Das Wort vorab - Caritas Wohn

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Aus den Einrichtungen Leben lernen – Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren… (Joh14:26). Lernen wir das Leben in der Schule des Heiligen Geistes? Ich will leben. Ich habe ein Recht auf Leben. Für das Leben muss gelernt werden und das Leben will gelernt sein. Leben ist von Gott geschenkt – Menschen können es sich weder geben noch nehmen. Doch können Menschen Leben liebend weitergeben, können es gestalten und lebenswert machen. Menschen können einander zum Leben verhelfen. Menschen können aber auch einander das Leben schwer machen. Und Menschen helfen oder hindern einander, am Leben teilzuhaben. Teilhaben am Leben und anderen zur Teilhabe verhelfen ist wesentlicher Lebensinhalt. Und jetzt kommt der Widerspruch: Im Johannesevangelium sagt Jesus den Satz: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10:10) Hierbei geht es dann nicht mehr um Stückwerk und auch nicht um Teilhabe, Jesus verspricht die Fülle, das Ganze; und bekanntlich gilt ja, was Jesus sagt, für alle. Fülle! Keiner ausgenommen! Was meint Jesus? – ein Leben, in dem keine Wünsche offen bleiben? – ein Leben das kein Wünschen mehr kennt? Wäre das dann ein glückliches, ein erfülltes Leben? Achtung! Das könnte so ähnlich ausgehen, wie bei der Sage vom König Midas, der sich wünschte, alles was er berührt, solle zu Gold werden. Sein Wunsch wurde erfüllt … und dann hatte er allen Reichtum, den er sich wünschte – merkte aber schnell, dass sich auch das Brot in seiner Hand in Gold verwandelte, - Alles wurde zu Gold. Gold in der Hand und … am Ende hatte er sogar eine goldene Nase! … und wir können uns vorstellen, wie das Ganze endete. Menschen sind nicht lebensfähig ohne Wünsche, ohne Hoffnungen. Und Hoffnungen weisen immer über das hinaus, was wir schon haben. Hoffnungen müssen das Hier und Jetzt übersteigen. Selbstbestimmt! · Wählen · Wahlen · Politik! Selbstbestimmung und Teilhabe, diese zwei Worte bestimmen den Alltag in sozialen Bereichen. Der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. hat in seinem Positionspapier explizit auf die dafür notwendigen Nahbeziehungen innerhalb der Gemeinschaft hingewiesen – auch zu politischen Parteien. In der Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit (ICF) steht unter: Klassifikation der Aktivitäten und Partizipation [Teilhabe], Kapitel 9, Gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben, d950 „Sich als Bürger am sozialen, politischen und staatlichen Leben zu beteiligen, (…) wie das Wahlrecht wahrnehmen (…)“. Durch den Wechsel in Ambulante Wohnformen finden immer mehr Menschen mit Behinderung einen selbst zu verantwortenden Lebensraum. Mit Begleitung übernehmen sie Verantwortung für ein zukünftig mehr und mehr selbstbestimmtes und selbstständiges Leben. Selbstbestimmung setzt Wahlmöglichkeiten voraus sowie Teilhabe an einer Gemeinschaft und Gesellschaft, die sich öffnet. Inwieweit ist die Gesellschaft darauf vorbereitet? Alles oder nichts! – Teilhabe oder das Ganze? • De r Ge i s t l i c h e im p u l s • Auch in den Psalmen wird von Glück und Freude in Fülle gesprochen. Da heißt es in Psalm 16:11 „Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle“. Ein erfülltes Leben kommt nicht von selbst. Es will wohl gelernt sein. Vielleicht in der Schule des Geistes? Der Pfad, der aufgezeigte Weg, er will gegangen sein. Leben in Fülle ist also im Angebot und wäre nur anzunehmen, da Jesus es ja, wie er sagt, mit sich bringt. In seinem Kommen, in seinem Dasein ist die Fülle des Lebens, die über unser Hier und Jetzt hinausweist. Und von unserer Seite liegt dann im Bemühen um die Freundschaft mit Ihm die Möglichkeit, dass unser Leben ‚erfüllt’ ist. Vielleicht im täglichen Umgang mit seinem Wort. In der Teilnahme an den Sakramenten. Und hier treffen sich dann doch wieder Teilhabe und Teilnahme. Nur wo Menschen teilnehmen, ist auch teilhaben möglich. Und zum Teilnehmen – auch am Glauben und am Leben der Kirche - können wir einander Hilfe geben, so dass in diesem Sinn Teilhabe auch ein Ermöglichen zum Teilnehmen bedeutet. Und Freude vor dem Angesicht Gottes? Was heißt das? Alles, was uns wichtig ist, bekommt einen Wert nicht durch unsere Einschätzung und Beurteilung. Gut und zur Freude, zum Glück, wird Leben erst vor Gott. So, wie es dem König David egal war, wer über ihn lachte, wer ihn verachtete, als er vor Freude über Gott tanzte. (2 Sam 6:14) So zeigt uns Gott, der Vater, den Weg zum Leben; so ist der Sohn gekommen, damit wir Leben in Fülle haben; so ist es der Geist, der lebendig macht: Der Geist ist es, der lebendig macht; …. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. (Joh 6:63) Schwester M. Benedicta Arndt • Eremitin in der Klus Eddessen bei Borgholz E-Mails werden weitergeleitet über info@hpz-st-laurentius.de In der Veranstaltungsreihe „Selbstbestimmt! · Wählen · Wahlen · Politik!” im HPZ St. Laurentius-Warburg werden Menschen mit Behinderung in einfacher Sprache über das Wahlrecht, politische Gremien, Meinungsbildung und Institutionen informiert. Es wird diskutiert, Fragenkataloge erarbeitet und Politiker zu Vorträgen und Podiumsdiskussionen geladen. Die Sitzung des Stadtrates Warburg wurde genauso interessiert verfolgt, wie der Besuch des Landtags in Düsseldorf. Jüngst berichtete Ursula Monheim MdL von der Entstehung des Wohn- und Teilhabegesetzes für das Land NRW. Menschen mit Behinderung sei nun in stationären Wohnformen in Teilbereichen ein Mitbestimmungsrecht eingeräumt. Ein Bewohner verfolgte interessiert den Vortrag und berichtete von seinen Bemühungen um immer mehr Selbständigkeit. Er lerne dafür fleißig, trainiere tagtäglich. Er möchte in die Ambulante Wohnform wechseln – natürlich in Warburg. Sein politisches Ziel ist: „Wann darf ich wählen gehen – in Warburg?“ Ute Dohmann-Bannenberg • Kulturbeauftragte u.dohmann-bannenberg@hpz-st-laurentius.de 6 Teilhaben 7
Serie Das Betreute Wohnen in Gastfamilien Teilhaben 7 Ein neuer Alltag mit Familienanschluss Zwei Klingeln, ein Hausflur, zwei Wohnungen – auf den ersten Blick ein ganz normales Familienhaus. Am Kaffeetisch sitzen die Hausbesitzer Ursula und Johann Scheele mit ihren Mietern Georg Brämswig und Manfred Hanauer. Vor knapp einem Jahr sind die Untermieter eingezogen. Seitdem treffen sich die Vier täglich am Familientisch. „Und wie war Euer Tag“, fragt Johann Scheele zwischen zwei Schlückchen Kaffee. Seine Mieter beginnen zu erzählen: vom frühen Aufstehen, dem gemeinsamen Frühstück und dem Tag in der Werkstatt für behinderte Menschen in Warburg. Es hat ein bisschen gedauert, bis sich diese Alltagsgeschichte in dem Familienhaus in Schweckhausen eingestellt hat. Vor rund einem Jahr hat das Ehepaar Scheele einen bewussten Entschluss getroffen und sich für das Programm des Betreuten Wohnens in Gastfamilien entschieden. Familie Scheele hat die Gäste Georg Brämswig und Manfred Hanauer in ihrem Haus und Leben willkommen geheißen. Der Rückblick beginnt mit der Schlüsselfrage: „Könnt ihr euch vorstellen auszuziehen?“ Manfred Hanauer und Georg Brämswig haben sich dieser Frage gestellt. Beide sind über 50 Jahre alt und hatten bisher immer in einer Gruppe mit mehreren anderen und ganztägig betreut gelebt. Vor der Entscheidung stand das Beschnuppern. Brämswig und Hanauer haben Familie Scheele besucht, sich die Menschen und die Wohnung angeschaut. Nach den ersten Kontakten stand die Entscheidung fest. „Und lange überlegen musste ich nicht“, sagt der 54-jährige Manfred Hanauer. Der Einzug war beschlossene Sache. Die Wohnung in dem Familienhaus wurde renoviert. 80 Quadratmeter, vier Zimmer, Küche, Bad. Die Tapeten und Bodenfliesen durften sich die neuen Mieter aussuchen – ihre Möbel brachten sie zum Teil selbst mit. „Die Wohnung stand leer“, erzählt Johann Scheele und seine Frau Ursula ergänzt: „Und unsere Kinder sind inzwischen groß.“ Diese neuen Freiräume im Leben wollten die Heilerziehungshelferin und der Installateur füllen. Sie überlegten reiflich, ob sie eine Pflegefamilie werden wollen. „Schließlich war uns bewusst, dass wir einen Teil unserer Selbständigkeit aufgeben würden“, sagt der 51-jährige Installateur nüchtern. Trotzdem bereuen die Scheeles diesen Schritt nicht. Begleitet werden sowohl die Gastfamilie als auch die Gäste vom hauptberuflichen Familienpflege-Team. Einmal im Monat kommt ein Sozialarbeiter nach Schweckhausen, um über die Entwicklung, den Hilfebedarf oder auch Behördenangelegenheiten zu sprechen. „Wir stehen den Menschen bei, in guten wie in schlechten Zeiten“, betonen Fachbereichsleiterin Britta Gallner vom Am- Kontakt für den Kreis Höxter: Dipl. Sozialpädagogin Corinna Dallendorfer Kirchplatz 3, 34414 Warburg (0 56 41) 7 47 74 14 beratung-hoexter@cww-paderborn.de Kontakt für den Kreis Paderborn: Dipl. Sozialarbeiterin Daniela Rustemeyer Residenzstraße 3, 33104 Paderborn (0 52 54) 9 30 53 79 beratung-paderborn@cww-paderborn.de Die Einrichtungen stellen sich vor bulant Betreuten Wohnen und Andrea Bee vom Familienpflege- Team. Im vergangenen Sommer wurde die Einweihungs-Party gefeiert. 35 Freunde, Verwandte und Nachbarn waren zu Gast – ein rauschendes Fest. In Schweckhausen sind die Neubürger bekannt. Beim Nachbarn, dem „Bauer Franz“, geht es in den Stall oder auf Trecker-Fahrt über das Stoppelfeld. Zurück in der Wohnung verbringen Georg Brämswig und Manfred Hanauer ihre Freizeit mit den geliebten Hobbys: Keyboard spielen und singen, puzzeln oder einfach mal fernsehen. „Wie war euer Tag?”: Ursula und Johann Scheele beim alltäglichen Kaffee-Kranz mit Georg Brämswig und Manfred Hanauer. FOTO: SANDRA WAMERS Das Angebot des Betreuten Wohnens in einer Gastfamilie richtet sich an erwachsene Menschen mit einer geistigen, körperlichen und seelischen Behinderung, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung nicht selbstständig leben können. Diese besondere Form der Wohnbetreuung stellt eine Alternative zu stationären Wohnformen dar. In Kooperation mit der Jugendhilfeeinrichtung Petrus Damian bietet der Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn e.V. diese Wohnform des Ambulant Betreuten Wohnens für erwachsene Menschen mit Behinderung an. Gastfamilien können Ehepaare, Familien, Einzelpersonen, Geschwister oder Angehörige sein. Die Gastfamilie erhält ein angemessenes monatliches Betreuungsgeld. Die Auswahl und Begleitung des Klienten und der Gastfamilie erfolgt durch ein professionelles Familienpflegeteam – auch und vor allem in Krisenzeiten. Sandra Wamers • Redaktionsleitung s.wamers@hpz-st-laurentius.de • Impressum CWW – Teilhaben 7 Juni / 2009 • Herausgeber: Geschäftsbereich Wohnen/Heilpädagogik des Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn e.V. Geschäftsführer: Karl-Heinz Vogt Redaktion: Sandra Wamers Redaktionsteam: Schw. M. Benedicta Arndt, Schw. M. Janina Bessenich, Ute Dohmann- Bannenberg, Heribert Otto, Hermann Scholz, Andrea Spier, Anne Stalze, Anne Stratmann, Bettina Weinberg, Elisabeth Westermeier. Titelbild: Millionen Schritte sind Hermann Scholz, Mitbegründer des DJK St. Laurentius, und Bewohner Patrick Hauer im jahrelangen Training gemeinsam gelaufen. Den Staffelstab wird Patrick Hauer begleitet vom Jubel der Fans für das Team über die Ziellinie tragen. Foto: Sandra Wamers / HPZ St. Laurentius-Warburg. Druck: Schlosswerkstätten Paderborn Auflage: 2.000 Stck. Anschrift: Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn e. V. • Stiepenweg 70 • 34414 Warburg • Tel. (0 56 41) 9 30 • www.cww-paderborn.de Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung, die meist gern erteilt wird. Spendenkonto: Bank für Kirche und Caritas eG BLZ 472 603 07, Konto-Nr. 19 010 702 Die Zeitung „teilhaben am Leben“ kann auch als E-Paper unter wwww.hpz-st-laurentius.de heruntergeladen werden. 7
Seite 1 und 2: teilhaben teilhaben am Leben im Car
Seite 3 und 4: schwächere Menschen“, ergänzt s
Seite 5: Teilhaben 7 So gut schmeckt Leben l

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