gpf compact 2016 4-6

arbeitswelten
„Lasst die
arbeiten!“
Ing. Walter Hotz
ZA-Vors. A1
Telekom Austria
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit
dem neuen Führungs-Management?
Aus meiner persönlichen Sicht ist die Zusammenarbeit
sehr gut. Frau Schramböck
und Frau Bothe sind sehr engagiert. Die neue
A1-Chefin Margarete Schramböck versucht
verlorenes Terrain bei Großkunden wett zu
machen, um besser am Markt aufgestellt zu
sein. was ihr nach meinem Eindruck auch gut
gelingt. Der Markt ist hart umkämpft und
wenn der Großkunde das Gefühl hat, dass er
hier vom obersten Boss persönlich betreut
wird, ist das auf jeden Fall zielführend.
Mit dem neuen Management ist auch eine
Organisationsänderung verbunden, was
die Personalvertretung in der Regel sehr kritisch
sieht. Wir haben bis jetzt aber keine Anzeichen,
dass diese Organisationsänderung
ein versteckter Personalabbau wird.
Holding-CEO Alejandro Plater wird
medial heftig kritisiert. Was steckt
dahinter?
Er ist in erste Linie ein Mann der
Zahlen, ein Strukturierer, ein Sparer.
Seit América Móvil am Ruder ist, steht
in erster Linie „Cost-Cutting“ und Sparen
im Vordergrund. Trotzdem sei gesagt,
dass es nach wie vor keine Kündigungen
gibt und dass sich das Sparen
in erster Linie auf die Sachkosten
ausgewirkt hat.
Aber für mich ist hier nur eines
maßgeblich: Beim ersten Mann oder
bei der ersten Frau ist es wichtig, dass sie sowohl
die Holding als auch A1 repräsentieren.
Es hat auch einen arbeitsrechtlichen Hintergrund,
weil vom Gesetz her der Vorstandsvorsitzende
der Holding der oberste Dienst -
herr der Beamten ist.
Besteht die Gefahr, dass Kompetenzen samt
Mitarbeitern verschoben werden?
Die in den Medien kolportierten Verschiebungen
von Personal in die Holding konnten
durch Intervention des Betriebsrates bisher
© Telekom Austria Group
erfolgreich verhindert werden. Ich glaube, es
ist auch nicht sehr zielführend, wenn die Holding
große operative Einheiten beherbergt.
Die Holding soll die Vorwärtsstrategien festlegen
und auch die Auslandstöchter betreiben.
A1 ist und bleibt das Flaggschiff.
Zwischen 60 und 70 Prozent des Konzernumsatzes
wird in der A1 erbracht und ist am
nähesten an den Kunden. Alles in allem ist
das Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt.
Also: Lasst die A1 arbeiten!
Wird América Móvil Anteile an der Telekom
Austria wie vereinbart abgeben?
Nach unseren jetzigen Informationen
wird América Móvil den Syndikatsvertrag einhalten
und wieder auf den vereinbarten Anteil
von 50+1 Aktie zurück gehen.
In dem Zusammenhang ist es wichtig, in
der Zukunft nicht nur die verbleibenden
staatlichen Anteile zu halten, sondern auch
zu versuchen, die Anteile der Republik weiter
auszubauen, um doch wieder größeren staatlichen
Einfluss im Unternehmen zu bekommen.
Die ÖBIB bietet die Möglichkeit, außerhalb
von Kapitalerhöhungen und dergleichen
Aktien zukaufen zu können.
Etwaige andere Pläne wie Stiftungen und
dergleichen sind derzeit nicht im Gespräch.
Infrastrukturminister Leichtfried sieht keinen
Grund für eine weitere Privatisierung...
„Keine weitere Privatisierung“ – das ist
auch die Linie, die die Gewerkschaft mit Vehemenz
seit Jahren vertritt. Trotzdem noch
einmal: Wir wurden schon vor langer Zeit privatisiert
und zwar schon lange vor dem Eintritt
der Mexikaner.
Wir sehen das genauso wie der Minister,
dass Breitband-Internet eine Basis-Infrastruktur
und eine Voraussetzung für die Digitalisierung
der Arbeitswelt ist. Wir stehen vor
großen Herausforderungen, daher muss der
Breitbandausbau zügig vorangetrieben werden.
Das ist wichtig für den Standort Österreich
und die Arbeitsplätze.
Welche gewerkschaftlichen Herausforderungen
liegen vor uns?
Wir stehen vor einer Zwischenetappe
zur Errichtung einer Pensionskasse
für unsere Beamten. Aufgrund
der jahrelangen Hartnäckigkeit der
Gewerkschaft konnte ein OGH-Urteil
erwirkt werden, das den Weg weist.
Wichtig ist, dass der Bund wie für die
Bundesbeamten Zahlungen an die
Pensionskasse tätigen muss und
nicht die jeweiligen Unternehmen
belastet werden. Wir bleiben am
Ball.
Wie läuft die aktuelle GPF-
Mitglieder-Werbeaktion?
Gerade in Zeiten des wirtschaftlichen
Wandels und fühlbarer Unsicherheit ist
es notwendig, eine mitgliederstarke Gewerkschaft
hinter sich zu haben, um diese Herausforderungen
meistern zu können.
Ich bin stolz, sagen zu können, dass wir
in der Telekom Austria einen außerordentlich
hohen Organisationsgrad haben. Trotzdem
werden wir auch die wenigen, die noch immer
abseits stehen, ansprechen und von den Vorteilen
einer Mitgliedschaft zu überzeugen
versuchen. Nur gemeinsam sind wir stark!
Nr. 4–6 / 2016
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