UNI0216

■ Titel hTriales Studium
Nichts
für Weicheier
Duales Studium war
gestern. Wer auf Gesellenbrief
und
Hochschulabschluss
noch einen drauf packen will, studiert
heute trial und sichert sich
obendrein noch den Meistertitel.
Das Modell ist brandneu und im
norddeutschen Raum bisher einzigartig.
Handwerkskammer
Hannover und Fachhochschule
des Mittelstandes (FHM) machen
dafür gemeinsame Sache
und bieten seit August 2014 den
trialen Studiengang Handwerksmanagement
an.
Nach spätestens viereinhalb Jahren
haben die Absolventen drei
Abschlüsse in der Tasche. Auf üblichem
Wege würden sie dafür gut
Die Wege zum
Traumberuf sind
vielfältig. Im Dschungel
der Job-Möglichkeiten
verliert manch
einer allerdings
schnell die Orientierung.
UNI EXTRA-
Mitarbeiterin Katja
Eggers erklärt, wie
man im Trialen
Studium neuerdings
eine Ausbildung, ein
Studium und auch
noch den Meister
macht.
und gerne acht Jahre benötigen.
Für Weicheier ist das triale Studium
allerdings nichts. Parallel zur
Ausbildung im Handwerk wird
die ersten beide Jahre in Teilzeit
studiert. Konkret heißt das: Die
Woche über im Betrieb lernen,
einmal die Woche die Berufsschule
besuchen und abends nach der
Arbeit in Online-Vorlesungen am
heimischen Rechner BWL, Personalmanagement,
Recht und Marketing
büffeln. Dazu kommen
Präsenzveranstaltungen an Samstagen.
Nach der Gesellenprüfung
geht es ins achtmonatige Vollzeitstudium
an der FHM.
„Man muss auf jeden Fall Kondition
mitbringen“, betont Nadine
Grün, Beauftragte für Handwerk
und Hochschule an der Handwerkskammer
Hannover. Das
neue Angebot richte sich an leistungsstarke
Jugendliche mit Abi
oder Fachhochschulreife. „Ideal
ist das Ganze für diejenigen, die
Lust auf Handwerk haben, Karriere
machen und Führungsaufgaben
übernehmen wollen, sich
aber mit einer Ausbildung allein
unterfordert fühlen“, sagt Grün.
Mit dem trialen Studium bauen
sich die Absolventen zwei Standbeine
auf: Ein handwerkliches
und ein betriebswirtschaftliches.
„Beides lernen sie von der Pieke
auf und können sich damit später
beruflich in alle Richtungen bewegen“,
erklärt Grün.
Bundesweit wird das triale Studium
bisher lediglich in Köln angeboten.
Der Studiengang ist dort
2010 als Modellversuch gestartet.
Der erste Durchgang ist schon beendet,
die Erfahrungen sind gut.
„Viele Absolventen haben interessante
Jobangebote erhalten oder
den elterlichen Betrieb übernommen“,
sagt Grün. In Hannover ist
noch keiner fertig. Derzeit gibt es
zwölf Studenten, darunter Bäcker,
KFZ-Mechatroniker, Maurer,
Tischler, Friseure und Elektrotechniker.
„Im Grund kann in allen
Gewerken trial studiert werden,
da sich die Ausbildung aber
auf mindestens zweieinhalb Jahre
verkürzt, muss der Betrieb damit
einverstanden sein“, betont Grün.
Wer sich für das triale Studium
interessiert, sollte als erstes einen
Beratungstermin in der Handwerkskammer
vereinbaren, um
den Ablauf des Studiums individuell
zu planen. Dann steht die
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz
und danach die Bewerbung
um einen Studienplatz
an der FHM an. Wer das Auswahlverfahren
erfolgreich wuppt,
kann die Ausbildung zum 1. August
oder 1. September starten
und im Oktober parallel mit dem
Studium anfangen. Viele Bewerber
würden zum Beratungsgespräch
in der HWK übrigens ihre
Eltern mitbringen. „Und die sind
in der Regel total begeistert vom
trialen Studium und hätten damals
so eine Möglichkeit auch für
sich selber gewünscht“, sagt
Grün.
■
20 UNI-EXTRA