Waldverband aktuell - Ausgabe 2014-03
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Wald & Frau Frauenpower im Wald<br />
Frauenpower im Wald<br />
Strahlende Kursteilnehmerinnen mit den Trainern Forstwirtschaftsmeister Franz Bernhofer<br />
(links) und Ing. Johann Höllbacher (3. von rechts).<br />
Foto (2): C. Mooslechner<br />
Mit diesem Kurs kommt das Ländliche Forstbildungsinstitut Salzburg einem lang<br />
versteckten Wunsch vieler Waldbesitzerinnen nach. Erstmals im Herbst 2013 im<br />
LFI-Kursprogramm angeboten, konnten in Salzburg aufgrund der regen Nachfrage<br />
bereits drei Kurse mit 22 Teilnehmerinnen durchgeführt werden.<br />
Dipl.-Ing. Alexander Zobl<br />
Das Feedback der Waldbesitzerinnen<br />
war so hervorragend, dass heuer neben<br />
den Grundkursen zusätzlich Aufbaukurse<br />
angeboten werden. Bereits in der Vergangenheit<br />
haben immer wieder einmal<br />
Frauen bei Durchforstungs- und Motorsägen-Schnitzkursen<br />
teilgenommen.<br />
Diese wiesen hohe Vorkenntnisse und<br />
ausgereifte technische Fertigkeiten vor.<br />
Damit ausgestattet erwarben sie sich hier<br />
in Kürze den Respekt der männlichen<br />
Kollegen im Kurs. Für viele andere Frauen<br />
war aber die Hemmschwelle vielleicht<br />
zu groß, oder es passten einfach die angebotenen<br />
Kursinhalte nicht. Der jetzige<br />
Kurs ist nur für Frauen zugänglich.<br />
Hier ist man unter „ihresgleichen“ und<br />
es schmerzt weniger, wenn die Motorsäge<br />
nicht sofort anspringt. Ziel des eintägigen<br />
Grundkurses ist das Erlernen eines<br />
sicheren Umgangs mit der Motorsäge.<br />
Dies setzt die Einhaltung der Sicherheitsstandards<br />
voraus. Aus diesem<br />
Grund werden die Frauen im ersten<br />
Kursteil mit den Sicherheitseinrichtungen<br />
und der richtigen Wartung des Arbeitsgerätes<br />
vertraut gemacht. In weiterer<br />
Folge trainierten die Teilnehmerinnen<br />
die richtige Schnitttechnik. Gerade<br />
das Erkennen von Druck- und Zugzone<br />
ist bei der Aufarbeitung von Holzstämmen<br />
eine Grundvoraussetzung für einen<br />
sicheren und reibungslosen Arbeitsablauf.<br />
Nachmittags ging es dem Schwachholz<br />
der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />
Kleßheim an den Kragen. Bei<br />
der Schwachholzernte galt der Fälltechnik<br />
höchstes Augenmerk. Neben dem<br />
Schräg- und Fällheberschnitt kam hier<br />
auch der V-Schnitt für Vorhänger zur<br />
praktischen Anwendung.<br />
Motive – oder warum das<br />
Ganze?<br />
Bauart und Gewicht der heutigen<br />
Motorsägen kommen vielen Frauen<br />
entgegen. Damit steigt natürlich die<br />
Bereitschaft selbst Hand anlegen zu<br />
wollen. Doch warum interessieren sich<br />
Frauen für die jedenfalls noch immer<br />
schwere Arbeit mit der Motorsäge?<br />
Grundsätzlich hatten alle Teilnehmerinnen<br />
eine Charaktereigenschaft<br />
gemeinsam. Sie sind ehrgeizig. Darüber<br />
hinaus steht in der Erwartungshaltung<br />
Unabhängigkeit und Selbstständigkeit<br />
an vorderer Stelle. Der einen ist<br />
es als Witwe einfach lästig wegen jedes<br />
Handgriffs, der einer Motorsäge bedarf,<br />
jemand anderen fragen zu müssen. Die<br />
andere will sich das Brennholz selbst<br />
machen können. Doch es geht nicht nur<br />
um die einfachen Tätigkeiten. Viele der<br />
Anwesenden verfolgen das Ziel, Bäume<br />
zu fällen. So wundert es nicht, dass der<br />
Aufbaukurs im kommenden Herbst auf<br />
die Starkholzfällung abzielt.<br />
Wenn man die Ausbildner frägt, wie<br />
sich denn die Damen anstellen, wird<br />
man hören: „Sie arbeiten genauer als<br />
Männer“. Wir Männer hören so etwas<br />
nicht gerne, denn wir sind ja die<br />
Wesentlich für den Erfolg des Kurses sind<br />
Trainer, die die Frauen mit ihren Zielen ernst<br />
nehmen und auf Augenhöhe agieren.<br />
Weltmeister. Doch bei nüchterner Betrachtung<br />
der Zahlen und Auswertung<br />
der Forstunfälle hätte diese Eigenschaft<br />
– unabhängig zu werten, wem diese<br />
wirklich zu Eigen ist – vielen Familien<br />
viel Kummer ersparen können.<br />
Wald & Recht Erste Hilfe<br />
Foto: FAST Ossiach<br />
Spezialschulung „Ersthelfer<br />
Outdoor Forst“<br />
Waldarbeit ist eine gefährliche Tätigkeit. Im Ernstfall ist jeder zur Erste-Hilfe-Leistung<br />
verpflichtet. Die Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach veranstaltet Erste Hilfekurse<br />
für alle, die im Wald oder im freien Gelände arbeiten.<br />
Mehrere schwere Unfälle bei Holzerntetätigkeiten<br />
werden wöchentlich<br />
bekannt. Jene Fälle, in denen Erste Hilfe<br />
geleistet werden muss, sind aber um ein<br />
vielfaches höher. „Jeder kann Erste Hilfe<br />
leisten!“ Aber traut es sich im Ernstfall<br />
auch jeder zu, lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />
zu setzen? Der „Ersthelferkurs<br />
Outdoor Forst“ zielt ganz speziell<br />
auf die praktische Versorgung von Verletzten/Verwundeten/Erkrankten<br />
bei der<br />
Waldarbeit bzw. im schwierigen Terrain<br />
ab. Dabei werden unterschiedliche Situationen<br />
in Echtzeit und unter praktischen<br />
Bedingungen im Gelände geübt.<br />
Erste Hilfe – denkbar einfach<br />
Die Aufgabe des Ersthelfers besteht<br />
darin, einen Notruf abzusetzen und den<br />
Verletzten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte<br />
zu betreuen. Je schwerer die<br />
Verletzung, desto wichtiger ist eine rasche<br />
Umsetzung der Erste-Hilfe-Maßnahmen.<br />
Bei der Rettung aus der Gefahrenzone<br />
ist immer auf den Selbstschutz<br />
zu achten. Erste Hilfe kann nur dann effizient<br />
sein, wenn keine weitere Person,<br />
einschließlich des Ersthelfers, verletzt<br />
wird.<br />
Das Absetzen des Notrufes ist das Mindeste,<br />
was ein Ersthelfer tun muss. Um<br />
Verwirrungen zu vermeiden, bietet sich<br />
der Euro-Notruf 112 an. Diese Notrufnummer<br />
wird von Mobiltelefonen technisch<br />
bevorzugt. Die Notrufzentrale ist<br />
auf die Aussagen des Ersthelfers angewiesen.<br />
Je präziser die Beschreibung der<br />
Unfallsituation, umso schneller und effektiver<br />
kann geholfen werden.<br />
Vorteile Euro-Notruf 112<br />
• keine Sim-Karte notwendig, funktioniert<br />
auch ohne Betreiber<br />
• überspringt die Tastensperre – 112<br />
aktiviert das Mobiltelefon<br />
• der Notruf 112 wird bevorzugt behandelt<br />
– absolute Priorität<br />
• automatische Ortung des Mobiltelefons<br />
– die Unfallstelle wird koordinatenmäßig<br />
erfasst<br />
• funktioniert in ganz Europa – in allen<br />
Sprachen<br />
Besonders im freien Gelände oder im<br />
Wald ist es schwierig, die genaue Lage<br />
des Standortes zu ermitteln. Allein aus<br />
diesem Grund ist bei Unfällen im Wald<br />
der Euro-Notruf 112 von enormen Vorteil.<br />
In Österreich gelangt man mit dem<br />
Euro-Notruf 112 zur nächsten Polizeiinspektion.<br />
Von dort werden die weiteren<br />
Rettungsmaßnahmen in die Wege<br />
geleitet.<br />
Vorkehrungen treffen<br />
Erste Hilfe Material ist stets in ausreichender<br />
Menge vor Ort bereit zu halten.<br />
Einen Druckverband sollte jede Person<br />
am Körper tragen. Im Fahrzeug muss ohnehin<br />
ein Erste Hilfe Paket mitgeführt<br />
werden. Der Empfang für Mobiltelefone<br />
sollte vor Arbeitsbeginn geprüft werden.<br />
Markante Örtlichkeiten sind namentlich<br />
zu benennen. Natürlich muss auch die<br />
Anfahrtsroute zum Unfallort eindeutig<br />
beschrieben sein. Absperrschranken von<br />
Forststraßen stellen für die Rettungskräfte<br />
oft ein unüberwindbares Hindernis<br />
dar. Es sollte bekannt sein, wer im Ernstfall<br />
Schranken öffnen kann. Geländekoordinaten<br />
für einen Hubschraubereinsatz<br />
erleichtern die Rettungsaktion<br />
ebenfalls.<br />
Kurse ab zwölf Teilnehmern<br />
Die Umsetzung eines 16-stündigen<br />
Ersthelferkurses unterliegt strengen Regeln<br />
und Vorschriften und erfolgt in Kooperation<br />
mit dem Kärntner Samariterbund.<br />
Organisatorisch und fachlich wird<br />
das Gesamtprojekt von der Sozialversicherungsanstalt<br />
der Bauern begleitet. Ab<br />
einer Teilnehmerzahl von zwölf Personen<br />
ist die Veranstaltung eines Kurses jederzeit<br />
möglich.<br />
Kontakt<br />
Dieter Seebacher<br />
Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach<br />
des BFW<br />
dieter.seebacher@bfw.gv.at<br />
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