OFES-Intern-2016

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Erfahrungsbericht Wenn Kinder das Erlernte einsetzen Florian * ist elf Jahre alt und eher als zurückhaltend einzustufen. Er besucht die sechste Klasse des Gymnasiums und seine Noten sind recht ordentlich. Florian besucht seit einigen Jahren den WingTsung-Unterricht im OFES-Zentrum, was ihm große Freude bereitet. Er ist ein fairer und beliebter Trainingspartner, da er rücksichtsvoll mit Kindern trainiert, die schwächer sind, aber in der Lage ist, mit Kindern, die stärker sind als er selbst, mitzuhalten. Im Oktober des letzten Jahres ergab es sich, dass zwei Jungen aus der Parallelklasse seine zurückhaltende Art für Schwäche hielten und anfingen, ihn zu provozieren. Es begann mit harmlosen Beleidigungen, die jedoch, als Florian keine Reaktion zeigte, immer verletzender wurden. Ein Mädchen seiner Klasse bekam den Vorfall mit und meldete diesen, ohne Florians Wissen, der Klassenlehrerin. Sie bekam als Antwort, dass die Schüler auch einmal lernen müssten, ihre Probleme selbst zu lösen. Nach drei Tagen beließen es die Streithähne aber nicht nur mehr bei Beleidigungen. In der Pause fingen sie an Florian hinten an der Jacke zu zupfen und zu ziehen, und betitelten ihn vor allen anderen Kindern mit äußerst unschönen Namen. Florian drehte sich mehrmals um und forderte die Jungen auf, das sein zu lassen. Ohne Erfolg. Als die beiden weiter machten und nun versuchten, auch andere Schüler auf ihre Seite zu ziehen, indem sie die ganze Situation als etwas Lustiges darstellten und lauthals über Florian lachten, geschah es plötzlich. Florian drehte sich erneut um, diesmal war sein Gesicht leicht gerötet und er hatte Tränen in den Augen. Er schrie die Jungen an, ihn endlich in Ruhe zu lassen. Einer der Jungs, der alles noch immer für einen riesen Spaß hielt, kam auf Florian mit erhobenen Fäusten und den Worten zu: „Und wenn nicht, was dann?“ Florians Schilderungen von dem, was danach geschehen ist, weichen von den Schilderungen anderer Kinder, die diesen Vorfall beobachteten, erheblich ab. Nach Florians Aussage hätte er nur die Hand zum Schutz erhoben und den Jungen weggeschubst. Als der Freund des Jungen dazu kam, stieß Florian auch diesen zurück. Was sich aber wirklich abspielte, lässt sich nach Aussagen von fünf Schülern, die den Vorfall beobachtet hatten, recht gut rekonstruieren. Als der erste Junge kam und zum Schlag ausholte, hob Florian zum Schutz seine Hände. Während seine eine Hand die Faust des Jungen abwehrte, traf Florians Faust zeitgleich den Kopf des Angreifers, gefolgt von einem Tritt in den Bauch. Der Freund des Jungen war inzwischen herbeigeeilt und nahm Florian von hinten in den Würgegriff. Reflexartig schlug Florian mit seinem Ellenbogen nach hinten und traf den Jungen an der Schläfe, worauf dieser zu Boden sank. Anschließend soll Florian dagestanden und geweint haben, bis das Mädchen aus seiner Klasse zu ihm eilte und ihn beruhigte. Eine Woche später wurden die Eltern von Florian in die Schule zitiert, um diesen Vorfall mit der Klassenlehrerin, dem Schulleiter und dessen Vertretung zu besprechen. Die Eltern der beiden Streithähne hätten sich bei der Schulleitung beschwert und gefordert, Florian sofort der Schule zu verweisen. Die Schule kam zu dem Ergebnis, dass Florian maßlos überregiert hätte und so ein Verhalten auf dieser Schule nicht geduldet werden dürfe. Sollte sich ein ähnlicher Vorfall wiederholen, wäre man gezwungen, den Eltern nahezulegen, für ihren Sohn eine andere Schule zu suchen. Weder mit den beiden Streithähnen noch mit deren Eltern wurde je ausführlich über das Verhalten der beiden Jungs gesprochen. Florian erzählte später, dass die Jungen sich jedoch in der Zwischenzeit mit ihm angefreundet hätten und dieser Vorfall kein Thema mehr bei ihnen wäre. *Der Name wurde auf Wunsch der Eltern geändert Ein wichtiges Thema: Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Kinder u. Jugendliche Seite 12 OFES INTERN
Die Formen im WingTsung Insgesamt sind 6 Formen im WingTsung bekannt: 4 waffenlose Formen und 2 Waffenformen (Luk-Dim- Boon-Kwun oder Langstockform und Bart-Cham-Dao oder Doppelmesserform). Während die Formen z. B. in Japan oft einen Kampf gegen einen imaginären Gegner darstellen, geht es zu mindestens im WingTsung um Dinge wie Stand, Balance und Position. Man spricht daher von einer internen Form. Siu-Nim-Tao oder „Die kleine Idee“ Wer das WingTsung-System erlernen möchte, kommt an dieser Form nicht vorbei. Mehr noch: So wurde überliefert, das niemand in der Lage wäre, WingTsung zu erlernen, wenn er sich die 1. Form nicht aneignen würde, in der Ausführung, wie auch im Verständnis. Sie wird in der Grundstellung IRAS (Internally Rotated Aduction Stance = nach innen rotierender Adduktoren-Stand) geübt. Die Siu-Nim-Tao beinhaltet alle fundamentalen Techniken des WingTsung. 2. Die Chum-Kiu oder „Brückenform“ Die Arme des Gegners suchen, um auf diese Weise eine Brücke zu ihm zu schlagen. Die zweite Form beinhaltet sämtliche Verteidigungstechniken des WingTsung, die nach Kontaktaufnahme zu den Armen des Gegners angewendet werden. Im Gegensatz zur 1. Form werden hier Schrittarbeit, Tritte, Wendung in Gleichzeitigkeit mit den Armtechniken geübt. 3. Die Biu-Tze oder "Stoßende Finger" Sie wird auch die tödliche Form genannt. Die Techniken der Biu-Tze können zu mindestens großen Schaden beim Gegner verursachen, wenn man sie denn beherrscht. Raffinierte Angriffstechniken mit Fingern, Fäusten, Handkanten und Ellenbogen schmücken die Bewegungen dieser 3. Form des WingTsungs. Sie lässt erahnen, dass hier der thailändische Schlangenstil Einfluss bei der Entstehung dieses ausgeklügelten Kampfsystems hatte. Ihre geschmeidigen Bewegungen erinnern sogar manchmal an ein gefährliches Schuppenkriechtier. 4. Die Muk-Yan Chong oder „Holzpuppen-Form“ Keine andere Form ist so bekannt, wie die Holzpuppenform. Ihre Techniken gehören zu den fortgeschrittensten des WingTsung. Ihre insgesamt 116 Bewegungen beinhalten Fauststöße, Handflächenstöße, gerade und seitliche Tritte in Verbindung mit der Schrittarbeit des WingTsung. Sie soll den letzten Schliff geben und die Arme mit der Zeit gegen Kollisionschläge abhärten. Wie bei allen anderen Formen auch, spielt die mentale Einstellung zu den Bewegungen eine große Rolle. AUSGABE 12 Seite 13
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Seite 11: Lernt Gefahren erkennen. Nehmt bewu
Seite 15 und 16: Das Geheimnis der Kampfkünste In d

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