Kinder psychisch kranker Eltern Lebenslagen ... - Netz und Boden
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überängstlich. Hierdurch kommt es zu dem Verlust der Selbstverständlichkeit im<br />
Umgang mit dem anderen. Allgegenwärtig ist die Ungewißheit des Ausgangs <strong>und</strong><br />
des Verlaufs der Erkrankung.<br />
Die Ungewißheit des Verlaufs <strong>und</strong> des Ausgangs<br />
Psychische Erkrankungen unterliegen Schwankungen. Es gibt Phasen, wo Ange-<br />
hörige stützend eingreifen müssen, weil der erkrankte Familienangehörige nicht in<br />
der Lage ist für sich selbst zu sorgen, <strong>und</strong> Phasen in denen eher Zurückhaltung<br />
angezeigt ist. Angehörige kommen in ein Wechselbad der Gefühle, da Fortschritte<br />
in der Genesung unberechenbar <strong>und</strong> unregelmäßig von Rückschlägen durch-<br />
brochen werden können.<br />
Waren die bisherigen Auswirkungen gleichermaßen gültig für die <strong>Eltern</strong>- als auch<br />
die <strong>Kinder</strong>sicht beziehen sich die folgenden eher auf die Lebenslage von <strong>Eltern</strong><br />
<strong>psychisch</strong> Kranker. Sie haben aber durchaus ihre Berechtigung in diesem Zusam-<br />
menhang, da mit ihnen aufgezeigt werden kann, wie weitreichend eine <strong>psychisch</strong>e<br />
Erkrankung in das Leben von Angehörigen eingreifen kann.<br />
Die Veränderung der eigenen Biographie<br />
Ist ein Kind <strong>psychisch</strong> erkrankt, so hat dies für die <strong>Eltern</strong> eine einschneidende<br />
Veränderung im Lebenslauf zur Folge. <strong>Kinder</strong> werden aufgezogen, um sie<br />
irgendwann in das eigene Leben entlassen zu können. Die Verantwortung für den<br />
weiteren Lebensweg wird an sie abgegeben. Bei <strong>psychisch</strong> kranken <strong>Kinder</strong>n ist<br />
dies anders. Die Biographie der <strong>Eltern</strong> verändert sich. Die Abnabelung des kran-<br />
ken Kindes wird krankheitsbedingt erschwert <strong>und</strong> hinausgezögert. Oft findet sie<br />
nicht statt. So bleiben auch erwachsene <strong>Kinder</strong> im Mittelpunkt des elterlichen<br />
Lebens.<br />
Finzens Erkenntnisse lassen sich hier aber auch auf die Situation von <strong>Kinder</strong>n<br />
<strong>psychisch</strong> <strong>kranker</strong> <strong>Eltern</strong> anwenden. Ist es bei <strong>Eltern</strong> <strong>psychisch</strong> <strong>kranker</strong> <strong>Kinder</strong> die<br />
späte Abnabelung der <strong>Kinder</strong>, so ist es bei <strong>psychisch</strong> kranken <strong>Eltern</strong> die zu frühe<br />
Verantwortung für die <strong>Kinder</strong>. Auf diesen Sachverhalt wird im folgenden noch<br />
näher eingegangen werden.<br />
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