Kreuz__Quer_3-2016
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Grenz-Übertritt<br />
ANGEDACHT<br />
Sie hat eine Grenze überschritten. Heimlich. In der Hoffnung,<br />
dass es niemand bemerkt. Die Grenze war eindeutig.<br />
Jahrhundertealt. Vom Gesetz festgelegt. Wer unrein ist,<br />
darf einen Reinen nicht berühren. Und sie war unrein. Schon<br />
seit 12 Jahren litt sie an permanenten Menstruationsblutungen.<br />
Kein Arzt konnte ihr helfen. Alle Ersparnisse hatte<br />
sie ausgegeben, um heil zu werden. Es hatte nichts genützt.<br />
Nach den Gesetzen Israels war sie unrein und durfte keinen<br />
Kontakt zu den Gesunden haben. Eine klare Grenze. Sie<br />
stand auf der anderen Seite. War aus der normalen Gesellschaft<br />
ausgeschlossen.<br />
Aber sie hörte, was die anderen Leute erzählten. „Jesus ist im Dorf!“ „Er hat viele Menschen<br />
geheilt!“ „Er hat göttliche Kräfte!“ Hoffnung wird in der Frau wach. Vielleicht kann ich ja<br />
doch noch geheilt werden?! Wenn ich ihn nur einmal kurz berühren würde! Aber dazu<br />
müsste sie die Grenze überschreiten. Das Verbotene tun. Gegen alle Tradition und religiöse<br />
Vorschrift verstoßen. Sie wagt es. Heimlich schleicht sie sich heran, als Jesus von vielen<br />
Menschen umdrängt wird. Von hinten streckt sie ihre Hand aus, berührt seinen Mantel -<br />
und spürt im selben Moment eine Kraft. Heilende Kraft. Sie merkt, dass die Blutung<br />
aufhört. Auch Jesus hat etwas bemerkt. Energie ist von ihm ausgegangen. Sein Blick<br />
geht durch die Menge und fällt auf die Frau. Die sinkt vor ihm auf die Knie und gesteht,<br />
was sie getan hat, voll Angst vor einer harten Strafe. Doch Jesus kritisiert ihr Verhalten<br />
nicht. Im Gegenteil. Er sagt ihr: „Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!“<br />
So berichtet der Evangelist Markus (Markus 5, 25-34).<br />
Grenzen können schützen. Darin liegt ihr guter Sinn. Grenzen können aber auch einengen,<br />
Gutes verhindern, Neues blockieren. Wer Grenzen überschreitet, geht ein Risiko ein. Doch<br />
nur auf diese Weise kann es zu Veränderungen kommen. Nur wer den Mut hat, Grenzen<br />
zu übertreten, kann neue Erfahrungen machen.<br />
Jesus selbst hat immer wieder Grenzen übertreten. Grenzen, die die Tradition oder gesellschaftliche<br />
Konvention gesetzt haben. Er hat Sachen gemacht, die „man“ nicht tut. Er<br />
hat Kontakt zu Leuten aufgenommen, von denen jeder Anständige sich fernhält. Er hat<br />
deutlich gemacht: Jeder Mensch, egal ob fromm oder unfromm, gesund oder krank, reich<br />
oder arm, ist von Gott geliebt und darf mit Gott in Kontakt kommen. Die Grenze zwischen<br />
Gott und uns hat Jesus geöffnet.<br />
Selbst wenn Sie mit Gott bislang wenig am Hut hatten, selbst wenn Sie das Gefühl haben:<br />
Gott und ich stehen auf zwei verschiedenen Seiten - Sie können diese Grenze überschreiten!<br />
Wagen Sie es doch! Der Schlagbaum ist oben. Die Grenze ist offen.<br />
EV. KIRCHENGEMEINDE COCHEM<br />
Grenz-<br />
Übertritt<br />
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