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Unerfüllter Kinderwunsch – aus genetischer Sicht - Endokrinologikum

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<strong>Unerfüllter</strong> <strong>Kinderwunsch</strong><br />

<strong>–</strong> <strong>aus</strong> <strong>genetischer</strong> <strong>Sicht</strong><br />

Information<br />

Einführung<br />

In Deutschland ist etwa jedes 6. Paar ungewollt kinderlos.<br />

Die Ursachen der sogenannten Infertilität sind vielfältig.<br />

Dabei sind Männer und Frauen etwa gleich häufig<br />

betroffen. Genetische Veränderungen können in beiden<br />

Geschlechtern eine Unfruchtbarkeit bedingen.<br />

Welche genetischen Ursachen gibt es?<br />

Genetische Veränderungen betreffen meist entweder:<br />

• die Chromosomen (Träger der Erbinformation) selbst<br />

(dabei unterscheidet man zwischen Abweichungen<br />

der Chromosomenzahl und der Chromosomenstruktur)<br />

oder<br />

• die darauf gespeicherten Gene<br />

Veränderungen der Chromosomenzahl<br />

Die Veränderungen der Chromosomenzahl betreffen bei<br />

der Fragestellung unerfüllter <strong>Kinderwunsch</strong> fast <strong>aus</strong>schließlich<br />

die Geschlechtschromosomen X und Y. Bei<br />

der Frau findet sich z.B. das Fehlen eines X-Chromosoms<br />

(Turner-Syndrom), beim Mann das Vorhandensein eines<br />

zusätzlichen X-Chromosoms (Klinefelter-Syndrom). Wenn<br />

diese Veränderung in allen Zellen vorliegt, ist sie wegen<br />

der dadurch verursachten Symptome in der Regel schon<br />

seit der Kindheit bekannt. Nicht selten liegt ein Mosaikstatus<br />

vor, bei dem nicht alle Zellen des Körpers betroffen<br />

sind. Einziges Symptom kann hier die Unfruchtbarkeit<br />

sein.<br />

Veränderungen der Chromosomenstruktur<br />

Die Veränderungen der Chromosomenstruktur sind bei<br />

gesunden Patienten mit unerfülltem <strong>Kinderwunsch</strong> in der<br />

Regel balanciert. Ein Beispiel ist der Aust<strong>aus</strong>ch von chromosomalem<br />

Material zwischen zwei Chromosomen, ohne<br />

dass dabei etwas fehlt (balancierte Translokation). Hier<br />

besteht ein erhöhtes Risiko, dass der Chromosomensatz<br />

der Keimzellen (Eizellen und Spermien) unbalanciert, also<br />

unvollständig ist. Bei unvollständigem Chromosomensatz<br />

ist die Befruchtung und die Einnistung erschwert. Das Risiko<br />

für Fehlgeburten ist erhöht. Selten wird ein behindertes<br />

Kind geboren. Ein derartiger Aust<strong>aus</strong>ch zwischen<br />

Chromosomen wird bei Paaren mit unerfülltem <strong>Kinderwunsch</strong><br />

mit 1:25 Individuen 10mal häufiger vorgefunden<br />

als in der Normalbevölkerung (1:250).<br />

Veränderungen auf Gen-Ebene<br />

Die Veränderungen auf Gen-Ebene betreffen bei unerfülltem<br />

<strong>Kinderwunsch</strong> meistens den Mann. Der Verdacht besteht<br />

hier bei einer stark verminderten Anzahl von Spermien<br />

(1 - 5 Mio./ml Ejakulat).<br />

Ursachen können sein:<br />

• Mutationen im CFTR-Gen<br />

oder<br />

• Verluste der sogenannten Azoospermiefaktor-Region<br />

(AZF-Region) auf dem Y-Chromosom<br />

Bestimmte Mutationen im CFTR-Gen führen zu einem<br />

Verschluss der Samenleiter. Die Samenzellen werden hier<br />

normal produziert, gelangen jedoch nicht in das Ejakulat.<br />

Eine Schwangerschaft kann auf künstlichem Wege erzielt<br />

werden, nachdem Spermien operativ <strong>aus</strong> dem Hoden<br />

entnommen wurden. Bei Nachweis einer CFTR-Genmutation<br />

sollte eine Untersuchung der Partnerin angeboten<br />

werden, da ein erhöhtes Risiko für eine Mukoviszidose<br />

bei Nachkommen bestehen kann. Eine zweite genetische<br />

Veränderung, die zu einer verminderten Samenzellkonzentration<br />

führt, ist ein Verlust bestimmter Abschnitte des<br />

Y-Chromosoms. Betroffen ist die sogenannte Azoospermiefaktor-Region<br />

(AZF-Region), die unter anderem für die<br />

Produktion von Samenzellen wichtig ist.


Genetische Diagnostik im Vorfeld einer<br />

<strong>Kinderwunsch</strong>behandlung<br />

Wir empfehlen zur Basisdiagnostik immer die Durchführung<br />

einer Chromosomenanalyse bei beiden Partnern.<br />

Hierfür werden 10 ml Heparin-Blut benötigt. Bei stark eingeschränktem<br />

Spermiogramm sollte eine Untersuchung<br />

zum Ausschluss der häufigsten Mutationen im CFTR-Gen<br />

und der AZF-Deletionen angeboten werden. Die Untersuchungen<br />

erfolgen an 10 ml EDTA-Blut. Die Proben<br />

können ungekühlt versendet werden. Eine Einwilligungserklärung<br />

nach Gendiagnostik-Gesetz muss vorliegen.<br />

Ein entsprechendes Formular ist unter www.genteQ.de<br />

im Download-Bereich hinterlegt.<br />

Genetische Beratung<br />

Entsprechend Gendiagnostik-Gesetz sollte den Patienten<br />

vor und nach der genetischen Untersuchung eine<br />

genetische Beratung angeboten werden. Die Beratung<br />

bei unerfülltem <strong>Kinderwunsch</strong> darf in der Regel jeder Arzt<br />

durchführen. Bei Wunsch steht unsere humangenetische<br />

Sprechstunde Ihnen gerne zur Verfügung. Nach Erhalt<br />

eines auffälligen genetischen Untersuchungsergebnisses<br />

sollte die Bedeutung des Befundes für den <strong>Kinderwunsch</strong><br />

sowie für Nachkommen und weitere Familienmitglieder<br />

besprochen werden.<br />

Eine humangenetische Beratung finden Sie an folgenden<br />

Standorten:<br />

Berlin, Telefon 030-20 91 56-2290<br />

Frankfurt, Telefon 069-69 59 79-0 oder -2451<br />

Göttingen, Telefon 0551-63 37 46-0<br />

Hamburg, Telefon 040-47 19 64 92 oder 0800-444 36 38<br />

Hannover, Telefon 0511-21 55 58-2000<br />

Einen Patientenflyer können Sie für Ihre Praxis bei uns<br />

anfordern.<br />

Laboradresse<br />

MVZ genteQ GmbH<br />

Zentrum für Humangenetik<br />

Falkenried 88<br />

20251 Hamburg<br />

Telefon 040-47 19 64 70<br />

Telefax 040-47 19 64 72<br />

info@genteQ.de<br />

© MVZ genteQ, 07/2012<br />

Polkörperdiagnostik<br />

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite unter www.genteQ.de<br />

Sollte eine künstliche Befruchtung mit Entnahme von<br />

Eizellen und Befruchtung im Reagenzglas (IVF oder IVF/<br />

ICSI) geplant sein, so können die Eizellen in Hinblick auf<br />

Chromosomenfehlverteilungen untersucht werden. Dies<br />

erfolgt indirekt über die Untersuchung der Polkörper mittels<br />

FISH-Analyse oder Array-CGH-Untersuchung (Polkörperdiagnostik).<br />

Die Untersuchung dient der Auswahl<br />

derjenigen Eizellen, die keine Chromosomenfehlverteilungen<br />

aufweisen und damit die beste Chance auf eine<br />

<strong>aus</strong>getragene Schwangerschaft ohne Abortereignis gewähren.<br />

Für eine detaillierte Aufklärung in Hinblick auf die Polkörperdiagnostik<br />

empfehlen wir ein persönliches Beratungsgespräch.

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