12.08.2016 Aufrufe

KDA-BuB-2013

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Thema<br />

hohem Maße über individuelle (materielle)<br />

Lebenschancen und ein selbstbestimmtes<br />

Leben. 4 Aber trotz dieser – aus bildungspolitischer<br />

Perspektive durchaus bedenklichen<br />

– ökonomisch-funktionalen<br />

Auf wer tung von Bildung, stagnieren die<br />

deutschen Bildungsausgaben vor dem<br />

Hinter grund entsprechender wirtschaftsund<br />

fiskalpolitischer Entschei dun gen auf<br />

international niedrigem Niveau.<br />

machtungs tendenzen ist mithin ein theoretisches<br />

Modell, das in der Realität nur<br />

auf den wenigsten Märkten existiert.<br />

Zwar haben auch hier die deutschen<br />

Ordoliberalen einen interessanten Beitrag<br />

zur Wettbewerbstheorie geleistet, indem<br />

sie schon seit den 1930er Jahren auf die<br />

Notwendigkeit einer staatlichen Organi sation<br />

der Wettbewerbsordnung hingewiesen<br />

haben. Aber ihr Ideal einer machtfreien<br />

Marktwirtschaft hat sich zunehmend als<br />

rein idealistisches Prinzip erwiesen. 5 Über<br />

eine Monopol- und Kartellkontrolle hin aus,<br />

die zudem durch die forcierte Internatio nalisierung<br />

der Ökonomie ausgehebelt wird,<br />

ist wenig erreicht worden. Heute ist – nicht<br />

zuletzt aufgrund des hohen Kapi tal be darfs<br />

und der globalisierten Wirtschaft – das<br />

enge Oligopol die beherrschende Marktform,<br />

bei der vielen Nachfragern nur weni ge<br />

große Unternehmen als Anbieter auf großräumigen<br />

Märkten gegenüberstehen.<br />

Ökonomische Macht wird<br />

zur politischen Macht<br />

Schließlich ist das Verhältnis von Poli tik<br />

und Ökonomie seit Langem ein Thema<br />

in der Wirtschaftswissenschaft. Schon in<br />

der Weimarer Republik wurde über die<br />

Macht der Interessengruppen diskutiert.<br />

Aber die Größe der heutigen Unterneh men,<br />

vor allem der transnationalen Kon zer ne<br />

mit ihren modernen Kommunikationsund<br />

Unternehmensstrukturen haben eine<br />

neue Qualität wirtschaftlicher Machtausübung<br />

auf die Politik hervorgebracht.<br />

Zu Recht wird seit einiger Zeit über die<br />

wachsende Bedeutung der Medien hinaus<br />

von einer fünften Gewalt des Lobbyismus<br />

gesprochen, die durch ihre Wirkungsmächtigkeit<br />

die Fundamente der Demokratie<br />

untergräbt. 6<br />

Historische Kontinuität:<br />

Innerbetriebliche ökonomische Macht<br />

Als letzten Aspekt sollten wir auch im Zeitalter<br />

des hochentwickelten Individualis mus<br />

die betrieblichen Machtverhältnisse nicht<br />

ausklammern. Zwar betont das liberale<br />

Credo seit jeher, nochmals verstärkt im<br />

ideolo gischen Gebäude des Neolibe ra lismus,<br />

die hohe Bedeutung der Ver tragsfreiheit<br />

als gewissermaßen wirtschaftliche<br />

Seite des persönlichen Freiheitsideals.<br />

Aber allen zeitgeistgemäßen Freiheitsbekundungen<br />

zum Trotz besteht zwischen<br />

Unternehmern und Beschäftigten bis<br />

THEMENHEFT: Reichtum, du wirst ein Segen sein<br />

Macht im Markt:<br />

Regel, nicht Ausnahme<br />

Dagegen gehört die strukturelle Seite<br />

ökonomischer Macht seit Beginn der modernen<br />

Wirtschaftstheorie durchaus zum<br />

Analysebereich der Wirtschaftswissenschaft.<br />

Seit Adam Smith gilt die optimistische<br />

Annahme, dass die dezentrale<br />

Struktur einer Marktwirtschaft die Macht<br />

der Akteure gewissermaßen automatisch<br />

begrenzt. Damit dies funktionieren kann,<br />

bedarf es allerdings einer ethisch fundierten<br />

Selbstbeschränkung der Markt akteure<br />

und vor allen Dingen eines vollständigen<br />

Wettbewerbs, der die Macht der Einzelnen<br />

beschränkt. Beide Voraus setzungen<br />

haben sich in der Realität hingegen nicht<br />

bestätigt. Überbordender Egoismus, Maßlosigkeit<br />

und eine sich selbst verstärken de<br />

Gier sind weitverbreitete ‚Tugenden‘ vieler<br />

Marktakteure geworden. Vollständiger<br />

Wettbewerb mit seinen vermeintlichen Entdem<br />

Lande und erntete in jenem Jahre hundertfältig; denn der HERR segnete ihn. 13 Und er wurde ein<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!