchen umfassen. Die Senioren<br />

verbleiben zumeist <strong>in</strong> ihrer eigenen Wohnung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus professioneller,<br />

familiärer und nachbarschaftlicher Hilfe <strong>in</strong> Anspruch nehmen können, es besteht jedoch auch<br />

die Möglichkeit, e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beschrieben Angebote zu nutzen. Wichtig ist hierbei, dass<br />

das gesamte Quartier mit se<strong>in</strong>en Anwohnern und Dienstleistern <strong>in</strong> die Planung und Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>bezogen wird, um langfristige Kooperationen ausbauen zu können. Dadurch kann erreicht<br />

werden, dass sich die älteren Menschen auch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihr Umfeld <strong>in</strong>tegriert fühlen und am<br />

öffentlichen Leben teilhaben können.<br />

2.2 Erhebung <strong>der</strong> Stadt Köln<br />

Im Rahmen des Kommunalen Mikrozensus erfasst die Stadt Köln unter an<strong>der</strong>em Daten, die das<br />

Wohnen im Alter betreffen. Aus <strong>der</strong> Erhebung im Jahr 2004 geht hervor, welche Wohnform die<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger für das Leben im Alter anstreben.<br />

Die Verteilung gestaltet sich folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

- Eigene Wohnung/ Haus 63,9 %<br />

- Beschütztes Wohnen/ Servicewohnen 14,0 %<br />

- Seniorenwohngeme<strong>in</strong>schaft 6,5 %<br />

- Altersgemischte Wohngeme<strong>in</strong>schaft 5,0 %<br />

- Altenwohnung ohne Betreuung 2,4 %<br />

- Bei Angehörigen 2,3 %<br />

- Seniorenpflegeheim 1,6 %<br />

- Sonstiges 6,6 % (Amt für Stadtentwicklung und Statistik 2007, S. 13).<br />

Aus den Ergebnissen lässt sich e<strong>in</strong> deutlicher Trend <strong>in</strong> Richtung Selbständigkeit und Unabhängigkeit<br />

für das Wohnen im Alter ablesen. Gleichzeitig bestätigt sich – zum<strong>in</strong>dest für die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger <strong>der</strong> Stadt Köln – die <strong>in</strong> Abschnitt 2.1 angeführte Vermutung, dass das Image<br />

von stationären Pflegee<strong>in</strong>richtungen sehr schlecht und von Vorbehalten geprägt ist. Die Auswertung<br />

zeigt deutlich, dass das Wohnen im eigenen Haus bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung die<br />

beliebteste Wohnform für das Alter ist. Außerdem erfreut sich auch das beschützte Wohnen<br />

o<strong>der</strong> Servicewohnen hoher Beliebtheit. Auch diese Wohnform zeichnet sich durch Entscheidungsfreiheit<br />

und Selbständigkeit aus. Weniger beliebt ist das Wohnen bei Angehörigen und<br />

das Pflegeheim spielt h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Wünsche kaum e<strong>in</strong>e Rolle (vgl. Abschnitt 2.1).<br />

4


3 Methodische Konzeption<br />

Die Bearbeitung des Themas erfolgt im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s <strong>der</strong> Professur für Projekt-<br />

und Regionalplanung <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität Gießen <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Die Fragen, die sich auf das Thema Altenhilfebedarfsplanung beziehen, stellen<br />

nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt e<strong>in</strong>es sehr umfangreichen Fragebogens dar, <strong>der</strong> sich mit verschiedenen<br />

Themenbereichen befasst. Exemplarisch s<strong>in</strong>d hier <strong>der</strong> demographische Wandel o<strong>der</strong><br />

auch ehrenamtliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zu nennen. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schwerpunkte können an verschiedenen Stellen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bezug gesetzt und verknüpft<br />

werden.<br />

Es handelt sich bei <strong>der</strong> Befragung um e<strong>in</strong>e quantitative Untersuchung anhand e<strong>in</strong>es standardisierten<br />

Fragebogens, <strong>der</strong> unterschiedliche Frageformate verwendet, wobei geschlossene Fragen<br />

den größten Anteil haben.<br />

Die Befragung erfolgt durch die Modulteilnehmer<strong>in</strong>nen und -teilnehmer, die jeweils 15 Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

bzw. Bewohner <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de befragen. Dabei werden h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Stichprobenauswahl<br />

ke<strong>in</strong>e Vorgaben gemacht, außer dass die Studierenden e<strong>in</strong>zelnen Ortsteilen bzw. bestimmten<br />

Bereichen e<strong>in</strong>es Ortsteils zugeordnet s<strong>in</strong>d. Dadurch ist sichergestellt, dass alle<br />

Ortsteile <strong>in</strong> die Befragung e<strong>in</strong>bezogen werden und e<strong>in</strong> ausgewogenes Verhältnis von befragten<br />

Personen zur Bevölkerungszahl besteht.<br />

Fünf <strong>der</strong> 63 Fragen beziehen sich auf das Thema Altenhilfebedarfsplanung und greifen dabei<br />

verschiedene Aspekte auf, die im Folgenden erläutert werden. Grundsätzlich besteht bei allen<br />

Fragen die Möglichkeit, ke<strong>in</strong>e Angaben zu diesem Thema zu machen.<br />

Die ersten beiden Fragen beziehen sich auf das Wohnen. Zum E<strong>in</strong>en ist von Interesse, wie <strong>der</strong><br />

bzw. die Befragte plant, im Alter zu wohnen, zum An<strong>der</strong>en auch, wie sich dies bei Pflegebedürftigkeit<br />

gestaltet. Für beide Fragen s<strong>in</strong>d dieselben sieben Antwortmöglichkeiten vorgegeben, die<br />

per Kreuz ausgewählt werden.<br />

Diese lauten:<br />

- Im eigenen Haus bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Wohnung – hierbei kann es sich um Miete o<strong>der</strong> Eigentum<br />

handeln –,<br />

- Bei Angehörigen,<br />

- In e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung,<br />

- In e<strong>in</strong>em betreuten Wohnen o<strong>der</strong> Service-Wohnen,<br />

- In e<strong>in</strong>em Mehrgenerationenwohnen,<br />

- Sonstiges.<br />

Bei zuletzt genanntem besteht die Möglichkeit, eigene Angabe zu machen.<br />

Anhand <strong>der</strong> Beantwortung dieser Fragen kann die Zahl <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger abgeschätzt<br />

werden, die e<strong>in</strong>e bestimmte Wohnform im Alter bzw. bei Pflegebedürftigkeit anstreben.<br />

5


Tritt <strong>der</strong> Fall e<strong>in</strong>, dass bei Pflegebedürftigkeit geplant wird, im eigenen Haus/ <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Wohnung o<strong>der</strong> bei Angehörigen zu leben, schließt die Frage an, durch wen die Versorgung<br />

bzw. die Pflege geleistet werden soll.<br />

Die vorgegebenen Antworten hierfür s<strong>in</strong>d:<br />

- Angehörige,<br />

- Ambulanter Pflegedienst und<br />

- Sonstiges, auch hier s<strong>in</strong>d Ergänzungen erwünscht.<br />

Im Gegensatz zu den vorhergehenden Fragen, besteht hier die Möglichkeit, Mehrfachnennungen<br />

zu machen, da Pflege bzw. Versorgung häufig von verschiedenen Personen bzw. Personengruppen<br />

geme<strong>in</strong>sam geleistet wird, beispielsweise durch Angehörige und e<strong>in</strong>en ambulanten<br />

Pflegedienst (Statistisches Bundesamt 2011b, S. 6).<br />

Durch die Verteilung <strong>der</strong> Antworten kann abgelesen werden, wie groß <strong>der</strong> Bedarf an ambulanten<br />

Pflegediensten <strong>in</strong> Zukunft se<strong>in</strong> wird. Auch <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Belastung, die auf Angehörige<br />

zukommen kann, lässt sich abschätzen.<br />

Frage vier des Altenhilfe-Blocks befasst sich mit dem Fall, dass <strong>der</strong> bzw. die Befragte selbst<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Angehörigen pflegebedürftig wird. Hier soll <strong>in</strong> Erfahrung gebracht werden, welche<br />

Anlaufstellen die größte Bedeutung für die Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner <strong>Weimar</strong>s (<strong>Lahn</strong>) besitzen.<br />

Folgende sieben Antworten s<strong>in</strong>d vorgegeben:<br />

- Ambulanter Pflegedienst,<br />

- Pflegestützpunkt,<br />

- Bekannte/ Freunde/ Verwandte,<br />

- Pflegeheim <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region,<br />

- Rathaus/ Geme<strong>in</strong>de,<br />

- Medien,<br />

- Sonstiges mit Ergänzungsmöglichkeit.<br />

Den Antworten kann entnommen werden, <strong>in</strong> welche Institution bzw. Institutionen das Vertrauen<br />

<strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bei Fragen zum Thema Pflegebedürftigkeit beson<strong>der</strong>s groß ist, wo<br />

möglicherweise noch Informationen <strong>in</strong>stalliert werden müssen o<strong>der</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de auf weitere Ansprechpartner<strong>in</strong>nen bzw. Ansprechpartner h<strong>in</strong>gewiesen<br />

werden können.<br />

Die letzte Frage zu diesem Thema bildet die Gegenseite zur dritten Frage. Während sich diese<br />

auf die Perspektive <strong>der</strong> zu pflegenden Person bezieht, stellt Frage fünf die Sicht <strong>der</strong> Pflegenden<br />

dar: Angenommen e<strong>in</strong>er Ihrer Angehörigen würde pflegebedürftig werden, wäre es Ihnen möglich,<br />

die Pflege zu übernehmen?<br />

In Anlehnung an Frage drei lauten hier die Antwortmöglichkeiten:<br />

- Ja,<br />

6


- Ja, aber nur mit Unterstützung durch ambulante Dienste,<br />

- Ne<strong>in</strong>.<br />

Die vorsichtige Formulierung, die nach <strong>der</strong> Möglichkeit fragt und nicht danach, ob man es<br />

möchte, ist damit zu begründen, dass die soziale Erwünschtheit an<strong>der</strong>enfalls zu e<strong>in</strong>er großen<br />

Verfälschung führen kann.<br />

Diese Frage ermittelt das Potenzial, welches die Bevölkerung im H<strong>in</strong>blick auf die Pflegetätigkeit<br />

vorhält. E<strong>in</strong> Vergleich mit den Ergebnissen aus Frage drei ist s<strong>in</strong>nvoll, um abzuschätzen, <strong>in</strong>wieweit<br />

den Wünschen <strong>der</strong> zu pflegenden Personen nachgekommen werden kann.<br />

4 Aktuelle Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommune<br />

Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) bildet geme<strong>in</strong>sam mit neun Städten und zwölf weiteren Geme<strong>in</strong>den<br />

den Landkreis Marburg-Biedenkopf. Insgesamt gehören zwölf Ortsteile zur Geme<strong>in</strong>de, die<br />

sich h<strong>in</strong>sichtlich Größe und strukturellen Voraussetzungen teilweise sehr unterschiedlich darstellen.<br />

E<strong>in</strong>zelne Geme<strong>in</strong>deteile s<strong>in</strong>d stark von <strong>der</strong> ansässigen Landwirtschaft geprägt (Kreisausschuss<br />

des Landkreises Marburg-Biedenkopf 2010a, onl<strong>in</strong>e; Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

2011a, onl<strong>in</strong>e).<br />

4.1 Demographische Ausgangslage<br />

Am 30.06.2010 waren 7024 Personen mit Hauptwohnsitz <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) gemeldet (Geme<strong>in</strong>-<br />

de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011b, onl<strong>in</strong>e). Die Altersstruktur <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>, die bei e<strong>in</strong>er Gebietsanalyse<br />

<strong>der</strong> Region „Marburger Land“, zu <strong>der</strong>, neben <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), auch die Kommunen Amöneburg,<br />

Ebsdorfergrund, Fronhausen und Marburg gehören, erhoben wurde, wird <strong>in</strong> Abbildung 1 verdeutlicht.<br />

Abbildung 1: Altersstruktur Marburger Land, Stand 2007<br />

100,0%<br />

90,0%<br />

80,0%<br />

70,0%<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

40,0%<br />

30,0%<br />

20,0%<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

3,8% 4,1% 1,7%<br />

4,9% 3,7% 4,0%<br />

13,6% 13,8% 16,5% 10,4% 13,9% 13,0%<br />

34,4% 35,2% 34,9%<br />

21,4% 19,7% 19,7%<br />

23,6%<br />

20,0%<br />

7,9% 7,2% 8,2%<br />

11,4%<br />

7,4% 7,2% 6,9%<br />

10,2%<br />

6,9%<br />

4,6%<br />

7,3%<br />

5,5%<br />

5,9%<br />

6,2% 9,6%<br />

8,3%<br />

6,4%<br />

6,3%<br />

5,2%<br />

8,5%<br />

8,4%<br />

7,8%<br />

6,7%<br />

Amöneburg Ebsdorfergrund Fronhausen Marburg, Region <strong>Weimar</strong> Region Marburger Land<br />

Quelle: Vere<strong>in</strong> Marburger Land e. V. 2007, S. 5.<br />

Altersstruktur nach Standard-Altersklassen<br />

9,9%<br />

34,2%<br />

21,9%<br />

31,1%<br />

20,5%<br />

80 und älter<br />

65 – 80<br />

40 – 65<br />

25 – 40<br />

18 – 25<br />

12 – 18<br />

6 – 12<br />

0 – 6<br />

7


Es zeigt sich, dass die Altersgruppe <strong>der</strong> 40- bis 65-Jährigen mit 34,2 % den größten Anteil <strong>der</strong><br />

Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> ausmacht. Die Gruppe <strong>der</strong> über 65-Jährigen liegt mit <strong>in</strong>sgesamt 17,6 %<br />

im Schnitt des Marburger Landes. Bei e<strong>in</strong>er Analyse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Altersgruppen von 1994 bis<br />

2005 nahm <strong>der</strong> Anteil dieser Altersgruppe um 2 - 3 % signifikant zu, dabei war die Zunahme im<br />

Marburger Land jedoch ger<strong>in</strong>ger als im Land Hessen, dem Regierungsbezirk Gießen und dem<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf (Vere<strong>in</strong> Marburger Land e.V. 2007, S. 5).<br />

Auch die Statistischen Ämter des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> kommen zu dem Ergebnis, dass die<br />

Altersgruppe <strong>der</strong> über 65-Jährigen künftig deutlich zunehmen wird. Die Bevölkerungsvorausberechnung<br />

zeigt e<strong>in</strong>e Zunahme von 33 %, was e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung von 16,7 Millionen im Jahre<br />

2008 auf 22,3 Millionen im Jahr 2030 entspricht. (Statistische Ämter des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

2011, S. 8). Legt man diese Annahmen für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zugrunde, so ergibt<br />

sich e<strong>in</strong> Anteil von 24,2 % <strong>der</strong> über 65-Jährigen im Jahr 2030. E<strong>in</strong>e deutliche Zunahme<br />

dieser Bevölkerungsgruppe, belegen auch die Berechnungen <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung. Liegt<br />

<strong>der</strong> Altenquotient, das heißt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 65-Jährigen je 100 Personen <strong>der</strong> Altersgruppe<br />

20 Jahre bis 64 Jahre, im Jahr 2009 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) noch bei 32,0, so wird für<br />

2025 e<strong>in</strong> Wert von 43,7 prognostiziert. Dies entspricht auch dem Gesamttrend im Landkreis<br />

Marburg-Biedenkopf, hier beträgt <strong>der</strong> Altenquotient für das Jahr 2009 29,4. Im Jahr 2025 wird<br />

hier e<strong>in</strong> Quotient von 41,0 erwartet. Ebenso ergeben sich für das Land Hessen mit e<strong>in</strong>em Altenquotienten<br />

von 33,0 im Jahr 2009 und 42,7 im Jahr 2025 ähnliche Werte (Bertelsmann Stiftung<br />

o. J., S. 3). E<strong>in</strong>en Überblick über diese Werte bietet Tabelle 1.<br />

Tabelle 1: Altenquotient<br />

Gebiet<br />

Altenquotient<br />

2009 2025<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 32,0 43,7<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf 29,4 41,0<br />

Land Hessen 33,0 42,7<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Bertelsmann Stiftung o. J., S. 3.<br />

Den aufgezeigten Trend bilden auch die beiden Alterspyramiden ab, die <strong>in</strong> den Abbildungen 2<br />

und 3 dargestellt s<strong>in</strong>d.<br />

8


Abbildung 2: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung 2011a, onl<strong>in</strong>e.<br />

Abbildung 3: Bevölkerungspyramide für <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2025<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung 2011b, onl<strong>in</strong>e.<br />

9


4.2 Ausgangslage h<strong>in</strong>sichtlich Altenhilfe<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) selbst gibt es kaum Altenhilfee<strong>in</strong>richtungen. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

ambulante Versorgung wird von Pflegediensten aus umliegenden Geme<strong>in</strong>den und <strong>der</strong> Stadt<br />

Marburg geleistet. Auf diese und die stationäre E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de wird im<br />

Folgenden näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Stationäre Pflegee<strong>in</strong>richtung<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) gibt es <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>e stationäre Pflegee<strong>in</strong>richtung. Dabei handelt<br />

es sich um das Senioren- und Pflegeheim Elisabeth, das sich <strong>in</strong> privater Trägerschaft bef<strong>in</strong>det.<br />

Die E<strong>in</strong>richtung mit 44 Heimplätzen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- und Doppelzimmern stellt den Arbeitsplatz für<br />

zurzeit 35 Angestellte dar, die sich um die Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner und <strong>der</strong>en Bedürfnisse<br />

kümmern. Das pflegerische Angebot besteht aus Dauer- und Kurzzeitpflege.<br />

Das Heim hat e<strong>in</strong>e durchschnittliche Auslastung von 98 %, darüber h<strong>in</strong>aus existiert e<strong>in</strong>e Warteliste<br />

von Personen, die <strong>in</strong> naher Zukunft e<strong>in</strong>en Heimplatz wünschen. Daraus lässt sich ablesen,<br />

dass <strong>der</strong> Bedarf an bzw. <strong>der</strong> Wunsch nach Plätzen über das Angebot h<strong>in</strong>ausgeht (Peri 2011;<br />

Senioren- und Pflegeheim Elisabeth GmbH 2011a, onl<strong>in</strong>e; Senioren- und Pflegeheim Elisabeth<br />

GmbH 2011b, onl<strong>in</strong>e; Senioren- und Pflegeheim Elisabeth GmbH 2011c, onl<strong>in</strong>e).<br />

Da die beschriebene E<strong>in</strong>richtung nur über e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl an Heimplätzen verfügt und,<br />

angesichts <strong>der</strong> Wartelisten, e<strong>in</strong>e kurzfristige Unterbr<strong>in</strong>gung dort eher unwahrsche<strong>in</strong>lich ist, kann<br />

davon ausgegangen werden, dass die Möglichkeit besteht auf an<strong>der</strong>e Angebote auszuweichen.<br />

Dabei ist darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass sich zahlreiche Senioren- bzw. Pflegeheime <strong>in</strong> Marburg bef<strong>in</strong>den,<br />

die vermutlich auch von ehemaligen Bürger<strong>in</strong>nen bzw. Bürgern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) genutzt werden (Deutsches Seniorenportal 2011, onl<strong>in</strong>e).<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

Neben dem Senioren- und Pflegeheim Elisabeth gibt es ambulante Pflegedienste, die teilweise<br />

auch über Geme<strong>in</strong>degrenzen h<strong>in</strong>weg arbeiten. E<strong>in</strong>ige nennen die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

explizit als E<strong>in</strong>zugsgebiet für den Dienst o<strong>der</strong> decken den ganzen Landkreis ab (Kreisausschuss<br />

des Landkreises Marburg-Biedenkopf 2010, S. 35 - 50).<br />

Die Zentrale Diakoniestation Fronhausen-Lohra-<strong>Weimar</strong> versorgt drei Großgeme<strong>in</strong>den und darüber<br />

h<strong>in</strong>aus noch e<strong>in</strong>zelne Ortschaften. Der Sitz des ambulanten Pflegedienstes bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

Lohra. Derzeit ist es den Mitarbeiter noch möglich, die angefragten Hilfen zu leisten. E<strong>in</strong> großes<br />

Problem stellt, angesichts des großen zu versorgenden Gebietes, die Distanz zwischen den<br />

Ortschaften dar. Es besteht e<strong>in</strong>e große Nachfrage für Pflege und Hilfe <strong>in</strong> den Morgenstunden,<br />

<strong>der</strong> im Moment allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> allen Fällen nachgekommen werden kann. Daher existieren<br />

auch hier Wartelisten, die sich jedoch bisher lediglich auf e<strong>in</strong> bestimmtes Zeitfenster beziehen<br />

und nicht auf die Pflege als solches (Franz 2011; Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011c, onl<strong>in</strong>e).<br />

10


Die übrigen ambulanten Pflegedienste, die Pflegebedürftige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> versorgen,<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

- Ambulantes Pflegeteam <strong>in</strong> Lohra,<br />

- Fib e. V. <strong>in</strong> Marburg,<br />

- Hausengel Pflegedienst GmbH <strong>in</strong> Marburg,<br />

- Hauskrankenpflege + mehr <strong>in</strong> Gladenbach,<br />

- Krankenpflege Zuhause <strong>in</strong> Marburg,<br />

- Lebenshilfe Pflegedienst <strong>in</strong> Marburg,<br />

- Marburger Hauskrankenpflege <strong>in</strong> Marburg und<br />

- Pflegeteam Conny Rid<strong>der</strong> GmbH <strong>in</strong> Marburg (Kreisausschuss des Landkreises Marburg-<br />

Biedenkopf 2010b, S. 35 - 50).<br />

Betreutes Wohnen <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar<br />

Um die bestehenden Angebote zu ergänzen, plant die Kommune e<strong>in</strong> betreutes Wohnen <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar<br />

e<strong>in</strong>zurichten. Für das Vorhaben ist bereits e<strong>in</strong> Baugrundstück reserviert, und auch<br />

e<strong>in</strong> Investor wurde gefunden. Dieser wurde nun aufgefor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> Konzept für die E<strong>in</strong>richtung<br />

auszuarbeiten, das neben den baulichen auch die <strong>in</strong>haltliche Gestaltung darstellen soll. Dieses<br />

liegt zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht vor und kann somit bei <strong>der</strong> Bearbeitung des<br />

Themas nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle spielen (Rohrbach 2011).<br />

Pflegestützpunkt<br />

Der für <strong>Weimar</strong> zuständige Pflegestützpunkt bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Marburg und deckt den gesamten<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf ab. Die Pflege- und Sozialberatung wird von vier Mitarbeitern/<strong>in</strong>nen<br />

erbracht, <strong>der</strong>en Aufgabe dar<strong>in</strong> besteht, pflegebedürftige Personen und Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, sowie <strong>der</strong>en Angehörige zu Leistungen und Ansprüchen umfassend zu beraten.<br />

Das Angebot gilt darüber h<strong>in</strong>aus für Personen, die von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Pflege bedroht s<strong>in</strong>d,<br />

wodurch e<strong>in</strong> frühzeitiges E<strong>in</strong>greifen und somit e<strong>in</strong>e Entschärfung von Problemlagen möglich ist,<br />

bevor sich diese verschlimmern. Der Pflegestützpunkt stellt dabei die notwendigen Informationen<br />

zur Verfügung, berät angepasst an die <strong>in</strong>dividuelle Situation und kann die Unterstützungsangebote<br />

entsprechend koord<strong>in</strong>ieren, so dass diese bedarfsgerecht verknüpft werden und <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen<br />

(Pflegestützpunkt Marburg-Biedenkopf o. J., onl<strong>in</strong>e).<br />

Im nächsten Abschnitt werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung dargestellt, aus denen <strong>in</strong> Abschnitt<br />

6 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die sich aus den Wünschen<br />

und Antworten <strong>der</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner ergeben.<br />

11


5 Auswertung<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Fragebogen erfolgt mit dem Programm „SPSS Statistics“. Zur Analyse des<br />

Themenblocks Altenhilfe werden dabei ausschließlich die Befragten herangezogen, die angeben,<br />

ihren Lebensabend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) verbr<strong>in</strong>gen zu wollen.<br />

5.1 Geplante Wohnform im Alter<br />

Im folgenden Abschnitt wird dargestellt, wie die befragten Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner von<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) sich das Wohnen im Alter vorstellen. Wie <strong>in</strong> Abbildung 4 ersichtlich, bestätigt die<br />

Befragung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) teilweise die <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 beschriebenen Ergebnisse des kommunalen<br />

Mikrozensus aus Köln. So wollen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> 87,2 % <strong>der</strong> Befragten im Alter im eigenen<br />

Haus bzw. <strong>der</strong> eigenen Wohnung verbleiben. Diese Wohnform ist also auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) die beliebteste. Die restlichen Anteile <strong>der</strong> Befragten verteilen sich auf die weiteren<br />

Antwortmöglichkeiten und s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong>sgesamt wenig relevant. 3,7 % möchten bei Angehörigen<br />

und 2,8% im „Betreuten Wohnen/ Servicewohnen“ leben. Danach folgen mit je 2,3 % Senioren-Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

und Mehrgenerationenwohnen und zuletzt mit je 0,9 % das Wohnen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung und „Sonstiges“. Die im Abschnitt 2.1 dargestellte, ger<strong>in</strong>ge Akzeptanz<br />

und Beliebtheit stationärer Pflegee<strong>in</strong>richtungen kann hier also ebenfalls bestätigt werden.<br />

Abbildung 4: Ergebnisse „Wohnen im Alter"<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Um herauszuf<strong>in</strong>den, ob das Alter <strong>der</strong> Befragten zu unterschiedlichen Ergebnissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl<br />

<strong>der</strong> Wohnform führt, wird die Auswertung noch e<strong>in</strong>mal nach Altersgruppen gestaffelt wie<strong>der</strong>holt.<br />

12


Dadurch können zu planenden Maßnahmen zeitlich gestaffelt werden. Es zeigt sich jedoch, wie<br />

<strong>in</strong> Abbildung 5 verdeutlicht, dass <strong>in</strong> allen Alterklassen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutig größte Teil im eigenen Heim<br />

wohnen bleiben möchte und dass <strong>der</strong> Wunsch nach dem Verbleib <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden<br />

mit dem Alter ansteigt. So möchten 90,4 % <strong>der</strong> Altersklasse 61 bis 75 Jahre im Alter <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Wohnung/ dem eigenen Haus leben und sogar 100 % <strong>der</strong> 76- bis 90-Jährigen, wobei<br />

diese bereits den Wunsch <strong>in</strong> die Wirklichkeit übertragen haben. In <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 16- bis<br />

30-Jährigen möchten 76,5 %, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> 31- bis 45-Jährigen 77,2 % und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>der</strong> 46-60-jährigen 76,1 % im eigenen Heim alt werden.<br />

Abbildung 5: Wohnform nach Altersklassen<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

5.2 Geplante Wohnform bei Pflegebedürftigkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, wie die Menschen bei Pflegebedürftigkeit wohnen möchten, gibt es im Vergleich<br />

zur geplanten Wohnform im Alter zwar e<strong>in</strong>ige Verschiebungen, am Gesamtergebnis än<strong>der</strong>t sich<br />

jedoch wenig. So wollen auch bei Pflegebedürftigkeit 55,6 % <strong>der</strong> Befragten im eigenen Haus<br />

bzw. <strong>der</strong> eigenen Wohnung bleiben. Jedoch steigt hier die Zahl <strong>der</strong>er, die e<strong>in</strong> Leben im Betreuten<br />

Wohnen/Servicewohnen anstreben mit 15,5 % deutlich an. Weiterh<strong>in</strong> wollen 11,8 % <strong>der</strong><br />

Befragten im Falle <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit bei Angehörigen leben. Mit 8,5 % steigt hier auch die<br />

Anzahl <strong>der</strong>jenigen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung versorgt werden möchten, im Vergleich zur<br />

vorherigen Frage an. Die restlichen Wohnformen s<strong>in</strong>d auch hier wenig relevant. Abbildung 6<br />

stellt die Ergebnisse <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Diagramms dar.<br />

Das Alter <strong>der</strong> Befragten hatte hier – wie auch im Abschnitt 5.1 – ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die gewählte<br />

Wohnform.<br />

13


Abbildung 6: Ergebnisse „Wohnen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit"<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

5.3 Anlaufstellen bei Pflegebedürftigkeit<br />

Hier zeigt sich, dass die ambulanten Dienste mit 43,1 % <strong>der</strong> Befragten e<strong>in</strong>e sehr wichtige Rolle<br />

e<strong>in</strong>nehmen. Im Gegensatz dazu würden sich im Falle drohen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>getretener<br />

Pflegebedürftigkeit <strong>der</strong> Befragten selbst und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen nur 14,4 % <strong>der</strong> Befragten<br />

an den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Marburg (<strong>Lahn</strong>) angesiedelten Pflegestützpunkt wenden. E<strong>in</strong>e weitere wichtige<br />

Informationsquelle stellen mit 14,1 % Bekannte, Freunde und/ o<strong>der</strong> Verwandte dar. Die<br />

übrigen genannten Anlaufstellen s<strong>in</strong>d von untergeordneter Bedeutung. Im Rathaus bzw. <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de würden immerh<strong>in</strong> noch 7,6 % <strong>der</strong> Befragten um Informationen bitten. 7,0 % würden<br />

sich an das Pflegeheim <strong>der</strong> Region wenden und 5,3 % würden sich über Medien wie z.B. Zeitungen<br />

o<strong>der</strong> das Internet <strong>in</strong>formieren. 8,5 % gaben bei dieser Frage „Sonstiges“ an. Hier wurden<br />

beispielsweise Krankenkassen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hausarzt als Informationsquellen genannt. E<strong>in</strong>en<br />

Überblick <strong>der</strong> Ergebnisse zeigt Abbildung 7.<br />

14


Abbildung 7: Ergebnisse „Anlaufstellen bei Pflegebedürftigkeit"<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

5.4 Pflegewunsch<br />

Aus <strong>der</strong> Frage „Durch wen würden Sie gerne gepflegt/ versorgt werden?“ ergibt sich folgende<br />

prozentuale Verteilung: 36,6% <strong>der</strong> Befragten möchten im Falle <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit ausschließlich<br />

von Angehörigen gepflegt und versorgt werden. 21,8 % geben an, dass sie nur von<br />

e<strong>in</strong>em ambulanten Pflegedienst betreut werden wollen, und 6,5 % möchten <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Arrangements<br />

versorgt werden. Dabei wird mehrfach die Möglichkeit <strong>der</strong> privaten, dem Haushalt angeglie<strong>der</strong>ten,<br />

Pflege sowie das Mehrgenerationenhaus, Ehrenamtliche und das Pflegeheim genannt.<br />

31,9 % <strong>der</strong> Antworten entfallen auf die geme<strong>in</strong>same Pflege durch Angehörige und e<strong>in</strong>en<br />

ambulanten Pflegedienst. 2,8 % möchten durch e<strong>in</strong>en ambulanten Dienst ergänzt durch oben<br />

genannte sonstige Möglichkeiten versorgt werden. Für e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Angehörigen, ambulantem<br />

Dienst und sonstigen Alternativen sprechen sich lediglich 0,5 % <strong>der</strong> Befragten aus.<br />

Abbildung 8 stellt die Ergebnisse <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Diagramms dar.<br />

15


Abbildung 8: Ergebnisse „Pflegewunsch“<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die Antworten auf diese Frage, wie sie <strong>in</strong> Diagramm 8 abgebildet s<strong>in</strong>d, stehen <strong>in</strong> engem Zusammenhang<br />

mit den Ergebnissen <strong>der</strong> nächsten Frage.<br />

5.5 Pflegebereitschaft<br />

So wird die Frage „Angenommen e<strong>in</strong>er Ihrer Angehörigen würde pflegebedürftig werden, wäre<br />

es Ihnen möglich, die Pflege zu übernehmen?“ von 21,1 % <strong>der</strong> Befragten mit ‚Ja’ beantwortet.<br />

65,1 %, könnten die Pflege von Angehörigen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>em ambulanten Dienst<br />

gewährleisten. 13,8 % können o<strong>der</strong> wollen die Pflege nicht übernehmen. In Abbildung 9 werden<br />

die Ergebnisse aufgezeigt.<br />

In e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Betrachtung <strong>der</strong> vorigen und dieser Frage zeigt sich, dass <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach Pflege durch Angehörige auf e<strong>in</strong>e ähnlich hohe Bereitschaft <strong>der</strong> Befragten zur selbstständigen<br />

Pflege trifft. Zwar können nicht die 37 % erreicht werden, die ausschließlich von Verwandten<br />

versorgt werden möchten, jedoch kann mit Unterstützung <strong>der</strong> ambulanten Dienste e<strong>in</strong> Großteil<br />

<strong>der</strong> Erwartungen abgedeckt werden.<br />

Es steht allerd<strong>in</strong>gs zu bedenken, dass die Angaben sich nicht auf e<strong>in</strong>e Familie beziehen müssen.<br />

Es ist lediglich e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung zu erkennen.<br />

16


Abbildung 9: Ergebnisse „Pflegebereitschaft“<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

6 Schlussfolgerungen und sich daraus ergebende Handlungsempfehlungen<br />

Im folgenden Abschnitt werden die aus den Befragungsergebnissen abgeleiteten Schlussfolgerungen<br />

sowie die sich aus ihnen ergebenden Handlungsempfehlungen für die Geme<strong>in</strong>de dargestellt.<br />

Dabei werden die Themen „Wohnen im Alter“ und „Wohnen bei Pflegebedürftigkeit“<br />

geme<strong>in</strong>sam behandelt und auch die Ergebnisse zu den Fragen „Pflegewunsch“ und „Bereitschaft<br />

bzw. Möglichkeit zu pflegen“ zusammenfassend beschrieben.<br />

6.1 „Wohnen im Alter“ und „Wohnen bei Pflegebedürftigkeit“<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zur bevorzugten Wohnform<br />

werden – wie bereits <strong>in</strong> Abschnitt 5 ausgeführt – durch verschiedene Studienergebnisse bestätigt.<br />

Dazu gehört auch e<strong>in</strong>e repräsentative Studie des KDA (Kuratorium Deutsche Altershilfe),<br />

die im Auftrag des BMVBS (Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) durchgeführt<br />

wurde.<br />

Da <strong>der</strong> Verbleib <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung – auch bei Pflegebedürftigkeit – die bevorzugte Wohnform<br />

im Alter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) ist, ersche<strong>in</strong>t es notwendig den Menschen die<br />

nötige Hilfestellung und Unterstützung zu geben, um dies zu ermöglichen. Damit die Menschen<br />

<strong>in</strong> ihrer gewohnten Umgebung verbleiben können, ist e<strong>in</strong>e altersgerechte Wohnung bzw. e<strong>in</strong><br />

altersgerechtes Haus erfor<strong>der</strong>lich. Das KDA geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Studie von e<strong>in</strong>er altersgerechten<br />

Gestaltung aus, wenn m<strong>in</strong>imale Standards e<strong>in</strong>er barrierefreien Bauweise e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Das bedeutet <strong>der</strong> Zugang zur Wohnung muss barrierefrei se<strong>in</strong>, und <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Wohnung<br />

bzw. auch im Übergang zu Terrasse o<strong>der</strong> Balkon soll es ke<strong>in</strong>e Stufen o<strong>der</strong> Schwellen geben.<br />

17


E<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung ist, dass die Türen im Sanitärbereich e<strong>in</strong>e ausreichende Breite<br />

haben und es muss dort genügend Bewegungsraum sowie e<strong>in</strong>e bodengleiche Dusche vorhanden<br />

se<strong>in</strong>. Im Hessischen Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen wird Barrierefreiheit<br />

folgen<strong>der</strong>maßen def<strong>in</strong>iert: „Barrierefrei s<strong>in</strong>d bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel,<br />

technische Gebrauchsgegenstände, Systeme <strong>der</strong> Informationsverarbeitung, akustische<br />

und visuelle Informationsquellen und Kommunikationse<strong>in</strong>richtungen sowie an<strong>der</strong>e gestaltete<br />

Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> üblichen Weise<br />

ohne beson<strong>der</strong>e Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar<br />

s<strong>in</strong>d“ (§ 3 HessBGG).<br />

Erfüllt e<strong>in</strong>e vorhandene Wohnung die von dem KDA genannten Anfor<strong>der</strong>ungen nicht, kann dies<br />

die Nutzung durch ältere Menschen deutlich e<strong>in</strong>schränken (BMVBS 2011, S. 10,34).<br />

Dementsprechend ist e<strong>in</strong>e barrierefreie Umgestaltung dieser Wohnungen bzw. Häuser notwendig.<br />

Zur F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>es solchen Umbaus gibt es För<strong>der</strong>programme wie z. B. das Programm<br />

„Altersgerecht umbauen“ <strong>der</strong> KfW-Bankengruppe (Kreditanstalt für Wie<strong>der</strong>aufbau-<br />

Bankengruppe). Die KfW-Bankengruppe ist e<strong>in</strong>e Anstalt des öffentlichen Rechts und hat die<br />

Aufgabe im staatlichen Auftrag För<strong>der</strong>ungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e F<strong>in</strong>anzierungen durchzuführen<br />

(KfW-Bankengruppe, onl<strong>in</strong>e). So umfasst das genannte För<strong>der</strong>programm verschiedene För<strong>der</strong>bauste<strong>in</strong>e<br />

und die Möglichkeit z<strong>in</strong>sgünstiger Kredite o<strong>der</strong> auch Zuschüsse für Privatpersonen.<br />

(BMVBS 2010, S. 11, 73). Auch die Helaba (Landesbank Hessen-Thür<strong>in</strong>gen Girozentrale), genauer<br />

die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, för<strong>der</strong>t mit verschiedenen Programmen<br />

den Wohnungsumbau, sowohl für Mietwohnungen als auch für selbst genutztes Wohneigentum.<br />

Zum Teil besteht auch e<strong>in</strong>e Kooperation mit <strong>der</strong> KfW, beispielsweise wird auf das oben beschriebene<br />

Programm „Altersgerecht umbauen“ e<strong>in</strong>e weitere Z<strong>in</strong>svergünstigung gewährt (Wirtschafts-<br />

und Infrastrukturbank, onl<strong>in</strong>e). Zudem können Pflegebedürftige auch von <strong>der</strong> Pflegekasse<br />

Zuschüsse für die Verbesserung ihres Wohnumfeldes bekommen und bis zu 2.557 Euro<br />

für entsprechende Maßnahmen erhalten (BMVBS 2011, S. 73).<br />

Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) sollte zu dieser Thematik auch mit Wohnungsbauunternehmen<br />

zusammenarbeiten, um bei Neubauten verstärkt e<strong>in</strong>e barrierefreie Bauweise zu berücksichtigen<br />

o<strong>der</strong> bestehende Wohnräume entsprechend umzugestalten. Darüber h<strong>in</strong>aus ist es empfehlenswert,<br />

die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger über barrierefreies Wohnen und entsprechende För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

zu <strong>in</strong>formieren, sowie Kontakte zu Wohnberatungsstellen zu vermitteln. Hier<br />

könnte zum Beispiel e<strong>in</strong> Flyer erstellt werden, <strong>der</strong> mit dem Geme<strong>in</strong>deblatt an alle Haushalte<br />

verteilt o<strong>der</strong> im Rathaus und an<strong>der</strong>en öffentlichen Gebäuden ausgelegt wird. E<strong>in</strong> Entwurf für<br />

e<strong>in</strong>en solchen Flyer bef<strong>in</strong>det sich im Anhang.<br />

In dem Flyer wird e<strong>in</strong>e Checkliste für notwendige Umbaumaßnahmen angeboten, mit welcher<br />

die Betroffenen und an<strong>der</strong>e Interessierte herausf<strong>in</strong>den können, welche Anpassungen <strong>in</strong> ihrem<br />

Haus/ <strong>in</strong> ihrer Wohnung wahrsche<strong>in</strong>lich vorgenommen werden müssen und ob e<strong>in</strong> Verbleib überhaupt<br />

realistisch ist.<br />

18


Die Checkliste fragt folgende Punkte ab:<br />

- Müssen vor o<strong>der</strong> im Haus/ Stufen überwunden werden?<br />

- Passt e<strong>in</strong> Pflegebett durch die Türen?<br />

- Passt e<strong>in</strong> Pflegebett <strong>in</strong> das Schlafzimmer?<br />

- Ist im Bad Platz, um mit e<strong>in</strong>em Rollstuhl h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu fahren und zu rangieren?<br />

- Öffnet die Badezimmertür nach außen, o<strong>der</strong> hat das Bad e<strong>in</strong>e Schiebetür?<br />

- Kann man mit e<strong>in</strong>em Rollstuhl neben das WC fahren?<br />

- Haben Sie e<strong>in</strong>e Dusche ohne Schwellen?<br />

- S<strong>in</strong>d Stützgriffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dusche und am WC montiert?<br />

- Ist das Waschbecken mit e<strong>in</strong>em Rollstuhl unterfahrbar?<br />

- S<strong>in</strong>d alle Schränke im Sitzen zu erreichen?<br />

- Gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche Arbeitsflächen, die mit e<strong>in</strong>em Rollstuhl unterfahrbar s<strong>in</strong>d?<br />

- S<strong>in</strong>d die Schränke von e<strong>in</strong>em Rollstuhl aus zu erreichen?<br />

Weiterh<strong>in</strong> werden Ansprechpartner aufgeführt, die für weitere Informationen – auch zu F<strong>in</strong>anzierungsfragen<br />

- zur Verfügung stehen.<br />

Dabei handelt es sich um:<br />

- Hessische Fachstelle für Wohnberatung HFW, AWO BV Hessen Nord e.V.<br />

- Pflegestützpunkt Marburg-Biedenkopf<br />

- Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>dearbeit ist wichtig, dass <strong>der</strong> Flyer bei möglichen Än<strong>der</strong>ungen aktualisiert<br />

bzw. s<strong>in</strong>nvoll ergänzt wird. Zu diesem Zweck wird <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>der</strong> Entwurf auch als Datei<br />

zur Verfügung gestellt, wodurch diese Anpassungen schnell und ohne großen Aufwand erfolgen<br />

können.<br />

Altersgerechtes Wohnen umfasst aber nicht nur die Bauweise <strong>der</strong> Wohnung, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Gestaltung des Wohnumfeldes, da auch dadurch e<strong>in</strong>e selbstständige Lebensführung im Alter<br />

erheblich bee<strong>in</strong>trächtigt werden kann (BMVBS 2011, S. 51). Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) sollte<br />

dementsprechend möglichst barrierefrei gestaltet werden und es sollten dort darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ausreichende <strong>in</strong>frastrukturelle und soziale Angebote für ältere Menschen vorhanden se<strong>in</strong>. Zum<br />

Teil wird dies bereits umgesetzt, so besitzt das Rathaus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) e<strong>in</strong>en barrierefreien<br />

Zugang und auch die Bürgersteige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d zum Teil abgesenkt. Diesen Ansatz<br />

sollte die Geme<strong>in</strong>de weiterverfolgen und ausbauen. Ohneh<strong>in</strong> müssen gemäß § 46 <strong>der</strong> Hessischen<br />

Bauordnung „bauliche Anlagen und an<strong>der</strong>e Anlagen und E<strong>in</strong>richtungen (...), die öffentlich<br />

zugänglich s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> den dem allgeme<strong>in</strong>en Besucherverkehr dienenden Teilen so errichtet und<br />

<strong>in</strong>stand gehalten werden, dass sie von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen, alten Menschen und Personen<br />

mit Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n barrierefrei erreicht und ohne fremde Hilfe zweckentsprechend genutzt<br />

werden können“ (Hessisches M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung 2010,<br />

S. 34).<br />

19


Für die Gestaltung e<strong>in</strong>es altersgerechten Wohnumfeldes empfiehlt das KDA verschiedene M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die e<strong>in</strong>gehalten werden müssen. Dazu gehören e<strong>in</strong> stufen- bzw. schwellenfreier<br />

Zugang zu öffentlichen Gebäuden, die gute, barrierereduzierte Erreichbarkeit öffentlicher<br />

Verkehrsmittel, e<strong>in</strong>e barrierereduzierte Gestaltung öffentlicher Verkehrswege sowie die fußläufige<br />

Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten, mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen und Freizeitangeboten<br />

(BMVBS 2011, S. 81). Die momentan zu erkennende Entwicklung, Supermärkte und sonstige<br />

Geschäfte des täglichen Bedarfs <strong>in</strong> geson<strong>der</strong>ten Industriegebieten außerhalb <strong>der</strong> Ortschaften<br />

anzusiedeln, wi<strong>der</strong>spricht den For<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er altersgerechten Kommune.<br />

Auch ist es notwendig, dass die alten Menschen bei Bedarf auf passende Unterstützungsangebote<br />

zurückgreifen können (BMVBS 2011, S. 10). Hierzu wäre e<strong>in</strong>e Ansiedlung passen<strong>der</strong> Unterstützungsangebote<br />

wie beispielsweise E<strong>in</strong>kaufsservice, Essenslieferungen, Wäscheservice,<br />

Fahrdienste etc. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) s<strong>in</strong>nvoll. Daneben ist es empfehlenswert,<br />

dass die Geme<strong>in</strong>de Nachbarschaftshilfe und ehrenamtliches Engagement im Bereich <strong>der</strong> Seniorenarbeit<br />

för<strong>der</strong>t, um auch <strong>in</strong>formelle Hilfsangebote für alle<strong>in</strong>lebende Senior<strong>in</strong>nen und Senioren<br />

vorzuhalten.<br />

Die Befragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) hat gezeigt, dass die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

ebenfalls die Notwendigkeit von ehrenamtlichem Engagement im Bereich <strong>der</strong> Seniorenarbeit<br />

sehen. „Betreuung, Seniorenarbeit und Altenpflege“ waren häufige Nennungen bei <strong>der</strong> offenen<br />

Frage „Wo sehen Sie beson<strong>der</strong>en Bedarf für ehrenamtliches Engagement?“.<br />

Da <strong>der</strong> vorhandene ambulante Pflegedienst bereits sehr gut ausgelastet ist, empfiehlt sich weiterh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Ausbau <strong>der</strong> ambulanten Pflegeangebote. So könnte <strong>der</strong> vorhandene Pflegedienst<br />

se<strong>in</strong>e Kapazitäten ausweiten o<strong>der</strong> alternativ e<strong>in</strong> weiterer Pflegedienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de angesiedelt<br />

werden. Idealerweise werden die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sowie die Dienstleister dabei<br />

<strong>in</strong> die Planungen e<strong>in</strong>bezogen, um die Angebote möglichst passend gestalten zu können.<br />

Das von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) geplante „Wohnen mit Service“-Angebot ist e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Ergänzung, da die Befragungsergebnisse zeigen, dass es sich 15,5 % <strong>der</strong> Befragten vorstellen<br />

können, e<strong>in</strong> solches Angebot im Falle <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit zu nutzen. Auch hier sollen die<br />

Betroffenen <strong>in</strong> die konzeptionelle Planung – so weit wie möglich – e<strong>in</strong>gebunden werden, um die<br />

Dienstleistungen nach den Bedürfnissen <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zu gestalten.<br />

6.2 Anlaufstellen bei Pflegebedürftigkeit<br />

Da sich aus den Befragungsergebnissen zeigt, dass die ambulanten Dienste für die befragten<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger die wichtigste Anlaufstelle s<strong>in</strong>d, um Informationen bei bereits bestehen<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> drohen<strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit e<strong>in</strong>zuholen, sollte die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) diese<br />

auf ihre Beratungsrolle vorbereiten, damit entsprechende Kapazitäten geschaffen werden.<br />

Im Gegensatz zu ambulanten Pflegediensten haben Pflegestützpunkte jedoch die Aufgabe trägerunabhängig<br />

und wettbewerbsneutral zu beraten (Br<strong>in</strong>kmann 2010, S. 229). Daher sollte <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie die Bekanntheit des Pflegestützpunktes Marburg-Biedenkopf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

20


<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) ausgebaut werden. Es besteht beispielsweise auch die Möglichkeit von Hausbesuchen<br />

bzw. <strong>der</strong> Beratung am Wohnort (Pflegestützpunkt Marburg-Biedenkopf o.J., onl<strong>in</strong>e),<br />

was vielen Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern möglicherweise nicht bekannt ist. Um die Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger auf die Arbeit des Pflegestützpunktes h<strong>in</strong>zuweisen und die Hemmung diesen aufzusuchen<br />

abzubauen, ist e<strong>in</strong>e regelmäßige Sprechstunde im Rathaus denkbar. Somit kann die Beratung<br />

wohnortsnah stattf<strong>in</strong>den. Insbeson<strong>der</strong>e für ältere Personen, die entwe<strong>der</strong> selbst pflegebedürftig<br />

s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> beispielsweise den Ehepartner bzw. die Ehepartner<strong>in</strong> pflegen, ist <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen <strong>der</strong> Weg nach Marburg zu weit. Die Möglichkeit im Geme<strong>in</strong>degebiet Beratung aufzusuchen<br />

stellt e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit dar, diese Barriere abzubauen.<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung können von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong>itiierte Informationsveranstaltungen <strong>in</strong><br />

den Bürgerhäusern se<strong>in</strong>, die vielfach nicht ausgelastet s<strong>in</strong>d, wie die Studierenden <strong>der</strong> Gruppe<br />

„Energiemonitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> öffentlichen Liegenschaften“ aufzeigen. Hierzu können auch externe Referenten<br />

und Experten e<strong>in</strong>geladen werden. Grundsätzlich ist e<strong>in</strong>e umfassende Information für<br />

Pflegebedürftige und/ o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Angehörige sehr wichtig, da Informationsdefizite zu e<strong>in</strong>er unzureichenden<br />

Versorgung führen können, die letztlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stationären Unterbr<strong>in</strong>gung enden<br />

kann. Häufig fällt es Pflegebedürftigen schwer, <strong>in</strong> <strong>der</strong> komplexen Versorgungslandschaft, die für<br />

die jeweilige Situation passenden Angebote zu f<strong>in</strong>den und auch entsprechend f<strong>in</strong>anziell abzusichern.<br />

E<strong>in</strong>e fundierte, umfassende Beratung kann dabei helfen (KDA 2010, S. 3).<br />

In den Bürgerhäusern können außerdem Freizeitangebote speziell für Ältere angeboten werden.<br />

Um ortsteilübergreifende Veranstaltungen anzubieten, wird empfohlen, auf den Bus h<strong>in</strong>zuweisen,<br />

<strong>der</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Orte mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det und somit die Erreichbarkeit <strong>der</strong> Angebote<br />

sicherstellt. Es ist dabei auch unbed<strong>in</strong>gt empfehlenswert, die verschiedenen Generationen<br />

so häufig wie möglich <strong>in</strong> Kontakt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu br<strong>in</strong>gen, da das bürgerschaftliche Potential,<br />

wozu auch die Nachbarschaftshilfe zählt, beson<strong>der</strong>s gestärkt werden sollte.<br />

6.3 Pflegewunsch und Pflegebereitschaft<br />

Es lassen sich hier verschiedene Empfehlungen ableiten, mit welchen Mitteln die Geme<strong>in</strong>de<br />

den Wünschen <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zum Thema Pflege nachkommen kann. Da die<br />

Antworten zum Pflegewunsch und <strong>der</strong> Pflegebereitschaft e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>flussen und auf denselben<br />

Inhalt zielen, können geme<strong>in</strong>same Handlungsempfehlungen gegeben werden.<br />

Als beson<strong>der</strong>s wichtig ersche<strong>in</strong>t die Vorbereitung <strong>der</strong> Angehörigen auf die zukünftige Pflegearbeit.<br />

Da diese psychisch und physisch stark belastend se<strong>in</strong> kann, ist e<strong>in</strong>e professionelle Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Pflegenden ratsam und für e<strong>in</strong>e langfristige Planung unerlässlich. Dazu können die<br />

ambulanten Dienste und <strong>der</strong> Pflegestützpunkt heran gezogen werden, um praktische und theoretische<br />

Hilfe für die Angehörigen zu bieten o<strong>der</strong> um Informationsveranstaltungen um externe<br />

Experten zu ergänzen. Auch zu diesem Punkt wird die Bekanntmachung des Pflegestützpunktes<br />

<strong>in</strong> Marburg empfohlen, da dieser e<strong>in</strong>e unabhängige Beratungsstelle darstellt. Dies kann über<br />

e<strong>in</strong>e von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de heraus gegebene Informationsbroschüre o<strong>der</strong> über das Geme<strong>in</strong>deblatt<br />

21


erfolgen. Der Pflegestützpunkt <strong>in</strong>formiert – ebenso wie die Krankenkassen – über die monetären<br />

und nicht-monetären Unterstützungsleistungen, die Angehörigen von Pflegebedürftigen<br />

zustehen.<br />

Auch die ambulanten Dienste <strong>der</strong> Umgebung sollten auf ihre zunehmend pflegerische aber<br />

auch unterstützende Aufgabe vorbereitet werden. Das Angebot sollte frühzeitig ausgebaut werden,<br />

um Engpässe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de und damit Wegzüge zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Außerdem<br />

sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e enge Kooperation zwischen den Diensten, <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de und den Angehörigen<br />

s<strong>in</strong>nvoll zu se<strong>in</strong>, damit e<strong>in</strong>e ganzheitliche Planung erfolgen kann.<br />

Als Ergänzung sollte allgeme<strong>in</strong> darüber nachgedacht werden, ob die private Pflege, die von<br />

mehreren Befragten gewünscht wurde, zentral organisiert werden kann. Hier s<strong>in</strong>d Themen wie<br />

Nachbarschaftshilfe und Quartierkonzepte von großer Bedeutung, bei denen mit Hilfe professioneller<br />

Dienstleister auf die gegenseitige Unterstützung <strong>der</strong> Bürger gesetzt wird. So können<br />

zum Beispiel Jüngere von <strong>der</strong> Zeit Älterer profitieren und Ältere von <strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> Jüngeren,<br />

<strong>in</strong>dem Betreuungsleistungen gegen E<strong>in</strong>kaufsfahrten o<strong>der</strong> Fahrten zum Arzt getauscht werden.<br />

Das bürgerschaftliche Potential kann <strong>in</strong> generationenübergreifenden Zentren organisiert werden,<br />

wo die Kontakte hergestellt und Hilfen verteilt werden. Die Angebote sollten <strong>in</strong> bestehende<br />

Strukturen <strong>in</strong>tegriert werden, um die f<strong>in</strong>anzielle Belastung <strong>der</strong> Kommune möglichst ger<strong>in</strong>g zu<br />

halten. Generell gelten Quartierskonzepte als e<strong>in</strong>e kostengünstige Möglichkeit, alten Menschen<br />

e<strong>in</strong> normales Leben <strong>in</strong> ihrer Nachbarschaft zu ermöglichen (für weitere Informationen siehe<br />

auch Bertelsmann Stiftung, Kuratorium Deutsche Altershilfe 2007).<br />

Weiterh<strong>in</strong> sollte über die F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten und die Legalisierung von Arbeitsverhältnissen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf ausländische Angestellte <strong>in</strong> Privathaushalten <strong>in</strong>formiert werden, da dies <strong>in</strong><br />

manchen Fällen als geeignete Lösung außerhalb <strong>der</strong> „normalen“ Pflegeangebote gesehen werden<br />

kann. Ausländische Kräfte aus Polen die bereits <strong>in</strong> vielen Haushalten beschäftigt s<strong>in</strong>d, können<br />

seit dem 1.5.2011 legal angestellt werden. Die Bundesregierung gewährt Steuernachlässe<br />

für die Arbeitgeber, so dass die Sozialversicherungsbeträge quasi vom Staat übernommen<br />

werden. Die Ängste, dass ausländische Arbeitskräfte den Markt überschwemmen und zu Dump<strong>in</strong>glöhnen<br />

führen, können bisher nicht bestätigt werden, so dass vor allem gegen Vorurteile<br />

angearbeitet werden muss. Es sollten auch Integrationsmaßnahmen ergriffen werden, um die <strong>in</strong><br />

den Haushalten teilweise ganztägig beschäftigten Frauen e<strong>in</strong> normales Leben zu ermöglichen.<br />

7 Zusammenfassung<br />

Das Gebiet <strong>der</strong> Altenhilfebedarfplanung wird als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> zukünftig wichtigsten Themen <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de gesehen. Die demografische Entwicklung ist <strong>in</strong> Hochrechnungen leicht darzustellen,<br />

so dass klar abgesehen werden kann, <strong>in</strong> welchem Zeitraum die Hilfen zur Verfügung stehen<br />

sollten. Werden ke<strong>in</strong>e Maßnahmen ergriffen, können Abwan<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e deutlich gem<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger die Folgen se<strong>in</strong>.<br />

22


Als zentrale Punkte s<strong>in</strong>d hier vor allem die Anpassung des Wohnungsbestandes und die altersgerechte<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu nennen. Dazu gehört auch die Bereitstellung von gut<br />

erreichbaren E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten, von Diensten zur Versorgung immobiler Senior<strong>in</strong>nen und<br />

Senioren und ebenso die E<strong>in</strong>richtung von seniorenspezifischen Freizeitaktivitäten sowie e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>sgesamt seniorengerechten Umgebung. Es sollte bei Um- und Neubaumaßnahmen stets auf<br />

seniorenfreundliche Konzepte geachtet werden. Dabei sollten vor allem zukünftige Investoren<br />

und Firmen e<strong>in</strong>bezogen werden, die an <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>degestaltung – und hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im<br />

Bereich Dienstleistungen – beteiligt s<strong>in</strong>d. Dazu zählen <strong>der</strong> Wohnungsbau, Architekten, <strong>der</strong><br />

Straßenbau und <strong>der</strong> Handel, welche über die Ansiedelung von Geschäften und/ o<strong>der</strong> Dienstleistungsbetrieben<br />

nachdenken.<br />

Weiterh<strong>in</strong> müssen die zukünftigen Akteure, hier beson<strong>der</strong>s die Angehörigen und die ambulanten<br />

Dienste <strong>der</strong> umliegenden Geme<strong>in</strong>den, auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Der Pflegestützpunkt<br />

<strong>in</strong> Marburg sollte dabei verstärkt als Möglichkeit zur unabhängigen Beratung bekannt<br />

gemacht und als zentrale Anlaufstelle von den Beteiligten genutzt werden. Bei schlecht <strong>in</strong>formierten<br />

Bürgern besteht die Gefahr, dass sie auf unerwünschte, unpassende o<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziell<br />

belastende Angebote zurückgreifen und wie<strong>der</strong>um die Lebensqualität stark darunter leidet.<br />

Um zum gegebenen Zeitpunkt Hilfe gewährleisten zu können, sollte die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>en aktiven<br />

Part <strong>in</strong> <strong>der</strong> diesbezüglichen Informationspolitik übernehmen und mit fachspezifischen Veranstaltungen<br />

und eigenem Informationsmaterial ihr Interesse an diesem Thema und damit an<br />

dieser Bevölkerungsgruppe unterstreichen. Dazu können verschiedene bereits bekannte Angebote<br />

genutzt werden. So sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Fitnessstudio bereits Veranstaltungen zu gesundheitlichen<br />

Themen anzubieten (siehe Gruppe mediz<strong>in</strong>ische Versorgung), welches als Partner bei Themen<br />

rund um das „gesunde Altern“ herangezogen werden kann. Ebenso können die Ärzt<strong>in</strong>nen und<br />

Ärzte <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de angesprochen werden, da dieser Berufsgruppe meist großes Vertrauen<br />

entgegengebracht wird. Die vielfach ungenutzten Bürgerhäuser können dabei als Veranstaltungsorte<br />

dienen. Hier können ebenfalls mögliche Freizeitangebote speziell für Ältere stattf<strong>in</strong>den.<br />

Um ortsteilübergreifende Veranstaltungen anzubieten, wird empfohlen, auf den Bus h<strong>in</strong>zuweisen,<br />

<strong>der</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Orte mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det und somit die Erreichbarkeit <strong>der</strong> Angebote<br />

sicherstellt. Es ist aber auch empfehlenswert, die verschiedenen Generationen so häufig<br />

wie möglich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kontakt zu br<strong>in</strong>gen, da das bürgerschaftliche Potential, wozu auch<br />

die Nachbarschaftshilfe zählt, beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t werden kann. Es sollte dabei auch über generationenübergreifende<br />

Lösungen nachgedacht werden, um die f<strong>in</strong>anzielle Belastung des E<strong>in</strong>zelnen<br />

und auch <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ger<strong>in</strong>g zu halten. Die Identifikation mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de spielt dabei<br />

e<strong>in</strong>e tragende Rolle, so dass zuallererst von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de die Initiative zum Thema ergriffen<br />

werden sollte.<br />

23


8 Fazit<br />

Rückblickend auf die Durchführung <strong>der</strong> Befragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), ist anzumerken,<br />

dass während e<strong>in</strong>iger Interviews <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck gewonnen wurde, dass sich bisher nur<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Zahl <strong>der</strong> Befragten mit den Themen des Alterns und <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit beschäftigt<br />

haben. Dies zeigt, dass sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger wahrsche<strong>in</strong>lich erst im akuten<br />

Moment mit diesen Fragen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> setzen, was <strong>der</strong> Erfahrung nach zu spät se<strong>in</strong> kann, da,<br />

wie die Analyse ergeben hat, Plätze <strong>in</strong> Pflegeheimen lange im Voraus reserviert werden müssen<br />

und auch die Kapazitäten <strong>der</strong> ambulanten Dienste fast ausgeschöpft s<strong>in</strong>d. Damit wird die<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de unterstrichen, rechtzeitig mit Anbietern und Kunden zu kommunizieren<br />

und zu kooperieren, um die Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner vor eventuellen Notsituationen zu<br />

schützen. Je früher <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de bewusst wird, dass es s<strong>in</strong>nvoll ist, sich frühzeitig<br />

mit diesem Thema zu beschäftigen, desto besser können zufriedenstellende Lösungen<br />

gefunden werden.<br />

Dabei soll immer das Ziel im Vor<strong>der</strong>grund stehen, möglichst vielen Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern<br />

e<strong>in</strong> Leben nach ihren Vorstellungen zu ermöglichen, kompetent zu beraten und Wege zu<br />

f<strong>in</strong>anziellen und psychosozialen Unterstützungsleistungen aufzuzeigen.<br />

24


Quellenangaben<br />

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25


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Telefonisches Gespräch vom 28.04.2011.<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011a): Die Ortsteile. http://www.geme<strong>in</strong>deweimar.de/<strong>in</strong>dex.php?kat=104<br />

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Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011b): E<strong>in</strong>wohnerzahlten. http://www.geme<strong>in</strong>de-weimar.de/<strong>in</strong>dex.<br />

php?kat=120 (28.04.2011).<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011c): E<strong>in</strong>richtungen -> Diakoniestationen. http://www.geme<strong>in</strong>deweimar.de/<strong>in</strong>dex.php?kat=102<br />

(28.04.2011).<br />

Hessisches M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (Hg.) (2010) Hessische<br />

Bauordnung (HBO) 2011. http://www.bauordnungen.de/Hessen.pdf (23.08.2011).<br />

Hessisches Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen (Hessisches Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten-Gleichstellungsgesetz<br />

HessBGG) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fassung vom 20. Dezember 2004 zuletzt<br />

geän<strong>der</strong>t durch Gesetz vom 14. Dezember 2009 (GVBl. I S. 729).<br />

KfW-Bankengruppe. Gesetz über die KfW vom 5. November 1948 (WiGBl. S. 123) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fassung<br />

vom 23. Juni 1969 (BGBl. I S. 573), zuletzt geän<strong>der</strong>t durch die Neunte Zuständig-<br />

keitsanpassungsverordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2427).<br />

Kreisausschuss des Landkreises Marburg-Biedenkopf (Hg.) (2010a): Geme<strong>in</strong>de und Städte im<br />

Landkreis Marburg-Biedenkopf. http://www.marburgbiedenkopf.de/buergerservice/staedte-und-geme<strong>in</strong>den/<br />

(08.08.2011).<br />

Kreisausschuss des Landkreises Marburg-Biedenkopf (Hg.) (2010b): E<strong>in</strong> Wegweiser. Angebote<br />

und Hilfen für ältere Menschen und pflegende Angehörige im Landkreis Marburg-<br />

Biedenkopf. Marburg.<br />

Kremer-Preiß, Ursula; Stolarz, Holger (2003): Neue Wohnkonzepte für das Alter und praktische<br />

Erfahrungen bei <strong>der</strong> Umsetzung. E<strong>in</strong>e Bestandsanalyse. Köln.<br />

Peri, Marco (Geschäftsführer des Senioren- und Pflegeheim Elisabeth) (2011): Telefonisches<br />

Gespräch vom 19.04.2011.<br />

Pflegestützpunkt Marburg-Biedenkopf (o. J.): Pflegestützpunkt <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Trägerschaft<br />

<strong>der</strong> Pflege- und Krankenkassen und des Landkreises Marburg-Biedenkopf.<br />

http://www.marburg-biedenkopf.de/uploads/PDF/STAH/st-ah-psp-flyer.pdf (28.04.2011).<br />

Rohrbach, Rita (Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) <strong>in</strong> den Bereichen Verkehrsangelegenheiten/<br />

Ordnungsamt/ Standesamt) (2011): Telefonisches Gespräch<br />

vom 28.04.2011.<br />

Senioren- und Pflegeheim Elisabeth GmbH (2011a): Startseite. http://www.seniorenheimelisabeth.de/<br />

(28.04.2011).<br />

Senioren- und Pflegeheim Elisabeth GmbH (2011b): Das Haus. http://www.seniorenheimelisabeth.de/<strong>in</strong>dex.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=2<br />

(28.04.2011).<br />

Senioren- und Pflegeheim Elisabeth GmbH (2011c): Unsere Leistungen.<br />

http://www.seniorenheim-elisabeth.de/<strong>in</strong>dex.php?option=com_content&view=article<br />

&id=12%3Aunsere-leistungen&Itemid=2 (28.04.2011).<br />

26


Statistische Ämter des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> (2011): Demografischer Wandel <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung <strong>in</strong> Bund und <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (2001): Kurzbericht Pflegestatistik 1999. Pflege im Rahmen <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />

– Deutschlan<strong>der</strong>gebnisse. Bonn.<br />

Statistisches Bundesamt (2011a): Im Blickpunkt: Ältere Menschen <strong>in</strong> Deutschland und <strong>der</strong> EU.<br />

Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (2011b): Pflegestatistik 2009. Pflege im Rahmen <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />

– Deutschlan<strong>der</strong>gebnisse. Wiesbaden.<br />

Vere<strong>in</strong> Marburger Land e. V. (2007): Region Marburger Land: Regionales Entwicklungskonzept<br />

zur Bewerbung als LEADER-Region. O. O. http://www.marburgerland.de/cms/images/stories/download_xxl/rek_marburgerland.pdf.<br />

Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen-rechtlich unselbständige Anstalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landesbank<br />

Hessen-Thür<strong>in</strong>gen Girozentrale.<br />

http://www.wibank.de/de/Themen/BauenUndWohnen.html (22.08.2011).<br />

27


Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Florian Beck<br />

Ursula Hetzel<br />

Rouven Zickwolf<br />

7


Justus-Liebig-Universität Gießen Fachbereich 09 <strong>Projektstudium</strong>:<br />

Kommunale Regional- und Umweltplanung Leitung: Prof. Dr. Siegfried<br />

Bauer<br />

Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

unter Berücksichtigung des<br />

Bedarfs durch das AFML<br />

„Zeiten<strong>in</strong>sel“<br />

Florian Beck, RouvenZickwolf, Ursula Hetzel<br />

28.08.2011


Inhalt<br />

1.E<strong>in</strong>leitung..............................................................................................................................III<br />

2.Tourismus..............................................................................................................................1<br />

2.1.Tourismus <strong>in</strong> ländlichen Regionen..................................................................................1<br />

2.2.Tourismus im Marburger Land........................................................................................2<br />

2.3.Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>......................................................................................................3<br />

3.Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land ..............................................................5<br />

3.1.Vorgeschichte .................................................................................................................5<br />

3.2.Museums-Konzept..........................................................................................................6<br />

3.3.Machbarkeitsstudie.........................................................................................................7<br />

4.Ergebnisse <strong>der</strong> Bürgerbefragung ..........................................................................................9<br />

5.SWOT-Analyse....................................................................................................................10<br />

6.Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung des Tourismus ........................................................................13<br />

7.Fazit.....................................................................................................................................14<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: SWOT Analyse....................................................................................................3<br />

Abbildung 2: Ankünfte und Übernachtungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> ..........................................................4<br />

Abbildung 3: Aufenthaltsdauer <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> ................................................................................4<br />

Abbildung 4: Bettenangebot <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>....................................................................................5<br />

Abbildung 5: Flächenplan des AFML „Zeiten<strong>in</strong>sel“...................................................................6<br />

Abbildung 6: Eigene Aufnahme des zukünftigen Museumsgeländes (Stand: Juli 2011) .........8<br />

Abbildung 7: Frage 1 ................................................................................................................1<br />

Abbildung 8: Frage 2 ..............................................................................................................10<br />

Abbildung 9: SWOT- Analyse.................................................................................................12<br />

III


1.E<strong>in</strong>leitung<br />

Im Rahmen des Projektmoduls „Kommunale Regional- und Umweltplanung“ des<br />

Fachbereichs 09 an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität wurde neben zwölf weiteren Themen <strong>der</strong><br />

Tourismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) untersucht. In den nächsten Kapiteln werden<br />

dazu die aktuelle touristische Situation und <strong>der</strong>en Schwächen, Stärken, Risiken und<br />

Chancen vorgestellt. Insbeson<strong>der</strong>e wurde bei <strong>der</strong> Bearbeitung des Themas die geplante<br />

Errichtung des „Archäologischen Freilichtmuseums Marburger Land“ (AFML) und <strong>der</strong>en<br />

Auswirkungen auf den Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> berücksichtigt.<br />

Als Grundlage bei <strong>der</strong> Erarbeitung des Themas dienten bereits vorhandene Studien, wie zum<br />

Beispiel das „Regionale Entwicklungskonzept Marburger Land“ o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Machbarkeitsstudie, die im Rahmen des AFML Projektes durchgeführt wurde. Um die<br />

aktuelle Situation erfassen zu können, wurden Befragungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung durchgeführt<br />

und die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Zudem fand e<strong>in</strong> Austausch mit dem Gasthof<br />

Ochsenburg statt, <strong>der</strong> <strong>in</strong> das AFML Projekt mit e<strong>in</strong>bezogen werden soll.<br />

2.Tourismus<br />

2.1.Tourismus <strong>in</strong> ländlichen Regionen<br />

In Industrielän<strong>der</strong>n geht die Beschäftigtenzahl <strong>in</strong> vielen ländlichen Regionen im Agrarsektor<br />

mehr und mehr zurück (Barthelemy, Pierre Anto<strong>in</strong>e, 2011). Parallel zu dieser Entwicklung<br />

nimmt die Zahl <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe immer weiter ab. Um dem Rückgang <strong>der</strong><br />

Arbeitsplätze auf dem Land entgegenwirken zu können, gew<strong>in</strong>nen alternative<br />

E<strong>in</strong>nahmequellen zunehmend an Bedeutung. E<strong>in</strong> Sektor <strong>der</strong> <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht großes<br />

Potential mit sich br<strong>in</strong>gt ist <strong>der</strong> Tourismus. Die För<strong>der</strong>ung des Tourismus kann zusätzliche<br />

Arbeitsplätze schaffen und <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Landwirtschaft zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahmen,<br />

zum Beispiel durch Urlaub auf dem Bauernhof, führen.<br />

E<strong>in</strong> Programm, das die Entwicklung ländlicher Regionen, unter an<strong>der</strong>em im touristischen<br />

Bereich för<strong>der</strong>t, ist LEADER. LEADER ist e<strong>in</strong> Programm <strong>der</strong> Europäischen Union, das 1991<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen wurde und <strong>in</strong>novative Aktionen zur eigenständigen Entwicklung <strong>in</strong><br />

ländlichen Regionen unterstützt. F<strong>in</strong>anziert werden die LEADER Projekte aus dem so<br />

genannten ELER-Fond. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten Merkmale <strong>der</strong> LEADER Programme ist <strong>der</strong><br />

Bottom-Up-Ansatz. Im Rahmen dieser Projekte werden die Entwicklungskonzepte von<br />

lokalen Aktionsgruppen entworfen.<br />

E<strong>in</strong>e Region, die als LEADER Region anerkannt wurde und <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Tourismusbranche e<strong>in</strong>e große Rolle spielt, ist das Marburger Land.<br />

1


2.2.Tourismus im Marburger Land<br />

Das Marburger Land liegt <strong>in</strong> Hessen und besteht aus den Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />

Amöneburg, Ebsdorfergrund, Fronhausen, <strong>Weimar</strong> und den ländlich geprägten Stadtteilen<br />

Marburgs. Die Touristengruppen, die diese Region besuchen, s<strong>in</strong>d überwiegend<br />

Radtouristen, Kanufahrer, Kultur<strong>in</strong>teressierte und Tagungs- und Kongressbesucher. Die<br />

abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft ist Teil <strong>der</strong> Dest<strong>in</strong>ation <strong>Lahn</strong>tal. Für den<br />

Tourismus beson<strong>der</strong>s attraktiv ist die räumliche Nähe <strong>der</strong> Universitätsstadt Marburg, <strong>der</strong><br />

<strong>Lahn</strong> und <strong>der</strong> ländlichen Regionen. Die Komb<strong>in</strong>ation von Stadt, Land und Fluss ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Verknüpfung unterschiedlicher touristischer Angebote. Die Stadtnähe<br />

verleiht <strong>der</strong> Region e<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal und ist beson<strong>der</strong>s für Touristen attraktiv, die<br />

sich für Angebote außerhalb des städtischen „Ma<strong>in</strong>stream“ <strong>in</strong>teressieren.<br />

Trotz dieser Vorteile ist die Region bislang über die Grenzen von Hessen h<strong>in</strong>aus noch ke<strong>in</strong><br />

bekanntes Urlaubs- und Ausflugsziel. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d dafür bisher zu wenig touristische<br />

Highlights vorhanden und zum an<strong>der</strong>en ist die touristische Infrastruktur <strong>in</strong> manchen<br />

Regionen noch ausbaufähig. Am Nie<strong>der</strong>weimarer See o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Marburg ist sie gut entwickelt,<br />

<strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en Teilen, wie zum Beispiel <strong>in</strong> Argenste<strong>in</strong>, ist sie gar nicht o<strong>der</strong> nur sehr<br />

schwach entwickelt vorhanden.<br />

Entwicklungspotential <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusbranche bef<strong>in</strong>det sich vor allem entlang <strong>der</strong> bereits<br />

bekannten Rad-, Wan<strong>der</strong>- und Pilgerrouten. So wären zum Beispiel die durchgängige<br />

Befahrbarkeit <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong> und die Verknüpfung des <strong>Lahn</strong>talradweges mit an<strong>der</strong>en Radwegen<br />

für den Tourismus för<strong>der</strong>lich. Dem aktuellen Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten könnte<br />

durch die Verb<strong>in</strong>dung des Tourismus mit <strong>der</strong> Landwirtschaft und Angeboten wie „Urlaub auf<br />

dem Bauernhof“ entgegen gewirkt werden. Auch darüber h<strong>in</strong>aus hat die Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Landwirtschaft und Tourismus Entwicklungspotential. Zum e<strong>in</strong>en könnten durch<br />

Angebote wie Erlebnistage o<strong>der</strong> durch den Verkauf von Produkten an Touristen das<br />

E<strong>in</strong>kommen im Agrarsektor gesteigert werden und zum an<strong>der</strong>en könnten so mehr<br />

Arbeitsplätze auf dem Land geschaffen werden. Auch die Verb<strong>in</strong>dung von Stadt- und<br />

Landtourismus bietet sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region an und kann noch weiter geför<strong>der</strong>t werden. E<strong>in</strong><br />

weiterer Vorteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> noch ausbaufähig ist, s<strong>in</strong>d die beson<strong>der</strong>en Traditionen und<br />

weiteren Beson<strong>der</strong>heiten des Marburger Landes, die mit touristischen Angeboten verknüpft<br />

werden können.<br />

E<strong>in</strong>e Gesellschaft, die speziell für die För<strong>der</strong>ung und das Management des Tourismus im<br />

Raum Marburger Land zuständig ist, ist die TouR GmbH. In Zusammenarbeit mit den<br />

Kommunen organisiert sie den Ausbau <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur und bietet Touristen<br />

e<strong>in</strong>e Homepage an, auf <strong>der</strong> über aktuelle Veranstaltungen, Übernachtungs-, und<br />

2


Freizeitmöglichkeiten <strong>in</strong>formiert wird. E<strong>in</strong>e weitere wichtige Institution im Bereich Tourismus<br />

ist <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> Marburger Land e.V., <strong>der</strong> 2008 im Zuge <strong>der</strong> Anerkennung des Marburger<br />

Landes als LEADER Region gegründet wurde. Die Vorhaben für die Region Marburger Land<br />

im Rahmen von LEADER, s<strong>in</strong>d im „Regionalen Entwicklungskonzept <strong>der</strong> Region Marburger<br />

Land“ festgelegt (K<strong>in</strong>d, Rausch 2007). E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Fokus des Entwicklungskonzeptes<br />

liegt auf <strong>der</strong> Stärkung des Landtourismus.Um die aktuelle Situation des Tourismus im<br />

Marburger Land zu erfassen und mögliche Ansatzpunkte feststellen zu können, wurde e<strong>in</strong>e<br />

SWOT Analyse durchgeführt (vgl. Abb.1). Aufbauend auf dieser SWOT Analyse wurden<br />

Handlungsstrategien entworfen. Touristische Bereiche <strong>in</strong> denen Maßnahmen ergriffen<br />

werden sollen, s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en „Investitionen zur Entwicklung des Landtourismus durch<br />

Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>frastruktur, Unternehmenskooperationen und dest<strong>in</strong>ationsbezogene<br />

Vermarktungskooperationen“ und zum an<strong>der</strong>en „Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe<br />

für touristische Aktivitäten (z.B. Beherbergung, Freizeit)“(K<strong>in</strong>d, Rausch 2007).<br />

Abbildung 1: SWOT Analyse; Quelle:K<strong>in</strong>d, Rausch 2007<br />

2.3.Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Der Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> konzentriert sich bisher weitgehend auf den Nie<strong>der</strong>weimarer See,<br />

an dem Touristen neben Bademöglichkeiten und Gastronomie e<strong>in</strong> breites Angebot an<br />

Wassersport wie Wakeboard<strong>in</strong>g und Wasserski zur Verfügung steht. Weiteres Sehenswertes<br />

<strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> s<strong>in</strong>d die Alte Synagoge <strong>in</strong> Roth, die Alte Schule <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern und die Alte<br />

Kirche <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar.<br />

3


In <strong>Weimar</strong> stehen Touristen <strong>der</strong>zeit, neben e<strong>in</strong>igen kle<strong>in</strong>eren privaten Pensionen, zwei<br />

Hotels und e<strong>in</strong>e Jugendherberge als Übernachtungsmöglichkeit zu Verfügung. Das Hotel<br />

<strong>Weimar</strong>er Hof bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dem Ortsteil Nie<strong>der</strong>weimar und bietet 7 Zimmer und e<strong>in</strong><br />

Appartement für Touristen an. In dem Hotel bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Tagungsraum. Das größere<br />

Hotel Bellevue mit 50 Zimmern liegt im Ortsteil Wolfshausen. Das Jugend- und Freizeitheim<br />

<strong>in</strong> Oberweimar bietet Jugendlichen, Gruppen, Erwachsenen und Familien 16 Schlafräume<br />

als Übernachtungsmöglichkeit an. Zudem bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendherberge 3<br />

Gruppenräume.<br />

Wie <strong>in</strong> den Abbildungen aus den Daten des Hessischen statistischen Landesamts zu<br />

erkennen ist (vgl. Abb. 2-4), hat sich das Bettenangebot <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren von<br />

2006 bis 2008 kaum verän<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Rückgang wurde im Jahr 2008 festgestellt.<br />

Ebenso s<strong>in</strong>d die Ankünfte und Übernachtungen relativ stabil mit e<strong>in</strong>er eher rückläufigen<br />

Tendenz. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 1,9 Tagen ist relativ kurz, was<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich vor allem auf Fahrradtouristen zurückzuführen ist, die auf <strong>der</strong> Durchreise <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> übernachten.<br />

Abbildung 2: Ankünfte und Übernachtungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>; Quelle: http://www.hsl.de/, eigene Bearbeitung<br />

Abbildung 3: Aufenthaltsdauer <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>; Quelle: http://www.hsl.de/, eigene Bearbeitung<br />

4


Abbildung 4: Bettenangebot <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>; Quelle: http://www.hsl.de/, eigene Bearbeitung<br />

E<strong>in</strong> großer Vorteil <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> sehr guten Verkehrsanb<strong>in</strong>dung.<br />

Sowohl mit dem Auto, als auch mit dem Zug ist die Region e<strong>in</strong>fach zu erreichen. Viele<br />

Touristen kommen zudem mit dem Fahrrad vor allem über den <strong>Lahn</strong>radweg, zu Fuß o<strong>der</strong> mit<br />

dem Kanu über die <strong>Lahn</strong> nach <strong>Weimar</strong>.<br />

3.Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land<br />

3.1.Vorgeschichte<br />

Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre wurden im Rahmen des Kiesabbaus zwischen Nie<strong>der</strong>weimar und<br />

Argenste<strong>in</strong> archäologische Funde gemacht, die <strong>in</strong> den folgenden Jahren unter <strong>der</strong> Leitung<br />

des Landesamtes für Denkmalpflege <strong>in</strong> Marburg ausgegraben und untersucht wurden. Es<br />

handelt sich um Funde prähistorischer Siedlungsreste aus fünf unterschiedlichen Epochen,<br />

die von <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>zeit bis zum Jahre 0 unserer Zeitrechnung reichen. Im Frühsommer dieses<br />

Jahres kam durch Funde mittelalterlicher Siedlungsreste noch e<strong>in</strong>e sechste Epoche h<strong>in</strong>zu.<br />

E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Funden aus <strong>der</strong>art unterschiedlichen Siedlungsphasen an e<strong>in</strong>em Ort<br />

ist für den hessischen Raum von außerordentlicher Bedeutung. Aufgrund dessen entstand<br />

die Idee für e<strong>in</strong> Archäologisches Freilichtmuseum, das unter dem Projektnamen „Zeiten<strong>in</strong>sel“<br />

geplant wird.<br />

Im Rahmen des Neubaus <strong>der</strong> B3a zur Verb<strong>in</strong>dung von Roth und Gisselberg, wurde e<strong>in</strong>e<br />

umfassende ökologische Ausgleichsmaßnahme „ParAllna“ geplant. Dieses Vorhaben sieht<br />

auf e<strong>in</strong>er Länge von über 4 km und e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von rund 16 Hektar die Schaffung<br />

von Gewässerr<strong>in</strong>nen, Feuchtbiotopen und naturnahen Gehölzbereichen vor. Die Fläche<br />

bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe zu den archäologischen Fundstätten und soll unter<br />

an<strong>der</strong>em als Standort für das Freilichtmuseum dienen. Seit Juni 2010 wird die Maßnahme<br />

durch die hessische Landesarchäologie baubegleitend archäologisch betreut. Bereits im<br />

5


März 2009 hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> (För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> Zeiten<strong>in</strong>sel -<br />

Archäologisches Freilichtmuseum im Marburger Land e.V.) gegründet, <strong>der</strong> das AFML-Projekt<br />

„Zeiten<strong>in</strong>sel“ fachlich und f<strong>in</strong>anziell unterstützt und es sich zur Aufgabe macht, das Projekt<br />

e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. So gibt es bereits e<strong>in</strong>e Internetpräsenz des<br />

Projekts (www.zeiten<strong>in</strong>sel.de), e<strong>in</strong>en Projektentwurf und zudem e<strong>in</strong>e durchgeführte<br />

Machbarkeitsstudie.<br />

3.2.Museums-Konzept<br />

Der Planungsentwurf sieht das Anlegen e<strong>in</strong>es Freilichtmuseums auf e<strong>in</strong>er etwa 3,5 ha<br />

großen, künstlichen angelegten Insel vor. Die durch Aufschichten von Erdmasse<br />

topographisch erhöhte Insel soll durch e<strong>in</strong>en 3-5 m breiten Gewässerarm begrenzt werden,<br />

<strong>der</strong> von dem Bach Allna gespeist wird. Die Museumsfläche selbst soll e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck vom<br />

Leben, Wohnen und Wirtschaften <strong>in</strong> 5 verschiedenen Epochen menschlicher<br />

Siedlungsphasen vermitteln, <strong>in</strong>dem sowohl epochentypische Gebäude, als auch Pflanzenund<br />

Nutztierarten nachgebildet und angesiedelt werden (vgl. Abb.5). Die Zeitstationen<br />

reichen dabei von e<strong>in</strong>em germanischen Gehöft <strong>der</strong> frühen römischen Kaiserzeit um Chr.<br />

Geburt bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Lagerplatz mittelste<strong>in</strong>zeitlicher Jäger und Sammler etwa 11.000<br />

Jahren und decken damit e<strong>in</strong>e Zeit von ca. 10.000 Jahren ab.<br />

Abbildung 5: Flächenplan des AFML „Zeiten<strong>in</strong>sel“<br />

6


Durch Nachbildung epochentypischer Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen soll das Museum<br />

sowohl als Bildungs-, aber auch als Freizeit- und Forschungse<strong>in</strong>richtung dienen. Das<br />

Wie<strong>der</strong>aufleben vergangener Arbeitstechniken soll Besuchern aktives Mitmachen<br />

ermöglichen und Forschern zugleich e<strong>in</strong>e Möglichkeit bieten, experimentelle Archäologie zu<br />

betreiben. Zudem soll das Gelände Bereiche enthalten, die zum Rasten und Verweilen<br />

e<strong>in</strong>laden, sodass man den Besuch mit e<strong>in</strong>em gemütlichen Beisammense<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>den kann.<br />

Ökologisch soll e<strong>in</strong>e Orientierung an epochentypischen Pflanzenarten stattf<strong>in</strong>den, die sich <strong>in</strong><br />

von Besuchern unzugänglichen Bereichen auch im E<strong>in</strong>klang mit vielen Insekten- und<br />

Amphibienarten entwickeln sollen. So ist beispielsweise das Anlegen e<strong>in</strong>es 25 bis 100 m<br />

langen verbreiterten Flussarms geplant, <strong>in</strong> dessen Bereich sich e<strong>in</strong>e typische<br />

Auenvegetation mit Schilf- und Weichholzarten ansiedeln soll. Als so genannte<br />

archäotechnische E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Lehmgrube, e<strong>in</strong> Werkplatz zur Eisengew<strong>in</strong>nung<br />

und mehrere Backöfen und Räuchereien vorgesehen. Der Übergang von e<strong>in</strong>er Station zur<br />

nächsten soll durch rollstuhlfreundliche und möglichst naturnahe feste Wege <strong>in</strong> Form von<br />

Fe<strong>in</strong>kies-Lehm-Sand-Mischungen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Holzbohlen ermöglicht werden. Das<br />

ursprüngliche Konzept erwähnte bereits die verkehrstechnisch gute Erreichbarkeit des<br />

künftigen Museumsgeländes und brachte den <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe gelegenen Gasthof<br />

Ochsenburg als vorläufige Karten- und Souvenirverkaufsstelle <strong>in</strong>s Gespräch, während<br />

spezielle Veranstaltungen zusätzlich zum normalen Museumsbetrieb durch<br />

Museumsgebäude auf <strong>der</strong> Museumsfläche selbst abgedeckt werden sollten. Vor allem <strong>in</strong><br />

diesem Aspekt kommt e<strong>in</strong>e Machbarkeitsstudie über das Projekt „Zeiten<strong>in</strong>sel“ zu an<strong>der</strong>en<br />

Ergebnissen.<br />

3.3.Machbarkeitsstudie<br />

Die Machbarkeitsstudie <strong>der</strong> ConCultura GmbH aus dem Jahr 2010 prognostiziert zwischen<br />

30.000 und 70.000 Museumsbesucher jährlich, bei e<strong>in</strong>er Bauzeit von m<strong>in</strong>destens dreie<strong>in</strong>halb<br />

Jahren und Baukosten von rund 5,3 Mio. Euro. Das Relief <strong>der</strong> Museumsfläche <strong>in</strong>klusive des<br />

umgebenden Gewässerarms ist im Sommer 2011 bereits weitgehend fertig gestellt (vgl.<br />

Abb.6).<br />

7


Abbildung 6: Eigene Aufnahme des zukünftigen Museumsgeländes (Stand: Juli 2011)<br />

Die Studie hebt als große Stärken des Projekts vor allem die außergewöhnlich gute<br />

Erreichbarkeit des zukünftigen Museumsgeländes und die Tatsache hervor, dass <strong>in</strong> großer<br />

Umgebung ke<strong>in</strong> vergleichbares Freilichtmuseum existiert. Die Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Funde und<br />

das daraus entwickelte Museumskonzept stellt e<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal dar, das den<br />

Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>, als auch des gesamten Marburger Landes deutlich<br />

steigern kann. Die gute Erreichbarkeit begründet sich daraus, dass <strong>Weimar</strong> unmittelbar an<br />

die B3 zwischen Marburg und Gießen angeschlossen ist, zudem von Kanutouristen auf dem<br />

Wasserweg, per Bahn durch e<strong>in</strong>e stündlich zwischen Marburg und Frankfurt fahrende<br />

Regionalbahn, als auch durch Radtouristen auf dem stark frequentierten <strong>Lahn</strong>tal-Radweg<br />

erreicht werden kann. Trotz diesen vergleichsweise guten Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen, wird e<strong>in</strong><br />

f<strong>in</strong>anzieller Deckungsgrad des Museums von etwa 45% geschätzt, <strong>der</strong> im Vergleich mit<br />

vielen an<strong>der</strong>en Museen zwar gut ist, jedoch e<strong>in</strong>e langfristige f<strong>in</strong>anzielle Belastung des<br />

Museumsträgers erkennen lässt. Der Deckungsgrad ist dabei sehr stark von <strong>der</strong><br />

tatsächlichen Besucherzahl und den E<strong>in</strong>trittspreisen abhängig und spielt für die Trägerschaft<br />

immer e<strong>in</strong>e große Rolle. Das Land Hessen hat se<strong>in</strong> Interesse an <strong>der</strong> Verwirklichung des<br />

Projekts bereits bekannt gemacht, die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung und die Funktion als<br />

Museumsträger s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs weiterh<strong>in</strong> offen.<br />

Mängel an dem Planungskonzept und den Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

sieht die Machbarkeitsstudie vor allem <strong>in</strong> dem ursprünglich nicht vorgesehenen<br />

Multifunktions-Museumsgebäude und e<strong>in</strong>er ausbaufähigen touristischen Infrastruktur.<br />

Tagungen, Feste und an<strong>der</strong>e Veranstaltungen, sowie sanitäre E<strong>in</strong>richtungen und <strong>der</strong><br />

Kartenverkauf sollen laut <strong>der</strong> Studie durch e<strong>in</strong> Multifunktionsgebäude am E<strong>in</strong>gang des<br />

Museums gewährleistet werden und dafür <strong>der</strong> direkt angrenzende Bauhof <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

weichen. <strong>Weimar</strong> selbst ist touristisch hauptsächlich durch den Nie<strong>der</strong>weimarer Seepark<br />

geprägt, <strong>der</strong> jährlich mehrere zehntausend Besucher anlockt, hat laut <strong>der</strong> Studie jedoch<br />

bisher ke<strong>in</strong>e ausgeprägte touristische Identität und zu wenig an<strong>der</strong>e touristische Highlights.<br />

Die Aussicht auf Errichtung des ersten Freilichtmuseums dieser Art <strong>in</strong> Hessen, e<strong>in</strong>hergehend<br />

8


mit <strong>der</strong> dadurch stattf<strong>in</strong>denden Steigerung des Bekanntheitsgrads <strong>der</strong> Universitätsstadt<br />

Marburg und <strong>der</strong> angrenzenden Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>, sprechen letztendlich klar für e<strong>in</strong>e<br />

Durchführung des Projekts. Bei jährlichen Betriebskosten des Museums zwischen 140.000<br />

und 300.000 Euro gilt es jedoch zeitnah e<strong>in</strong>en festen Träger zu f<strong>in</strong>den.<br />

4.Ergebnisse <strong>der</strong> Bürgerbefragung<br />

In diesem Teil soll nun anhand <strong>der</strong> ausgewerteten Fragebögen explizit Bezug auf den<br />

Tourismus, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Archäologischen Freilichtmuseum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> genommen werden. Im Folgenden werden die wichtigsten Fragen und <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse aufgeführt. Hierbei ist zu beachten, dass es sich nur um e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt<br />

an Bürgern (543 Personen) handelt, welcher befragt wurde.<br />

Haben Sie von den historischen Funden<br />

gehört, die beim Kiesabbau zwischen<br />

Nie<strong>der</strong>weimar und Argenste<strong>in</strong> gemacht wurden?<br />

22%<br />

78%<br />

Abbildung 7: Frage 1; Quelle: Eigene Bearbeitung<br />

Somit haben 78% <strong>der</strong> Befragten von den historischen Funden zwischen Nie<strong>der</strong>weimar und<br />

Argenste<strong>in</strong> gehört (vgl. Abb.7). E<strong>in</strong> guter Wert, da Informationen unterschiedlich, je nach<br />

Interesse und Informationsbeschaffung wahrgenommen werden. Bei <strong>der</strong> darauf folgenden<br />

Frage wurde gefragt, <strong>in</strong>wieweit sich die Bürger darüber <strong>in</strong>formiert fühlen. Das Ergebnis gibt<br />

Abbildung 8 wie<strong>der</strong>. Hier kann e<strong>in</strong> typischer Sachverhalt beobachtet werden. Wenige fühlen<br />

sich sehr gut o<strong>der</strong> gut <strong>in</strong>formiert. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich hier um<br />

die befragten Bürger handelt, welche schon im För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> Mitglied s<strong>in</strong>d. Viele fühlen sich<br />

jedoch überhaupt nicht beziehungsweise schlecht <strong>in</strong>formiert. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Bürger mit<br />

wenig bis ke<strong>in</strong>em Interesse an <strong>der</strong> Thematik auch gleichzeitig schlechter <strong>in</strong>formiert, da sie<br />

die Informationen nicht für <strong>in</strong>teressant halten und diese somit nicht o<strong>der</strong> kaum wahrnehmen.<br />

Damit sollte diese Abbildung und <strong>der</strong>en Ergebnisse nicht überbewertet werden.<br />

Ja<br />

Ne<strong>in</strong><br />

9


Abbildung 8: Frage 2; Quelle: Eigene Bearbeitung<br />

Die nächste Frage bezog sich auf den För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> Zeiten<strong>in</strong>sel – Archäologisches<br />

Freilichtmuseum Marburger Land e.V.. Vertreter <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>, <strong>der</strong> Stadt Marburg,<br />

des Landkreises Marburg-Biedenkopf und des Landesamt für Denkmalpflege Hessen s<strong>in</strong>d<br />

unter den Mitglie<strong>der</strong>n und setzten sich für die Entstehung <strong>der</strong> Zeiten<strong>in</strong>sel aktiv e<strong>in</strong>.<br />

S<strong>in</strong>d sie Mitglied im För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> des AFML-Projekts?<br />

Als Antwortmöglichkeiten standen den Bürgern die Optionen Ja/ Ne<strong>in</strong>, überlege aber<br />

beizutreten/ Ne<strong>in</strong> zur Verfügung. 12 <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt 543 Befragten gaben an, bereits Mitglied<br />

im För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>. Positiv zu bewerten ist, dass 128 Bürger es sich durchaus vorstellen<br />

können dem För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> beizutreten.<br />

5.SWOT-Analyse<br />

Im nächsten Schritt sollen anhand e<strong>in</strong>er SWOT-Analyse, speziell auf den Tourismus <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> zugeschnitten, wichtige Informationen gewonnen werden. Hier werden Stärken,<br />

Schwächen, Chancen und Risiken für die Geme<strong>in</strong>de dargestellt.<br />

Stärken<br />

Auf Seiten <strong>der</strong> Stärken ist die gute Verkehrsanb<strong>in</strong>dung zuerst zu nennen. In nur e<strong>in</strong>er<br />

Entfernung von 1,5 km bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Abfahrt <strong>der</strong> B3. Auch durch die Bundesstraße 255<br />

besteht e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Richtung Herborn zur A45. Durch 2 Regionalbahnanschlüsse<br />

besteht sehr guter und regelmäßiger Anschluss nach Marburg und <strong>in</strong> entgegen gesetzter<br />

Richtung nach Gießen und Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> selbst verkehren<br />

verschiedene Busl<strong>in</strong>ien zwischen den Ortsteilen und den Nachbargeme<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e weitere<br />

10


Stärke ist <strong>der</strong> Standort am <strong>Lahn</strong>talradweg, e<strong>in</strong> sehr beliebter und bekannter Radweg <strong>in</strong><br />

Deutschland. Laut e<strong>in</strong>er statistischen Erhebung <strong>der</strong> Universität Gießen von 1999 wurde <strong>der</strong><br />

Radweg damals schon von rund 240.000 Radfahrern befahren. Neure Schätzungen gehen<br />

neuerd<strong>in</strong>gs von deutlich mehr Radfahrern pro Jahr aus (Machbarkeitsstudie, 2010). E<strong>in</strong>en<br />

weiteren touristischen Anziehungspunkt bildet <strong>der</strong> Seepark <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar. Dieser lockt<br />

jährlich zehntausende Besucher mit se<strong>in</strong>er Wasserskianlage o<strong>der</strong> zum Baden nach <strong>Weimar</strong>.<br />

Schwächen<br />

Um den Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zu för<strong>der</strong>n, müssen auch bestehende Schwachpunkte<br />

aufgedeckt werden, um mögliche Lösungen dazu entwickeln zu können. Als<br />

Sehenswürdigkeiten werden auf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de die Synagoge <strong>in</strong> Roth, die<br />

alte Kirche <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar und die alte Schule <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern aufgeführt. Das<br />

Freilichtmuseum wird extra <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reiter aufgeführt, mit e<strong>in</strong>em direkten L<strong>in</strong>k zum<br />

För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>. Weitere Attraktionen wie <strong>der</strong> See o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Radweg wie auch <strong>der</strong><br />

Kanutourismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region werden nicht aufgeführt. Generell jedoch besteht die größte<br />

Schwäche dar<strong>in</strong>, dass es <strong>in</strong>sgesamt zu wenige touristische Highlights gibt. Auch auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Gastronomie und <strong>der</strong> Beherbergung können Schwächen erkannt werden. Es gibt nur<br />

wenige Gastronomiebetriebe wie auch Übernachtungsmöglichkeiten. Wobei sich diese zwei<br />

Schwächen größtenteils gegenseitig bed<strong>in</strong>gen. Vor allem für Radfahrer & Wan<strong>der</strong>er fehlen <strong>in</strong><br />

weiten Teilen <strong>der</strong> Region (e<strong>in</strong>fache) Versorgungs- und Beherbergungsmöglichkeiten<br />

(Regionales Entwicklungskonzept Marburger Land, 2007).<br />

Chancen<br />

Es gibt e<strong>in</strong>ige Aspekte, die <strong>in</strong> Bezug auf die För<strong>der</strong>ung des Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zu nennen<br />

s<strong>in</strong>d. Die geographische Lage und die Nähe zu Oberzentren wie Marburg, Gießen und<br />

Wetzlar ergeben viele Chancen. In e<strong>in</strong>em Umkreis von nur 40 km leben 1.431.000<br />

Menschen. Das Gebiet umfasst fast den gesamten Raum Mittelhessen mit den genannten<br />

Oberzentren, Teile Nordosthessens sowie Teile <strong>der</strong> südwestfälischen Landkreise<br />

Hochsauerlandkreis, Olpe und Siegen-Wittgenste<strong>in</strong>. Im Umkreis von 60 km leben 4.382.000<br />

Menschen. Die Stadtregion Frankfurt am Ma<strong>in</strong>/ Offenbach und die Region um Fulda s<strong>in</strong>d<br />

sehr bevölkerungsreiche Gebiete. E<strong>in</strong> Umkreis von 80 km deckt schon fast das gesamte<br />

Bundesland Hessen ab. Außerdem Teile des nördlichen Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz mit <strong>der</strong> Stadt<br />

Koblenz, wie auch e<strong>in</strong> Teilgebiet des Bergischen Landes. In diesem 80 km Radius leben<br />

über 7 Millionen Menschen (Machbarkeitsstudie, 2010).<br />

Durch markante und abwechslungsreiche, offene und bisweilen hügelige<br />

Mittelgebirgslandschaft beidseitig <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong> kann die Region Marburger Land für Urlauber<br />

und Gäste e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>teressantes, wie auch reizvolles Urlaubsziel werden. Jedoch bietet, wie<br />

11


ei den Schwächen erläutert, die Region nur wenig gut entwickelte Strukturen (Regionales<br />

Entwicklungskonzept Marburger Land, 2007). Somit könnte e<strong>in</strong>e Vernetzung des<br />

<strong>Lahn</strong>talradweges und dem Kanutourismus mit den auf <strong>der</strong> Strecke liegenden<br />

Landwirtschaftsstrukturen <strong>in</strong> Bezug auf Übernachtungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>e Chance für die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es verstärkten Tourismusaufkommen für die Geme<strong>in</strong>de bieten.<br />

Die eigentliche Chance jedoch den Tourismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region, vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong>, zu för<strong>der</strong>n bietet das Archäologische Freilichtmuseum. Die Realisierung dieses<br />

Projektes könnte sich zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigartigen Dest<strong>in</strong>ation für Besucher <strong>der</strong> Region und<br />

darüber h<strong>in</strong>aus entwickeln. Hier besteht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Chance viele Besucher nach <strong>Weimar</strong><br />

zu locken.<br />

Risiken<br />

Chancen br<strong>in</strong>gen natürlich auch immer e<strong>in</strong> gewisses Risiko mit sich. Die Realisierung des<br />

AFML-Projektes ist mit e<strong>in</strong>em enormen f<strong>in</strong>anziellen Aufwand verbunden. Die laufenden<br />

Kosten für die Unterhaltung des Museums werden durch E<strong>in</strong>trittse<strong>in</strong>nahmen nicht gedeckt<br />

werden können. Hier muss zuerst noch durch Sponsoren und Investoren die Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Lage geklärt werden. E<strong>in</strong> weiteres Risiko stellt sich, wenn die Zeiten<strong>in</strong>sel von<br />

<strong>der</strong> Masse nicht angenommen wird d.h. sich zu wenige Menschen für das Museum<br />

<strong>in</strong>teressieren, beziehungsweise es nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit e<strong>in</strong>en Interessenschwund nach<br />

<strong>der</strong> Errichtung gibt. E<strong>in</strong> Risiko, welches bei <strong>der</strong> Planung nicht vernachlässigt werden darf.<br />

Zur besseren Veranschaulichung s<strong>in</strong>d die zuvor ausführlich dargelegten Stärken,<br />

Schwächen, Chancen und Risiken <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachfolgenden Abbildung 9 nochmals kurz<br />

zusammengefasst dargestellt.<br />

Abbildung 9: SWOT- Analyse; Quelle: Eigene Bearbeitung<br />

12


6.Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung des Tourismus<br />

Im Folgenden sollen nun Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung des Tourismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> diskutiert und bewertet werden.<br />

Durch die geographische Lage im <strong>Lahn</strong>tal bed<strong>in</strong>gt, würde es sich anbieten, Rad-, Wan<strong>der</strong>und<br />

Kanutouristen mit entsprechenden Unterkünften und Urlaub auf dem Land nach <strong>Weimar</strong><br />

zu locken. Hierzu müssten jedoch zuerst Angebote geschaffen werden. Wie im Anschluss<br />

<strong>der</strong> Präsentation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e Vermieter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ferienwohnung ansprach, muss<br />

diese Belegungsanfragen oft ablehnen. Es könnten also durch mehr<br />

Übernachtungsangebote auch mehr Touristen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de verbleiben. Nach Aussage<br />

<strong>der</strong> Dame handelt es sich hierbei um Besucher, welche nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt übernachten<br />

wollen, son<strong>der</strong> das „ruhigere“ Land bevorzugen. Hier könnte angesetzt werden und zum<br />

Beispiel auch mit den am <strong>Lahn</strong>talradweg angesiedelten Landwirten zusammen, neue und<br />

e<strong>in</strong>fache Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden.<br />

Durch schon bestehende Aktivitätsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de und Umgebung, könnte<br />

e<strong>in</strong>e ideale Komb<strong>in</strong>ation von Stadt- und Landurlaub <strong>in</strong> Mittelhessen geschaffen werden.<br />

Dies könnte dann auch im H<strong>in</strong>blick auf die Entstehung des archäologischen<br />

Freilichtmuseums durch Vergünstigungen im E<strong>in</strong>trittspreis bei Übernachtung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de bzw. Kombitickets weiterentwickelt werden.<br />

Hier könnte auf e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gesetzt werden.<br />

E<strong>in</strong> Kombiticket, welches die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />

das Museum e<strong>in</strong>schließt wäre e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Maßnahme, Besucher nach <strong>Weimar</strong> zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Da das AFML-Projekt für die Zukunft e<strong>in</strong>e sehr große Chance darstellt, den Tourismus <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> stark zu för<strong>der</strong>n, sollten auch hier noch e<strong>in</strong>ige Maßnahmen im Vorfeld abgesichert<br />

werden. Zuerst müssen hier natürlich zuerst die f<strong>in</strong>anziellen Aspekte <strong>der</strong> Baukosten wie auch<br />

den teuren Unterhaltungskosten geklärt werden.<br />

Des Weiteren fehlen gastronomische Angebote für die Bewirtschaftung <strong>der</strong><br />

Museumsbesucher. Diese auszubauen würde sich durch die hohe Zahl an erwarteten<br />

Besuchern durchaus als lohnenswert erweisen. Hier würde es sich anbieten, mit dem<br />

Gasthaus Ochsenburg e<strong>in</strong>e Kooperation e<strong>in</strong>zugehen. Dieses bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe des zukünftigen Museumsstandortes. Speziell für Museumsbesucher sollten hier,<br />

eventuell auch an das Thema Zeiten<strong>in</strong>sel angepasste, Speisen wie auch Getränke<br />

angeboten werden.<br />

13


Um jedoch das archäologische Freilichtmuseum sowohl über die regionalen, als auch über<br />

die Landesgrenzen h<strong>in</strong>aus bekannt zu machen, müssten Werbematerialien erstellt werden.<br />

Dies macht jedoch erst S<strong>in</strong>n, wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie auch die Planung <strong>der</strong><br />

Zeiten<strong>in</strong>sel abgeschlossen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e umfangreiche Infobroschüre ebenso wie Flyer über die<br />

Zeiten<strong>in</strong>sel sollten erstellt werden. Diese Infomaterialien sollten landesweit an Schulen<br />

versandt werden, da hier sehr viele potentielle Besucher angesprochen und erreicht werden.<br />

Auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>formativer, gut strukturierter und aktueller Internetauftritt des AFML-Projektes,<br />

wie auch <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> Sachen Tourismus, sollten gewährleistet se<strong>in</strong>. So wäre<br />

es den möglichen Besuchern gewährleistet, sich besser und selbstständiger über die<br />

touristischen Möglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zu <strong>in</strong>formieren.<br />

7.Fazit<br />

Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> hat mit <strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> Zeiten<strong>in</strong>sel e<strong>in</strong>e große Chance viele<br />

Besucher <strong>in</strong> die Region zu locken. Die archäologischen Funde zwischen Nie<strong>der</strong>weimar und<br />

Argenste<strong>in</strong> stellen somit e<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

und über die Landesgrenzen h<strong>in</strong>aus dar. Dies würde sich dann auch auf an<strong>der</strong>e touristische<br />

Angebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de wie auch auf die Region positiv auswirken kann. Die Mehrheit <strong>der</strong><br />

Besucher wird die Zeiten<strong>in</strong>sel als Tagesausflugsziel nutzen. Jedoch könnten mit Rad-,<br />

Wan<strong>der</strong>- wie auch Kanutouristen weitere Zielgruppen angesprochen werden, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de auch über Nacht o<strong>der</strong> mehrere Tage verweilen könnten. Je nach Erfolg <strong>der</strong><br />

Zeiten<strong>in</strong>sel und Interesse <strong>der</strong> Besucher, könnten die Angebote für Beherbergung und<br />

Gastronomie dann auch bedarfsgerecht angepasst werden.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Barthelemy, Pierre Anto<strong>in</strong>e; Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungssituation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft,<br />

http://ec.europa.eu/agriculture/envir/report/de/emplo_de/report_de.htm, 2011<br />

Hessisches Statistisches Landesamt, http://www.hsl.de/, 2011<br />

K<strong>in</strong>d, Rausch; Regionales Entwicklungskonzept Marburger Land, Fulda, 2007<br />

Machbarkeitsstudie- Zeiten<strong>in</strong>sel, ConCulturaGmBh, 2010<br />

Regionales Entwicklungskonzept – zur Bewerbung als LEADER-Region Marburger Land,<br />

2007<br />

14


Freizeit und Vere<strong>in</strong>sleben<br />

Konstanze Ebert<br />

Carola Holler<br />

Miriam Spieß<br />

8


JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN<br />

Fachbereich 09 - Agrarwissenschaften, Ökotrophologie, Umweltmanagement<br />

Institut für Betriebswirtschaftslehre <strong>der</strong> Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />

Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

Univ.-Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Hausarbeit im Rahmen des Moduls<br />

MP 48: Praktische Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

zum Thema<br />

Vere<strong>in</strong>sleben und<br />

Freizeitangebote <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) –<br />

Situation, Prognosen,<br />

Handlungsfel<strong>der</strong><br />

Konstanze Ebert<br />

Carola Holler<br />

Miriam Spieß<br />

Betreuer: M. Sc. Jan<strong>in</strong>e Dunkel; Dipl.-Betriebswirt Daniel Mühlleitner<br />

Gießen, 29.08.2011


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis............................................................................................III<br />

Abbildungsverzeichnis............................................................................................ IV<br />

1 E<strong>in</strong>leitung .............................................................................................................1<br />

2 Wissenschaftlicher Kontext................................................................................1<br />

3 Situationsanalyse ................................................................................................4<br />

3.1. Feldanalyse ................................................................................................4<br />

3.2. Telefon<strong>in</strong>terviews .......................................................................................6<br />

3.3. Bürgerbefragung ........................................................................................8<br />

4 Problemstellung.................................................................................................12<br />

5 Zieldef<strong>in</strong>ition ......................................................................................................13<br />

6 Anregungen für mögliche Maßnahmen ...........................................................14<br />

6.1. E<strong>in</strong>malige Aktionen...................................................................................15<br />

6.2. Mittel- bis langfristige Aktionen für Freizeitangebote und Infrastruktur .....17<br />

6.3. Schaffung neuer Mobilitäts- und Informationsangebote ...........................19<br />

6.4. Größere Projekte für die Zukunft <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ......................................20<br />

7 Fazit ....................................................................................................................23<br />

Literaturverzeichnis.................................................................................................25<br />

Anhang......................................................................................................................28<br />

Eidesstattliche Erklärung ........................................................................................29<br />

II


Abkürzungsverzeichnis<br />

f. folgende (Seite)<br />

ff. fortfolgende (Seiten)<br />

FNP Flächennutzungsplan<br />

H. Heft<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

hrsg. herausgegeben<br />

LGL Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit<br />

o. Jg. ohne Jahrgangsangabe<br />

o. O. ohne Ortsangabe<br />

o. V. ohne Verlagsangabe<br />

S. Seite<br />

vgl. vergleiche<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Planungsmethode des Freizeitangebots ................................................................. 3<br />

Abbildung 2: Flächennutzungsplan Nie<strong>der</strong>weimar (<strong>Lahn</strong>) ........................................................... 5<br />

Abbildung 3: Zufriedenheit mit <strong>der</strong> ortsteilübergreifenden Informationsarbeit .......................... 8<br />

Abbildung 4: Zufriedenheit mit <strong>der</strong> ortsteil<strong>in</strong>ternen Informationsarbeit....................................... 9<br />

Abbildung 5: Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften nach Dauer <strong>der</strong><br />

Ortsansässigkeit ................................................................................................................................... 9<br />

Abbildung 6: Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften nach Ortsteilen............ 10<br />

Abbildung 7: Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft nach Altersgruppen ........ 11<br />

IV


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die kont<strong>in</strong>uierliche Beobachtung und Bewertung von Entwicklungen und Perspektiven <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de – beispielsweise <strong>in</strong> den Bereichen Freizeit, Umwelt und erneuerbare<br />

Energien, Tourismus sowie Gesundheitsversorgung – stellt für die Verantwortlichen e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>s wichtige Aufgabe dar. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft werden diese Aspekte von<br />

verschiedenen Studiengängen und aus verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln thematisiert und<br />

behandelt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund führen Studierende <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität aus<br />

verschiedenen Masterstudiengängen des Fachbereichs Agrarwissenschaften,<br />

Ökotrophologie und Umweltmanagement im Sommersemester 2011 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) e<strong>in</strong> praktisches <strong>Projektstudium</strong> durch. Ziel dieses <strong>Projektstudium</strong>s ist es,<br />

ausgewählte Lebensbereiche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu untersuchen und<br />

Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Zu diesem Zweck erfolgt unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e<br />

Bürgerbefragung bei den Bewohnern 1 <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, die von den Studenten durchgeführt<br />

wird.<br />

In diesem Rahmen beschäftigen sich die Student<strong>in</strong>nen Konstanze Ebert, Carola Holler und<br />

Miriam Spieß mit den Vere<strong>in</strong>sstrukturen und Freizeitangeboten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektgeme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Dabei wird <strong>in</strong> Anlehnung an die Planungsmethode des Freizeitangebots<br />

nach Hotzan (2004) zuerst die <strong>der</strong>zeitige Situation dargestellt, <strong>in</strong>dem Ergebnisse<br />

verschiedener Erhebungen ausgewertet werden. Aus <strong>der</strong> Problemstellung werden die Ziele<br />

für das weitere Vorgehen abgeleitet und Anregungen und Handlungsempfehlungen für die<br />

Kommune erarbeitet. Anschließend werden die e<strong>in</strong>zelnen Aspekte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlussbetrachtung<br />

reflektierend zusammengeführt.<br />

2 Wissenschaftlicher Kontext<br />

Die Freizeit nimmt im Leben <strong>der</strong> Menschen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s wichtige Rolle e<strong>in</strong>. In <strong>der</strong><br />

Forschung werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Freizeit Möglichkeiten gesehen, selbstbestimmt zu<br />

handeln sowie Chancengleichheit und Lebensqualität herzustellen (Kolland 2010, S. 355).<br />

Beispielsweise kann die Mitgliedschaft <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Organisationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />

Vernetzung, <strong>der</strong> Interessensdurchsetzung und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Identität von<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen (Gaiser/de Rijke 2001, S.<br />

9). Im H<strong>in</strong>blick auf hochaltrige Personen zeigt Silverste<strong>in</strong> 2002 auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />

schwedischen Längsschnittstudie Umea 85+, dass e<strong>in</strong>e Kompensation sozialer und<br />

psychischer Defizite dadurch erreicht werden kann, dass die Freizeitaktivitäten ausgedehnt<br />

werden (Kolland 2010, S. 357).<br />

1 Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wird im Folgenden das generische Maskul<strong>in</strong>um verwendet.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d männliche und weibliche Personen gleichermaßen e<strong>in</strong>geschlossen<br />

1


Der hohe Stellenwert von Vere<strong>in</strong>en und weiteren Freizeitangeboten ist jedoch nicht nur auf<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichen Ebene zu verzeichnen<br />

(Braun 2000, S. 8).<br />

Die vielfältigen Formen freiwilligen Engagements und privater Eigen<strong>in</strong>itiativen s<strong>in</strong>d für die<br />

Gesellschaft und die Kommunen unverzichtbar. Ohne diese wäre die Zahl an Angeboten im<br />

Sport-, Kultur-, Bildungs- und Freizeitbereich sowie an Leistungen <strong>der</strong> sozialen und<br />

gesundheitlichen Unterstützung <strong>in</strong> den Kommunen, aber auch die Mitgestaltung <strong>der</strong> Zukunft<br />

des kommunalen Geme<strong>in</strong>wesens wesentlich ger<strong>in</strong>ger (Braun 2000, S. 8). Damit diese<br />

„gelebte Demokratie“ (Braun 2000, S. 8) <strong>in</strong> den Kommunen aufrecht erhalten und gestärkt<br />

wird, ist e<strong>in</strong>e gezielte För<strong>der</strong>ung des freiwilligen Engagements <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vielfalt notwendig.<br />

So benötigen die Vere<strong>in</strong>e und Organisationen e<strong>in</strong>e engagementfreundliche Atmosphäre <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kommune, die sowohl von <strong>der</strong> Politik als auch von Verwaltung und Medien anzustreben<br />

ist. Die Aufgabe <strong>der</strong> Kommune sollte dabei se<strong>in</strong>, die Infrastruktur zur Engagementför<strong>der</strong>ung<br />

zu <strong>in</strong>itiieren und zu koord<strong>in</strong>ieren sowie Ansprechpartner für den Freiwilligenbereich zu stellen<br />

(Braun 2000, S. 8 f.).<br />

Die Ausgestaltung von Freizeitangeboten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommune kann z. B. als weicher<br />

Standortfaktor Gewerbebetriebe anlocken. Des Weiteren kann sie als Indikator für die<br />

Lebensqualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommune angesehen werden, <strong>in</strong>dem sie beispielsweise den<br />

Wohlstand und den Freiheitsgrad <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohner wi<strong>der</strong>spiegelt (Wernowsky/Xie 2007, S.<br />

139). Kommunale Freizeitpolitik zielt daher darauf ab den Versorgungsgrad zu optimieren<br />

und die Auswahlmöglichkeiten <strong>der</strong> Freizeitangebote vielfältig zu gestalten (Wenowsky/Xie<br />

2007, S. 140).<br />

Zur bedarfsgerechten Ausrichtung <strong>der</strong> kommunalen Freizeitpolitik wird e<strong>in</strong> ausgeglichenes<br />

Verhältnis zwischen Bedarf und Angebot an Freizeitmöglichkeiten angestrebt. Um e<strong>in</strong><br />

optimales Arrangement herzustellen, ist e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Angebots- und Bedarfsanalyse<br />

und die stetige Anpassung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depolitik an die aktuelle Situation notwendig. E<strong>in</strong><br />

solches methodisches Vorgehen bei <strong>der</strong> Planung ist <strong>in</strong> Abbildung 1 dargestellt und dient dem<br />

Projektteam <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit als Bezugspunkt für das Vorgehen.<br />

2


Abbildung 1: Planungsmethode des Freizeitangebots<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Hotzan 2004, S. 216<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Methode ist die Festsetzung des Planungsgebietes, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel und nach dem BauGB § 5(1) dem Geme<strong>in</strong>degebiet entspricht (Hotzan 2004, S. 217).<br />

Auf Basis dieser Annahme wird e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme dieses Gebietes durch e<strong>in</strong>e<br />

Feldanalyse, durch telefonische Interviews mit dem Vere<strong>in</strong>sverantwortlichen und durch e<strong>in</strong>e<br />

Bürgerbefragung erstellt, die <strong>in</strong> Kooperation mit allen Akteuren des Freizeitbereichs, wie zum<br />

Beispiel Vere<strong>in</strong>en, die Summe des vorhandenen Freizeitangebots bildet.<br />

Zweite Grundvoraussetzung ist <strong>der</strong> Aufstellungsbeschluss, <strong>in</strong> dem für das Zieljahr e<strong>in</strong><br />

Maßnahmenplan und die dafür notwendigen Schritte festgelegt werden. Aus diesem<br />

Beschluss folgt die Formulierung des Ziels <strong>der</strong> kommunalen Freizeitpolitik, das sich <strong>in</strong><br />

wechselseitiger Abhängigkeit mit <strong>der</strong> Bedarfsanalyse formt. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse des<br />

Projektteams, die sich auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Feldanalyse, den telefonischen Interviews mit den<br />

Vere<strong>in</strong>sverantwortlichen und <strong>der</strong> Bürgerbefragung zu e<strong>in</strong>er Summe des Freizeitbedarfs<br />

verdichten, werden <strong>in</strong> Kapitel 3, die Zielformulierung <strong>in</strong> Kapitel 5 dargestellt.<br />

Die Ergebnisse des Projektteams für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> werden im Folgenden<br />

dargestellt. Zur Aufstellung e<strong>in</strong>es geeigneten, für die Geme<strong>in</strong>de optimalen,<br />

Maßnahmenplanes ist im nächsten Schritt e<strong>in</strong>e Gegenüberstellung von Bedarf und Angebot<br />

notwendig. Dies erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit im Rahmen <strong>der</strong> Problemstellung <strong>in</strong> Kapitel<br />

4. Ist <strong>der</strong> Bedarf größer als das Angebot s<strong>in</strong>d Strategien zur Erweiterung o<strong>der</strong> Ergänzung<br />

3


des Angebots zu entwickeln. Im an<strong>der</strong>en Fall, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Bedarf kle<strong>in</strong>er ist als das Angebot<br />

s<strong>in</strong>d Strategien zur Umnutzung o<strong>der</strong> zur Optimierung <strong>der</strong> aktuellen Situation zu entwickeln.<br />

Die E<strong>in</strong>zelstrategien werden dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Maßnahmenplan<br />

zusammengefasst und koord<strong>in</strong>iert. Nach diesem ist dann die Ausrichtung <strong>der</strong> Freizeitpolitik<br />

<strong>der</strong> Kommune festgesetzt und kann im Zieljahr umgesetzt und <strong>in</strong> den Folgejahren angepasst<br />

werden.<br />

3 Situationsanalyse<br />

Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) bef<strong>in</strong>det sich im <strong>Lahn</strong>tal zwischen den Universitätsstädten<br />

Gießen und Marburg. Sie besteht aus 12 Ortsteilen, die <strong>in</strong> ihrer Größe sehr unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d (von 27 bis etwa 2.500 E<strong>in</strong>wohnern). Insgesamt hat die Geme<strong>in</strong>de etwa 7.500<br />

E<strong>in</strong>wohner (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011a, onl<strong>in</strong>e). Bis <strong>in</strong> das vorherige Jahrhun<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d<br />

die zwölf Ortsteile eigenständige Dörfer und gehören vier unterschiedlichen<br />

Verwaltungse<strong>in</strong>heiten an, die sich im Laufe des Mittelalters entwickelt haben. Im Zuge <strong>der</strong><br />

Gebietsreform im Juli 1974 werden sie zu e<strong>in</strong>er größeren E<strong>in</strong>heit zusammengeschlossen<br />

und bilden seitdem die Großgeme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011b, onl<strong>in</strong>e).<br />

Die Situation <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e ist deutlich geprägt durch die Aufteilung <strong>in</strong> Ortsteile. Dabei<br />

bestehen 8 überörtliche Vere<strong>in</strong>e, jeweils 2 Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Allna, Argenste<strong>in</strong> und Nesselbrunn, 3<br />

Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Kehna, 5 <strong>in</strong> Wenkbach und Wolfshausen, 8 <strong>in</strong> Oberweimar, 9 <strong>in</strong> Roth, 17 <strong>in</strong><br />

Nie<strong>der</strong>walgern und 19 <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar (Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) 2011c, onl<strong>in</strong>e).<br />

Um die Situation des Vere<strong>in</strong>slebens und <strong>der</strong> Freizeitangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zu<br />

erfassen wird e<strong>in</strong>e Feldanalyse durchgeführt und durch die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>sverantwortlichen <strong>in</strong> Interviews und die Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Bürger durch e<strong>in</strong>e<br />

Bürgerbefragung ergänzt (vgl. Abbildung 1). Die Ergebnisse werden im Folgenden<br />

dargestellt.<br />

3.1. Feldanalyse<br />

Die folgende Feldanalyse stützt sich auf Beobachtungen des Projektteams bei <strong>der</strong><br />

Besichtigung des Geme<strong>in</strong>degebiets sowie auf die E<strong>in</strong>schätzungen des Jugendpflegers und<br />

e<strong>in</strong>es Mitarbeiters des Bauamtes.<br />

4


Die Analyse ergibt, dass e<strong>in</strong> ausreichendes Angebot an Spielplätzen und Fußballplätzen für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche vorhanden ist. Dies kann dem <strong>in</strong> Abbildung 2 gezeigten Teil des<br />

Flächennutzungsplans <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> entnommen werden.<br />

Abbildung 2: Flächennutzungsplan Nie<strong>der</strong>weimar (<strong>Lahn</strong>)<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach FNP 1989, Nie<strong>der</strong>weimar<br />

Die rot markierten Bereiche des Plans verzeichnen Spiel- und Fußballplätze. Durch die<br />

flächendeckende Verteilung kann <strong>in</strong> diesem Bereich objektiv ke<strong>in</strong> Mangel festgestellt werden<br />

(Telefon<strong>in</strong>terview 2011a). Außerdem ist <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>weimarer See <strong>in</strong> dem<br />

Flächennutzungsplan zu sehen, <strong>der</strong> ebenfalls e<strong>in</strong> umfangreiches Sport- und Freizeitangebot<br />

für alle Altersstufen anbietet. Dadurch stellt er für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong>en weiteren Ort<br />

für die Freizeitgestaltung dar.<br />

Des Weiteren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zahlreiche Bürgerhäuser vorhanden, die von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen als Jugendtreffs, aber auch von Erwachsenen und Senioren für sportliche<br />

Aktivitäten, Feierlichkeiten o<strong>der</strong> als sozialer Treffpunkt genutzt werden können. Damit <strong>in</strong><br />

engem Zusammenhang steht das umfangreiche Vere<strong>in</strong>sangebot, das zum Teil <strong>in</strong> diesen<br />

geme<strong>in</strong>deeigenen Räumen angeboten wird. Weitere Details zum Angebot <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e sollen<br />

im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Arbeit dargestellt und deshalb an dieser Stelle nicht vertieft werden.<br />

Speziell für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche lassen sich weitere Freizeitmöglichkeiten durch die<br />

Arbeit des Jugendpflegers <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de f<strong>in</strong>den. Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em die<br />

Ferienbetreuung und diverse an<strong>der</strong>e Ferienfreizeiten, sowie die Zirkuswagen zur<br />

Übernachtung am See und die Hütte am See. Außerdem werden <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern das Lernund<br />

Experimentierfeld sowie zahlreiche Zusatzangebote <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>skooperation angeboten.<br />

5


Für Erwachsene, Senioren und Familien s<strong>in</strong>d gut ausgebaute Wan<strong>der</strong>- und Radwege<br />

zwischen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, Gießen und Marburg als Freizeitmöglichkeit vorhanden. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Auswirkung auf die Freizeitgestaltung haben die zahlreichen Dorf- beziehungsweise<br />

Vere<strong>in</strong>sfeste und die aktive Nachbarschaft <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>.<br />

Speziell für Senioren lässt sich <strong>der</strong> Bürgerbus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de f<strong>in</strong>den, <strong>der</strong> zu bestimmten<br />

Zeiten am Vormittag durch ehrenamtliche Fahrer die Möglichkeit bietet zum E<strong>in</strong>kaufen o<strong>der</strong><br />

zu sozialen Treffpunkten zu gelangen.<br />

Zusammenfassend zeichnet die Feldanalyse e<strong>in</strong> positives Bild <strong>der</strong> Freizeitmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong>. Zusätzlich dazu, dass e<strong>in</strong> objektiv ausreichendes Angebot zu f<strong>in</strong>den ist, erfolgt die<br />

Planung und Koord<strong>in</strong>ation durch die Geme<strong>in</strong>deverwaltung kont<strong>in</strong>uierlich.<br />

Flächenbedarfspläne, Sanierung und Instandhaltung werden stetig <strong>in</strong> den jeweiligen<br />

Gremien diskutiert und entsprechende Beschlüsse gefasst (Telefon<strong>in</strong>terview 2011a).<br />

3.2. Telefon<strong>in</strong>terviews<br />

Um die bisher erlangten Erkenntnisse weiter zu vertiefen werden durch das Projektteam<br />

Telefon<strong>in</strong>terviews mit dem Jugendpfleger sowie mit den Verantwortlichen verschiedener<br />

Vere<strong>in</strong>e durchgeführt. Interviewpartner s<strong>in</strong>d die im Internet angegebenen Kontaktpersonen<br />

e<strong>in</strong>er Auswahl von Vere<strong>in</strong>en aus größeren und kle<strong>in</strong>eren Ortsteilen. Es handelt sich um<br />

offene leitfadengestütze Interviews. Der dabei verwendete Fragenleitfaden ist <strong>in</strong> Anhang 1 zu<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

Der Jugendpfleger arbeitet im Rahmen se<strong>in</strong>er Beschäftigung bei <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

vornehmlich <strong>in</strong> vier Bereichen: <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendarbeit, als Informationsknotenpunkt<br />

für Vere<strong>in</strong>e und Verbände und bei <strong>der</strong> Gestaltung von E<strong>in</strong>zelveranstaltungen <strong>in</strong> diesen<br />

Themengebieten (Ott 2010, S. 4). Durch se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Ortsteilen, mit<br />

Ausnahme von Kehna, Stedebach und Weiershausen, Jugendclubs <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>deeigenen<br />

Räumen e<strong>in</strong>gerichtet worden. Zur Verfügung gestellt und erarbeitet werden darüber h<strong>in</strong>aus<br />

e<strong>in</strong> Bandproberaum, e<strong>in</strong> ‚Rock am See’ Festival, e<strong>in</strong> Hip-Hop-Projekt, e<strong>in</strong> Internetcafe sowie<br />

diverse Ferienspiele und Freizeiten für alle Altersklassen im K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbereich (Ott<br />

2010, S. 9 ff). Das im gesamten Umfang von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de getragene Angebot wird als<br />

umfangreich und gut ausdifferenziert angesehen (Telefon<strong>in</strong>terview 2011b). K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendliche haben dadurch die Chance ihre Freizeit jenseits des Fußballplatzes <strong>in</strong><br />

Nie<strong>der</strong>weimar, welcher als unorganisierter sozialer Treffpunk fungiert, aktiv und<br />

geme<strong>in</strong>schaftlich zu gestalten und ihre Kompetenzen zu stärken.<br />

Die Sportvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zeigen bezogen auf ihre Arbeits- und E<strong>in</strong>flussbereiche e<strong>in</strong> sehr<br />

heterogenes Bild. In <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>struktur dom<strong>in</strong>ieren die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

6


(Telefon<strong>in</strong>terviews 2011c, 2011d), mit Ausnahme des TSV Nesselbrunn, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>er<br />

Damenvere<strong>in</strong> ist und hauptsächlich Mitglie<strong>der</strong> im Alter von 35 bis 46 hat (Telefon<strong>in</strong>terview<br />

2011e). Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e handelt aus <strong>der</strong> dörflichen, ortsteilgeprägten Tradition und <strong>der</strong><br />

eigenen Angebotsstruktur sehr <strong>in</strong>dividuell.<br />

Geme<strong>in</strong> ist jedoch allen Sportvere<strong>in</strong>en, dass <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>zahl, auch ohne umfangreiche<br />

Werbekampagnen langsam aber stetig steigt, dass die Fluktuation im Verhältnis eher ger<strong>in</strong>g<br />

ist, dass sich alle Vere<strong>in</strong>e neben <strong>der</strong> sportlichen Ausrichtung im gleichen Maße als soziale<br />

Institution des Ortsteillebens e<strong>in</strong>stufen und dass sie <strong>der</strong> Zukunft eher sorgenfrei<br />

gegenüberstehen. Der demographische Wandel und Nachwuchsprobleme s<strong>in</strong>d im Bereich<br />

<strong>der</strong> Sportvere<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>antes Thema (Telefon<strong>in</strong>terviews 2011c, 2011d, 2011e).<br />

Gesangs- und Musikvere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> s<strong>in</strong>d strukturell zumeist dadurch gekennzeichnet,<br />

dass ihre Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel über 50 Jahre alt s<strong>in</strong>d. Die meisten Vere<strong>in</strong>e geben im<br />

Gegensatz zu den Sportvere<strong>in</strong>en an, dass sie große Nachwuchsprobleme haben, da sich<br />

nur wenige Jugendliche und junge Erwachsene neu anmelden. Zurzeit stellt sich die<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>in</strong>sofern als relativ stabil dar, als dass die <strong>der</strong>zeitigen Mitglie<strong>der</strong> den Vere<strong>in</strong><br />

nicht verlassen, solange sie psychisch und physisch an den Aktivitäten teilnehmen können.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Überalterung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> passen die Vere<strong>in</strong>e ihre Aktivitäten an die<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an. Viele Verantwortliche machen sich jedoch große Sorgen um<br />

die Zukunft des Vere<strong>in</strong>s (Telefon<strong>in</strong>terviews 2011f, 2011g, 2011h, 2011i, 2011k, 2011l)<br />

Die Chöre und Orchester agieren zumeist <strong>in</strong> den Grenzen ihres Ortsteils und haben dadurch<br />

fast ausschließlich Mitglie<strong>der</strong> aus dem eigenen Ortsteil was e<strong>in</strong>e Ergänzung fehlen<strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> erschwert. Ebenso f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit zwischen den Ortsteilen kaum<br />

statt, auch wenn gleichartige Vere<strong>in</strong>e vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gibt es auch Ausnahmen, wie den Jungen Chor N-Joy <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern, dessen<br />

60 Mitglie<strong>der</strong> im Alter zwischen 19 und 50 Jahren aus <strong>der</strong> gesamten Geme<strong>in</strong>de und <strong>der</strong><br />

Region stammen. Diese Mitglie<strong>der</strong>struktur führt <strong>der</strong> Vorsitzende auf e<strong>in</strong>e gezielte<br />

Musikauswahl und häufige Auftritte mit Instrumentenbegleitung zurück und blickt daher trotz<br />

gelegentlicher Abgänge wegen an<strong>der</strong>weitiger Verpflichtungen und Interessen positiv <strong>in</strong> die<br />

Zukunft (Telefon<strong>in</strong>terview 2011m).<br />

Auch sonstige Gruppen und Vere<strong>in</strong>e, darunter <strong>der</strong> Verschönerungsvere<strong>in</strong> und <strong>der</strong><br />

Landfrauenvere<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>walgern, <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>club ‚Frohs<strong>in</strong>n’ Oberweimar sowie <strong>der</strong><br />

Schützenvere<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d stark von dem bereits angesprochenen Nachwuchsproblem betroffen.<br />

Die Werbung für e<strong>in</strong>e Mitgliedschaft f<strong>in</strong>det durch gezielte Ansprache o<strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

statt (Telefon<strong>in</strong>terviews 2011n, 2011o, 2011p, 2011q). E<strong>in</strong>e Ausnahme bilden <strong>der</strong><br />

Karnevalsvere<strong>in</strong> und <strong>der</strong> überörtliche Seniorenvere<strong>in</strong>, bei denen <strong>der</strong> Nachwuchs weniger als<br />

Problem angesehen wird (Telefon<strong>in</strong>terviews 2011r, 2011s). Die Aufteilung <strong>in</strong> Ortsteile ist<br />

7


<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Feuerwehrvere<strong>in</strong>en zu verzeichnen, da es <strong>in</strong> 10 Ortsteilen jeweils<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Vere<strong>in</strong> gibt und diese relativ unabhängig agieren (Telefon<strong>in</strong>terview 2011t).<br />

3.3. Bürgerbefragung<br />

Zur Abrundung dieser Feststellungen wird ebenfalls die Sicht <strong>der</strong> Bürger erhoben. Die<br />

Erhebung wird im Rahmen e<strong>in</strong>er Bürgerbefragung <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> im Zeitraum von 30. Mai bis 12.<br />

Juni durchgeführt. Dabei werden die Daten und Aussagen von mehr als 500 <strong>Weimar</strong>er<br />

Bürgern erfasst und ausgewertet.<br />

Im Rahmen dieser Befragung wird von dem Projektteam zuerst die Zufriedenheit <strong>der</strong> Bürger<br />

mit dem Informationsangebot zu Freizeitangeboten und Vere<strong>in</strong>sleben erfragt. Das Ergebnis<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die orteilübergreifende Information wird <strong>in</strong> Abbildung 3 dargestellt.<br />

Abbildung 3: Zufriedenheit mit <strong>der</strong> ortsteilübergreifenden Informationsarbeit<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Die Abbildung zeigt auf, dass die Informationsarbeit von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Befragten als gut<br />

bewertet wird. Dennoch gibt es auch Bewohner, die dieses als weniger gut o<strong>der</strong> sogar<br />

mittelmäßig empf<strong>in</strong>den. Bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Aussagen mit Noten von 1 – 5 ergibt sich aus<br />

<strong>der</strong> Befragung e<strong>in</strong>e Durchschnittsnote von ca. 2,1. Etwas besser stellt sich das Ergebnis im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Informationsarbeit bei ortsteil<strong>in</strong>ternen Angeboten dar. Dieses ist <strong>in</strong> Abbildung<br />

4 dargestellt.<br />

8


Abbildung 4: Zufriedenheit mit <strong>der</strong> ortsteil<strong>in</strong>ternen Informationsarbeit<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Die Verteilung ist sehr ähnlich zu <strong>der</strong> <strong>in</strong> Abbildung 3. Die meisten bewerten die<br />

Informationsarbeit als gut, wenige als mittelmäßig o<strong>der</strong> schlechter. Die Durchschnittsnote ist<br />

mit ca. 2,0 etwas besser als bei <strong>der</strong> ortsteilübergreifenden Arbeit<br />

Des Weiteren wird im Rahmen <strong>der</strong> Bürgerbefragung die Vere<strong>in</strong>szugehörigkeit erfragt. Bei <strong>der</strong><br />

Auswertung wird diese <strong>in</strong> Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren dargestellt. Abbildung 5<br />

zeigt die durchschnittliche Zahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften pro Person <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Ortsansässigkeit. Dabei wird die Grenze zwischen Zuzug und<br />

Ortsansässigkeit vom Projektteam auf 2001 festgesetzt, das heißt ab e<strong>in</strong>er Ortsansässigkeit<br />

von zehn Jahren werden die Bewohner nicht mehr als zugezogen gewertet.<br />

Abbildung 5: Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften nach Dauer <strong>der</strong><br />

Ortsansässigkeit<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

In <strong>der</strong> Abbildung ist deutlich zu erkennen, dass zugezogene Bewohner durchschnittlich <strong>in</strong><br />

weniger Vere<strong>in</strong>en Mitglied s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> geborene bzw. schon länger ortsansässige.<br />

9


Während neu zugezogene Bewohner durchschnittlich <strong>in</strong> 0,88 Vere<strong>in</strong>en Mitglied s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d<br />

dies bei den <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> geborenen durchschnittlich 1,43 Vere<strong>in</strong>e. Diese Tendenz zeigt sich<br />

auch bei Betrachtung <strong>der</strong> Personen, die <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Bei den zugezogenen<br />

Personen s<strong>in</strong>d dies 50 % <strong>der</strong> Befragten, bei den ortsansässigen lediglich 28 %. Dieses<br />

Ergebnis lässt darauf schließen, dass Zugezogene weniger <strong>in</strong> das Dorf- und Vere<strong>in</strong>sleben<br />

e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d.<br />

Im Anschluss werden die Daten auf den Zusammenhang zwischen Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft<br />

und Ortsteil untersucht. Dabei werden nur Ortsteile e<strong>in</strong>bezogen, bei denen dies im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die vorhandene Datenmenge s<strong>in</strong>nvoll ist. Das Ergebnis ist <strong>in</strong> Abbildung 6 dargestellt.<br />

Abbildung 6: Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften nach Ortsteilen<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Dabei ist zu erkennen, dass die Größe des Ortsteils bzw. die Anzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternen Vere<strong>in</strong>e<br />

nicht direkt mit e<strong>in</strong>er hohen Zahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften korreliert. Während die<br />

kle<strong>in</strong>eren Ortschaften Allna und Wenkbach mit 208 bzw. 619 E<strong>in</strong>wohnern und 2 bzw. 5<br />

orts<strong>in</strong>ternen Vere<strong>in</strong>en die höchste durchschnittliche Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft vorweisen,<br />

bef<strong>in</strong>den sich die beiden größten Ortsteile Nie<strong>der</strong>walgern und Nie<strong>der</strong>weimar mit 1.494 bzw.<br />

2.576 E<strong>in</strong>wohnern und 17 bzw. 19 <strong>in</strong>ternen Vere<strong>in</strong>en im h<strong>in</strong>teren Feld. Dies lässt darauf<br />

schließen, dass sich <strong>der</strong> Handlungsbedarf <strong>in</strong> den Ortsteilen unterschiedlich darstellt. In<br />

e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wird die Frage nach den Vere<strong>in</strong>mitgliedschaften nach Altersgruppen<br />

aufgeschlüsselt und <strong>in</strong> Abbildung 7 dargestellt.<br />

10


Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>smitgliedschaften<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

16 - 20 21 - 25 26 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 61 - 70 > 70<br />

Altersgruppe<br />

Abbildung 7: Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft nach Altersgruppen<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Insgesamt ist mit zunehmendem Alter e<strong>in</strong> Anstieg <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft zu verzeichnen.<br />

Die höchste durchschnittliche Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft ist bei den Befragten im Alter von 41 bis<br />

50 Jahren zu verzeichnen, die niedrigste weisen die Befragten im Alter von 21 bis 25 Jahre<br />

auf. E<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang mit <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Zeit kann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Befragung nicht nachgewiesen werden. Des Weiteren zeigt die Gruppe ‘Energiemonitor<strong>in</strong>g”<br />

auf, dass die Bürgerhäuser, die <strong>in</strong> jedem Ortsteil <strong>der</strong> Großgeme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> vorhanden s<strong>in</strong>d,<br />

zum Teil sehr wenig genutzt werden und dass viele Bürger e<strong>in</strong>er Schließung zustimmen<br />

würden. Für vertiefende Daten sei an dieser Stelle an die Arbeit <strong>der</strong> entsprechenden Gruppe<br />

verwiesen.<br />

Die Befragung enthält außerdem e<strong>in</strong>e so genannte ‚Bürgermeisterfrage’: „Was würden sie<br />

än<strong>der</strong>n, wenn sie Bürgermeister wären?“. Dabei werden weitere Aspekte deutlich. Mehrmals<br />

wird <strong>der</strong> Wunsch genannt, die Spielplätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de aufzuwerten. Ebenso werden<br />

mehr Angebote für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche sowie e<strong>in</strong>e bessere Betreuung <strong>in</strong> den Ferien<br />

gefor<strong>der</strong>t und auch die Angebote für ältere Menschen sollen aufgewertet und die Treffpunkte<br />

ansprechen<strong>der</strong> gestaltet werden. Dagegen werden ke<strong>in</strong>e Wünsche nach Angeboten für<br />

E<strong>in</strong>wohner mittleren Alters geäußert. Es fällt auf, dass beson<strong>der</strong>s viele Wünsche und<br />

Verbesserungsvorschläge, sowohl im H<strong>in</strong>blick auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> als auch auf Jugendliche aus<br />

Nie<strong>der</strong>weimar kommen. Daneben kommen viele Anregungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung aus<br />

Argenste<strong>in</strong>, Nesselbrunn und Wolfshausen und für Jugendangebote aus Roth, Argenste<strong>in</strong><br />

und Wolfshausen.<br />

11


4 Problemstellung<br />

Aus <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> durchgeführten Erhebungen ergibt sich e<strong>in</strong><br />

umfassendes Gesamtbild. Die Erkenntnisse sollen genutzt werden, um die Stärken und<br />

Schwächen des Freizeit- und Vere<strong>in</strong>sangebots sowie Angebotsüberschüsse und –defizite<br />

aufzudecken.<br />

Der aktuelle Status <strong>der</strong> Freizeitangebote und des Vere<strong>in</strong>slebens ist überwiegend positiv zu<br />

bewerten. Es s<strong>in</strong>d bereits viele Angebote auf unterschiedlichen Ebenen vorhanden und das<br />

Engagement ist groß. Dennoch ist das Angebot, im Gegensatz zu <strong>der</strong> positiven Bewertung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Angebotsanalyse, subjektiv als ausbau- beziehungsweise erweiterungsbedürftig<br />

beschrieben worden. Es f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e ausreichende Abstimmung zwischen den Akteuren statt<br />

und die Informationsarbeit ist unzureichend. Insbeson<strong>der</strong>e daraus ergeben sich die von <strong>der</strong><br />

Gruppe ermittelten Handlungsfel<strong>der</strong>, die im Folgenden dargestellt werden.<br />

Dabei ist, wie aus <strong>der</strong> Situationsanalyse ersichtlich, <strong>der</strong> Handlungsbedarf <strong>in</strong> den Ortsteilen<br />

sehr unterschiedlich. Die Aufteilung <strong>in</strong> Ortsteile und die teilweise vorhandene Rivalität<br />

werden durch die Geme<strong>in</strong>de nicht aufgearbeitet. Vielmehr werden vorhandene Ressourcen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, um alte Strukturen aufrecht zu erhalten. Für manche Vere<strong>in</strong>e ist diese Aufteilung<br />

<strong>in</strong> Ortsteile tragbar, bei an<strong>der</strong>en zeichnet sich schon jetzt die Notwendigkeit zur<br />

ortsteilübergreifenden Zusammenarbeit ab. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des demographischen<br />

Wandels ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, dass sich diese Notwendigkeit <strong>in</strong> Zukunft für immer mehr<br />

Vere<strong>in</strong>e ergeben wird. Damit wird es auch unumgänglich, die bisher ger<strong>in</strong>ge Kommunikation<br />

zwischen den Akteuren <strong>der</strong> Ortsteile zu verbessern und die fehlende Identifikation mit <strong>der</strong><br />

Großgeme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> aufzuarbeiten. E<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de kann es se<strong>in</strong>, die<br />

Vere<strong>in</strong>e zum Beispiel durch e<strong>in</strong>en ‚Runden Tisch’ zusammenzubr<strong>in</strong>gen, um Probleme und<br />

zukünftige Handlungsfel<strong>der</strong> abzusprechen und e<strong>in</strong>e bessere Zusammenarbeit zu <strong>in</strong>itiieren.<br />

Aus den Erhebungen geht weiterh<strong>in</strong> hervor, dass das Angebot an Freizeitmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong>, im Gegensatz zu <strong>der</strong> positiven objektiven Bewertung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angebotsanalyse,<br />

subjektiv als ausbau- beziehungsweise erweiterungsbedürftig beschrieben wird. Dies ist zum<br />

Beispiel bei Treffpunkten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de und Spielplätzen <strong>der</strong> Fall. Der<br />

flächenbezogenen Bedarf für e<strong>in</strong>en solchen Ausbau stellt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse als<br />

unproblematisch dar. Es stehen über die aktuell genutzten Geme<strong>in</strong>deflächen ausreichend<br />

weitere Gebiete zur Verfügung (Telefon<strong>in</strong>terview 2011a). Somit ist dieser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung zu<br />

vernachlässigen. Im Gegensatz dazu ist <strong>der</strong> monetäre Bedarf e<strong>in</strong>er Projektplanung o<strong>der</strong><br />

Strukturän<strong>der</strong>ung, bezogen auf die f<strong>in</strong>anzielle Situation <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, <strong>der</strong> limitierende<br />

Faktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung (Telefon<strong>in</strong>terview 2011a).<br />

Da die Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft bei den Befragten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe von 21 bis 40 Jahren<br />

sehr ger<strong>in</strong>g ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bürgermeisterfrage jedoch ke<strong>in</strong>e Wünsche nach Angeboten geäußert<br />

12


werden, ist hier zu prüfen, ob <strong>in</strong> diesem Zusammenhang genügend Angebote vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen, <strong>der</strong> Senioren sowie bei <strong>der</strong><br />

Integration neu zugezogener Bürger werden jedoch Verbesserungs- und<br />

Erweiterungswünsche genannt. Außerdem wird e<strong>in</strong> Nachwuchsproblem, vor allem bei<br />

Vere<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> denen die Mitglie<strong>der</strong>struktur durch Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> höherem Alter gekennzeichnet<br />

ist, deutlich. Dabei spielt die Informationspolitik <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle, die bisher<br />

noch wenig ausgeprägt ist.<br />

Ebenso ist die Informationsarbeit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu verbessern. Dies wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Differenz zwischen <strong>der</strong> objektiv vorhandenen Angebotsstruktur und <strong>der</strong> subjektiven<br />

Empf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Bürger deutlich. Bisher ist die Informationsarbeit unzureichend, da das<br />

Geme<strong>in</strong>deblatt mitunter die e<strong>in</strong>zige Informationsquelle ist. Dabei kann vor allem <strong>der</strong> bereits<br />

vorhandene Internetauftritt genutzt und aufgewertet werden.<br />

Zuletzt stellen die Bürgerhäuser e<strong>in</strong> bedeutendes Problem dar. Sie verursachen hohe<br />

Unterhaltungskosten, werden jedoch von den Bürgern kaum genutzt. Hier gibt es e<strong>in</strong>en<br />

Angebotsüberschuss und es s<strong>in</strong>d Strategien zur Umnutzung und zur Optimierung <strong>der</strong><br />

aktuellen Situation zu erarbeiten.<br />

5 Zieldef<strong>in</strong>ition<br />

Die Zieldef<strong>in</strong>ition erfolgt nach <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 3 beschriebenen Planungsmethode <strong>in</strong><br />

wechselseitigem E<strong>in</strong>fluss mit <strong>der</strong> Bedarfsanalyse. Aufbauend auf den Wünschen <strong>der</strong> Bürger<br />

und den Kernpunkten <strong>der</strong> Problemstellung werden im Folgenden die Ziele des Projektteams<br />

bei <strong>der</strong> Beratung <strong>der</strong> Kommune def<strong>in</strong>iert. Diese Ziele bestimmen den Rahmen <strong>der</strong> weiteren<br />

Vorgehensweise und <strong>der</strong> Anregungen für mögliche Maßnahmen (LGL 2008, S. 18 f.).<br />

Als abstraktes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft anzustrebendes Oberziel hat die Gruppe festgelegt:<br />

Die Kommune soll dabei unterstützt werden, das Vere<strong>in</strong>sleben zu stärken,<br />

Treffpunkte zu gestalten und die ortsteilübergreifende Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zu<br />

beleben.<br />

Im Folgenden wird das erarbeitete Oberziel <strong>in</strong> konkrete Unterziele unterteilt. Die Unterziele<br />

stellen die Basis für das strategische Vorgehen und die Planung von Maßnahmen dar. Dabei<br />

wird auf die Messbarkeit und die kurz- o<strong>der</strong> mittelfristige Erreichbarkeit <strong>der</strong> Unterziele<br />

geachtet (LGL 2008, S. 18 f.).<br />

13


Aus dem Oberziel lässt sich ableiten, dass mehrere Ebenen des Vere<strong>in</strong>s- und<br />

Geme<strong>in</strong>delebens bereichert und die ortsteilübergreifende Geme<strong>in</strong>schaft verbessert werden<br />

soll. Um diese Ziele zu erreichen werden folgende konkrete Unterziele formuliert:<br />

Die Geme<strong>in</strong>de soll dabei unterstützt werden:<br />

1. vorhandene Ressourcen zukunftsorientiert e<strong>in</strong>zusetzen, um alte Strukturen<br />

aufzubrechen und e<strong>in</strong>e ortsteilübergreifende Arbeit zu <strong>in</strong>itiieren<br />

2. Anstöße zur Verbesserung des Dorflebens zu geben, wodurch e<strong>in</strong>e Identifikation<br />

nicht nur mit dem Ortsteil, son<strong>der</strong>n vor allem mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de hergestellt werden<br />

soll<br />

3. e<strong>in</strong>en Informationsaustausch <strong>der</strong> Bürger untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu erleichtern und e<strong>in</strong>en<br />

besseren Informationsfluss zwischen Geme<strong>in</strong>deverwaltung und Bürgern zu<br />

ermöglichen<br />

4. die Freizeitangebote für K<strong>in</strong><strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Ferien zu för<strong>der</strong>n und bei e<strong>in</strong>er<br />

Erweiterung beratend und unterstützend e<strong>in</strong>zugreifen<br />

5. die Freizeitangebote und sozialen Treffpunkte für Jugendliche zu för<strong>der</strong>n und bei<br />

e<strong>in</strong>er Erweiterung beratend und unterstützend e<strong>in</strong>zugreifen<br />

6. die Vere<strong>in</strong>s- und Freizeitangebote sowie soziale Treffpunkte für Erwachsene und<br />

Senioren zu för<strong>der</strong>n und bei e<strong>in</strong>er Erweiterung beratend und unterstützend<br />

e<strong>in</strong>zugreifen<br />

Die Ziele sollen im Rahmen von Projekten o<strong>der</strong> Strukturän<strong>der</strong>ungen erreicht werden. Daher<br />

werden durch das Projektteam im Folgenden Anregungen für Projekte gegeben, welche zur<br />

Zielerreichung beitragen können.<br />

6 Anregungen für mögliche Maßnahmen<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Problemstellung beschriebenen Potenziale und Handlungsfel<strong>der</strong><br />

und <strong>der</strong> daraus erarbeiteten Zielsetzung werden nach <strong>der</strong> vorgestellten Planungsmethode<br />

die folgenden Anregungen entwickelt. Sie sollen Möglichkeiten aufzeigen, die organisierten<br />

Freizeitangebote und die sozialen Treffpunkte <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> attraktiver zu machen und dadurch<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft ihre Akzeptanz und Nutzung auf hohem Niveau zu erhalten. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Anregungen soll die Stärkung von Zusammenarbeit und Kommunikation<br />

14


zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Ortsteilen se<strong>in</strong>, um so aus zwölf e<strong>in</strong>zelnen Orten mit geme<strong>in</strong>samer<br />

Verwaltung e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte und geme<strong>in</strong>sam arbeitende Geme<strong>in</strong>schaft zu formen. Hierzu<br />

sollen die dargestellten Anregungen e<strong>in</strong> erster Schritt bzw. e<strong>in</strong> Muster für eigene Aktionen<br />

und Projekte se<strong>in</strong>. Schwerpunktmäßig werden mit den Aktionen die Zielgruppen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Senioren angesprochen, da hier nach Ergebnissen <strong>der</strong> Situationsanalyse <strong>der</strong> Bedarf das<br />

Angebot übersteigt. In <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Maßnahmen wird von e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltung mit ehrenamtlich arbeitenden Bürgern ausgegangen. Dieses Potenzial<br />

ehrenamtlicher Arbeit kann je nach Zeit- und Persönlichkeitsstruktur des E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong><br />

langfristigen Tätigkeiten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> kurzfristigen Projekten e<strong>in</strong>gesetzt werden. Um hier beide<br />

Gruppen ansprechen zu können, enthalten die Anregungen Projekte mit unterschiedlichem<br />

Zeit- und Personalaufwand.<br />

Die Anregungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vier Bereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten unterteilt:<br />

1. E<strong>in</strong>malige Aktionen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>zelner Ortsteile zur Stärkung <strong>der</strong><br />

Ortsteilgeme<strong>in</strong>schaft und Öffnung <strong>der</strong> Ortsteile nach außen.<br />

2. Mittel- bis langfristige Aktionen zur Verbesserung des Freizeitangebots o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Infrastruktur. Diese Aktionen werden hauptsächlich durch ehrenamtliche Kräfte mit<br />

Unterstützung durch die Geme<strong>in</strong>deverwaltung getragen.<br />

3. Schaffung neuer Informations- und Mobilitätsangebote, um die Bereitschaft und<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Bevölkerung zur Teilnahme an Freizeitangeboten und ehrenamtlichen<br />

Aktivitäten zu för<strong>der</strong>n.<br />

4. Größere Projekte, die bereits bestehende Angebote bekannt machen und an neue<br />

Bedarfe durch die aktuelle und zukünftige Bevölkerungsentwicklung anpassen sollen.<br />

Auf den folgenden Seiten werden die e<strong>in</strong>zelnen Anregungen kurz vorgestellt. Bei Interesse<br />

ist e<strong>in</strong>e Mappe mit e<strong>in</strong>er strukturierten Darstellung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Projekte beim<br />

Bürgermeister erhältlich.<br />

6.1. E<strong>in</strong>malige Aktionen<br />

Bei diesen Anregungen handelt es sich um kle<strong>in</strong>ere Aktionen, die von wenigen Freiwilligen<br />

geplant und organisiert werden können und die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ortsteile stärken sollen. Durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung an die Bewohner <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ortsteile zu den<br />

Veranstaltungen können Kontakte zwischen den Ortsteilen geknüpft und gefestigt werden.<br />

15


a) K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielfest<br />

E<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>fest auf dem Spielplatz o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe mit Spielgeräten,<br />

Beschäftigungsangeboten, Wettbewerben und kalten und warmen Speisen soll <strong>der</strong><br />

Integration <strong>der</strong> alten und neuen Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong> dienen und dadurch die<br />

Dorfgeme<strong>in</strong>schaft för<strong>der</strong>n. Zusätzlich können durch das Fest f<strong>in</strong>anzielle Mittel für die<br />

Verschönerung des Spielplatzes beschafft werden (Siehe Punkt 6.2b). Als zentrale Person<br />

fungiert e<strong>in</strong> Organisator, <strong>der</strong> die Ideen <strong>der</strong> Mitwirkenden sammelt und als Ansprechpartner<br />

während <strong>der</strong> Planungsphase und bei <strong>der</strong> Veranstaltung agiert. Außerdem werden Helfer zur<br />

Spendensammlung für die Tombola, Informationsweitergabe <strong>in</strong>nerhalb des Ortes,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, zum Grillen o<strong>der</strong> Suppe kochen, Kuchen backen und verkaufen,<br />

Losverkauf, Beaufsichtigung <strong>der</strong> Spielgeräte und für viele weitere Tätigkeiten benötigt. Zur<br />

Umsetzung s<strong>in</strong>d des Weiteren Spielgeräte (z. B. aus dem Bestand <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong><br />

privaten Spenden), Holzkohlengrill o<strong>der</strong> Gulaschkanone, Tische und Bänke, e<strong>in</strong> Raum o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> Zelt für schlechtes Wetter, Lebensmittel und Getränke sowie Preise für die Tombola<br />

notwendig. Die Zusammenarbeit zur Realisierung des Festes und die dadurch entstehenden<br />

Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Besuchern sollen auch neuen Bewohnern die<br />

Möglichkeit bieten, die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft kennen zu lernen. Daher ist e<strong>in</strong>e gute<br />

Informationspolitik zu Anfang <strong>der</strong> Planung sehr wichtig.<br />

b) Lebendiger Adventskalen<strong>der</strong><br />

Dieses Angebot benötigt e<strong>in</strong>en relativ ger<strong>in</strong>gen Vorbereitungsaufwand, verursacht ger<strong>in</strong>ge<br />

Kosten und bietet durch die kurze tägliche Dauer und regelmäßige Durchführung während<br />

drei Wochen, gute Möglichkeiten zur Kontaktför<strong>der</strong>ung auch für Personen mit wenig Freizeit.<br />

Die Fenster des Ortes fungieren als lebendiger Adventskalen<strong>der</strong>, <strong>in</strong>dem sie geschmückt und<br />

an den 24 Adventstagen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Veranstaltungen enthüllt werden. Bis Weihnachten<br />

bleiben alle Fenster geschmückt und sichtbar. Die Organisation kann entwe<strong>der</strong> von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er Kirchengeme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> freiwilligen Bürgern übernommen werden. Im<br />

Oktober wird die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft durch e<strong>in</strong>en zentralen Organisator über die Planung des<br />

Adventskalen<strong>der</strong>s <strong>in</strong>formiert und <strong>in</strong>teressierte Haushalte o<strong>der</strong> Geschäfte können sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Teilnehmerliste e<strong>in</strong>tragen. Sie schmücken nach eigenen Vorstellungen e<strong>in</strong> weihnachtliches<br />

Fenster, welches die Zahl des Adventstages enthält und bis zu diesem verdeckt bleibt.<br />

Täglich zur gleichen Zeit treffen sich <strong>in</strong>teressierte Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong> vor dem aktuellen<br />

Fenster, welches begleitet durch kle<strong>in</strong>e weihnachtliche Aktionen enthüllt wird. Die Eröffnung<br />

des letzten Fensters am 24.12. kann e<strong>in</strong>e größere Veranstaltung mit Spaziergang durch den<br />

Ort und Besichtigung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fenster o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en geme<strong>in</strong>schaftlichen Aktionen se<strong>in</strong>.<br />

16


6.2. Mittel- bis langfristige Aktionen für Freizeitangebote und Infrastruktur<br />

Diese Anregungen bedürfen e<strong>in</strong>er längerfristigen Planung und Vorbereitung. Sie können<br />

durch ehrenamtliche Helfer organisiert und durchgeführt und durch fachliche Beratung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltung begleitet werden. Ziel ist es, auf unterschiedlichen Ebenen die<br />

Infrastruktur des Ortes zu stärken, neue Freizeitangebote zu entwickeln und alle<br />

Altersgruppen anzusprechen. Die Nutzung <strong>der</strong> Angebote kann sowohl ortsteil<strong>in</strong>tern als auch<br />

ortsteilübergreifend erfolgen.<br />

a) Barfußpfad<br />

Ziele dieses Projektes s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Stärkung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft durch die geme<strong>in</strong>same Planung<br />

und die Nutzung des Barfußpfades als Begegnungsstätte, e<strong>in</strong>e Erweiterung des<br />

Freizeitangebotes für alle Altersgruppen und die Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität <strong>Weimar</strong>s als<br />

touristisches Ziel. Das Projekt besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Spazierweges, <strong>der</strong> barfuß<br />

begangen werden soll. Interessant wird <strong>der</strong> Weg dadurch, dass verschiedene<br />

Untergrundmaterialien verwendet werden, kle<strong>in</strong>e H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse zu überw<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d und <strong>der</strong><br />

gesamte Pfad o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Streckenabschnitte mit verbundenen Augen begangen werden<br />

können. Am Beg<strong>in</strong>n des Pfades steht e<strong>in</strong>e Tafel mit <strong>der</strong> Wegbeschreibung und e<strong>in</strong>er<br />

Erklärung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Streckenabschnitte und eventueller Aufgaben. Planung und<br />

Organisation des Projektes können durch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Planungsgruppe übernommen werden.<br />

Diese zentrale Gruppe spricht zusätzliche Freiwillige und Sponsoren zur Mithilfe und<br />

F<strong>in</strong>anzierung an, erstellt die Planung des Pfades und entwirft Informations- und<br />

Werbematerialien. Zur E<strong>in</strong>richtung des Pfades werden entsprechende freie Flächen,<br />

unterschiedliche Naturmaterialien und Sponsoren für die F<strong>in</strong>anzierung benötigt. Nach<br />

Eröffnung des Pfades ist e<strong>in</strong>e regelmäßige Wartung und Kontrolle <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Pfadabschnitte notwendig. E<strong>in</strong> längerer Pfad kann auch mehrere Ortsteile mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verb<strong>in</strong>den, sodass die Wartungsaufgaben zwischen den Ortsteilen verteilt werden können.<br />

b) Wettbewerb: Unser Spielplatz soll schöner werden<br />

Kern dieser Anregung ist die Ausschreibung e<strong>in</strong>es Wettbewerbs zwischen den Ortsteilen zur<br />

Neugestaltung und Verbesserung <strong>der</strong> Spielplätze <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftlicher ehrenamtlicher<br />

Arbeit. Durch die Maßnahme sollen die Erweiterung und Festigung <strong>der</strong> Dorfgeme<strong>in</strong>schaft<br />

erreicht und die Ausstattung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de mit Spielplatzangeboten sowie <strong>der</strong>en Akzeptanz,<br />

verbessert werden. Die geplanten Verbesserungen werden bis zu e<strong>in</strong>em Stichtag bei <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>gereicht und von e<strong>in</strong>er Jury bewertet. Die beiden besten Entwürfe erhalten<br />

17


e<strong>in</strong>en Geldpreis zur f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Neugestaltung.<br />

Sowohl bei <strong>der</strong> Projektplanung als auch bei <strong>der</strong> späteren Umsetzung erhalten die Bürger<br />

fachliche Unterstützung durch e<strong>in</strong>en zentralen Ansprechpartner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung.<br />

Die Vorbereitung des Gew<strong>in</strong>nspiels f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung statt, wo die<br />

Kontaktperson mit <strong>der</strong> notwendigen fachlichen Qualifikation bestimmt wird. Außerdem<br />

werden die Höhe <strong>der</strong> Preisgel<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Abgabezeitraum festgelegt, eventuelle Sponsoren<br />

angeworben, Juroren zur Bewertung <strong>der</strong> Entwürfe angesprochen und die Bürger auf<br />

verschiedenen Wegen <strong>in</strong>formiert und aktiviert. Bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Maßnahme fallen <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de Kosten zur Zahlung von Preisgel<strong>der</strong>n und Personalkosten für die fachliche<br />

Beratung an. Die e<strong>in</strong>zelnen Initiativen müssen bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Pläne f<strong>in</strong>anzielle Mittel<br />

für Material und Arbeit aufbr<strong>in</strong>gen. Hierbei können sie durch Beratung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, den<br />

Entwicklungsplan für den ländlichen Raum (Schwerpunkt 3), Sammelaktionen (Siehe Punkt<br />

1a), Sponsoren und eventuell das Preisgeld unterstützt werden. Nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Spielplatzgestaltung ist e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Pflege durch ehrenamtliche Helfer notwendig.<br />

a) Freizeitfahrten für Senioren<br />

Bei den Freizeitfahrten handelt es sich um e<strong>in</strong> Angebot, welches speziell die älteren<br />

Bewohner <strong>Weimar</strong>s ansprechen und ihnen e<strong>in</strong> Freizeitangebot unabhängig von f<strong>in</strong>anziell<br />

motivierten Kaffeefahrten anbieten soll. Geplant ist e<strong>in</strong> erweiterter E<strong>in</strong>satz des bereits<br />

vorhandenen Bürgerbusses für Ausflugsfahrten <strong>in</strong> die nähere und weitere Umgebung. Diese<br />

e<strong>in</strong>tägigen Ausflugsfahrten s<strong>in</strong>d speziell auf die Interessen und körperlichen Fähigkeiten<br />

teilnehmen<strong>der</strong> Senioren ausgerichtet. Sie enthalten e<strong>in</strong> Unterhaltungsprogramm während<br />

<strong>der</strong> Fahrt, seniorengerechte Führungen und an<strong>der</strong>e geme<strong>in</strong>same Aktivitäten vor Ort. Wichtig<br />

für den Erfolg dieser Maßnahme ist vor allem e<strong>in</strong>e Person mit Fachkenntnissen zur<br />

seniorengerechten Freizeitgestaltung, die die zentrale Planung und Organisation<br />

übernehmen und die Fahrten zielgruppengerecht ausrichten kann. Um möglichst viele<br />

Interessenten zu erreichen, bedarf es umfangreicher Informationen und e<strong>in</strong>es ausreichenden<br />

Transportangebots, sodass die Mitfahrenden auch ohne eigenes Verkehrsmittel zum<br />

Reisebus gelangen können. Während <strong>der</strong> Fahrt sollten mehrere ehrenamtliche Begleiter<br />

mitreisen, um bei Fragen und körperlichen Schwierigkeiten unterstützend e<strong>in</strong>greifen zu<br />

können. Diese Veranstaltungen können <strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>en,<br />

ehrenamtlichen Helfern und <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de geplant und durchgeführt werden. Die Kosten <strong>der</strong><br />

Fahrt werden über Teilnehmerbeiträge und e<strong>in</strong>e mögliche För<strong>der</strong>ung durch Kreis o<strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de erwirtschaftet. Bei erfolgreicher Durchführung von Tagesfahrten ist e<strong>in</strong>e<br />

Erweiterung auf mehrtägige Fahrten möglich.<br />

18


6.3. Schaffung neuer Mobilitäts- und Informationsangebote<br />

Diese auf langfristige Nutzung ausgelegten Angebote sollen den Bürgern durch mehr<br />

Information und Mobilität e<strong>in</strong>e Nutzung <strong>der</strong> Freizeitangebote <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gesamten<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ermöglichen. Bei <strong>der</strong> Entwicklung und Unterhaltung dieser Angebote wird<br />

hauptsächlich auf die Bereitschaft <strong>der</strong> Bürger zu ehrenamtlicher Arbeit gesetzt, die von <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de f<strong>in</strong>anziell o<strong>der</strong> mit Sachmitteln unterstützt werden kann.<br />

a) Seniorenwegweiser<br />

Durch diesen Wegweiser, <strong>der</strong> analog zum Familienwegweiser gestaltet werden kann, sollen<br />

Senioren angesprochen und <strong>in</strong> das vielfältige Freizeitangebot <strong>Weimar</strong>s e<strong>in</strong>geführt werden.<br />

Dies soll Neubürgern die Orientierung erleichtern und alte<strong>in</strong>gesessenen Bewohnern die<br />

Angebote <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ortsteile näher br<strong>in</strong>gen. Der Wegweiser enthält die Freizeitangebote<br />

des Ortes, Vere<strong>in</strong>saktivitäten sowie Anlauf- und Beratungsstellen <strong>Weimar</strong>s. E<strong>in</strong> zentraler<br />

Ansprechpartner o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Entscheidungsgruppe übernehmen die Organisation, die<br />

Ansprache <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e und an<strong>der</strong>er Gruppen sowie die Sammlung <strong>der</strong><br />

Informationsmaterialien. Die Vere<strong>in</strong>e gestalten e<strong>in</strong>e eigene Seite nach allgeme<strong>in</strong>en<br />

Vorgaben und geben diese als Vorlage an die Organisatoren. Kosten für die Geme<strong>in</strong>de<br />

entstehen durch die endgültige Zusammenstellung und professionelle Gestaltung des<br />

Wegweisers sowie den Druck <strong>der</strong> Broschüren. Um die Druckkosten zu reduzieren und<br />

<strong>in</strong>teressierte Senioren außerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu erreichen, kann e<strong>in</strong>e Ausgabe als pdf-<br />

Datei zum herunterladen auf die Geme<strong>in</strong>dehomepage gestellt werden.<br />

b) Informationsbörse als Social Network und Infotafel<br />

Die hier angeregte Informationsbörse soll Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong> aller Altersklassen<br />

ansprechen und ist als flexible Ergänzung des Geme<strong>in</strong>deblattes gedacht. Kernstücke <strong>der</strong><br />

Informationsbörse s<strong>in</strong>d wettergeschützte Informationstafeln an zentralen Punkten <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Ortsteile und e<strong>in</strong>e Kommunikationsplattform im Rahmen des Internetauftritts <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de. An beiden Orten s<strong>in</strong>d die gleichen Informationen zu f<strong>in</strong>den und <strong>der</strong> Internetauftritt<br />

bietet zusätzlich Platz für persönlichen Austausch <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>, Vere<strong>in</strong>e und<br />

Organisatoren. Hier können auch geme<strong>in</strong>same Aktionen geplant o<strong>der</strong> freiwillige Helfer<br />

gesucht werden. Die Tafeln haben e<strong>in</strong>en Bereich für Aktivitäten des jeweiligen Ortsteils und<br />

e<strong>in</strong>en Bereich für Aktivitäten an<strong>der</strong>er Ortsteile. Die Informationen werden von den Vere<strong>in</strong>en<br />

des Ortes, öffentlichen Stellen und an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>teressierten Personen geliefert. Ehrenamtliche<br />

Helfer verwalten diese Informationen und gewährleisten die Aktualität von Internetseite und<br />

19


Infotafeln. E<strong>in</strong>e Möglichkeit die Kosten für Anschaffung, Aufbau und Unterhaltung <strong>der</strong><br />

Informationstafeln bzw. des Onl<strong>in</strong>eauftritts gegenzuf<strong>in</strong>anzieren, kann Werbung<br />

ortsansässiger Händler se<strong>in</strong>.<br />

c) Erweiterter Bürgerbus<br />

Ziel dieser Anregung ist e<strong>in</strong>e verbesserte Mobilität vor allem <strong>der</strong> älteren Mitbürger. Hierdurch<br />

soll ihre Lebensqualität erhalten o<strong>der</strong> gesteigert und ihnen die Teilnahme an<br />

Veranstaltungen außerhalb des eigenen Ortsteils ermöglicht werden. Grundlage <strong>der</strong><br />

Anregung ist <strong>der</strong> bereits vorhandene Bürgerbus, <strong>der</strong> von den Senioren momentan für<br />

E<strong>in</strong>kaufsfahrten genutzt werden kann. Die Ausweitung kann gezielt für e<strong>in</strong>zelne<br />

Veranstaltungen vorgenommen werden o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erweiterung <strong>der</strong> Fahrtzeiten und<br />

angefahrenen Haltestellen bestehen. Notwendig für e<strong>in</strong> zuverlässiges Angebot s<strong>in</strong>d<br />

zusätzliche Freiwillige, die den Bus fahren, bei großem Interesse e<strong>in</strong> zweiter Bus und e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche E<strong>in</strong>richtung von Haltestellen mit Fahrplänen. Bei e<strong>in</strong>er gezielten Ausweitung<br />

können e<strong>in</strong>zelne Veranstalter den Bürgerbus „buchen“ und se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz bei <strong>der</strong><br />

Bekanntmachung ihrer Veranstaltung ankündigen. Kosten entstehen durch die Wartungsund<br />

Unterhaltskosten des Bürgerbusses und möglicherweise die Anschaffung zusätzlicher<br />

Fahrzeuge. Diese könnten durch Anwerbung von Sponsoren, Spenden <strong>der</strong> Bürger und Mittel<br />

des Entwicklungsplans ländlicher Raum gegenf<strong>in</strong>anziert werden.<br />

6.4. Größere Projekte für die Zukunft <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

Diese Projekte f<strong>in</strong>den regelmäßig statt o<strong>der</strong> bedürfen e<strong>in</strong>es höheren Organisations- und<br />

Verwaltungsaufwandes. Sie sollten von e<strong>in</strong>er größeren Gruppe getragen und<br />

geme<strong>in</strong>schaftlich organisiert werden, damit ihr Bestehen langfristig gesichert bleibt. Ziel <strong>der</strong><br />

Anregungen ist die ortsteilübergreifende Vernetzung <strong>der</strong> Bürger und die Schaffung von Orten<br />

und Angeboten die e<strong>in</strong>e solche Vernetzung för<strong>der</strong>n.<br />

a) Markt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />

Durch diesen Markt sollen die e<strong>in</strong>zelnen Ortsteile untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vernetzt werden und die<br />

Vere<strong>in</strong>smitglie<strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und mit möglichen Interessenten <strong>in</strong>s Gespräch kommen. Der<br />

Markt sollte regelmäßig stattf<strong>in</strong>den, um so immer wie<strong>der</strong> Gelegenheit zum Gespräch zu<br />

bieten. Er kann als ortsteilübergreifendes Fest gestaltet werden, das möglichst zentral<br />

gelegen ist. In e<strong>in</strong>em großen Raum o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>er freien Fläche können die Vere<strong>in</strong>e Stände<br />

20


aufbauen, um über sich, ihr Angebot und ihre Arbeit zu <strong>in</strong>formieren. Zusätzlich zu den<br />

Informationsständen können auf e<strong>in</strong>er Bühne Aufführungen stattf<strong>in</strong>den und von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Vere<strong>in</strong>en Aktivitäten zum Mitmachen angeboten werden. Rahmenprogramm können Essen<br />

und Tr<strong>in</strong>ken sowie Spielmöglichkeiten für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> se<strong>in</strong>. Notwendig zum Gel<strong>in</strong>gen des<br />

Angebots ist e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ator o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ationsteam, die den Platz und die Ausstattung<br />

organisieren. Sie dienen als Sammelpunkt für geplante Vorführungen, vergeben Standplätze,<br />

gestalten das Rahmenprogramm und werben Sponsoren an. Zusätzlich kann e<strong>in</strong> Flyer<br />

entworfen werden, <strong>in</strong> dem die Kontakt<strong>in</strong>formationen <strong>der</strong> teilnehmenden Vere<strong>in</strong>e und das<br />

geplante Programm enthalten s<strong>in</strong>d und Sponsoren Werbeanzeigen schalten können. Der<br />

Transport zwischen den Ortsteilen kann über den erweiterten Bürgerbus (Siehe Punkt 6.3c)<br />

organisiert und e<strong>in</strong>e mögliche Nutzung des Materialpools <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de mit Hüpfburg, Zelten<br />

etc. vere<strong>in</strong>bart werden. Die Kosten werden durch Sponsoren, Unterstützung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

durch Material und E<strong>in</strong>nahmen aus dem Verzehr f<strong>in</strong>anziert.<br />

b) Ferienpass<br />

Dieses Angebot soll vor allem die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ansprechen und<br />

ihnen die organisierten Freizeitangebote des Ortes unverb<strong>in</strong>dlich näherbr<strong>in</strong>gen. Durch e<strong>in</strong>e<br />

Term<strong>in</strong>ierung des Angebots auf die Sommerferien wird die Freizeit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen genutzt, das Freizeitangebot erweitert und es f<strong>in</strong>det gleichzeitig e<strong>in</strong>e<br />

Entlastung <strong>der</strong> Eltern statt. Der Freizeitpass enthält e<strong>in</strong>e Sammlung von Aktivitäten und<br />

Veranstaltungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche, die von Vere<strong>in</strong>en und an<strong>der</strong>en Organisationen<br />

ausgerichtet werden. Außerdem s<strong>in</strong>d verbilligte E<strong>in</strong>trittskarten für den See o<strong>der</strong> Museen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> näheren Umgebung enthalten. Die Angebote sollten möglichst kostengünstig se<strong>in</strong>, um<br />

e<strong>in</strong>e Teilnahme an mehreren Veranstaltungen und Aktionen zu ermöglichen. Die Vere<strong>in</strong>e<br />

können beson<strong>der</strong>e Aktionen planen, um die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen für e<strong>in</strong>e spätere<br />

Mitgliedschaft im Vere<strong>in</strong> und Teilnahme an regelmäßigen Aktivitäten zu werben. Die<br />

Ferienpässe sollten zentral <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de organisiert und <strong>in</strong> Kooperation mit Vere<strong>in</strong>en,<br />

an<strong>der</strong>en Organisationen und privaten Freizeitanbietern ausgestaltet werden. Die Verteilung<br />

<strong>der</strong> fertigen Pässe f<strong>in</strong>det etwa sechs Wochen vor Ferienbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> den Schulen statt, um so<br />

den Schülern ausreichend Zeit zu geben, sich für verschiedene Aktivitäten anzumelden.<br />

Schüler, die außerhalb des Ortes weiterführende Schulen besuchen, könnten die Pässe<br />

auch beim Jugendpfleger erhalten. Kosten für die Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d die Personalkosten für die<br />

Organisation, die z. B. durch den Jugendpfleger übernommen werden kann und die<br />

Druckkosten für die Ferienpässe.<br />

21


c) Erweiterte Nutzung <strong>der</strong> Spielplätze<br />

Diese Anregung berücksichtigt die demographische Entwicklung und das Bedürfnis aller<br />

Altersgruppen auch ohne strukturierte Aktivitäten Geme<strong>in</strong>schaft zu erleben. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, sollen die vorhandenen Spielplätze zu generationsübergreifenden Treffpunkten<br />

ausgebaut werden, die die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Ortsteile för<strong>der</strong>n. Bisher s<strong>in</strong>d die<br />

Spielplätze ausschließlich auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis 12 Jahre ausgerichtet. Diese Altersgruppe soll<br />

gezielt erweitert werden, sodass <strong>der</strong> Spielplatz nicht mehr nur e<strong>in</strong> Treffpunkt von Müttern mit<br />

kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> Aufenthaltsort für Senioren se<strong>in</strong> kann. Dies soll durch die<br />

Integration e<strong>in</strong>es Boulefeldes, e<strong>in</strong>er Sitzecke mit Pergola o<strong>der</strong> von Tischen mit<br />

Schachbrettmuster erreicht werden. Diese Verän<strong>der</strong>ungen können von den Bewohnern <strong>in</strong><br />

Eigenleistung möglicherweise im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Spielplatz soll schöner<br />

werden“ (siehe Punkt 6.2b) geplant und umgesetzt werden. Auch hier bedarf es wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />

zentralen Ansprechpartners, <strong>der</strong> die Planung und Umsetzung leitet und das Engagement <strong>der</strong><br />

Bewohner steuert. Um Interesse und Beteiligung zu generieren, können<br />

Informationsmaterialien vorbereitet werden und nach dem Umbau kann e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>weihungsfeier die neuen Möglichkeiten des Spielplatzes im Ort bekannt machen. Kosten<br />

fallen für die Organisation und Beratung <strong>der</strong> Planer, für Informationsmaterialien und die<br />

E<strong>in</strong>weihungsfeier an.<br />

d) Lebendige Bürgerhäuser<br />

Da sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Situationsanalyse bei den Bürgerhäusern e<strong>in</strong> über dem Bedarf liegendes<br />

Angebot darstellt, wird <strong>in</strong> dieser Anregung e<strong>in</strong>e mögliche Anpassungsmaßnahme vorgestellt.<br />

Durch die Umgestaltung und den Aufbau e<strong>in</strong>es spezifischen Verwendungszwecks für<br />

e<strong>in</strong>zelne Bürgerhäuser soll ihre Auslastung und Effizienz erhöht werden und e<strong>in</strong>e weitere<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Ortsteile stattf<strong>in</strong>den. Am Ende des Projektes steht e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Zahl an<br />

Bürgerhäusern, die zu zwei Dritteln e<strong>in</strong>en spezifisches Image wie „Jugendhaus, Indoor-<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>spiellandschaft, Seniorentreffpunkt, Probenräume o<strong>der</strong> Kochstudio haben und zu<br />

e<strong>in</strong>em Drittel die alte Struktur verschiedener Mehrzweckräume, zur Anmietung durch die<br />

Bürger behalten. In den Bürgerhäusern mit e<strong>in</strong>em spezifischen Image sollten regelmäßig<br />

Veranstaltungen <strong>in</strong> Kooperation mit Vere<strong>in</strong>en, ortsansässigen Gastronomiebetrieben, dem<br />

Jugendpfleger etc. stattf<strong>in</strong>den und beworben werden, um e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Nutzung<br />

aufzubauen. Werbung für diese Veranstaltungen, Organisatorisches und Buchungsanfragen<br />

können beispielsweise über e<strong>in</strong>e Internetplattform abgewickelt werden. Es bietet sich die<br />

Gründung e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s „Me<strong>in</strong> Bürgerhaus“ an, <strong>in</strong> dem sowohl die Geme<strong>in</strong>deverwaltung als<br />

auch möglichst viele Bürger beteiligt werden, um die Verteilung <strong>der</strong> Standorte und die<br />

22


Umbauten auf breiter Basis besprechen zu können. Innerhalb dieses Vere<strong>in</strong>s können vor<br />

und während des Umbaus Ideen abgestimmt, Planungen koord<strong>in</strong>iert, Kooperationen mit<br />

Vere<strong>in</strong>en und Gastronomiebetrieben vere<strong>in</strong>bart und die Herstellung und Nutzung von<br />

Informationsmaterialien vorbereitet werden. Im Alltagsbetrieb kann <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> später die<br />

Vergabe von Räumlichkeiten, die Verwaltung <strong>der</strong> Häuser und e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Auslastung<br />

begleiten. Um e<strong>in</strong>e Nutzung <strong>der</strong> themenspezifischen Häuser durch Bürger aller Ortsteile zu<br />

ermöglichen, können zu den e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltungen über den Vere<strong>in</strong> Fahrdienste<br />

organisiert o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bürgerbus e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die Projektkosten, die durch Planung,<br />

Umbaumaßnahmen, Ausstattung <strong>der</strong> Häuser, ihre spätere Erhaltung und die verstärkte<br />

Information über Veranstaltungen entstehen, können aus verschiedenen Quellen f<strong>in</strong>anziert<br />

werden. Auch hier ist wie<strong>der</strong> die Anwerbung von Sponsoren s<strong>in</strong>nvoll, eventuell kann e<strong>in</strong>e<br />

För<strong>der</strong>ung durch den Schwerpunkt drei des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum<br />

erfolgen. Auch e<strong>in</strong>e Unterstützung des Projekts durch Eigenarbeit <strong>der</strong> Bürger ist wichtig.<br />

Durch diese Unterstützung, frühe und breite Information und die Beteiligung möglichst vieler<br />

Bürger bei Entscheidungsf<strong>in</strong>dung, Planungs- und Umbaumaßnahmen wird das Interesse <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong> am Projekt „lebendige Bürgerhäuser“ geweckt und ihre kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Nutzung nach dem Umbau geför<strong>der</strong>t.<br />

7 Fazit<br />

Zusammenfassend kann <strong>der</strong> aktuellen Status im Bereich <strong>der</strong> organisierten Freizeitangebote<br />

und <strong>der</strong> freizeitorientierten Infrastruktur <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de positiv bewertet werden. Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Situationsanalyse dargestellt, ist die Möglichkeit <strong>der</strong> Freizeitgestaltung e<strong>in</strong> wichtiger Bereich<br />

des alltäglichen Lebens <strong>der</strong> Bürger und freiwilliges Engagement <strong>in</strong> diesem Rahmen e<strong>in</strong><br />

wertvoller Bestandteil des Geme<strong>in</strong>delebens. Als bedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> kommunalen Politik<br />

wird daher die För<strong>der</strong>ung ehrenamtlicher Beteiligung <strong>der</strong> Bürger und e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierung<br />

dieses Engagements angesehen (Braun 2000, .S. 19; Wernowsky/Xie 2007, S. 140). Um die<br />

aktuelle Situation zu erfassen, hat die Projektgruppe e<strong>in</strong>e Angebots- und Bedarfsanalyse<br />

durchgeführt, die größtenteils positive Ergebnisse, aber auch Ansatzpunkte für<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zeigt. Vor allem im Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen hat die Geme<strong>in</strong>de<br />

die Wichtigkeit e<strong>in</strong>er organisierten Freizeitbeschäftigung erkannt, es gibt vielfältige<br />

Freizeitangebote und Vere<strong>in</strong>e, die vor allem im sportlichen Bereich tätig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong><br />

Jugendpfleger ist speziell für die Belange <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> zuständig.<br />

Auch für Erwachsene aller Altersstufen gibt es vor allem ehrenamtlich organisierte<br />

Freizeitangebote, die durch Infrastrukturmaßnahmen wie beispielsweise die Bürgerhäuser<br />

und den Bürgerbus unterstützt werden. Die momentane Situation wird von <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltung und den befragten Vere<strong>in</strong>svorständen positiv e<strong>in</strong>geschätzt und auch <strong>in</strong><br />

23


<strong>der</strong> Bevölkerung ist die Resonanz überwiegend positiv. Bei e<strong>in</strong>er Befragung <strong>der</strong> Bürger<br />

werden als Probleme die Nachwuchssorgen e<strong>in</strong>zelner Vere<strong>in</strong>e, mangelnde Informationen<br />

über Veranstaltungen und Freizeitmöglichkeiten und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Geme<strong>in</strong>schaft zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Ortsteilen angesehen. Weitere Kritikpunkte s<strong>in</strong>d die mangelnde Integration<br />

neu zugezogener Bürger <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>slandschaft <strong>Weimar</strong>s und e<strong>in</strong> zusätzlicher Bedarf an<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendangeboten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ortsteilen. Außerdem stellen die <strong>in</strong> jedem Ortsteil<br />

vorhandenen Bürgerhäuser e<strong>in</strong> Überangebot dar, welches durch Umnutzung o<strong>der</strong><br />

Schließung angepasst werden sollte.<br />

Die demographische Perspektive <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de und die bereits jetzt bei den Vere<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>setzende Entwicklung zeigen, dass <strong>der</strong> aktuell positive Status zukünftig nur durch<br />

Verän<strong>der</strong>ungen aufrecht zu erhalten ist. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund hat die Projektgruppe<br />

Anregungen entwickelt, die die Geme<strong>in</strong>de bei <strong>der</strong> Stärkung des Vere<strong>in</strong>slebens, <strong>der</strong><br />

Gestaltung neuer und alter Treffpunkte und <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ortsteilübergreifenden<br />

Geme<strong>in</strong>schaft unterstützen sollen. Dies soll durch e<strong>in</strong>en zukunftsorientierten<br />

Ressourcene<strong>in</strong>satz, e<strong>in</strong>e Aktivierung <strong>der</strong> Bürger zu Mitsprache und Teilnahme, e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Informationspolitik und e<strong>in</strong>e generelle För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Freizeitangebote<br />

geschehen.<br />

24


Literaturverzeichnis<br />

Braun, Joachim (2000): Leitfaden für Kommunen zur Information und Beratung über<br />

freiwilliges Engagement und Selbsthilfe. Hrsg. von ISAB Institut, Köln. ISAB-Verlag:<br />

o.O.<br />

FNP (1989): Flächennutzungsplan <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Ausschnitt Nie<strong>der</strong>weimar.<br />

Dipl.-Ing. Zill<strong>in</strong>ger, L. Ingenieure und Architekten Consult<strong>in</strong>g-Team Mitte, Gießen-<br />

Wieseck<br />

Gaiser, Wolfgang / de Rijke, Johann (2001): Gesellschaftliche Beteiligung <strong>der</strong> Jugend.<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>, Entwicklungstendenzen, H<strong>in</strong>tergründe. In: Aus Politik und<br />

Zeitgeschichte, o.Jg., H. B44, S. 8 – 16<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011a): Begrüßung. Quelle: http://www.geme<strong>in</strong>deweimar.de/<strong>in</strong>dex.php?kat=92).<br />

Zugriff am 20.04.2011<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011c): Vere<strong>in</strong>e. Quelle: http://www.geme<strong>in</strong>deweimar.de/<strong>in</strong>dex.php?kat=105.<br />

Zugriff am 22.04.2011<br />

Geme<strong>in</strong>e <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) (2011b): Geschichte. Quelle: http://www.weimarlahn.de/<strong>in</strong>dex.php?kat=103<br />

Hotzan, Jürgen (2004): Stadt. Von den ersten Gründungen bis zur mo<strong>der</strong>nen Stadtplanung.<br />

dtv-Atlas 3231: München<br />

Kolland, Franz (2010): Freizeit im Alter. In: Aner, Kirsten / Karl, Ute (Hrsg.): Handbuch<br />

Soziale Arbeit und Alter. VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage:<br />

Wiesbaden, S. 355 – 360<br />

LGL - BAYERISCHES LANDESAMT FÜR GESUNDHEIT UND<br />

LEBENSMITTELSICHERHEIT (Hrsg.) (2008): Programmplanung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>denahen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung. Band 1 <strong>der</strong> Schriftenreihe Materialien zur<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

Ott, Markus (2010): Jugendpflege <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Jahresbericht 2010. <strong>Weimar</strong><br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011a): Siebert, Dirk, Bauamt <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), im<br />

persönlichen Gespräch am 19.07.2011<br />

25


Telefon<strong>in</strong>terview (2011b): Ott, Markus, Jugendpfleger <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), im<br />

persönlichen Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011c): Schmidt, Steffen, Vorstand des TSV Nie<strong>der</strong>weimar, im<br />

persönlichen Telefongespräch am 29.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011d): Vollmer, Herbert, Vorstand des Dance & Fun Wenkbach e.V., im<br />

persönlichen Telefongespräch am 29.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011e): Schnei<strong>der</strong>, Elke, Vorstand des TSV Nesselbrunn, im persönlichen<br />

Telefongespräch am 29.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011f): Born, Brunhilde, Vorstand des Gesangvere<strong>in</strong>s Germania<br />

Wenkbach, im persönlichen Telefongespräch am 23.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011g): Brands, Christ<strong>in</strong>e, Vorstand des Kirchenchors Kantate, im<br />

persönlichen Telefongespräch am 27.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011h): Plamper, Walter, Vorstand <strong>der</strong> Marburger Big Band WHITE KEYS,<br />

im persönlichen Telefongespräch am 23.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011i): Hopp, Kurt, Vorstand des S<strong>in</strong>gkreises Oberweimar, im persönlichen<br />

Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011k): Knöss, Gerhard, Vorstand des Männergesangvere<strong>in</strong>s Lie<strong>der</strong>kranz,<br />

im persönlichen Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011l): Wolf, Dietrich, Vorstand des Kirchenchors Wolfshausen, im<br />

persönlichen Telefongespräch am 23.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011m): Heuser, Matthias, Vorstand des Jungen Chors N-Joy, im<br />

persönlichen Telefongespräch am 23.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011n): Jakob, Werner, Vorsitzen<strong>der</strong> des Wan<strong>der</strong>clubs "Frohs<strong>in</strong>n"<br />

Oberweimar, im persönlichen Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011o): Sommer, Ernst (2011), Vorstand des Verschönerungsvere<strong>in</strong>s<br />

Nie<strong>der</strong>walgern, im persönlichen Telefongespräch am 23.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011p): Zimmermann, Gerl<strong>in</strong>de (2011), Vorstand des Landfrauenvere<strong>in</strong>s<br />

Nie<strong>der</strong>walgern, im persönlichen Telefongespräch am 23.04.2011<br />

26


Telefon<strong>in</strong>terview (2011q): Rupp, Manfred, Vorstand des Schützenvere<strong>in</strong>s Nie<strong>der</strong>walgern, im<br />

persönlichen Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011r): An<strong>der</strong>s, Christian, erster Vorsitzen<strong>der</strong> des Karnevalsclub<br />

Nie<strong>der</strong>walgern 1997, im persönlichen Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011s): Reif, Werner, Vorstand des Seniorenrats <strong>Weimar</strong>, im persönlichen<br />

Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Telefon<strong>in</strong>terview (2011t): Herrmann, Markus (2011), Geme<strong>in</strong>debrand<strong>in</strong>spektor <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>), im persönlichen Telefongespräch am 26.04.2011<br />

Wernowsky Rico / Xie, Qi (2007): Akteure. In: Studienprojekt Freizeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt (Hrsg.):<br />

Begriffe – Def<strong>in</strong>itionen – Erläuterungen. Heft 1, Graue Reihe. O.V.: Berl<strong>in</strong>, S. 134 –<br />

165<br />

27


Anhang<br />

Anhang 1: Fragenleitfaden<br />

− Wie ist die Mitgliedsstruktur Ihres Vere<strong>in</strong>s?<br />

− Wächst o<strong>der</strong> schrumpft <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>?<br />

− Wodurch werden neue Mitglie<strong>der</strong> angeworben?<br />

− S<strong>in</strong>d neue Mitglie<strong>der</strong> hauptsächlich Neubürger o<strong>der</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> aktuellen Mitglie<strong>der</strong>?<br />

− Was s<strong>in</strong>d Gründe für e<strong>in</strong>en Ausstieg aus dem Vere<strong>in</strong>?<br />

− Wie sehen sie die Zukunftsperspektive Ihres Vere<strong>in</strong>s?<br />

− Was s<strong>in</strong>d mögliche weitere Freizeitbeschäftigungen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>?<br />

− Nutzen Sie Freitzeitangebote <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Ortsteilen?<br />

28


Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit versichern wir, dass wir die Hausarbeit selbstständig verfasst und ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en als<br />

die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt haben, alle Ausführungen, die an<strong>der</strong>en<br />

Schriften wörtlich o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>ngemäß entnommen wurden, kenntlich gemacht s<strong>in</strong>d und die<br />

Arbeit <strong>in</strong> gleicher o<strong>der</strong> ähnlicher Fassung noch nicht Bestandteil e<strong>in</strong>er Studien- o<strong>der</strong><br />

Prüfungsleistung war.<br />

__________________________ ___________________________<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

29


Landwirtschaft: Aktuelle Situation, Zukunftsperspektiven<br />

und Umwelt<br />

Julia Klöber<br />

Kerst<strong>in</strong> Lohse<br />

Julia Victoria Mechsner<br />

9


Modul MP 48: Kommunale Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

- Landwirtschaft -<br />

Aktuelle Situation,<br />

Zukunftsperspektiven und Umwelt<br />

e<strong>in</strong>gereicht von:<br />

Julia Klöber (3007578): Julia.Kloeber@umwelt.uni-giessen.de<br />

Kerst<strong>in</strong> Lohse (4029771): Kerst<strong>in</strong>.Lohse@agrar.uni-giessen.de<br />

Julia Mechsner (3007678): Julia.V.Mechsner@umwelt.uni-giessen.de


Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis.............................................................................................................III<br />

1. E<strong>in</strong>leitung..............................................................................................................................1<br />

1.1. Zielsetzung und Motivation <strong>der</strong> Arbeit ...............................................................................1<br />

1.2. Entwicklung ländlicher Räume und Multifunktionalität <strong>der</strong> Landschaft..............................2<br />

Material und Methoden.............................................................................................................3<br />

Ergebnisse und Diskussion ......................................................................................................3<br />

3.1. Agrarstruktur: aktuelle Situation und Entwicklung .................................................3<br />

3.2. Wahrnehmung <strong>der</strong> Landwirtschaft.........................................................................9<br />

3.3. Zukunftsperspektiven <strong>der</strong> Landwirtschaft ............................................................10<br />

3.4. Umwelt.................................................................................................................13<br />

Fazit und Handlungsempfehlung............................................................................................16<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................................18<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe sowie landwirtschaftlich genutzte<br />

Fläche <strong>in</strong> Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2011c). ......................................................1<br />

Abbildung 2: Darstellung <strong>der</strong> Flächennutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). ....................4<br />

Abbildung 3: Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe von 1991 bis<br />

2007 (K<strong>in</strong>d und Rausch, 2007).................................................................................................5<br />

Abbildung 4: Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Betriebsgrößenstruktur von 1991 bis 2007<br />

(K<strong>in</strong>d und Rausch, 2007)..........................................................................................................6<br />

Abbildung 5: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Anbaukulturen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und Hessen<br />

(Statistisches Bundesamt, 2011a)............................................................................................7<br />

Abbildung 6: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Tierbestände <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und Hessen<br />

(Statistisches Bundesamt, 2011b)............................................................................................8<br />

Abbildung 7: Hofübernahme durch die Landwirte ...................................................................8<br />

Abbildung 8: Wahrnehmung <strong>der</strong> Landwirtschaft aus Sicht <strong>der</strong> Bürger.....................................9<br />

Abbildung 9: Wahrnehmung des Geruchs <strong>in</strong> den verschiedenen Ortsteilen..........................10<br />

Abbildung 10: Hofnachfolge ...................................................................................................10<br />

Abbildung 11: Nutzung des Veranstaltungsangebots durch die Bürger.................................11<br />

Abbildung 12: Möglichkeiten zum Angebot <strong>der</strong> Veranstaltungen durch die Landwirte ..........12<br />

Abbildung 13: Erosionsersche<strong>in</strong>ungen...................................................................................15<br />

III


1. E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1. Zielsetzung und Motivation <strong>der</strong> Arbeit<br />

Die Landwirtschaft hat die elementare Aufgabe Nahrungsmittel zu produzieren. Weitere<br />

Funktionen, wie die Erhaltung <strong>der</strong> Kulturlandschaft o<strong>der</strong> die Schaffung e<strong>in</strong>es<br />

Erholungsraums für die allgeme<strong>in</strong>e Bevölkerung, stellen e<strong>in</strong>e nicht zu vernachlässigende<br />

Aufgabe dar, die jedoch selten monetär entlohnt wird.<br />

Die Betriebsgrößenstruktur <strong>der</strong> meisten Landwirte hat sich stark verän<strong>der</strong>t. Der allgeme<strong>in</strong>e<br />

Trend <strong>in</strong> Deutschland geht weg von vielen kle<strong>in</strong>en Betriebsgrößen h<strong>in</strong> zu wenigen großen<br />

Betrieben. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche pro Betrieb steigt ebenfalls mit an (siehe<br />

Abbildung 1). Ermöglicht wird das durch das Zupachten frem<strong>der</strong> Flächen. Insgesamt werden<br />

<strong>in</strong> Deutschland 63 % <strong>der</strong> landwirtschaftlich genutzten Fläche <strong>in</strong> Pacht bewirtschaftet<br />

(Statistisches Bundesamt, 2003).<br />

Abbildung 1: Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe sowie landwirtschaftlich genutzte Fläche <strong>in</strong><br />

Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2011c).<br />

E<strong>in</strong>e Frage, die sich aus <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Eigentums- sowie E<strong>in</strong>kommensverhältnisse<br />

ergibt, ist, ob die nächste Landwirtgeneration e<strong>in</strong>e Perspektive <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterführung sieht.<br />

Über Anreizpolitik wird versucht den Landwirten Diversifizierung zu bieten, wie zum Beispiel<br />

mittels Vergütung zur Erhaltung <strong>der</strong> Kulturlandschaft (Norer, 2005).<br />

1


Im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s sollte untersucht werden <strong>in</strong>wieweit sich <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>e<br />

Strukturwandel auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zeigt. Außerdem sollte ermittelt werden wie die<br />

Bevölkerung die Landwirtschaft wahrnimmt und ob sich diese mit den Empf<strong>in</strong>dungen <strong>der</strong><br />

Landwirte deckt. Wichtig war es den Standpunkt bei<strong>der</strong> Seiten aufzunehmen um diesen<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen zu können.<br />

Ziel dieser Ausarbeitung ist es Möglichkeiten für Landwirte sowie für die Geme<strong>in</strong>de<br />

aufzuzeigen, die beiden Parteien (Geme<strong>in</strong>de und Landwirten) zugutekommt. Zusätzlich soll<br />

anhand zweier Fragestellungen die Ausarbeitung erfolgen:<br />

1. Ist <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>e Strukturwandel auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zu erfassen?<br />

2. Gibt es für die nächste Generation e<strong>in</strong>e Perspektive <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterführung <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft und wenn ja, wie sieht diese aus?<br />

Im Folgenden wird die Entwicklung ländlicher Räume sowie die Multifunktionalität <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft erörtert. In Kapitel 3.1 soll spezifisch auf die Agrarstruktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden. Diese be<strong>in</strong>haltet die Flächennutzung, Betriebsgröße und Viehhaltung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de. Ebenfalls sollen die Erwerbsstrukturen <strong>der</strong> Landwirte näher beleuchtet<br />

werden und welche zusätzlichen E<strong>in</strong>nahmequellen sich anbieten würden. Abschließen soll<br />

dieses Kapitel mit den Problemen <strong>der</strong> Landwirte. Im darauf folgenden Kapitel 3.2 wird<br />

beleuchtet wie die Bevölkerung die Landwirtschaft wahrnimmt und ob sich dies mit den<br />

E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Landwirte deckt. In Kapitel 3.3 werden Auswirkungen auf die Umwelt<br />

durch landwirtschaftliche E<strong>in</strong>flüsse aufgezeigt. Dieses Kapitel beschränkt sich jedoch auf<br />

Erosionsersche<strong>in</strong>ungen mit W<strong>in</strong>d und Wasser. Abgerundet wird die Ausarbeitung mit e<strong>in</strong>em<br />

Fazit sowie Handlungsempfehlungen.<br />

1.2. Entwicklung ländlicher Räume und Multifunktionalität <strong>der</strong> Landschaft<br />

Seit 1999 wird versucht durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Politik e<strong>in</strong>e stärker multifunktional<br />

ausgerichtete Landwirtschaft zu entwickeln. Damit verbunden s<strong>in</strong>d Chancen e<strong>in</strong>er<br />

ganzheitlichen Konzeption <strong>in</strong>tegrierter Agrar-, Umwelt- und Regionalpolitik. Durch dieses<br />

Konzept soll <strong>der</strong> ländliche Raum geför<strong>der</strong>t und entwickelt werden (Knickel, 2001). Die<br />

Hauptfunktionen werden weiterh<strong>in</strong> die Nahrungsmittelproduktion beziehungsweise die<br />

Produktion von Rohstoffen bleiben. Weiterh<strong>in</strong> sollen öffentliche Güter bereitgestellt werden,<br />

beispielsweise durch überbetriebliche Umweltfunktion zur Bereitstellung <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

und <strong>der</strong> Erhalt bäuerlicher Strukturen. Zusätzliche öffentliche Güter, die bereitgestellt<br />

werden, s<strong>in</strong>d Tr<strong>in</strong>kwasser, Klimaschutz, Bodenfruchtbarkeit, Schutz <strong>der</strong> biologischen Vielfalt,<br />

sowie Beiträge zur Lebensqualität <strong>in</strong> ländlichen Gebieten (Norer, 2005). Diese<br />

bereitgestellten Güter unterliegen ke<strong>in</strong>er monetären Bewertung, obwohl sie zur Steigerung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität führen.<br />

2


Damit <strong>der</strong> Landwirt Aufgaben im Rahmen <strong>der</strong> Multifunktionalität annehmen kann, muss<br />

dieser se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kommensquellen modifizieren. Das heißt, er muss se<strong>in</strong>e Dienstleistungen<br />

erweitern und diversifizieren. Insgesamt ergeben sich drei Möglichkeiten <strong>der</strong> Diversifikation.<br />

Zum e<strong>in</strong>en die horizontale Diversifizierung, die auf die Erweiterung <strong>der</strong> Produktpalette<br />

abzielt. Beispielsweise könnten Hauptanbaukulturen um Gemüsepflanzen o<strong>der</strong><br />

Blumenanbau ergänzt werden. Zum an<strong>der</strong>en die vertikale Diversifizierung, die die<br />

Beteiligung an vor- o<strong>der</strong> nachgelagerten Stufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft beschreibt. Als Beispiel kann die Direktvermarktung beziehungsweise die<br />

Erzeugung hofeigener Produkte wie Käse und Wurst, angebracht werden. Die laterale<br />

Diversifizierung beschreibt die dritte Möglichkeit zur Diversifikation. Hiermit wird die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Erweiterung um nicht landwirtschaftliche Produktions- und<br />

Dienstleistungsangebote beschrieben, wie beispielsweise Angebote für Ferien auf dem<br />

Bauernhof (Venz<strong>in</strong>, 2009). Auf diese Art <strong>der</strong> Diversifikation wird <strong>in</strong> Kapitel 3.1 näher<br />

e<strong>in</strong>gegangen.<br />

2. Material und Methoden<br />

Neben <strong>der</strong> Bürgerbefragung fand e<strong>in</strong>e spezielle Befragung <strong>der</strong> Landwirte statt. Dabei wurden<br />

jedoch nur die jeweiligen Ortslandwirte befragt.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1. Agrarstruktur: aktuelle Situation und Entwicklung<br />

Um die Flächennutzungsformen sowie Betriebsgrößenstrukturen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de aufzeigen zu<br />

können, wurde auf die Daten des Statistischen Hessischen Landesamtes zurückgegriffen.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Landwirtschaftsfläche an <strong>der</strong> Gesamtfläche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de beträgt rund<br />

56 % (siehe Abbildung 2). Damit liegt die Geme<strong>in</strong>de im hessenweiten Vergleich auf Rang 97<br />

von 430. Die Landnutzungsform Wald nimmt e<strong>in</strong>e Fläche von 31 % und nimmt damit im<br />

hessenweiten Vergleich den 290ten Rang von 430 e<strong>in</strong>. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />

nehmen e<strong>in</strong>e Fläche von 13 % von <strong>der</strong> Gesamtfläche e<strong>in</strong> und liegen damit im Mittelfeld im<br />

Vergleich mit an<strong>der</strong>en hessischen Geme<strong>in</strong>den (Rang 255 von 430).<br />

3


Abbildung 2: Darstellung <strong>der</strong> Flächennutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>).<br />

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche je Betrieb liegt bei 32,6 ha und damit auf Rang 245<br />

von 413 <strong>in</strong> ganz Hessen. Der Anteil an Ackerland an <strong>der</strong> landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />

liegt bei 81% und damit liegt die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> weit vorne im hessenweiten Vergleich<br />

(Rang 87 von 408). Selbsterklärend ist daher <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Anteil an Dauergrünland von nur<br />

19 % (Rang 319 von 408).<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> werden ca. 54 Großviehe<strong>in</strong>heiten je 100 Hektar landwirtschaftlich<br />

genutzter Fläche gehalten. Diese be<strong>in</strong>halten rund 31 R<strong>in</strong><strong>der</strong> sowie 193 Schwe<strong>in</strong>e je 100<br />

Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche.<br />

Betrachtet man die Entwicklung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe sieht man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> von dem Jahr 1991 bis 2007 e<strong>in</strong>en starken Rückgang. Viel drastischer zeigt sich<br />

dieser Rückgang jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Marburger Land. Zu <strong>der</strong> Region gehören die fünf<br />

Kommunen Amöneburg, Marburg, Ebsdorfergrund, Fronhausen und <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). In <strong>der</strong><br />

modifizierten Abbildung 3 wird jedoch nur <strong>Weimar</strong> im Vergleich <strong>der</strong> Region gezeigt.<br />

4


Abbildung 3: Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe von 1991 bis 2007 (K<strong>in</strong>d<br />

und Rausch, 2007).<br />

In <strong>der</strong> Region Marburger Land gab es im Jahr 1991 rund 624 landwirtschaftliche Betriebe,<br />

die im Nebenerwerb betrieben wurden. Acht Jahre später s<strong>in</strong>d es nur noch 404 Betreibe und<br />

weitere acht Jahre später nur noch 386. Damit hat sich die Zahl <strong>der</strong> im Nebenerwerb<br />

bewirtschafteten Betriebe um 39 % verr<strong>in</strong>gert. Betrachtet man im Vergleich die Betriebe die<br />

im Haupterwerb betrieben werden, ist zu erkennen, dass die Betriebe um mehr als die Hälfte<br />

von 1991 bis 2007 abgenommen haben. E<strong>in</strong>e ganz ähnliche Entwicklung ist auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) zu erkennen. Von den rund 150 Nebenerwerbs Betrieben s<strong>in</strong>d<br />

nach 16 Jahren lediglich noch 100 übrig. Haupterwerbsbetriebe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de schon<br />

im Jahr 1991 sehr ger<strong>in</strong>g vertreten. Die Zahl dieser Betriebe ist jedoch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1991 bis 2007 von ca. 50 auf 20 gesunken.<br />

Ob e<strong>in</strong> Betrieb im Haupt- o<strong>der</strong> Nebenerwerb bewirtschaftet wird, ist abhängig von den<br />

E<strong>in</strong>kommensverhältnissen. Liegt das außerbetriebliche E<strong>in</strong>kommen unter 10 % des<br />

Gesamte<strong>in</strong>kommens wird <strong>der</strong> Betrieb als Haupterwerb geführt. Bei Betreiben die als<br />

Nebenerwerb geführt werden, liegt das außerbetriebliche E<strong>in</strong>kommen über 50 %. Die<br />

Nebenerwerbstätigkeiten s<strong>in</strong>d laut <strong>der</strong> Umfrage sehr unterschiedlich ausgefallen und haben<br />

<strong>in</strong> den seltensten Fällen mit dem Bereich Landwirtschaft zu tun. Das Gleiche gilt für<br />

Haupterwerbstätigkeiten <strong>der</strong> nebenberuflichen Landwirte.<br />

5


Unter an<strong>der</strong>em ist die Erwerbsform abhängig von <strong>der</strong> Betriebsgröße. Landwirtschaftliche<br />

Betriebe mit e<strong>in</strong>er Größe von über 100 Hektar werden überwiegend im Haupterwerb und<br />

Betriebe mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Fläche im Nebenerwerb betrieben. Diese Aussage kann<br />

aufgrund <strong>der</strong> Befragung aufgestellt werden. Aus dem Regionalen Entwicklungskonzept des<br />

Marburger Landes konnten die Entwicklungen <strong>der</strong> Betriebsgrößen entnommen werden:<br />

Abbildung 4: Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Betriebsgrößenstruktur von 1991 bis 2007 (K<strong>in</strong>d und<br />

Rausch, 2007).<br />

In Abbildung 4 erkennt man die Entwicklung <strong>der</strong> Betriebsgrößen von den Jahren 1991, 1999<br />

sowie 2007. Die Betriebe über 100 Hektar haben über die beobachteten Jahre um 10 %<br />

zugenommen. Betriebe mit Flächen von 50 bis 100 Hektar haben sich über die 16 Jahre<br />

nicht verän<strong>der</strong>t und s<strong>in</strong>d kont<strong>in</strong>uierlich gleich geblieben. Jedoch haben sich die<br />

Betriebsgrößen zwischen 25 und 50 Hektar stark verän<strong>der</strong>t. Von 1991 zu 1999 haben diese<br />

Betreibe e<strong>in</strong>e Zunahme erfahren, woh<strong>in</strong>gegen sie von 1999 zu 2007 wie<strong>der</strong> stark<br />

abgenommen haben, selbst im Vergleich zu 1991. E<strong>in</strong>e ganz ähnliche Entwicklung haben<br />

die Betriebe mit Größen von 5 bis 20 Hektar durchgemacht. Zunächst ist die Anzahl an<br />

Betrieben im Jahr 1999 angestiegen um anschließend bis zum Jahr 2007 wie<strong>der</strong><br />

zurückzugehen. Die kle<strong>in</strong>sten Betriebe mit Größen bis 5 Hektar haben von dem Jahr 1991<br />

bis 1999 e<strong>in</strong>e stark rückläufige Entwicklung durchlebt. Die Anzahl an Betrieben ist jedoch bis<br />

zum Jahr 2007 wie<strong>der</strong> angestiegen und liegt fast auf dem Niveau wie 1991.<br />

Diese allgeme<strong>in</strong>en Feststellungen sollten durch die Befragung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de bestätigt<br />

werden. Aufgrund dessen wurden Parameter wie die Betriebsgröße, die Bezüge und<br />

6


Zuschüsse sowie Anzahl an Ackerfläche abgefragt, um festzustellen <strong>in</strong>wieweit sich diese<br />

Parameter im Vergleich zu den Vorjahren verän<strong>der</strong>t haben.<br />

Die Kenngrößen Betriebsgröße, Bezüge und Zuschüsse sowie die Zahl an Ackerflächen<br />

haben bei den Befragten zugenommen. Bei <strong>der</strong> Anzahl an Vieh konnte ke<strong>in</strong> genereller Trend<br />

entdeckt werden. Die Parameter Spezialisierung und Grünlandflächen haben bei den<br />

meisten Befragten eher zugenommen. Die Anzahl an familienfremden Arbeitskräften ist bei<br />

allen Befragten stark zurückgegangen.<br />

Damit kann die erste Fragestellung positiv beantwortet werden. Der allgeme<strong>in</strong>e<br />

Strukturwandel ist <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> auch zu erfassen.<br />

Beim Vergleich <strong>der</strong> Anbaukulturen <strong>der</strong> befragten Landwirte im Jahr 2010 mit denen des<br />

Landes Hessen für das Jahr 2007 fällt auf, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> nur 67 % <strong>der</strong><br />

Flächen mit Getreide bestellt waren, während <strong>der</strong> entsprechende Wert für das Land bei 80 %<br />

lag (Hessisches Statistisches Landesamt, 2011a). Dafür lag <strong>der</strong> Anteil an Futterpflanzen mit<br />

26 % und an Energiepflanzen mit 6 % deutlich höher (siehe Abbildung 5). In Hessen<br />

beanspruchten die Futterpflanzen lediglich 17 %, die Energiepflanzen sogar nur etwa 1 %<br />

<strong>der</strong> Flächen.<br />

Abbildung 5: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Anbaukulturen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und Hessen (Statistisches<br />

Bundesamt, 2011a)<br />

Mit 47 % zeigte <strong>der</strong> Anteil an R<strong>in</strong><strong>der</strong>n für das Jahr 2010 bei den befragten Landwirten <strong>in</strong><br />

<strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong>en um mehr als 20 % höheren Wert auf als <strong>in</strong> Hessen für das gleiche Jahr (siehe<br />

Abbildung 6). Das liegt vermutlich daran, dass unsere stichprobenartige Befragung<br />

zufälligerweise bei Landwirten mit ausgesprochen großen R<strong>in</strong><strong>der</strong>beständen durchgeführt<br />

worden ist. Es erklärt somit aber auch den höheren Anteil an Futterpflanzen (siehe Abbildung<br />

7


5 „Anbaukulturen“), da sie als Futter für die R<strong>in</strong><strong>der</strong> dienen. Im Gegensatz dazu war <strong>der</strong><br />

Schwe<strong>in</strong>ebestand <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> mit lediglich 38 % deutlich ger<strong>in</strong>ger als dies mit 57 % im<br />

gesamten Land <strong>der</strong> Fall war. Die (Milch-)Kühe erlangten immerh<strong>in</strong> noch 14 % des<br />

Tierbestandes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de. Der Anteil an Pferden war mit 1 % sowohl für <strong>Weimar</strong>, als<br />

auch mit 3 % für das Land Hessen (für das Jahr 2007), nicht so bedeutend.<br />

Abbildung 6: Gegenüberstellung <strong>der</strong> Tierbestände <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und Hessen (Statistisches<br />

Bundesamt, 2011b)<br />

E<strong>in</strong> weiterer Punkt des speziellen Fragebogens sollte herausf<strong>in</strong>den, wie die Landwirte <strong>in</strong> den<br />

Besitz ihres Hofes gelangt s<strong>in</strong>d. Dabei waren auch Mehrfachnennungen möglich. Über 85 %<br />

<strong>der</strong> Befragten gaben an, den Hof, o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Teil davon, geerbt zu haben (siehe<br />

Abbildung 7). Immerh<strong>in</strong> 43 % haben m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Betriebsfläche gepachtet,<br />

knapp 29 % gekauft. E<strong>in</strong>e Überschreibung kam allerd<strong>in</strong>gs nur bei 14 % <strong>der</strong> Landwirte vor.<br />

Abbildung 7: Hofübernahme durch die Landwirte<br />

8


3.2. Wahrnehmung <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

Der nächste Punkt, <strong>der</strong> diesmal auch mithilfe <strong>der</strong> Bürgerbefragung geklärt werden sollte, war<br />

die Wahrnehmung <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

Die Frage nach dem Empf<strong>in</strong>den verschiedener landwirtschaftlicher Aspekte aus Sicht <strong>der</strong><br />

Bevölkerung ergab durchweg positive Resultate (siehe Abbildung 8). Dabei erlangten sowohl<br />

die Landwirtschaft als Erholungsraum, als auch das durch landwirtschaftliche Elemente, wie<br />

zum Beispiel Ackerrandstreifen, Hecken, Viehweiden und Fel<strong>der</strong>, geprägte Landschaftsbild<br />

die besten Beurteilungen. Hierfür ergaben sich mittlere Werten von 1,95 und 1,79, wobei „1“<br />

für „sehr positiv“ und „5“ für „sehr negativ“ stand. Doch auch <strong>der</strong> Geruch, <strong>der</strong> Lärm und die<br />

Verschmutzung durch die Landwirtschaft erhielten mit Werten von etwa 2,4 bis 2,7<br />

unerwartet gute Noten.<br />

Abbildung 8: Wahrnehmung <strong>der</strong> Landwirtschaft aus Sicht <strong>der</strong> Bürger<br />

In den Gesprächen mit den Landwirten tauchte allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e gewisse Diskrepanz bezüglich<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Wahrnehmung auf. Aus ihrer Sicht existiert nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

Wertschätzung <strong>der</strong> Landwirtschaft von Seiten <strong>der</strong> Bevölkerung und beson<strong>der</strong>s häufig werden<br />

die Eigentumsverhältnisse missachte: Die Bürger laufen oftmals quer über die Ackerflächen<br />

und bee<strong>in</strong>trächtigen damit den Ernteertrag, parken Feldwege zu und beseitigen die<br />

H<strong>in</strong>terlassenschaften ihrer Hunde nicht.<br />

Da <strong>der</strong> Geruch dennoch die schlechteste Beurteilung erhielt, zeigt die nachfolgende<br />

Abbildung 9 die Bewertung nochmals <strong>in</strong> Abhängigkeit von den verschiedenen Ortsteilen.<br />

Unsere Vermutung, dass stark landwirtschaftlich geprägte Ortsteile e<strong>in</strong>e schlechtere<br />

Wertung erlangten, konnte nicht bestätigt werden. Die Menschen dort s<strong>in</strong>d vermutlich an den<br />

Geruch gewöhnt und mögen ihn zum Teil sogar gerne.<br />

9


Abbildung 9: Wahrnehmung des Geruchs <strong>in</strong> den verschiedenen Ortsteilen<br />

3.3. Zukunftsperspektiven <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

Zunächst sollen die Zukunftsperspektiven <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe anhand <strong>der</strong><br />

erwarteten Hofnachfolge aufgezeigt werden. Wie <strong>in</strong> Abbildung 10 ersichtlich, wird bei 43 %<br />

<strong>der</strong> Befragten <strong>der</strong> Betrieb an K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong> weitergegeben, während bei<br />

ebenso vielen Landwirten die Hofnachfolge noch nicht endgültig geklärt ist. Da es sich dabei<br />

auch um bereits ältere Personen handelte, könnte dies e<strong>in</strong> Indiz für e<strong>in</strong>e zukünftige<br />

Verschärfung des Agrarstrukturwandels se<strong>in</strong>.<br />

Abbildung 10: Hofnachfolge<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit für die Landwirte weitere E<strong>in</strong>kommensmöglichkeiten zu schaffen und<br />

gleichzeitig auch ihr Image aufzubessern, wäre das Angebot verschiedenartiger<br />

10


Veranstaltungen für die E<strong>in</strong>wohner <strong>Weimar</strong>s und die Touristen <strong>der</strong> Region. Das könnte die<br />

noch vorhandenen bäuerlichen Betriebe stärken und zum Erhalt o<strong>der</strong> sogar zur Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen <strong>in</strong> diesem Sektor beitragen. Daher wurde sowohl die Bevölkerung befragt,<br />

ob sie an bestimmten Veranstaltungen e<strong>in</strong>es ortsansässigen Landwirtes teilnehmen würde,<br />

als auch die Landwirte, ob sie diese anbieten könnten und würden.<br />

Bei den Bürgern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zeigt sich das größte Interesse an Hof-, Schlachto<strong>der</strong><br />

Erntedankfesten. Über 65 % <strong>der</strong> Befragten würden diese besuchen (siehe Abbildung<br />

11), während e<strong>in</strong> Tag <strong>der</strong> offenen Tür von etwa 47 %, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erlebnistag von über 42 %<br />

genutzt werden würden. Die Räumlichkeiten als Veranstaltungsort für private Feierlichkeiten<br />

zu nutzen, käme immerh<strong>in</strong> noch für knapp 35 % <strong>der</strong> Befragten <strong>in</strong>frage. Die größte Ablehnung<br />

gibt es zwar beim Urlaub auf dem Bauernhof, aber e<strong>in</strong> Wert von 13 % entspricht durchaus<br />

<strong>der</strong> Marktnische für dieses Segment, zumal dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Touristen angesprochen<br />

werden sollen.<br />

Abbildung 11: Nutzung des Veranstaltungsangebots durch die Bürger<br />

E<strong>in</strong> zum Teil recht ähnliches Bild zeigt auch die Befragung <strong>der</strong> Landwirte <strong>in</strong> Abbildung 12.<br />

Bei ihnen gibt es mit e<strong>in</strong>er Zustimmung von knapp 43% die größten Potenziale bei <strong>der</strong><br />

Veranstaltung von Hof-, Schlacht- und Erntedankfesten, wobei diese auch schon von<br />

e<strong>in</strong>zelnen Landwirten durchgeführt werden. Weiterh<strong>in</strong> könnten sich fast 30 % <strong>der</strong> Befragten<br />

vorstellen e<strong>in</strong>en Tag <strong>der</strong> offenen Tür zu veranstalten. E<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>erlebnistag o<strong>der</strong> gar<br />

Urlaub auf dem Bauernhof anzubieten, kommt nur für wenige Landwirte <strong>in</strong> Betracht, dabei<br />

11


ietet sich gerade hier aufgrund e<strong>in</strong>iger Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur e<strong>in</strong><br />

deutliches Entwicklungspotential an: Das weitgehende Fehlen von e<strong>in</strong>fachen Versorgungsund<br />

Beherbergungsmöglichkeiten <strong>in</strong> weiten Teilen <strong>der</strong> Region, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für Radfahrer,<br />

Wan<strong>der</strong>er, Pilger und Touristen, bietet den landwirtschaftlichen Betrieben an den<br />

ausgewiesenen Routen und touristischen Highlights die Möglichkeit, ihren Standort s<strong>in</strong>nvoll<br />

zu nutzen und schon mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln und wenig Aufwand e<strong>in</strong> Angebot für diese<br />

Zielgruppen zu schaffen (K<strong>in</strong>d und Rausch, 2007).<br />

Mögliche Übernachtungs- und Verpflegungsangebote könnten zum Beispiel <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Heuhotels, e<strong>in</strong>es Backhaus- o<strong>der</strong> Reiterhof-Cafés, e<strong>in</strong>er Backhaus-Ferienwohnung, e<strong>in</strong>er<br />

Bed & Breakfast-Scheune o<strong>der</strong> sogar als Camp<strong>in</strong>g auf dem Bauernhof entstehen. Weitere<br />

Projekte könnten auch die Errichtung attraktiver Erlebnis-, Freizeit- und Erholungsangebote<br />

für Schulklassen, Senioren, Landfrauen, aber auch für Familien und K<strong>in</strong><strong>der</strong> betreffen. Für<br />

Letztere könnte man beispielsweise e<strong>in</strong>e Spielscheune, e<strong>in</strong>en Erlebnis-Bauernhof, e<strong>in</strong>en<br />

Bauernhof-Zoo, e<strong>in</strong> Mitmach-Backhaus, e<strong>in</strong> Bauernhofmuseum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Märchen-Park<br />

gestalten (K<strong>in</strong>d und Rausch, 2007).<br />

Abbildung 12: Möglichkeiten zum Angebot <strong>der</strong> Veranstaltungen durch die Landwirte<br />

12


3.4. Umwelt<br />

Der Großteil <strong>der</strong> Region „Marburger Land“, darunter auch Flächen <strong>in</strong> und um Nie<strong>der</strong>weimar<br />

und Nie<strong>der</strong>walgern, wurde schon früher landwirtschaftlich genutzt und stehen heute noch<br />

vorrangig für e<strong>in</strong>e ackerbauliche Nutzung zur Verfügung. Mit dieser Nutzung geht e<strong>in</strong>e<br />

entsprechend <strong>in</strong>tensive Bodenbewirtschaftung e<strong>in</strong>her. Mit dem E<strong>in</strong>satz immer größer und<br />

schwerer werdenden Masch<strong>in</strong>en und dem E<strong>in</strong>satz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln<br />

werden die natürlichen Bodeneigenschaften samt Lebewesen stark bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> „guten fachlichen Praxis“ zusammen mit vermehrt ökologischem<br />

Landbau können die Belastungen für Boden und Wasser deutlich reduziert beziehungsweise<br />

gänzlich vermieden werden, sodass auch zukünftig e<strong>in</strong>e nachhaltige Bodenbewirtschaftung<br />

und dadurch e<strong>in</strong>e Schonung <strong>der</strong> Ressourcen für die nächsten Generationen erreicht und<br />

gesichert werden kann (K<strong>in</strong>d und Rausch, 2007).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Befragung wurde ebenfalls <strong>der</strong> Umweltaspekt beleuchtet. Um die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Landwirtschaft auf die Umwelt zu erfassen wurde hier <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

auf die Bodenerosion gelegt.<br />

Unter Bodenerosion versteht man die Verlagerung von Bodenmaterial an <strong>der</strong><br />

Bodenoberfläche durch Wasser o<strong>der</strong> W<strong>in</strong>d (Landesamt für Umwelt, Naturschutz und<br />

Geologie Mecklenburg-Vorpommern 2002).<br />

Durch die steigende Intensivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft kommt es immer häufiger zu<br />

Erosionsersche<strong>in</strong>ungen. Ursachen hierfür s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die Vergrößerung e<strong>in</strong>heitlich<br />

bewirtschafteter Flächen ohne wasser- und w<strong>in</strong>dbremsende Saumstrukturen und<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse und zum an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e enorme Zunahme des Anbaus von erosionsanfälligen<br />

Reihenkulturen wie Mais und Abnahme von mehrjährigem Ackerfutterbau. Aber auch <strong>der</strong><br />

zunehmende Bewirtschaftungsaufwand durch die <strong>in</strong>tensivere Pflanzenproduktion mit<br />

erhöhter mechanischer Bodenbelastung und dadurch Reduzierung <strong>der</strong> Wasser<strong>in</strong>filtration<br />

s<strong>in</strong>d als problematisch anzusehen. E<strong>in</strong>e weitere Folge, bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong><br />

Tiefe wenden<strong>der</strong> Bodenbearbeitung, ist die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Tragfähigkeit des Bodens und die<br />

erhöhte Struktur<strong>in</strong>stabilität <strong>in</strong> den Zeiten ohne Bodenbedeckung. E<strong>in</strong>e tiefgreifende<br />

Entwässerung großer Ackerflächen als Grundlage für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Bearbeitbarkeit trägt<br />

weiterh<strong>in</strong> zur Bodenerosion bei und führt unter an<strong>der</strong>em auch zu e<strong>in</strong>er überschnellen<br />

Austrocknung <strong>der</strong> Bodenoberfläche (Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie<br />

Mecklenburg-Vorpommern, 2002).<br />

Die Schäden <strong>in</strong>folge von Bodenerosion können an den Pflanzen, auf den betroffen Flächen<br />

und für die gesamte Umwelt entstehen. Dazu gehören Sedimentausträge aus den<br />

Ackerflächen, die zur Verschlammung von Gewässern, Verschmutzung von Gräben und<br />

Wegen und zum E<strong>in</strong>trag von Nähr- und Schadstoffen wie Phosphor, Stickstoff und<br />

13


Pestiziden <strong>in</strong> die Vorfluter, <strong>in</strong> benachbarte Wäl<strong>der</strong>, Seen, Biotope und sensible Areale<br />

führen. Störungen im Stoffhaushalt beziehungsweise Eutrophierung <strong>der</strong> Gewässer s<strong>in</strong>d die<br />

Folgen (Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern,<br />

2002).<br />

Um diesen möglichen Folgen entgegenzuwirken, gibt es e<strong>in</strong>e große Anzahl an<br />

Schutzmaßnahmen. Diese werden laut dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und<br />

Geologie Mecklenburg-Vorpommern (2002) <strong>in</strong> die folgenden vier Bereiche unterteilt:<br />

1) Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur zur Verkürzung <strong>der</strong> Transportwege sowie <strong>der</strong><br />

Fließstrecken. Dazu zählen Flurgestaltung mit Optimierung <strong>der</strong> Fahrstrecken, Erschließung<br />

quer zur Fließ- o<strong>der</strong> Hauptw<strong>in</strong>drichtung, W<strong>in</strong>dh<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse anpflanzen, Gewässerrandstreifen,<br />

Feldra<strong>in</strong>e und Filterstreifen an Gewässern und gefährdeten Biotopen anlegen.<br />

2) Verbesserung <strong>der</strong> Anbaugestaltung <strong>in</strong> erosionsgefährdeten Betrieben zur Erhöhung <strong>der</strong><br />

Bodenbedeckung. Darunter fallen Fruchtfolgegestaltung, Zwischenfruchtanbau, Untersaaten<br />

und Streifenanbau.<br />

3) Konservierende Bewirtschaftung gefährdeter Ackerflächen, wie beispielsweise die<br />

Mulchsaat mit Saatbettbereitung und Reduzierung o<strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> wendenden<br />

Bodenbearbeitung, Direktsaat und höhenl<strong>in</strong>ienparallele Bearbeitung.<br />

4) Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Schadverdichtungen und Fahrspuren durch Zusammenlegung von<br />

Arbeitsgängen, zeitweilige Verkürzung e<strong>in</strong>heitlich bewirtschafteter Hanglängen, Verän<strong>der</strong>ung<br />

von Fahrzeugparametern, wie zum Beispiel Reduzierung des Reifen<strong>in</strong>nendrucks und <strong>der</strong><br />

Radlast, sowie Vergrößerung <strong>der</strong> Aufstandsflächen.<br />

Die Umfrage bei den Landwirten ergab, dass <strong>der</strong> Großteil (> 50 %) noch ke<strong>in</strong>en Bodenabtrag<br />

auf den eigenen Flächen beobachtet hat (siehe Abbildung 13). Dagegen haben bereits<br />

knapp 30 % <strong>der</strong> Befragten zugegeben, bereits Erosionsersche<strong>in</strong>ungen auf ihren Flächen<br />

wahrgenommen zu haben. Bei diesem Ergebnis ist jedoch zu bemerken, dass es durchaus<br />

schwierig zu beurteilen beziehungsweise zu def<strong>in</strong>ieren ist, ab wann von e<strong>in</strong>em<br />

wahrnehmbaren Bodenabtrag zu sprechen ist. Daher ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, dass Erosion<br />

häufig auf landwirtschaftlichen Flächen auftritt, aber vielleicht nicht direkt von den Landwirten<br />

als solches festgestellt wird. Um e<strong>in</strong>e bessere Aussage zu treffen, hätte die Fragestellung<br />

an<strong>der</strong>s formuliert werden müssen, was aufgrund <strong>der</strong> Sensibilität dieser Thematik hier nicht<br />

möglich war.<br />

14


Abbildung 13: Erosionsersche<strong>in</strong>ungen<br />

Desweiteren wurde erörtert, ob <strong>der</strong> landwirtschaftliche Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

Auswirkungen auf den dortigen Boden haben könnte, denn werden Flächen häufig mit<br />

schweren Masch<strong>in</strong>en befahren, kann dies zu e<strong>in</strong>er stärkeren Belastung des Bodens führen.<br />

Daher sollten die Landwirte angeben mit welchen Masch<strong>in</strong>en sie wie oft ihr Land befahren.<br />

Es hat sich ehrausgestellt, dass sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von landwirtschaftlichen Geräten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „gewöhnlichen“ Rahmen bewegt.<br />

Nichtsdestotrotz können Schadverdichtungen und Fahrspuren künftig weiter verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

werden, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>ige Fahrzeugparameter verän<strong>der</strong>n (wie <strong>in</strong> den Schutzmaßnahmen<br />

beschrieben) und auch Kombigeräte genutzt werden können. Dah<strong>in</strong>gegen gab es bei allen<br />

Befragten e<strong>in</strong>e grundsätzliche Befürwortung. Über 40 % würden auf jeden Fall solche<br />

Kombigeräte nutzen und ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Befragten würden diesen Vorschlag gänzlich ablehnen.<br />

Mehr als 50 % haben mit „Kommt drauf an“ geantwortet, könnten sich die Nutzung generell<br />

jedoch vorstellen. Hierbei könnte man vorschlagen e<strong>in</strong>en „Masch<strong>in</strong>enr<strong>in</strong>g“ zu organisieren,<br />

um Anschaffungskosten zu teilen und e<strong>in</strong> „Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>“ zwischen den Landwirten zu<br />

unterstützen.<br />

Zu den weiteren Lösungsansätzen zählen zum e<strong>in</strong>en die konservierende Bewirtschaftung,<br />

beispielsweise durch Mulchsaat (E<strong>in</strong>saat <strong>in</strong> die Pflanzenreste auf <strong>der</strong> Bodenoberfläche) und<br />

zum an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e verbesserte Anbaugestaltung zur Erhöhung <strong>der</strong> Bodenbedeckung, durch<br />

Zwischenfruchtanbau o<strong>der</strong> Streifenanbau, o<strong>der</strong> die Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur zur<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Transportwege, durch Optimierung <strong>der</strong> Fahrstrecken, sowie <strong>der</strong><br />

Fließstrecken durch das Errichten von Hecken o<strong>der</strong> Ackerrandstreifen, wie <strong>in</strong> den<br />

allgeme<strong>in</strong>en Schutzmaßnahmen enthalten.<br />

15


Aufgrund des relativ hohen Anteils an sichtbar wahrgenommenen Erosionsereignissen und<br />

<strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Erosionsverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung sollte die Befragung ebenfalls aufzeigen, ob bereits<br />

Maßnahmen gegen Bodenabtrag ergriffen werden. Daher wurde ermittelt, wie viele<br />

Landwirte Schon- und Randstreifen besitzen. Diese existieren bei drei von sieben<br />

Befragten und bieten damit noch e<strong>in</strong> ausbaufähiges Potential. Allerd<strong>in</strong>gs kann nicht mit<br />

Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass alle Befragten e<strong>in</strong>e fachgemäße<br />

Vorstellung von solchen Ackerrandstreifen hatten und dadurch das Befragungsergebnis<br />

verzerrt wurde.<br />

Als e<strong>in</strong>en weiteren Problempunkt ist die Gewässerbelastung durch Dünge- und<br />

Pflanzenschutzmittel zu nennen. Diese können durch erodiertes Bodenmaterial <strong>in</strong> Bäche und<br />

Flüsse gelangen o<strong>der</strong> durch Versickerung <strong>in</strong> das Grundwasser. Damit stellen sie e<strong>in</strong>e Gefahr<br />

für Mensch und Umwelt dar. Um das Vertrauen <strong>der</strong> Landwirte nicht zu missachten, wurde die<br />

Erfassung <strong>der</strong> Dünge- und Pflanzenschutzmittelmenge aufgrund <strong>der</strong> Sensibilität des<br />

Sachverhaltes <strong>in</strong> <strong>der</strong> speziellen Befragung nicht berücksichtigt. Dies traf ebenfalls auf den<br />

Umweltaspekt „Ausgleichsmaßnahmen“ zu, wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de beim Ausbau <strong>der</strong> B3A<br />

<strong>der</strong> Fall war. Hierbei wurden Schwierigkeiten <strong>in</strong> punkto Nutzungskonflikte gesehen, die durch<br />

die Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen entstehen. Daher wurde dieser<br />

Gesichtspunkt ebenfalls nicht näher betrachtet, um die Aussagekraft <strong>der</strong> Ergebnisse nicht zu<br />

verfälschen.<br />

4. Fazit und Handlungsempfehlung<br />

Es konnte festgestellt werden, dass sich <strong>der</strong> generelle Agrarstrukturwandel auch <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) zeigt, da es deutlich weniger, dafür aber umso größere Betriebe gibt. Dieses Problem<br />

wird sich auch <strong>in</strong> Zukunft verschärfen, da die Hofnachfolge <strong>in</strong> vielen Betrieben oft noch nicht<br />

geklärt ist.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus engagiert sich die Mehrheit <strong>der</strong> befragten Landwirte unentgeltlich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Landschaftspflege. Bei e<strong>in</strong>er Übernahme durch nicht ortsansässige Landwirte könnte dies<br />

wegfallen, was zu vermehrten Kosten durch e<strong>in</strong>e Beauftragung e<strong>in</strong>es externen<br />

Landschaftspflegedienstes für die Geme<strong>in</strong>de führen würde. Daher ist es wichtig Anreize zu<br />

schaffen, um ortsansässige Landwirte zu halten beziehungsweise zu unterstützen und um<br />

Jungbauern e<strong>in</strong>e Perspektive zu bieten.<br />

Als weiteres Konfliktpotenzial stellte sich die unterschiedliche Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft heraus. Während die Bevölkerung die Landwirte durchaus positiv betrachten,<br />

sehen die Landwirte selber ihre Eigentumsverhältnisse missachtet und beklagen e<strong>in</strong>e eher<br />

ger<strong>in</strong>ge Wertschätzung ihrer Arbeit.<br />

16


Das Angebot von Hoffesten, Tage <strong>der</strong> offenen Tür und K<strong>in</strong><strong>der</strong>erlebnistagen, möglicherweise<br />

auch <strong>in</strong> Kooperation mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, Schulen und Vere<strong>in</strong>en, wäre für die Landwirte<br />

durchaus lukrativ und könnte neben e<strong>in</strong>er Aufklärung <strong>der</strong> Bevölkerung und e<strong>in</strong>em<br />

Bildungsbeitrag auch zur Image-Verbesserung beitragen. Dazu kann die Werbung über das<br />

Internet, e<strong>in</strong>e eigene Homepage, den Veranstaltungskalen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> das Geme<strong>in</strong>deblatt<br />

erfolgen. Des Weiteren wäre hierbei ebenfalls e<strong>in</strong>e Kooperation mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, Schulen<br />

und Vere<strong>in</strong>en denkbar.<br />

Da auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen bereits Erosionsersche<strong>in</strong>ungen wahrgenommen<br />

wurden, s<strong>in</strong>d Bodenschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel die Reduzierung des<br />

Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satzes durch die Verwendung von Kombigeräten, nötig um bei gefährdeten<br />

Flächen das Risiko von Bodenerosion zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

17


5. Literaturverzeichnis<br />

K<strong>in</strong>d und Rausch (2007): Region Marburger Land. Regionales Entwicklungskonzept zur<br />

Bewerbung als LEADER-Region. Fulda.<br />

Knickel, K. (2001): Möglichkeiten zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter För<strong>der</strong>maßnahmen an <strong>der</strong><br />

Schnittstelle Landwirtschaft, Umwelt, Ländliche Entwicklung im Rahmen <strong>der</strong><br />

Verordnung (EG) Nr. 1257/99. Agrarwirtschaft 50, Heft 3.<br />

Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (2002):<br />

Beiträge zum Bodenschutz <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Bodenerosion.<br />

Norer, R. (2005): Lebendiges Agrarrecht, Entwicklungsl<strong>in</strong>ien und Perspektiven des Rechts<br />

im ländlichen Raum, Spr<strong>in</strong>ger Verlag, Wien.<br />

Statistisches Bundesamt (2003): Landwirtschaft <strong>in</strong> Zahlen 2003. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (2009): Landwirtschaft <strong>in</strong> Deutschland und <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

2009. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt (2011a): GENESIS-Onl<strong>in</strong>e Datenbank. Anbaufläche (Feldfrüchte<br />

und Grünland): Deutschland, Jahre,<br />

Fruchtarten. https://wwwgenesis.destatis.de/genesis/onl<strong>in</strong>e;jsessionid=310F4C5C6D349771CEAC6BAE9909F<br />

042.tomcat_GO_2_1?operation=abruftabelleBearbeiten&level<strong>in</strong>dex=2&levelid=131471<br />

3393080&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichni<br />

s=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&selectionname=41241-<br />

0001&auswahltext=&auspraegungen2=ausw%C3%A4hlen (Stand: 30.08.2011).<br />

Statistisches Bundesamt (2011b): GENESIS-Onl<strong>in</strong>e Datenbank. Gehaltene Tiere:<br />

Bundeslän<strong>der</strong>, Jahre, Tierarten. https://wwwgenesis.destatis.de/genesis/onl<strong>in</strong>e;jsessionid=A98D9CB979D17DA45A550D61B39093<br />

7D.tomcat_GO_2_1?operation=previous&level<strong>in</strong>dex=2&levelid=1314719722290&step<br />

=2 (Stand: 30.08.2011).<br />

Statistisches Bundesamt (2011c): GENESIS-Onl<strong>in</strong>e Datenbank. Landwirtschaftliche<br />

Betriebe, Landwirtschaftlich genutzte Fläche: Deutschland, Jahre: https://wwwgenesis.destatis.de/genesis/onl<strong>in</strong>e;jsessionid=AE2A4E3B1F47775D78455560B6ECE7<br />

D0.tomcat_GO_1_2?operation=ergebnistabelleDiagramm&option=diagramm&level<strong>in</strong>de<br />

x=2&levelid=1314203615561&downloadname=41100-0001 (Stand: 24.08.2011).<br />

Venz<strong>in</strong>, M. (2009): Der Strategieprozess: http://www.onpulson.de/themen/62/dieunterschiedlichen-arten-<strong>der</strong>-diversifikation/<br />

(Stand: 24.08.2011).<br />

18


Landwirtschaft: Vermarktung und Absatz regionaler<br />

Produkte<br />

Andrea Maria Klockner<br />

Sara Schmidt<br />

Nicola Jerie<br />

10


Justus- Liebig Universität Gießen<br />

Fachbereich 09 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

SS 2011<br />

Projektmodul 48<br />

Praktische Regional- und Umweltplanung<br />

Leitung:<br />

Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Vermarktung und Absatz regionaler<br />

Lebensmittel<br />

In <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Hausarbeit<br />

vorgelegt von:<br />

Sara Schmidt Andrea Klockner Nicola Jerie<br />

1006480 1012475<br />

Umwelt- und Ressourcenmanagement (M. Sc.)<br />

2000980<br />

Abgabedatum: 31. August 2011


Inhalt<br />

1 E<strong>in</strong>leitung .................................................................................................................................. 1<br />

2 Problem..................................................................................................................................... 1<br />

3 Methodik.................................................................................................................................... 1<br />

3.1 Interview ............................................................................................................................. 3<br />

3.2 Fragebogen ........................................................................................................................ 3<br />

4 Ergebnisse ................................................................................................................................3<br />

4.1 Gründe gegen den Konsum regionaler Lebensmittel ......................................................... 5<br />

Mobilität..................................................................................................................................... 5<br />

Lebensmittelpreise.................................................................................................................... 7<br />

Ger<strong>in</strong>ge Auswahl an Produkten ................................................................................................ 7<br />

Unsicherheit über Qualität......................................................................................................... 8<br />

4.2 Gründe für den Konsum regionaler Lebensmittel............................................................... 8<br />

Support <strong>der</strong> regionalen Wirtschaft............................................................................................. 8<br />

Abwechslung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fruchtfolge................................................................................................ 9<br />

Vertrauen <strong>in</strong> die Landwirte ........................................................................................................ 9<br />

5 Interpretation und Diskussion.................................................................................................. 10<br />

6 Handlungsmöglichkeiten ......................................................................................................... 11<br />

7 Zusammenfassung und Fazit.................................................................................................. 14<br />

Literaturverzeichnis......................................................................................................................... 15<br />

II


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Neben dem Verkauf von Lebensmitteln <strong>in</strong> Supermärkten besteht die Möglichkeit <strong>der</strong> Direktvermarktung,<br />

wie zum Beispiel <strong>in</strong> Hofläden, Märkten und dem Ab-Hof-Verkauf. Die ersten Erzeugnisse<br />

aus Bioproduktionen mussten aufgrund fehlen<strong>der</strong> Handelspartner eigens an den Konsumenten<br />

gebracht werden (GEBHARD- RHEINWALD 2005, S. 7). Der Wunsch nach ökologisch erzeugten Produkten<br />

auf Seite <strong>der</strong> Käufer forcierte, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> an <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong>, den Aufbau <strong>der</strong><br />

ersten Hofläden. Mittlerweile werden Bio-Produkte auch <strong>in</strong> Supermärkten und Discountern angeboten,<br />

wodurch die Hofläden heute e<strong>in</strong>er großen Konkurrenz gegenüber stehen. Da zudem <strong>in</strong> großflächigen<br />

Selbstbedienungswarenhäusern die Produktpalette über Lebensmittel h<strong>in</strong>ausgeht und<br />

die Waren aufgrund großer Abnahmemengen entsprechend günstig angeboten werden können,<br />

f<strong>in</strong>den Hofläden und Bauernmärkte immer weniger Zuspruch.<br />

Der Handel mit regionalen Lebensmitteln ist für e<strong>in</strong>e Region wichtig, da zum e<strong>in</strong>en das Image und<br />

die lokale Wirtschaft gestärkt werden, und zum an<strong>der</strong>en aufgrund ger<strong>in</strong>gerer Transportwege Ressourcen<br />

geschont und somit die Umwelt weniger belastet wird. Dies trägt zudem zum Klimaschutz<br />

bei, dessen Notwendigkeit immer mehr <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund rückt.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> Arbeit sollen die Argumente für und wi<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kaufs im Hofladen o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>em<br />

Bauernmarkte ermittelt und erläutert werden. Nach e<strong>in</strong>em Problemabriss wird die Methodik<br />

<strong>der</strong> Datenerhebung näher erklärt. Im vierten Glie<strong>der</strong>ungspunkt werden dann die Ergebnisse des<br />

Interviews und <strong>der</strong> Umfrage aufgezeigt und geglie<strong>der</strong>t. Im Anschluss folgt die Interpretation und<br />

Diskussion <strong>der</strong> dargelegten Resultate, die von den Handlungsmöglichkeiten und e<strong>in</strong>em Fazit abgerundet<br />

werden.<br />

2 Problemabriss<br />

Unklar ist bislang, warum <strong>der</strong> jährliche Bauernmarkt nur ger<strong>in</strong>gen Zuspruch f<strong>in</strong>det und e<strong>in</strong>ige Hofläden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit schließen mussten. Es gilt nun zu untersuchen, ob die <strong>Weimar</strong>er Bürger<br />

pr<strong>in</strong>zipiell Interesse an regionalen Lebensmitteln haben o<strong>der</strong> ob ihr Interesse aufgrund von<br />

nicht befriedigenden Erfahrungen verloren gegangen ist. E<strong>in</strong> weiterer Aspekt dieser Untersuchung<br />

ist die unterschiedliche Preisgestaltung <strong>in</strong> Hofläden und Supermärkten. Zudem soll im Laufe <strong>der</strong><br />

Studie ermittelt werden, ob es weitere Gründe gibt, die gegen den Besuch e<strong>in</strong>es Hofladens seitens<br />

<strong>der</strong> Bürger sprechen und woher diese Gegenargumente rühren.<br />

3 Methodik<br />

Für die Analyse von Fragestellungen bedarf es e<strong>in</strong>er Vielzahl von Informationen, bei denen zwischen<br />

Primär- und Sekundärdaten unterschieden werden kann. Aufgrund unzureichen<strong>der</strong> Sekun-<br />

1


därquellen werden <strong>in</strong> dieser Untersuchung Primärdaten erhoben. Die Charakteristika <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Vorgehensweisen zum Erhalt von Informationen werden im Folgenden erläutert.<br />

Um e<strong>in</strong> gutes und repräsentatives Ergebnis zu erhalten, ist es s<strong>in</strong>nvoll verschiedene Untersuchungsmethoden<br />

anzuwenden. Dabei kann zwischen qualitativen und quantitativen Verfahren differenziert<br />

werden.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> qualitativen Forschung liegt dar<strong>in</strong>, Strukturen und Zusammenhänge aufzudecken und<br />

den E<strong>in</strong>zelfall <strong>in</strong> diese e<strong>in</strong>zufügen. Dabei ist die Fragestellung zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Arbeit noch sehr ungenau,<br />

die im Laufe <strong>der</strong> Forschung jedoch konkretisiert wird (KROMREY 2005, S. 5). Zur benötigten<br />

Informationsgew<strong>in</strong>nung zählen Befragungs-, Beobachtungs- und non-reaktive Verfahren. Dabei<br />

kann bei den Befragungsmethoden zwischen dem Leitfaden<strong>in</strong>terview, dem narrativen und dem<br />

fokussierten Interview unterschieden werden (DIEKMANN 2006, S. 375). Für e<strong>in</strong> bestmöglichstes<br />

Ergebnis <strong>in</strong>nerhalb dieser Forschungsarbeit wurde die Form des Leitfaden<strong>in</strong>terviews ausgewählt.<br />

Diese Methode ist gekennzeichnet durch offen formulierte Fragen, die <strong>der</strong> Interviewpartner frei<br />

beantworten kann. Um bei <strong>der</strong> Befragung ke<strong>in</strong>e wichtigen Aspekte <strong>der</strong> Forschung zu vernachlässigen<br />

und e<strong>in</strong>e grobe Orientierung zu behalten, bedient man sich dem Leitfaden. Dadurch werden<br />

die Daten bei <strong>der</strong> Auswertung vergleichbar und die Ansammlung von wenig <strong>in</strong>formativen Daten<br />

wird verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t (MAYER 2009, S. 37f). Dieses Verfahren charakterisiert sich durch e<strong>in</strong>ige Vorteile.<br />

Zum e<strong>in</strong>en ermöglicht es dem Interviewer flexibel zu reagieren und zum an<strong>der</strong>en kann <strong>der</strong> Gehalt<br />

an Informationen tiefgründiger se<strong>in</strong>. An<strong>der</strong>s als bei quantitativen Methoden ist das Abstraktionsniveau<br />

ger<strong>in</strong>ger. Jedoch zeigen sich bei diesem Verfahren auch Nachteile, wie <strong>der</strong> höhere Kosten-,<br />

Zeit- und Organisationsaufwand im Gegensatz zu standardisierten Interviews. Die Qualität <strong>der</strong><br />

Informationen hängt stark von <strong>der</strong> Kompetenz des Interviewten ab (WESSEL 1996, S. 136).<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Leitfaden<strong>in</strong>terview mit <strong>der</strong> Besitzer<strong>in</strong> des Hofladens im Ortsteil Roth organisiert, das<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es Diktiergerätes aufgezeichnet werden konnte.<br />

S<strong>in</strong>d die Ergebnisse vergleichbar und präzise, ähneln also Messwerten, die ausgewertet werden<br />

können, so spricht man von quantitativer Forschung. Der Vorteil liegt also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vergleichbarkeit<br />

<strong>der</strong> Daten und e<strong>in</strong>er größeren Objektivität, als bei qualitativen Verfahren (KROMREY 2005, S. 2). In<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Forschungsgruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) wurde e<strong>in</strong> Fragebogen<br />

erstellt. Es können somit Gegebenheiten dargestellt, aber nicht <strong>der</strong>en Ursache ermittelt<br />

werden. Me<strong>in</strong>ungen können ebenfalls nicht anhand quantitativer Methoden analysiert werden. Um<br />

diese schwache Stelle zu beheben können Fragebögen mit offenen Fragen verwendet werden.<br />

Von dieser Möglichkeit wird <strong>in</strong> jener Forschungsarbeit nicht Gebrauch gemacht.<br />

2


3.1 Interview<br />

Um Informationen aus <strong>der</strong> Sicht des Produzenten zu erhalten, wurde e<strong>in</strong> Interview mit Familie Eidam,<br />

den Eigentümern des Hofladens <strong>in</strong> Roth, arrangiert. Dabei wurden folgende Punkte abgehandelt:<br />

Seit wann existiert <strong>der</strong> Laden? Welche regionalen Produkte werden verkauft? Werden nur<br />

selbst produzierte Waren o<strong>der</strong> auch Zugekaufte angeboten? Wie läuft das Geschäft? Wie viele<br />

Konsumenten können verzeichnet werden, und deutet sich e<strong>in</strong>e Altersstruktur an? Ist <strong>der</strong> Verkauf<br />

regionaler Lebensmittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen rentabel? Wie hoch ist <strong>der</strong> Zeitaufwand und <strong>in</strong>wiefern<br />

werden dadurch die Produkte teurer? Gab es bisher Beschwerden bezüglich <strong>der</strong> Qualität o<strong>der</strong> dem<br />

Preis? In welchen Medien werben sie für den Bauernladen? Zudem erhielten wir weitere wichtige<br />

Informationen über die Leitfragen h<strong>in</strong>aus, die im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>gebettet s<strong>in</strong>d.<br />

3.2 Fragebogen<br />

Zum Erhalt vergleichbarer Ergebnisse wurde zudem e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Fragebogen mit weiteren<br />

teilnehmenden Gruppen erstellt. Dabei wurden sowohl allgeme<strong>in</strong>e demographische Daten abgefragt,<br />

wie Alter und Wohnort, wie auch themenspezifische Auskünfte e<strong>in</strong>gebracht, <strong>in</strong> diesem Kontext<br />

über Hofläden und ansässige Landwirte <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> an <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong>. Mittels geschlossener<br />

Fragen wurde die Häufigkeit <strong>der</strong> Besuche e<strong>in</strong>es Hofladens o<strong>der</strong> Bauermarktes, die Gründe,<br />

die gegen den Besuch e<strong>in</strong>es Hofladens sprechen und das Vertrauen gegenüber den Landwirten<br />

ermittelt. Es wurde zudem die Me<strong>in</strong>ung bezüglich des Verkaufs nicht- saisonaler Produkte erfragt<br />

und <strong>in</strong>wiefern <strong>der</strong> Konsument e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für die Vorteile regionaler Produkte aufweist. Die<br />

Auswertung des Fragebogens erfolgte mittels SPSS Statistics und Excel, die Ergebnisse wurden<br />

grafisch dargestellt.<br />

4 Ergebnisse<br />

Das Interview ist <strong>der</strong> erste Schritt <strong>in</strong> dieser Projektarbeit gewesen, daher werden zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Ergebnisdarstellung die Kernaussagen dieses Gespräches aufgeführt.<br />

Die Direktvermarktung <strong>der</strong> Produkte erfolgt bei Familie Eidam über den eigenen Hofladen und zudem<br />

über den jährlichen Bauernmarkt. Die zweite Möglichkeit stellte sich jedoch als unwirtschaftlich<br />

heraus, wodurch diese Vermarktungsmethode verworfen wurde. Der Hofladen existiert bereits<br />

seit Dezember 2005 und wird weiterh<strong>in</strong> geführt. Es werden nicht nur selbst produzierte Waren,<br />

son<strong>der</strong>n auch Lebensmittel aus <strong>der</strong> Region und des täglichen Bedarfs angeboten. In <strong>der</strong> Angebotspalette<br />

f<strong>in</strong>det man be<strong>in</strong>ahe alles von <strong>der</strong> Butter bis zum Rotwe<strong>in</strong> wie<strong>der</strong>, wobei es sich zu<br />

95 % um Bio-Produkte handelt. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Waren werden vom Bio-Großhandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung<br />

zugekauft. Der Hofladen erweist sich jedoch ohne den Verkauf des eigens hergestellten Brotes als<br />

nicht rentabel. Der Laden wird von Personen höheren Alters verstärkt als „Tante-Emma-Laden“<br />

3


genutzt, da sich im Ortsteil Roth ke<strong>in</strong>e weiteren Lebensmittelgeschäfte bef<strong>in</strong>den. Die Konsumenten<br />

setzen sich aus Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> wohnhaft s<strong>in</strong>d und aus überregionalen<br />

Kreisen, wie zum Beispiel Frankfurt, zusammen. Sie umfassen dabei alle Altersklassen, da sowohl<br />

20-jährige als auch über 60-jährige im Hofladen e<strong>in</strong>kaufen. Der Schwerpunkt liegt bei den Kunden<br />

im Alter von über 60 Jahren. Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Häufigkeit e<strong>in</strong>es Hofladenbesuchs <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit dem Alter, erhält man die <strong>in</strong> Abbildung 1 aufgezeigte Altersstruktur. Es wurden dabei die<br />

Kategorien „selten“ und „nie“ als auch „oft“ und „sehr oft“ zusammengefasst. Die Aussage von Frau<br />

Eidam wird demzufolge unterstützt, da mit höherem Alter die Häufigkeit <strong>der</strong> Besuche zunimmt. Des<br />

Weiteren s<strong>in</strong>d alle Altersklassen vertreten, auch Personen im Alter von 20 Jahren zählen zu den<br />

Kunden.<br />

Abbildung 1: Altersstruktur <strong>der</strong> Konsumenten <strong>der</strong> Hofläden <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Konsumenten beläuft sich auf etwa 120 <strong>in</strong>nerhalb von zwei Tagen, die allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht durch Werbung auf den Hofladen aufmerksam gemacht werden, son<strong>der</strong>n alle<strong>in</strong> durch die<br />

mündliche Weitergabe <strong>in</strong> persönlichen Gesprächen. Da dies e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> besten und kostensparendsten<br />

Methoden ist, werden <strong>in</strong> diesem Fall ke<strong>in</strong>e weiteren angewendet.<br />

Zu den Vorteilen e<strong>in</strong>es Hofladens mit zahlreichen Bio-Produkten zählen, nach Angaben von Familie<br />

Eidam, die Kenntnis über die Herkunft <strong>der</strong> Lebensmittel und <strong>der</strong> Verzicht auf Pestizide und Herbizide,<br />

womit die Natur geschont wird. Dem entgegen steht die zeitlich e<strong>in</strong>geschränkte Auswahl an<br />

saisonalen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel den Erdbeeren, die nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> typischen Erntezeit für<br />

die Region angeboten werden können. Dessen s<strong>in</strong>d sich die Konsumenten aber stets bewusst.<br />

Trotz <strong>der</strong> offensichtlichen Vorteile konnten sich e<strong>in</strong>ige Hofläden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

nicht etablieren und mussten aufgrund zu ger<strong>in</strong>ger Nachfrage schließen. Die Gründe konnten mit<br />

4


Hilfe <strong>der</strong> Befragung näherungsweise ermittelt und ausgewertet werden. In Abbildung 2 s<strong>in</strong>d die<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 2: Gründe gegen den Besuch e<strong>in</strong>es Hofladens<br />

Für 15 % <strong>der</strong> Befragten s<strong>in</strong>d die höheren Lebensmittelpreise <strong>der</strong> Grund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen ke<strong>in</strong>e<br />

Produkte zu kaufen, für 16 % liegt es an <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>eren Auswahl an Waren und über die Hälfte <strong>der</strong><br />

Interviewten gab ke<strong>in</strong>e evaluierbare Auskunft. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> 18 %, die die Frage mit „Sonstiges“ beantworteten,<br />

gaben uns zusätzlich nähere Erläuterungen. Es wurde dabei die große Entfernung<br />

vom Wohnort als Argument gegen den Hofladenbesuch angesehen, bei dem <strong>der</strong> zweite Faktor<br />

Zeit e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt. Für das Zurücklegen e<strong>in</strong>er großen Distanz wesentlich mehr Zeit<br />

aufgebracht werden muss, als wenn <strong>der</strong> Laden im gleichen Ortsteil liegt. E<strong>in</strong>ige Befragte teilten<br />

ihre Unsicherheit über die Qualität <strong>der</strong> erzeugten Lebensmittel mit, da ihnen ke<strong>in</strong>erlei Informationen<br />

bereitgestellt werden, <strong>in</strong>wiefern Bauernhöfe Kontrollen unterliegen. Dies spiegelt auch den<br />

unzureichenden Informationsfluss vom Produzenten zum Konsumenten wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> ebenfalls<br />

mehrmals kritisiert wurde. E<strong>in</strong> weiterer Grund, ke<strong>in</strong>e Lebensmittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen zu kaufen,<br />

war schlichtweg das fehlende Interesse <strong>der</strong> Bürger. Die angesprochenen Faktoren werden nun im<br />

nächsten Abschnitt näher erläutert.<br />

4.1 Gründe gegen den Konsum regionaler Lebensmittel<br />

E<strong>in</strong>richtungen zur Vermarktung regionaler Produkte wie Hofläden erfreuen sich meist untergeordneter<br />

Bedeutung im Vergleich zu Supermärkten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>zelhandelsketten. Vielfältige<br />

Gründe spielen dabei e<strong>in</strong>e Rolle, die die E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Hofläden für den Konsumenten un<strong>in</strong>teressant<br />

machen.<br />

Mobilität<br />

In dieser Projektarbeit sollte herausgefunden werden, ob die Bürger, die e<strong>in</strong>en Hofladen <strong>in</strong> ihrem<br />

Ortsteil haben, diesen häufiger besuchen als die Bewohner die ke<strong>in</strong>en Hofladen <strong>in</strong> ihrem Ortsteil<br />

5


haben. Weiterh<strong>in</strong> sollte herausgefunden werden, ob die Entfernung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Dörfer zu den<br />

Hofläden auf das Verhalten E<strong>in</strong>fluss nimmt.<br />

Abbildung 3: Ortsteile <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> an <strong>der</strong> <strong>Lahn</strong> (W.,S. 2006, o.S.)<br />

In Abbildung 3 s<strong>in</strong>d die 12 Ortsteile <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> zu sehen und die Ortsteile Stedebach<br />

und Roth markiert, <strong>in</strong> welchen sich die e<strong>in</strong>zigen Hofläden bef<strong>in</strong>den. Sie dienen somit als Vergleichswert.<br />

Abbildung 4: Häufigkeit <strong>der</strong> Hofladenbesuche getrennt nach Stadtteil<br />

Abbildung 4 zeigt, wie häufig die Bewohner <strong>der</strong> verschiedenen Ortsteile die Hofläden besuchen.<br />

Es wurden die fünf Ortsteile Nie<strong>der</strong>walgern, Nie<strong>der</strong>weimar, Oberweimar, Roth und Wolfshausen<br />

ausgewählt.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Hofladen-Besuche wurde die Kategorie „Oft und sehr oft“ im Ortsteil Roth mit ca.<br />

45 % am häufigsten ausgewählt (vgl. Abb.3). Wie erwähnt, bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> diesem Ort auch direkt<br />

e<strong>in</strong> Hofladen. In Nie<strong>der</strong>walgern, das jeweils ca. 2,5 km von den Ortsteilen mit Hofladen Stedebach<br />

und Roth entfernt liegt, wurde „oft und sehr oft“ mit ca. 25 % am zweithäufigsten angegeben. Wird<br />

die Kategorie „manchmal“ zusätzlich betrachtet, besuchen über 50 % <strong>der</strong> Bewohner von Nie<strong>der</strong>-<br />

6


walgern, Roth und auch Wolfshausen e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Hofläden. Im Vergleich dazu jedoch liegt <strong>der</strong> Anteil<br />

„selten und nie“ bei Nie<strong>der</strong>weimar und Oberweimar bei über 50 %.<br />

Lebensmittelpreise<br />

Da 15 % aller Befragten <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung waren, die Preise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen seien teurer als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Supermarkt, wurde e<strong>in</strong> Preisvergleich unter Bio-zertifizierten Lebensmitteln gestartet. Es wurden<br />

die Supermarktketten Tegut und Toom als Vertreter dieser Geschäftsform <strong>in</strong> den Vergleich<br />

<strong>in</strong>tegriert. Als dritte Vermarktungsmöglichkeit von Bio-Produkten wurden die Preise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reformhaus<br />

untersucht. Die Preise von e<strong>in</strong>er Auswahl an Milch- und Getreideprodukten, sowie von<br />

Kaffee und Hühnereiern wurden gegenübergestellt (Abbildung 5).<br />

Abbildung 5: Preisvergleich zwischen den drei verschiedenen Geschäftsformen<br />

Die höchsten Preise traten stets <strong>in</strong> dem Reformhaus auf mit Ausnahme bei Frischkäse, wo <strong>der</strong><br />

Hofladen den teureren Preis verlangt, sowie bei Vollkornspaghetti, die im Supermarkt Tegut mehr<br />

kosten.<br />

Im Hofladen waren die zweithöchsten Preise vorzuf<strong>in</strong>den, weshalb sich das Angebot bis auf wenige<br />

Ausnahmen <strong>in</strong>sgesamt teurer darstellte als <strong>in</strong> den Supermärkten Tegut und Toom.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Auswahl an Produkten<br />

E<strong>in</strong> weiteres Kriterium gegen die Entscheidung, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen e<strong>in</strong>kaufen zu gehen, stellt das<br />

Angebot an Produktvielfalt dar. Es ist für e<strong>in</strong>en Hofladen schwierig, e<strong>in</strong>e große Auswahl an Waren<br />

bereitzustellen. Es können lediglich regional produzierte Lebensmittel angeboten werden, und<br />

nicht, wie aus Supermärkten gewohnt, sog. Non-Food-Artikel. Darüber h<strong>in</strong>aus werden auch impor-<br />

7


tierte Produkte, wie beispielsweise Früchte aus den südlichen Län<strong>der</strong>n, von den Haushalten nachgefragt,<br />

<strong>der</strong>en regionale Herstellung <strong>in</strong> Gewächshäusern ökologisch bedenklich ist, und <strong>der</strong>en Angebot<br />

zusätzlich fehlt. Das liegt zumal auch daran, dass die Hofläden e<strong>in</strong>e wesentlich ger<strong>in</strong>gere<br />

Verkaufsfläche besitzen, also groß angelegte SB- Warenhäuser.<br />

Unsicherheit über Qualität<br />

In <strong>der</strong> Haushaltsbefragung gaben 18 % als Grund gegen den Besuch e<strong>in</strong>es Hofladens „Sonstiges“<br />

an. Darunter wurde mehrfach die Unsicherheit über die Qualität und die Kontrolle <strong>der</strong> Hofladen-<br />

Produkte bemängelt. Der Verbraucher ist sich aufgrund fehlen<strong>der</strong> Informationen unsicher, ob diese<br />

Art <strong>der</strong> Direktvermarktung e<strong>in</strong>er Kontrolle unterliegt, und wenn ja wie häufig. Dazu ist zu sagen,<br />

dass <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen <strong>der</strong> komplette Betrieb geprüft wird, um das Prädikat „Bio“ zu gewährleisten.<br />

In unserem Fall <strong>in</strong> Roth wirtschaftet <strong>der</strong> Hofladen mit den Richtl<strong>in</strong>ien des ökologischen<br />

Verbandes Naturland und steht somit unter dessen Beobachtung.<br />

4.2 Gründe für den Konsum regionaler Lebensmittel<br />

Nach Betrachtung <strong>der</strong> Gründe gegen den Konsum regionaler Lebensmittel hier nun die Präsentation<br />

<strong>der</strong> Argumente für diesen Konsum.<br />

Support <strong>der</strong> regionalen Wirtschaft<br />

Die nächste Fragestellung beschäftigte sich mit den konkreten Vorteilen des Konsums regionaler<br />

Produkte. Das Ergebnis ist <strong>in</strong> Abbildung 6 dargestellt.<br />

E<strong>in</strong> positiver Aspekt s<strong>in</strong>d beispielsweise die m<strong>in</strong>imierten Transportwege. Damit e<strong>in</strong>hergehend werden<br />

zum e<strong>in</strong>en Kosten gespart, die sich <strong>in</strong> Benz<strong>in</strong> und Arbeitskräften äußern können. Wird das<br />

Benz<strong>in</strong> dabei geson<strong>der</strong>t betrachtet, werden zum an<strong>der</strong>en auch Ressourcen e<strong>in</strong>gespart. Nachvollziehbare<br />

Herstellungswege steigern außerdem das Image <strong>der</strong> Produkte, schaffen Vertrauen bei<br />

den Verbrauchern und können den „Spaß“ am Konsum steigern, da die Konsumenten häufig e<strong>in</strong>en<br />

persönlichen Bezug zu <strong>der</strong> Herstellungsregion haben. Weiterh<strong>in</strong> führt regionale Produktion und<br />

Vermarktung zur Erhaltung von Arbeitsplätzen <strong>in</strong> teils von Arbeitslosigkeit und Landflucht bedrohten<br />

Regionen, während e<strong>in</strong> Schritt zur Reduzierung <strong>der</strong> Ausbeutung <strong>in</strong> den Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

gegangen wird – wenn auch nur <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>em Raum.<br />

8


Abbildung 6: Kenntnis <strong>der</strong> Vorteile regionaler Lebensmittel<br />

Die Frage „S<strong>in</strong>d Ihnen die Vorteile des Konsums regionaler Lebensmittel bewusst?“ bejahten ca.<br />

85 % <strong>der</strong> Befragten. Die Kategorien „Ne<strong>in</strong>“, „Vielleicht“ und „ke<strong>in</strong>e Angabe“ wurden jeweils nur von<br />

unter 10 % ausgewählt.<br />

Abwechslung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fruchtfolge<br />

Durch den Anbau e<strong>in</strong>er Pflanzenart werden dem Boden e<strong>in</strong>seitig Nährstoffe entzogen, die anschließend<br />

durch den E<strong>in</strong>satz von Düngemitteln kompensiert werden müssen, um die Fruchtbarkeit<br />

zu gewährleisten (DANIELLI et al. 2009, S. 74). Sofern die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln<br />

hergestellt werden kann, ergibt sich daraus die Konsequenz, dass die Landwirte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> verschiedenste Ackerfrüchte vermarkten können. Dieser Umstand ist<br />

zugleich e<strong>in</strong> Vorteil für die Fruchtbarkeit und Beschaffenheit des Ackerlandes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region, da<br />

Monokulturen stark reduziert werden würden, die zudem den Befall von Schädl<strong>in</strong>gen begünstigen,<br />

denen e<strong>in</strong> großes Nahrungsangebot verschafft wird. Sie vermehren sich rasant und s<strong>in</strong>d nur mit<br />

Hilfe von Pestiziden e<strong>in</strong>zudämmen. Der Nachteil dieser Gifte ist, dass sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahrung nachzuweisen<br />

s<strong>in</strong>d und somit vom Verbraucher aufgenommen werden. Zudem br<strong>in</strong>gen die Pestizide das<br />

Ökosystem im Anwendungsgebiet aus dem Gleichgewicht und nehmen ihm die Fähigkeit zur<br />

Selbstregulation, da unkontrolliert Unkraut wachsen kann (BESTE 2000, S. 4).<br />

Vertrauen <strong>in</strong> die Landwirte<br />

In <strong>der</strong> Studie sollte untersucht werden, ob fehlendes Vertrauen <strong>in</strong> die Landwirte e<strong>in</strong> Grund dafür<br />

se<strong>in</strong> könnte, dass e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Interesse an den angebotenen regionalen Lebensmitteln besteht.<br />

Abbildung 7 zeigt, wie sehr die befragten Bürger den ortsansässigen Landwirten bezüglich ihrer<br />

Aussagen zu <strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Produkte, den E<strong>in</strong>satz von Ackerchemikalien, den Anbaumaßnahmen<br />

etc. vertrauen.<br />

9


Abbildung 7: Vertrauen <strong>in</strong> die ortsansässigen Landwirte<br />

Das Ergebnis ist, dass lediglich 3,4 % <strong>der</strong> Befragungsteilnehmer ke<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> die Landwirte<br />

haben. Ger<strong>in</strong>ges Vertrauen haben 5,9 %, mittelmäßiges Vertrauen haben 26,5 %. Die Befragung<br />

zeigt, dass das Vertrauen <strong>in</strong> die Landwirte gegeben ist: 37,1 % vertrauen hoch und 27,1 % vertrauen<br />

sogar voll.<br />

5 Interpretation und Diskussion<br />

Ziel war es herausf<strong>in</strong>den, warum so wenig Leute <strong>in</strong> den zwei verbliebenden Hofläden im Kreis<br />

<strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong>kaufen, wenn sich weit über 80 % <strong>der</strong> befragten Bürger über die Vorteile regionaler<br />

Produkte bewusst s<strong>in</strong>d (z. B. m<strong>in</strong>imierte Transportwege, Schonung <strong>der</strong> Ressourcen, ke<strong>in</strong>e Ausbeutung<br />

von Entwicklungslän<strong>der</strong>n etc.) und etwa 60 % <strong>der</strong> befragten Bürger den Landwirten bezüglich<br />

<strong>der</strong> biologischen Herstellung vertrauen. Obwohl diese beiden Argumente pr<strong>in</strong>zipiell für den<br />

Besuch e<strong>in</strong>es Hofladens sprechen, sche<strong>in</strong>t die Kenntnis über die Vorteile regionaler Lebensmittel<br />

und das Vertrauen <strong>in</strong> die Landwirte ke<strong>in</strong>e ausreichend starke Motivation zu se<strong>in</strong>, diese Produkte<br />

auch durch <strong>der</strong>en Kauf zu unterstützen.<br />

E<strong>in</strong> Argument, welches aus Sicht <strong>der</strong> Bürger gegen den E<strong>in</strong>kauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen sprechen könnte,<br />

s<strong>in</strong>d die Preise regionaler Produkte. 15 % <strong>der</strong> befragten Bürger, die noch nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen<br />

waren, vermuten, dass regionale Lebensmittel und Bio- Produkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen teurer s<strong>in</strong>d als<br />

<strong>in</strong> Supermarktketten. Zusätzlich vermuten sie, dass die regionalen Lebensmittel und Bio- Produkte<br />

im Vergleich zu konventionell hergestellten Lebensmitteln teurer s<strong>in</strong>d. Aufgrund dieser Tatsache<br />

sollte herausgefunden werden, ob diese Preisdifferenz existiert o<strong>der</strong> ob diese Vermutung <strong>der</strong> Bürger<br />

lediglich e<strong>in</strong> falsches Vorurteil ist. Deshalb wurden die Preise ausgewählter Bio - Produkte<br />

(Hofladen <strong>in</strong> Roth, Reformhaus <strong>in</strong> Brilon und zwei Supermarktketten (Toom und Tegut) <strong>in</strong> Gießen)<br />

10


mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen. Festzustellen war, dass die Bio- Produkte <strong>in</strong> dem Hofladen und dem Reformhaus<br />

i.d.R. tatsächlich teurer s<strong>in</strong>d, als die konventionell hergestellten Produkte <strong>in</strong> den Supermarktketten.<br />

Die Bürger, die noch nie e<strong>in</strong>en Hofladen besucht haben, und trotzdem höhere Lebensmittelpreise<br />

vermutet haben, lagen also richtig.<br />

Des Weiteren ist zu beachten, dass es nicht <strong>in</strong> jedem Ortsteil e<strong>in</strong> Hofladen gibt, d. h. dass ke<strong>in</strong>e<br />

präsente E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeit für die Bürger existiert. Dies könnte aus Sicht <strong>der</strong> Bürger e<strong>in</strong> weiterer<br />

Grund se<strong>in</strong>, sich gegen den E<strong>in</strong>kauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen zu entscheiden. Diese Vermutung wird<br />

durch die Ergebnisse nicht klar bestätigt. Zwar besuchen die Bürger <strong>in</strong> Roth häufiger e<strong>in</strong>en Hofladen<br />

als die Bürger <strong>in</strong> Wolfshausen, Oberweimar, Nie<strong>der</strong>weimar und Nie<strong>der</strong>walgern, aber die Bürger<br />

<strong>in</strong> Wolfshausen, Oberweimar, Nie<strong>der</strong>weimar und Nie<strong>der</strong>walgern besuchen im Vergleich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

tendenziell gleichermaßen häufig e<strong>in</strong>en Hofladen, obwohl sie alle unterschiedliche Entfernungen<br />

zum nächsten Hofladen zurücklegen müssen. Die Entfernung kann deshalb nicht als<br />

e<strong>in</strong>deutiges Argument gegen den Besuch e<strong>in</strong>es Hofladens verwendet werden. In Roth gehen ca.<br />

45 % oft bis sehr oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hofladen. Selten bis nie gehen <strong>in</strong> Roth lediglich knapp unter 30 % <strong>der</strong><br />

Bürger, während <strong>in</strong> Wolfshausen, Oberweimar, Nie<strong>der</strong>weimar und Nie<strong>der</strong>walgern zwischen ca. 45<br />

% bis zu ca. 60 % selten bis nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofladen e<strong>in</strong>kaufen. Man kann an dieser Stelle nun festhalten,<br />

dass die Bürger, die e<strong>in</strong>en Hofladen <strong>in</strong> ihrem Ortsteil haben, häufiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hofladen<br />

gehen als die Bürger, die <strong>in</strong> ihrem Ortsteil ke<strong>in</strong>en Hofladen haben. Aber dieses Ergebnis kann<br />

nicht mit Sicherheit auf die Entfernung zurückgeführt werden.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem kann se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Hofladen ke<strong>in</strong> Garant für regionale Produkte ist. Über<br />

90 % <strong>der</strong> Lebensmittel <strong>in</strong> dem von uns untersuchten Hofladen s<strong>in</strong>d Bio- Produkte und ke<strong>in</strong>e regionalen<br />

Produkte. Diese Produkte kann e<strong>in</strong> Kunde jedoch ebenso im Reformhaus und den Supermarktketten<br />

erwerben. Beide Geschäftsformen s<strong>in</strong>d für die Konsumenten meist zentraler. Die Supermarktketten<br />

s<strong>in</strong>d zusätzlich preislich günstiger, wie bereits im Punkt „Lebensmittel“ dargestellt<br />

wurde. Potenzielle Kunden für e<strong>in</strong>en Hofladen können den E<strong>in</strong>kauf von Bio- Produkten vor allem <strong>in</strong><br />

Supermarktketten mit dem E<strong>in</strong>kauf von konventionell hergestellten Produkten verb<strong>in</strong>den. Das birgt<br />

für den Kunden sowohl e<strong>in</strong>en zeitlichen, als auch e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>anziellen Vorteil. Reformhäuser haben<br />

zusätzlich den Vorteil, dass sie sich von Supermarktketten differenzieren, <strong>in</strong> dem sie z. B. auch<br />

Produkte für Allergiker anbieten.<br />

6 Handlungsmöglichkeiten<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit gab es immer wie<strong>der</strong> Verbraucherbefragungen, die zeigen, dass u. a. die<br />

Preise das E<strong>in</strong>kaufsverhalten stark bee<strong>in</strong>flussen und damit auch den Kauf von regionalen Bio-<br />

Produkten. Zudem sche<strong>in</strong>en regionale Produkte mangelnd verfügbar zu se<strong>in</strong> und die Produkte<br />

11


werden nur unzureichend wahrgenommen. Zukünftig gilt es, Lösungen zu f<strong>in</strong>den, die sowohl aus<br />

ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht den Kauf von regionalen Produkten för<strong>der</strong>n.<br />

Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft zu verwenden, sche<strong>in</strong>t bei Verbrauchern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wertschätzung gegenüber <strong>der</strong> eigenen Gesundheit, <strong>der</strong> Umwelt und den sozialen Aspekten des<br />

Ernährungssystems begründet zu se<strong>in</strong>. Warum aber ist <strong>der</strong> Absatz heimischer Produkte noch immer<br />

so ger<strong>in</strong>g? Liegt es daran, dass sich immer mehr Deutsche an e<strong>in</strong>er gewissen "Schnäppchenmentalität"<br />

erfreuen? Können die Verbraucher diese Produkte e<strong>in</strong>fach nicht f<strong>in</strong>anzieren, auch<br />

wenn sie es gerne würden? Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t die Industrie die regionale Vermarktung?<br />

Wie <strong>der</strong> Interpretation entnommen werden kann, hat <strong>der</strong> untersuchte Hofladen mit se<strong>in</strong>em Produktangebot<br />

klare Nachteile gegenüber den untersuchten Supermarktketten (Tegut und Toom)<br />

und dem Reformhaus. Der Hofladen unterscheidet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Angebot kaum von dem Reformhaus<br />

und den Supermarktketten und schafft sich so e<strong>in</strong>e zu enorme Konkurrenz. Er bietet nur<br />

knapp 10 % regionale Produkte an, h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d ca. 90 % „lediglich“ Bio- Produkte, die <strong>der</strong> Kunde<br />

zeit- und kostengünstiger u. a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Supermarkt erwerben kann. Somit bietet <strong>der</strong> Hofladen<br />

we<strong>der</strong> preislich noch mit se<strong>in</strong>em Standort potentiellen Kunden Vorteile.<br />

Resultierend aus dieser Problemstellung bietet sich die Idee an, dass sich Hofläden u. a. gezielt<br />

von an<strong>der</strong>en Geschäftsmodellen unterscheiden müssen. Da das Angebot von regionalen Lebensmitteln<br />

zu ger<strong>in</strong>g ist, wäre e<strong>in</strong> erster Schritt, dieses Angebot zu erhöhen. Auch, wenn sich das aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Landwirte nicht rentieren mag, ist zu beachten, dass sich e<strong>in</strong> Hofladen mit dem momentanen<br />

Angebot ebenso wenig rentiert, weshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit die meisten Hofläden im Kreis<br />

<strong>Weimar</strong> schließen mussten.<br />

E<strong>in</strong> Hofladen muss etwas anbieten, was <strong>der</strong> Kunde woan<strong>der</strong>s nicht erwerben kann. Familie Eidam<br />

aus Roth zum Beispiel bietet <strong>in</strong> ihrem Hofladen eigens hergestelltes Brot an. Es wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Holzofen gebacken, was e<strong>in</strong>en speziellen Geschmack verleiht. Zusätzlich ist dieses Brot lange<br />

frisch und haltbar. So kommen Kunden direkt wegen dem Brot auf ihren Hof und erwerben zusätzlich<br />

an<strong>der</strong>e Produkte.<br />

Außerdem sollten die regionalen Lebensmittel noch stärker dort angeboten und angemessen gekennzeichnet<br />

werden, wo e<strong>in</strong> hohes Kundenpotential besteht (z. B. <strong>in</strong> Supermärkten). Kunden<br />

müssen vor Markenprodukten o<strong>der</strong> Labels geschützt werden, die Verwirrung verursachen und die<br />

Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob sie regionale o<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale Produkte erwerben.<br />

Natürlich müssen regionale Produkte explizit beworben werden. Viele Landwirte vermuten, dass<br />

ausschließlich Bio–Produkte von den Kunden gewünscht werden. So sollten die Vorteile von regionalen<br />

Produkten, auch wenn sie konventionell hergestellt wurden, mit klaren und ehrlichen Informationen<br />

stärker als bisher <strong>in</strong> die Öffentlichkeit getragen werden. Denn regionale Produkte haben<br />

12


neben vielen umwelttechnischen Vorteilen auch e<strong>in</strong>e positive Wirkung auf die regionale Wirtschaft,<br />

was auch im Interesse <strong>der</strong> Bürger liegen sollte. Zusätzlich hat e<strong>in</strong> Landwirt durch die konventionelle<br />

Bewirtschaftung weniger Ernteausfälle und so ger<strong>in</strong>gere wirtschaftliche E<strong>in</strong>bußen. Trotzdem<br />

sollte e<strong>in</strong>e konventionelle Bewirtschaftung nur auf e<strong>in</strong>em ökologisch vertretbaren Maß betrieben<br />

werden.<br />

Zudem sollten die bisherigen Werbemaßnahmen überdacht werden. Regionale- und Bio -Produkte<br />

werden bisher als etwas Beson<strong>der</strong>es verkauft. Etwas Beson<strong>der</strong>es ist jedoch immer e<strong>in</strong>e Form von<br />

Luxus und Luxus kann sich nicht je<strong>der</strong> leisten. Diese Tatsache kann potentielle Kunden bereits im<br />

Vorfeld abschrecken, sodass sie diesen Produkten ke<strong>in</strong> Interesse entgegen br<strong>in</strong>gen.<br />

Der E<strong>in</strong>kauf von regionalen- und Bio-Produkten wird oftmals als Erlebnis dargestellt. Es werden<br />

romantisch nostalgische Gefühle <strong>in</strong> dem Verbraucher hervorgerufen, die fern je<strong>der</strong> Realität s<strong>in</strong>d.<br />

Auch hier sollte anstelle von Fiktion mit ehrlichen und realen Tatsachen geworben werden.<br />

Auch sche<strong>in</strong>en zwischen den Verbrauchern und Produzenten erhebliche Kommunikationsdefizite<br />

zu existieren. Fragen zu ökologischen, ökonomischen und sozialen Inhalten müssen bei<strong>der</strong>seits<br />

geklärt werden. Denn auch wenn sich manche Verbraucher nicht mit den Details <strong>der</strong> Öko-<br />

Produktionsrichtl<strong>in</strong>ien auskennen, haben sie trotzdem gezielte Erwartungen an ökologische Produktionssysteme.<br />

Natürlich unterliegen solche Erwartungen dem zeitlichen Wandel, die ganz gezielt<br />

kommuniziert werden müssen. Missstände könnten so geklärt werden, das „System“ würde<br />

an Glaubwürdigkeit zunehmen, was wie<strong>der</strong>um die Nachfrage steigern könnte und damit e<strong>in</strong>e positive<br />

wirtschaftliche Konsequenz für die landwirtschaftlichen Betriebe br<strong>in</strong>gt.<br />

Die regionale Erzeugung, artgerechte Tierhaltung und faire Preise sche<strong>in</strong>en zum bisherigen Zeitpunkt<br />

die wichtigsten Standpunkte des Verbrauchers zu se<strong>in</strong>. Aber was s<strong>in</strong>d faire Preise? Haben<br />

Konsumenten und Produzenten dieselbe Def<strong>in</strong>ition? Auch das Verständnis des „Nachhaltigkeits-<br />

Begriffs“ sche<strong>in</strong>t zwischen Verbraucher und Produzenten nicht identisch zu se<strong>in</strong>. Landwirte sche<strong>in</strong>en<br />

diesen Begriff an e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Vergleichssystem zu bemessen als die Verbraucher. Aber<br />

welches Vergleichssystem ist richtig? Der Vergleich mit dem konventionellen Landbau allgeme<strong>in</strong>,<br />

<strong>der</strong> Vergleich mit an<strong>der</strong>en Produktionssystemen o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> Vergleich mit gesellschaftlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen?<br />

Wichtig ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch, dass <strong>der</strong> Verbraucher nicht gefor<strong>der</strong>t wird, sich selber<br />

<strong>in</strong>formieren zu müssen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>formiert wird. Freiwillig <strong>in</strong>formiert sich e<strong>in</strong> Bürger nur, wenn se<strong>in</strong>erseits<br />

bereits im Vorfeld e<strong>in</strong> grundlegendes Interesse vorliegt. Ist das nicht <strong>der</strong> Fall, wird er ke<strong>in</strong>e<br />

genaueren Nachforschungen erheben. Aber gerade die weniger <strong>in</strong>teressierten Kunden gilt es zu<br />

<strong>in</strong>formieren und zum Kauf zu animieren. Denn diese werden nicht von alle<strong>in</strong>e auf regionale Produkte<br />

zugreifen.<br />

13


Es ist daher von großer Bedeutung dass Produzenten, Händler und Verbraucher gezielter mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

kommunizieren und sich gegenseitig über bestehende Probleme und Anfor<strong>der</strong>ungen aufklären.<br />

Dies kann u. a. realisiert werden, wenn Landwirte präsenter werden und sich mit verschiedenen<br />

Projekten verstärkt <strong>in</strong> die Köpfe <strong>der</strong> Gesellschaft bzw. <strong>der</strong> Verbraucher e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen würden.<br />

7 Zusammenfassung und Fazit<br />

Wie bereits erwähnt, ist es zukünftig wichtig den Kauf von regionalen Lebensmitteln zu för<strong>der</strong>n.<br />

Kle<strong>in</strong>e landwirtschaftliche Betriebe haben ihre Dase<strong>in</strong>sberechtigung und s<strong>in</strong>d wichtiger Bestandteil<br />

<strong>der</strong> regionalen Wirtschaft. Aber es ist absolut notwendig, dass die landwirtschaftlichen Betriebe<br />

ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, Lösungen zu f<strong>in</strong>den, die sowohl aus ökonomischer als auch<br />

aus ökologischer Sicht den Kauf von regionalen Produkten för<strong>der</strong>n. Denn es geht vor allem um<br />

ihre persönlichen Existenzen.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Landwirtschaft ist e<strong>in</strong> Bus<strong>in</strong>ess, <strong>in</strong> dem es gilt neben <strong>der</strong> Konkurrenz zu bestehen<br />

und die Produkte gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu vermarkten. Gerade für junge Landwirte <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen<br />

Betrieben birgt die Zukunft aber f<strong>in</strong>anzielle Risiken, wenn sie auf dem Markt bestehen<br />

wollen. Auch muss man die Überlegung anstellen, ob sich <strong>der</strong> ökonomischer Gedanke, <strong>in</strong> dem es<br />

z. T. lediglich um Gew<strong>in</strong>nmaximierung geht, mit <strong>der</strong> ökologischen Komponente <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen lässt?<br />

Es wurde festgestellt, dass regionale Produkte <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Menge angeboten werden und auch,<br />

dass diese Produkte nur mangelhaft wahrgenommen und gekennzeichnet werden. Die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe setzen sich selber <strong>in</strong> Konkurrenz zu Reformhäusern und Supermärkten, <strong>der</strong><br />

sie nicht standhalten können, wenn sie ke<strong>in</strong>e eigenen <strong>in</strong>dividuellen Produkte anbieten. Des Weiteren<br />

werden die angebotenen regionalen Lebensmittel mit fraglichen Maßnahmen o<strong>der</strong> gar nicht<br />

beworben. Zudem sche<strong>in</strong>en Landwirte und Verbraucher unterschiedliche Vorstellungen von ökologischen,<br />

ökonomischen und sozialen Inhalten zu haben, die es gezielt zu klären gibt.<br />

14


Literaturverzeichnis<br />

BESTE, A. (2000): Ökologischer Landbau - wie funktioniert er und was kann er leisten? In: SPIEß-<br />

WALLBAUM, ZEPF & BOCKELMANN (HG.): Ökologischer Landbau und regionale Vermarktungsstrate-<br />

gien - e<strong>in</strong>e Chance für Klimaschutz und Beschäftigung. Düsseldorf.<br />

HYPERLINK<br />

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khaus,+Patrick+Laube%22&source=gbs_metadata_r&cad=6" DANIELLI, G., BACKHAUS, N. & P.<br />

LAUBE (2009): Wirtschaftsgeografie und globalisierter Lebensraum: Lerntext, Aufgaben mit Lösungen<br />

und Kurztheorie. Compendio Bildungsmedien AG, Zürich.<br />

DIEKMANN, A. (2006): Empirische Sozialforschung: Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag,<br />

- Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg.<br />

GEBHARD- RHEINWALD, M. (2005): Der Hofladen. Ulmer, Stuttgart.<br />

KROMREY, H. (2005): „Qualitativ“ versus „Quantitativ“ – Ideologie o<strong>der</strong> Realität? Symposium: Qualitative<br />

und quantitative Methoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialforschung: Differenz und/o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit?. 1. Berl<strong>in</strong>er<br />

Methodentreffen Qualitative Forschung, 24.-25. Juni 2005.<br />

MAYER, H. O. (2009): Interview und schriftliche Befragung. Entwicklung, Durchführung, Auswertung.<br />

Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, 5. Auflage, - München.<br />

WESSEL, K. (1996): Empirisches Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschafts- und Sozialgeographie. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung.<br />

Verlag Ferd<strong>in</strong>and Schön<strong>in</strong>gh, - Pa<strong>der</strong>born.<br />

15


Energiemonitor<strong>in</strong>g und Energiemanagement<br />

Daniel Kilz<br />

Christian Oliver Knapp<br />

Axel Landrock<br />

Sebastian Stemshorn<br />

11


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

MP 48 Kommunale Regional- und Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

Prof. Dr. S. Bauer, M.Sc. J. Dunkel, Dipl.-Kaufm. D. Mühlleitner<br />

Energiemonitor<strong>in</strong>g und –management <strong>in</strong><br />

öffentlichen Liegenschaften <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Bearbeiter:<br />

Christian Knapp, Daniel Kilz, Axel Landrock, Sebastian Stemshorn<br />

Juli/ August 2011


Inhaltsverzeichnis<br />

1. E<strong>in</strong>führung ................................................................................................................................................. 1<br />

2. Energiemonitor<strong>in</strong>g und –management............................................................................................... 1<br />

3. Ergebnisse ................................................................................................................................................. 2<br />

3.1 Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Daten.............................................................................................................. 2<br />

3.2 Ist-Zustand 2010................................................................................................................................. 3<br />

3.3 Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Heiz-Energieträger.................................................................................... 5<br />

3.4 Verbrauchs- und Kostenentwicklung (2006 bis 2010).............................................................. 7<br />

3.6 Ergebnisse <strong>der</strong> Bürgerbefragung................................................................................................ 14<br />

4. Handlungsempfehlungen..................................................................................................................... 17<br />

4.1 Energetische Sanierung am Beispiel des Bürgerhauses Uedem (NRW).......................... 17<br />

4.2 Energiemonitor<strong>in</strong>g........................................................................................................................... 17<br />

4.3 Maßnahmen im Bereich „Heizung“ ............................................................................................. 18<br />

4.4 Maßnahmen im Bereich „Strom“ ................................................................................................. 20<br />

Dieses E<strong>in</strong>sparpotential lässt sich am e<strong>in</strong>fachsten durch Mehrfachstecker durch Abschalten aller<br />

Geräte ausnutzen. .................................................................................................................................... 21<br />

4.5 Maßnahmen im Bereich „Wasser“ .............................................................................................. 21<br />

5. Fazit ........................................................................................................................................................... 22<br />

6. Literaturangaben.................................................................................................................................... 24<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Witterungsbere<strong>in</strong>igter Heizenergieverbrauchskennwert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stuttgarter Schule<br />

mit und ohne Verbrauchscontroll<strong>in</strong>g (Dt. Städtetag 2008, S.1) ........................... 2<br />

Abbildung 2: Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Posten am Gesamtverbrauch 2010 ........................................ 4<br />

Abbildung 3: Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Posten an den Gesamtkosten 2010........................................ 4<br />

Abbildung 4: Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Heizenergieträger 2010............................................................. 5<br />

Abbildung 5: Kosten- und Verbrauchsentwicklung von Strom, Propangas, Heizöl und Erdgas<br />

(2006 bis 2010)................................................................................................................. 7<br />

Abbildung 6: Kosten- und Verbrauchsentwicklung von Wasser (2006 bis 2010).......................... 7<br />

Abbildung 7: Spez. Stromverbrauchs- und Kostenentwicklung 2006 bis 2010 ............................. 8<br />

Abbildung 8: Spez. Erdgasverbrauchs- und Kostenentwicklung 2006 bis 2010 ........................... 8<br />

Abbildung 9: spez. Stromverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010................. 10<br />

Abbildung 10: spez. Erdgasverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010............... 11<br />

Abbildung 11: spezifischer Erdölverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010...... 12<br />

Abbildung 12: spez. Propangasverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010 ........ 13<br />

Abbildung 13: spez. Wasserverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010 .............. 14<br />

Abbildung 14: Nutzung <strong>der</strong> Bürgerhäuser (nach wöchentlicher, mehrmaliger und e<strong>in</strong>maliger<br />

(Monat/Jahr) und ke<strong>in</strong>er Nutzung) [%] und nach e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>deteilen<br />

differenziert...................................................................................................................... 15<br />

Abbildung 15: Akzeptanz e<strong>in</strong>er Reduzierung <strong>der</strong> Bürgerhäuser [%] nach e<strong>in</strong>zelnen<br />

Geme<strong>in</strong>deteilen............................................................................................................... 16<br />

Abbildung 18: Kosten für Standby-Betrieb verschiedener Elektrogeräte <strong>in</strong> Privathaushalten .... 21<br />

III


1. E<strong>in</strong>führung<br />

Die <strong>in</strong> den letzten Jahren stark angestiegenen Preise für Strom und Heizenergie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ung für die ohneh<strong>in</strong> angespannte Haushaltslage <strong>der</strong> Kommunen. Neben<br />

<strong>der</strong> Ressourcenschonung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren Energieversorgung und <strong>der</strong> Reduktion des<br />

CO2 Ausstoßes ist deshalb die Kostene<strong>in</strong>sparung vordr<strong>in</strong>gliches Ziel <strong>der</strong> Haushaltsentlastung. Die<br />

EU-Richtl<strong>in</strong>ie 2002/91/EG und <strong>der</strong>en Umsetzung <strong>in</strong> nationales Recht <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparverordnung<br />

(EnEV) zielt ab auf die „Verbesserung <strong>der</strong> Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> jeweiligen äußeren klimatischen und lokalen Bed<strong>in</strong>gungen sowie <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an das Innenraumklima und des Kostenaufwands“ (EG 2002).<br />

Durch die Etablierung e<strong>in</strong>es umfassenden Energiemonitor<strong>in</strong>g- und Energiemanagementsystems<br />

können durch die Lokalisierung, Erfassung o<strong>der</strong> Beseitigung von Energieverlusten,<br />

Schwachstellen o<strong>der</strong> außergewöhnlichen Verbrauchsereignissen Energie und damit Kosten<br />

e<strong>in</strong>gespart werden. Das Monitor<strong>in</strong>gkonzept setzt sich dabei aus folgenden Komponenten<br />

zusammen:<br />

• Standortanalyse (Organisation und Infrastruktur)<br />

• Abschätzung o<strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparpotentiale<br />

• Wirtschaftlichkeitsanalyse (Adapton o.J. , S.3).<br />

Die Vorteile, die sich aus e<strong>in</strong>em Energiemonitor<strong>in</strong>g ergeben, liegen vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transparenz<br />

über den Energiee<strong>in</strong>satz, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz bei gleichzeitiger nachhaltiger<br />

Kostensenkung und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Senkung <strong>der</strong> Umweltbelastung durch ger<strong>in</strong>geren CO2-Ausstoß.<br />

Im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s wurden die öffentlichen Liegenschaften <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> auf ihren Energie- und Wasserverbrauch h<strong>in</strong> analysiert. Ziel dieser Analyse ist es,<br />

die Energieverbräuche zu erfassen, <strong>der</strong>en Entwicklung abzubilden, sowie Lösungen und<br />

Handlungsempfehlungen zur Kostene<strong>in</strong>sparung abzuleiten.<br />

Zu den 25 analysierten Liegenschaften zählen 11 Dorf- o<strong>der</strong> Bürgergeme<strong>in</strong>schaftshäuser, von<br />

denen e<strong>in</strong>ige im Gebäude auch an<strong>der</strong>e Nutzungen <strong>in</strong>tegrieren, drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, e<strong>in</strong> Bauhof, e<strong>in</strong><br />

Feuerwehrgerätehaus, e<strong>in</strong>e Friedhofshalle sowie Gebäude an<strong>der</strong>er Nutzung.<br />

2. Energiemonitor<strong>in</strong>g und –management<br />

Die Aufgabenbereiche im Energiemanagement be<strong>in</strong>halten neben dem Energiemonitor<strong>in</strong>g die<br />

Betriebsoptimierung, Bee<strong>in</strong>flussung des Nutzerverhaltens, die Durchführung von<br />

Gebäudeanalysen, das Erstellen von Energiekonzepten bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungs-, Bau- und<br />

Sanierungsphase, dem Energiee<strong>in</strong>kauf und <strong>der</strong> Kommunikation bzw. Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Energiemonitor<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> entscheidendes Werkzeug, um den Energieverbrauch zu dokumentieren,<br />

den Verbrauch abzurechnen und zu überwachen. Dabei werden die Zählerstände digital<br />

aufgezeichnet und tages-, wochen- o<strong>der</strong> monatsweise an die Zentrale mittels geeigneter Software<br />

übermittelt. So kann umgehend auf Verbrauchsschwankungen, erhöhte Verbräuche o<strong>der</strong><br />

1


Schwachstellen reagiert werden (Dt. Städtetag 2010, S.3ff.). Gründe für die<br />

Verbrauchsschwankungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Sanierungen, bauliche Verän<strong>der</strong>ungen und Baustrom,<br />

beson<strong>der</strong>e Veranstaltungen und Son<strong>der</strong>nutzungen, Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nutzung, verän<strong>der</strong>tes<br />

Nutzerverhalten, fehlerhafte Bedienung <strong>der</strong> Anlagen sowie technische Störungen (Dt. Städtetag<br />

2008, S.2). Zudem wird durch die Nachrüstung und Erneuerung <strong>der</strong> Zähler e<strong>in</strong>e höhere<br />

Datentransparenz und Datengenauigkeit für die Erfolgskontrolle und e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Arbeitsaufwand<br />

erwartet sowie Ablesefehler vermieden (Wissenschaftszentrum Weihenstephan 2011, S.9).<br />

Abbildung 1: Witterungsbere<strong>in</strong>igter Heizenergieverbrauchskennwert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stuttgarter Schule mit und ohne<br />

Verbrauchscontroll<strong>in</strong>g (Dt. Städtetag 2008, S.1)<br />

Wie <strong>in</strong> Abbildung 1 am Beispiel des Heizenergieverbrauchskennwertes e<strong>in</strong>er Schule <strong>in</strong> Stuttgart<br />

dargestellt, konnte durch permanente Überwachung e<strong>in</strong>e Reduktion des Verbrauchs festgestellt<br />

werden. Im Zeitraum ohne Überwachung stieg <strong>der</strong> Verbrauch wie<strong>der</strong> deutlich an. Im<br />

Energiekonzept für die Liegenschaften <strong>der</strong> Hochschule Weihenstephan wird alle<strong>in</strong> durch das<br />

Monitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e mögliche Verbrauchsreduzierung von 5% erwartet (ebd., S.8). Für die Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> könnte alle<strong>in</strong> durch das Monitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e jährliche E<strong>in</strong>sparung von ca. 5740€ erreicht<br />

werden (5% <strong>der</strong> Energiekosten 2010 von 114.827,69 €). Da allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> die Zählertechnik<br />

<strong>in</strong>vestiert o<strong>der</strong> das häufigere analoge Ablesen mit höherem Arbeitsaufwand verbunden ist, sollte<br />

die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Energiemonitor<strong>in</strong>gsystems mittels e<strong>in</strong>er detaillierten<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung geprüft werden.<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Daten<br />

Als Grundlage für die Analyse wurden die Jahresabrechnungen <strong>der</strong> Jahre 2006 bis 2011 für Strom<br />

und je nach Heizungsart Erdgas, Propangas o<strong>der</strong> Erdöl herangezogen. Zusätzlich wurden die<br />

2


Abrechnungen <strong>der</strong> Wasserverbräuche <strong>in</strong> die Analyse mit aufgenommen. Um Verzerrungen im<br />

Heizenergiebedarf durch beson<strong>der</strong>s kalte W<strong>in</strong>ter auszuschließen, wurden die Verbräuche mittels<br />

<strong>der</strong> Gradtagzahlen des Deutschen Wetterdienstes (DWD, 2011) auf die Region Marburg kalibriert.<br />

Um die Heizenergiearten vergleichbar zu gestalten, wurden die Verbräuche <strong>in</strong> Kilowattstunden<br />

(KWh) umgerechnet. Der Umrechnungsfaktor für e<strong>in</strong>en Liter Propangas liegt bei 6,57, für e<strong>in</strong>en<br />

Liter Heizöl bei 10,0 (Agrarplus, 2011). Um den Energiebedarf <strong>der</strong> Gebäude vergleichen zu<br />

können, wurden die Verbrauchswerte <strong>in</strong> Relation zur jeweiligen Nutzfläche gesetzt. Dieser<br />

spezifische Verbrauch wird <strong>in</strong> KWh/m 2 und die spezifischen Kosten <strong>in</strong> €/m 2 angegeben.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse aufgeführt, die durch die Auswertung <strong>der</strong> zur<br />

Verfügung stehenden Jahresabrechnungen gewonnen werden konnten. In <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

wurden die Jahre 2006 bis 2010 berücksichtigt. Datenlücken, die durch fehlende Abrechnungen<br />

verursacht wurden, konnten durch Abschätzung über Mittelwertbildung <strong>der</strong> vorhandenen Daten<br />

gefüllt werden. Dieser Schritt war notwendig, um e<strong>in</strong>e positive Verzerrung <strong>der</strong> Kosten bzw.<br />

Verbräuche und die Darstellung nicht existieren<strong>der</strong> Trends zu vermeiden.<br />

3.2 Ist-Zustand 2010<br />

Nach Auswertung <strong>der</strong> Daten konnte <strong>der</strong> Ist-Zustand <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) für das Jahr<br />

2010, <strong>in</strong> Bezug auf die öffentlichen Liegenschaften folgen<strong>der</strong>maßen erfasst werden:<br />

Tabelle 1: Spez. Verbrauch und Kosten für das Jahr 2010 mit Gesamtenergieverbrauch und -kosten<br />

* zzgl. 2788,5 cbm<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> spezifischen Verbräuche und Kosten dient <strong>in</strong> diesem Fall vor<strong>der</strong>gründig <strong>der</strong><br />

Erstellung <strong>der</strong> Abbildungen 2 und 3. Die wesentliche Aussage <strong>der</strong> Tabelle kann mit Hilfe des<br />

Gesamtverbrauchs und <strong>der</strong> Gesamtkosten getroffen werden. Die Daten führen zu <strong>der</strong><br />

Schlussfolgerung, dass die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) jährlich ca. 115.000 € ausgibt, die sich auf<br />

rund 1,4 Mio. KWh Strom, Propangas, Heizöl sowie Erdgas und etwa 2.800 cbm Wasser verteilen.<br />

3


Die spezifischen Verbräuche und Kosten wurden <strong>in</strong> den zwei folgenden Graphiken dargestellt, um<br />

die jeweiligen Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Posten zu ermitteln.<br />

Abbildung 2: Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Posten am Gesamtverbrauch 2010<br />

Sowohl beim Verbrauch (Abb. 2), als auch bei den Kosten (Abb. 3) ist ersichtlich, dass Erdgas mit<br />

e<strong>in</strong>em Anteil von 76 % am Verbrauch bzw. 53 % an den Kosten, den größten Posten darstellt.<br />

Strom (8 %), Propangas (7 %) und Heizöl (8 %) bilden etwa gleich große Anteile am spezifischen<br />

Gesamtverbrauch, während Wasser mit 1 % den ger<strong>in</strong>gsten Anteil ausmacht. Dies liegt<br />

möglicherweise daran, dass Wasser <strong>in</strong> cbm dargestellt ist, alle an<strong>der</strong>en Posten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> KWh<br />

angegeben.<br />

Bei den Kosten (Abb. 3) kommt es zu e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>der</strong> Verhältnisse. Strom fällt hier mit<br />

e<strong>in</strong>em Anteil von 26 % deutlich schwerer <strong>in</strong>s Gewicht, Propangas (8 %), Heizöl (6 %) und Wasser<br />

(7 %) weisen etwa gleich große Anteile an den Kosten auf.<br />

Abbildung 3: Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Posten an den Gesamtkosten 2010<br />

4


3.3 Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Heiz-Energieträger<br />

Die drei Energieträger, die zur Beheizung <strong>der</strong> 25 öffentlichen Liegenschaften genutzt werden, s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Abbildung 4 mit ihrem jeweiligen Anteil am spezifischen Verbrauch im Jahr 2010 dargestellt.<br />

Abbildung 4: Anteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Heizenergieträger 2010<br />

Aus <strong>der</strong> Graphik geht deutlich hervor, dass Erdgas mit 60 % den größten Anteil an den Heiz-<br />

Energieträgern ausmacht. Heizöl und Propangas haben am spezifischen Verbrauch 2010 jeweils<br />

e<strong>in</strong>en Anteil von 20 %. Dieser enorme Unterschied lässt sich durch die Tatsache erklären, dass<br />

von den 25 öffentlichen Liegenschaften, 15 durch e<strong>in</strong>e Erdgasanlage beheizt werden. Im Vergleich<br />

dazu werden lediglich fünf Gebäude mittels Heizöl beheizt und vier Liegenschaften mit Propangas.<br />

Diese Tatsache lässt die Schlussfolgerung zu, dass das größte E<strong>in</strong>sparpotential für Kosten und<br />

Energie im Heizungsbereich, bei den von Erdgas beheizten Gebäuden liegt. Mit Hilfe<br />

verschiedener Maßnahmen könnte die Energieeffizienz <strong>in</strong> diesem Bereich deutlich gesteigert<br />

werden. Beispielsweise könnte <strong>der</strong> Austausch sehr alter Anlagen (<strong>in</strong> <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle<br />

gelb h<strong>in</strong>terlegt), unabhängig von <strong>der</strong> Heiz-Energieart, zu e<strong>in</strong>er Reduzierung des Verbrauchs und<br />

damit zu e<strong>in</strong>er langfristigen Kostenreduzierung beitragen.<br />

5


Tabelle 2: Übersicht über die öffentlichen Liegenschaften, differenziert nach Heizform, Baujahr <strong>der</strong> Anlage und beheizter<br />

Fläche<br />

Baujahr d. Beheizte<br />

Objekt<br />

Heizform Anlage<br />

Fläche<br />

Alte Kirche Nie<strong>der</strong>weimar Erdgas 1989 89 m²<br />

Bauhof Argenste<strong>in</strong> Propangas 1990 101 m²<br />

BGH Nie<strong>der</strong>walgern, Praxis<br />

u.Gaststätte<br />

Erdgas 1987 618 m²<br />

BGH Nie<strong>der</strong>weimar/<br />

Turnhalle/Kegelbahn<br />

Erdgas 2010 962 m²<br />

BGH Roth Heizöl 1995 684 m²<br />

DGH Allna/Feuerwehrgerätehaus Heizöl 1980 303 m²<br />

DGH<br />

Argenste<strong>in</strong>/Feuerwehrgerätehaus<br />

Heizöl 2003 328 m²<br />

DGH Kehna Heizöl 1992 43 m²<br />

DGH<br />

Nesselbrunn/Feuerwehrgerätehaus<br />

Propangas 1994 204 m²<br />

DGH<br />

Oberweimar/Feuerwehrgerätehaus<br />

Erdgas 1997 328 m²<br />

DGH<br />

Weiershausen/Feuerwehrgerätehaus<br />

Propangas 1987 119 m²<br />

DGH<br />

Wenkbach/Feuerwehrgerätehaus<br />

Erdgas 1979 409 m²<br />

DGH<br />

Wolfshausen/Feuerwehrgerätehaus<br />

Nachtstrom 2008 277 m²<br />

Feuerwehrgerätehaus NWA Erdgas 2001 191 m²<br />

Feuerwehrgerätehaus NWE Erdgas 1994 70 m²<br />

Friedhofshalle Nie<strong>der</strong>walgern Erdgas 1995 154 m²<br />

Friedhofshalle Wenkbach Propangas 2001 61 m²<br />

Jugendraum/Wohnung NWE Erdgas 1992 163 m²<br />

Kiga Nie<strong>der</strong>walgern Erdgas 2010 506 m²<br />

Kiga Oberweimar Erdgas 1996 348 m²<br />

Kiga Roth Heizöl 1985 423 m²<br />

Lehrerwohnhaus Wenkbach Erdgas 2005 179 m²<br />

Rathaus Nie<strong>der</strong>weimar Erdgas 1998 1.474 m²<br />

Schwesternstation NWA Erdgas 2004 80 m²<br />

Wohnhaus Kaletsch NWA Erdgas 1988 77 m²<br />

6


3.4 Verbrauchs- und Kostenentwicklung (2006 bis 2010)<br />

E<strong>in</strong>e Entwicklung des spezifischen Verbrauchs und <strong>der</strong> spezifischen Kosten über den<br />

Gesamtbeobachtungszeitraum ist <strong>in</strong> Abbildung 5 dargestellt.<br />

Abbildung 5: Kosten- und Verbrauchsentwicklung von Strom, Propangas, Heizöl und Erdgas (2006 bis 2010)<br />

Aufgrund des bereits angesprochenen Problems, dass Wasser nicht <strong>in</strong> KWh umgerechnet werden<br />

kann, wurde <strong>der</strong> Verlauf des Wasserverbrauchs und <strong>der</strong> –kosten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geson<strong>der</strong>ten Graphik<br />

(Abb. 6) veranschaulicht. Aus Abbildung 5 geht hervor, dass die Kosten für Strom, Erdgas,<br />

Propangas und Heizöl über die Jahre 2006 bis 2010 leicht angestiegen s<strong>in</strong>d (um 59,74 €), was auf<br />

die steigenden Energiepreise zurückzuführen ist. Im Verbrauch dieser vier Energien ist ab dem<br />

Jahr 2008 e<strong>in</strong> deutlicher Rückgang zu sehen, was darauf rückschließen lässt, dass bei <strong>der</strong><br />

Kommune bereits e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> zur Energie- und Kostene<strong>in</strong>sparung besteht. Außerdem ist<br />

anzunehmen, dass <strong>in</strong> den vergangenen drei Jahren bereits Maßnahmen zur Reduzierung des<br />

Verbrauchs und <strong>der</strong> Kosten ergriffen wurden.<br />

Abbildung 6: Kosten- und Verbrauchsentwicklung von Wasser (2006 bis 2010)<br />

7


Auch beim Wasserverbrauch ist trotz steigen<strong>der</strong> Kosten e<strong>in</strong> deutlicher Rückgang zu erkennen<br />

(Abb. 6). Allerd<strong>in</strong>gs steigt <strong>der</strong> Wasserverbrauch vom Jahr 2009 zum Jahr 2010 von rund 8,4<br />

cbm/m² auf 11,6 cbm/m² an, was durch den sehr hohen Verbrauch <strong>der</strong> Alten Kirche <strong>in</strong><br />

Nie<strong>der</strong>weimar im Jahr 2010 zu erklären ist (s. Abbildung 12).<br />

Da aus den Abbildungen 2 und 3 (s. Ist-Zustand 2010) Strom und Erdgas als die wichtigsten<br />

Verbrauchsposten hervorg<strong>in</strong>gen, wurden diese im nachfolgenden Abschnitt <strong>der</strong> Arbeit noch e<strong>in</strong>mal<br />

geson<strong>der</strong>t betrachtet. Auch bei <strong>der</strong> Stromverbrauchs- und Kostenentwicklung über die Zeitspanne<br />

von fünf Jahren, setzt sich <strong>der</strong> Trend fort, dass <strong>der</strong> Verbrauch bei steigenden Stromkosten<br />

zurückgeht. Diese Entwicklung kann hier bereits ab dem Jahr 2007 beobachtet werden (Abb. 7).<br />

Abbildung 7: Spez. Stromverbrauchs- und Kostenentwicklung 2006 bis 2010<br />

Die Daten lassen die Schlussfolgerung zu, dass <strong>der</strong> spezifische Stromverbrauch von 2006 bis<br />

2010 um ca. 153,33 KWh/m² gesunken ist (entspricht e<strong>in</strong>em Rückgang von 26,5 %), während die<br />

spezifischen Kosten <strong>in</strong> diesem Zeitraum um 35,58 € gestiegen s<strong>in</strong>d (prozentualer Anstieg von 40<br />

%). Die Verbrauchs- und Kostenentwicklung für Erdgas ist <strong>in</strong> Abbildung 8 dargestellt.<br />

Abbildung 8: Spez. Erdgasverbrauchs- und Kostenentwicklung 2006 bis 2010<br />

8


Aus <strong>der</strong> Graphik geht hervor, dass die spezifischen Kosten für Erdgas über den<br />

Beobachtungszeitraum um 4 % angestiegen s<strong>in</strong>d. Der spezifische Verbrauch wird durch e<strong>in</strong>e<br />

wellenförmige Kurve dargestellt. Ab dem Jahr 2009 ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Rückgang im Verbrauch zu<br />

verzeichnen und auch über den gesamten Zeitraum betrachtet wurde <strong>der</strong> Bedarf an Erdgas von<br />

4.058,32 KWh/m² auf 3.884,96 KWh/m² um 5 % reduziert. Um herauszuf<strong>in</strong>den, ob es sich dabei<br />

nur um e<strong>in</strong> kurzfristiges Abs<strong>in</strong>ken <strong>der</strong> Kurve handelt, o<strong>der</strong> ob sich <strong>der</strong> Trend fortsetzt, sollten die<br />

Abrechnungen <strong>der</strong> kommenden Jahre mit den Daten von 2010 verglichen werden.<br />

3.5 Verbrauchsposten<br />

Der Energiebericht für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) befasst sich im Weiteren mit <strong>der</strong> Erfassung<br />

<strong>der</strong> Verbrauchsposten <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Bereichen Strom, Erdöl und –gas, Propangas sowie<br />

Wasser für die e<strong>in</strong>zelnen öffentlichen Liegenschaften. Es sollen die größten energieverbrauchenden<br />

Gebäude aufgezeigt werden, womit auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite gezielte Handlungsansätze gegeben<br />

werden können und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite erkennbar wird, <strong>in</strong> welchen Liegenschaften das größte<br />

E<strong>in</strong>sparpotential liegt. Wo am meisten Energie verbraucht wird bzw. die höchsten Kosten<br />

entstehen, ist es sicherlich auch am effektivsten selbige e<strong>in</strong>zusparen und somit e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>en<br />

positiven Umwelteffekt zu erzielen und an<strong>der</strong>seits die Haushaltslage <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu<br />

entspannen. Zudem nehmen die Kosten für E<strong>in</strong>sparungsmaßnahmen, beispielsweise durch die<br />

Sanierung e<strong>in</strong>er Liegenschaft, mit zunehmenden Energieverbräuchen und Nutzungsflächen ab, da<br />

diese auf die gesamte Nutzungsfläche e<strong>in</strong>er Liegenschaft verteilt werden.<br />

9


Abbildung 9: spez. Stromverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010<br />

Der Stromverbrauch wurde hier für die e<strong>in</strong>zelnen öffentlichen Liegenschaften <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) im Zeitraum von 2006 bis 2010 dargestellt. Die Verbräuche s<strong>in</strong>d auf m² * a<br />

umgerechnet, wodurch die Gebäude vergleichbar werden. Des Weiteren ist an <strong>der</strong> roten L<strong>in</strong>ie<br />

(Abb. 9) <strong>der</strong> durchschnittliche Stromverbrauch aller Gebäude <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Untersuchungszeitraums zu erkennen. Dieser liegt bei etwa 22,16 KWh/m²*a. Die Liegenschaften<br />

mit dem höchsten Stromverbrauch sollen hierdurch herausgestellt werden. Vor allem am Bauhof<br />

Argenste<strong>in</strong>, Feuerwehrgerätehaus NWE, DGH Wolfshausen und BGH Roth wird e<strong>in</strong><br />

überdurchschnittlich hoher Strombedarf deutlich. Wird <strong>der</strong> Bauhof genauer betrachtet, fällt auf,<br />

dass dieser mit e<strong>in</strong>em Durchschnittsverbrauch (2006 bis 2010) von 41,69 KWh/m²*a signifikant<br />

über dem gemittelten Durchschnittsverbrauch aller Liegenschaften liegt. Insgesamt könnte die<br />

Geme<strong>in</strong>de bei diesen Gebäuden mit Strome<strong>in</strong>sparungsmaßnahem ansetzen und somit die<br />

Verbräuche senken. Beson<strong>der</strong>s auffällig bei den Stromverbrauchern ist das DGH Wolfshausen.<br />

Dieses war von 2006 bis 2008 durch e<strong>in</strong>en sehr hohen Bedarf gekennzeichnet. Mittels e<strong>in</strong>es<br />

Austausches <strong>der</strong> mit Nachtstrom betriebenen Heizkörper, wurde 2009 e<strong>in</strong>e enorme E<strong>in</strong>sparung<br />

erzielt. Die Erfolgsaussicht von Maßnahmen ist also durchaus gegeben und auch für die an<strong>der</strong>en<br />

Liegenschaften <strong>in</strong> Erwägung zu ziehen. Insgesamt könnte die Geme<strong>in</strong>de bei den bereits<br />

aufgeführten Gebäuden mit Strome<strong>in</strong>sparungsmaßnahmen ansetzen und dadurch den Verbrauch<br />

10


senken, wodurch sich die Haushaltslage auf Grund s<strong>in</strong>ken<strong>der</strong> Kosten e<strong>in</strong> Stück weit entspannen<br />

könnte.<br />

Abbildung 10: spez. Erdgasverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010<br />

Beim Erdgasverbrauch (Abb. 10) wurde nach <strong>der</strong> gleichen Methode wie <strong>in</strong> Abb. 9 verfahren. Der<br />

durchschnittliche Verbrauch aller öffentlichen Liegenschaften zwischen 2006 und 2010 liegt bei<br />

157,36 KWh/m²*a. Zu erkennen ist, dass die Liegenschaften Kiga NWA, das BGH Nie<strong>der</strong>walgern<br />

und das Feuerwehrgerätehaus NWE e<strong>in</strong>en überdurchschnittlich hohen Erdgasverbrauch<br />

aufweisen. Insbeson<strong>der</strong>e liegt das Feuerwehrgerätehaus NWE mit e<strong>in</strong>em mittleren Verbrauch<br />

(2006 bis 2010) von 376,63 KWh/m²*a beachtlich über dem gemittelten Verbrauchswert (Abb. 10,<br />

rote L<strong>in</strong>ie) aller öffentlichen Liegenschaften (2006 bis 2010). Bei diesen Gebäuden könnte<br />

demnach angesetzt werden, um E<strong>in</strong>sparungen im Bereich Heiz- und Wärmekosten bzw. -<br />

verbräuche zu erzielen.<br />

11


Abbildung 11: spezifischer Erdölverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010<br />

Im Untersuchungszeitraum von 2006 bis 2010 weisen das BGH Roth und das DGH Argenste<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en überdurchschnittlichen Erdölverbrauch auf (Abb. 11). Durch genauere Situationsanalysen <strong>in</strong><br />

diesen Bürgerhäusern könnten die hohen Verbrauchsursachen festgestellt und gezielte<br />

E<strong>in</strong>sparmaßnahmen durchgeführt werden.<br />

In Zeiten steigen<strong>der</strong> Preise für fossile Energieträger ist es von beson<strong>der</strong>er Bedeutung die<br />

E<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> diesen Bereichen voranzutreiben, ferner vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Endlichkeit dieser<br />

Ressourcen. Hierbei werden sehr große Potentiale gesehen, um <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Kosten e<strong>in</strong>zusparen. E<strong>in</strong>e eigenständige regenerative Energieerzeugung könnte für die Beheizung<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften berücksichtigt werden und somit nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Amortisierungszeit <strong>der</strong> Anlagen den Haushalt weiter konsolidieren und die Umwelt verstärkt<br />

schonen.<br />

12


Abbildung 12: spez. Propangasverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010<br />

Insgesamt verbrauchen fünf öffentliche Gebäude Propangas zur Wärmeerzeugung (Abb. 12). Vor<br />

allem <strong>der</strong> Bauhof Argenste<strong>in</strong> fällt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verbrauch beson<strong>der</strong>s auf. Dieser liegt mit e<strong>in</strong>em<br />

durchschnittlichen Bedarf (2006 bis 2010) von 123,68 KWh/m²*a über dem Gesamtdurchschnittsverbrauch<br />

an Propangas aller fünf Liegenschaften von 76,63 KWh/m²*a. Eventuell könnten<br />

gewisse Maßnahmen den Propangasverbrauch e<strong>in</strong>schränken und den Bauhof somit<br />

wirtschaftlicher gestalten. Langfristig ist e<strong>in</strong>e Umstellung <strong>der</strong> Heizenergieform auf Erdgas zu<br />

überdenken, da sich beide Ressourcen preislich deutlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgrenzen. Aus den<br />

Abrechnungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Jahre geht deutlich hervor, dass Erdgas die kostengünstigere<br />

Variante ist.<br />

13


Abbildung 13: spez. Wasserverbrauch <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften 2006 bis 2010<br />

Der durchschnittliche Wasserverbrauch aller Liegenschaften liegt bei 0,4 m³/m²*a (Abb. 13). Die<br />

Friedhofshallen <strong>in</strong> NWE und NWA weisen e<strong>in</strong>en deutlich erhöhten Wasserverbrauch <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Untersuchungszeitraumes auf. Bei diesen Gebäuden steht die Größe <strong>der</strong> zu bewässernden Fläche<br />

<strong>der</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Gebäudenutzungsfläche gegenüber, was den hohen Verbrauch erklärt.<br />

Dennoch könnte hier angesetzt werden, um den Wasserverbrauch durch gezielte Handlungen zu<br />

verr<strong>in</strong>gern. Die alte Kirche NWE, das BGH Roth sowie das Lehrerwohnhaus Wenkbach und die<br />

Schwesternstation NWA sollten ebenfalls für genauere Verbrauchsanalysen berücksichtigt werden.<br />

3.6 Ergebnisse <strong>der</strong> Bürgerbefragung<br />

Um die E<strong>in</strong>wohner <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) <strong>in</strong> das Energiemonitor<strong>in</strong>g mit e<strong>in</strong>zubeziehen,<br />

wurden Fragen bezüglich <strong>der</strong> Nutzung e<strong>in</strong>zelner Bürgerhäuser und <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Schließung<br />

bzw. Reduzierung <strong>der</strong> Selbigen gestellt. Ziel dieser Befragung war es <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de eventuelle<br />

Handlungsanregungen zu geben. Insgesamt wurden die Fragen von 479 Bürgern beantwortet. Die<br />

Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt.<br />

14


Abbildung 14: Nutzung <strong>der</strong> Bürgerhäuser (nach wöchentlicher, mehrmaliger und e<strong>in</strong>maliger (Monat/Jahr) und ke<strong>in</strong>er Nutzung) [%]<br />

und nach e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>deteilen differenziert<br />

Auffällig bei <strong>der</strong> Befragung nach <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bürgerhäuser ist, dass diese relativ<br />

ger<strong>in</strong>g ausfällt (Abb. 14). Die wöchentliche bzw. mehrmalige Nutzung im Monat nimmt e<strong>in</strong>en<br />

deutlich ger<strong>in</strong>geren Prozentsatz im Gegensatz zu <strong>der</strong> Nutzung pro Jahr o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>er Nutzung e<strong>in</strong>.<br />

Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Befragten gaben an, das Bürgerhaus <strong>in</strong> ihrem Geme<strong>in</strong>deteil nie o<strong>der</strong> nur<br />

e<strong>in</strong>mal im Jahr zu nutzen. Speziell bei <strong>der</strong> Erhebung <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>walgern, welche<br />

den größten Stichprobenumfang aufweisen, ist zu erkennen, dass ca. 65 bis 70% <strong>der</strong> Befragten<br />

das jeweilige Bürgerhaus nur e<strong>in</strong>mal im Jahr o<strong>der</strong> nie nutzen. Wenn von diesem ger<strong>in</strong>gen<br />

Gebrauch ausgegangen wird, ist von Seiten <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Bürgerhäusern wünschenswert, um eventuell Kosten e<strong>in</strong>zusparen.<br />

Demnach stellt sich die Frage <strong>in</strong>wieweit die Bürger dazu bereit wären auf e<strong>in</strong> Bürgerhaus zu<br />

verzichten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Zusammenlegung zuzustimmen, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Abbildung<br />

dargestellt ist.<br />

15


Abbildung 15: Akzeptanz e<strong>in</strong>er Reduzierung <strong>der</strong> Bürgerhäuser [%] nach e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>deteilen<br />

Es fällt auf, dass die Akzeptanz <strong>der</strong> Schließung e<strong>in</strong>es Bürgerhauses <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) bei den Befragten durchaus vorhanden ist (Abb. 15). Vor allem <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>weimar würden ca.<br />

50% <strong>der</strong> Befragten e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Bürgerhäuser befürworten. Auf die gesamte Geme<strong>in</strong>de<br />

bezogen s<strong>in</strong>d ca. 50% <strong>der</strong> Befragten gegen e<strong>in</strong>e Schließung e<strong>in</strong>es Bürgerhauses, ca. 35% dafür<br />

und 15 % haben ke<strong>in</strong>e Angaben gemacht.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne wäre darüber zu entscheiden, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e Schließung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bürgerhauses zu vertreten ist. Es müsste e<strong>in</strong>e genaue Funktions- und Kostenanalyse zu den<br />

Gebäuden durchgeführt werden, da diese auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite e<strong>in</strong>en hohen sozialen Wert, <strong>in</strong> Form<br />

von Veranstaltungsorten für beson<strong>der</strong>e Ereignisse o<strong>der</strong> als Treffpunkt <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

aufweisen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist vor dem H<strong>in</strong>tergrund des demografischen Wandels zu<br />

h<strong>in</strong>terfragen, ob das Vorhalten von Bürgerhäusern für jeden e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>deteil s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />

Bei e<strong>in</strong>er bereits durchgeführten Energiekostenanalyse e<strong>in</strong>es spezifischen Bürgerhauses wurde<br />

festgestellt, dass bei e<strong>in</strong>er Schließung ca. 9.000 € pro Jahr e<strong>in</strong>gespart werden könnten. Zusätzlich<br />

kommen noch Verwaltungs-, Pflege- und Unterhaltskosten h<strong>in</strong>zu, die bei e<strong>in</strong>er Schließung<br />

ebenfalls wegfallen würden, wodurch die E<strong>in</strong>sparung deutlich höher ausfallen wird. Durch e<strong>in</strong>e<br />

Nachnutzung <strong>der</strong> aufgebenden Gebäude könnten die e<strong>in</strong>gesparten Kosten <strong>in</strong> E<strong>in</strong>nahmen<br />

umgewandelt werden, <strong>in</strong>dem die ehemaligen Bürgerhauser z.B. als Geschäfts- o<strong>der</strong> Wohnhäuser<br />

weiter vermietet werden.<br />

16


4. Handlungsempfehlungen<br />

Im Anschluss an die Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse des Energiemonitor<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d im Folgenden<br />

Maßnahmen und Empfehlungen dargestellt, die <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zur Energiee<strong>in</strong>sparung und damit<br />

zur Entlastung des Haushalts dienen sollen. Langfristig ist die energetische Sanierung mit dem Ziel<br />

des Niedrigenergiestandards für Gebäude anzustreben. Die dafür nötigen Schritte s<strong>in</strong>d beispielhaft<br />

im folgenden Abschnitt dargestellt.<br />

4.1 Energetische Sanierung am Beispiel des Bürgerhauses Uedem (NRW)<br />

Im Jahr 2011 entschloss sich die Geme<strong>in</strong>de Uedem <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ihr Bürgerhaus mit<br />

e<strong>in</strong>em voraussichtlichen Kostenaufwand von 1.271.000 € energetisch sanieren zu lassen. Grund<br />

hierfür ist neben dem allgeme<strong>in</strong>en Gebäudezustand das Klimaschutzkonzept <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de.<br />

Bereits im Jahr 2012 soll die energetische Sanierung des Bürgerhauses durchgeführt werden. Laut<br />

Angaben <strong>der</strong> Nutzer ist die Sanierung dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, da <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit schon des<br />

Öfteren über den schlechten Zustand <strong>der</strong> gesamten Bausubstanz und <strong>der</strong> Fenster geklagt wurde.<br />

Die geplanten Maßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> 4 Teilschritte geglie<strong>der</strong>t worden. Zum e<strong>in</strong>en werden die Low-<br />

Cost-Maßnahmen durchgeführt. Diese umfassen den Austausch o<strong>der</strong> die Umrüstung <strong>der</strong><br />

Beleuchtung sowie den Austausch <strong>der</strong> Thermostate <strong>der</strong> Heizkörper. Die Kosten für diese<br />

Maßnahmen belaufen sich auf rund 24.700 €. Die zweite Maßnahme ist <strong>der</strong> Austausch <strong>der</strong><br />

Fenster, Türen und Glaselemente, mit Gesamtkosten von ca. 268.400 €. In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt<br />

soll die Dämmung <strong>der</strong> Fassade und Wände gegen das Erdreich sowie die Dämmung <strong>der</strong><br />

Dachflächen erneuert werden, wofür voraussichtlich Kosten <strong>in</strong> Höhe von 506.000 € entstehen. Im<br />

letzten Schritt f<strong>in</strong>den <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er zentralen Lüftungsanlage zur kontrollierten Belüftung,<br />

<strong>in</strong>klusive Luftsolarkollektoren und Klimatisierung sowie die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Energiecontroll<strong>in</strong>g-<br />

Systems für circa 471.200 € statt.<br />

Um Mehrkosten zu sparen, werden die oben genannten Maßnahmenpakete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganzheitlichen<br />

Baumaßnahme durchgeführt. Mit <strong>der</strong> energetischen Sanierung erhofft sich die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e<br />

Reduzierung des Endenergiebedarfes um etwa 50 %, sowie e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> CO2 -<br />

Emissionen um rund 52 % (Geme<strong>in</strong>de Uedem 2011, o.S.).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> angespannten Haushaltslage <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) und <strong>der</strong> aktuellen<br />

För<strong>der</strong>ung von Bund, Land und <strong>der</strong> Europäischen Union, s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>artige Investitionen im<br />

Millionenbereich wahrsche<strong>in</strong>lich schwerlich zu realisieren. Aber auch mit ger<strong>in</strong>g<strong>in</strong>vestiven<br />

Maßnahmen können bereits E<strong>in</strong>sparungen, je nach Gebäudeart, -zustand und Nutzung, von bis zu<br />

30 % erreicht werden (Dt. Städtetag 2010, S.1). In den Kapiteln 4.2- 4.5 werden daher Low-Cost-<br />

Maßnahmen für die Bereiche elektrischer Strom, Heizenergie und Wasser vorgestellt.<br />

4.2 Energiemonitor<strong>in</strong>g<br />

Wie e<strong>in</strong>gangs beschrieben (Kapitel 2), ermöglicht das Energiemonitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e regelmäßige<br />

Kontrolle und hilft bei <strong>der</strong> Ermittlung von Schwachstellen.<br />

17


• Durch die ständige Kontrolle <strong>der</strong> Verbrauchsdaten aus dem Energiemonitor<strong>in</strong>g werden die<br />

Daten transparent für den Nutzer. Folglich kann bei bedachtem und angepasstem<br />

Nutzungsverhalten e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Kosten von 5 bis 15% erreicht werden.<br />

• Oft s<strong>in</strong>d Gebäude nicht zu 100 % energieeffizient umgebaut, aufgrund dessen arbeiten<br />

fossile und regenerative Energieerzeugungssysteme eng zusammen. Monitor<strong>in</strong>g ermöglicht<br />

die Ermittlung des optimalen Wirkungsgradbereichs und kann aufgrund dessen<br />

Kostene<strong>in</strong>sparpotenziale für die jeweiligen Techniken von bis zu 50% erzielen.<br />

Die neue Generation des Energiemonitor<strong>in</strong>gs überzeugt durch se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Handhabung. Wenn<br />

die Zähler digital und mit Internetzugang aufgerüstet werden, s<strong>in</strong>d mittels geeigneter Software die<br />

Verbräuche ohne zusätzlichen Ablese- und Arbeitsaufwand je<strong>der</strong>zeit über PC o<strong>der</strong> Smartphone<br />

abrufbar. Des Weiteren können Zusatzoptionen, wie beispielsweise die regelmäßige Kontrolle <strong>der</strong><br />

Daten und die daraus resultierenden Vorschläge zur Effizienzsteigerung direkt umgesetzt werden.<br />

Beispielhaft kann das Monitor<strong>in</strong>gsystem e3m des Unternehmens emation GmbH genannt werden.<br />

E<strong>in</strong>e aktuelle Marktübersicht bietet die Energieagentur NRW (energieagentur.nrw.de) an.<br />

4.3 Maßnahmen im Bereich „Heizung“<br />

Heizkörper zu entlüften ist e<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>fache und schnelle Maßnahme, um Kosten e<strong>in</strong>zusparen.<br />

Wenn die Heizkörper nicht mehr warm werden und es immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> diesen gluckert, ist das e<strong>in</strong><br />

Zeichen dafür, dass diese entlüftet werden müssen. Luft im System entsteht nicht durch undichte<br />

Leitungen o<strong>der</strong> Heizkörper, son<strong>der</strong>n durch das Erwärmen und Abkühlen des Heizwassers. Zudem<br />

muss darauf geachtet werden, dass nach e<strong>in</strong>er bestimmten Nutzungsdauer Wasser <strong>in</strong> das System<br />

nachgefühlt werden muss. Dadurch kann sehr viel Energie gespart werden, da das erwärmte<br />

Wasser schneller und unter weniger Energieaufwand zu den Heizkörpern gelangt. Die Heizkörper<br />

sollten vor und nach je<strong>der</strong> W<strong>in</strong>terperiode entlüftet werden.<br />

Wenn die Heizung störungsfrei läuft, ist e<strong>in</strong>e weitere Low-Cost-Maßnahme die<br />

Isolierung <strong>der</strong> Zulaufrohre. Über nicht isolierte Heizungsrohre, kann laut<br />

Mo<strong>der</strong>nus, dem Handwerker und Dienstleister Portal für energetische<br />

Gebäudemo<strong>der</strong>nisierung, bis zu e<strong>in</strong>em Viertel <strong>der</strong> Energie verloren gehen. Vor<br />

allem <strong>in</strong> Kellerräumen sowie nicht genutzten Räumen s<strong>in</strong>d enorme<br />

E<strong>in</strong>sparpotenziale möglich. Der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Dämmung <strong>der</strong> Heizungsrohre ist<br />

e<strong>in</strong>e schnelle, kostengünstige und effektive Möglichkeit, um Wärmeverluste zu Abbildung 16<br />

Dämmung von<br />

vermeiden. E<strong>in</strong>e solche Dämmung ist <strong>in</strong> Abbildung 16 beispielhaft dargestellt. Heizrohren (Quelle:<br />

Baul<strong>in</strong>ks 2011, o.S.)<br />

Vor dem Anbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Isolierung, sollte darauf geachtet werden, dass die<br />

Kosten für das Material <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angemessenen Verhältnis zu den E<strong>in</strong>sparungen stehen. Laut<br />

e<strong>in</strong>er Beispielrechnung von Mo<strong>der</strong>nus können bei e<strong>in</strong>er Heizungsanlage mit e<strong>in</strong>er Betriebsdauer<br />

von 4000 Stunden pro Jahr durch die Isolierung bis zu sechs Liter Erdöl je Meter Heizungsrohr<br />

e<strong>in</strong>gespart werden. Beim aktuellen Ölpreis von 82,35 € pro 100 Liter Heizöl (Stand: 22.08.2011 um<br />

18


17:04), könnten pro Jahr bis zu 4,94 € e<strong>in</strong>gespart werden. Die Materialkosten pro laufenden Meter<br />

betragen zwischen drei und zehn Euro, je nach Material des Dämmstoffes, Dicke <strong>der</strong> Isolierung<br />

(Mo<strong>der</strong>nus 2011, o.S.).<br />

E<strong>in</strong>e weitere Low-Cost-Maßnahme ist die Anbr<strong>in</strong>gung von Wärmereflextoren an <strong>der</strong> Rückseite<br />

e<strong>in</strong>es Heizkörpers. Der Wärmeausstoß e<strong>in</strong>es Heizkörpers f<strong>in</strong>det sowohl an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite sowie<br />

an <strong>der</strong> Rückseite statt. Aufgrund dessen wird unnötigerweise, die <strong>der</strong> Rückseite zugewandte<br />

Außenmauer aufgeheizt und somit Energie verschwendet. Diese Problematik ist deutlich auf dem<br />

Wärmebild zu erkennen.<br />

Das Anbr<strong>in</strong>gen von Reflektoren schirmt die Wärme vor<br />

<strong>der</strong> Außenwand ab und sie gelangt somit wie<strong>der</strong><br />

zurück <strong>in</strong> den Raum. Damit kann bis zu 90 % <strong>der</strong><br />

Wärme durch die Reflektoren zurückgestrahlt werden<br />

und laut Hersteller Seegerer Techniksysteme, e<strong>in</strong>e<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Gesamtheizkosten von bis zu 25 %<br />

erreicht werden.<br />

Abbildung 17 Wärmebildaufnahme e<strong>in</strong>er Außenwand Nicht nur <strong>der</strong> reduzierte Energieverlust ist e<strong>in</strong><br />

(Quelle: Seegerer 2011b, o.S.)<br />

Argument für das Anbr<strong>in</strong>gen von Reflektoren, auch<br />

bieten viele Firmen maßgefertigte Reflektoren zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Preis und jede Art von<br />

Heizungsanlagen (Öl, Gas, Strom etc.) an. Beim E<strong>in</strong>bau s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e baulichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nötig, da die Reflektoren mit hitzebeständigem Klebeband <strong>in</strong> ungefähr zwei M<strong>in</strong>uten an <strong>der</strong><br />

Rückseite befestigt werden können (Seegerer 2011a, o.S.).<br />

Temperaturwahl:<br />

Die optimale Raumtemperatur setzt sich aus drei Faktoren zusammen. Entscheidend ist das<br />

Verhältnis zwischen Feuchte, Temperatur und Luftbewegung. Der Mensch empf<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e<br />

Raumtemperatur im W<strong>in</strong>ter von 22 Grad als sehr angenehm. Jede Reduzierung um 1 Grad spart<br />

bis zu sechs Prozent <strong>der</strong> Heizkosten. Mit e<strong>in</strong>fachen Handgriffen kann man auch bei 20 Grad das<br />

subjektive Wärmeempf<strong>in</strong>den des Menschen täuschen. Bei e<strong>in</strong>er Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60<br />

Prozent wird die Wahrnehmung des Körpers <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung als optimal empfunden. E<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit ist e<strong>in</strong>fach, beispielsweise können Grünpflanzen o<strong>der</strong> Luftbefeuchter<br />

an den Heizkörpern aufgestellt werden. Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass die<br />

Luftbewegung im Raum bei maximal 0,1 Meter pro Sekunde liegt (Dentel / Dietrich 2005, S. 4ff.).<br />

Das optimale Zusammenspiel <strong>der</strong> Faktoren Feuchte, Temperatur und Luftbewegung ist mit<br />

e<strong>in</strong>fachen Mitteln schnell zureichen.<br />

Wie schon erwähnt kann die Luftfeuchte mit Hilfe von Grünpflanzen o<strong>der</strong> Luftbefeuchtern an den<br />

Heizkörpern gesteigert werden. Dass die Luftfeuchte nicht optimal ist, merkt man schnell an e<strong>in</strong>em<br />

trockenen Hautgefühl o<strong>der</strong> anlaufenden Scheiben. E<strong>in</strong>e zu starke Luftbewegung wird häufig als<br />

19


kühler Zug wahrgenommen. Diesem kann man durch neue Dichtungen <strong>in</strong> den Fenstern bzw. <strong>in</strong><br />

den Türrahmen und das immer Geschlossen halten <strong>der</strong> Türen entgegen wirken (ebd. S.6ff).<br />

E<strong>in</strong>e optimale Temperatur erreicht man beispielsweise mit <strong>der</strong> Montage von programmierbaren<br />

Thermostaten. Diese können durch optimale und planmäßige Beheizung <strong>der</strong> Räumlichkeiten die<br />

Energiekosten um bis zu 15 Prozent senken. Programmierbare Thermostate können bereits ab ca.<br />

20 € erworben werden und können richtig programmiert die Temperatur optimal regulieren. Somit<br />

kann das Hoch- und Herunterdrehen <strong>der</strong> mechanischen Thermostate und die Wartezeit auf die<br />

richtige Temperatur vermieden werden. Außerdem könnten die Arbeitsräume optimal zu<br />

Arbeitsbeg<strong>in</strong>n erwärmt se<strong>in</strong>. Des Weiteren gibt es auch teurere und funkgesteuerte Geräte, die<br />

beispielweise geöffnete Fenster erkennen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Lüftung den Heizkörper ausschalten.<br />

Die Gerätetypen machen sich laut co2onl<strong>in</strong>e GmbH <strong>in</strong>nerhalb von zwei bis fünf Jahren bezahlt<br />

(Energiesparclub 2011, o.S.).<br />

Außerdem sollte darauf geachtet werden das ungenutzte Räume <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten nicht ganz<br />

auskühlen. Dies kann zum e<strong>in</strong>en Frostschäden hervorrufen, an<strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong> Energieaufwand<br />

bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufheizung enorm hoch. Besitzen die mechanischen Thermostate e<strong>in</strong>e Frostschutz-<br />

E<strong>in</strong>stellung sollte diese e<strong>in</strong>gestellt se<strong>in</strong>. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall sollte e<strong>in</strong>e Heizung <strong>in</strong> dem Gebäude<br />

auf maximale Wärme e<strong>in</strong>gestellt werden und die Türen zwischen den Räumen aufgesperrt bleiben,<br />

damit sich e<strong>in</strong> Wärmepuffer <strong>in</strong> dem Gebäude bilden kann. S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Räumlichkeiten Rollläden<br />

und Gard<strong>in</strong>en vorhanden, sollten diese geschlossen bzw. zugezogen se<strong>in</strong> (ebd.).<br />

4.4 Maßnahmen im Bereich „Strom“<br />

Mit dem EU-Handelsverbot für Glühbirnen ab 1. September 2009 hat die EU-Kommission die<br />

Abschaffung <strong>der</strong> klimaschädlichen Glühbirnen verordnet. Energiespar- und Halogenlampen sollen<br />

diese allmählich ersetzen. E<strong>in</strong> wesentlicher Vorteil <strong>der</strong> Energiesparlampen liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> gegenüber<br />

den herkömmlichen Glühlampen höheren Lichtausbeute. Bei preisgünstigen Modellen werden 25<br />

Prozent des verwendeten Stroms <strong>in</strong> Licht umgewandelt, ganz im Gegenteil zu den Glühbirnen,<br />

welche nur fünf Prozent zu Licht machen, da <strong>der</strong> Rest als Wärmeenergie verloren geht. Des<br />

Weiteren steht <strong>der</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te CO2-Ausstoß im Fokus <strong>der</strong> Umstellung (Stadtwerke Buchen 2011,<br />

o.S.). Zu beachten ist allerd<strong>in</strong>gs die problematische Entsorgung <strong>der</strong> Energiesparlampen aufgrund<br />

des Quecksilbergehalts.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Low-Cost-Maßnahme, um Kosten und Strom zu sparen, ist die Anschaffung von<br />

abschaltbaren Mehrfachsteckleisten. Viele Geräte verbrauchen im Standby-Betrieb unnötig Strom.<br />

Hierzu e<strong>in</strong> kurzes Beispiel:<br />

20


Abbildung 18 Kosten für Standby-Betrieb verschiedener Elektrogeräte <strong>in</strong> Privathaushalten<br />

Dieses E<strong>in</strong>sparpotential lässt sich am e<strong>in</strong>fachsten durch Mehrfachstecker durch Abschalten aller<br />

Geräte ausnutzen.<br />

4.5 Maßnahmen im Bereich „Wasser“<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser ist e<strong>in</strong>e kostbare Ressource, daher sollte mit dieser auch sehr sparsam umgegangen<br />

werden. Die Aufbereitung ist sehr schwierig und kostet nicht nur viel Geld, son<strong>der</strong>n belastet auch<br />

die Umwelt mit e<strong>in</strong>em hohen CO2 Ausstoß.<br />

Vor allem Toiletten s<strong>in</strong>d die größten Tr<strong>in</strong>kwasser Verbraucher <strong>in</strong> den öffentlichen Liegenschaften.<br />

Daher muss an diesem Verbrauchsherd auch als erstes angesetzt und gespart werden. Ist e<strong>in</strong><br />

Toilettenspülkasten mit e<strong>in</strong>er Stopptaste ausgerüstet, s<strong>in</strong>d schon alle möglichen Maßnahmen<br />

durchgeführt. Denn damit können bis zu 200 m³ pro Jahr gespart werden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Low-Cost-Maßnahme ist die Installierung e<strong>in</strong>es Strahlreglers auf 4,5 Liter pro M<strong>in</strong>ute.<br />

Dieser kann bei aktuellem Wasserpreis und bei e<strong>in</strong>em Anschaffungspreis von 4,60 € im Jahr, bis<br />

zu 60 € sparen. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass sich <strong>in</strong> allen öffentlichen<br />

Liegenschaften ke<strong>in</strong> tropfen<strong>der</strong> Wasserhahn bef<strong>in</strong>det. In nur 24 Stunden könnten dadurch bis zu<br />

21


200 Liter Wasser verschwendet werden, was bei aktuellen Kosten e<strong>in</strong>en Betrag von 4,60 €<br />

ausmacht (Baunetzwissen 2011, o.S.).<br />

Dennoch ist hier auch auf die Auswirkungen des ger<strong>in</strong>geren Wasserverbrauchs auf die<br />

Kanalisationssysteme h<strong>in</strong>zuweisen. Zu ger<strong>in</strong>ger Durchfluss im Kanalsystem bewirkt vor allem im<br />

Sommer e<strong>in</strong>e Verschlammung und erhöhte Keimbelastung. Daher müssen die Rohrsysteme<br />

oftmals mit Tr<strong>in</strong>kwasser gespült werden. Dennoch ist das E<strong>in</strong>sparen von Warmwasser s<strong>in</strong>nvoll, da<br />

zusätzlich zu den Aufwendungen zur Produktion und Abwasserklärung viel Energie zur<br />

Warmwasserbereitung benötigt wird (Handelsblatt 2011 o.S.).<br />

Um den Erfolg von Energie- und Kostene<strong>in</strong>sparungen zu gewährleisten, ist die aktive<br />

Mite<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Gebäudenutzer und <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>demitarbeiter sicherzustellen und seitens <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de zu begleiten. Um den dafür notwendigen Organisations-, Kosten- und Arbeitsaufwand<br />

möglichst zu begrenzen, könnte e<strong>in</strong>e Social Media Seite (z.B. auf Facebook o<strong>der</strong> Google+)<br />

e<strong>in</strong>gepflegt werden, die als <strong>in</strong>teraktiv nutzbares Energieplenum und Kommunikationsplattform<br />

fungieren könnte. Alternativ wären regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch und zur<br />

Zielvere<strong>in</strong>barung mit allen Beteiligten vorstellbar.<br />

Empfehlenswert ist die Vere<strong>in</strong>barung von Energiee<strong>in</strong>sparzielen, die mit den Nutzern, den<br />

Ehrenamtlichen und den Mitarbeitern e<strong>in</strong>zelner Gebäude jährlich ausgebarbeitet werden. E<strong>in</strong> Ziel<br />

könnte se<strong>in</strong>, den Strom- und/o<strong>der</strong> Heizenergiebedarf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr für das Gesamtgebäude o<strong>der</strong><br />

aber je Nutzer durch oben beschriebene Maßnahmen um 10% zu senken. So führt beispielsweise<br />

die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> seit e<strong>in</strong>igen Jahren erfolgreich e<strong>in</strong> umgreifendes<br />

Energiemanagementsystem, im Rahmen dessen die Mitarbeiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Liegenschaft durch die<br />

Auszahlung e<strong>in</strong>es Teils <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesparten Kosten belohnt und angespornt werden. Dabei wurden<br />

„seit dem Jahr 1990 (…) die Stromverbrauchswerte (…) im Schnitt um 6 % und die<br />

Heizenergieverbrauchswerte um 39 % (…), <strong>der</strong> Wasserverbrauch sogar um 56 % (gesenkt). Die<br />

Kohlendioxid-Emissionen sanken im gleichen Zeitraum um 32 %“ (Hochbauamt <strong>der</strong> Stadt Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> 2011, o.S.). Insgesamt konnten seit 1990 durch das Energiemanagement 91,4 Mio. €<br />

erwirtschaftet werden (ebd.). Statt e<strong>in</strong>er monetären Belohnung könnte auch <strong>in</strong> Form von<br />

Renovierung und Sachgütern beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bürgerhaus <strong>in</strong>vestiert werden. Auch e<strong>in</strong>e<br />

Beteiligung Dritter, etwa dem örtlichen Energie- o<strong>der</strong> Wasserversorgers o<strong>der</strong> lokaler Unternehmen<br />

ist <strong>in</strong> Form von Sachgew<strong>in</strong>nen o.ä. durchaus vorstellbar.<br />

5. Fazit<br />

Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse dargestellt, konnte die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) den Verbrauch von Strom,<br />

Wasser und Heizenergie bereits deutlich reduzieren. Durch die Preissteigerungen konnte aber<br />

ke<strong>in</strong>e Kostenreduktion erzielt werden. Wie anhand des Stromverbrauchs des DGH Wolfshausen<br />

im Ergebnisteil dargestellt, bewirkt die Erneuerung <strong>der</strong> Heizungsanlage bzw. dem Austausch von<br />

22


Heizkörpern bereits deutliche E<strong>in</strong>sparerfolge. Zu Bedenken ist auch e<strong>in</strong>e Umrüstung von Erdöl und<br />

Propangas auf günstigeres Erdgas zur Beheizung e<strong>in</strong>zelner Gebäude. Grundsätzlich sollten die<br />

größten Verbraucher genauer auf ihre Heiztechnik und den allgeme<strong>in</strong>en Gebäudezustand h<strong>in</strong><br />

untersucht werden und langfristig die energetische Sanierung <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften<br />

angestrebt werden, da hier die größten E<strong>in</strong>sparpotentiale erzielt werden können. Da aber für diese<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong> erheblicher Mittele<strong>in</strong>satz vonnöten und die För<strong>der</strong>ung durch Bund und Län<strong>der</strong><br />

unklar ist, ist mittelfristig die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Energiemonitor<strong>in</strong>gsystems e<strong>in</strong>e Möglichkeit, mit<br />

relativ ger<strong>in</strong>gem Mittele<strong>in</strong>satz dennoch e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Verbrauchsbilanz zu erreichen.<br />

Grundsätzlich ist auch e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> öffentlichen Liegenschaften e<strong>in</strong>e Option, um unter<br />

an<strong>der</strong>em den Energiebedarf <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zu senken, sofern Nachnutzung, Vermietung o<strong>der</strong><br />

Verkauf realisierbar s<strong>in</strong>d. Die beson<strong>der</strong>e soziale Funktion etwa <strong>der</strong> Bürgerhäuser, aber auch <strong>der</strong><br />

demographische Wandel s<strong>in</strong>d hier aber zu berücksichtigen. Kurzfristig kann mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand<br />

durch die Mite<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Nutzer und Geme<strong>in</strong>demitarbeiter unter Anwendung <strong>der</strong> oben<br />

aufgeführten Maßnahmen <strong>der</strong> Heizenergie- und Strombedarf weiter reduziert werden. Neben <strong>der</strong><br />

Entlastung für den kommunalen Haushalt ist auch <strong>der</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren<br />

Energieversorgung zu erreichen.<br />

23


6. Literaturangaben<br />

� ADAPTON ENERGIESYSTEME AG (o.J.): Energiemonitor<strong>in</strong>g<br />

http://www.adapton.de/fileadm<strong>in</strong>/Dateien/PDF/Leistungsbil<strong>der</strong>/Energiemo<strong>in</strong>itor<strong>in</strong>g.pdf<br />

abgerufen am 14.08.2011<br />

� AGRARPLUS (2011): Kennzahlen Heizwerte von<br />

http://www.agrarplus.at/kennzahlen.heizwerte.php abgerufen am 13.07.2011<br />

� Baunetzwissen (2011): Wassersparen im Bad.<br />

http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Bad-und-Sanitaer_Wassersparen-im-<br />

Bad_172806.html abgerufen am 16.07.2011<br />

� BAULINKS (2011) Abbildung e<strong>in</strong>er Heizrohrisolierung.<br />

http://www.baul<strong>in</strong>ks.de/webplug<strong>in</strong>/2005/i/2014-viega1.jpg abgerufen am 14.07.2011<br />

� DENA – DEUTSCHE ENERGIEAGENTUR (2011): Thema Energie: Standby-Verbrauch<br />

verschiedener Elektrogeräte: http://www.thema-energie.de/strom/stand-by/stand-byverbrauch-verschiedener-geraete-und-beispielrechnung.html<br />

abgerufen am 14.08.2011<br />

� DENTEL, A. / DIETRICH, U. (2005): Thermische Behaglichkeit – Komfort <strong>in</strong> Gebäuden.<br />

HAFENCITY UNIVERSITÄT HAMBURG / INSTITUT FÜR ENERGIE UND GEBÄUDE (HRSG.). Hamburg.<br />

� DEUTSCHER STÄDTETAG 2(008): H<strong>in</strong>weise zum kommunalen Energiemanagement: 2.0<br />

Energiemanagement, Berichtswesen und Öffentlichkeitsarbeit. Köln.<br />

http://www.staedtetag.de/imperia/md/content/schwerpunkte/fach<strong>in</strong>fos/2010/14.pdf<br />

abgerufen am 02.07.2011<br />

� DEUTSCHER STÄDTETAG (2010): H<strong>in</strong>weise zum kommunalen Energiemanagement: 1.0<br />

Grundlagen und Organisation des Energiemanagements. Köln.<br />

� DWD DEUTSCHER WETTERDIENST (2011): Gradtagzahlen und Gradtage.<br />

http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=_d<br />

wdwww_klima_umwelt_klimadaten_deutschland&T17400910631149670782053gsbDocum<br />

entPath=Navigation%2FOeffentlichkeit%2FKlima__Umwelt%2FKlimadaten%2Fspezialdate<br />

n%2FGTZ__start__node.html%3F__nnn%3Dtrue abgerufen am 10.07.2011<br />

� EG (2002): AMTSBLATT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT (2002): Richtl<strong>in</strong>ie 2002/91/EG<br />

des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16.12.2002 über die Gesamteffizienz<br />

von Gebäuden. Brüssel.<br />

� ENERGIEAGENTUR NORDRHEIN-WESTFALEN 2011: Marktspiegel für Energiemanagement<br />

Software: http://www.energieagentur.nrw.de/tools/emsmarktspiegel/default.asp?site=ea<br />

abgerufen am 14.08.2011<br />

24


� ENERGIESPARCLUB (2011): Programmierbare Thermostate / Co2onl<strong>in</strong>e GmbH<br />

http://www.co2onl<strong>in</strong>e.de/fileadm<strong>in</strong>/pressearchiv/Eigene_Pressemitteilungen/PM_2010/1012<br />

16_PM_ESK_Thermostate.pdf abgerufen am 15.07.2011.<br />

� GEMEINDE UEDEM (2011): Energetische Sanierung des Bürgerhauses Uedem<br />

http://www.uedem.de/C125722D0050249A/html/3C38BD17D523645FC1257854005AB111<br />

?opendocument&layout=Pressedetail_Archiv abgerufen am 15.07.2011<br />

� HANDELSBLATT (2011): Klimaschutz durch Wassersparen.<br />

http://www.handelsblatt.com/technologie/energie-umwelt/klima-orakel/klimaschutz-durchwassersparen/4421040.html<br />

abgerufen am 15.08.2011<br />

� HOCHBAUAMT DER STADT FRANKFURT AM MAIN (2011): Energiemanagement.<br />

http://www.energiemanagement.stadt-frankfurt.de/Service/Dokumente/Kosten-Verbaeuche-<br />

Emissionen.pdf abgerufen am 12.07.2011<br />

� MODERNUS PORTAL FÜR ENERGETISCHE GEBÄUDEMODERNISIERUNG (2011): Isolierung von<br />

Heizrohren. http://www.mo<strong>der</strong>nus.de/heizungsrohre-isolieren-verkleiden-daemmen/kostenpreise-material-anleitung<br />

abgerufen am 15.08.2011<br />

� SEEGERER TECHNIKSYSTEME (2011a und 2011b): Energiesparreflektoren sowie Abbildung<br />

e<strong>in</strong>er Wärmebildaufnahme e<strong>in</strong>er Außenwand. http://s361525145.e-shop.<strong>in</strong>fo/page/4<br />

abgerufen am 14.08.2011.<br />

� WISSENSCHAFTSZENTRUM WEIHENSTEPHAN (HRSG.) / TEAM FÜR TECHNIK (2011): Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es ganzheitlichen Energiekonzepts für die Liegenschaften <strong>der</strong> Hochschulen<br />

Weihenstephan Phase V – Umsetzungs- und Gesamtkonzept. München.<br />

http://www.urm.wzw.tum.de/fileadm<strong>in</strong>/template/ma<strong>in</strong>/Teilbericht_V_Teil1.pdf Abgerufen am<br />

15.07.2011<br />

25


Erneuerbare Energien<br />

Philipp Hepp<br />

Stefan Knapp<br />

Björn Kühnl<br />

Björn Schnei<strong>der</strong><br />

12


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich 09: Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement<br />

Institut für Betriebslehre <strong>der</strong> Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />

Professur für Projekt- und Regionalplanung<br />

<strong>Projektstudium</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

Abschlussbericht<br />

Regenerative Energien<br />

E<strong>in</strong>gereicht bei:<br />

Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

Verfasser:<br />

Stefan Knapp, 2082873<br />

Björn Kühnl, 2018373<br />

Björn Schnei<strong>der</strong>, 5020073<br />

Philipp Hepp, 1001373<br />

Giessen, 31.08.2011


Inhaltsverzeichnis<br />

1.E<strong>in</strong>leitung ....................................................................................................................................... 1<br />

2. Biogas ........................................................................................................................................... 2<br />

2.1 Biogas <strong>in</strong> Deutschland............................................................................................................. 3<br />

2.2 Voraussetzungen für den Betrieb e<strong>in</strong>er Biogasanlage ............................................................ 3<br />

2.3 Funktionsweise e<strong>in</strong>er Biogasanlage........................................................................................ 4<br />

2.4 Kosten und Nutzen e<strong>in</strong>er Biogasanlage .................................................................................. 5<br />

2.5 Kritik an Biogasanlagen........................................................................................................... 5<br />

2.6 Empfehlungen für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ............................................................................... 6<br />

3.Photovoltaik ................................................................................................................................... 7<br />

3.1 Funktionsweise........................................................................................................................ 7<br />

3.2 Photovoltaik <strong>in</strong> Deutschland .................................................................................................... 7<br />

3.3 EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) ..................................................................................... 8<br />

3.4 Photovoltaik <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong>................................................................................................... 8<br />

3.5 Ertrag aus PV-Anlagen............................................................................................................ 9<br />

3.6 Kritik an PV-Anlagen ............................................................................................................. 11<br />

3.7 Empfehlung für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ................................................................................. 12<br />

4. W<strong>in</strong>denergie................................................................................................................................ 13<br />

4.1 E<strong>in</strong>leitung............................................................................................................................... 13<br />

4.2 Baurechtliche Aspekte / Raumordnung................................................................................. 14<br />

4.2.1 Gebietsfestlegungen....................................................................................................... 14<br />

4.2.2 Ausschluss- und Restriktionsflächen .............................................................................. 18<br />

4.2.3 Genehmigungsvoraussetzungen .................................................................................... 20<br />

4.3 Genehmigungsvoraussetzungen / Konfliktpotentiale ............................................................ 21<br />

4.3.1 W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten .................................................................................................. 21<br />

4.3.2 Geräuschimmissionen .................................................................................................... 23<br />

4.3.3 Schattenwurf................................................................................................................... 25<br />

4.4 Sicherung Biologische Vielfalt ............................................................................................... 28<br />

4.4.1 Schutzgebiete ................................................................................................................. 28<br />

4.4.2 Faunistisch relevante Arten ............................................................................................ 30<br />

4.4.3 Auswirkungen von WEA auf Fle<strong>der</strong>mäuse und Vögel .................................................... 31<br />

4.5 Vere<strong>in</strong>fachte Kostenrechnung ............................................................................................... 34<br />

4.5.1 Eigenerstellte Tabellenkalkulation .................................................................................. 34<br />

4.5.2 Beschreibungen <strong>der</strong> Kostenrechnung ............................................................................ 35<br />

4.5.3 Berechnung Tilgungsdarlehen........................................................................................ 36<br />

4.6 Fazit....................................................................................................................................... 37<br />

i


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Verteilung <strong>der</strong> Energieerzeugung aus regenerativen Quellen <strong>in</strong> Deutschland………………3<br />

Abb. 2: Übersicht <strong>der</strong> benötigten Substratmengen e<strong>in</strong>er 500kW Biogasanlage……………………...6<br />

Abb. 3: Leistung <strong>der</strong> Biogasanlagen im Überblick……………………………………………………. ...9<br />

Abb. 4: Ergebnisse aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>debefragung………………………………………………………11<br />

Abb. 5: E<strong>in</strong>speisevergütung bei PV- Anlagen………………………………………………… ………..12<br />

Abb. 6: W<strong>in</strong>denergieerzeugung <strong>in</strong> Deutschland………………………………………………… …......16<br />

Abb. 7: Gegenüberstellung von Flächen für W<strong>in</strong>denergie-Bestand<br />

und Flächen für W<strong>in</strong>denergie-Planung…………………………………………………………20<br />

Abb. 8: W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>………………………………………………… ………………..21<br />

Abb. 9: Gesetzliche Prüfungen <strong>in</strong> Abhängigkeit von Anlagenhöhe- u. Zahl………… ………………24<br />

Abb. 10: W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten um das Vorranggebiet herum…………………… …………….....25<br />

Abb. 11: Schallgrenzen zur Bebauungsgrenze………………………………………… ………………28<br />

Abb. 12: Schattenlängen im Vorranggebiet……………………………………………… ……………..31<br />

Abb. 13: Lage des W<strong>in</strong>dvorranggebiets und den angrenzenden Schutzgebieten…………………..33<br />

Abb. 14: Faunistisch relevante Tierarten im Vorranggebiet…………………………………………...34<br />

Abkürzungsverzeichnis:<br />

kWh: Kilowattstunde/n<br />

kWp: Kilowattpeak<br />

PV-Anlage: Photovoltaik-Anlage<br />

EEG: Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

ROG: Raumordnungsgesetz<br />

WEA: W<strong>in</strong>denergieanlage<br />

UVP: Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

RPM: Regionalplan Mittelhessen<br />

REK: Regionales Entwicklungskonzept<br />

VRG- WE: Vorranggebiet W<strong>in</strong>denergie<br />

WVG: W<strong>in</strong>dvorranggebiet<br />

FFH- Richtl<strong>in</strong>ie: Fauna- Flora- Habitat- Richtl<strong>in</strong>ie<br />

ii


1.E<strong>in</strong>leitung<br />

Im Rahmen des <strong>Projektstudium</strong>s „Kommunale Regional- und Umweltplanung“ des Fachbereichs<br />

09 <strong>der</strong> Universität Gießen wurden im Verlauf des Sommersemesters 2011 Entwicklungskonzepte<br />

für die hessische Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>) erstellt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Nutzung regenerativer Energien wie W<strong>in</strong>d, Sonne und Biogas<br />

gew<strong>in</strong>nt im Angesicht zunehmen<strong>der</strong> Umweltbelastungen durch die energetische Verwertung<br />

fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Erdöl mehr und mehr an Bedeutung. Die Endlichkeit <strong>der</strong><br />

fossilen Ressourcen führt darüber h<strong>in</strong>aus zu steigenden Preisen <strong>der</strong> genannten Rohstoffe.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund beschlossen die Kommunen des Marburger Landes, zu denen auch die<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> gehört, <strong>in</strong> ihrem Regionalen Entwicklungskonzept zur LEADER- Region aus<br />

dem Jahr 2007 den Ausbau und die Optimierung <strong>der</strong> Nutzung heimischer und regenerativer<br />

Ressourcen. Der Landkreis Marburg möchte sich bis zum Jahr 2040 autark mit regenerativen<br />

Energien versorgen.<br />

Die Arbeitsgruppe „Regenerative Energien“ setzte sich deshalb zum Ziel herauszuf<strong>in</strong>den, welche<br />

Entwicklungspotenziale <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de vorliegen und welche Strategien angewendet werden<br />

können, um die Nutzung und Erzeugung regenerativer Energie auszubauen. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

dieser Untersuchung stand die Energieerzeugung aus W<strong>in</strong>d, Sonne und Biogas.<br />

Die nachfolgende Grafik zeigt, dass die Stromerzeugung mittels W<strong>in</strong>d zur Zeit den größten Anteil<br />

regenerativer Energie <strong>in</strong> Deutschland ausmacht (35,9%).<br />

Struktur <strong>der</strong> Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien <strong>in</strong><br />

Deutschland im Jahr 2010<br />

Deponiegas:<br />

0,7 %<br />

Wasserkraft:<br />

19,4 %<br />

biogener Anteil des<br />

Abfalls:<br />

4,7 %<br />

Klärgas:<br />

1,1 %<br />

Biogas:<br />

12,6 %<br />

Gesamt: 101,7 TWh<br />

biogene flüssige<br />

Brennstoffe:<br />

2,0 %<br />

W<strong>in</strong>denergie:<br />

35,9 %<br />

Photovoltaik:<br />

11,8 %<br />

biogene<br />

Festbrennstoffe:<br />

11,9 %<br />

Biomasseanteil* : rd. 33 %<br />

* Feste und flüssige Biomasse, Biogas, Deponie- und Klärgas, biogener Anteil des Abfalls; aufgrund ger<strong>in</strong>ger Strommengen ist die Tiefengeothermie nicht dargestellt; 1 TWh = 1 Mrd. kWh;<br />

Abweichungen <strong>in</strong> den Summen durch Rundungen; Quelle: BMU-KI III 1 nach Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat); Stand: März 2011; Angaben vorläufig<br />

Abb. 1: Verteilung <strong>der</strong> Energieerzeugung aus regenerativen Quellen <strong>in</strong> Deutschland<br />

Aufgrund dieser Tatsache kommt <strong>der</strong> W<strong>in</strong>denergie <strong>in</strong> dieser Untersuchung e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu. H<strong>in</strong>zukommt, dass die Geme<strong>in</strong>de bereits über e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dvorranggebiet verfügt, <strong>in</strong><br />

1


dem die Installation e<strong>in</strong>er entsprechenden Anlage theoretisch denkbar wäre. Diese Untersuchung<br />

soll aufzeigen, welches Potenzial das Vorranggebiet birgt und mit welchen Hürden gerechnet<br />

werden muss, um e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>denergieanlage zu realisieren.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Untersuchungsfeld war <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Photovoltaik. Dieser hat den Vorteil, dass er<br />

auch privaten Haushalten zugänglich ist. Die Installation e<strong>in</strong>er PV-Anlage auf dem eigenen<br />

Hausdach ist e<strong>in</strong>e sehr unkomplizierte Art <strong>der</strong> regenerativen Energieerzeugung. E<strong>in</strong>ige gezielte<br />

Fragen im allgeme<strong>in</strong>en Fragenkatalog <strong>der</strong> Studenten sollten Aufschluss darüber geben, ob solche<br />

Anlagen bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de genutzt werden und <strong>in</strong>wiefern private Haushalte <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich <strong>in</strong>teressiert und <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> eigens konzipierter Fragebogen <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Landwirtschaft“ richtete<br />

sich speziell an die Ortslandwirte <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>. Durch die Befragung sollte<br />

herausgefunden werden, ob und <strong>in</strong>wieweit die Landwirte am Bau und Betrieb von Biogasanlagen<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Die Strom- und Wärmeerzeugung aus organischem Material wie Energiepflanzen,<br />

Grünabfällen o<strong>der</strong> Rückständen aus <strong>der</strong> Viehhaltung ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft e<strong>in</strong>e<br />

mittlerweile weit verbreitete Technik <strong>der</strong> regenerativen Energieerzeugung.<br />

Dieser Bericht soll Potenziale aber auch Hürden und Risiken aufzeigen, die sich bei <strong>der</strong> Erzeugung<br />

von Energie aus erneuerbaren Ressourcen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ergeben können.<br />

2. Biogas<br />

Als Biogas wird Methan bezeichnet, welches <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anaeroben Abbauprozess, also e<strong>in</strong>er<br />

Gärung von Biomasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bioreaktor erzeugt wird. Als Substrat dieses Prozesses dienen<br />

leicht abbaubare Energiepflanzen wie beispielsweise Mais, Getreide o<strong>der</strong> Grassilage, sowie<br />

Tierexkremente, welche die für diesen Prozess notwendigen Mikroben liefern. Weitere Produkte,<br />

die aus dem Gärungsprozess entstehen, s<strong>in</strong>d Kohlenstoffdioxid sowie Gärreste, welche meist als<br />

Düngemittel verwendet werden können. Ziel e<strong>in</strong>er Biogasanlage ist es, Abgase mit hohem<br />

Methananteil zu produzieren. Diese werden vor Ort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blockheizkraftwerk zu Strom und<br />

Wärme umgewandelt.<br />

2


2.1 Biogas <strong>in</strong> Deutschland<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Biogasanlagen wuchs <strong>in</strong> den Jahren von 1999 bis 2010 von etwa 700 auf 5905.<br />

Somit liefert Biogas 11% <strong>der</strong> aus erneuerbaren Ressourcen gewonnenen Energie 1 . Bis Ende 2011<br />

ist mit rund 7000 Anlagen zu rechnen.<br />

Die Effizienz <strong>der</strong> Anlagen wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit durch die Tendenz h<strong>in</strong> zu größeren Anlagen<br />

enorm gesteigert. So produzierten Biogasanlagen 2007 im Durchschnitt 1270 MW. Die<br />

Gesamtleistung aller Biogasanlagen <strong>in</strong> Deutschland entsprach 2007 etwa 9 Milliarden kWh. Dies<br />

entspricht 10% aus erneuerbaren Energien bzw. 1,5 % des Gesamtstrombedarfs <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland. Durch die Energieerzeugung mittels Biogasanlagen konnten 2007 8<br />

Millionen Tonnen CO² vermieden werden, was etwa 0,8 % <strong>der</strong> Treibhausemissionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland entspricht.<br />

Der Betrieb e<strong>in</strong>er Biogasanlage erfor<strong>der</strong>t allerd<strong>in</strong>gs den E<strong>in</strong>satz von großen Mengen an Substrat.<br />

Die für den Anbau benötigte Fläche betrug 400.000 Hektar, also 2 % <strong>der</strong> gesamten<br />

landwirtschaftlich genutzten Fläche. Experten rechnen damit, dass sich die Biogasproduktion bis<br />

2020 auf 12 Milliarden Tonnen pro Jahr steigen wird. Damit würde sich die Produktion zum Jahr<br />

2007 verfünffachen 2 .<br />

2.2 Voraussetzungen für den Betrieb e<strong>in</strong>er Biogasanlage<br />

Da bei <strong>der</strong> Produktion von Biogas mehrere Komponenten zum E<strong>in</strong>satz kommen, muss vorab<br />

geklärt werden, ob genügend Rohmaterialien zu Verfügung stehen.<br />

Die produzierte Menge Biogas hängt zum e<strong>in</strong>en von dem e<strong>in</strong>gebrachten Substrat ab, also von<br />

dessen E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gungsmenge. Hier ist zu beachten, dass <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>- und Fettgehalt sowie die<br />

Abbaubarkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stoffgruppen ausschlaggebend für die Menge an Methan s<strong>in</strong>d, welche<br />

durch e<strong>in</strong>e Tonne Substrat gewonnen werden kann.<br />

Pro Großviehe<strong>in</strong>heit können jährlich 400 bis 500 m³ Biogas erzeugt werden. Die Energieausbeute<br />

aus e<strong>in</strong>zelnen Substraten ist <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Es wird aufgezeigt, welche<br />

Mengen an Substraten zum Betrieb e<strong>in</strong>er 500kW Anlage benötigt werden 3 .<br />

1<br />

www.nachwachsen<strong>der</strong>ohstoffe.de/service/daten‐und‐fakten/bioenergie/strom (02.08.2011)<br />

2<br />

www.biogas.org/edcom/webfvb.nsf/id/DE_Branchenzahlen (02.08.2011)<br />

3<br />

http://www.lfl.bayern.de/ilb/technik (02.08.2011)<br />

3


Substrat Verweilzeit im<br />

Fermenter<br />

Unterstelle<br />

Ertragsniveaus<br />

4<br />

www.lvg‐straelen‐lwkr.de/biogas/biogas‐wirtschaftlichkeit‐05.pdf (02.08.2011)<br />

4<br />

Erfor<strong>der</strong>liche<br />

Jahres-<br />

Substrat-Menge<br />

Silomais 73 Tage 50 t/ha 10.600 t/a 212 ha<br />

Körnermais 50 Tage 10,5 t/ha 3.265 t/a 311 ha<br />

Getreide 50Tage 8 t/ha 3.055 t/a 407 ha<br />

Abb. 2: Übersicht <strong>der</strong> benötigten Substratmengen e<strong>in</strong>er 500kW Biogasanlage<br />

Anbaufläche In<br />

Hektar<br />

Es ist demnach abzuklären, ob die gefor<strong>der</strong>ten Mengen an Substraten selbst produziert werden<br />

können, o<strong>der</strong> ob Zukäufe getätigt werden müssen. Bei Zukäufen können jährlich erhebliche<br />

Mehrkosten entstehen. Auch muss <strong>der</strong> Güllee<strong>in</strong>satz von ca. 6 m³ täglich unterstellt werden 4 .<br />

Des Weiteren ist zu klären, ob genügend Flächen zur Verfügung stehen, um die bei <strong>der</strong><br />

Biogasproduktion anfallenden Gärreste auszubr<strong>in</strong>gen. Diese Besitzen e<strong>in</strong>en hohen Düngegehalt.<br />

Hier ist das Düngeverbot laut BImSchG zu beachten. E<strong>in</strong>e Zwischenlagerung von Gärsubstraten<br />

ist evtl. notwendig und mit Mehrkosten verbunden.<br />

2.3 Funktionsweise e<strong>in</strong>er Biogasanlage<br />

Es muss bei Biogasanlagen zwischen 2 verschiedenen Formen unterschieden werden, welche<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> Details unterscheiden, sodass im Folgenden auf die Grundfunktionsweise<br />

des Betriebs e<strong>in</strong>er Biogasanlage e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

Bevor das Substrat <strong>in</strong> den Fermenter e<strong>in</strong>gebracht werden kann, wird es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgrube für den<br />

E<strong>in</strong>satz optimiert. Hier wird das Ausgangssubstrat durch Quetschen, Schred<strong>der</strong>n und Mahlen<br />

zerkle<strong>in</strong>ert und gebrochen. Dadurch wird es den Mikroorganismen später erleichtert, die teilweise<br />

Zellulose enthaltenden Substrate zu verarbeiten.<br />

Anschließend wird das bearbeitete Substrat <strong>in</strong> das Herzstück <strong>der</strong> Anlage, den Fermenter,<br />

e<strong>in</strong>gebracht. Hier wird es von Mikroorganismen unter ständigem Rühren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anaeroben<br />

Prozess unter mesophilen Bed<strong>in</strong>gungen zu Biomethan umgesetzt. Bei <strong>der</strong> Synthese entsteht<br />

Biogas, welches sich aus 50-65% Methan, 35-50% Kohlenstoffdioxid sowie ger<strong>in</strong>gen Anteilen<br />

Schwefelwasserstoff und diversen Spurenelementen zusammensetzt.<br />

Falls die Biogasanlage e<strong>in</strong>en Gärrestbehälter be<strong>in</strong>haltet, werden die Gärrückstände dort<br />

zwischengelagert. Der Gärrestbehälter muss dabei die gleichen Bed<strong>in</strong>gungen wie <strong>der</strong> Fermenter<br />

besitzen. Dadurch kann e<strong>in</strong>e Weiterproduktion von Biogas aus den Gärresten erreicht werden.


Außerdem ist es e<strong>in</strong>e günstige Variante zur Zwischenlagerung, falls e<strong>in</strong>e vollständige Ausbr<strong>in</strong>gung<br />

zeitnah nicht möglich ist.<br />

Das im Fermenter gewonnene Biogas wird anschließend gere<strong>in</strong>igt, wodurch <strong>der</strong> Anteil von<br />

Schwefelwasserstoff gesenkt werden kann und anschließend e<strong>in</strong>em Verbrennungsmotor<br />

zugeführt. Der Motor treibt e<strong>in</strong>en Generator zur Stromerzeugung an. Der gewonnene Strom kann<br />

anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong> naheliegendes Stromnetz e<strong>in</strong>gespeist bzw. selbst genutzt werden.<br />

Die bei <strong>der</strong> Verbrennung des Biogases entstehende Wärme wird teilweise <strong>in</strong> den Fermenter<br />

rückgeführt, um die Vergärung im mesophilen Bereich zu garantieren. Ferner kann sie aber auch<br />

zum Trocknen <strong>der</strong> Ernte bzw. Heizen von Wohnräumen und Ställen verwendet werden.<br />

2.4 Kosten und Nutzen e<strong>in</strong>er Biogasanlage<br />

Da <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>er Biogasanlage <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> <strong>in</strong> absehbarer Zeit nicht durchführbar bzw. s<strong>in</strong>nvoll<br />

ersche<strong>in</strong>t, wird nur e<strong>in</strong>e Rechnungsübersicht erstellt, welche die groben Kosten bzw. Nutzen <strong>der</strong><br />

Anlage darstellt.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Neubau e<strong>in</strong>er 500 kW Anlage ist mit Investitionskosten <strong>in</strong> Höhe von ca. 1.600.000 Euro<br />

zu rechnen. Inbegriffen s<strong>in</strong>d alle technischen Geräte. Es wird davon ausgegangen, dass e<strong>in</strong><br />

Baugrundstück zur Verfügung steht. Bei Substratzukauf kann jährlich mit Kosten (variable Kosten<br />

und fixe Kosten) von ca. 514.000 Euro gerechnet werden. Bei 90% Auslastung im Jahr kann bei<br />

optimiertem Prozess e<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>n von ca. 220.500 Euro vor Steuern ausgegangen werden.<br />

Hierbei beträgt die Vergütung laut EEG (Erneuerbare- Energien- Gesetz) 25,9 Cent pro kW (Bonus<br />

für die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoffe <strong>in</strong>begriffen).<br />

2.5 Kritik an Biogasanlagen<br />

Mit dem rapiden Wachstum <strong>der</strong> Biogasbranche wächst die Kritik an dem Betrieb von<br />

Biogasanlagen. Der hohe Flächenverbrauch, welcher für den Anbau des Substrats benötigt wird,<br />

so wie die Vernichtung potenzieller Lebensmittel s<strong>in</strong>d dabei die Hauptkritikpunkte. Der notwendige<br />

großflächige Anbau von Energiepflanzen kann zu Monokulturen führen. Dieses Phänomen wirkt<br />

sich nachteilig auf die Feldökologie aus. Auch benötigt <strong>der</strong> permanente Anbau von<br />

Energiepflanzen viele Nährstoffe, so dass <strong>der</strong> Ackerboden bei nicht sachgerechtem Anbau schnell<br />

geschädigt wird. Erosionen und schlechtere Erträge s<strong>in</strong>d die Folge.<br />

Außerdem geht <strong>der</strong> Betrieb e<strong>in</strong>er Biogasanlage oft mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Geruchsentwicklung e<strong>in</strong>her.<br />

Diese Tatsache ist gerade für umliegende Anwohner unangenehm.<br />

Generell lässt sich sagen, dass die Energieerzeugung mittels Biogasanlage irgendwann an ihre<br />

Grenzen stößt. Selbst wenn alle landwirtschaftlichen genutzten Flächen <strong>der</strong> Bundesrepublik für<br />

5


den Anbau von Energiepflanzen genutzt würden, könnten nicht mehr als 20 % des Energiebedarfs<br />

<strong>der</strong> BRD erzeugt werden. Wobei nur 4 <strong>der</strong> 17 Millionen ha <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Fläche für die<br />

Energiepflanzenproduktion geeignet s<strong>in</strong>d. Zudem müssen auf diesen Flächen Energiepflanzen für<br />

die Biospritproduktion angebaut werden. Das Potenzial, welches Biogasanlagen wirklich besitzen<br />

s<strong>in</strong>kt dadurch immens. Deutlich wird, dass Biogas nur e<strong>in</strong>e zusätzliche Energiequelle bildet, jedoch<br />

nicht die ideale Lösung ist, fossile Energieträger abzulösen 5 .<br />

2.6 Empfehlungen für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

Der Bau und Betrieb e<strong>in</strong>er Biogasanlage setzt neben den oben genannten Grundbed<strong>in</strong>gungen<br />

auch das Interesse und Mitwirken von ansässigen Landwirten voraus, da diese Träger sowie<br />

Betreiber s<strong>in</strong>d. Durch unsere Befragung, welche sich ausschließlich an die ortsansässigen<br />

Landwirte richtete, zeigte sich, dass die Landwirte <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> durchweg über die Vorund<br />

Nachteile des Betriebs e<strong>in</strong>er Biogasanlage <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d. Jedoch s<strong>in</strong>d 100%, also alle 7<br />

befragten Landwirte nicht an dem Bau e<strong>in</strong>er Biogasanlage <strong>in</strong>teressiert. Als Grund wurde e<strong>in</strong>erseits<br />

"ke<strong>in</strong> Potenzial", an<strong>der</strong>seits "ke<strong>in</strong> Interesse" bzw. "zu hohe Kosten" angegeben. Diese Gründe s<strong>in</strong>d<br />

durchaus nachzuvollziehen, da we<strong>der</strong> genügend Flächen für den Anbau <strong>der</strong> Substratpflanzen,<br />

noch e<strong>in</strong> ausreichend großer Viehbestand vorhanden ist, um die notwendige Gülle zu liefern. E<strong>in</strong><br />

Zukauf von Substraten sowie Gülle schmälert den Gew<strong>in</strong>n enorm. Zudem fehlt die Fläche, um die<br />

Gärreste auszubr<strong>in</strong>gen. Auch <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Biogasanlage (z.B. 150 kW) ersche<strong>in</strong>t nicht<br />

lohnend, da die Grund<strong>in</strong>vestition mit ca. 750.000 Euro enorm ist. Schon jetzt zeigt sich, dass <strong>der</strong><br />

generelle Trend h<strong>in</strong> zu größeren Anlagen geht (vgl. Abb. 3), da kle<strong>in</strong>e Biogasanlagen<br />

vergleichsweise wenig Rendite erbr<strong>in</strong>gen.<br />

Abb. 3: Leistung <strong>der</strong> Biogasanlagen im Überblick 6<br />

5 www.umweltschutz‐klimawandel.de/biogas‐biosprit.html (02.08.2011)<br />

6 www.fnr‐server.de/ftp/pdf/literatur/pdf_385‐messprogramm_ii.html (02.08.2011)<br />

6


Bei e<strong>in</strong>igen Hofstellen ist außerdem die Infrastruktur zur Direkte<strong>in</strong>speisung bzw. <strong>der</strong> effektiven<br />

Abwärmenutzung nicht gegeben, wodurch e<strong>in</strong>e Anlage jeglicher Größe unrentabel ist. Für <strong>Weimar</strong><br />

ist demnach von dem Bau e<strong>in</strong>er Biogasanlage abzuraten, da e<strong>in</strong>e effektive Nutzung nur schwer<br />

möglich und mit hohen Investitionssummen zu rechnen ist.<br />

3.Photovoltaik<br />

Unter dem Überbegriff <strong>der</strong> Solarenergie, die zu den erneuerbaren Energien zählt, f<strong>in</strong>den sich zwei<br />

unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Nutzung. Zu <strong>der</strong> ersten Form zählen die Solarkollektoren. Mit ihnen<br />

kann Brauch- und Heizungswasser erwärmt werden. Im Gegensatz dazu wird bei <strong>der</strong> Photovoltaik-<br />

Technik wird durch die Sonnene<strong>in</strong>strahlung elektrischer Strom produziert. Im Folgenden wird nur<br />

auf letztere Nutzungsform e<strong>in</strong>gegangen.<br />

3.1 Funktionsweise<br />

Auf e<strong>in</strong>er geeigneten Fläche mit Sonnene<strong>in</strong>strahlung (wie etwa e<strong>in</strong>em Hausdach) werden mehrere<br />

Solarzellen <strong>in</strong> Form von Modulen angebracht. Diese Solarzellen bestehen aus dem<br />

Halbleitermaterial Silizium, welches gezielt mit Phosphor und Bor „verunre<strong>in</strong>igt“ wird, um e<strong>in</strong>en<br />

Überschuss an Elektronen zu erreichen. Sobald Sonnenlicht auf die Solarzellen trifft, werden die<br />

Elektronen freigesetzt und es entsteht elektrische Spannung 7 .<br />

Damit <strong>der</strong> Strom nutzbar wird, muss e<strong>in</strong> Verbraucher (Elektrogerät) angeschlossen se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

geschlossenen Stromkreis herstellt. E<strong>in</strong> Inverter (Wechselrichter) wandelt dann den produzierten<br />

Gleichstrom <strong>in</strong> benötigten Wechselstrom um, <strong>der</strong> dann <strong>in</strong> das Stromnetz e<strong>in</strong>gespeist werden kann.<br />

Alternativ kann er direkt genutzt (Eigenverbrauch) o<strong>der</strong> kurzzeitig <strong>in</strong> Akkumulatoren gespeichert<br />

werden 8 .<br />

3.2 Photovoltaik <strong>in</strong> Deutschland<br />

In 19 Jahren zwischen 1990 und 2009 stieg die <strong>in</strong>stallierte Leistung aus Photovoltaik-Anlagen von<br />

1 auf rund 9800 Megawatt, wobei etwa 5800 Megawatt 2008/2009 h<strong>in</strong>zukamen. Damit wurden<br />

2009 erstmals mehr als e<strong>in</strong> Prozent des deutschen Stromverbrauchs mit Solarenergie gedeckt.<br />

Diese Anlagen produzierten ca. 6,2 Milliarden kWh.<br />

7 www.f09.fhkoeln.de%2Fimperia%2Fmd%2Fcontent%2F<strong>in</strong>stitut_tga%2Ffachschaft%2Fgrundstudium%2Felektrotechni<br />

k%2Fphotovoltaik.pdf&h=QAQC18oWM (20.08.2011)<br />

8<br />

www.anbieter‐vergleichen.de%2Fphotovoltaik‐funktion.html&h=9AQDHc1mZ (20.08.2011)<br />

7


Mit diesen Werten ist Deutschland e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> führenden Län<strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong> Photovoltaik.<br />

Gründe dafür s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige rechtliche Regelung durch das EEG sowie<br />

ambitionierte Vorhaben bezüglich <strong>der</strong> Schaffung neuer Arbeitsplätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>novativen,<br />

aufsteigenden Branche und das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Klimaschutzpolitik.<br />

3.3 EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz)<br />

Hier werden alle rechtlichen Grundlagen zu Vergütungssätzen bezüglich Photovoltaik-Anlagen<br />

behandelt. Demnach ist <strong>der</strong> Netzbetreiber verpflichtet, Betreibern den e<strong>in</strong>gespeisten Strom zu<br />

bestimmten Sätzen zu vergüten. Nutzt man den Strom für den Privatgebrauch, erhält man<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e Vergütung, die aber ger<strong>in</strong>ger ausfällt.<br />

Die Vergütungssätze s<strong>in</strong>d für 20 Jahre, ab Inbetriebnahme <strong>der</strong> Anlage, fest. Dadurch soll<br />

Planungssicherheit bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung geschaffen werden, aufgrund gleichbleiben<strong>der</strong> Erträge.<br />

Ansonsten aber werden die Sätze jährlich prozentual gesenkt. Grund dafür ist e<strong>in</strong>erseits die<br />

Schaffung des Anreizes zum Eigenverbrauch, an<strong>der</strong>erseits die Senkung <strong>der</strong> Kosten. Die<br />

Vergütungen werden größtenteils durch den Strompreis des Verbrauchers bezahlt. E<strong>in</strong>e Senkung<br />

dieser Vergütungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Mitnahmeeffekte und trägt zur Beibehaltung <strong>der</strong> Akzeptanz und des<br />

positiven Bildes von erneuerbaren Energien bei <strong>der</strong> Bevölkerung bei.<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Vergütungssätze unterscheidet sich nicht nur bei <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gespeisten bzw.<br />

selbst verbrauchten Menge. Auch die Größe (und damit die Leistung) und die Art <strong>der</strong> Anlage<br />

(Freiflächen- o<strong>der</strong> Dachanlage) spielen dabei e<strong>in</strong>e Rolle. Die exakten Cent-Beträge können im<br />

EEG nachgeschlagen werden 9 .<br />

3.4 Photovoltaik <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong><br />

Die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> besitzt noch sehr wenige Photovoltaik-Anlagen. Sowohl auf<br />

öffentlichen Gebäuden <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de als auch im Privatgebrauch liegt Nachholbedarf vor, sofern<br />

<strong>der</strong> Anspruch des Landkreises Marburg-Biedenkopf bis 2040 autark durch erneuerbaren Energien<br />

zu se<strong>in</strong>, realisiert werden soll.<br />

Bei <strong>der</strong> Befragung von rund 550 Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> gaben nur 8,67% an, e<strong>in</strong>e<br />

Photovoltaik-Anlage zu besitzen. Als Hauptgrund wurde mit 31,67% „zu teuer“ angekreuzt. Dass<br />

sich e<strong>in</strong>e PV-Anlage aber langfristig <strong>in</strong> jedem Fall lohnt, wird <strong>in</strong> Kapitel 3.5 genauer beleuchtet.<br />

9 www.erneuerbareenergien.de%2Ffiles%2Fpdfs%2Fallgeme<strong>in</strong>%2Fapplication%2Fpdf%2Feeg_2012_bf.pdf&h=VAQD9r<br />

TtC (20.08.2011)<br />

8


. 4: Ergebnisse aus <strong>der</strong> Umfrage bzgl. <strong>der</strong> Nutzung e<strong>in</strong>er PV-Anlage und <strong>der</strong> Gründe, warum ke<strong>in</strong>e<br />

Nutzung vorhanden ist (eigene Erhebung)<br />

Als an<strong>der</strong>e Gründe wurden „schlechte Lage“ und „ke<strong>in</strong>e Informationen“ angegeben. Gegen<br />

ersteren Grund lässt sich zwar wenig machen, e<strong>in</strong>e genaue Untersuchung durch e<strong>in</strong>en Experten<br />

kann aber Klarheit schaffen. Gegen e<strong>in</strong>e schlechte Informationslage hilft Eigen<strong>in</strong>itiative – sofern<br />

Interesse besteht. Hier kann die Geme<strong>in</strong>de helfen, zum Beispiel mit dem Durchführen e<strong>in</strong>er<br />

Informationsveranstaltung durch e<strong>in</strong>en Experten, um Bürgern konkrete Fakten liefern zu können.<br />

O<strong>der</strong> selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Die Befragung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> ansässigen<br />

Ortslandwirte ergab e<strong>in</strong> ähnliches Bild. Zwei von sieben Landwirten besitzen e<strong>in</strong>e PV-Anlage, die<br />

Übrigen gaben größtenteils ke<strong>in</strong>e Gründe an, warum sie ke<strong>in</strong>e besitzen.<br />

Die deutsche Umwelthilfe e.V. vergibt seit e<strong>in</strong>igen Jahren den Titel „Solar-Kommune“ 10 an Städte<br />

und Geme<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong> vorbildliches Engagement bei <strong>der</strong> Erzeugung von Solarstrom zeigen.<br />

Unter den bisher 15 Städten und Geme<strong>in</strong>den bef<strong>in</strong>det sich auch die Geme<strong>in</strong>de Allendorf (E<strong>der</strong>) 11 ,<br />

sie trägt den Titel seit 2004. Mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> könnte e<strong>in</strong>e dritte Station <strong>in</strong> Hessen diese<br />

Vorbildfunktion ebenfalls ausfüllen.<br />

Im nachfolgenden Kapitel 3.5. werden die Vergütungssätze e<strong>in</strong>er 3 kWp-Anlage zur Berechnung<br />

des Unterschieds von Eigenverbrauch zu E<strong>in</strong>speisung dargelegt.<br />

3.5 Ertrag aus PV-Anlagen<br />

PV-Anlagen s<strong>in</strong>d langfristig gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend. E<strong>in</strong>er relativ hohen Start<strong>in</strong>vestition stehen jährlich<br />

Gew<strong>in</strong>ne gegenüber, die <strong>in</strong> etwa zehn bis 18 Jahren die Amortisation <strong>der</strong> Anlage abschließen.<br />

Dies garantiert auch die 20-Jahre-Festvergütung.<br />

10 www.duh.de%2Fsolarkommune.html&h=gAQCtzZwm (20.08.2011)<br />

11 www.allendorf‐e<strong>der</strong>.de%2Fcms%2Fverwaltung%2Fsolar‐klimaschutz.html&h=nAQAwzFyL (20.08.2011)<br />

9<br />

Ab


Dabei ist e<strong>in</strong> hoher Eigenverbrauch-Anteil von Vorteil. Die Vergütungssätze bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>speisung<br />

s<strong>in</strong>d zwar höher, die wegfallenden Kosten bei <strong>der</strong> Nutzung von herkömmlichem Strom s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs signifikant bedeutsamer. Zwei statische Rechenbeispiele zeigen den Unterschied auf:<br />

Beispiel: Privatperson mit e<strong>in</strong>er 3 kWp-Anlage, die auf etwa 2700 kWh Leistung pro Jahr kommt.<br />

Vergütungssätze:<br />

Bei E<strong>in</strong>speisung 28,74 Cent / kWh<br />

Bei Eigenverbrauch bis 30% (des Gesamtverb.) 12,36 Cent / kWh<br />

Bei Eigenverbrauch über 30% (des Gesamtverb.) 16,74 Cent / kWh<br />

Abb. 5: E<strong>in</strong>speisevergütung bei PV- Anlagen<br />

Fall 1: Volle<strong>in</strong>speisung<br />

Ertrag: Vergütung 28,74 Cent / kWh x 2700 kWh Leistung / Jahr = 775,98 € / Jahr<br />

Zu erwartende Kosten:<br />

Etwa 2900 € Anschaffungspreis pro kWp: 3 x 2900 € = 8700 €<br />

Jährlich etwa 125 € / Jahr (+1,5% jährlich) an Re<strong>in</strong>igung, Wartung, Versicherung<br />

F<strong>in</strong>anzierung: 75% Fremdkapital, bei Nom<strong>in</strong>alz<strong>in</strong>s 4,5% und 8 Jahren Laufzeit<br />

Berechnung netto vor Steuern<br />

Erwartete Rendite: ~ 5,8% � Amortisation <strong>in</strong> etwa 17 Jahren abgeschlossen.<br />

Fall 2: 50% Eigenverbrauch (50% E<strong>in</strong>speisung)<br />

Ertrag aus E<strong>in</strong>speisung: 1350 kWh x 28,74 Cent / kWh = 387,98 € / Jahr<br />

Ertrag aus den ersten 30% Eigenverbrauch: 810 kWh x 12,36 Cent / kWh = 100,12 € / Jahr<br />

Ertrag aus den 20 % Eigenverbrauch (über 30%): 540 kWh x 16,74 Cent / kWh = 90,40 € / Jahr<br />

Gesamtertrag 578,50 € / Jahr<br />

Ersparnis Stromkosten: 1350 kWh x 21,5 Cent / kWh durchschn. Strompreis = 290,25 € / Jahr<br />

Zu erwartende Kosten:<br />

Etwa 2900 € Anschaffungspreis pro kWp: 3 x 2900 € = 8700 € + 250 € zusätzl. Montage<br />

Jährlich etwa 125 € / Jahr (+1,5% jährlich) an Re<strong>in</strong>igung, Wartung, Versicherung<br />

F<strong>in</strong>anzierung: 75% Fremdkapital, bei Nom<strong>in</strong>alz<strong>in</strong>s 4,5% und 8 Jahren Laufzeit<br />

Berechnung netto vor Steuern<br />

Erwartete Rendite: ~ 9,2% � Amortisation <strong>in</strong> etwa elf Jahren abgeschlossen 12 .<br />

12<br />

www.antaris‐solar.de%2Fertragsberechnung‐fuer‐eigenverbrauch‐eeg.html&h=gAQCtzZwm (20.08.2011)<br />

10


Die Rechnung zeigt, dass sich e<strong>in</strong> hoher Anteil an Eigenverbrauch lohnt. Dies ist auch das erklärte<br />

Ziel, denn wenn <strong>der</strong> Markt für PV-Anlagen sich weiterh<strong>in</strong> so dynamisch entwickelt, tritt bereits 2013<br />

<strong>in</strong> Deutschland Netzparität e<strong>in</strong>. Das bedeutet, dass sich Kostengleichheit zwischen Solarstrom und<br />

Haushaltsstrom e<strong>in</strong>stellen würde. Aus diesen Gründen und wegen fallen<strong>der</strong> Systempreise für die<br />

Anlagen werden die Vergütungssätze jährlich gesenkt.<br />

Nach spätestens 17 Jahren wirft e<strong>in</strong>e PV-Anlage also Gew<strong>in</strong>n ab. E<strong>in</strong>e langfristige Investition, die<br />

sich lohnt. Die Lebensdauer solcher Solarmodule beträgt bei guter Wartung bis zu 40 Jahre. Die<br />

Leistung nimmt nach etwa 25 – 30 Jahren zwar leicht ab, die Anlage bleibt aber wirtschaftlich.<br />

Die Vergütung für größere Flächen, wie etwa auf öffentlichen Gebäuden <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, ist zwar<br />

ger<strong>in</strong>ger, <strong>der</strong> Ertrag bleibt aber ähnlich hoch. Grund dafür ist <strong>der</strong> meist höhere Eigenverbrauch<br />

solcher Gebäude. Der Großteil <strong>der</strong> Energiekosten wird tagsüber verbraucht, was dem schlecht<br />

speicherbaren Solarstrom zugutekommt. Im Gegensatz zu Privatgebäuden fallen hier weniger<br />

Kosten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht (Kühlschrank, Waschmasch<strong>in</strong>e, TV, PC) an.<br />

E<strong>in</strong>e PV-Anlage ist ke<strong>in</strong>e Investition mit schnellem Gew<strong>in</strong>n. E<strong>in</strong>e Geldanlage auf <strong>der</strong> Bank mit<br />

jährlichen Z<strong>in</strong>sen br<strong>in</strong>gt schneller und auch längerfristig mehr Ertrag. Unter dem Aspekt des<br />

Klimaschutzes, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Innovationen e<strong>in</strong>er aufsteigenden Branche und <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass Solarstrom <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall e<strong>in</strong> Verlustgeschäft darstellt, hat e<strong>in</strong>e PV-Anlage nichtsdestotrotz<br />

e<strong>in</strong>en großen Nutzen.<br />

3.6 Kritik an PV-Anlagen 13<br />

Das größte Contra-Argument, e<strong>in</strong>e PV-Anlage wäre zu teuer und unrentabel, wurde mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Rechenbeispiele <strong>in</strong> Kapitel 3.5. wi<strong>der</strong>legt. Langfristig amortisiert sich die Anlage selbst und wirft<br />

nach spätestens 18 Jahren sogar Gew<strong>in</strong>ne ab.<br />

E<strong>in</strong>e weitere weit verbreitete These war, dass Solarzellen bei ihrer Herstellung mehr Energie<br />

verbrauchen als sie je herstellen könnten. Dieses Argument ist allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr zeitgemäß.<br />

Energie<strong>in</strong>tensiv hergestelltes Silizium wurde zu Beg<strong>in</strong>n bei PV-Anlagen e<strong>in</strong>gesetzt, die heutige<br />

Technik erlaubt es aber mittlerweile Solarzellen herzustellen, die <strong>in</strong> den ersten zwei Jahren mehr<br />

Strom erzeugen, als sie bei <strong>der</strong> Herstellung verbraucht haben. Diese Angabe wird sich <strong>in</strong> den<br />

kommenden Jahren noch weiter verr<strong>in</strong>gern.<br />

Kritiker br<strong>in</strong>gen oft das Argument, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Photovoltaik die Verwendung von<br />

kurzlebigen, umweltschädlichen Hilfsaggregaten (z.B. Bleiakkus) erfor<strong>der</strong>t. Auch das ist falsch.<br />

Diese Aggregate werden nur bei Inselsystemen verwendet, die ke<strong>in</strong> Strom <strong>in</strong> das Netz e<strong>in</strong>speisen,<br />

son<strong>der</strong>n es <strong>in</strong> Akkus speichern. Die lukrativen Netze<strong>in</strong>speisesysteme erfor<strong>der</strong>n ke<strong>in</strong>e solchen<br />

13<br />

www.photovoltaik‐profit.de%2FHtm%2Ffra_mai_arg.htm&h=DAQD80W7o (20.08.2011)<br />

11


zusätzlichen Aggregate. Wenn mit fortdauernden Innovationen diese Problematik auch<br />

umweltfreundlich und energiesparend gelöst werden kann, wird es möglich se<strong>in</strong>, Solarstrom<br />

effektiv zu speichern und auch für den Eigenverbrauch nachts o<strong>der</strong> an Regentagen nutzen zu<br />

können. Da für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ausnahmslos Netze<strong>in</strong>speisesysteme empfohlen werden, ist<br />

diese Kritik haltlos. Auch die Me<strong>in</strong>ung, PV-Anlagen produzieren Elektrosmog, ist zu<br />

vernachlässigen. Bei Wechselrichtern ohne Trafo werden die elektrischen und magnetischen<br />

Richtwerte bereits bei 1m Entfernung von <strong>der</strong> Anlage unterschritten. Besitzt <strong>der</strong> Wechselrichter<br />

e<strong>in</strong>en Trafo, verr<strong>in</strong>gert sich <strong>der</strong> Wert sogar auf 10cm. E<strong>in</strong>e Gefährdung <strong>der</strong> Umwelt ist also auch<br />

hier nicht gegeben.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Thema ist auch die Entsorgung solcher Anlagen. Die CdTe-Module enthalten<br />

umweltgiftiges Cadmium und bei <strong>der</strong> Entsorgung wären PV-Anlagen sehr teuer und würden<br />

Son<strong>der</strong>müll anfallen lassen. Allerd<strong>in</strong>gs ist das Cadmium nur gefährlich, wenn es <strong>in</strong> die<br />

Nahrungskette gelangt. Die Mehrheit <strong>der</strong> Hersteller von Photovoltaik-Modulen hat sich deshalb zu<br />

e<strong>in</strong>em kostenfreien Rücknahme- und Recycl<strong>in</strong>gprogramm zusammengeschlossen (PV CYCLE).<br />

Für die Rückgew<strong>in</strong>nung des hochwertigen Siliziums aus den Photovoltaik-Modulen nahm die<br />

Deutsche Solar AG dabei bereits im Mai 2003 e<strong>in</strong>e Recycl<strong>in</strong>ganlage <strong>in</strong> Betrieb. Son<strong>der</strong>müll fällt<br />

dadurch nicht an.<br />

E<strong>in</strong> letzter Contra-Punkt wäre <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Wirkungsgrad von Solarzellen. Aktuell liegt er bei etwa<br />

15%, die von Sonnenenergie <strong>in</strong> Strom umgewandelt werden. Dieser lässt sich aktuell auch kaum<br />

s<strong>in</strong>nvoll verschieben, aufgrund verschiedener Pro- und Contra-Punkte bei <strong>der</strong> Wahl des Materials.<br />

E<strong>in</strong> Material mit großer Energielücke hat weniger Verlustenergie zu verzeichnen, während e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Energielücke e<strong>in</strong> größeres Spektrum an Sonnenstrahlen absorbiert. Silizium hat e<strong>in</strong>e recht<br />

kle<strong>in</strong>e Lücke, weswegen noch relativ viel Energie verloren geht. Allerd<strong>in</strong>gs spielt <strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />

bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit e<strong>in</strong>er Anlage nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Solarzellen<br />

mit dem höchsten Wirkungsgrad führen nicht zwangsläufig zur höchsten Rentabilität, entscheidend<br />

ist das Verhältnis von Investitionskosten zu Stromertrag.<br />

3.7 Empfehlung für die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

Photovoltaik-Anlagen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Investition <strong>in</strong> die Zukunft. Sowohl für die öffentlichen<br />

Gebäude <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, Vere<strong>in</strong>e und Landwirte als auch für den Privatnutzer s<strong>in</strong>d sie geeignet.<br />

Die Anlagen arbeiten umweltfreundlich, amortisieren sich selbst und leisten e<strong>in</strong>en aktiven Beitrag<br />

zur Klimaschutzpolitik. Nebenbei werden Arbeitsplätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>novativen Branche geschaffen,<br />

die Unterhaltkosten s<strong>in</strong>d niedrig und langfristig kommen zu <strong>der</strong> Unabhängigkeit gegenüber<br />

Stromanbietern auch noch Gew<strong>in</strong>ne dazu. Der Wirkungsgrad solcher PV-Anlagen ist zwar noch<br />

lange nicht auf dem Stand von z.B. W<strong>in</strong>dkraftanlagen, die Effektivität ist aber trotzdem gegeben.<br />

Deswegen wird <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de empfohlen, e<strong>in</strong>e Informationsveranstaltung für die Bürger zu<br />

12


planen, bei dem e<strong>in</strong> Experte zu den Möglichkeiten und Risiken e<strong>in</strong>er solchen Installation Stellung<br />

bezieht. Die Geme<strong>in</strong>de selbst kann mit gutem Beispiel vorangehen und öffentliche Gebäude mit<br />

Photovoltaikanlagen ausstatten.<br />

4. W<strong>in</strong>denergie<br />

4.1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die W<strong>in</strong>denergieerzeugung hatte im Jahr 2010 <strong>in</strong> Deutschland mit 36 % den höchsten Anteil an<br />

<strong>der</strong> Stromerzeugung unter den Regenerativen Energien. Die Anlagenzahl lag 2010 bei 22.000<br />

W<strong>in</strong>denergieanlagen mit e<strong>in</strong>er erzeugten<br />

Leistung von 27.000 MW. In den letzten<br />

zehn Jahren s<strong>in</strong>d die Anlagenzahl und vor<br />

allem die erzeugte Leistung kont<strong>in</strong>uierlich<br />

gestiegen, was verdeutlicht, dass die<br />

Anlagen immer effizienter werden.<br />

Anschaulich wird dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Grafik,<br />

erstellt aus den Daten <strong>der</strong> DEWI<br />

Jahresberichte von 2000 bis 2010. 14 Hierbei<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs zu bedenken, dass das Jahr 2010 e<strong>in</strong> eher w<strong>in</strong>dschwaches Jahr war 15 Abb. 6: W<strong>in</strong>denergieerzeugung <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>der</strong> Anteil<br />

an <strong>der</strong> Stromerzeugung unter den regenerativen Energien 2009 sogar noch höher lag.<br />

Wie bei allen regenerativen Energiequellen gibt es auch bei <strong>der</strong> Energieerzeugung mittels<br />

W<strong>in</strong>dkraft Vorteile und Nachteile, die es zu bedenken gilt.<br />

Vorteile: Regenerativ und umweltfreundlich<br />

Ke<strong>in</strong>e Schadstoffemission<br />

Benötigt wenig Grundfläche<br />

Niedrige Betriebs- u. Wartungskosten<br />

Nachteile: Landschafts(bild)verän<strong>der</strong>ung<br />

Schattenwurf<br />

Schallemission<br />

Faunistische Bee<strong>in</strong>trächtigungen (bspw. Vogelschlag)<br />

Leistung abhängig vom W<strong>in</strong>d<br />

Relativ hohe Investitionskosten<br />

Energiee<strong>in</strong>speisung direkt <strong>in</strong>s Netz<br />

14 www.dewi.de/dewi/<strong>in</strong>dex.php?id=47&L=1 (22.08.2011)<br />

15 www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/47120.php (22.10.2011)<br />

13


In den folgenden Kapiteln soll nun im Zuge dieser Arbeit auf e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Punkte näher e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden. Hierbei sollen sich alle Ergebnisse auf das W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

(<strong>Lahn</strong>) beziehen und zeigen, welche Maßnahmen schon im Vorfeld anhand von umfangreichen<br />

Prüfungen durchgeführt werden sollten (F<strong>in</strong>anzierung, Schallgutachten, Schattenwurf,<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeitsmessungen, u. U. UVP, artenschutzrechtliche Prüfungen etc.). Diese<br />

Überlegungen im Vorfeld s<strong>in</strong>d wichtig, um e<strong>in</strong> Konzept für e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen Betrieb e<strong>in</strong>er<br />

solchen Anlage zu erstellen, damit <strong>der</strong> „kostenlose Rohstoff“ W<strong>in</strong>d effizient genutzt werden kann.<br />

4.2 Baurechtliche Aspekte / Raumordnung<br />

4.2.1 Gebietsfestlegungen<br />

Raumordnungsgebiete:<br />

In <strong>der</strong> heutigen sich schnell entwickelnden Zeit ist es sowohl ökonomisch als auch ökologisch<br />

immens wichtig, die unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an den Raum aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abzustimmen.<br />

Gebietsfestlegungen <strong>in</strong> Raumordnungsplänen s<strong>in</strong>d die klassischen und auch wichtigsten<br />

Instrumente zur raumordnerischen Steuerung (Hentschel, 2010 S. 236). Gesetzlich geregelt wird<br />

die Raumordnung durch das Baugesetzbuch (BauGB) bei örtlichen Erfor<strong>der</strong>nissen, sowie durch<br />

das Raumordnungsgesetz (ROG) und Landesplanungsgesetzen bei übergeordneten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Da geeignete Standorte für e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>denergienutzung nur begrenzt vorhanden s<strong>in</strong>d, müssen sie<br />

planerisch gesichert werden. Dies schließt auch <strong>in</strong> Hessen e<strong>in</strong>en maßvollen Ausbau <strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>denergienutzung e<strong>in</strong> 16 . Auf Ebene <strong>der</strong> Landesplanung besteht die Möglichkeit, sowohl<br />

Zielfestlegungen und b<strong>in</strong>dende Vorgaben für die Nutzung von W<strong>in</strong>dkraft zu formulieren, aber auch<br />

e<strong>in</strong>zelne Regionen und Gebiete für die Nutzung von W<strong>in</strong>denergie auszuschließen. Die genaue<br />

räumliche Steuerung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>denergienutzung f<strong>in</strong>det aber erst auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Regionalplanung<br />

statt (Hentschel, 2010 S. 239) und wird dort <strong>in</strong> Textform konkretisiert und anhand von Karten<br />

verdeutlicht.<br />

Übergeordnet regelt das Raumordnungsgesetz <strong>in</strong> §8 Abs. 7 die drei Arten von Raumordnungsgebieten<br />

mit beson<strong>der</strong>er Funktion, welche sich für die Nutzung von W<strong>in</strong>denergie<br />

eignen 17 :<br />

1. die Vorranggebiete<br />

2. die Vorbehaltsgebiete<br />

3. die Eignungsgebiete<br />

16<br />

Text zum Regionalplan Mittelhessen; Seite 131; W<strong>in</strong>denergienutzung, Begründung und Erläuterung<br />

17<br />

ROG (Raumordnungsgesetz); 42. Auflage 2010; Beck‐Texte im dtv<br />

14


Zu 1. Vorranggebiete:<br />

Gemäß ROG § 8 Abs. 7 (1) werden Vorranggebiete als Gebiete bezeichnet, „die für bestimmte<br />

raumbedeutsame Funktionen o<strong>der</strong> Nutzungen vorgesehen s<strong>in</strong>d und an<strong>der</strong>e raumbedeutsame<br />

Nutzungen <strong>in</strong> diesem Gebiet ausschließen, soweit diese mit den vorrangigen Funktionen o<strong>der</strong><br />

Nutzungen nicht vere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d“.<br />

Durch die Festlegung e<strong>in</strong>es Vorranggebietes wird dem jeweiligen Teilraum also e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Nutzung reserviert, während an<strong>der</strong>e konkurrierende Nutzungsarten verdrängt werden. Dies hat die<br />

Bewandtnis, dass bestimmte Gebietsgegebenheiten so gesichert werden können. Im Falle <strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>denergienutzung könnte dies beispielsweise e<strong>in</strong>e bestimmte W<strong>in</strong>dhöffigkeit 18 se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> dem<br />

Gebiet vorherrscht und so das Gebiet für die Nutzung von W<strong>in</strong>denergie prädest<strong>in</strong>iert. Angesichts<br />

<strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Abwägungsprozesse <strong>in</strong> Genehmigungs- und Bauleitplanverfahren, die sich<br />

aus den konkurrierenden Ansprüchen an den Raum ergeben, hat <strong>der</strong> Gesetzgeber sich so die<br />

Möglichkeit eröffnet, die Entwicklung gezielt raumplanerisch s<strong>in</strong>nvoll zu lenken. Der<br />

<strong>in</strong>nergebietliche Vorrang ist unbed<strong>in</strong>gt gegeben, weshalb er nicht durch nachfolgende<br />

Abwägungen ausgehebelt werden kann (Ramtke, 2010 S. 74). Den Vorranggebieten kann jedoch<br />

ke<strong>in</strong>e außergebietliche Wirkung beigemessen werden, da sie ke<strong>in</strong>e Ausschlusswirkungen im<br />

übrigen Planungsraum machen. Dies ermöglicht Raumplanern, auch Flächen <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Plangebiets ohne raumordnerische Steuerung zu belassen (Wetzel, 2011 S. 171).<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlagen s<strong>in</strong>d nach dem Willen des Bundesgesetzgebers aus Gründen des Klimaschutzes<br />

sowie aus energie- und umweltpolitischen Belangen zu för<strong>der</strong>n und Vorranggebiete erfüllen die<br />

entscheidende Voraussetzung bezüglich Steuerung und Errichtung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>denergieanlagen.<br />

Raumbedeutsame W<strong>in</strong>denergieanlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den festgelegten Vorranggebieten für<br />

W<strong>in</strong>denergienutzung zu bündeln. Es handelt sich um parzellenhafte Standortsicherungen 19 .<br />

Zu 2. Vorbehaltsgebiete:<br />

Gemäß ROG § 8 Abs. 7 (2) werden Vorbehaltsgebiete als Gebiete bezeichnet, „<strong>in</strong> denen<br />

bestimmten raumbedeutsamen Funktionen o<strong>der</strong> Nutzungen bei <strong>der</strong> Abwägung mit<br />

konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen beson<strong>der</strong>es Gewicht beizumessen ist“.<br />

Vorbehaltsgebiete s<strong>in</strong>d, wie auch die Vorranggebiete auf e<strong>in</strong>e positive Nutzung von W<strong>in</strong>denergie<br />

ausgelegt. Die Nutzung setzt sich jedoch, im Gegensatz zu den Vorranggebieten, nicht <strong>in</strong> jedem<br />

Fall durch. Es wird <strong>in</strong> den Vorbehaltsgebieten lediglich e<strong>in</strong>e Nutzung bevorzugt und das Gebiet ist<br />

18<br />

höffig: reiches Vorkommen an (www.duden.de/suchen/dudenonl<strong>in</strong>e/‐höffig)<br />

19<br />

Text zum Regionalplan Mittelhessen; S. 131; W<strong>in</strong>denergienutzung, Begründung und Erläuterung<br />

15


damit nur relativ geschützt (Wetzel, 2011 S.178). E<strong>in</strong>e Abwägung f<strong>in</strong>det sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

Landes- bzw. Regionalplanung statt sowie auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> Bauleitplanung (Ramtke, 2010 S. 75). Der<br />

Anwendungsbereich von Vorbehaltsgebieten umfasst im Großen und Ganzen die gleichen<br />

Raumfunktionen und Raumansprüche wie die oben bereits beschriebenen Vorranggebiete<br />

(Hentschel, 2010 S. 243). Insgesamt s<strong>in</strong>d sie somit flexibler als Vorranggebiete, bieten aber durch<br />

die schwächere rechtliche Schutzwirkung auch nicht die Gewähr, dass sich <strong>der</strong> Standort<br />

gegenüber konkurrierenden Nutzungsansprüchen durchsetzen kann. Sie werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur<br />

deshalb oft nicht als Raumordnungsziel, son<strong>der</strong>n als Raumordnungsgrundsatz beschrieben, da die<br />

raumordnerische Entscheidung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis überw<strong>in</strong>dbar ist.<br />

Zu 3. Eignungsgebiete:<br />

Gemäß ROG § 8 Abs. 7 (3) werden Eignungsgebiete als Gebiete bezeichnet, „<strong>in</strong> denen<br />

bestimmten raumbedeutsamen Maßnahmen o<strong>der</strong> Nutzungen, die städtebaulich nach § 35 des<br />

BauGB zu beurteilen s<strong>in</strong>d, an<strong>der</strong>e raumbedeutsame Belange nicht entgegenstehen, wobei diese<br />

Maßnahmen o<strong>der</strong> Nutzungen an an<strong>der</strong>er Stelle im Planungsraum ausgeschlossen s<strong>in</strong>d“.<br />

Durch die Festlegung dieser Eignungsgebiete sollen gemäß ROG raumbedeutsame Maßnahmen<br />

im bauplanungsrechtlichen Außenbereich dadurch gesteuert werden, dass bestimmte Gebiete <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Region für diese Maßnahmen als geeignet und als raumordnerisch unbedenklich erklärt<br />

werden. Damit hat <strong>der</strong> Gesetzgeber 1998 e<strong>in</strong>e neue Form <strong>der</strong> Gebietsfestlegungen geschaffen<br />

(Hentschel, 2010 S. 250). Die Folge welche sich daraus ergibt ist, dass diese Maßnahmen wie<br />

beispielsweise die Errichtung von W<strong>in</strong>dkraftanlagen außerhalb dieser Gebiete ausgeschlossen<br />

werden (Wetzel, 2011 S. 171). Damit unterscheidet sich das Eignungsgebiet maßgeblich von den<br />

Vorrang- und Vorbehaltsgebieten, welche e<strong>in</strong>e bestimmte Nutzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet privilegieren,<br />

aber ke<strong>in</strong>e Ausschlusswirkung außerhalb dieses Areals nach sich ziehen. Es ist jedoch nach § 7<br />

Abs. 4 ROG und § 8 Abs. 7 ROG möglich, sogenannte Komb<strong>in</strong>ationsgebiete auszuweisen, welche<br />

die <strong>in</strong>nere Zielb<strong>in</strong>dung von Vorranggebieten haben und die äußere Zielb<strong>in</strong>dung von<br />

Eignungsgebieten (Fest, 2010 S. 189). Diese Komb<strong>in</strong>ation ist <strong>in</strong> Hessen die übliche Variante. Man<br />

nennt dies “Schwarz-Weiß-Planung/-Konzept“. Als Vorteil <strong>der</strong> Ausweisung von solchen “Positivund<br />

Negativflächen“ wird gesehen, dass „die W<strong>in</strong>denergienutzung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

bundesverwaltungsgerichtlichen Vorhaben e<strong>in</strong>erseits ausgeschlossen wird und sich an<strong>der</strong>erseits<br />

an an<strong>der</strong>er Stelle durchsetzt“ (Wetzel, 2011 S. 171).<br />

RPM: Bestand und Planung<br />

Bei allen drei bzw. vier obengenannten Gebietstypen muss man weiterh<strong>in</strong> zwischen “Bestand“ und<br />

“Planung“ unterscheiden. Dies ist e<strong>in</strong>e Festlegung des Regionalplanes. Die folgende Tabelle<br />

16


e<strong>in</strong>hält e<strong>in</strong>e Gegenüberstellung von Flächen für W<strong>in</strong>denergie-Bestand und Flächen für<br />

W<strong>in</strong>denergie-Planung (zum Vorranggebiet) <strong>in</strong> Hessen und ist zu f<strong>in</strong>den im Anhang 2 zum<br />

Umweltbericht 2006 zum Regionalplan-Entwurf Mittelhessen 2006.<br />

RPM 2001 31.03.2005 RPM 2006<br />

Die l<strong>in</strong>ke Tabelle zeigt, dass<br />

Fläche Bestand (ha) 852 1.519 1.145<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Verän<strong>der</strong>ung<br />

Anzahl Gebiete Bestand 28 48 27 <strong>in</strong> <strong>der</strong> raumordnerischen<br />

Fläche Planung (ha)<br />

Anzahl Gebiete Planung<br />

2.535<br />

107<br />

1.664<br />

72<br />

672<br />

18<br />

Planung im Bereich W<strong>in</strong>denergienutzung<br />

und <strong>der</strong><br />

Ausweisung von Flächen<br />

Gesamtfläche 3.387 3.187 1.817 stattgefunden hat. Im<br />

Planung + Bestand (ha)<br />

Vergleich zu 2001 wurde im<br />

Gesamtanzahl Gebiete<br />

Planung + Bestand<br />

135 120 45<br />

Jahr 2006 verstärkt auf e<strong>in</strong>e<br />

stärkere Konzentration <strong>in</strong><br />

weniger Vorranggebieten<br />

Ø‐liche Gebietsgröße (ha) 25 27 40 gesetzt, die jedoch im Mittel<br />

Abb. 7: Gegenüberstellung von Flächen für W<strong>in</strong>denergie-Bestand und <strong>in</strong>sgesamt deutlich größer<br />

Flächen für W<strong>in</strong>denergie-Planung<br />

s<strong>in</strong>d als 2001. Hiermit will<br />

man unter an<strong>der</strong>en verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass <strong>in</strong> bestimmten Regionen die Eigenart <strong>der</strong> mittelhessischen<br />

Kulturlandschaften verloren geht. Dies gilt beispielsweise für Teile des Vogelsbergs, des <strong>Lahn</strong>-Dill-<br />

Berglandes, des Westerwalds und des Taunus. Auch wurden e<strong>in</strong>ige „Bereiche für<br />

W<strong>in</strong>denergienutzung“ (2001) nicht als „W<strong>in</strong>dvorranggebiete“ (2006) festgelegt, da aktuelle<br />

Erkenntnisse zum Vorkommen von Vögeln und Fle<strong>der</strong>mäusen <strong>in</strong> den Gebieten aus<br />

naturschutzfachlichen Gründen dagegen sprachen.<br />

W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>Weimar</strong>:<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> so genanntes „W<strong>in</strong>dvorranggebiet“. Es liegt am<br />

nordwestlichen Rand <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de kurz vor <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>degrenze zu Marburg und ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regionalplankarte durch das rote Rotorblattsymbol gekennzeichnet. Auf die Eigenarten und<br />

Gegebenheiten des Gebietes im Bezug auf die Eignung als W<strong>in</strong>dvorranggebiet und den Bau e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>denergieanlage wird <strong>in</strong> den später folgenden Teilen noch näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />

17


Abb. 8: W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

4.2.2 Ausschluss- und Restriktionsflächen<br />

Die Erschließung von Standorten für die Nutzung von W<strong>in</strong>denergie ist im Vorfeld meist schon mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Konfliktpotential h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> naturschutzfachlichen Interessen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des<br />

Artenschutzes verbunden. Zwar konnten laut Angaben des Bundesverbandes W<strong>in</strong>denergie e.V. <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren durch zahlreiche Studien und Gutachten viele Befürchtungen wi<strong>der</strong>legt<br />

werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gestaltet sich die e<strong>in</strong>vernehmliche Planung und Umsetzung von<br />

W<strong>in</strong>denergieprojekten aber immer noch schwierig 20 .<br />

Doch ist es nicht nur <strong>der</strong> Naturschutz, welcher e<strong>in</strong>em Bau von W<strong>in</strong>denergieanlagen aus<br />

faunistischen und floristischen Bedenken entgegensteht. Auch an<strong>der</strong>e Bereiche, wie <strong>der</strong><br />

Wasserschutz, <strong>der</strong> Schutz beson<strong>der</strong>er Landschaftsräume, Siedlung, Verkehr sowie Flächen mit<br />

militärischer Nutzung führen oft zu e<strong>in</strong>er Ausweisung von so genannten Ausschluss- und<br />

Restriktionsflächen. Im Anhang 2 des Umweltberichtes Mittelhessen 21 wurde e<strong>in</strong>e „Plan-<br />

Umweltprüfung <strong>der</strong> Bereiche für W<strong>in</strong>denergienutzung gemäß Regionalplan Mittelhessen 2001 und<br />

Planung von Vorranggebieten für W<strong>in</strong>denergienutzung im Regionalplan-Entwurf Mittelhessen<br />

2006“ durchgeführt. Im Rahmen dieser Plan-Umweltprüfung (Plan-UP) wurden raumbedeutsame<br />

Umweltauswirkungen von W<strong>in</strong>denergieanlagen auf folgende relevante Schutzgüter geprüft: 22<br />

20 www.w<strong>in</strong>d‐energie.de/de/themen/mensch‐umwelt/naturschutz/ (08.05.2011)<br />

21 www.hessen.de/irj/RPGIE_Internet?cid=f6c1c94744b69ada3c12da470d2dd77a (08.05.2011)<br />

22 Umweltbericht ‐ Anhang 2 (Plan‐Umweltprüfung); Regionalplan‐Entwurf Mittelhessen 2006; Seite 7 (Tab. 1)<br />

18


1. Mensch (Gesundheit), Bevölkerung<br />

2. Fauna, Flora, biologische Vielfalt<br />

3. Boden<br />

4. Wasser<br />

5. Landschaft<br />

6. Sachwerte, kulturelles Erbe<br />

Diese sechs Schutzgutkategorien wurden im Rahmen dieser Plan-UP nach drei Kriterien<br />

unterschieden und bewertet 23 :<br />

1. Ausschlusskriterien: kennzeichnen Bereiche, <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Vorranggebiete für<br />

W<strong>in</strong>denergie (VRG-WE) ausgewiesen werden sollen.<br />

2. Restriktionskriterien: kennzeichnen Bereiche, <strong>in</strong> denen Vorranggebiete für W<strong>in</strong>denergie<br />

unter bestimmten Voraussetzungen ausgewiesen werden können.<br />

3. Eignungskriterien: kennzeichnen Bereiche, <strong>in</strong> denen Vorranggebiete für W<strong>in</strong>denergie<br />

bevorzugt ausgewiesen werden sollen.<br />

Diese Ausschluss- und Restriktionskriterien sollen nun beispielhaft am Schutzgut „Mensch<br />

(Gesundheit), Bevölkerung“ dargestellt werden. Die gesamte Schutzgutbetrachtung kann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tabelle 1 des Anhangs 2 des Umweltberichtes zum Regionalplan Mittelhessen 24 nachgelesen<br />

werden.<br />

Schutzgut „Mensch (Gesundheit), Bevölkerung:<br />

Zu prüfende raumbedeutsame Umweltauswirkungen:<br />

- Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wohn- und Wohnraumfeldfunktion durch Rotorbewegung,<br />

Schattenwurf und Geräusche<br />

1. Ausschlusskriterien:<br />

- Vorranggebiet Siedlung (Bestand, Planung) e<strong>in</strong>schließlich Abstandszone von 750m<br />

2. Restriktionskriterien:<br />

- Abstandszone um Vorranggebiet Siedlung (Bestand, Planung) von 750-1.000 m<br />

3. Eignungskriterien:<br />

- Abstandszone um Vorranggebiet Siedlung (Bestand, Planung) > 1.000 m<br />

- Vorranggebiet Industrie und Gewerbe e<strong>in</strong>schließlich Abstandszone von 500 m<br />

- Abfallentsorgungsanlage o<strong>der</strong> Kläranlage e<strong>in</strong>schließlich Abstandszone von 500 m<br />

- Überörtliche Straße, Bahnl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>schließlich Abstandszone von 500 m<br />

23<br />

Umweltbericht ‐ Anhang 2 (Plan‐Umweltprüfung); Regionalplan‐Entwurf Mittelhessen 2006; Seite 1<br />

24<br />

Umweltbericht ‐ Anhang 2 (Plan‐Umweltprüfung); Regionalplan‐Entwurf Mittelhessen 2006; Seite 4 u. 5<br />

19


4.2.3 Genehmigungsvoraussetzungen<br />

Die Gew<strong>in</strong>nung elektrischer Energie mittels W<strong>in</strong>denergieanlagen ist auf Grund <strong>der</strong> rechtlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und <strong>der</strong> technischen Entwicklung auch im B<strong>in</strong>nenland wirtschaftlich attraktiv.<br />

Bevor man jedoch den Bau e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dkraftanlage <strong>in</strong> Erwägung zieht, muss man sich mit den<br />

rechtlichen Vorgaben ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzten, denn <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dkraftanlage ist, laut BImSchG<br />

(Bundes-Immissionsschutzgesetz) e<strong>in</strong> genehmigungsbedürftiges Vorhaben (Wetzel, 2010 S. 129).<br />

Das BImSchG regelt beispielsweise, dass e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkraftanlage e<strong>in</strong>e Anlage nach § 3 Abs. 5<br />

BImSchG ist. Dieser Absatz besagt, dass diese Anlage laut Gesetzt e<strong>in</strong>e ortsfeste Anlage se<strong>in</strong><br />

muss, e<strong>in</strong>e ortsverän<strong>der</strong>liche technische E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Grundstück mit e<strong>in</strong>er emittierenden<br />

Wirkung 25 . Es muss jedoch unterschieden werden zwischen dem Bau von W<strong>in</strong>dkraftanlagen unter<br />

50m Höhe und dem Bau von W<strong>in</strong>dkraftanlagen mit e<strong>in</strong>er Höhe über 50m. Ersteres wird geregelt<br />

durch die jeweiligen landesrechtlichen Bauvorschriften und unterliegt <strong>der</strong> Baugenehmigungspflicht.<br />

Ist e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkraftanlage aber für e<strong>in</strong>e Bauhöhe mit über 50m geplant, so ist sie nach <strong>der</strong> 4.<br />

BImSchV (Bundes-Immissionsschutz-Verordnung) laut § 5 Spalte 2 Punkt 1.6 e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung die<br />

dem BImSchG unterliegt.<br />

Liegt die Anzahl <strong>der</strong> geplanten W<strong>in</strong>dkraftanlagen mit e<strong>in</strong>er Bauhöhe von über 50m unter drei<br />

Anlagen, kann hier noch das vere<strong>in</strong>fachte Verfahren gemäß § 19 BImSchG angewandt werden.<br />

Der Vorteil hier liegt dar<strong>in</strong>, dass auf e<strong>in</strong>e Öffentlichkeitsbeteiligung verzichtet werden kann, was<br />

dem Betreiber sowohl Zeit als auch Geld spart.<br />

Liegt die Anzahl <strong>der</strong> geplanten Anlagen (>50m) jedoch über drei, gilt das Vorhaben als W<strong>in</strong>dfarm<br />

(W<strong>in</strong>dpark). Hier ist nun das förmliche Verfahren gemäß § 10 BImSchG anzuwenden. Dieses<br />

Genehmigungsverfahren ist mit e<strong>in</strong>em deutlich längeren Zeitaufwand verbunden und schreibt e<strong>in</strong>e<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung sowie e<strong>in</strong>e UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) laut UVPG<br />

(Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz) vor. Hier wird durch das UVPG differenziert nach Anzahl<br />

<strong>der</strong> W<strong>in</strong>dkraftanlagen. Anlagengrößen zwischen 3-5 Anlagen fallen unter § 3c (UVP-Pflicht im<br />

E<strong>in</strong>zelfall). Es gilt gemäß Nr. 1.6.3 Anlage 1 UVPG die standortbezogene Vorprüfung des<br />

E<strong>in</strong>zelfalls. Auch Anlagengrößen zwischen 6-19 Anlagen fallen noch unter den § 3c (UVP-Pflicht<br />

im E<strong>in</strong>zelfall). Es ist e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Vorprüfung des E<strong>in</strong>zelfalls Nr. 1.6.2 Anlage 1 UVPG<br />

vorgeschrieben. Jedes Vorhaben mit e<strong>in</strong>er Anlagenzahl von über 19 Anlagen fällt jedoch unter den<br />

§ 3 Abs. 1 und ist gemäß Nr. 1.6.1 Anlage 1 UVPG § 3 Abs. 1 e<strong>in</strong> obligatorisch UVP-pflichtiges<br />

Vorhaben.<br />

25<br />

BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz); 10. Auflage 2010; Beck‐Texte im dtv<br />

20


Höhe Anlagenzahl Genehmigung BImSchG UVPG<br />

< 50 m -<br />

landesrechtliche<br />

Bauvorschriften<br />

(Baugenehmigungspflicht)<br />

- -<br />

> 50 m < 3 BImSchG<br />

§ 19<br />

vere<strong>in</strong>fachtes<br />

Verfahren<br />

-<br />

3 - 5 BImSchG & UVPG § 10 § 3c S. 2 (Nr. 1.6.3<br />

Anlage 1)<br />

Genehmigungs- standortbezogene<br />

verfahren Vorprüfung<br />

6 - 19 BImSchG & UVPG § 10 § 3c S. 1 (Nr. 1.6.2<br />

Anlage 1)<br />

Genehmigungs- allgeme<strong>in</strong>e<br />

verfahren Vorprüfung<br />

> 19 BImSchG & UVPG § 10 § 3 (Nr. 1.6.1 Anlage 1)<br />

Genehmigungs- obligatorisch<br />

verfahren UVP-pflichtig<br />

Abb. 9: Gesetzliche Prüfungen <strong>in</strong> Abhängigkeit von Anlagenhöhe u. -zahl<br />

4.3 Genehmigungsvoraussetzungen / Konfliktpotentiale<br />

4.3.1 W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

W<strong>in</strong>dverhältnisse im W<strong>in</strong>dvorranggebiet<br />

Bei <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>dparks o<strong>der</strong> auch bei e<strong>in</strong>zelnen Anlagen ist e<strong>in</strong>e Vielzahl an<br />

unterschiedlichsten D<strong>in</strong>gen zu beachten, um schon im Vorfeld abzuprüfen, ob e<strong>in</strong>e Effizienz des<br />

Vorhabens gegeben ist. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten Parameter hierbei ist schon die Auswahl e<strong>in</strong>es<br />

geeigneten Standortes und die damit verbundene Abschätzung <strong>der</strong> dort gegebenen<br />

W<strong>in</strong>dverhältnisse.<br />

E<strong>in</strong> erste gute Möglichkeit, um herrschenden W<strong>in</strong>dverhältnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet abzuschätzen, s<strong>in</strong>d<br />

die W<strong>in</strong>dkarten, die W<strong>in</strong>dverhältnisse und vor allem W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten kartografisch<br />

darstellen. Für das Land Hessen beispielsweise werden durch den Deutschen Wetterdienst (DWD)<br />

und das Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (hlug) solche Karten im Internet onl<strong>in</strong>e<br />

und kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

21


Die l<strong>in</strong>ke Abbildung stellt hier den<br />

Kartenausschnitt für das W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> aus den Daten des hlug<br />

und des DWD dar 26 Abb. 10: mittlere W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten im WVG<br />

, auf welchem sich die<br />

mittleren W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten anhand unterschiedlicher<br />

farbiger Quadraten ablesen lassen.<br />

Laut <strong>der</strong> vorliegenden W<strong>in</strong>dkarte herrschen hier<br />

im W<strong>in</strong>dvorranggebiet (roter Kreis) mittlere<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten zw. 3,5 und 3,7 m/s,<br />

was e<strong>in</strong>en gemittelten Wert von 3,6 m/s ergibt,<br />

welcher für die unten folgenden Rechnung<br />

herangezogen wird. Zu den mittleren<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten welche <strong>in</strong> diesen Karten<br />

abgetragen s<strong>in</strong>d, muss gesagt werden, dass es sich hier um Messungen handelt, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe<br />

von 10 m genommen wurden. Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Messhöhe von 10 m <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel deutlich ger<strong>in</strong>ger als auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Nabe. Um nun aber die für e<strong>in</strong>e WEA relevanten<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>in</strong> Nabenhöhe zu erhalten, muss man die Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Formel e<strong>in</strong>setzen und für jeden Standort und Anlagenhöhe separat berechnen. Dies soll nun<br />

beispielhaft für die Nabenhöhen von mittelgroßen W<strong>in</strong>denergieanlagen (60m, 80m, 100m) und <strong>der</strong><br />

im Vorranggebiet vorherrschenden mittleren W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten von rund 3,6 m/s demonstriert<br />

werden.<br />

Berechnung W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit auf Nabenhöhe<br />

Formel zur Berechnung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit auf Nabenhöhe 27 : vh = v10 (h/10) g<br />

vh: W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> gewünschter Höhe<br />

v10 : W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> 10m Höhe = 3,6 m/s<br />

g: Exponent (Meliß, 1993 S. 35) offenes Gelände (0,16)<br />

Gelände mit H<strong>in</strong><strong>der</strong>nissen bis 15 m Höhe (0,28)<br />

Mittelwert = (0,16 + 0,28) / 2 = 0,22 (Ermessenssache)<br />

h = gewünschte Nabenhöhe<br />

vh = v10 (h/10) g = 3,6 m/s (60m / 10) 0,22 = ~5,34 m/s (Berechnung: 60m)<br />

vh = v10 (h/10) g = 3,6 m/s (80m / 10) 0,22 = ~5,68 m/s<br />

(Berechnung: 80m)<br />

vh = v10 (h/10) g = 3,6 m/s (100m / 10) 0,22 = ~5,97 m/s<br />

(Berechnung: 100m)<br />

26<br />

http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/klima/w<strong>in</strong>d/w<strong>in</strong>d_txt.htm (18.08.2011)<br />

27<br />

www.scienceblogs.de/frischer‐w<strong>in</strong>d/2009/10/wie‐berechnet‐man‐die‐hohenabhangige‐w<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit.php<br />

(18.08.2011)<br />

22


Erfahrungen haben gezeigt, dass die wirtschaftliche Nutzung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>denergieanlage ab<br />

e<strong>in</strong>er mittleren W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit von 5,5 m/s <strong>in</strong> Nabenhöhe möglich wird. Ger<strong>in</strong>gere<br />

mittlere W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten werden nur <strong>in</strong> wenigen Ausnahmen genutzt. Oft s<strong>in</strong>d jedoch<br />

mittlere W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten, die m<strong>in</strong>destens bei 5,8 - 6,2 m/s liegen, für e<strong>in</strong>en<br />

wirtschaftlichen Betrieb erfor<strong>der</strong>lich. Mit <strong>der</strong> Errichtung von e<strong>in</strong>er WEA <strong>in</strong> Gebieten mit<br />

mittleren W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten von 5,7 - 6,1 m/s lassen sich erfahrungsgemäß etwa 4.500<br />

MWh an W<strong>in</strong>denergie pro Jahr erzielen. Mit e<strong>in</strong>er WEA alle<strong>in</strong> ließen sich somit rund 1.500 4-<br />

Personen-Haushalte versorgen. 28<br />

Es wird also deutlich, dass die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten im W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> nicht<br />

optimal s<strong>in</strong>d, jedoch bei e<strong>in</strong>er Nabenhöhe von 100 m e<strong>in</strong> wirtschaftlicher Betrieb bereits<br />

möglich ist. 100%ig genaue W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten auf Nabenhöhe lassen sich jedoch nur mittels<br />

genauer W<strong>in</strong>dmessungen <strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Höhe und zu unterschiedlichen Zeitpunkten ermitteln.<br />

Denn schon 10% weniger W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit als erwartet bedeuten e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong><strong>der</strong>ertrag von über<br />

30%, was schnell zu großen wirtschaftlichen Problemen für den Betreiber <strong>der</strong> WEA führen kann. 29<br />

4.3.2 Geräuschimmissionen:<br />

Die von W<strong>in</strong>denergieanlagen ausgehenden Schallemissionen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Planungsphase von W<strong>in</strong>dparks o<strong>der</strong> auch E<strong>in</strong>zelanlagen. Da auch hier das<br />

Bundesimmissionsschutzgesetz mit dem §§ 5 bzw. 22 vorschreibt, dass ke<strong>in</strong>e schädlichen<br />

Umwelte<strong>in</strong>wirkungen gemäß § 3 (1) von den WEA ausgehen dürfen, wurden genaue Vorgaben<br />

gemacht, die von den Planern und Betreibern solcher Anlagen e<strong>in</strong>gehalten werden müssen. Diese<br />

Werte, sogenannte Geräuschpegelgrenzen, f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> gültigen TA-Lärm unter dem Punkt<br />

6. Immissionsrichtwerte wie<strong>der</strong>. Hier werden Immissionsschutzrichtwerte für Immissionsorte<br />

außerhalb von Gebäuden vorgegeben die sich wie folgt gestalten:<br />

a) <strong>in</strong> Industriegebieten: tags: 70 dB(A)<br />

nachts: 70 dB(A)<br />

b) <strong>in</strong> Gewerbegebieten: tags: 65 dB(A)<br />

nachts: 50 dB(A)<br />

c) <strong>in</strong> Kerngebieten, Dorfgebieten und Mischgebieten: tags: 60 dB(A)<br />

nachts: 45 dB(A)<br />

28 www.wiesbaden.de/medien/dokumente/leben/umwelt‐naturschutz/W<strong>in</strong>dpotentialstudie_Wiesbaden.pdf<br />

(18.08.2011)<br />

29<br />

www.igus‐dresden.de/cgi‐<br />

b<strong>in</strong>/igus.cgi?sprache=&menu=unterrubrik_anz&id=rubr9499174107&rubrik=rubr9499174107&text_rubr=2&seite=ht<br />

ml117830738786&unterseite=uhtml566043435115 (18.08.2011)<br />

23


d) <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Wohngebieten und Kle<strong>in</strong>siedlungsgebieten: tags: 55 dB(A)<br />

nachts: 40 dB(A)<br />

e) <strong>in</strong> re<strong>in</strong>en Wohngebieten: tags: 50 dB(A)<br />

nachts: 35 dB(A)<br />

E<strong>in</strong>zelne kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen die Immissionsrichtwerte am Tage um nicht mehr als<br />

30 dB(A) und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht um nicht mehr als 20 dB(A) überschreiten. 30<br />

Um zu gewährleisten, ob e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>denergieanlage diese Geräuschimmissionen e<strong>in</strong>hält, wird<br />

während des Genehmigungsverfahrens oft „e<strong>in</strong>e Beurteilung mittels Prognose anhand von<br />

Messwerten e<strong>in</strong>er bereits <strong>in</strong> Betrieb genommenen Anlage desselben Anlagentyps getroffen“<br />

(Wetzel, 2010 S. 139).<br />

In <strong>der</strong> Regel wird bei mo<strong>der</strong>nen W<strong>in</strong>denergieanlagen e<strong>in</strong> Abstand von 500 m zwischen <strong>der</strong> WEA<br />

und e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Wohngebiet als ausreichend angesehen (Ramtke, 2010 S. 50), denn mit e<strong>in</strong>em<br />

Abstand von 500 m Abstand zum nächsten Wohngebäude ist <strong>der</strong> Schalle<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlage <strong>in</strong> jedem Fall unter <strong>der</strong> 45 dB(A) Grenze. 31 Als Bezugspunkt wird hier <strong>der</strong><br />

Schallleistungspegel <strong>der</strong> WEA angenommen, <strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er Nennleistung <strong>der</strong> Anlage <strong>in</strong> 10 m Höhe<br />

vom Boden bei e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit von 10 m/s gemessen wird. Der<br />

Standardschallleistungspegel e<strong>in</strong>er WEA liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zwischen 103-105 dB (A) auf<br />

Narbenhöhe. Jedoch werden mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Entwicklung und<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung schon ger<strong>in</strong>gere<br />

Wert erzielt (Fest, 2010 S. 133),<br />

da die Turb<strong>in</strong>en besser gedämmt<br />

s<strong>in</strong>d und langsamer laufen als<br />

ältere Modelle.<br />

In <strong>der</strong> folgenden Darstellung wird<br />

anhand des Luftbildes 32 (google<br />

earth) vom W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> ersichtlich,<br />

dass man sich, unter<br />

zugrundelegen des oben<br />

beschriebenen 500 m<br />

30<br />

www.umweltbundesamt.de/laermprobleme/publikationen/talaerm.pdf (17.08.2011)<br />

31<br />

www.igus‐dresden.de/cgi‐<br />

b<strong>in</strong>/igus.cgi?sprache=&menu=unterrubrik_anz&id=rubr9499174107&rubrik=rubr9499174107&text_rubr=2&seite=ht<br />

ml117830738786&unterseite=uhtml415743205448 (17.08.2011)<br />

32<br />

Quelle: google earth (17.08.2011)<br />

24<br />

Abb. 11: Schallgrenzen zur Bebauungsgrenze


Grenzabstandes, mit allen Wohnhäusern (Nesselbrunn sowie Hetschmühle, Weitershausen und<br />

Dilschhausen) außerhalb des als schädlich beschrieben Bereiches bef<strong>in</strong>det. Der <strong>in</strong>nere (rote) Kreis<br />

soll hier das W<strong>in</strong>dvorranggebiet angrenzen, <strong>der</strong> mittlere (orange) Kreis die 300 m Grenze und <strong>der</strong><br />

äußere (gelbe) Kreis die 600 m Grenze. Das Errichten e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>denergieanlage im <strong>in</strong>neren Kreis,<br />

würde also den Vorgaben entsprechen, sofern e<strong>in</strong> spezielles Schallgutachten nichts Gegenteiliges<br />

beschreiben würde. Solche Schallgutachten können beispielsweise durchgeführt werden durch<br />

den zuständigen TÜV-Verband o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gutachter.<br />

E<strong>in</strong> Umstand, welcher früher oft zu vermehrten Problemen geführt hat, ist <strong>der</strong> sogenannte<br />

Infraschall. Als Infraschall werden Schallwellen bezeichnet, die so tief s<strong>in</strong>d, dass sie vom<br />

menschlichen Ohr (< 20 Hz) nicht mehr gehört werden können. Diese von WEA ausgehenden<br />

Luftdruckschwankungen wurden dann als Vibration und Druckgefühl auf den Ohren<br />

wahrgenommen. E<strong>in</strong>e Gesundheitsgefährdung tritt hier jedoch erst bei e<strong>in</strong>em dauerhaften<br />

Schalldruckpegel von über 130 dB auf. Messungen an mo<strong>der</strong>nen W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en ergaben, dass<br />

diese Werte bei weitem nicht erreicht werden und unter E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Abstände kaum noch messbar s<strong>in</strong>d. 33<br />

4.3.3 Schattenwurf<br />

In diesem Teil wird auf die oft diskutierte Problematik des periodischen Schattenwurfes 34 , sowie<br />

des Discoeffektes 35 von W<strong>in</strong>denergieanlagen e<strong>in</strong>gegangen, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung oft als<br />

unangenehme Ersche<strong>in</strong>ungen werden wahrgenommen und e<strong>in</strong> K.O. - Kriterium für den Bau e<strong>in</strong>er<br />

solchen WEA se<strong>in</strong> können.<br />

Laut des aktuellen BImSchG gehört Licht und damit auch <strong>der</strong> Schatten gemäß §3 (2) zu den<br />

Immissionen sowie gemäß §3 (3) auch zu den Emissionen. Als schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungen<br />

werden Lichtimmissionen dann bezeichnet, wenn „nach Art, Ausmaß o<strong>der</strong> Dauer geeignet s<strong>in</strong>d,<br />

Gefahren, erhebliche Nachteile o<strong>der</strong> erhebliche Belästigungen für die Allgeme<strong>in</strong>heit o<strong>der</strong> für die<br />

Nachbarschaft herbeizuführen“. 36<br />

Weiterh<strong>in</strong> schreibt das BImSchG <strong>in</strong> §5 (1) vor, dass Betreiber von genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagen diese so zu errichten haben, dass schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungen durch Licht nicht<br />

hervorgerufen werden können und dass Vorsorge gegen schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungen durch<br />

33 www.offshore‐w<strong>in</strong>d.de/page/fileadm<strong>in</strong>/offshore/documents/Naturschutz/BWE‐Broschuere__A‐<br />

Z_Fakten_zu_W<strong>in</strong>denergie_.pdf (17.08.2011)<br />

34 Wie<strong>der</strong>kehrende Verschattung des direkten Sonnenlichtes durch die Rotorblätter <strong>der</strong> W<strong>in</strong>denergieanlage<br />

35 Lichtblitze (Disco‐Effekte): periodische Reflexionen des Sonnenlichtes an den Rotorblättern <strong>der</strong> WEA<br />

36<br />

Bundes‐Immissionsschutzgesetz, 10. Auflage 2010, §3 (1)<br />

25


die dem Stand <strong>der</strong> Technik entsprechenden Maßnahmen zur Emissionsbegrenzung getroffen wird.<br />

Nicht genehmigungsbedürftige Anlagen s<strong>in</strong>d gemäß § 22 (1) BImSchG so zu errichten und zu<br />

betreiben, dass „schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungen durch Licht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden“ und dass „nach<br />

dem Stand <strong>der</strong> Technik unvermeidbare schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungen auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß<br />

beschränkt werden“. 37<br />

Discoeffekt:<br />

Der sogenannte Discoeffekt (Lichtblitze) tritt bei rotierenden spiegelnden Oberflächen auf, wenn<br />

Sonnenlicht auf diese trifft. Beson<strong>der</strong>s bei W<strong>in</strong>denergieanlagen kann <strong>der</strong> Discoeffekt zu e<strong>in</strong>er<br />

starken Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> umliegenden Anwohner führen. Aus diesem Grund kommen bei<br />

vielen mo<strong>der</strong>nen Anlagen High-Tech-Beschichtungen auf Polyurethan-Basis zum E<strong>in</strong>satz, die<br />

„e<strong>in</strong>e hohe Beständigkeit gegen Abrieb und UV-Strahlung aufweisen und ohne organische<br />

Lösemittel auskommen. Um Reflexionen des Sonnenlichts auf den Flügeln zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, werden<br />

matte Lacke e<strong>in</strong>gesetzt“ 38 . Somit stellt <strong>der</strong> Discoeffekt bei Anlagen neueren Datums ke<strong>in</strong> Problem<br />

mehr für die Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Umgebung dar.<br />

Periodischer Schattenwurf:<br />

Das Auftreten des periodischen Schattenwurfes hängt von <strong>der</strong> Lage und Größe <strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>denergieanlage ab sowie von <strong>der</strong> herrschenden Wetterlage und dem Sonnenstand. Nach dem<br />

Bundes-Immissionsschutzgesetz darf <strong>der</strong> Schattenwurf von W<strong>in</strong>denergieanlagen nicht länger als<br />

30 Stunden pro Jahr und nicht länger als 30 M<strong>in</strong>uten am Tag auf e<strong>in</strong> Wohngebäude fallen. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Überschreitung dieser Dauer müssen die W<strong>in</strong>denergieanlagen laut Gesetz abgeschaltet<br />

werden, solange bis <strong>der</strong> Schatten nicht mehr auf das betroffene Wohngebäude fällt 39 . E<strong>in</strong>e noch<br />

nicht vollkommen geklärte Frage ist, ob sich bei <strong>der</strong> Beschattungsdauer auf die „meteorologisch<br />

maximal mögliche (30 Std/a) o<strong>der</strong> auf die realistische / tatsächliche Beschattungsdauer (8 Std/a)“<br />

bezogen werden soll (Fest, 2010 S 189). Jedoch muss hier auch angemerkt werden, dass die<br />

Schatten<strong>in</strong>tensität mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Entstehungsort nachlässt. Im Staatsanzeiger<br />

für das Land Hessen Nr. 22 vom 31. Mai 2010 wird beispielsweise empfohlen, „generell von e<strong>in</strong>em<br />

Abstand von 1000 Metern zu vorhandenen o<strong>der</strong> geplanten, nach den §§ 3 bis 7 <strong>der</strong><br />

Baunutzungsverordnung dem Wohnen dienenden Gebiete auszugehen. Die Abstände können je<br />

nach Lage des E<strong>in</strong>zelfalls verr<strong>in</strong>gert o<strong>der</strong> vergrößert werden“ 40 . Dem Außenbereich von<br />

Wohngrundstücken kommt hierbei e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schutzwürdigkeit zu. Insgesamt kann aber<br />

37<br />

Bundes‐Immissionsschutzgesetz, 10. Auflage 2010, §21 (1)<br />

38<br />

www.mm‐erneuerbare‐energien.de/w<strong>in</strong>dkraft/articles/289785/ (15.08.2011)<br />

39<br />

www.bauen‐wohnen.sachsen.de/download/SMI/Anlage_3_LAI‐H<strong>in</strong>weise_Schattenwurf.pdf (15.08.2011)<br />

40<br />

www.hochtaunuskreis.de/htkmedia/Benutzerordner/60_00+Umwelt/Schwerpunkt+W<strong>in</strong>denergie/Ausgabe_22_2010<br />

‐p‐7626.pdf (15.08.2011)<br />

26


gesagt werden, dass sich mit zunehmen<strong>der</strong> Größe und Leistung <strong>der</strong> WEA auch die Zahl <strong>der</strong><br />

Umdrehungen pro M<strong>in</strong>ute deutlich verr<strong>in</strong>gert und damit gleichzeitig die Laufruhe <strong>der</strong> Anlagen<br />

zunimmt.<br />

Schattenlängen im W<strong>in</strong>dvorranggebiet:<br />

Im Folgenden wurden nun für das W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> für das Jahr 2011<br />

<strong>der</strong> Schattenwurf berechnet und grafisch abgetragen. Die grafischen Darstellungen stellen jeweils<br />

den 15. Kalen<strong>der</strong>tag e<strong>in</strong>es jeweiligen Monats dar, beg<strong>in</strong>nend mit dem Sonnenaufgang und endend<br />

mit dem Zeitpunkt des Sonnenuntergangs. Hierbei wurden sowohl Sommer als auch W<strong>in</strong>terzeit<br />

berücksichtigt. Die verwendeten Koord<strong>in</strong>aten (Breite: Nord, Länge: Ost) beziehen sich hier auf die<br />

Mitte des W<strong>in</strong>dvorranggebietes. Mittels e<strong>in</strong>es sogenannten „Schattenrechners“ 41 wurden für den<br />

Verlauf e<strong>in</strong>es Tages die jeweiligen Schattenlängen berechnet und später grafisch auf das Luftbild<br />

übertragen. Hierbei sei jedoch zu bedenken, dass <strong>der</strong> Schattenwurf <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Länge nicht die<br />

Geländegegebenheiten mit e<strong>in</strong>bezieht (bspw. Täler und Kuppen) und somit nur e<strong>in</strong>en ungefähren<br />

E<strong>in</strong>druck vermitteln kann, was die Schattenlänge betrifft. Aus Gründen <strong>der</strong> Übersicht werden hier<br />

nur zwei Monate beispielhaft dargestellt. Die restlichen Grafiken sowie die genauen errechneten<br />

Werte (Uhrzeit, Schattenlänge, W<strong>in</strong>kel) bef<strong>in</strong>den sich im Anhang.<br />

41 www.volker‐lotze.de/content/schattenrechner/schattenrechner.php (14.08.2011)<br />

27


Abb. 12: Schattenlängen im Vorranggebiet<br />

4.4 Sicherung Biologische Vielfalt<br />

Wie auch an<strong>der</strong>e Bauwerke und Anlagen zur Energieerzeugung stehen W<strong>in</strong>dkraftanlagen <strong>in</strong><br />

Wechselwirkungen mit <strong>der</strong> Umwelt. Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em Auswirkungen auf die Tier- und<br />

Pflanzenwelt. So muss geprüft werden, ob die Umweltstörung durch die Errichtung und den<br />

Betrieb von W<strong>in</strong>dkraftanlagen im S<strong>in</strong>ne des Naturschutzes h<strong>in</strong>genommen werden kann und ob <strong>der</strong><br />

Bau mit den Schutzzielen von europäischen Schutzgebietssystemen e<strong>in</strong>hergeht. Der Tier- und<br />

Pflanzenschutz wird gegebenenfalls durch weitere Gutachten geprüft, um beispielweise den<br />

Schutz von Nist-, Rast- und Ruheplätzen von Vögeln zu gewährleisten.<br />

4.4.1 Schutzgebiete<br />

Im W<strong>in</strong>dvorranggebiet selbst (roter Kreis / WVG) bef<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e Gebiete des europäischen<br />

Schutzgebietssystem „Natura-2000“ (FFH- u./o. Vogelschutzgebiete) sowie auch ke<strong>in</strong>e Objekte<br />

o<strong>der</strong> Gebiete nach den §§ 23-29 BNatSchG (NSG, NP, Biosphärenreservate, LSG, ND, gLB) 42 .<br />

42 HMWVL: http://hessenviewer.hessen.de (22.08.2011)<br />

28


Jedoch bef<strong>in</strong>det sich im Abstand von rund 600 m das FFH-Gebiet „<strong>Lahn</strong>hänge zwischen<br />

Biedenkopf und Marburg“ und im Abstand von rund 800 m das FFH-Gebiet „Franzosenwiesen und<br />

Rotes Wasser“ 43 sowie unmittelbar an das W<strong>in</strong>dvorranggebiet angrenzend <strong>der</strong> Naturpark<br />

„Naturpark <strong>Lahn</strong>-Dill-Bergland“ 44 .<br />

Abb. 13: Lage des W<strong>in</strong>dvorranggebiets und den angrenzenden Schutzgebieten<br />

Da sich, wie auf <strong>der</strong> oben gezeigten Karte <strong>in</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung zum W<strong>in</strong>dvorranggebiet zwei<br />

FFH-Gebiete bef<strong>in</strong>den, muss hier im Zuge e<strong>in</strong>er Umweltprüfung und / o<strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Gutachten geprüft werden, ob die Erhaltungsziele <strong>der</strong> Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-<br />

Richtl<strong>in</strong>ie sowohl für das FFH-Gebiet „Franzosenwiesen und rotes Wasser“ 45 erhalten bleiben, als<br />

auch für das FFH-Gebiet „<strong>Lahn</strong>hänge zwischen Biedenkopf und Marburg“ 46 . Da die Lage des<br />

W<strong>in</strong>dvorranggebietes nicht parzellenscharf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regionalplankarte verzeichnet ist, kann an dieser<br />

Stelle auch nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden, ob sich nicht e<strong>in</strong> Teil des<br />

W<strong>in</strong>dvorranggebietes unter Umständen im Naturpark „Naturpark <strong>Lahn</strong>-Dill-Bergland“ bef<strong>in</strong>det. So<br />

muss auch hier geprüft werden, ob <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehrerer W<strong>in</strong>dkraftanlagen im Gebiet<br />

beispielsweise den Zielen des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) gegenübersteht o<strong>der</strong> den<br />

Erhaltungszielen des Naturparks 47 .<br />

43 www.natura2000‐Verordnung.hessen.de/viewer.htm (22.08.2011)<br />

44 http://lahn‐dill‐bergland.de/files/070703‐naturpark‐lahn‐dill‐bergland‐ohne‐zwei1208417667.jpg (22.08.2011)<br />

45 http://natura2000‐verordnung.hessen.de/ffh_erhaltungsziele.php?ID=5018‐301 (22.08.2011)<br />

46 http://natura2000‐verordnung.hessen.de/ffh_erhaltungsziele.php?ID=5017‐305 (22.08.2011)<br />

47 http://lahn‐dill‐bergland.de/DE/naturpark/e<strong>in</strong>leitung.html (22.08.2011)<br />

29


4.4.2 Faunistisch relevante Arten<br />

Nach den Angaben des Naturschutz<strong>in</strong>formationssystems des Landes Hessen (Natureg) 48 können<br />

folgende faunistische Arten im Gebiet als relevant angesehen werden:<br />

Gruppe/Art<br />

Amphibien:<br />

Schutzkategorie RL-HE / BRD Erhaltungszustand<br />

HE<br />

BNatSchG Anmerkung<br />

Kammmolch<br />

Insekten:<br />

Anh. II & IV – Art 3 / 2 günstig s Nachbarquadrant<br />

Hirschkäfer Anh. II – Art 3 / 2 ungünstig b<br />

Dunkler-Wiesenknopf-<br />

Ameisenbläul<strong>in</strong>g<br />

Fle<strong>der</strong>mäuse:<br />

Anh. II & IV – Art 3 / 2 günstig s<br />

Bechste<strong>in</strong>fle<strong>der</strong>maus<br />

Vögel:<br />

Anh. IV – Art 2 / 3 günstig s<br />

Rotmilan I - / NT ungünstig s<br />

Schwarzstorch I 3 / 3 günstig s<br />

Abb. 14 : Faunistisch relevante Tierarten im Vorranggebiet<br />

Die Vergabe <strong>der</strong> Schutzkategorie/-status <strong>in</strong> <strong>der</strong> obigen Tabelle erfolte nach „Artenschutzrechtlicher<br />

Prüfung - HE 2009“ und „Wisia“, dem wissenschaftlichen Informationssystem für <strong>in</strong>t. Artenschutz 49 .<br />

Schutz-/Gefährdungskategorien (lt. roter Liste / BNatSchG):<br />

s: streng geschützt<br />

b: beson<strong>der</strong>s geschützt<br />

NT: Near Threatened (ger<strong>in</strong>g gefährdet, Vorwarnliste)<br />

2 ; 3: 2 (stark gefährdet) ; 3 (gefährdet)<br />

Anh. II & IV –Art: lt. FFH-Richtl<strong>in</strong>ie bedroht, potentiell bedroht, selten o<strong>der</strong> endemisch<br />

Es wurde bereits durch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressiertes Unternehmen für den Bau von W<strong>in</strong>denergieanlagen im<br />

Jahr 2004 e<strong>in</strong>e faunistische Prüfung (Vogel- und Fle<strong>der</strong>mausarten) des W<strong>in</strong>dvorranggebietes und<br />

dessen Umgebung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> durchgeführt. Im Zuge dieser Prüfung wurden<br />

folgende Arten festgestellt 50 :<br />

Fle<strong>der</strong>mäuse: Bechste<strong>in</strong>fle<strong>der</strong>maus<br />

Großes Mausohr<br />

Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />

Brutvögel: a) engeres U-Gebiet: Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche, Dorngrasmücke<br />

b) erweitertes U-Gebiet: Rotmilan, Hohltaube, Grünspecht, Baumpieper,<br />

Neuntöter, Schwarzstorch<br />

Rast-/Gastvögel: a) ger<strong>in</strong>ge Anzahl: Turmfalke, Mäusebussard<br />

b) größere Anzahl: R<strong>in</strong>geltaube, Raubwürger, Lerchen, Drosseln, F<strong>in</strong>ken<br />

Zugvögel: Insg. 38 Vogelarten, davon 81% Massenzieher*<br />

* R<strong>in</strong>geltaube, Feldlerche, Wiesenpieper, Star, Buchf<strong>in</strong>k<br />

48<br />

http://natureg.hessen.de (22.08.2011)<br />

49<br />

www.wisia.de/wisia/<strong>in</strong>dex.html (22.08.2011)<br />

50<br />

Daten aus den Unterlagen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<strong>Weimar</strong> <strong>Lahn</strong> (Frau Dr. Rupp)<br />

30


Bei den faunistischen Untersuchungen wurde für ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>maus- o<strong>der</strong> Vogelarten e<strong>in</strong>e<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung durch den Bau e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>denergieanlage prognostiziert. Es muss jedoch hier<br />

angemerkt werden, dass die Untersuchungen durch e<strong>in</strong> an dem Bau von W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />

<strong>in</strong>teressiertes Unternehmen durchgeführt wurde. Somit sollte man immer e<strong>in</strong> zweites<br />

unabhängiges faunistisches Gutachten heranziehen, um unter Umständen abweichende<br />

Ergebnisse berücksichtigen zu können.<br />

4.4.3 Auswirkungen von WEA auf Fle<strong>der</strong>mäuse und Vögel<br />

In Bezug auf den Schutz <strong>der</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe zu e<strong>in</strong>er geplanten Anlage heimischen<br />

Tierarten führen Kritiker <strong>der</strong> Errichtung von W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung von Vögeln und Fle<strong>der</strong>mäusen als naturschutzrechtlichen Untersagungsgrund an<br />

(Ramtke, 2010 S 60). Das Hauptproblem hier ist Kollision <strong>der</strong> Tiere mit den sich drehenden<br />

Rotorblättern. Deshalb soll im nun folgenden Teil auf die Fle<strong>der</strong>mäuse (Bechste<strong>in</strong>fle<strong>der</strong>maus,<br />

Großes Mausohr, Mopsfle<strong>der</strong>maus) sowie die Vögel (Schwarzstorch, Rotmilan) etwas genauer<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden, da beide Tiergruppen, wie bereits oben erwähnt, <strong>in</strong> dem W<strong>in</strong>dvorranggebiet<br />

vorkommen.<br />

Fle<strong>der</strong>mäuse<br />

a) Bechste<strong>in</strong>fle<strong>der</strong>maus:<br />

Diese Art ist e<strong>in</strong>e charakteristische Waldfle<strong>der</strong>maus, die nahezu ausschließlich <strong>in</strong> Wäl<strong>der</strong>n lebt. Sie<br />

ist auf alte, naturnahe Laubmischwäl<strong>der</strong> angewiesen, die zahlreiche Baumhöhlen enthalten <strong>in</strong><br />

welchen Sie <strong>in</strong> Koloniegrößen von bis zu 50 Tieren ihre Jungen aufziehen. Während <strong>der</strong><br />

Sommermonate wechselt sie mehrmals das Quartier. Die Beutejagd erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

Quartiere (z. B. Wäl<strong>der</strong>, Waldrän<strong>der</strong>, Streuobstbeständen). Bei Jagdgebietswechsel zwischen<br />

Wäldchen orientiert sie sich entlang von Baumreihen und Büschen. 51<br />

Da sich das W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zwischen zwei Waldteilen mit e<strong>in</strong>em<br />

Abstand von rund 200 m zum nordwestlichen Waldrand und rund 800 m zum östlichen bef<strong>in</strong>det,<br />

kann hier also e<strong>in</strong>e Kollision dieser Fle<strong>der</strong>mausart mit e<strong>in</strong>er WEA nicht ausgeschlossen werden.<br />

Jedoch hat e<strong>in</strong>e Untersuchung des Kollisionsrisikos von Fle<strong>der</strong>mäusen mit W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong><br />

Baden-Württemberg ergeben, dass diese Fle<strong>der</strong>mausart bislang noch nie als Kollisionsopfer unter<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlagen gefunden wurde 52 .<br />

51<br />

Fle<strong>der</strong>mauskundliche Erfassung im Bereich <strong>der</strong> Ausbauplanung <strong>der</strong> B 253 / Sackpfeife (Simon & Widdig)<br />

52<br />

www.rp.baden‐wuerttemberg.de/servlet/PB/show/1302099/rpf‐ref56‐w<strong>in</strong>dkraft.pdf (22.08.2011)<br />

31


) Großes Mausohr<br />

Das Große Mausohr ist die größte e<strong>in</strong>heimische Fle<strong>der</strong>mausart. Die Weibchen bilden im Sommer<br />

Wochenstubenkolonien, die über tausend Tiere umfassen können. Gewöhnlich s<strong>in</strong>d es aber<br />

kle<strong>in</strong>ere Gruppen, die <strong>in</strong> großen, dunklen und zugluftfreien Dachböden von bspw. Kirchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

dichten Pulk frei im Gebälk hängen. Die bis über 15 km vom Quartier entfernt liegenden<br />

Jagdgebiete bef<strong>in</strong>den sich überwiegend <strong>in</strong> unterholzfreie Laubmischwäl<strong>der</strong> mit weitgehend<br />

vegetationsfreier Bodenfläche, die ihnen die Jagd auf bodenaktive Laufkäfer ermöglichen. 53<br />

Auch hier hat die Untersuchung durch die Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg<br />

ergeben, dass das große Mausohr als primär am Waldboden jagende Art durch den Betrieb von<br />

W<strong>in</strong>denergieanlagen auf ihren Jagdflügen nicht gefährdet ist, da sie sich nicht auf Höhe <strong>der</strong><br />

Rotorblätter bewegen 54 . Jedoch fliegt diese Art bei Transferflügen zwischen Quartier und<br />

Jagdgebiet häufig oberhalb <strong>der</strong> Baumkronen <strong>in</strong> großer Höhe 55 , was wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> Problem<br />

darstellen könnte, wenn die Fle<strong>der</strong>mausart den nahe gelegenen nordwestlichen Wald verlässt.<br />

c) Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />

Die Wochenstuben bef<strong>in</strong>den sich i.d.R. <strong>in</strong> Spalten an Gebäuden o<strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter sich lösen<strong>der</strong> Borke an<br />

Bäumen und setzen sich meist nur aus kle<strong>in</strong>en 5-25 Weibchen zählenden Kolonien zusammen.<br />

Während des Sommers wechseln die Wochenstubenkolonien ihr Quartier regelmäßig, entwe<strong>der</strong><br />

von Baum zu Baum o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Gebäudes. Die meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Radius von 8-10 km um<br />

das Quartier liegenden Jagdgebiete bef<strong>in</strong>den sich überwiegend im Wald, vere<strong>in</strong>zelt wurden auch<br />

Wasserläufe o<strong>der</strong> Hecken als Jagdgebiete festgestellt. Im W<strong>in</strong>ter werden Höhlen, Stollen,<br />

Festungs- und Bunkeranlagen aufgesucht. Die große Toleranz gegenüber Frost lässt vermuten,<br />

dass sie auch <strong>in</strong> Spaltenquartieren an Gebäuden o<strong>der</strong> Bäumen überw<strong>in</strong>tern können. Die<br />

Mopsfle<strong>der</strong>maus gehört zu den seltensten und gleichzeitig am meisten gefährdeten<br />

Fle<strong>der</strong>mausarten <strong>in</strong> Hessen, von denen bisher nur fünf Wochenstubenkolonien bekannt s<strong>in</strong>d 56 .<br />

Wie auch das große Mausohr, fliegt die Mopsfle<strong>der</strong>maus bei Transferflügen zwischen Quartier und<br />

Jagdgebiet häufig oberhalb <strong>der</strong> Baumkronen <strong>in</strong> großer Höhe 57 was wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> Problem aus den<br />

gleichen Gründen wie bei dem großen Mausohr darstellen könnte.<br />

53<br />

Fle<strong>der</strong>mauskundliche Erfassung im Bereich <strong>der</strong> Ausbauplanung <strong>der</strong> B 253 / Sackpfeife (Simon & Widdig)<br />

54<br />

www.rp.baden‐wuerttemberg.de/servlet/PB/show/1302099/rpf‐ref56‐w<strong>in</strong>dkraft.pdf (22.08.2011)<br />

55<br />

www.buero‐br<strong>in</strong>kmann.de/downloads/Br<strong>in</strong>kmann_2004.pdf (22.08.2011)<br />

56<br />

Fle<strong>der</strong>mauskundliche Erfassung im Bereich <strong>der</strong> Ausbauplanung <strong>der</strong> B 253 / Sackpfeife (Simon & Widdig)<br />

57<br />

www.buero‐br<strong>in</strong>kmann.de/downloads/Br<strong>in</strong>kmann_2004.pdf (22.08.2011)<br />

32


Vögel<br />

a) Schwarzstorch<br />

Der Schwarzstorch ist e<strong>in</strong> Mittel- und Langstreckenzieher. Der Wegzug aus den Brutgebieten<br />

erfolgt Ende August und im September, die Rückankunft ab Mitte März bis April. Die Art hat<br />

deutlich zugenommen und ist <strong>in</strong> Nord- und Mittelhessen mittlerweile weit verbreitet aber nicht<br />

häufig. Er ist e<strong>in</strong> horstplatztreuer Waldvogel, <strong>der</strong> als Brutraum große, geschlossene Waldgebiete<br />

bevorzugt. Die Art erschien e<strong>in</strong>st als sehr störungsempf<strong>in</strong>dlich, <strong>in</strong> letzter Zeit ist jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Tendenz zu beobachten auch vermehrt <strong>in</strong> Siedlungsnähe zu brüten. Brutpaare haben<br />

Aktivitätsräume bis 250 km 2 . Nahrungsbiotope s<strong>in</strong>d Waldbäche, Tümpel, Sümpfe, aber auch<br />

Offenland, wo große Futtermengen anfallen. Die Hauptnahrung soll aus Fischen, Fröschen,<br />

Molchen und Wasser<strong>in</strong>sekten bestehen. 58<br />

Mögliche Scheuchwirkungen gehen nicht über e<strong>in</strong>e Entfernung von e<strong>in</strong>em Kilometer h<strong>in</strong>aus. Die<br />

Angaben zu möglichen Meidungseffekten während des Fluges variieren zwischen 300 und 700 m,<br />

im Mittel deutlich unterhalb von 500 m. 59 Dies kann bei <strong>der</strong> waldnahen Lage des<br />

W<strong>in</strong>dvorranggebietes <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> schon als Bee<strong>in</strong>trächtigungsgrund angesehen werden, sollten<br />

sich Horste des Schwarzstorches <strong>in</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung bef<strong>in</strong>den. Obwohl doch relativ selten<br />

über e<strong>in</strong>e tatsächliche Kollision von Schwarzstörchen mit W<strong>in</strong>dkraftanlagen berichtet wird, ist <strong>der</strong><br />

Schwarzstorch oft <strong>der</strong> Grund für e<strong>in</strong>e Nichtgenehmigung des Baus e<strong>in</strong>er WEA.<br />

b) Rotmilan<br />

Nach <strong>der</strong> Rückkehr aus den meist europäischen Überw<strong>in</strong>terungsgebieten wird e<strong>in</strong> Horst <strong>in</strong> dicht<br />

stehenden Altholz<strong>in</strong>seln mit großer Treue wie<strong>der</strong>besetzt. Die Art und Dauer <strong>der</strong> Paarb<strong>in</strong>dung des<br />

Rotmilans ist unterschiedlich. Der Nahrungsgeneralist lebt häufig von Aas, deshalb fliegt er weit<br />

über <strong>der</strong> Offenlandschaft umher und ist <strong>in</strong> Hessen flächendeckend zu beobachten. Während <strong>der</strong><br />

Brutzeit besteht die Hauptnahrung aus kle<strong>in</strong>en Säugetieren und Vögeln. 60<br />

Greifvögel s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Bericht (2010) <strong>der</strong> Vogelschutzwarte Brandenburg zufolge beson<strong>der</strong>s häufig<br />

betroffen und man habe <strong>in</strong> Gesamtdeutschland 138 Rotmilankollisionen mit e<strong>in</strong>er WEA gezählt.<br />

Außerdem zeigten sie ke<strong>in</strong>e Scheu vor den Mastanlagen. Im Gegenteil wüssten sie, dass<br />

Brachflächen rund um die W<strong>in</strong>danlagen Kle<strong>in</strong>säugern e<strong>in</strong>en geeigneten Lebensraum böten. So<br />

flögen die Greifvögel die Anlagen gezielt ab, um Beute zu machen. 61 Hier besteht auch für das<br />

W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> e<strong>in</strong> großes Risiko, da sich die Fläche um die potentielle<br />

W<strong>in</strong>denergieanlage perfekt als Nahrungsgebiet für Greifvögel anbietet und man muss hier e<strong>in</strong><br />

Hauptaugenmerk auf die mögliche Rotmilanpopulation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung des Gebietes legen.<br />

58 www.bfn.de/natursport/<strong>in</strong>fo/Sport<strong>in</strong>foPHP/suche_neu.php?zugang=Tierart&stufe=1&gr_id=d12&lang=de<br />

(22.08.2011)<br />

59<br />

www.kolow<strong>in</strong>d.at/pdfdownload/ornithologie_stellungnahme_pacher_the<strong>in</strong>burg_19‐06‐<br />

07_beilage_schwarzstorchKurz.pdf (22.8.2011)<br />

60<br />

www.bfn.de/natursport/<strong>in</strong>fo/Sport<strong>in</strong>foPHP/suche_neu.php?zugang=Tierart&stufe=1&gr_id=d12&lang=de<br />

(22.08.2011)<br />

61<br />

www.nul‐onl<strong>in</strong>e.de/Rotmilan‐und‐W<strong>in</strong>dkraft,QUlEPTIwNDc3MjAmTUlEPTExMTE.html (22.08.2011)<br />

33


4.5 Vere<strong>in</strong>fachte Kostenrechnung<br />

4.5.1 Eigenerstellte Tabellenkalkulation<br />

2.0 MW Anlage / 100 m Nabenhöhe / Rotorradius 41 m<br />

Investitionskosten Anlagenkosten 3.000.000 Euro (1.500 Euro / kW)<br />

Fundament<br />

Planung<br />

Zuwendung<br />

Netzanb<strong>in</strong>dung<br />

Ökol. Kompensationsmaßnah.<br />

Betriebskosten / a 40.000 Euro<br />

Referenzertrag<br />

(Anlage) 4,60 Mio. kWh/a (optimale Auslastung u. W<strong>in</strong>dverhältnisse)<br />

davon 80% 3,68 Mio. kWh/a (realistische Auslastung)<br />

Vergütung 9,1 Cent / kWh<br />

Ertrag / a 335.000 Euro 3,68 Mio. kWh * 9,1 Cent =<br />

Abschreibung Angenommenen Laufzeit 20 Jahre<br />

Abschreibung / a 150.000 Euro (3.000.000 Euro : 20 Jahre)<br />

Z<strong>in</strong>sen / Jahr 60.000 Euro (kfw Tilgunsdarleen ; 3,4% ; 20 Jahre)<br />

Rechnung: 335.000 Euro Ertrag/a<br />

- 150.000 Euro Abschreibung/a<br />

- 60.000 Euro Z<strong>in</strong>sen/a<br />

- 40.000 Euro Betriebskosten/a<br />

Gew<strong>in</strong>n/a 85.000 Euro Gew<strong>in</strong>n/a<br />

Körperschaftssteuer 15% KöST + 5,5% Soli. 15,80%<br />

Gewerbesteuer Gew<strong>in</strong>n/a - nicht mit e<strong>in</strong>berechnet, da Gewerbesteuer<br />

- 25.000 Euro Freibetrag<br />

* 3,5% (Steuermesszahl)<br />

* 310% Hebesatz<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

wie<strong>der</strong> an Geme<strong>in</strong>de zurückfließen würde<br />

Gew<strong>in</strong>n nach Steuern 71.600 Euro 85.000 Euro * 15,8% =<br />

Rechnung: 3.000.000 Euro : (71.600 Euro + 150.000 Euro)<br />

Amortisierungsdauer 13,54 Jahre<br />

34


4.5.2 Beschreibungen <strong>der</strong> Kostenrechnung:<br />

Um e<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck dafür zu bekommen, mit welchen Kosten man bei dem Bau e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>denergieanlage rechnen muss, zeigt die Kostenrechnung <strong>in</strong> Punkt 4.5.1 e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachte<br />

Beispielrechnung. Dies ist für e<strong>in</strong>en Betreiber wichtig um zu sehen, nach welchem Zeitraum sich<br />

e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>denergieanlage amortisiert, um den wirtschaftlichen Nutzen abschätzen zu können.<br />

Bei <strong>der</strong> Kostenrechnung wird davon ausgegangen, dass die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> zum Bau e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>denergieanlage aus Gründen des Kostenrisikos und <strong>der</strong> besseren Handhabung e<strong>in</strong>e<br />

„ausgelagerte“ GmbH gründet – bspw. die „<strong>Weimar</strong> W<strong>in</strong>denergie GmbH“.<br />

Zuerst muss hier e<strong>in</strong>e ungefähre Investitionssumme für die geplante WEA berechnet werden, um<br />

beispielsweise e<strong>in</strong>en Kredit bei <strong>der</strong> KfW-Bank aufzunehmen. Hierfür gibt es nur ungefähre<br />

Richtwerte, die besagen, dass man pro 1 kW Leistung 1.500 Euro Investitionssumme 62 rechnen<br />

muss. Bereits <strong>in</strong> den vorherigen Punkten wird auch hier weiterh<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er Anlage mit e<strong>in</strong>er<br />

Nabenhöhe von 100 m gerechnet. Folgende Anlage dient hier als Beispiel 63 :<br />

Bezeichnung: REpower MM82<br />

Nabenhöhe: 100 m<br />

Nennleistung: 2.0 MW<br />

Referenzleistung: 4,6 Mio. kWh/a<br />

Dies würde für e<strong>in</strong>e Anlage mit 2.0 MW Leistung e<strong>in</strong> Investitionsvolumen von 3.000.000 Euro<br />

bedeuten. Die KfW-Bank bietet hier für Kommunen e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>programm für regenerative<br />

Energien 64 an, welches bei e<strong>in</strong>er Laufzeit von 20 Jahren (die ersten 3 Jahre davon ke<strong>in</strong>e Tilgung)<br />

e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>ssatz von 3,4% (bei bester Bonität) hat. Auf die Gesamtlaufzeit gesehen kommt man so<br />

auf jährliche Z<strong>in</strong>sen von rund 60.000 Euro.<br />

Weiterh<strong>in</strong> muss die jährliche Abschreibung berechnet werden, die bei e<strong>in</strong>em Investitionsvolumen<br />

von 3.000.000 Euro und e<strong>in</strong>er Laufzeit von 20 Jahren bei 150.000 Euro liegt.<br />

Die Referenzleistung ist hier die Ausgangsleistung, die e<strong>in</strong>e Energiezeugung bei optimalen<br />

W<strong>in</strong>dverhältnissen darstellt. E<strong>in</strong>e realistische Auslastung liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel bei 80% <strong>der</strong><br />

Referenzleistung (auf Grund <strong>der</strong> nicht optimalen W<strong>in</strong>dverhältnisse im W<strong>in</strong>dvorranggebiet <strong>der</strong><br />

62<br />

www.w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>vest.de/energie/w<strong>in</strong>denergie.php (23.08.2011)<br />

63<br />

www.w<strong>in</strong>d‐energy‐market.com/de/w<strong>in</strong>denergieanlagen/w<strong>in</strong>denergieanlagen/e<strong>in</strong>zelansicht/details/bp/repower‐<br />

mm82‐3/ (23.08.2011)<br />

64<br />

www.kfw‐formularsammlung.de/KonditionenanzeigerINet/KonditionenAnzeiger?ProgrammNameNr=270%20274<br />

(23.08.2011)<br />

35


Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong>) und beträgt somit rund 3,68 Mio. kWh/a. Bei e<strong>in</strong>er Vergütung von 9,1<br />

Cent/kWh wäre das e<strong>in</strong> Ertrag von rund 335.000 Euro. H<strong>in</strong>zu kommen noch jährliche<br />

Betriebskosten, die hier mit 40.000 Euro veranschlagt werden sollen.<br />

Verrechnet man alle oben genannten Werte, kommt man auf e<strong>in</strong>en jährlichen Gew<strong>in</strong>n von rund<br />

85.000 Euro. Dieser wie<strong>der</strong>um muss i.d.R. versteuert werden und man kommt dann nach Abzug<br />

<strong>der</strong> Körperschaftssteuer von rund 15,8% (Gewerbesteuer wird hier nicht mit berechnet, da dies<br />

e<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>dliche GmbH ist) auf e<strong>in</strong>en jährlichen Gew<strong>in</strong>n nach Steuern von rund 71.600 Euro.<br />

So entsteht für die Anlage e<strong>in</strong> Amortisationszeitraum von ca. 13,54 Jahren.<br />

Da dies e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachte Rechnung ist und auch mit gerundeten Werten gerechnet wurde, kann<br />

sie auch nur e<strong>in</strong>en ungefähren E<strong>in</strong>druck von <strong>der</strong> Amortisationsdauer e<strong>in</strong>er solchen Anlage geben.<br />

Auch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Standort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> mit höheren W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten wird<br />

e<strong>in</strong>en höheren jährlichen Ertrag zur Folge haben, was den Amortisationszeitraum verr<strong>in</strong>gern wird.<br />

Insgesamt kann jedoch gesagt werden, dass man hier mit e<strong>in</strong>em Amortisationszeitraum von rund<br />

13,5 Jahren e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis realistischen Wert bekommen hat.<br />

4.5.3 Berechnung Tilgungsdarlehen: 65<br />

Ausgangsdaten:<br />

Darlehensbetrag: 3.000.000 Euro<br />

Z<strong>in</strong>ssatz: 3,4% (p.a. nom<strong>in</strong>al)<br />

Z<strong>in</strong>szahlungs<strong>in</strong>tervall: vierteljährlich<br />

Tilgungs<strong>in</strong>tervall: vierteljährlich<br />

Tilgungsdauer: 17 Jahre<br />

Tilgungsfreie Zeit: 36 Monate<br />

Jahr Schuldenstand Zahlungen davon davon Schuldenstand<br />

Vorjahr Z<strong>in</strong>sen/Geb. Tilgung am Jahresende<br />

Tilgungsfreie Zeit 3.000.000,00 306.000,00 306.000,00 0,00 3.000.000,00<br />

1 3.000.000,00 276.220,59 99.750,00 176.470,59 2.823.529,41<br />

2 2.823.529,41 270.220,59 93.750,00 176.470,59 2.647.058,82<br />

3 2.647.058,82 264.220,58 87.750,00 176.470,58 2.470.588,24<br />

4 2.470.588,24 258.220,59 81.750,00 176.470,59 2.294.117,65<br />

5 2.294.117,65 252.220,59 75.750,00 176.470,59 2.117.647,06<br />

6 2.117.647,06 246.220,59 69.750,00 176.470,59 1.941.176,47<br />

7 1.941.176,47 240.220,59 63.750,00 176.470,59 1.764.705,88<br />

8 1.764.705,88 234.220,59 57.750,00 176.470,59 1.588.235,29<br />

9 1.588.235,29 228.220,58 51.750,00 176.470,58 1.411.764,71<br />

10 1.411.764,71 222.220,59 45.750,00 176.470,59 1.235.294,12<br />

11 1.235.294,12 216.220,59 39.750,00 176.470,59 1.058.823,53<br />

12 1.058.823,53 210.220,59 33.750,00 176.470,59 882.352,94<br />

13 882.352,94 204.220,59 27.750,00 176.470,59 705.882,35<br />

14 705.882,35 198.220,59 21.750,00 176.470,59 529.411,76<br />

15 529.411,76 192.220,58 15.750,00 176.470,58 352.941,18<br />

16 352.941,18 186.220,59 9.750,00 176.470,59 176.470,59<br />

17 176.470,59 180.220,59 3.750,00 176.470,59 0,00<br />

Gesamt-<br />

summen 4.185.750,00 1.185.750,00 3.000.000,00 0,00<br />

65<br />

www.z<strong>in</strong>sen‐berechnen.de/tilgungsrechner.php (23.08.2011)<br />

36


4.6 Fazit<br />

Die W<strong>in</strong>denergie besitzt großes Potential, e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur zukünftigen<br />

Energieversorgung zu leisten und ist nicht ohne Grund e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> tragenden Säulen im Sektor <strong>der</strong><br />

regenerativen Energien. Knappe Rohstoffe, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Öl, erleben <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

enorme Preiszuwächse. E<strong>in</strong>erseits stehen uns diese Stoffe nur begrenzt zur Verfügung,<br />

an<strong>der</strong>erseits steigt die Nachfrage durch das enorme Wirtschaftswachstum <strong>der</strong> Schwellenlän<strong>der</strong>.<br />

Immer mehr Geme<strong>in</strong>den setzen deshalb auf W<strong>in</strong>denergie und lassen an passenden Stellen<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlagen aufstellen und auch die Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> hat, auf Grund des Vorhandense<strong>in</strong>s<br />

e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>dvorranggebietes, die Möglichkeit dazu. Auch wenn <strong>in</strong> diesem Gebiet ke<strong>in</strong>e optimalen<br />

W<strong>in</strong>dverhältnisse herrschen, ist e<strong>in</strong> wirtschaftlicher Betrieb bereits möglich.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n stehen aber erst mal hohe Investitionskosten an, die es für e<strong>in</strong>en Betreiber zu schultern<br />

gilt, denen gegenüber aber relativ ger<strong>in</strong>ge Betriebskosten und e<strong>in</strong>e hohe erzeugte Energieleistung<br />

stehen. Wie die „vere<strong>in</strong>fachte Kostenrechnung“ <strong>in</strong> Punkt 4.5.1 zeigt, liegt <strong>der</strong><br />

Amortisationszeitraum mit rund 13,5 Jahren durchaus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überschaubaren Zeitrahmen. Ob<br />

e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>denergieanlage rentabel ist und ökologisch vertretbar, kann abschließend nur durch<br />

Architektur- und Landschaftsplanungsbüros entschieden werden, da beispielsweise umfangreiche<br />

Schallgutachten und W<strong>in</strong>dmessungen durchgeführt werden müssen, sowie je nach Größe <strong>der</strong><br />

Anlage und Lage e<strong>in</strong>e Umweltverträglichkeitsprüfung und gegebenenfalls artenschutzrechtliche<br />

Prüfungen. Die im Rahmen diese Arbeit durchgeführten Untersuchungen im Kapitel 4.3<br />

„Genehmigungs-Voraussetzungen und Konfliktpotentiale“ sollen hier beispielhaft zeigen, was im<br />

Zuge e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>denergieanlagenbaus auf den Betreiber aber auch die Anwohner schon <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Planungsphase aber auch im Betrieb <strong>der</strong> Anlage zukommen kann.<br />

In <strong>Weimar</strong> wurde bereits 2002 über den Bau e<strong>in</strong>er solchen Anlage nachgedacht, die Planung aber<br />

auf Grund von E<strong>in</strong>wänden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung erst e<strong>in</strong>mal nicht weiter fortgeführt. Sowohl für die<br />

Geme<strong>in</strong>de als auch für die Bevölkerung ist es daher wichtig, sich erneut geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>en<br />

Tisch zu setzen und e<strong>in</strong> für alle akzeptables Konzept zu erarbeiten. Viele Vorbehalte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bevölkerung können oft durch fundierte Informationen schon im Vorfeld ausgeräumt werden, was<br />

die zahlreichen aktuell bestehenden W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> Deutschland zeigen. Je<strong>der</strong> sollte sich<br />

über die Notwendigkeit <strong>der</strong> regenerativen Energieerzeugung bewusst se<strong>in</strong> und man sollte<br />

versuchen geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en für alle Beteiligten akzeptablen Kompromiss zu f<strong>in</strong>den. Auf Grund <strong>der</strong><br />

nicht 100%ig optimalen Lage des W<strong>in</strong>dvorranggebietes sollte man auch mögliche alternative<br />

Standorte prüfen lassen, denn über kurz o<strong>der</strong> lang wird man um die regenerative<br />

Energieerzeugung nicht herumkommen, da die fossilen Energieträger endlich s<strong>in</strong>d und die<br />

Verantwortung bei uns liegt, <strong>der</strong> kommenden Generation den Weg für e<strong>in</strong>e saubere<br />

umweltfreundliche Zukunft zu ebnen.<br />

37


Quellen<br />

Internetquellen:<br />

www.fnr-server.de/ftp/pdf/literatur/pdf_385-messprogramm_ii.html (02.08.2011)<br />

www.umweltschutz-klimawandel.de/biogas-biosprit.html (02.08.2011)<br />

www.lvg-straelen-lwkr.de/biogas/biogas-wirtschaftlichkeit-05.pdf (02.08.2011)<br />

www.lfl.bayern.de/ilb/technik (02.08.2011)<br />

www.nachwachsen<strong>der</strong>ohstoffe.de/service/daten-und-fakten/bioenergie/strom (02.08.2011)<br />

www.biogas.org/edcom/webfvb.nsf/id/DE_Branchenzahlen (02.08.2011)<br />

www.dewi.de/dewi/<strong>in</strong>dex.php?id=47&L=1<br />

www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/47120.php<br />

www.duden.de/suchen/dudenonl<strong>in</strong>e/-höffig<br />

www.w<strong>in</strong>d-energie.de/de/themen/mensch-umwelt/naturschutz/ (08.05.2011)<br />

www.hessen.de/irj/RPGIE_Internet?cid=f6c1c94744b69ada3c12da470d2dd77a (08.05.2011)<br />

www.scienceblogs.de/frischer-w<strong>in</strong>d/2009/10/wie-berechnet-man-die-hohenabhangige-w<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit.php<br />

(18.08.2011)<br />

www.wiesbaden.de/medien/dokumente/leben/umwelt-naturschutz/W<strong>in</strong>dpotentialstudie_Wiesbaden.pdf (18.08.2011)<br />

www.igus-dresden.de/cgib<strong>in</strong>/igus.cgi?sprache=&menu=unterrubrik_anz&id=rubr9499174107&rubrik=rubr9499174107&text_rubr=2&seite=html117<br />

830738786&unterseite=uhtml566043435115 (18.08.2011)<br />

www.umweltbundesamt.de/laermprobleme/publikationen/talaerm.pdf (18.08.2011)<br />

www.igus-dresden.de/cgib<strong>in</strong>/igus.cgi?sprache=&menu=unterrubrik_anz&id=rubr9499174107&rubrik=rubr9499174107&text_rubr=2&seite=html117<br />

830738786&unterseite=uhtml415743205448 (18.08.2011)<br />

www.google-earth.de (18.08.2011)<br />

www.offshore-w<strong>in</strong>d.de/page/fileadm<strong>in</strong>/offshore/documents/Naturschutz/BWE-Broschuere__A-<br />

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www.allendorf-e<strong>der</strong>.de/cms/verwaltung/solar-klimaschutz.html (02.08.2011)<br />

iii


www.f09.fh-koeln.de/imperia/md/content/<strong>in</strong>stitut_tga/fachschaft/grundstudium/elektrotechnik/photovoltaik.pdf<br />

(02.08.2011)<br />

www.bauen-wohnen.sachsen.de/download/SMI/Anlage_3_LAI-H<strong>in</strong>weise_Schattenwurf.pdf (15.08.2011)<br />

www.hochtaunuskreis.de/htkmedia/Benutzerordner/60_00+Umwelt/Schwerpunkt+W<strong>in</strong>denergie/Ausgabe_22_2010-p-<br />

7626.pdf (15.08.2011)<br />

www.volker-lotze.de/content/schattenrechner/schattenrechner.php (14.08.2011)<br />

www.natura2000-Verordnung.hessen.de/viewer.htm (22.08.2011)<br />

www.wisia.de/wisia/<strong>in</strong>dex.html (22.08.2011)<br />

www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/show/1302099/rpf-ref56-w<strong>in</strong>dkraft.pdf (22.08.2011)<br />

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www.bfn.de/natursport/<strong>in</strong>fo/Sport<strong>in</strong>foPHP/suche_neu.php?zugang=Tierart&stufe=1&gr_id=d12&lang=de (22.08.2011)<br />

www.kolow<strong>in</strong>d.at/pdfdownload/ornithologie_stellungnahme_pacher_the<strong>in</strong>burg_19-06-07_beilage_schwarzstorchKurz.pdf<br />

(22.08.2011)<br />

www.bfn.de/natursport/<strong>in</strong>fo/Sport<strong>in</strong>foPHP/suche_neu.php?zugang=Tierart&stufe=1&gr_id=d12&lang=de (22.08.2011)<br />

www.nul-onl<strong>in</strong>e.de/Rotmilan-und-W<strong>in</strong>dkraft,QUlEPTIwNDc3MjAmTUlEPTExMTE.html (22.08.2011)<br />

www.w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>vest.de/energie/w<strong>in</strong>denergie.php (23.08.2011)<br />

www.w<strong>in</strong>d-energy-market.com/de/w<strong>in</strong>denergieanlagen/w<strong>in</strong>denergieanlagen/e<strong>in</strong>zelansicht/details/bp/repower-mm82-3/<br />

(23.08.2011)<br />

www.kfw-formularsammlung.de/KonditionenanzeigerINet/KonditionenAnzeiger?ProgrammNameNr=270%20274<br />

(23.08.2011)<br />

www.z<strong>in</strong>sen-berechnen.de/tilgungsrechner.php (23.08.2011)<br />

http://hessenviewer.hessen.de (22.08.2011)<br />

http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/klima/w<strong>in</strong>d/w<strong>in</strong>d_txt.htm (18.08.2011) (22.08.2011)<br />

http://lahn-dill-bergland.de/files/070703-naturpark-lahn-dill-bergland-ohne-zwei1208417667.jpg (22.08.2011)<br />

http://natura2000-verordnung.hessen.de/ffh_erhaltungsziele.php?ID=5018-301 (22.08.2011)<br />

http://natura2000-verordnung.hessen.de/ffh_erhaltungsziele.php?ID=5017-305 (22.08.2011)<br />

http://lahn-dill-bergland.de/DE/naturpark/e<strong>in</strong>leitung.html (22.08.2011)<br />

http://natureg.hessen.de (22.08.2011)<br />

http://www.anbieter-vergleichen.de/photovoltaik-funktion.html (02.08.2011)<br />

http://www.photovoltaik-profit.de/Htm/fra_mai_arg.htm (02.08.2011)<br />

http://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/mw2_ge/kap_6/backbone/r6_4_1.html (22.08.2011)<br />

iv


Literaturquellen:<br />

Umweltbericht - Anhang 2 (Plan-Umweltprüfung); Regionalplan-Entwurf Mittelhessen 2006; Seite 7 (Tab. 1)<br />

BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz); 10. Auflage 2010; Beck-Texte im dtv<br />

Text zum Regionalplan Mittelhessen; W<strong>in</strong>denergienutzung, Begründung und Erläuterung<br />

ROG (Raumordnungsgesetz); 42. Auflage 2010; Beck-Texte im dtv<br />

Simon & Widdig (o.J.); Fle<strong>der</strong>mauskundliche Erfassung im Bereich <strong>der</strong> Ausbauplanung <strong>der</strong> B 253 / Sackpfeife<br />

Anja Hentschel (2010);Umweltschutz bei Errichtung und Betrieb von W<strong>in</strong>dkraftanlagen; Nomos-Verlag<br />

S. Ramtke (2010); Rechtsprobleme des Ausbaus <strong>der</strong> W<strong>in</strong>denergienutzung <strong>in</strong> Deutschland; Nomos-Verlag<br />

Melanie Wetzel ( 2011); Rechtsfragen e<strong>in</strong>er projektbezogenen Raumordnung; Duncker-Humblot-Verlag<br />

Phillip Fest (2010); Die Errichtung von W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> Deutschland und se<strong>in</strong>er Ausschließlichen<br />

Wirtschaftszone; Duncker-Humblot-Verlag<br />

Manfred Kleemann, Michael Meliß (1993); Regenerative Energiequellen; Auflage: 2; Spr<strong>in</strong>ger-Verlag<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Juli 2010);Solarstrom – Energiequelle für die Zukunft<br />

Sonstige Quellen:<br />

Daten aus den Unterlagen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<strong>Weimar</strong> <strong>Lahn</strong> (Frau Dr. Rupp)<br />

v


Anhang<br />

vi


vii


viii


Die folgenden Tabellen enthalten die genauen errechneten Werte für die Schattenlänge, den<br />

W<strong>in</strong>kel / Richtung <strong>in</strong> welchem <strong>der</strong> Schatten fällt sowie die dazugehörige Tageszeit. Diese Werte<br />

wurden <strong>in</strong> den oberen Grafiken händisch auf das entsprechende Gebiet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong><br />

abgetragen. Somit können hier unter Umständen leichte Abweichungen <strong>in</strong> Länge und W<strong>in</strong>kel nicht<br />

völlig ausgeschlossen werden, welche aber zu vernachlässigen s<strong>in</strong>d, da die Grafiken nur e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>druck über den Jahresschattenverlauf geben sollen.<br />

Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel<br />

15.01.2011 09:15 1408 m 314° 15.02.2011 08:30 1225 m 300°<br />

10:00 769 m 324° 10:00 445 m 319°<br />

12:00 443 m 352° 12:00 290 m 349°<br />

14:00 503 m 21° 14:00 315 m 22°<br />

15:00 705 m 34° 16:00 608 m 50°<br />

15:30 953 m 41° 17:00 1560 m 63°<br />

16:00 1567 m 47°<br />

Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel<br />

15.03.2011 07:30 1158 m 282° 15.04.2011 07:30 985 m 265°<br />

08:00 692 m 288° 08:00 616 m 271°<br />

10:00 270 m 315° 10:00 232 m 296°<br />

12:00 190 m 349° 12:00 140 m 329°<br />

14:00 209 m 26° 14:00 125 m 13°<br />

16:00 359 m 57° 16:00 180 m 52°<br />

17:30 949 m 76° 18:00 366 m 79°<br />

20:00 686 m 91°<br />

Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel<br />

15.05.2011 06:30 1214 m 248° 15.06.2011 06:00 1492 m 239°<br />

07:00 718 m 254° 07:00 567 m 250°<br />

08:00 378 m 265° 08:00 330 m 261°<br />

10:00 173 m 290° 10:00 157 m 285°<br />

12:00 102 m 326° 12:00 89 m 321°<br />

14:00 91 m 17° 14:00 76 m 17°<br />

16:00 139 m 59° 16:00 120 m 62°<br />

18:00 272 m 87° 18:00 232 m 89°<br />

20:00 917 m 109° 20:00 623 m 111°<br />

Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel<br />

15.07.2011 06:30 1080 m 245° 15.08.2011 07:00 1281 m 255°<br />

07:00 674 m 250° 08:00 504 m 267°<br />

08:00 368 m 261° 10:00 207 m 292°<br />

10:00 169 m 285° 12:00 123 m 352°<br />

12:00 96 m 320° 14:00 107 m 12°<br />

14:00 81 m 14° 16:00 154 m 53°<br />

16:00 123 m 59° 18:00 303 m 82°<br />

18:00 236 m 87° 20:00 1307 m 105°<br />

20:00 654 m 109°<br />

xii


Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel<br />

15.09.2011 08:00 931 m 276° 15.10.2011 08:30 1445 m 291°<br />

10:00 283 m 301° 10:00 438 m 310°<br />

12:00 172 m 334° 12:00 257 m 340°<br />

14:00 159 m 13° 14:00 247 m 14°<br />

16:00 228 m 49° 16:00 379 m 45°<br />

18:00 527 m 76° 17:30 915 m 65°<br />

19:00 1444 m 88°<br />

Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel Uhrzeit Schattenlänge W<strong>in</strong>kel<br />

15.11.2011 08:30 1414 m 309° 15.12.2011 09:15 1478 m 318°<br />

10:00 522 m 328° 10:00 821 m 328°<br />

12:00 373 m 358° 12:00 498 m 355°<br />

14:00 472 m 27° 14:00 623 m 23°<br />

15:00 704 m 41° 15:00 1001 m 37°<br />

15:30 1000 m 47° 15:15 1227 m 40°<br />

xiii


Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

Silke Krausmann<br />

Julia Kreimeier<br />

13


Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich Agrarwissenschaften, Oecotrophologie und Umweltmanagement<br />

Institut für Projekt- und Regionalplanung<br />

- Hausarbeit -<br />

Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

Im Rahmen des Moduls MP 48 Praktische Regional- und<br />

Umweltplanung: <strong>Projektstudium</strong><br />

gestellt von:<br />

Prof. Dr. Siegfried Bauer<br />

vorgelegt von:<br />

Silke Krausmann, Julia Kreimeier<br />

Gießen, den 31.08.11


I Inhaltsverzeichnis……………………………………………………………………….……………I<br />

II Abbildungsverzeichnis………………………………………………………………………….…..II<br />

III Tabellenverzeichnis………………………………………………………………………………..II<br />

I Inhaltsverzeichnis<br />

1. E<strong>in</strong>leitung ..........................................................................................................................1<br />

2. Zielsetzung........................................................................................................................1<br />

3. Aktueller Zustand ..............................................................................................................2<br />

3.1 Rathaus.......................................................................................................................2<br />

3.2 K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>walgern .......................................................................................5<br />

3.3 K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar ...........................................................................................6<br />

3.4 K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Roth .......................................................................................................8<br />

4. Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung ....................................................................10<br />

4.1Mitarbeiterbefragung ..................................................................................................10<br />

4.2 Handlungsempfehlungen ..........................................................................................11<br />

4.2.1 Allgeme<strong>in</strong> .........................................................................................................11<br />

4.2.2 Vorschläge <strong>der</strong> Mitarbeiter ...............................................................................12<br />

4.2.3 E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems ...............................................13<br />

4.2.4 E<strong>in</strong>sparpotentiale im Stromverbrauch <strong>der</strong> EDV-Geräte ...................................14<br />

4.2.5 E<strong>in</strong>satz von Recycl<strong>in</strong>gpapier ............................................................................16<br />

4.2.6 Poster zur Büroökologie...................................................................................17<br />

4.2.7 Projekt zum sparsamen Umgang mit Papier....................................................19<br />

5. Fazit ................................................................................................................................20<br />

6. Anhang............................................................................................................................21<br />

6.1 Fragebogen...............................................................................................................21<br />

6.2 Poster........................................................................................................................22<br />

6.3 Datengrundlage.........................................................................................................23<br />

7. Literaturverzeichnis .........................................................................................................24<br />

I


II Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Vorteile durch systematisierten Umweltschutz ............................................................2<br />

Abb. 2: Gasverbrauch des Rathauses (2005 – 2010) ..............................................................3<br />

Abb. 3: Stromverbrauch des Rathauses (2005 – 2010) ...........................................................4<br />

Abb. 4: Wasserverbrauch des Rathauses (2005 – 2010) ........................................................4<br />

Abb. 5: Gasverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>walgern (2005 – 2010).................................5<br />

Abb. 6: Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>walgern (2005 – 2010)..............................5<br />

Abb. 7: Wasserverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>walgern (2005 – 2010) ...........................6<br />

Abb. 8: Gasverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Oberweimar (2005 – 2010) ....................................7<br />

Abb. 9: Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Oberweimar (2005 – 2010) .................................7<br />

Abb. 10: Wasserverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Oberweimar (2005 – 2010).............................8<br />

Abb. 11: Heizöllieferungen des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Roth (2005 – 2010) .........................................8<br />

Abb. 12: Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Roth (2005 – 2010) ...........................................9<br />

Abb. 13: Wasserverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Roth (2005 – 2010).........................................9<br />

Abb. 14: PDCA-Zyklus ...........................................................................................................13<br />

Abb. 15: Projektschritte ausgewählter Umweltmanagementsystem im Vergleich..................14<br />

Abb. 16: Logo des Energy Star ..............................................................................................15<br />

Abb. 17: Logo des blauen Engels ..........................................................................................16<br />

Abb. 18: Der Weg zur ökologiebewussten Verhaltensän<strong>der</strong>ung............................................18<br />

Abb. 19: Aufkleber „Es war e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Baum“........................................................................19<br />

III Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Gegenüberstellung Ressourcenverbrauch von 195.000 Blatt…………………...…16<br />

II


1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema des Umweltschutzes <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kommunalverwaltung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>). Außer dem Rathaus wurden auch die drei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten unter städtischer Trägerschaft berücksichtigt. Dabei wurden zunächst die aktuellen<br />

Zustände verschiedener, für den Umweltschutz relevanter, Bereiche ermittelt.<br />

Außerdem wurden die Mitarbeiter e<strong>in</strong>er separaten Befragung unterzogen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch eigene<br />

Vorschläge geäußert werden konnten. Das Model des Fragebogens f<strong>in</strong>det sich im Anhang wie<strong>der</strong><br />

(6.1).<br />

2. Zielsetzung<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal stellt sich die Frage nach den Gründen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune systematisiert<br />

Umweltschutzmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung zu implementieren und umzusetzen. Die Vorteile, die<br />

sich ergeben s<strong>in</strong>d vielseitig: Zum e<strong>in</strong>en ergeben sich Kostene<strong>in</strong>sparungen aus <strong>der</strong> Reduzierung<br />

des Rohstoffe<strong>in</strong>satzes, wie Energie und aus <strong>der</strong> Reduzierung des Abfallaufkommens. Daneben<br />

erfolgt auch e<strong>in</strong>e Risikom<strong>in</strong>imierung. Systematisch betriebener Umweltschutz kann<br />

Gefahrenpotentiale aufdecken (dazu zählen auch verstellte Fluchtwege) und helfen<br />

Umweltgefährdungen zu erkennen. Abläufe können transparenter gestaltet werden, <strong>in</strong>dem durch<br />

e<strong>in</strong>e Zusammenführung von Daten Prozess- und Wirkungszusammenhänge deutlich werden.<br />

Durch e<strong>in</strong>en Imagegew<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Verwaltung nach außen kann <strong>der</strong> Standort zusätzlich für<br />

verschiedenste Anspruchsgruppen aufgewertet werden. Zuletzt erfolgt über die Integration <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter bei <strong>der</strong> Umsetzung e<strong>in</strong>zelner Maßnahmen e<strong>in</strong>e Identifikation mit dem Projekt, was zu<br />

e<strong>in</strong>er verstärkten Mitarbeitermotivation führt (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR<br />

UMWELTSCHUTZ o.J.). Abbildung 1 verdeutlicht die e<strong>in</strong>zelnen Vorteile nochmal<br />

zusammenfassend.<br />

1


Abb. 1: Vorteile durch systematisierten Umweltschutz<br />

Quelle: eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehnung an: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (o.J.)<br />

3. Aktueller Zustand<br />

Am Anfang e<strong>in</strong>er jeden Bewertung steht zunächst e<strong>in</strong>e detaillierte Bestandsaufnahme.<br />

Dazu wurden unter an<strong>der</strong>em mit Hilfe <strong>der</strong> Abrechnungen <strong>der</strong> letzten fünf Jahre für Strom, Wasser<br />

und Gas Verläufe erstellt. Außerdem erfolgte e<strong>in</strong>e Begehung des Rathauses unter den Gesichtspunkten<br />

des Energie- und Wasserverbrauches. Dabei muss noch erwähnt werden, dass die zur<br />

Verfügung stehenden Informationen des betrachteten Zeitraumes lei<strong>der</strong> unvollständig waren. Im<br />

Anhang (6.3) ist die gesamte Datenmenge, die aus den bereitgestellten Rechnungen am Beispiel<br />

<strong>der</strong> jeweiligen verbrauchten bzw. gelieferten Mengen dargestellt.<br />

3.1 Rathaus<br />

Das Gebäude, <strong>in</strong> dem sich die Kommunalverwaltung bef<strong>in</strong>det, wurde 1999 gebaut und ist daher<br />

vom energetischen Standpunkt aus als neuwertig e<strong>in</strong>zustufen.<br />

Bis auf e<strong>in</strong> paar kle<strong>in</strong>ere Zimmer im Obergeschoss werden die Räumlichkeiten dauerhaft genutzt.<br />

Hauptsächlich s<strong>in</strong>d dort die Büros <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltung untergebracht, aber auch zwei Sitzungssäle<br />

und Archive.<br />

In diesem Gebäude gibt es 20 ständige Mitarbeiter sowie zwei Re<strong>in</strong>igungskräfte.<br />

2


Der Gasverbrauch des Rathauses, wie <strong>in</strong> Abb. 2 dargestellt, schwankte <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

leicht. Im vergangen Jahr (2010) wurde mit 119.867 Kilowattstunden <strong>der</strong> höchste Verbrauch <strong>der</strong><br />

letzten sechs Jahre erreicht. Weshalb im Jahr 2005 <strong>der</strong> Verbrauch so deutlich unter denen <strong>der</strong><br />

folgenden Jahre liegt kann hier nicht gesichert erklärt werden. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t die verbrauchte<br />

Gasmenge über die letzten fünf Jahre h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>igermaßen konstant zu se<strong>in</strong>. Der durchschnittliche<br />

Wert liegt bei 95.631,33 Kilowattstunden pro Jahr.<br />

Abb. 2: Gasverbrauch des Rathauses (2005 – 2010)<br />

Die Abrechnungen zum Stromverbrauch dieses Gebäudes s<strong>in</strong>d lei<strong>der</strong> unvollständig. Daher deckt<br />

die Abb. 3 nur die Jahre von 2005 bis 2008 ab. Der Spitzenwert im Stromverbrauch, <strong>der</strong> hier im<br />

Jahr 2007 mit 39.256 Kilowattstunden zu verzeichnen ist, kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Datenmenge<br />

als Ausreißer gewertet werden.<br />

Laut e<strong>in</strong>er Studie <strong>der</strong> Energie Agentur NRW (auxilis GmbH) liegt <strong>der</strong> durchschnittliche Stromverbrauch<br />

pro Jahr für e<strong>in</strong>e 4-köpfige Familie bei etwa 4.500 Kilowattstunden. Damit wäre <strong>der</strong><br />

Verbrauch des Rathauses im Jahr 2007 mehr als achtmal so hoch, während die an<strong>der</strong>en Jahre<br />

deutlich unterhalb dieses Wertes liegen. Allerd<strong>in</strong>gs lässt sich aufgrund <strong>der</strong> unzureichenden Daten<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig feststellen ob e<strong>in</strong> Trend zu verzeichnen ist.<br />

Die Daten für die Jahre 2009 und 2010 lagen nicht vor, daher ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grafik an den entsprechenden<br />

Stellen ke<strong>in</strong> Balken aufgezeichnet.<br />

3


Abb. 3: Stromverbrauch des Rathauses (2005 – 2010)<br />

Die letzte Komponente <strong>der</strong> betrachteten Bereiche bezieht sich auf die Wassermenge.<br />

Der Verbrauch unterliegt auch <strong>in</strong> dieser Kategorie Schwankungen. In Abb. 4 ist <strong>der</strong> Wert für das<br />

Jahr 2010 farblich von den an<strong>der</strong>en abgegrenzt, da nur <strong>der</strong> Verbrauchszeitraum von 1. Januar bis<br />

zum 23. August abgedeckt ist.<br />

Die verbrauchte Menge im Jahr 2006 liegt mit 258 Kubikzentimetern mehr als doppelt so hoch wie<br />

<strong>der</strong> durchschnittliche Verbrauch über die letzten sechs Jahre zusammen.<br />

Auch dieser Wert kann im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Jahren als Ausreißer betrachtet werden.<br />

Abb. 4: Wasserverbrauch des Rathauses (2005 – 2010)<br />

4


3.2 K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>walgern<br />

Für den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten im Ortsteil Nie<strong>der</strong>walgern, <strong>der</strong> über 75 Plätze verfügt, s<strong>in</strong>d die Angaben sehr<br />

lückenhaft. Daher kann we<strong>der</strong> für den Gas- und Strom- noch für den Wasserverbrauch e<strong>in</strong>e adäquate<br />

Aussage getroffen werden.<br />

In Abb. 5 ist <strong>der</strong> Gasverbrauch dargestellt, auch hier s<strong>in</strong>d für die fehlenden Daten ke<strong>in</strong>e Balken <strong>in</strong><br />

die Grafik e<strong>in</strong>gefügt. Durchschnittliche Werte lassen sich zwar auch hier berechnen s<strong>in</strong>d aber nicht<br />

s<strong>in</strong>nvoll, da zu viele Werte fehlen. Daher kann auch ke<strong>in</strong> repräsentativer Vergleich mit den an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten angestellt werden.<br />

Abb. 5: Gasverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>walgern (2005 – 2010)<br />

Für den Stromverbrauch stehen nur die Werte für die Jahre 2006 und 2007 zur Verfügung, wie <strong>in</strong><br />

Abb. 6 ersichtlich.<br />

Abb. 6: Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>walgern (2005 – 2010)<br />

5


Auch <strong>der</strong> Wasserverbrauch ist nur lückenhaft dokumentiert. Die Abb. 7 zeigt den Verbrauch für die<br />

Jahre 2006, 2008 und 2010.<br />

Abb. 7: Wasserverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Nie<strong>der</strong>walgern (2005 – 2010)<br />

3.3 K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar<br />

Die Abrechnungen für den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten im Ortsteil Oberweimar, <strong>der</strong> über 50 Plätze verfügt, s<strong>in</strong>d<br />

nahezu vollständig.<br />

Der Gasverbrauch ist über die letzten drei Jahre annähernd konstant. Dass <strong>der</strong> Wert für das Jahr<br />

2006 etwas höher liegt als die an<strong>der</strong>en, könnte durch die längere Kälteperiode Anfang des betreffenden<br />

Jahres erklärt werden. Weshalb die verbrauchte Menge <strong>in</strong> 2005 so viel niedriger ist als die<br />

<strong>der</strong> folgenden Jahre ist hier nicht ersichtlich.<br />

Der durchschnittliche Verbrauchswert liegt bei 37.737,33 Kilowattstunden.<br />

6


Abb. 8: Gasverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Oberweimar (2005 – 2010)<br />

Der Stromverbrauch, hier <strong>in</strong> Abb. 9 veranschaulicht, ist von 2005 bis 2008 kont<strong>in</strong>uierlich, wenn<br />

auch nur leicht angestiegen. Ob sich dieser Trend <strong>in</strong> den folgenden Jahren fortgesetzt hat kann<br />

nicht angegeben werden. Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt bei 4.092,5 Kilowattstunden<br />

für die Jahre von 2005 bis 2008.<br />

Abb. 9: Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Oberweimar (2005 – 2010)<br />

Die verbrauchte Wassermenge für den betrachteten Zeitraum liegt im Schnitt bei 93,66 Kubikzentimetern.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist für das Jahr 2009, <strong>in</strong> Abb. 10 gelb dargestellt, nur <strong>der</strong> Zeitraum zwischen<br />

dem 1. Januar und dem 16. April erfasst. Würde man diesen Wert für das gesamt Jahr hochrechnen,<br />

würde sich die seit 2006 zu verzeichnende ansteigende Entwicklung im Verbrauch bestätigen.<br />

7


Abb. 10: Wasserverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Oberweimar (2005 – 2010)<br />

3.4 K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Roth<br />

Der K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten im Ortsteil Roth verfügt ebenfalls über 50 Plätze. Hier wird ke<strong>in</strong> Gas genutzt<br />

son<strong>der</strong>n Heizöl. Dabei wird nicht <strong>der</strong> Verbrauch notiert, son<strong>der</strong>n die e<strong>in</strong>zelnen Lieferungen verzeichnet.<br />

Der <strong>in</strong> Abb. 11 für das Jahr 2006 angezeigte Balken steht beispielsweise für zwei E<strong>in</strong>zellieferungen,<br />

da jeweils die pro Jahr gelieferte Gesamtmenge angegeben wird.<br />

Abb. 11: Heizöllieferungen des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Roth (2005 – 2010)<br />

Der Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens ist relativ konstant, wenn man die Jahre 2005 und 2009<br />

außer Acht lässt, für die ke<strong>in</strong>e Daten vorliegen. Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei 8.665,75<br />

8


Kilowattstunden pro Jahr. Dieser Wert ist damit doppelt so hoch, wie <strong>der</strong> Verbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens<br />

<strong>in</strong> Oberweimar, <strong>der</strong> 4.092,5 Kilowattstunden verbraucht.<br />

Abb. 12: Stromverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Roth (2005 – 2010)<br />

Die verbrauchte Wassermenge ist über die letzten fünf Jahre vergleichsweise konstant geblieben.<br />

Der durchschnittliche Wert liegt bei 134,6 Kubikzentimetern pro Jahr. Damit ist die verbrauchte<br />

Wassermenge auch deutlich höher als im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>in</strong> Oberweimar, <strong>der</strong> ebenfalls 50 Plätze zur<br />

Verfügung hat und nur 93,66 Kubikzentimeter pro Jahr beansprucht.<br />

Abb. 13: Wasserverbrauch des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens Roth (2005 – 2010)<br />

9


4. Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

Dieser Themenkomplex enthält zunächst e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong> von uns separat durchgeführten<br />

Mitarbeiterbefragung und unter an<strong>der</strong>em daraus resultierenden Handlungsempfehlungen für die<br />

Kommunalverwaltung. Diese lassen sich aber auch auf private Haushalte übertragen.<br />

4.1 Mitarbeiterbefragung<br />

Unser Thema, <strong>der</strong> Umweltschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung, bezieht sich spezifisch auf die Mitarbeiter<br />

des Rathauses und <strong>der</strong> drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten unter städtischer Trägerschaft. Daher wurden <strong>in</strong><br />

dem allgeme<strong>in</strong>en Fragebogen, <strong>der</strong> an die Bürger von <strong>Weimar</strong> gerichtet war, ke<strong>in</strong>e Fragen gestellt,<br />

son<strong>der</strong>n stattdessen e<strong>in</strong> separater Fragebogen erstellt. Dabei g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um das Umweltverhalten<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter und es konnten zusätzlich eigene Verbesserungsvorschläge e<strong>in</strong>gebracht<br />

werden.<br />

Im Folgenden geht es zunächst um die Mitarbeiter im Rathaus, und anschließend um die im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten.<br />

Dabei wird nicht zwischen den e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten unterschieden, da die Befragung<br />

vollkommen anonym stattgefunden hat.<br />

Es wurden <strong>in</strong>sgesamt drei Fragen gestellt, zusätzlich konnten von den Mitarbeitern eigene Vorschläge<br />

und sonstige Anmerkungen e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

Im Rathaus haben sich 16 Mitarbeiter durch Beantwortung des Fragebogens e<strong>in</strong>gebracht. Dieser<br />

f<strong>in</strong>det sich auch im Anhang dieser Arbeit wie<strong>der</strong> (6.1).<br />

Auf die Frage ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung die E<strong>in</strong>sparpotentiale <strong>in</strong> Bezug auf Abfall, Wasser<br />

und Energie <strong>der</strong>zeit vollständig ausgeschöpft würden, antworteten 31% mit Ja. Von den verbleibenden<br />

69% sehen 83 % beson<strong>der</strong>s im Bereich des Energieverbrauches noch E<strong>in</strong>sparmöglichkeiten.<br />

In den Bereichen Abfall (42%) und Wasser (42%) wird weniger Potential für weitere E<strong>in</strong>sparungen<br />

gesehen. Es waren bei Verne<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Ausgangsfrage auch Mehrfachnennungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bereiche möglich.<br />

Bei <strong>der</strong> Frage ob das Umweltverhalten, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Bezug auf Wasser- und Energieverbrauch,<br />

am Arbeitsplatz und im Privatleben übere<strong>in</strong>stimmt, antworteten 94% mit Ja.<br />

Nur 37 % befürworten die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems, wobei zu beachten ist,<br />

dass ebenso viele Mitarbeiter nicht genau wissen, was e<strong>in</strong> Umweltmanagementsystem be<strong>in</strong>haltet.<br />

Aus den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten haben 19 Mitarbeiter an <strong>der</strong> Befragung teilgenommen.<br />

Dabei haben nur zehn Beschäftigte die erste Frage beantwortet. Davon s<strong>in</strong>d 40 % mit dem <strong>der</strong>zeitigen<br />

Zustand zufrieden. Von den übrigen 60 % sehen 83 % E<strong>in</strong>sparmöglichkeiten <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Wasser und Energieverbrauch. 17 % s<strong>in</strong>d außerdem <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass das Abfallaufkommen<br />

reduziert werden kann.<br />

10


Bei 100% dieser Mitarbeiter stimmt das Umweltverhalten am Arbeitsplatz und im Privatleben übere<strong>in</strong>.<br />

Nur 27 % s<strong>in</strong>d für die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung.<br />

Die Zahl <strong>der</strong>er, die mit diesem Begriff nichts assoziieren liegt bei 50%.<br />

Zusammenfassend hat die gesamte Befragung ergeben, dass etwa die Hälfte aller Mitarbeiter<br />

noch weitere E<strong>in</strong>sparpotentiale sehen. Das trifft ihrer Me<strong>in</strong>ung nach beson<strong>der</strong>s auf den Bereich<br />

des Energieverbrauches (83 %) zu.<br />

Nur 32 % sprechen sich für die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems aus, während deutlich<br />

mehr Mitarbeiter (43%) nicht wissen was e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>führung bedeutet. Sollte also e<strong>in</strong>e<br />

solche E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden, sollte e<strong>in</strong>e gründliche Information <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

erfolgen.<br />

4.2 Handlungsempfehlungen<br />

4.2.1 Allgeme<strong>in</strong><br />

Aus den vorhergehenden Ergebnissen lassen sich Handlungsempfehlungen für die Kommunalverwaltung<br />

herleiten. An dieser Stelle folgen e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>e Vorschläge, die auch auf private<br />

Haushalte anzuwenden s<strong>in</strong>d.<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal sollte ke<strong>in</strong> allzu sorgloser Umgang mit Ressourcen betrieben werden. Wichtig ist<br />

hierbei das eigene Bewusstse<strong>in</strong> zu schulen. Beispielsweise sollte das Licht ausgeschaltet werden,<br />

wenn man für längere Zeit den Raum verlässt o<strong>der</strong> beim Computer den Energiesparmodus und die<br />

Stand-by Funktionen nutzen.<br />

Weitere Erläuterungen zum Stromverbrauch von EDV-Geräten folgen <strong>in</strong> Punkt 4.2.4.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> flächendecken<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Energiesparlampen empfehlenswert.<br />

Zum Thema Papier sparen bzw. E<strong>in</strong>satz von Recycl<strong>in</strong>gpapier folgt <strong>der</strong> Punkt 4.2.5.<br />

Wasser kann im Wesentlichen dadurch gespart werden, dass die Sanitäranlagen mit Kippschaltern<br />

ausgestattet werden und beim Händewaschen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Punkt ist die Mülltrennung. Zu Anfang muss geklärt werden, welche Arten<br />

von Abfall sich entwe<strong>der</strong> ganz vermeiden o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduzieren lassen. S<strong>in</strong>d<br />

diese Möglichkeiten ausgeschöpft muss <strong>der</strong> Müll konsequent getrennt werden. Sollten Unklarheiten<br />

über die exakte Trennung bestehen kann dies unter<br />

http://www.nld.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/Downloadcenter/Muelltrennung_deutsch.pdf nachgelesen<br />

werden.<br />

11


4.2.2 Vorschläge <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

In unserem Fragebogen bestand für die Mitarbeiter die Möglichkeit eigene Verbesserungsvorschläge<br />

zum Thema Umweltschutz e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Aus <strong>der</strong> Kommunalverwaltung kamen Vorschläge die im Wesentlichen auf das E<strong>in</strong>sparen von Energie<br />

bezogen s<strong>in</strong>d.<br />

So sollten alle Geräte über Nacht abgestellt werden und nicht, wie offenbar von e<strong>in</strong>igen Mitarbeitern<br />

praktiziert, über Nacht im Stand-by Modus laufen gelassen werden. Auch energiesparende<br />

Beleuchtung und die Möglichkeit den Abfall auch direkt am Arbeitsplatz ordnungsgemäß trennen<br />

zu können, wird von verschiedenen Personen gewünscht. Letzteres be<strong>in</strong>haltet somit die Aufstellung<br />

weiterer Abfallbehälter, etwa für Restmüll o<strong>der</strong> Biomüll.<br />

Zudem wurde angeregt, die Heizung bei längerer Öffnung <strong>der</strong> Fenster auch wirklich abzuschalten.<br />

In den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten beziehen sich die Verbesserungsvorschläge beson<strong>der</strong>s auf die sanitären E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Viele Kommentare empfehlen e<strong>in</strong>e WC-Spülung mit e<strong>in</strong>em Spülstopp auszurüsten.<br />

Auch fällt den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n das Betätigen <strong>der</strong> Wasserhähne offenbar zu schwer, als diese vollständig<br />

geschlossen werden können. Zudem sche<strong>in</strong>en die Abflüsse nicht durchgehend zu funktionieren.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Punkt <strong>der</strong> von mehreren Mitarbeitern angesprochen wurde, ist die Heizungsanlage.<br />

Sie sollte mit e<strong>in</strong>er Sparregelung ausgestattet werden und nach Dienstschluss müssten die Heizkörper<br />

regelmäßig kontrolliert werden, um zu vermeiden, dass die Anlage unnötig weiterläuft.<br />

Auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Energiesparlampen und Bewegungsmel<strong>der</strong>n auf den Fluren für den Lichte<strong>in</strong>satz<br />

werden begrüßt. Zudem ist den Beschäftigten aufgefallen, dass e<strong>in</strong>ige Türen und Fenster<br />

nicht richtig zu schließen s<strong>in</strong>d, so dass Heizungswärme nach außen entweichen kann. Des Weiteren<br />

s<strong>in</strong>d die Küchengeräte offenbar etwas älter, weshalb sie mehr Strom verbrauchen als gleichwertige<br />

neue Geräte. Dies trifft beson<strong>der</strong>s auf den Herd und den Kühlschrank zu. Sollten <strong>in</strong> dieser<br />

Richtung Neuanschaffungen erfolgen, ist zu beachten e<strong>in</strong>e Größe zu wählen die den jeweiligen<br />

Bedürfnissen entspricht. Wird <strong>der</strong> Kühlschrank nur sporadisch genutzt, kann auch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres<br />

Gerät genutzt werden. Beson<strong>der</strong>s bei Kühlschränken ist zudem auf die Kennzeichnung <strong>der</strong> Energiefreundlichkeit<br />

zu achten. Auch die Spülmasch<strong>in</strong>e kann im Kurzprogramm genutzt werden.<br />

Zuletzt folgt noch <strong>der</strong> Vorschlag die K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst mehr <strong>in</strong> das Thema Umweltschutz mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Ihnen sollte verständlich gemacht werden, wie kostbar die Ressourcen s<strong>in</strong>d, mit denen sie<br />

tagtäglich zu tun haben und dass sie etwas Gutes tun wenn sie etwa das Licht ausschalten sobald<br />

sie e<strong>in</strong>en Raum verlassen, wie viel Bäume man rettet wenn man Papier nicht verschwendet o<strong>der</strong><br />

beim Händewaschen das Wasser nicht so lange laufen zu lassen.<br />

12


4.2.3 E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems<br />

Bereits e<strong>in</strong>führend wurde dargestellt, welche Vorteile sich für die Geme<strong>in</strong>de ergeben, systematisch<br />

Umweltschutz zu betreiben. Für die Umsetzung würde sich e<strong>in</strong> Umweltmanagementsystem anbieten,<br />

welches den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Kommunalverwaltung gerecht werden würde. Hierfür käme<br />

e<strong>in</strong>e Zertifizierung nach EMAS (European Management and Audit Scheme, auch EG-Öko-Audit-<br />

Verordnung genannt), DIN EN ISO 14001 o<strong>der</strong> ÖKOPROFIT <strong>in</strong> Betracht. Managementsysteme<br />

können allgeme<strong>in</strong> als Bündel von Maßnahmen verstanden werden, die koord<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />

um e<strong>in</strong> übergeordnetes Ziel zu erreichen. Im Fall des Umweltmanagementsystems ist dieses<br />

übergeordnete Ziel <strong>der</strong> Umweltschutz (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ<br />

2010). Bei <strong>der</strong> Umsetzung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems hat sich <strong>der</strong> PCDA-Zyklus bewährt.<br />

Abb. 14: PCDA-Zyklus<br />

Quelle: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2010)<br />

Hierbei handelt es sich um vier Schritte, die wie<strong>der</strong>holt werden, um e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Umweltsituation zu erreichen. Im ersten Schritt „Plan“ muss herausgefunden werden, wo<br />

Bedarf und Ansatzpunkte für Verbesserungen liegen. Es gilt, zuerst für diejenigen Bereiche Ziele<br />

festzulegen, wo mit möglichst ger<strong>in</strong>gem Aufwand Verbesserungen erzielt werden können bzw. wo<br />

beson<strong>der</strong>s dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Handlungsbedarf besteht. Im zweiten Schritt „Do“ werden die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Maßnahmen umgesetzt. Danach werden im dritten Schritt „Check“ die erreichten Verbesserungen<br />

mit den geplanten Zielen verglichen. Falls sich Abweichungen ergeben, muss im letzten Schritt<br />

„Act“ geprüft werden, ob die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geän<strong>der</strong>t werden müssen, beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Organisation <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Maßnahmen. Die verschiedenen Managementsysteme basieren<br />

alle auf diesem Zyklus, es gibt aber deutliche Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und damit des Aufwandes bei <strong>der</strong> Umsetzung, wie nachstehende Abbildung veranschaulicht.<br />

13


Abb. 15: Projektschritte ausgewählter Umweltmanagementsystem im Vergleich<br />

Quelle: ÖKOPROFIT-Arbeitsmaterialien, Heft 11 (2009)<br />

Am umfassendsten ist e<strong>in</strong>e Zertifizierung nach EMAS o<strong>der</strong> ISO 14001. ÖKOPROFIT h<strong>in</strong>gegen hat<br />

die ger<strong>in</strong>gsten Anfor<strong>der</strong>ungen und würde sich bei e<strong>in</strong>er Kommunalverwaltung daher am besten<br />

anbieten. ÖKOPROFIT steht als Abkürzung für das ÖKOlogische Projekt für Integrierte Umwelttechnik,<br />

bei dem betriebliche Umweltleistungen gesteuert und Kostensenkungspotentiale aufgedeckt<br />

werden sollen. Erleichterung bei <strong>der</strong> Implementierung von ÖKOPROFIT ergeben sich unter<br />

an<strong>der</strong>em daraus, dass die <strong>in</strong>direkten Umweltaspekte nicht erfasst werden müssen, das Managementsystem<br />

nicht ausführlich dokumentiert werden muss und man ke<strong>in</strong>e Betriebsprüfung durchführen<br />

muss. Daraus resultiert auch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Kosten<strong>in</strong>tensität (ÖKOPROFIT-<br />

ARBEITSMATERIALIEN, HEFT 0, 2009). ÖKOPROFIT bietet zudem weitere Vorteile gegenüber<br />

EMAS o<strong>der</strong> ISO 14001: Es ist nicht branchenbezogen und unabhängig von <strong>der</strong> Mitarbeiterzahl, die<br />

Organisation und <strong>der</strong> Zeitaufwand ist deutlich ger<strong>in</strong>ger und es hat e<strong>in</strong>en hohen lokalen und regionalen<br />

Bezug, da auch an<strong>der</strong>e Interessenten daran teilnehmen können.<br />

4.2.4 E<strong>in</strong>sparpotentiale im Stromverbrauch <strong>der</strong> EDV-Geräte<br />

Beson<strong>der</strong>s im Bereich Energie lassen sich oftmals die größten E<strong>in</strong>sparpotentiale f<strong>in</strong>den. Mit dem<br />

Ziel, den Stromverbrauch <strong>in</strong> Büros zu senken und damit Ressourcen zu schonen, ist <strong>der</strong> Begriff<br />

„Green IT“ ke<strong>in</strong>e Neuersche<strong>in</strong>ung mehr. Die Notwendigkeit den Stromverbrauch zu reduzieren wird<br />

deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass im Jahr 2007 die anfallende CO2-Menge <strong>der</strong> deutschen<br />

Informationstechnologie höher war als die des gesamten deutschen Luftverkehrs. Alle<strong>in</strong> die<br />

Produktion e<strong>in</strong>es PCs mit Monitor verbraucht 2.790 kWh Energie, 1.500 Liter Wasser und 23 Kg<br />

<strong>der</strong> verschiedensten Chemikalien. Außerdem werden für die Produktion seltene Metalle wie Gold,<br />

Silber o<strong>der</strong> Plat<strong>in</strong> benötigt, <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung die Umwelt und Ressourcen belasten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

14


För<strong>der</strong>gebieten bereits zu Bürgerkriegen geführt haben, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Republik Kongo<br />

(UMWELTBUNDESAMT 2009).<br />

Um E<strong>in</strong>sparpotentiale im Stromverbrauch e<strong>in</strong>zelner EDV-Geräte zu realisieren, ist e<strong>in</strong>e effiziente<br />

Nutzung unabd<strong>in</strong>gbar. Mit e<strong>in</strong>zelnen, e<strong>in</strong>fachen Maßnahmen ist diese zu gewährleisten: Den Monitor<br />

bei Nichtgebrauch länger als 15 M<strong>in</strong>uten auszuschalten, den Computer mit allen Komponenten<br />

am Feierabend mit e<strong>in</strong>er abschaltbaren Steckerleiste vom Stromnetz zu trennen, die Energiesparfunktion<br />

des Computers zu nutzen, elektrische Geräte, wie Drucker, nur bei Bedarf e<strong>in</strong>zuschalten<br />

sowie die generelle Verwendung von Multifunktionsgeräten.<br />

Derzeit gibt es 25 PCs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung, unterschiedlicher Hersteller. Bei Neuanschaffungen<br />

sollten künftig neben ökonomischen Gesichtspunkten auch ökologische Aspekte e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen. Daher empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Neuanschaffungsrichtl<strong>in</strong>ie für den Kauf von Computern und an<strong>der</strong>er<br />

elektrischer Geräte. Grundsätzlich gilt dabei jedoch zu beachten, das unabhängig vom Energieverbrauch<br />

e<strong>in</strong>zelner Geräte, diese möglichst lange genutzt werden sollten, da die meiste Energie<br />

bei <strong>der</strong> Herstellung und Entsorgung <strong>der</strong> Geräte verbraucht wird. Beim Kauf <strong>der</strong> Büroausstattung<br />

spielen hauptsächlich Aspekte <strong>der</strong> Funktionalität, wie Geschw<strong>in</strong>digkeit, Datensicherung und<br />

Kompatibilität e<strong>in</strong>e Rolle. Diese schließen jedoch sparsamen Energieverbrauch nicht aus. Beim<br />

Kauf sollte daher auf die Auszeichnung des Produktes mit dem Energy Star geachtet werden. Der<br />

Energy Star ist e<strong>in</strong> freiwilliges Auszeichnungsprogramm zur Identifikation und För<strong>der</strong>ung energieeffizienter<br />

Produkte, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Die Produkte wurden vor <strong>der</strong><br />

Zertifizierung von unabhängigen Laboren auf e<strong>in</strong>en niedrigen Energieverbrauch getestet.<br />

Abb. 16: Logo des Energy Star<br />

Quelle: Europäische Kommission<br />

Bei e<strong>in</strong>er Neuanschaffung kann man sich über e<strong>in</strong>e Datenbank <strong>der</strong> EU, <strong>der</strong> Energy Star-<br />

Datenbank (http://www.eu-ernergystar.org/de/), vor <strong>der</strong> Kaufentscheidung über technische Daten<br />

<strong>in</strong>formieren und gewährleistet e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an Energiee<strong>in</strong>sparung. Daneben gibt es noch weitere<br />

Ratschläge zur Energieverwaltung. E<strong>in</strong> Energierechner zeigt zudem auf, dass Strom sparende<br />

Geräte neben e<strong>in</strong>er längeren Lebenserwartung auch weniger Hitze erzeugen und damit auch Kosten<br />

für die Raumklimatisierung gesenkt werden können.<br />

15


4.2.5 E<strong>in</strong>satz von Recycl<strong>in</strong>gpapier<br />

Neben <strong>der</strong> Reduzierung des Stromverbrauchs war e<strong>in</strong> weiteres wichtiges Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

die Umstellung des Frischfaserpapiers auf Recycl<strong>in</strong>gpapier. Im Jahr 2010 lag <strong>der</strong><br />

Verbrauch bei 195.000 Blatt Papier. E<strong>in</strong>e Tabelle veranschaulicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegenüberstellung den<br />

Ressourcenverbrauch <strong>der</strong> 195.000 Blätter von Frischfaserpapier zu Recycl<strong>in</strong>gpapier:<br />

Recycl<strong>in</strong>gpapier Frischfaserpapier<br />

Altpapier / Holz (kg) 1.089,7 2.915,0<br />

Wasser (l) 19.945,9 50.789,1<br />

Energie (kWh) 4.081,4 10.433,3<br />

CO2-Emission (kg) 862,1 1.031,4<br />

Tabelle 1: Gegenüberstellung Ressourcenverbrauch von 195.000 Blatt<br />

Quelle: eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehnung an: Initiative Pro Recycl<strong>in</strong>gpapier<br />

Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufstellung des Ressourcenverbrauchs zeigen sich die großen E<strong>in</strong>sparpotentiale des<br />

Recycl<strong>in</strong>gpapiers und die ökologische Bedeutung <strong>der</strong> Verwendung. Beson<strong>der</strong>s im Bereich Wasserund<br />

Energieverbrauch werden die großen Unterschiede deutlich. Zur Veranschaulichung sparen<br />

500 Blatt Recycl<strong>in</strong>gpapier gegenüber Frischfaserpapier die Menge an Energie mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e 100<br />

Watt Glühlampe 44 Stunden lang brennen könnte. Bei 195.000 Blatt wären das 17.160 Stunden.<br />

Beim Kauf des Recycl<strong>in</strong>gpapiers ist auf das Logo des Blauen Engels zu achten. Er garantiert die<br />

Herstellung des Recycl<strong>in</strong>gpapiers aus 100% Altpapier. Neben <strong>der</strong> Schonung von Ressourcen, wie<br />

Wäl<strong>der</strong> und Wasser, garantiert er auch, dass zur Herstellung ke<strong>in</strong>e giftigen Chemikalien o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Zusatzstoffe verwendet wurden.<br />

Abb. 17: Logo des blauen Engels<br />

Quelle: RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V<br />

16


Recycl<strong>in</strong>gpapier weißt die gleichen Qualitätseigenschaften wie Frischfaserpapier auf. Dazu gehören<br />

die gleichen technischen Eigenschaften, wie Haftung <strong>der</strong> T<strong>in</strong>te und Laufeigenschaften. Entgegen<br />

bisherigen Vorbehalten Recycl<strong>in</strong>gpapier könnte den Druckergeräten schaden und ihre Lebenszeit<br />

verkürzen, erfüllt das Papier auch die DIN-Norm 12281. In dieser Norm wurden Kriterien<br />

für Papier festgelegt, um <strong>in</strong> Bürogeräten, wie Kopierer, Drucker und Faxgeräte e<strong>in</strong>gesetzt zu werden.<br />

Dabei werden Papiereigenschaften wie Festigkeit, Feuchtigkeitsgehalt und <strong>der</strong> Grenzwert für<br />

die Anzahl von Papierstaus berücksichtigt. Mit Erfüllung <strong>der</strong> DIN EN 12281 eignet sich Recycl<strong>in</strong>gpapier<br />

nachweisbar une<strong>in</strong>geschränkt für alle Drucktechniken und Geräte. Auch e<strong>in</strong> Vergleichstest<br />

zeigte, dass sich durch den E<strong>in</strong>satz von Recycl<strong>in</strong>gpapier die Lebensdauer <strong>der</strong> Geräte, die Wartungskosten<br />

und Service<strong>in</strong>tervalle nicht än<strong>der</strong>n.<br />

Recycl<strong>in</strong>gpapier setzt zudem beim E<strong>in</strong>satz weniger Staub frei, <strong>der</strong> entsteht, wenn Papiere mit unsauberen<br />

Schnittkanten durch Drucker geführt werden.<br />

E<strong>in</strong> weiterer relevanter Aspekt für die Verwaltung ist die Alterungsbeständigkeit und die Urkundentauglichkeit<br />

des Papiers. Mit <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> DIN-Norm 6738 zeichnet sich Recycl<strong>in</strong>gpapier auch<br />

hierdurch aus. Das Papier ist für m<strong>in</strong>destens 100 Jahre archivierbar und erfüllt damit die gesetzliche<br />

Aufbewahrungsfrist. Auch die Urkundentauglichkeit ist mit dem Nachweis <strong>der</strong> Radierfestigkeit<br />

und Fixierung von Schriftzeichen bestätigt worden.<br />

All diese Gründe sprechen für die Umstellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung auf Recycl<strong>in</strong>gpapier. Auch das<br />

Umweltbundesamt gibt die Empfehlung „In Büros und Verwaltungen sollten für den Bürobedarf und<br />

zum Schreiben, Drucken, Kopieren und Faxen Papier benutzt werden, das zu 100% aus Altpapier<br />

besteht. E<strong>in</strong> höherer Altpapieranteil bedeutet mehr Umweltschutz“ (UMWELTBUNDESAMT 2000,<br />

S. 9).<br />

Trotz des E<strong>in</strong>satzes von Recycl<strong>in</strong>gpapier gilt es dennoch den Verbrauch zu reduzieren. Im Büroalltag<br />

gibt es e<strong>in</strong>fache Wege Papier zu sparen, dazu zählt unter an<strong>der</strong>em die Überlegung, ob man E-<br />

Mails o<strong>der</strong> Sonstige Dokumente wirklich ausdrucken muss, o<strong>der</strong> ob es ausreicht sie am PC zu<br />

lesen. E<strong>in</strong>seitig beschriebene o<strong>der</strong> bedruckte Blätter können weiterh<strong>in</strong> als Notizzettel o<strong>der</strong><br />

Schmierpapier verwendet werden. So oft wie möglich sollte doppelseitig kopiert werden. Kontrollausdrücke<br />

gilt es generell durch sorgfältiges Probelesen zu vermeiden. Auch durch Verkle<strong>in</strong>ern<br />

beim Ausrucken kann e<strong>in</strong> Mehrfaches des Textes auf e<strong>in</strong>e Seite untergebracht werden und Papier<br />

gespart werden.<br />

4.2.6 Poster zur Büroökologie<br />

Die bereits dargestellten Wege zum schonenden Umgang <strong>der</strong> Ressourcen im Büro, wie Senkung<br />

des Strom- und Papierverbrauchs, wurden für die Mitarbeiter als Poster dargestellt. Dabei geht es<br />

vorrangig um das Ziel die Mitarbeiter zu sensibilisieren und e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> zu schaffen für selbst-<br />

17


verständliche Verhaltensweisen im Büroalltag. Das Poster f<strong>in</strong>det sich im Anhang wie<strong>der</strong> und enthält<br />

neben den Tipps zum Papiersparen und <strong>der</strong> effizienten Nutzung <strong>der</strong> EDV auch H<strong>in</strong>weise zur<br />

s<strong>in</strong>nvollen Nutzung des Lichtes sowie den Möglichkeiten Heizungswärme zu sparen.<br />

Das Poster stellt e<strong>in</strong>e Methode zur Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter dar, denn <strong>in</strong> den Mitarbeitern steckt<br />

die zentrale Kraft jedes Projektes. Nur wenn Mitarbeiter von den positiven Grundideen <strong>der</strong> Umweltschutzmaßnahmen<br />

überzeugt s<strong>in</strong>d, haben die <strong>in</strong>itiierten Maßnahmen Aussicht auf Erfolg. Daher<br />

sollte das Poster nicht e<strong>in</strong>fach nur <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Büros gehängt werden, son<strong>der</strong>n es sollte im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>formationsveranstaltung kommuniziert werden. Es kann zudem als<br />

Möglichkeit gesehen werden berufliche Umweltbildung künftig aktiv <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung zu<br />

betreiben. Berufliche Umweltbildung wird gesehen als „e<strong>in</strong> Lernprozess, <strong>der</strong> dazu befähigt, Informationen<br />

über Umweltschutz aufzunehmen, <strong>in</strong> Kreisläufe und Vernetzungen e<strong>in</strong>zuordnen sowie<br />

Entscheidungen über berufliches Handeln o<strong>der</strong> Nichthandeln unter Ausnutzung <strong>der</strong> Interpretationsspielräume<br />

<strong>der</strong> Information und unter Unsicherheit zu treffen“ (HOPFENBECK & WILLIG 1995,<br />

S.139). Dabei steht die Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter als erster Schritt auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er ökologiebewussten<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ung wie nachstehende Abbildung deutlich macht:<br />

Abb. 18: Der Weg zur ökologiebewussten Verhaltensän<strong>der</strong>ung<br />

Quelle: Hopfenbeck & Willig (1995)<br />

18


4.2.7 Projekt zum sparsamen Umgang mit Papier<br />

Am Ende e<strong>in</strong>es Verän<strong>der</strong>ungs- und Lernprozesses steht das eigene Handeln, daher ist auch die<br />

Handlungsorientierung wesentliches Element <strong>der</strong> Umweltbildung und soll die Möglichkeit zum eigenen<br />

Tun aufzeigen. Aus diesem Grund soll im Rahmen <strong>der</strong> Implementierung e<strong>in</strong>zelner Umweltschutzmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung auch e<strong>in</strong> Projekt vorgestellt werden, welches konkret auf<br />

e<strong>in</strong>e Verhaltensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mitarbeiter abzielt. Es handelt sich um e<strong>in</strong> Aufkleber-Projekt mit dem<br />

Titel „Es war e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Baum“ und soll Mitarbeiter zum sparsameren Umgang mit Papier bewegen.<br />

Abb. 19: Aufkleber „Es war e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Baum“<br />

Quelle: http://www.es-war-e<strong>in</strong>mal-e<strong>in</strong>-baum.de<br />

Das Aufkleber-Projekt ist beson<strong>der</strong>s für die Verwaltung geeignet, da die Umsetzung e<strong>in</strong>fach ist und<br />

ke<strong>in</strong>e hohen Kosten entstehen. Die Kosten für 40 Aufkleber liegen beispielsweise bei 8 Euro und<br />

<strong>der</strong> Erlös wird an Sadhana Forest, e<strong>in</strong> süd<strong>in</strong>disches Dorf gespendet, das nachhaltig lebt und Bäume<br />

pflanzt.<br />

Der Aufkleber soll an Orten mit e<strong>in</strong>em hohen Papierverbrauch angeklebt werden, wie Drucker o<strong>der</strong><br />

auch Papierspen<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Toilettenräumen, und so Mitarbeiter sensibilisieren, sich über dem Umgang<br />

mit Ressourcen bewusst zu werden. In diesem Fall soll e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> entwickelt werden,<br />

dass für die Papierherstellung Bäume genutzt werden und Wäl<strong>der</strong> abgeholzt werden, die sich nur<br />

langsam wie<strong>der</strong> regenerieren können. In den USA, wo das Projekt schon seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Unternehmen durchgeführt wurde, konnte <strong>der</strong> Papierverbrauch teilweise um 30% gesenkt<br />

werden.<br />

19


5. Fazit<br />

Das Gesamtkonzept des Umweltschutzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung bedarf durchaus noch e<strong>in</strong>er<br />

Erweiterung. Dabei steht vor allem die Bewusstse<strong>in</strong>sbildung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

E<strong>in</strong>e offensive Informationspolitik ist genauso wichtig wie die Akzeptanzschaffung. Oftmals wird<br />

Umweltschutz mit drastischen E<strong>in</strong>sparungen und kosten<strong>in</strong>tensiven Neuanschaffungen verbunden.<br />

Dabei ist es wichtig auch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en D<strong>in</strong>gen, wie etwa <strong>der</strong> richtigen Entsorgung des Apfelkerngehäuses<br />

vom Mittagessen, zu beg<strong>in</strong>nen. Energie und Wasser zu sparen macht sich zudem auch<br />

f<strong>in</strong>anziell bemerkbar. Es ist notwendig die Mitarbeiter <strong>in</strong> dieses Thema mit e<strong>in</strong>zubeziehen, da sie<br />

es am eigenen Arbeitsplatz umsetzen sollen.<br />

Bei Neuanschaffungen <strong>in</strong> generell darauf zu achten, dass die Geräte energiesparend s<strong>in</strong>d und<br />

schon bei <strong>der</strong> Herstellung möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden.<br />

20


6. Anhang<br />

6.1 Fragebogen<br />

1. Denken Sie, dass die E<strong>in</strong>sparpotentiale <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalverwaltung <strong>der</strong>zeit vollständig ausge‐<br />

schöpft werden?<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

Falls Ne<strong>in</strong>, <strong>in</strong> welchen Bereichen könnten noch weitere E<strong>in</strong>sparungen erzielt werden?<br />

� im Bereich Abfall<br />

� im Bereich Wasser<br />

� im Bereich Energie<br />

2. Stimmt Ihr persönliches Umweltverhalten zu Hause mit dem <strong>in</strong> Ihrem Beruf übere<strong>in</strong>? (Bezüglich des<br />

Umgangs mit Wasser, Energie)<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

3. Würden Sie die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Umweltmanagementsystems befürworten?<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

� Was ist e<strong>in</strong> Umweltmanagementsystem?<br />

4. Haben Sie eigene Ideen zum Thema Umweltschutz, die an Ihrem Arbeitsplatz umgesetzt werden<br />

könnten?<br />

� Ja, welche?<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

5. Sonstige Anregungen o<strong>der</strong> Bemerkungen:<br />

21


6.2 Poster zur Büroökologie<br />

Büroökologie<br />

Bitte beachten Sie:<br />

� Papier sparen:<br />

H<strong>in</strong>terfragen Sie die Notwendigkeit des Ausdrucks von Emails o<strong>der</strong> Informationen<br />

aus dem Internet<br />

Doppelseitiges Kopieren und Drucken spart viel Papier<br />

Fehldrucke und ‐kopien sollten als Konzeptpapier o<strong>der</strong> Notizzettel weiter verwendet<br />

werden<br />

� Heizungswärme sparen:<br />

5 M<strong>in</strong>uten Stoßlüften verbessert das Raumklima optimal<br />

Dauerlüften über Kippfenster verschwendet Energie und belastet die Umwelt<br />

� EDV effizient e<strong>in</strong>setzen:<br />

Monitor bei Nichtgebrauch länger als 15 M<strong>in</strong>uten ausschalten<br />

Energiesparfunktion des Computers nutzen<br />

Drucker nur bei Bedarf e<strong>in</strong>schalten<br />

� Licht s<strong>in</strong>nvoll nutzen:<br />

Tageslicht nutzen<br />

Beim Verlassen des Büros: Licht aus!<br />

22


6.3 Datengrundlage<br />

Letztlich folgt an dieser Stelle noch die Aufstellung <strong>der</strong> zu Verfügung stehenden Daten. Diese Tabellen<br />

beziehen sich auf die verbrauchten Mengen. Dabei s<strong>in</strong>d Gas und Strom <strong>in</strong> Kilowattstunden<br />

und Wasser <strong>in</strong> Kubikmetern angegeben, ausgenommen ist dabei <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Roth, <strong>der</strong> Heizöl<br />

statt Gas bezieht.<br />

Gas<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Rathaus 35.340 105.920 94.925 110.901 106.835 119.867<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>weimar 146.647 127.131 97.137<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Roth<br />

13.457 49.089 35.470 40.259 44.584 43.565<br />

Heizöllieferungen<br />

KiGa Roth Datum 20.03.2006 23.11.2006 09.11.2007 15.04.2008 22.01.2009 27.10.2009<br />

Menge 4.391 1.467 3.761 4.419 3.907 3.037<br />

Strom<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Rathaus 36.371 37.055 39.256 34.898<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>weimar 5.382 5.820<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar 3.562 3.851 4.326 4.631<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Roth 9.438 7.852 8.353 9.020<br />

Wasser<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Rathaus 104 258 77 113 93 59<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Nie<strong>der</strong>weimar 236 315 243<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Oberweimar 91 79 99 112 43 138<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Roth 124 148 127 129 145<br />

Die farblich gekennzeichneten Fel<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle die sich auf den Wasserverbrauch bezieht,<br />

s<strong>in</strong>d Jahre, die nicht vollständig abgedeckt s<strong>in</strong>d. In Jahr 2009 s<strong>in</strong>d beispielsweise nur die Monate<br />

von Januar bis April durch e<strong>in</strong>e Rechnung belegt.<br />

23


7. Literaturverzeichnis<br />

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ (o.J.): Umweltmanagement <strong>in</strong> Kommunen.<br />

Augsburg<br />

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ (2010): Betrieblicher Umweltschutz mit<br />

Umweltmanagementsystemen. Augsburg<br />

INSTITUT FÜR ENERGIE- UND UMWELTFORSCHUNG HEIDELBERG GMBH (2006): Ökologischer<br />

Vergleich von Büropapieren <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Faserrohstoff. Heidelberg<br />

UMWELTBUNDESAMT (2009): Computer, Internet und Co. Geld sparen und Klima schützen.<br />

Dessau-Roßlau<br />

FÖRDERVEREIN FÜR UMWELTVERTRÄGLICHE PAPIERE UND BÜROÖKOLOGIE SCHWEIZ<br />

(2006): Der Öko-Bürocheck. Will<br />

LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN, Referat für Arbeit und Wirtschaft, Referat für Gesundheit und<br />

Umwelt (Hrsg.) (2009): ÖKOPROFIT-Arbeitsmaterialien. München. – unveröffentlicht<br />

HOPFENBECK, H. & M. WILLIG (1995): Umweltorientiertes Personalmanagement. München<br />

Internetquellen:<br />

auxilis GmbH: http://www.clever-strom.de/stromverbrauch.html, zuletzt aufgerufen am 20.08.2011<br />

Europäische Kommission: http://www.eu-energystar.org/de/, zuletzt aufgerufen am 15.08.2011<br />

Initiative Pro Recycl<strong>in</strong>gpapier: http://www.papiernetz.de, zuletzt aufgerufen am 15.08.2011<br />

http://www.es-war-e<strong>in</strong>mal-e<strong>in</strong>-baum.de, zuletzt aufgerufen am 15.08.2011<br />

NEULAND Wohnungsgesellschaft mbH:<br />

http://www.nld.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/Downloadcenter/Muelltrennung_deutsch.pdf, zuletzt aufgerufen<br />

am 20.08.2011<br />

RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.: http://blauer-engel.de, zuletzt<br />

aufgerufen am 15.08.2011<br />

Sadhana Forest: http://sadhanaforest.org/, zuletzt aufgerufen am 15.08.2011<br />

24


Fragebogen<br />

14


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

Fragebogen „ Haushaltsbefragung“<br />

Name des/ <strong>der</strong> Interviewers/ Interviewer<strong>in</strong>:___________________ Nummer:_______<br />

Gruppe:_____________<br />

Datum: ______________<br />

Geme<strong>in</strong>deteil: ___________________<br />

1<br />

Demografischer Wandel<br />

1. Planen Sie <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten 5 Jahre aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> wegzuziehen?<br />

� ja � ne<strong>in</strong> � k. A.<br />

1a. Bei Antwort JA und NEIN: Was s<strong>in</strong>d Ihre Gründe? (Mehrfachnennungen möglich)<br />

� Familie � Beruf � Infrastruktur<br />

� Sonstiges_______________________________________<br />

2. S<strong>in</strong>d Sie im Besitz von Leerständen?<br />

� ja � ne<strong>in</strong> (weiter mit Frage 3)<br />

2a. Würden Sie Ihren Leerstand vermieten / verkaufen?<br />

� ja (weiter mit 2c.) � ne<strong>in</strong><br />

2b. Was s<strong>in</strong>d die Gründe dafür, dass Sie Ihre leerstehende Immobilie nicht vermieten wollen?<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

� F<strong>in</strong>anzielle Absicherung � Späteres Erbe für K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Enkel � Alterswohnsitz<br />

� Sonstiges_______________________________________<br />

2c. Würden Sie auch an Unbekannte vermieten / verkaufen?<br />

� ja � ne<strong>in</strong> � k. A.<br />

2<br />

Ehrenamtliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> (<strong>Lahn</strong>)<br />

3. Waren/S<strong>in</strong>d sie ehrenamtlich tätig?<br />

Ja im Bereich<br />

Ne<strong>in</strong>, könnte ich mir aber im<br />

folgenden Bereich vorstellen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Senioren K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Senioren<br />

Sport und Freizeit Sport und Freizeit<br />

Kultur Kultur<br />

Umwelt Umwelt<br />

Politik Politik<br />

Ne<strong>in</strong>


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

Kirche Kirche<br />

öffentliche E<strong>in</strong>richtungen öffentliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

Sonstiges: Sonstiges:<br />

4. Wie viel Zeit br<strong>in</strong>gen Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche für ehrenamtliche Tätigkeit auf?<br />

� Ke<strong>in</strong>e Zeit �1-3h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche �3-6h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche �mehr als 6h<br />

5. Wie viel Zeit könnten Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche für ehrenamtliche Tätigkeit aufbr<strong>in</strong>gen?<br />

� Ke<strong>in</strong>e Zeit �1-3h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche �3-6h <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche �mehr als 6h<br />

6. Wie wird ihrer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>in</strong>formiert: (1 sehrgut bis 6 ungenügend)<br />

Über den Bedarf an ehrenamtlichen Tätigkeiten<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.<br />

Über die Möglichkeit an ehrenamtlichen Tätigkeiten:<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.<br />

7. In welchen Bereichen sehen Sie beson<strong>der</strong>en Handlungsbedarf beim Ehrenamt?<br />

3 Ärztliche Versorgung<br />

8. Werden <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen (z.B.<br />

Informationsveranstaltung zum Thema Diabetes Mellitus) angeboten?<br />

� Ja (Frage 10 auslassen)<br />

� Ne<strong>in</strong> (weiter Frage 10)<br />

� Weiß nicht (weiter Frage 10)<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben (weiter Frage 10)<br />

9. Wenn ja, besuchen Sie diese?<br />

� Immer<br />

� Je nach Thema<br />

� Nie<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

10. Wenn ne<strong>in</strong>/weiß nicht/ ke<strong>in</strong>e Angaben, wünschen Sie solche?<br />

� ne<strong>in</strong>: ke<strong>in</strong> Interesse/ ke<strong>in</strong>e Zeit (zutreffendes e<strong>in</strong>kreisen)<br />

� ja und zwar zu folgenden Themen (Mehrfachnennung möglich)


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

o Fitness und Ernährung<br />

o Diabetes Mellitus<br />

o K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesundheit<br />

o Schwangerschaft und Säugl<strong>in</strong>gsernährung (stillen/Flaschennahrung/Beikostgabe)<br />

o gesundes Altern<br />

o Themen aus <strong>der</strong> aktuellen mediz<strong>in</strong>ischen Forschung<br />

o Depressionen<br />

11. Welche/n Arzt / Pflegeleistungen/ mediz<strong>in</strong>ische Versorgung vermissen Sie <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> bzw. <strong>in</strong><br />

welchem Bereich gibt es für Sie e<strong>in</strong>en „Ärztemangel“? (Mehrfachnennung möglich)<br />

� Zahnarzt � K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt<br />

� Urologe � Gynäkologe<br />

� Hausarzt � Krankengymnastik<br />

� Heilpraktiker � Ambulante Pflege<br />

� Tierarzt<br />

� Apotheken<br />

� Aktueller Zustand ausreichend<br />

� Weiß nicht<br />

� Sonstige:____________________________________________<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

12. Woh<strong>in</strong> gehen Sie, wenn Sie e<strong>in</strong>en Facharztterm<strong>in</strong> (ke<strong>in</strong> Hausarzt) haben?<br />

� Bleibe dafür <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong><br />

� Nach Marburg<br />

� Nach Gießen<br />

� An<strong>der</strong>er Ort:__________________________________________<br />

� Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

4 Verpflegungsangebote für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

13. Wie schätzen Sie das Verpflegungsangebot (warmes Mittagessen) <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und<br />

Schulen <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>?<br />

�Sehr gut �gut �befriedigend<br />

�ausreichend �mangelhaft �ungenügend �k. A.<br />

14. Wie wichtig f<strong>in</strong>den Sie es, dass e<strong>in</strong>e Verpflegung (warmes Mittagessen) für K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Eltern erwerbstätig s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen)<br />

<strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de angeboten wird? 1 unwichtig bis 6 unverzichtbar<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.<br />

15. Könnten Sie sich vorstellen sich ehrenamtlich <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de für die Verpflegung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen zu engagieren?<br />

�Ja �Ne<strong>in</strong> �engagiere mich bereits (für Verpflegung)<br />

Wenn Ja:<br />

15a. Wie groß wäre Ihre Bereitschaft? 1 ger<strong>in</strong>ge bis 6 sehr große Bereitschaft<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

16. Könnten Sie sich vorstellen, das Verpflegungsangebot <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten und Schulen<br />

<strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de durch e<strong>in</strong>e Spende zu för<strong>der</strong>n bzw. zu unterstützen?<br />

�Ja �Ne<strong>in</strong> �k. A.<br />

5 Bewegungsför<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n - Fragebogen<br />

Def<strong>in</strong>ition K<strong>in</strong>d: 1. - 7. Klasse<br />

17. Wie viele Stunden am Tag verbr<strong>in</strong>gt ihr K<strong>in</strong>d vor dem Fernseher und Computer?<br />

K<strong>in</strong>d 1<br />

K<strong>in</strong>d 2<br />

K<strong>in</strong>d 3<br />

K<strong>in</strong>d 4<br />

0 – 1 h 1 – 2 h 2 – 3 h 3 – 4 h > 4 h<br />

18. Wie beurteilen sie die Fitness ihres K<strong>in</strong>des?<br />

K<strong>in</strong>d 1<br />

K<strong>in</strong>d 2<br />

K<strong>in</strong>d 3<br />

K<strong>in</strong>d 4<br />

Sehr gut gut mittelmäßig schlecht Sehr schlecht<br />

19. Wie viele Stunden pro Tag ist ihr K<strong>in</strong>d sportlich aktiv?<br />

K<strong>in</strong>d 1<br />

K<strong>in</strong>d 2<br />

K<strong>in</strong>d 3<br />

K<strong>in</strong>d 4<br />

0 – 1 h 1 – 2 h 2 – 3 h 3 – 4 h > 4 h<br />

20. Hat sich das Verhalten ihres K<strong>in</strong>des seit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung geän<strong>der</strong>t?<br />

K<strong>in</strong>d 1<br />

K<strong>in</strong>d 2<br />

K<strong>in</strong>d 3<br />

K<strong>in</strong>d 4<br />

Viel aktiver<br />

geworden<br />

Aktiver<br />

geworden<br />

21. Wie kommt ihr K<strong>in</strong>d zur Schule?<br />

K<strong>in</strong>d 1<br />

K<strong>in</strong>d 2<br />

K<strong>in</strong>d 3<br />

K<strong>in</strong>d 4<br />

Ke<strong>in</strong>e<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

Weniger aktiv<br />

geworden<br />

�k. A.<br />

�k. A.<br />

�k. A.<br />

Gar nicht mehr<br />

aktiv<br />

�k. A.<br />

Auto (Eltern) Bus Fahrrad Zu Fuß An<strong>der</strong>es ( z.B. Skateboard, Roller)<br />

�k. A.


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

6 Altenhilfebedarfsplanung<br />

22. Wie planen Sie im Alter zu wohnen?<br />

� Im eigenen Haus/ Wohnung (Miete und Eigentum)<br />

� Bei Angehörigen<br />

� Pflegee<strong>in</strong>richtung<br />

� Betreutes Wohnen/ Servicewohnen<br />

� Senioren - WG<br />

� Mehrgenerationenwohnen<br />

� Sonstiges _______________________________________<br />

23. Wie planen Sie bei Pflegebedürftigkeit im Alter zu wohnen?<br />

� Im eigenen Haus/ Wohnung (Miete und Eigentum) *<br />

� Bei Angehörigen *<br />

� Pflegee<strong>in</strong>richtung<br />

� Betreutes Wohnen/ Servicewohnen<br />

� Senioren-WG<br />

� Mehrgenerationenwohnen<br />

� Sonstiges _______________________________________<br />

*: Wenn zutreffend bei 24., sonst weiter bei 25<br />

24. Durch wen würden Sie gerne gepflegt/ versorgt werden? (Mehrfachnennung möglich)<br />

� Angehörige<br />

� Ambulanter Pflegedienst<br />

� Sonstiges______________________________________________________________<br />

25. Angenommen Sie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Ihrer Angehörigen werden pflegebedürftig, und Sie benötigen<br />

Hilfe/ Beratung. Wo würden Sie sich über Angebote <strong>in</strong>formieren?<br />

� Ambulanter Pflegedienst<br />

� Pflegestützpunkt<br />

� Bekannte/ Freunde/ Verwandte<br />

� Pflegeheim <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

� Rathaus/ Geme<strong>in</strong>de<br />

� Medien (z. B. Internet, Zeitung)<br />

� Sonstiges ________________________________________<br />

26. Angenommen e<strong>in</strong>er Ihrer Angehörigen würde pflegebedürftig werden, wäre es Ihnen<br />

möglich, die Pflege zu übernehmen?<br />

� Ja<br />

� Ne<strong>in</strong><br />

� Ja, aber nur mit Unterstützung durch ambulante Dienste<br />

� k. A.


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

7 Freizeit<br />

27. Wie viel Zeit haben Sie zur freien Verfügung?<br />

Montag – Freitag (Stunden <strong>in</strong>sgesamt): ___________<br />

Wochenende (Stunden <strong>in</strong>sgesamt): ______________<br />

28. Wie gut fühlen Sie sich über das Freizeitangebot <strong>in</strong>formiert?<br />

In <strong>Weimar</strong>:<br />

� gut � weniger gut � mittelmäßig � eher schlecht � schlecht � k. A.<br />

In Ihrem Ortsteil<br />

� gut � weniger gut � mittelmäßig � eher schlecht �schlecht � k. A.<br />

29. In wie vielen Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d sie Mitglied (Anzahl e<strong>in</strong>tragen)?<br />

Vere<strong>in</strong> Aktiv Inaktiv<br />

Sportvere<strong>in</strong><br />

Musik/Gesang<br />

Feuerwehr<br />

Tanz<br />

Schützenvere<strong>in</strong><br />

Kulturelles<br />

Tierzuchtvere<strong>in</strong>e<br />

Sonstiges<br />

30. Wo treffen Sie sich außerhalb von Vere<strong>in</strong>en häufiger mit an<strong>der</strong>en Menschen?<br />

� Spielplatz � Kirche<br />

� Sportplatz � Öffentlicher Raum z.B. Jugend-, Seniorentreff, Bürgerhaus, Cafe<br />

� See � Zu Hause<br />

� Sonstiges __________________________________<br />

31. Wie beurteilen Sie die Situation im H<strong>in</strong>blick auf Jugendliche, die ihre Freizeit damit<br />

verbr<strong>in</strong>gen, sich an bestimmten Plätzen zu treffen (außerhalb organisierter Vere<strong>in</strong>saktivitäten)?<br />

� ich habe solche Treffen bisher nicht beobachtet/bemerkt<br />

� ich habe solche Treffen bemerkt, mich aber nicht gestört gefühlt<br />

� ich habe solche Treffen bemerkt und mich gestört gefühlt<br />

� ich habe solche Treffen bemerkt und mich bedroht gefühlt<br />

� me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach fehlen <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> Angebote für Jugendliche, die solche Treffen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

� me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach sollte die Kommune etwas gegen solche Treffen unternehmen<br />

� k. A.<br />

8 Tourismus <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>:<br />

32. Haben Sie von den historischen Funden gehört, die beim Kiesabbau zwischen Nie<strong>der</strong>weimar<br />

und Argenste<strong>in</strong> gemacht wurden?<br />

� ja � ne<strong>in</strong> � k. A.<br />

Im Rahmen dieser Funde hat sich die Planung zu e<strong>in</strong>em „Archäologischen Freilichtmuseum Marburger<br />

Land“ <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>-Argenste<strong>in</strong> entwickelt.<br />

33. Inwieweit fühlen Sie sich als Bürger von <strong>Weimar</strong> ausreichend <strong>in</strong>formiert über und mit<br />

e<strong>in</strong>bezogen <strong>in</strong> das AFML Projekt?<br />

Informiert: �Gar nicht �wenig �mittel �gut �sehr gut �k. A.<br />

Mit e<strong>in</strong>bezogen:�Gar nicht �wenig �mittel �gut �sehr gut �k. A.


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

34. Inwieweit unterstützen sie das AFML Projekt? Gar nicht 1 - 5 Sehr<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �k. A.<br />

35. Wenn ja: S<strong>in</strong>d sie Mitglied im För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> des AFML-Projekts?<br />

� ja � ne<strong>in</strong>, überlege beizutreten � ne<strong>in</strong> � k. A.<br />

9 Landwirtschaft und Umwelt<br />

36. Wie empf<strong>in</strong>den Sie die folgenden Aspekte <strong>der</strong> Landwirtschaft? 1 sehr positiv – 5 sehr negativ<br />

Landwirtschaft als Erholungsraum �1 �2 �3 �4 �5 �k. A.<br />

Durch landwirts. Elemente geprägtes Landschaftsbild �1 �2 �3 �4 �5 � k. A.<br />

(z.B. Ackerrandstreifen, Hecken, Viehweiden, Fel<strong>der</strong>)<br />

Geruch �1 �2 �3 �4 �5 � k. A.<br />

Lärm �1 �2 �3 �4 �5 � k. A.<br />

Verschmutzung �1 �2 �3 �4 �5 � k. A.<br />

37. Welche <strong>der</strong> folgenden Angebote e<strong>in</strong>es ortsansässigen Landwirts würden sie nutzen?<br />

ja ne<strong>in</strong> vielleicht<br />

Urlaub auf dem Bauernhof<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>erlebnistag, z.B: „Den Acker erleben"<br />

Hoffest, Schlachtfest, Erntedankfest<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür mit Führung und<br />

Fahrzeugausstellung<br />

Veranstaltungsort für private Feierlichkeiten<br />

Sonstiges<br />

10<br />

Vermarktung und Absatz regionaler Lebensmittel<br />

38. Wie häufig besuchen Sie e<strong>in</strong>en regionalen Bauernmarkt o<strong>der</strong> Hofladen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Weimar</strong>?<br />

�sehr oft �oft �manchmal �selten �nie �k. A.<br />

39. Aus welchen Gründen würden Sie sich gegen den Besuch e<strong>in</strong>es regionalen Bauernmarktes<br />

o<strong>der</strong> Hofladens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> entscheiden?<br />

�höhere Lebensmittel-Preise �kle<strong>in</strong>ere Auswahl an Produkten<br />

�Sonstiges �k. A.


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

40. Wie sehr vertrauen Sie den ansässigen Landwirten bezüglich ihrer Aussagen über die<br />

Herkunft <strong>der</strong> Produkte, die Nutzung verschiedener Ackerchemikalien, <strong>der</strong> Anbaumaßnahmen<br />

etc.?<br />

�ke<strong>in</strong> Vertrauen �ger<strong>in</strong>ges �mittelmäßiges �hohes �volles Vertrauen<br />

�k. A.<br />

41. Was denken Sie, wenn Sie auf e<strong>in</strong>em regionalen Bauernmarkt Produkte aus an<strong>der</strong>en<br />

Herkunftslän<strong>der</strong>n bzw. nicht-saisonale Produkte angeboten bekommen?<br />

�Ich fühle mich betrogen �Das ist mir gleichgültig �Es ist für mich <strong>in</strong> Ordnung<br />

�k. A.<br />

42. S<strong>in</strong>d Ihnen die Vorteile des Konsums regionaler Produkte bewusst? (ke<strong>in</strong>e Ausbeutung von<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n, m<strong>in</strong>imierte Transportkosten und -Wege, Schonung von Ressourcen)<br />

�Ja �Ne<strong>in</strong> �Vielleicht �k. A.<br />

11 Energiemonitor<strong>in</strong>g<br />

43. Wie oft nutzen Sie das Bürgerhaus <strong>in</strong> Ihrem Geme<strong>in</strong>deteil?<br />

� wöchentlich � mehrmals im Monat � e<strong>in</strong>mal pro Monat<br />

� mehrmals jährlich � e<strong>in</strong>mal jährlich � nie � k. A.<br />

44. Würden Sie e<strong>in</strong>er Reduzierung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Bürgerhäuser <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ortsteile<br />

zustimmen (beispielsweise e<strong>in</strong>er Reduzierung auf jedes zweite Bürgerhaus)?<br />

� ja � ne<strong>in</strong> � k. A.<br />

12 Erneuerbare Energien<br />

45. In welcher „regenerativen Energieerzeugung“ sehen Sie <strong>in</strong> Ihrer Geme<strong>in</strong>de die<br />

größte Akzeptanz?<br />

� W<strong>in</strong>dkraft � Solarenergie<br />

� Biogas � An<strong>der</strong>e: _____________________ �k. A.<br />

46. Nutzen Sie bereits privat e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> regenerativen Energieerzeugung?<br />

�Ja �Ne<strong>in</strong> �k. A.<br />

Wenn „Ja“, welche:<br />

� Biogas<br />

� Solarenergie<br />

� Erdwärme<br />

� Holzpellets o.ä.<br />

� An<strong>der</strong>e: ___________________ � k. A.


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

47. Nutzen Sie gegenwärtig e<strong>in</strong>e Photovoltaik-Anlage?<br />

�Ja �Ne<strong>in</strong> �k. A.<br />

Wenn „Ne<strong>in</strong>“, warum?:<br />

� zu teuer � zu wenig <strong>in</strong>formiert<br />

� ungünstige Lage � Sonstiges:________________<br />

� k. A.<br />

Wie bewerten Sie:<br />

48a. die Bemühungen ihrer Geme<strong>in</strong>de zum Ausbau regenerativer Energien?<br />

Von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht)<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.<br />

48b. die Informationspolitik ihrer Geme<strong>in</strong>de zum Thema „regenerative Energieerzeugung“ und<br />

zu <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung? Von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht)<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.<br />

49. Was halten sie von dem Vorhaben des Landkreises Marburg-Biedenkopf, bis 2040 autark mit<br />

erneuerbaren Energien versorgt zu se<strong>in</strong>? Von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht)<br />

�1 �2 �3 �4 �5 �6 �k. A.<br />

13<br />

Soziodemografische Faktoren<br />

50. Sie s<strong>in</strong>d Geburtsjahr: 19_____<br />

51. Geschlecht: � männlich � weiblich<br />

52. Familienstand<br />

� ledig<br />

� verheiratet � geschieden<br />

� verwitwet � dauernd getrennt lebend<br />

53. Wie viele Personen leben <strong>in</strong> Ihrem Haushalt?<br />

0 – 3 Jahre: ___ 11 – 13 Jahre: ___ ≥ 20 Jahre: ___<br />

4 – 6 Jahre: ___ 14 – 16 Jahre: ___<br />

7 – 10 Jahre: ___ 17 – 19 Jahre: ___<br />

54. Wohnen Sie …<br />

� zur Miete<br />

� <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Eigentumswohnung<br />

� <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Haus<br />

55. Sie s<strong>in</strong>d…<br />

� Schüler/-<strong>in</strong> bzw. <strong>in</strong> Ausbildung/Studium


<strong>Projektstudium</strong> 2011 <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong> / <strong>Lahn</strong> Haushaltsbefragung<br />

� ganztags berufstätig � teilzeitbeschäftigt � <strong>der</strong>zeit arbeitssuchend<br />

� Rentner/-<strong>in</strong> � Hausfrau/Hausmann<br />

� Sonstiges: _______________________(z.B. <strong>in</strong> Erziehungszeit)<br />

56. Falls Sie berufstätig s<strong>in</strong>d: Sie arbeiten <strong>in</strong><br />

� <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> � Marburg � Gießen � Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet<br />

� an<strong>der</strong>swo:_____________<br />

57. Sie leben schon seit ___________(Jahreszahl) <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong>?<br />

58. S<strong>in</strong>d Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Weimar</strong> geboren o<strong>der</strong> zugezogen?<br />

� geboren � zugezogen<br />

59. Wenn Sie ZUGEZOGEN s<strong>in</strong>d, dann aus welchem Grund? (Mehrfachnennungen möglich)<br />

� Familie � Infrastruktur<br />

� Beruf � Sympathie zur Geme<strong>in</strong>de / Region<br />

� sonstiges_______________________________________<br />

60. Beabsichtigen Sie, Ihren Lebensabend <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> zu verbr<strong>in</strong>gen?<br />

� Ja � Ne<strong>in</strong> � k. A.<br />

61. Staatsangehörigkeit � deutsch � an<strong>der</strong>e:_________________<br />

62. Höchster Bildungsabschluss<br />

� Hauptschulabschluss<br />

� Realschulabschluss<br />

� Fachabitur/Abitur<br />

� Studium<br />

� Volksschule<br />

� Meister<br />

� ke<strong>in</strong> Abschluss<br />

� Sonstiges:_______________<br />

63. Was würden Sie <strong>in</strong> <strong>Weimar</strong>/<strong>Lahn</strong> verän<strong>der</strong>n, wenn Sie <strong>der</strong>/die Bürgermeister/<strong>in</strong> wären?


Pressespiegel<br />

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