Waldverband aktuell - Ausgabe 2014-03
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<strong>Waldverband</strong> Steiermark Holzmarktbericht<br />
Empfehlung<br />
Schadholzaufarbeitung hat höchste Priorität, Einzelwürfe sind oft Ausgangspunkte für<br />
eine Massenvermehrung.<br />
Foto: Klaus Friedl<br />
Volle Lager<br />
zur Jahresmitte<br />
Die Schadholzaufarbeitung wird durchgeführt. Die Industrie ist bestens mit<br />
Holz versorgt. Die Abfuhr des Rundholzes aus dem Wald stockt. Die Holzpreise<br />
sind gesunken.<br />
• Bestände auf Windwürfe kontrollieren<br />
und Schadholz aufarbeiten.<br />
• Geplante Durchforstungen in die<br />
Wintermonate verschieben.<br />
• Käfersituation im Auge behalten,<br />
befallenes Holz aufarbeiten und<br />
abfrachten.<br />
• Auf die Zahlungssicherheit der Abnehmer<br />
und die vertragliche Absicherung<br />
des Holzgeschäftes achten.<br />
Kontakt<br />
Dipl.-Ing. Klaus Friedl<br />
Forstabteilung der LK Steiermark<br />
E-Mail: klaus.friedl@lk-stmk.at<br />
<strong>Waldverband</strong> Österreich zu Besuch bei Minister Rupprechter - v.l.n.r.: Obm.-Stv. Franz<br />
Kepplinger, Obm.-Stv. Paul Lang, Minister Andrä Rupprechter, Obm. Ök.-Rat Rudolf Rosenstatter. Foto: BMLFUW<br />
Im Gespräch mit<br />
Minister Rupprechter<br />
Andrä Rupprechter wurde am 31. Mai 1961 in Brandenberg, Tirol geboren. Er gilt als Experte<br />
für landwirtschaftliche Belange und war im Agrarbereich sowohl auf nationaler als auch<br />
auf europäischer Ebene langjährig in leitenden Positionen tätig, ehe er im Dezember 2013<br />
das Amt des Bundesministers für Land-, Forst-, Umwelt und Wasserwirtschaft übernahm.<br />
Ök.-Rat RUDOLF ROSENSTATTER<br />
Obmann <strong>Waldverband</strong> Österreich<br />
Liebe<br />
Waldbesitzerinnen<br />
und Waldbesitzer<br />
Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung erfordert insbesondere<br />
in Zusammenhang mit den Herausforderungen,<br />
wie der Anpassung an den Klimawandel oder<br />
dem Schutz vor Naturgefahren und der Erfüllung<br />
aller Waldwirkungen, eine hohe forstfachliche Qualifikation.<br />
Waldbauliche Maßnahmen zur Schaffung<br />
klimastabiler und werthaltiger Bestände, die nachfolgenden<br />
Generationen nachhaltiges Einkommen<br />
ermöglichen, erfordern hohe Qualität.<br />
Dipl.-Ing. Klaus Friedl<br />
Die Verhandlungen mit der Sägeindustrie<br />
brachten für das dritte Quartal Preisrückgänge<br />
von zwei bis drei Euro für<br />
Sägerundholz.<br />
Vorangegangene Werkschließungen<br />
hatten massiven Einfluß auf den Abtransport<br />
des Holzes aus dem Wald.<br />
Beim Sägerundholz stellte die Kiefer die<br />
größte Herausforderung in der Vermarktung<br />
dar. Die ersten beiden Juniwochen<br />
waren von Kontingentierungen und Zufuhrsperren<br />
seitens der Abnehmerwerke<br />
gekennzeichnet. Seit etwa Mitte Juni<br />
funktioniert der Abtransport des Sägerundholzes<br />
im Großen und Ganzen recht<br />
gut. Trotz kontingentierter Zufuhr zu<br />
den Abnehmern, kommt es immer wieder<br />
zu tageweisen Zufuhrsperren, die in<br />
Folge der Planung oder der Kommunikation<br />
enorme Wartezeiten bei den „Ausweichswerken“<br />
mit sich bringen. Hier<br />
besteht enormes Potenzial für die Logistiksysteme<br />
und Kommunikationszentren<br />
entlang der Wertschöpfungskette Holz.<br />
Durchforstungseingriffe, die lediglich<br />
die Energie- und Industrieholzsortimente<br />
auf den Markt bringen, werden<br />
zurzeit tunlichst vermieden.<br />
Durch den milden vergangenen Winter,<br />
Schließung einzelner Industriestandorte<br />
sowie durch Stillstände in<br />
Werken der Energie- sowie auch der<br />
Zellstofferzeugung besteht ein hohes<br />
Angebot am Koppelprodukt Industrieholz.<br />
Zusätzlich angeheizt wird die Situation<br />
durch Holzimporte aus den Windund<br />
Schneeschadensgebieten der Slowakei<br />
und Sloweniens.<br />
Das hohe Produktionsniveau der Sägeindustrie<br />
ist durch den damit hohen Anfall<br />
von Sägerestholz und dessen Einsatz<br />
in der Papier- und Zellstoffindustrie<br />
mitverantwortlich, dass sich nennenswerte<br />
Industrieholz- Waldlager aufgebaut<br />
haben. Ein verstärkter Rundholzeinsatz<br />
bei der Zellstofferzeugung würde<br />
durch den Rückstau bei Sägerestholz<br />
wiederum Hemmnisse beim Abtransport<br />
der Sägesortimente aus dem Wald<br />
bedeuten.<br />
Neben der Anlage von zusätzlichen<br />
industrieseitigen Pufferlagern ist eine<br />
gute, branchenübergreifende Zusammenarbeit<br />
mit einer offenen Kommunikation<br />
ein Muss, um den kurzfristigen<br />
Holzüberschuss abzubauen.<br />
Die eigens eingerichtete „Task Force<br />
–Industrieholz“ mit Vertretern der Papier<br />
und Zellstoffindustrie, der Landwirtschaftskammer,<br />
sowie Partnern<br />
aus dem organisierten Kleinwald und<br />
Vertretern der Forstbetriebe arbeiten<br />
intensiv an der Bewältigung dieser<br />
Herausforderung.<br />
In dieser Situation ist vor allem das<br />
Forstschutzrisiko im Auge zu behalten.<br />
Zwar ist das Potenzial für eine Borkenkäfer<br />
– Massenvermehrung im Moment<br />
gering, dennoch heißt es hier Achtung!<br />
Aus dem Vorjahr besteht eine erhöhte<br />
Käferpopulation, und die Einzelwürfe<br />
vom Sturmtief Yvette von Mitte Mai bieten<br />
„hervorragendes“ Brutmaterial.<br />
Derzeit empfiehlt es sich, bis zur Entspannung<br />
der momentanen Überversorgung<br />
die Ernteaktivitäten auf die<br />
Schadholzaufarbeitung zu konzentrieren,<br />
um den Markt nicht weiter zu<br />
beanspruchen.<br />
Als Sohn einer Bauernfamilie sind<br />
Sie seit Ihrer Kindheit in der Landund<br />
Forstwirtschaft aktiv. Wie beurteilen<br />
Sie den Stellenwert der<br />
Forstwirtschaft heute im Gegensatz<br />
zu damals und wie ist Ihr Bezug<br />
zu forstlichen Zusammenschlüssen<br />
bzw. zu den Waldverbänden in<br />
Österreich?<br />
Rupprechter Die Forstwirtschaft<br />
hat einen enormen Stellenwert in Österreich,<br />
das belegen nicht nur die jährlich<br />
positiven Zahlen zum Exportüberschuss,<br />
sondern auch jene der in diesem<br />
Sektor Beschäftigten. Die Bedeutung<br />
der Forst- und Holzwirtschaft ist vor allem<br />
im ländlichen Raum sehr hoch und<br />
trägt immens zur Stärkung und Sicherung<br />
dieser Regionen bei. Das ist unter<br />
anderem auch den forstlichen Zusammenschlüssen<br />
und Waldverbänden zu<br />
verdanken, die die Waldbesitzer bei der<br />
Bewirtschaftung, Ernte und Vermarktung<br />
des Holzes sowie in der Beratung<br />
und Ausbildung unterstützen. Gerade<br />
im bäuerlichen Kleinwald konnte durch<br />
bestimmte Förderungsanreize und die<br />
Unterstützung der Waldverbände und<br />
Landwirtschaftskammern der jährliche<br />
Holzeinschlag erhöht und eine verstärkte<br />
Nutzung der Durchforstungsreserven<br />
erreicht werden.<br />
Herr Minister, das erste Ihrer Mission<br />
Statements auf Ihrer Internetseite<br />
lautet: „Ein lebenswertes<br />
Österreich braucht sichere<br />
Lebensgrundlagen“.<br />
Für unsere Waldbesitzerinnen und<br />
Waldbesitzer ist die Waldbewirtschaftung<br />
Teil ihrer Lebensgrundlage.<br />
Wie beurteilen Sie die Forderungen<br />
der Europäischen Kommission<br />
nach einer umfangreichen<br />
Ausweitung von Natura-2000 Flächen<br />
sowie jene von Umweltorganisationen<br />
nach großflächigen<br />
Wildnisgebieten in diesem Zusammenhang?<br />
Welchen Handlungsbedarf<br />
sehen Sie in dem Bereich der<br />
Sicherstellung einer flächendeckenden<br />
Waldbewirtschaftung in<br />
Österreich?<br />
Die bäuerliche Waldbewirtschaftung wird auf einem<br />
sehr hohen fachlichen Niveau betrieben. Die Ausbildung<br />
in den land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen<br />
legt dazu den Grundstein. Das nachgeordnete<br />
Kurswesen bringt Spezialwissen in die Betriebe<br />
und gewährleistet, dass neue Erkenntnisse rasch<br />
umgesetzt werden.<br />
Es ist erfreulich zu sehen, mit welchem Engagement<br />
sowohl die Schüler als auch das Lehrpersonal bei<br />
der Sache sind. An dieser Stelle sei allen gedankt,<br />
die mit Herz und Verstand in der forstlichen Ausbildung<br />
tätig sind und für eine laufende Anpassung der<br />
Lehrinhalte sorgen. Gedankt sei auch all jenen, die<br />
sich Zeit für Weiterbildung nehmen.<br />
Ich wünsche viel Freude beim Lesen und weiterhin<br />
viel Erfolg bei der Waldarbeit.<br />
Beste Grüße<br />
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