OFES-Intern-2016

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Technikerarbeit Von Bernd Rosemann für das Bestehen der Prüfung auf den 1. Technikergrad im WingTsung Selbstverteidigung für Menschen mit Handikap Im Jahr 2011 bekam ich die Gelegenheit, mit meinem Sifu Nils Thate nach Hannover zu fahren. Dort gab es eine Anfrage für einen Workshop der Rollstuhlsportgemeinschaft ( RSG )- Langenhagen zum Thema Selbstverteidigung für Menschen mit Behinderung. Mein SiFu hatte schon jahrelang Erfahrung in diesem Bereich und ich war neugierig und sehr gespannt zu erfahren, wie das wohl zu bewerkstelligen sei. War ich doch bisher der Meinung, wie die Teilnehmer auch, dass Menschen, die im Rollstuhl sitzen, kaum eine Möglichkeit haben sich zu verteidigen. Das sollte sich ändern. Nachdem die Vorstellungsrunde beendet war, berichteten die Teilnehmer von ihren Erfahrungen aus ihrem täglichen Leben. Ich war sehr schockiert, wie respektlos mit Behinderten umgegangen wird. Sifu Nils machte den Teilnehmern klar, dass sie sich nicht in ihrem Rollstuhl verkriechen sollen: „Macht euch gerade, redet laut und selbstbewusst, gebt dem Angreifer das Gefühl: MIT MIR NICHT.“ Durch eine laute, feste Stimme und die Einbeziehung von Passanten mit Worten wie: „Ich kenne Sie nicht, lassen Sie mich in Ruhe“, vermitteln Sie Umstehenden sehr schnell: „Das ist kein Beziehungsstreit, sondern eine ernstzunehmende Situation. Täter wollen Opfer und keinen Widerstand. Sie haben Angst, erwischt zu werden. Das muss euch bewusst sein.“ Da kamen Fragen wie z. B.: „Aber was mach ich, wenn einer meinen Rollstuhl von hinten greift und mich wegschiebt, da bin ich doch machtlos?“. Wir waren natürlich vorbereitet und hatten uns einen Rollstuhl mitgenommen. So konnte mein Sifu alles aus der Ebene eines Rollstuhl Fahrers vorführen. Ich erfuhr aus der Sicht des „Täters“, wie wirkungsvoll diese Aktionen sind. Ich nahm den Rollstuhl und schob ihn weg. Nach ein bis zwei Metern blockierte Sifu Nils ein Rad, in dem er es mit einer Hand fest hielt, so dass der Rollstuhl eine abrupte Drehung machte und ich über den Rollstuhl fiel. Natürlich wurde diese Aktion so wie alle darauf folgenden von den Teilnehmern entsprechend geübt. Sie lernten ihren Rollstuhl, immer so auszurichten, dass sie frontal zum Angreifer stehen und genügend Abstand haben. „Aber was, wenn er mich greifen oder schlagen will?“ Die Antwort: „Ihr müsst euch richtig in den Rollstuhl setzen. Beugt euch nicht nach vorne, lehnt euch zurück, so muss sich der Angreifer herunterbeugen und dabei seinen Schwerpunkt verlagern. Durch das Herunterbeugen des Gegners sind sein Hals, Bauch und Gesicht gut zu erreichen.“ Wir spielten alle Szenarien mit den Teilnehmern durch. Auch Gegenstände aus dem Alltag, wie zum Beispiel Kugelschreiber oder Regenschirme, können als Hilfe zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Sifu Nils machte den Teilnehmern aber auch klar, dass es keine Universallösung für alles gibt und dass das Erlernte immer wieder geübt werden muss: „Ihr müsst euch selbst vertrauen Wenn etwas nicht funktioniert, müsst ihr sofort etwas anderes machen. Seite 10 <strong>OFES</strong> INTERN
Lernt Gefahren erkennen. Nehmt bewusst war, wo ihr euch gerade befindet. Ist da z. B. eine Tür, aus der ihr rauskönntet, oder ist der Weg versperrt? Müsst ihr unbedingt durch eine dunkle Unterführung, oder könnt ihr einen anderen Weg nehmen? Meidet Orte, wo viel Alkohol getrunken wird. Hört auf euren Bauch, wechselt die Straßenseite, wenn ihr ein ungutes Gefühl habt“ mahnte Sifu Nils die Kursteilnehmer. Am Ende des Unterrichts bekommen die Teilnehmer immer eine Hausaufgabe mit, die sie bis zum nächsten Kurs üben können. Die Siu Nim Tau-Form ist dafür bestens geeignet, denn sie stärkt die Muskulatur und die Gelenke bleiben geschmeidig. Auch das Training mit Therabändern ist sehr gut geeignet, um sich fit zu halten und die Schlagkraft zu trainieren. Mittlerweile besteht die Gruppe drei Jahre und die Begeisterung hat nicht nachgelassen. Fragt man die Teilnehmer heute, wie sie sich fühlen, kommen ausnahmslos positive Reaktionen. Sie fühlen sich, selbstbewusster, sicherer und haben mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten. "Nicht behindert zu sein, ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das jedem von uns jederzeit genommen werden kann." Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1987 Ich für meinen Teil möchte die Erfahrungen (* 15. April 1920 in Stuttgart; † 31. Januar 2015 in Berlin) nicht mehr missen, denn auch ich habe viel von meinem Sifu gelernt und von den Kursteilnehmern mehr zurückbekommen, als ich ihnen geben konnte. Stolz war ich auch, als ich erfuhr, dass die RSG aufgrund unserer Zusammenarbeit bereits mehrere Auszeichnungen erhielt, so auch zu ihrem 30. Bestehen. Alle Auszeichnungen bezogen sich schwerpunktmäßig auf das Projekt Selbstverteidigung für Menschen mit Behinderung. Darüber hinaus wurden bereits zwei Filme über unser Projekt gedreht und veröffentlicht (www.ofes.de/presse). Aus der Presse: Nun besteht die Gruppe schon über vier Jahre und für das Jahr <strong>2016</strong> stehen die Termine auch schon fest. Mein Dank geht an Sifu Nils Thate, der es mir ermöglicht hat, diese Erfahrungen zu sammeln. Bernhard Rosemann AUSGABE 12 Seite 11
Seite 1 und 2: OFES INTERN AUSGABE 12 JANUAR 2016
Seite 3 und 4: Inhalt Cover-Titel: Escrima für Ki
Seite 5 und 6: ISERNIA / ITALIEN 27. - 29. März 2
Seite 7 und 8: WAHL ZUM BEHINDERTENSPORTLER DES JA
Seite 9: Rückblicke Sommerfest OFES-Zentrum
Seite 13 und 14: Die Formen im WingTsung Insgesamt s
Seite 15 und 16: Das Geheimnis der Kampfkünste In d

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