OFES-Intern-2016

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DIE WAHR-NEHMUNG Vor einigen Tagen führte ich ein interessantes Gespräch über die persönliche Wahrnehmung. Insbesondere ging es dabei darum, dass ein und dieselbe Situation und/oder Erfahrung von verschiedenen Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird und auch dementsprechend interpretiert. Bei diesem Gespräch wurde ich an ein Ereignis erinnert, dass bereits einige Jahre zurück liegt und mir heute noch ein kleines Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Es hatte mich mit einem guten Freund in ein kleines gemütliches Bistro in Bremen-Findorff verschlagen. An unserem Nachbartisch saßen zwei junge Männer, die über WingTsung fachsimpelten, was natürlich meine Aufmerksamkeit erregte und mich dazu verleitete, das Gespräch zu verfolgen, welches in etwa so verlief: „Seit zwei Jahren schon? Dann hast du ja zwei Jahre nach mir angefangen. Ich mache jetzt seit vier Jahren WT und für mich gibt‘s nichts Besseres!“ , erzählte der eine, dessen Alter ich auf Ende zwanzig schätzte. „Für mich auch nicht“, ergänzte der andere, der ca. Anfang zwanzig sein musste. „Welche Graduierung hat dein Lehrer?“ „Den 1. Technikergrad. Aber er hätte auch schon den 3. Technikergrad haben können. Er sieht das nicht so eng mit der Graduierung“, fügte der Ältere noch schnell hinzu, wobei ich mir ein Lächeln nicht verkneifen konnte. „Mein Lehrer hat auch den 1. Technikergrad, macht aber jetzt den zweiten. Er ist von allen, die diese Prüfung ablegen wollen, der Beste“, protzte der Jüngere. „Woher willst du das denn wissen? Hat er dir das gesagt?“, hakte der Ältere nach. „Der Großmeister hat ihm das erzählt. Er hat ihm auch gleich vorgeschlagen, sich für die Prüfung zum 3. Technikergrad anzumelden. Aber das überlegt er sich noch, weil das wohl nen Haufen Kohle kosten soll.“ „Siehst du, deswegen macht mein Lehrer auch noch nicht den 2. Techniker. Er will den zweiten und dritten gleich zusammen machen, quasi ein Abwasch“, konterte der Ältere ohne mit der Mine zu zucken, so-dass ich mich fast an meinem Kaffee verschluckt hätte. „Geht das denn überhaupt?“, fragte der Jüngere ungläubig. „Normalerweise nicht“, erklärte der Ältere. „Aber wenn einer die WingTsung-Techniken äußerst gut beherrscht, so-dass selbst der Großmeister sich konzentrieren muss, nicht von ihm getroffen zu werden, wird schon mal eine Ausnahme gemacht.“ Der Jüngere wirkte aufgrund dieser Erklärung ziemlich sprachlos. Sein Mund stand offen und sein rechter Arm verharrte regungslos in der Luft. Er wollte wohl gerade einen Schluck aus seinem Glas nehmen, als ihn diese Nachricht in Starre versetzte. Dann fing sich der Jüngere wieder. „Nicht schlecht, alle Achtung! Und ich dachte, mein Lehrer sei gut. Ist es möglich, mal bei euch zum Training vorbeizukommen? Ich würde deinen Lehrer gerne mal kennenlernen.“ Das war wohl die Reaktion, auf die der Ältere gehofft hatte. Im Laufe der nächsten zehn Minuten zog er so gewaltig vom Leder, dass wir am Ende vor lauter Lachen Tränen in den Augen hatten. Denn es kam hinzu, dass ich während seiner Ausführungen den Namen seines tollen Lehrers erfuhr. Als ich dem Freund von mir dann noch erzählte, dass dieser Lehrer ein Privatschüler von mir war, mussten wir das Lokal Hals über Kopf verlassen, denn sämtliche Blicke waren inzwischen auf uns gerichtet. Wenn man sich, wie in unserem Fall, dazu entschlossen hat, WingTsung zu lernen, hofft jeder natürlich sich für einen WingTsung-Lehrer entschieden zu haben, der sich mit der Materie auskennt. Und wenn der eigene Lehrer dann noch eine große Persönlichkeit auf seinem Gebiet ist, hofft oder glaubt man, dass ein bisschen Ruhm auch auf einen selbst abfärbt. Je besser also mein Lehrer, desto besser werde auch ich sein? Ein guter Lehrer ist auf jeden Fall schon einmal eine gute Ausgangsposition. Das gewährleistet jedoch nicht, dass auch der Schüler einmal ein Fachmann auf seinem Gebiet sein wird. Denn das Verständnis einer Kampfkunst lässt sich nicht übertragen. Es muss von innen heraus wachsen. Herzlichst Seite 2 OFES INTERN
Inhalt Cover-Titel: Escrima für Kinder Mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung oder nur Hobby? Vorwort Mit fremden Federn schmücken Die Nägel im Zaun Eine kleine Geschichte OFES ON TOUR Das Abendteuerwochenende für Kinder führte nach Bad Bederkesa Isernia / Italien Alex Deinert und Peter Habermann begleiteten Sifu Nils Thate Escrima für Kinder Resume nach dem Neu-Start im Januar 2015 Wahl zum Behindertensportler des Jahres 2015 OFES gibt Vorführung vor VIPs Escrima-Meister Bernd Schubert als Gastlehrer in der OFES Seminare vom März u. November Rückblicke Was passierte in der OFES 2015 Selbstverteidigung für Menschen mit Handicap Technikerarbeit von Bernd Rosemann zum Bestehen seiner Prüfung Erfahrungsbericht eines Kindes Wenn Kinder das Erlernte einsetzen Die Formen im WingTsung Erläuterung der 4 waffenlosen Formen Das Geheimnis der Kampfkünste Fernöstlicher Sport als Geheimwaffe Vorschau auf 2016 Die ständige Frage: „Muss ich Prüfung machen?“ Seite 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12 13 14 16 16 Die Nägel im Zaun Die Spuren, die man hinterlässt Es war einmal ein kleiner Bub, der schnell wütend wurde und dann ausrastete. Da gab ihm sein Vater einen Hammer und eine große Packung voller Nägel: „Jedes Mal, wenn du wieder wütend wirst und ausrastest, gehst du zu diesem Zaun und schlägst einen Nagel hinein.“ Der Junge war damit einverstanden, auch wenn er den Sinn dahinter nicht verstand. Am nächsten Tag hämmerte der Bub bereits 30 Nägel in den Zaun. Die Tage vergingen und mit jedem Tag wurden es weniger Nägel, die der Junge in den Zaun schlug. Ihm wurde bewusst, dass es einfacher war, Nägel in den Zaun zu hämmern, als auszurasten. Eines Tages war es schließlich so weit, dass er überhaupt nicht mehr ausrastete. Ganz stolz teilte er das seinem Vater mit. Der Vater nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm zum Zaun: „Von nun an machen wir es so: Für jeden Tag, den du nicht ausrastet, darfst du einen Nagel wieder aus dem Zaun ziehen.“ Der Bub war wieder einverstanden. Wieder vergingen mehrere Tage, bis der Junge zu seinem Vater lief und ihm mitteilte, dass nun keine Nägel mehr im Zaun seien. Der Sohn freute sich sehr. Gemeinsam gingen sie zum Zaun. Der Vater sagte zu ihm: „Ich bin sehr stolz auf dich. Das hast du toll gemacht. Aber schau dir die vielen Löcher im Zaun an, die die Nägel hinterlassen haben. Der Zaun ist nicht mehr der, der er einmal war.“ Der Junge stimmte seinem Vater zu. Der Vater fuhr fort: „Denk daran, wenn du das nächste Mal wütend etwas zu anderen Menschen sagst. Deine Worte könnten Narben hinterlassen, so wie diese Nägel Spuren im Zaun hinterlassen haben. Auch wenn du dich entschuldigst, die Narben bleiben.“ ... Diese Geschichte verdeutlicht, dass begangene Verletzungen, Beleidigungen oder Angriffe immer Spuren hinterlassen – und das sollte man stets im Hinterkopf behalten. AUSGABE 12 Seite 3
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Seite 11 und 12: Lernt Gefahren erkennen. Nehmt bewu
Seite 13 und 14: Die Formen im WingTsung Insgesamt s
Seite 15 und 16: Das Geheimnis der Kampfkünste In d

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