13.06.2016 Aufrufe

Reisebericht NL 26.10.15

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Montag - 26.10. 15<br />

Heute komme ich früher los. Es ist noch so dunkel, dass die<br />

Sterne zu sehen sind. Wie der Abend versprach, war es eine<br />

klare Nacht – glasklar. So ist die zunehmende Farbveränderung<br />

des Himmels besonders gut zu sehen. Eine ganz andere<br />

Stimmung als gestern morgen, wo es diesig war.<br />

Mein Timing ist perfekt. Dort, wo man das erste Mal die gute<br />

Aussicht auf das Bergmassiv mit dem markanten Grassy Hill<br />

(aka Grass Mountain aka Heikes-Berg :) ) hat, zeigt sich das<br />

satte Blau mit einem zarten helleren Streifen, der schon den<br />

Morgen erahnen lässt. Die Bergspitzen zeichnen sich<br />

scharfkantig wie mit der Schere geschnitten an dieser helleren<br />

Linie ab.<br />

Ein Wagen folgt mir. Als ich parke, passiert er das Tor.<br />

Schichtwechsel bei den Securities. Der nette Miro tritt seinen<br />

Dienst an.<br />

Glasklare Nächte und wunderschöne glasklare<br />

Morgendämmerung bedeuten natürlich auch – es ist bitterkalt.<br />

Laut Handy 8 Grad!<br />

Gut, dass ich eine Decke aus dem Motel ausgeliehen habe.<br />

Kapuze auf und Decke um die Schultern gewickelt, so setzte<br />

ich mich auf die Mauer. Die vorbeifahrenden Autos sind so<br />

merkwürdige Gestalten am Tor von Michael Jackson wohl<br />

gewohnt. Keines hupt. Niemand zeigt mir einen Vogel :)<br />

Nun ja, die Mitarbeiter die heute ihre Arbeitswoche beginnen<br />

tun soetwas eh nicht. Freundlich und mit einem kleinen Scherz<br />

hier und da, werden sie von Miro eingelassen.<br />

„Guten Morgen“, kommt es dann vom Tor auch in meine<br />

Richtung herüber, und das so nett, da muss man sich nicht mal<br />

mit einer Decke um die Schultern verlegen fühlen. Ich grüße<br />

ihn zurück und räume ein, dass ich nicht verrückt bin, es sei<br />

1


zum Sonnenaufgang einfach besonders schön hier.<br />

„Oh yes, I understand that“, erwiderte der nette Typ und man<br />

glaub es ihm gerne. Alles was er sagt, verstärkt das Gefühl,<br />

dass er zumindest ahnt, was unsereins Michael-Liebende<br />

hierher zieht. „How about a coffee?“<br />

Wenn ein Kaffee so richtig gut tut, dann an diesem kalten<br />

Morgen.<br />

Es dauere aber ein wenig. Er koche das Pulver ohne Filter und<br />

ohne Kaffeemaschine auf, nur Wasser und Kaffeepulver.<br />

Umrühren, fertig. 'Cowboy-Kaffee' nenne ich das (wobei der<br />

im Lagerfeuer aufgekocht wird :)<br />

Sein Kollege hatte ihn mit den Worten begrüßt. „Miro, ey<br />

Mann, hast du gar nicht mehr frei?“<br />

Ich frage ihn danach (immerhin hat er übers Wochenende<br />

Dienst gehabt). Es sagt ab morgen habe er 5 freie Tage.<br />

Er geht wieder seiner Arbeit nach, was immer die ist, dort in<br />

dem kleinen Haus am Tor.<br />

Und ich gehe meiner nach, :) sehne, mit einer heißen Tasse in<br />

der Hand die Sonne herbei und versuche die Stimmung auf<br />

Fotos festzuhalten.<br />

Irgendwann kommt Miro zurück an den Zaun. Unsere<br />

Konversation erstreckt sich immer nur auf ein paar Sätze. Er<br />

fragt mich nicht aus und ich nicht ihn. Das ist angenehm. Ich<br />

mag ihn nicht mit unzähligen Fragen 'aushorchen'. Bei seiner<br />

nächsten Stippvisite am Zaun bietet er mir noch einen Kaffee<br />

an. Schon gestern hatte ich nicht gedacht, dass eine Steigerung<br />

möglich sei, doch heute gibt es Tasse zwei sogar mit einem<br />

Löffel Rohrzucker.<br />

Life is sweet :)<br />

„Der Kaffee ist mit Neverland-wasser gebrüht. Es wird 1000<br />

(oder 2000?) Fuß hochgepumpt, das beste Wasser der Gegend.<br />

Hast du eine Wasserflasche, dann fülle ich sie dir auf.“<br />

2


So komme ich zu einer ganzen Gallone frischem Wasser aus<br />

den Tiefen Neverlands.<br />

Der Himmel meint es so gut mit mir und das, bevor die Sonne<br />

es überhaupt über den Berg geschafft hat.<br />

Und es geht weiter. Klarer Morgen, das bedeutet fantastische<br />

Bilder.<br />

Kaum zu glauben, doch schon die ersten Strahlen wärmen<br />

angenehm. In diesem frühen Licht kann ich gar nicht aufhören<br />

3


Aufnahmen zu machen. Der Himmel trägt ein herrliches Blau<br />

und die Farben wirken wie frisch gewaschen. Das Gegenlicht<br />

wirft harte Schatten.<br />

Fotograf müsste man sein.<br />

Jeder Blickwinkel ist ein Foto wert, immer wissend, dass keine<br />

Aufnahme das wirkliche Licht einfangen kann.<br />

Kein Foto kann alle Sinne so zufriedenstellen, wie es dieser<br />

Augenblick tut.<br />

Ich bin nicht nur froh, sondern dankbar, diese stillen Stunden<br />

am Tor genießen zu dürfen. In dieser Abgeschiedenheit kann<br />

man jede Bewegung, jeden einzelnen Vogel, jedes Geräusch<br />

wahrnehmen. Dazu wandelt sich auch der Geruch des Ortes mit<br />

der Erwärmung.<br />

Es ist diese Komposition aus all diesen einzelnen 'Noten', der<br />

ich nicht müde werde zu 'lauschen'. Ohne Frage, wird diese<br />

Zeit hier zu einer meiner schönsten Erinnerung werden. Die<br />

von der Sorte, mit der man sich verbinden kann, wann immer<br />

man in der Stille die Augen schließt.<br />

4


~<br />

Zurück im Motel, hole ich mir gerade noch Frühstück bevor<br />

abgeräumt wird. Ich verputze es im Zimmer und telefoniere mit<br />

Zuhause. Heike kommt mit zwei kühlen Limonaden zurück. Es<br />

geht ihr besser und sie ist unternehmungslustig.<br />

Wir werden unser Glück am Nojoqui-Wasserfall versuchen.<br />

Letztes Jahr war er gesperrt.<br />

Heike hatte ja schon das Glück dort sitzen zu dürfen. Zwar war<br />

das fallende Wasser damals nur ein Rinnsal, aber der Zauber<br />

des Ortes den auch Michael mochte, war wohl zu spüren.<br />

(Wenn ich mich recht erinnere, waren da sogar ein „Sitzplatz'<br />

im Fels. Genau kann Euch das Heike sagen :)<br />

Jedenfalls machen wir uns auf den Weg. Die Fahrt dorthin ist<br />

schön. Die Straße liegt im Schatten von Bäumen, die mich mit<br />

ihrem Behang an Halloween erinnern. Solche wehenden<br />

'Schleier' kennt man speziell aus allen Filmen die in 'Savannah<br />

Georgia' gedreht werden.<br />

Mit Heike an der Seite, ist das Navi überflüssig. Sie findet sich<br />

so zurecht. Wir fahren zwar an dem Park-platz vorbei, doch das<br />

liegt daran, dass dort überhaupt nichts los ist. Im Sommer wird<br />

dieser Ort wohl rege genutzt. Das ist auch kein Wunder. Es ist<br />

ein Park mit viel Platz. Hier können Familien auf der Wiese<br />

sitzen, Picknick veranstalten und Spielen. Wir fahren bist ans<br />

Ende durch, dort wo der Weg zum Wasserfall beginnt.<br />

'Keep Out - Hazardous Conditions' (gefährlicher Zustand).<br />

Wir haben es ja schon geahnt, – immer noch gesperrt.<br />

5


Die ausgeschilderten 10 Minuten Fußweg bis zum Wasserfall,<br />

dehnen sich damit auf unbestimmte Zeit. Vermutlich ist der<br />

ohnehin der momentanen Regenarmmut zum Opfer gefallen.<br />

Das Bachbett ist jedenfalls absolut ausgetrocknet.<br />

Eine weitere Warntafel macht auf Berglöwen aufmerksam,<br />

dessen Lebensraum hier ist. So ein Tier könne ohne<br />

Vorwarnung angreifen. Besonders kleine Kinder seien<br />

gefährdet. Man sollte nicht alleine wandern und diese<br />

Wildkatzen durch viel Lärm fernhalten. Nun ja, wir werden<br />

nicht herausfinden was passiert wenn man die Absperrung<br />

missachtet, genießen den lauschigen Schatten des Ort. Heike<br />

nennt ihn „Michaels Cathedral“.<br />

Passend.<br />

6


Wir beschließen die Lady im 'Weihnachtsladen' zu besuchen.<br />

Als wir das Geschäft betreten, empfängt uns die Dame mit der<br />

Nachricht, dass wir nicht hereinkommen können. Überall stehe<br />

Ware herum, und sollte jemand stolpern, würde die<br />

7


Versicherung nicht zahlen. Sie erkundigt sich ob wir<br />

(Puppen)Sammler (Collectors) sind und erklärt gleich, dass wir<br />

morgen wiederkommen sollen, es lohne sich. Auf so ziemlich<br />

alles würde es 50% geben.<br />

Ich spreche sie an, dass ich gehört habe Michael sei ihr Kunde<br />

gewesen.<br />

„Oh ja!“<br />

Sie habe 3 Mal für ihn Weihnachtsdekoration geliefert, sei<br />

sogar selbst dort gewesen. Sie zeigt auf eine Puppe, einen<br />

Engel. Diese sei identisch mit einer, die er als Weihnachtsengel<br />

bestellt habe. Diese Puppen seien handgefertigte Einzelstücke.<br />

Der Engel der dort stehe sei eine Nachbildung seines<br />

Exemplars. Diese Puppen werden nicht mehr hergestellt.<br />

Früher wurden Teile in Deutschland gefertigt, nun nur noch in<br />

China. Daran habe sie kein Interesse. Sie sagt Michael habe zu<br />

Weihnachten zwei Bäume aufstellen lassen, einen im Haus<br />

und einen im Kino. Beide seien über zwei Etagen hoch<br />

gewesen. Im Kino habe sie kein Foto machen dürfen. KEINER<br />

durfte das. Dabei sei der Baum so schön gewesen.<br />

Im Haus habe sie die Treppen nicht schmücken dürfen.<br />

Michael war so vorsichtig, wollte keine Stolperfallen für seine<br />

Kinder. Ein Mal seien zwei Typen von LA hochgekommen<br />

('two gay guys' Anm.: Vllt Bush und Thompkins?). Sie haben<br />

Elizabeth Taylors Gästehaus ganz in Purple dekoriert. Auf<br />

seinem Piano haben all die Fotos von Prominenten gestanden.<br />

Doch Michael sei ein ganz freundlicher, bodenständiger<br />

Mensch gewesen.<br />

Einmal klingelte es an ihrer Tür und ihre Tochter sagte: „Es ist<br />

Michael, er möchte dich sprechen.“ Sie habe geantwortet: „Ich<br />

kann nicht, bin schon in meinem Pyjama!“ Michael der das<br />

hörte, rief: „Es macht mir nichts aus was sie trägt.“ Er brauchte<br />

ihre Hilfe für irgendwelche Kopien.<br />

8


Jetzt wo so viele Jahre vergangen seien, sprächen die Leute im<br />

Ort zunehmend über seine Wohltätigkeit. Sie freue das. Er habe<br />

so viel im Verborgenen gegeben.<br />

Wir erfahren noch mehr aus ihrem bewegten Leben. Sie habe<br />

so ein Geschäft mal neben einem berühmten Hotel geführt.<br />

Shirley Temple habe sie ein Parfüm geschenkt, das die sehr<br />

mochte. Man habe sie einfach mit dem Aufzug zu ihr<br />

hochfahren lassen. So sei das damals gewesen.<br />

Wir bedanken uns und versprechen morgen wieder zu<br />

kommen.<br />

Also werden wir uns morgen, ala Michaels durch dieses<br />

vollgestopfte Geschäft voller Puppen und Weihnachtsschmuck<br />

wühlen.<br />

~<br />

Also auf nach Los Olivos. Zuerst einmal, betreten wir das 'Post<br />

Office', Michaels Postfach einmal aus der Nähe sehen. Wir<br />

müssen nicht erwähnen, dass man jeden Türknauf und jedes<br />

Eintreten mit dem Gedanken 'Michael hat das auch getan. Das<br />

hat er auch gesehen' tut.<br />

Beim Betreten flutscht ein kleiner Hund zur Tür heraus. Ein<br />

zweiter Hund und eine Frau sind an den rechten Fächern. Ich<br />

sage ihr, dass ihr Hund entwischt ist.<br />

Sie lacht und eilt schnell hinaus. Der kleine Schwarzweiße ist<br />

noch nicht weit, begießt die Büsche. Sie schnappt ihn und<br />

erklärt, dass er ihrer Tochter gehöre. Und wenn einer ausbüxt,<br />

dann dürfe das nur ihrer sein. Sie ist eine fröhliche Person und<br />

sie verstärkt das Gefühl, dass es sich unter solchen Einwohnern<br />

auch für Michael sehr gut angefühlt haben wird.<br />

Also noch mal durch die Tür eintreten. Michaels Fach liegt<br />

irgendwo, da links unten (Heike welche Nummer war das?).<br />

Nächster S(t)hop: Jedlicka's.<br />

9


Beim Eintreten riecht es nach Leder und Lederfett. Cowboy-<br />

Sättel, Cowboy-Stiefel, alles was man zu deren Pflege benötigt<br />

und was sonst noch das Cowboy-Herz (oder der Touris) höher<br />

schlagen lässt, gibt es in diesem dunkel vertäfeltem<br />

Geschäftsraum. (HIER müssen die Cowboys vom Mexikaner<br />

sich eingekleidet haben :))<br />

In der Mitte die Kasse, und gläserne Vitrinen mit<br />

Silberschmuck – für Cowboys und ihre Mädels. Ich spreche<br />

das junge Mädchen an der Kasse an und wundere wie<br />

schüchtern sie ist. Eine Verkäuferin die keinen Blickkontakt<br />

aufnehmen mag, habe ich nicht erwartet.<br />

Wir schauen uns um, weil Michael hier mal ein Geschenk für<br />

(seine) Kinder gekauft hat. Irgendetwas, das wir weder in den<br />

Auslagen vermuten noch entdecken können. Leider ist mir<br />

gerade entfallen, was das gewesen ist. (Ein Tretauto geistert<br />

durch meinen Kopf).<br />

Dann betreten wir auf der gegenüber liegenden Seite eine<br />

kleine Boutique die wirklich sehr liebevoll gestaltet ist. 1000<br />

nette Dinge im Landhausstil. Viel Weiss. Ein wenig wie in<br />

einem Laden für Hochzeitsausstattung :))<br />

10


Ein paar Schritte weiter kommt eine kleine Galerie. Auch hier<br />

soll Michael gestöbert haben. Bei der entspannten Atmosphäre<br />

dieses Ortes, ist es leicht vorstellbar, wie er hin und wieder<br />

unverhofft aufgekreuzt sein mag.<br />

Im Geschäft am Ortsausgang, das eine Mischung aus kleinem<br />

Supermarkt, Weinhandlung, Tabakkiosk und Coffee-Shop ist,<br />

stöbern wir ein wenig. Auf Reisen ist ja alleine das Stöbern<br />

schon so interessant. Und ich suche nach irgendeinem<br />

Nussriegel oder sowas, für Miro. Da ich noch seine Tasse habe<br />

(er war nicht da, als ich fuhr), würde ich sie ihm gerne mit<br />

einer Kleinigkeit zurrückgeben. Obwohl das nicht stimmt. Ich<br />

würde sie gerne behalten und stelle mit seit dem ersten Schluck<br />

aus ihr vor, wie es wäre sie behalten zu dürfen. Sie wäre mir<br />

heilig. Doch man soll Freundlichkeit nicht überstrapazieren,<br />

das wäre schade.<br />

Und dann endlich :)) geht’s die Figueroa Mountain Road hoch.<br />

Diesmal wirklich weit hoch.<br />

Wir passieren das Tor mit der großen Eiche mit einem<br />

sehnsuchtsvollen Blick. Heute wollen wir 'Heikes-Berg' etwas<br />

näher kommen und Heike erzählt, jemand vom Malibu-Fan-<br />

Club hätte geschrieben, von weiter oben könne man den<br />

'Jungen im Mond' (der oberhalb von 'Katherine Station'),<br />

sehen/fotografieren. Wenn das stimmt, dann sollte das Zoom<br />

von Heikes Nikkon uns diesen Blick ermöglichen.<br />

Nach der scharfen Kurve wird die Straße wesentlich schmaler.<br />

Wie ein entgegenkommendes Auto der Marke SUV an uns<br />

vorbei passen soll ist ein Rätsel. Aber es ist ein offizieller Weg,<br />

der letztlich zu einem Camping Platz führen soll, da werden<br />

wir das auch schaffen.<br />

Jede Kurve die einen freien Blick Richtung Neverland<br />

verspricht, steigen wir aus und versuchen durch das Zoom<br />

11


etwas zu erkennen. Es geht ein angenehmer Wind. Wir<br />

kommen schnell höher und dem Grass-Mountain sehr nah. Von<br />

der Höhe her MÜSSEN wir Gebäude auf Neverland sehen,<br />

doch die Luft ist diesig, jedenfalls in Kombination mit der<br />

Entfernung zu diesig. Ich meine ein hellerer Fleck könne das<br />

Bahnhofsgebäude sein. Wir einigen uns darauf, dass es das IST<br />

:)<br />

An dem Punkt wo der Verlauf der Straße immer südlicher<br />

weist, drehen wir um.<br />

Egal aus welcher Richtung, es ist ein schönes Gefühl zum Tor<br />

zu fahren. DAS ist das Ziel unserer Reise.<br />

In der Sonne verbringen wir eine Weile dort. Dann beschließen<br />

wir noch mal in Solvang Station zu machen, bevor wir zum<br />

Sonnenuntergang zurückkehren.<br />

Es steht ja etwas ganz Besonderes an – Vollmond.<br />

Nach diesem klaren Morgen und einem sonnigen Tag, kann<br />

auch der frühe Abend mit der tiefstehenden Sonne nur<br />

malerisch sein. Ich habe meinen Akku am Handy schon<br />

aufgebraucht.<br />

12


Kaum zu glauben, dass ICH kein Foto vom Mondaufgang<br />

schießen werde. :/<br />

Aber gut, Heike hat ihre Nikkon im Anschlag. Und sowieso<br />

würde ich nicht dazu kommen...<br />

Noch ist es aber nicht dunkel.<br />

Miro's Schicht geht dem Ende zu. Ich erzähle ihm, wie hoch<br />

wir gefahren sind, frage ob man von dort die Ranch sieht. Es<br />

sagt, das gehe nur mit Helicopter; Sie läge zu geschützt hinter<br />

den Rolling Hills. Ich gebe ihm die Tasse zurück, die mich nun<br />

seit 2 Tagen begleitet und aus der ich gestern Abend Wein und<br />

heute Morgen Neverlandquellwasser getrunken haben. Ein<br />

Energieriegel aus dem Bio-shop in Solvang und eine paar<br />

Dankeszeilen habe ich hineingesteckt. Er freut sich drüber.<br />

Dann, die Sonne hat sich verabschiedet und das Blau über den<br />

Bergen wird zunehmend kräftiger, nicht mehr lange, dann wird<br />

der Mond sich über eine der Kuppen schieben... da winkt Miro<br />

mich noch einmal ans Tor.<br />

Ab morgen wird er ein paar Tage frei haben, es ist also Zeit<br />

sich zu verabschieden. Wir tauschen e-mail-Adressen aus. Er<br />

schreibt mir mal, wenn ich ihm meine Adresse geben mag,<br />

würde er mir eine DVD von einem Hubschrauberflug von<br />

Santa Barbara über diese Gegend senden. Wahrscheinlich<br />

einfach nur eine nettes Angebot, weil wir ein paar nette Sätze<br />

miteinander gewechselt haben. Er schreibt seine Adresse in<br />

mein Büchlein, ich gebe ihm meine.<br />

Wir geben uns die Hand.<br />

Schade, dass er die nächsten Tage nicht hier sein wird.<br />

Doch kein Grund zum Trübsal blasen, jetzt ist der Augenblick.<br />

Der Mond. Gross und hell geht er auf. Unzählige Male<br />

gesehen, x-mal gefeiert, immer wieder ein tolles Erlebnis.<br />

Diesmal sehr speziell. Heike fotografiert ihn durch die Äste der<br />

'Gentle Guardian Oak'.<br />

13


In diesem Moment stoppt Miros Pic-up hinter mir.<br />

„Karin“, ruft er.<br />

Wobei rufen es nicht trifft. Es sagt es leiser als sein Motor<br />

brummt, und ich bin mir nicht mal sicher, dass er es überhaupt<br />

gesagt hat. Ich drehe mich um und er winkt mich heran.<br />

„For you.“ Er greift in die Ablage der Mittelkonsole. In meiner<br />

Hand landen ein paar Eicheln. „From the Giving Tree.“<br />

Ich weiß nicht was ich sage, aber ganz sicher sieht er das<br />

unfassbare Staunen auf meinem Gesicht. Und ich weiß, dass<br />

ich ein „Danke“ über die Lippen bekomme.<br />

„Don't tell on facebook.“<br />

Das wäre nicht gut.<br />

Ich verspreche es. Sage mein engster Kreis umfasse ohnehin<br />

nur 5 Freundinnen.<br />

Weg ist er, der supernette Neverland-Safety Guard, dessen<br />

Nachname so passend 'Tinka' ist.<br />

Heike ist genauso platt wie ich.<br />

Wir fallen uns in die Arme.<br />

Zurück im Motel überlege ich. Die Eicheln sind schon weit<br />

aufgeplatzt.<br />

14


Ich glaube nicht ernsthaft daran, dass sie noch keimen können.<br />

Noch grün und ohne Wurmlöcher, so sollten sie sein, damit<br />

überhaupt eine Chance besteht. Aber was soll's, wir MÜSSEn<br />

es versuchen! Also wässern und ab in den Kühlschrank.<br />

Zuhause sehen wir weiter.<br />

Genau 6 Eicheln vom Giving Tree – für jede eine.<br />

Der ganze Abend ist getragen von der Freude über dieses<br />

michaelige Geschenk.<br />

- Magic.<br />

♥♥♥<br />

Anmerkung zum Giving Tree:<br />

Es ist immer noch so, dass jede eine Eichel bekommen soll,<br />

aber...<br />

Ja, aber....<br />

Ich weiß von Heike, dass ihre nicht gekeimt ist :/<br />

Was ist mit Deiner, Doris?<br />

Von den Vieren, die in meinem Kühlschrank waren, sind 3<br />

gekeimt und die Vierte sah auch vielversprechend aus. Es war<br />

Winter mit Minusgraden, kein Zeitpunkt sie auf Reisen zu<br />

schicken, also musste ich versuchen ob sie in meiner<br />

Fensterbank etwas werden.<br />

Bei der Ersten ist der Keimling nach einer Nacht verdorrt :/.<br />

Sie hat aber dann Wurzeln ausgebildet. Habe sie umgetopft, als<br />

3 Wurzeln unten aus dem Loch kamen. Seitdem tut sich nix<br />

mehr – kein Trieb. Vllt sind die Wurzeln verfault oder verdorrt,<br />

noch habe ich nicht nachgesehen und meine Hoffnung lebt<br />

immer noch :)<br />

Zwei weitere Giving-Tree's tragen Blätter. Sind aber klein bzw.<br />

zart geblieben. Der Zweite ganz zart und in Zeitlupe wachsend.<br />

15


Der Dritte klein, aber mit kräftigen Blättern.<br />

Zwei Eicheln von der Eiche am Tor, haben sie schon lange<br />

überholt und sind wesentlich kräftiger. So bin ich immer noch<br />

in Sorge, ob die kleinen Giving-Trees es schaffen werden. Es<br />

ist ohnehin ein Wunder, dass sie so aufgeplatzt und trocken wie<br />

sie waren, noch Leben in sich hatten.<br />

So ist mein erster Gedanke – eine Eichel für jede von uns – im<br />

Keim (lol) stecken geblieben.<br />

Sofort abzugeben: eine Eichel die sehr gelitten hat (die die gar<br />

nicht gekeimt ist, aber lange auf feuchter Erde lag). Eichel-<br />

Eins, die noch im Topf steckt, Wurzeln gebildet hatte und wo<br />

ich nicht weiß was von ihr noch übrig ist. Und eines von 2<br />

zarten Bäumchen, die vllt noch nicht über dem Berg sind.<br />

Keine Ahnung wie wir das aufteilen...<br />

Könnt Euch ja mal Gedanken machen und Daumen drücken,<br />

dass Armin sie gesund über meine Reisezeit bekommt...<br />

Da ich es Miro versprochen habe: Bitte nicht weiter erzählen.<br />

Vllt geben er und andere ab und an Samen weiter. Habe schon<br />

mal wo gelesen, jemand habe Eicheln 'von drinnen'. Aber ich<br />

möchte nicht diejenige sein, die es weiter tratscht, außer in<br />

dieser kleinen vertrauensvollen Runde.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!