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Kinder psychisch kranker Eltern Lebenslagen ... - Netz und Boden

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Vaters gegeben. Nach Besserung des Krankheitszustands der Mutter wurden beide<br />

wieder gemeinsam aufgenommen. Am Anfang benötigte die Mutter viel Hilfe<br />

durch Personal <strong>und</strong> Ehemann, weil Frau S. sehr unsicher <strong>und</strong> in der Säuglings-<br />

pflege überfordert war. Die Überzeugung, alle anderen kämen mit J. besser zu-<br />

recht, bestärkte sie in diesen Gefühlen. Durch Anleitung lernte sie, besser mit ihm<br />

umzugehen. Jedoch war die Kommunikation zwischen Mutter <strong>und</strong> Tochter ohne<br />

innere Anteilnahme.<br />

Creer <strong>und</strong> Wing (1977: 123) haben in ihrer Studie festgestellt, daß Schizophrene<br />

oft ihren elterlichen Verpflichtungen nicht adäquat nachkommen (vier von elf).<br />

Dies kann unterschiedliche Formen annehmen. In ihren Ausführungen beziehen<br />

sie sich u.a. auf einen Vater, der ihnen berichtet, wie sein kleiner Sohn mit dem<br />

brennenden Ölofen spielte während seine schizophrene Ehefrau daneben saß <strong>und</strong><br />

in die Luft starrte.<br />

Es wurde auch festgestellt, daß Patienten sich gegenüber ihren <strong>Kinder</strong>n gereizt<br />

<strong>und</strong> ungeduldig zeigten.<br />

3.2.3 Persönlichkeitsstörung<br />

Eine Borderline-Störung bedingt häufige Wechsel zwischen verschiedenen, oft<br />

gegensätzlich affektiv getönten Umgangsweisen. So kann sich ein positiv zuge-<br />

wandtes Interaktionsverhalten mit plötzlicher Abwendung oder ungeduldig ableh-<br />

nendem Umgang scheinbar unmotiviert abwechseln. Nach Deneke erscheinen<br />

<strong>Kinder</strong> solch gestörter <strong>Eltern</strong> oft als besonders wachsam <strong>und</strong> einfühlsam auf die<br />

Mutter eingestellt. Doch zeigen sie sich in schweren Fällen ängstlich, zurückge-<br />

zogen oder aggressiv (Deneke in Romeike 1999: 153f).<br />

Der Bericht einer Patientin mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung in<br />

Brandes (2001: 150) gibt einen anschaulichen Einblick in ihrer Gefühlswelt <strong>und</strong><br />

ihrer Einstellung zu ihrem Kind.<br />

„Ich bin ein Gefühlsmensch. Leider reagiere ich auf Gefühle meist sofort<br />

<strong>und</strong> intensiv <strong>und</strong> brauche lange bis mich wieder beruhige. Ich habe auch<br />

die Erfahrung gemacht, dass es entweder sehr gute oder sehr böse Menschen<br />

gibt <strong>und</strong> dass ich wegen meinem Bedürfnis nach Zuwendung <strong>und</strong><br />

Liebe schnell ausgenutzt werden kann. Deshalb ist es für mich schwierig<br />

zu vertrauen. Mein Kind ist das einzig Gute <strong>und</strong> Schöne an mir, was mir<br />

das Leben überhaupt einigermaßen wertvoll erscheinen lässt. Mein Kind<br />

ist ein Teil von mir. Einmischung von außen kann ich kaum ertragen, er-<br />

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